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Die
Erfindung betrifft den Nachweis von Genen, die an den molekularen
Wegen der Tumorsuppression beteiligt sind, und die Verwendung der
so nachgewiesenen Gene für
die Behandlung von bestimmten genetisch bedingten Dysfunktionen,
insbesondere Krebserkrankungen.
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Die
Erfindung wurde durch die Isolierung von cDNAs, welche während des
durch das Suppressorgen p53 induzierten Apoptoseprozesses exprimierten
oder reprimierten mRNAs entsprechen, möglich gemacht.
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Eine
globale Analyse der molekularen Ereignisse, welche im Verlauf des
Zellzyklus während
der Zellentwicklung und der zellulären Apoptose stattfinden, ist
erforderlich, um die Bedeutung des Gens p53 in dem Prozess der Tumorsuppression
oder, im Gegensatz dazu, der Kanzerisierung besser zu verstehen.
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Die
Transformation einer normalen Zelle zu einer Tumorzelle ist ein
Prozess, der in mehreren Schritten abläuft und der eine Abfolge von
molekularen Ereignissen erfordert. Auf physiologischer Ebene kommen
diese Ereignisse in einer Unabhängigkeit
der Tumorzelle gegenüber äußeren Signalen
wie auch in einer internen Deregulation, welche zu einer unkontrollierten
Vermehrung führt,
zum Ausdruck.
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Für diese
sogenannte "maligne" Transformation sind
zwei Gruppen von Genen verantwortlich, einerseits die Onkogene,
andererseits die Suppressorgene oder Anti-Onkogene. Die Onkogene
induzieren aufgrund ihrer Deregulation bei Krebs (welcher zumeist
aus einer Mutation oder einer Translokation resultiert) ein positives
Signal, welches die neoplastische Vermehrung begünstigen wird. Im Gegensatz
dazu werden die Suppressorgene beispielsweise aufgrund von deren
Deletion, des Fehlens von deren Expression durch Mutation des Promotors
oder ferner von Mutationen, die die Struktur und die Funktion des
Proteins modifizieren werden, bei Krebs nicht in der Lage sein,
das Signal zu liefern, welches normalerweise diese abnormale Vermehrung
bremsen müsste.
Folglich trägt
die Dysfunktion der Suppressorgene zu der neoplastischen Transformation
bei.
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Der
Gegenstand der Erfindung ist die Isolierung von Genen, welche normalerweise
eine Wirkung bei der Tumorsuppression aufweisen und denen es dann
möglich
sein wird, zu überleben
und die etwaigen Dysfunktionen zu behandeln.
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Die
Isolierung dieser Gene erlaubt insbesondere, auf eine Gentherapie,
welche in einer Ersetzung besteht, oder ebenso auf die Synthese
von pharmakologischen, proteinartigen oder nicht-proteinartigen Mitteln, die direkt oder
indirekt durch ihre Wirkung auf die Promotoren die Aktivierung und
die Expression dieser Gene induzieren werden, oder ferner die Synthese
von pharmakologischen Mitteln, die erlauben werden, die physiologische
Wirkung dieser Suppressorgene nachzuahmen, zurückzugreifen.
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Das
Endziel besteht darin, entweder das Tumorwachstum zu inhibieren
oder, noch besser, den Apoptoseprozess dieser Tumorzellen zu induzieren,
d.h. die Tumorzellen dazu zu bringen, "Selbstmord zu begehen".
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Die
Erfindung betrifft den Nachweis von Genen, die an dieser Apoptose
beteiligt sind. Tatsächlich
weist jede Zelle in sich ein physiologisches Todesprogramm auf.
Es handelt sich gleichfalls um einen physiologischen Prozess, der
an der Entwicklung beteiligt ist, um die Homöostase des Körpers aufrechtzuerhalten
und nicht abnormale zelluläre
Proliferationen sich etablieren zu lassen, selbst wenn sie im übrigen keinen
bösartigen
Charakter haben.
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Eines
der bedeutendsten Suppressorgene, die an der Apoptose beteiligt
sind, ist das Gen p53. In seiner normalen Funktion kontrolliert
dieses Gen die Zellvermehrung und den Apoptoseprozess; insbesondere
ist es dieses Gen, welches die Zellvermehrung blockiert und das
den Apoptoseprozess induzieren muss, um die Entwicklung einer Krebserkrankung
zu vermeiden. Es wurde beispielsweise nachgewiesen, dass hinsichtlich p53
nullizygote Mäuse
viel empfindlicher gegenüber
der Bildung von Tumoren waren. Es wurde gleichfalls die Tatsache
nachgewiesen, dass bei Krebserkrankungen das Gen p53 sehr häufig verändert war
und zu der Produktion von Proteinen führte, die nicht in der Lage
waren, die Apoptose-Botschaft weiterzutragen.
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Es
ist diese Besonderheit, die im Rahmen der Erfindung eingesetzt wurde.
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Tatsächlich beruht
die Erfindung auf der Feststellung, dass es nicht möglich ist
oder dass es sich zumindest als sehr schwierig erweist, eine direkte
Substitutionstherapie während
einer Dysfunktion des p53-Gens auszuführen. Tatsächlich wird das mutierte p53,
wie es dies bei Krebs ist, die physiologische Wirkung des normalen
p53 zunichte machen.
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Es
war folglich erforderlich, zumindest zunächst, auf eine Substitutionstherapie,
welche direkt auf der Ebene von p53 wirkt, zu verzichten.
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Die
Erfindung verfolgt folglich das Ziel, die abwärts von p53 befindlichen Gene
zu untersuchen, um die zuvor erläuterte
Schwierigkeit wie bei einem Bypass zu "umgehen".
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Um
die durch das normale p53 (Wildtyp-p53) aktivierten oder inhibierten
Gene zu isolieren, führte
man ein globales Screening der Expression der Gene in einer zu Apoptose
induzierten Zelle und in der gleichen malignen Zelle, insbesondere
in einer das normale p53 in seiner Funktion exprimierenden Zelle
und in einer das mutierte p53, dessen Funktion onkogen ist, exprimierenden
Zelle aus. Der Vergleich der exprimierten Gene (in den beiden Zelltypen
exprimierte mRNAs) hat erlaubt, Gene nachzuweisen, die unterschiedlich
exprimiert werden, d.h. die in einer der Zellen exprimiert werden,
wohingegen sie dies in der anderen nicht werden (die Gene können aktiviert
oder inhibiert werden).
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Man
leitet daraus leicht ab, dass diese Gene an dem Kanzerisierungsprozess
beteiligt sind, in einem Falle durch deren Fehlen und in dem anderen
Falle durch deren Anwesenheit.
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Für diese
Untersuchung der vorhandenen Unterschiede ist die eingesetzte Methode
die 1992 von Liang und Pardee (Differential display of eucaryotic
mRNA by mean of a polymerase chaine reaction) beschriebene Methode.
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Bis
heute war die Isolierung der an der Suppression beteiligten Gene
ausgeführt
worden entweder durch Positionsklonierung oder durch den Einsatz
von doppelten Hybriden. Die erste Methode erlaubte, durch eine statistische
Berechnung die höchste
Wahrscheinlichkeit zu berechnen, wo auf chromosomaler Ebene ein Suppressorgen-Kandidat
für eine
ganz bestimmte Krebsart, vor allem jene von hereditärer Herkunft,
sich befinden könnte.
Das System von doppelten Hybriden erlaubt, nacheinander die Proteine
zu isolieren, die mit einem gegebenen Gen Wechselwirken.
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Der
Ansatz für
das Problem gemäß der Erfindung
hat erlaubt, Sequenzen zu isolieren, die direkt mit einer Funktion
in Verbindung stehen. Demzufolge sind im Gegensatz zu der zufallsgesteuerten
Sequenzierung der EST die Sequenzen Sequenzen, deren Funktion bekannt
ist und die an dem Apoptoseprozess, der durch das Suppressorgen
p53 induziert wird, beteiligt sind.
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Genauer
wurde diese Methode bei einem Zellmodell, welches von Moshe Oren
beschrieben worden ist, eingesetzt; es handelt sich um myeloische
Tumorzellen von der Maus, die durch eine stabile Mutante des p53-Gens
transfiziert worden sind. Tatsächlich
ist die Expression dieses Gens wärmeempfindlich,
d.h. unter Zellkulturbedingungen bei 37°C ist das produzierte Protein
ein mutiertes Protein, d.h. dass dieses nicht die Rolle als Tumorsuppressor
spielen kann und dass folglich die entsprechende Zelllinie sich
in Form einer malignen Zelle entwickelt, wohingegen bei einer Temperatur
von 32°C
das exprimierte p53-Protein, wie das natürliche Protein, in der Lage
ist, die Suppressorrolle zu spielen, und die entsprechende Zelllinie
daran hindert, maligne zu werden.
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Diese
systematische Untersuchung hat erlaubt, die Gene nachzuweisen, die
an der durch p53 induzierten Suppressionskaskade beteiligt sind.
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Aus
diesem Grunde haben die Erfinder neue Sequenzen und die diese umfassenden
Gene nachgewiesen wie auch die Verwendung dieser Sequenzen im Bereich
der Diagnostik wie im Bereich der Therapie, ebenso wie für die Realisierung
von Modellen, welche dazu bestimmt sind, Antikrebsmittel zu testen.
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Ihre
Arbeiten betreffen die Sequenzen IND.SEQ. 1 bis 10 und deren Anwendung
insbesondere bei der Suppression von Krebs wie auch bei der therapeutischen
Nachsorge.
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Außerdem haben
sie gleichfalls ein humanes Gen identifiziert, welches an der durch
p53 induzierten Suppressionskaskade beteiligt ist, wie auch die
Verwendung der Sequenzen dieses Gens im Bereich der Diagnostik wie
im Bereich der Therapie, ebenso wie für die Realisierung von Modellen,
welche dazu bestimmt sind, Antikrebsmittel zu testen, wie auch deren
Verwendung als antivirales Mittel.
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Ihre
Arbeiten haben sich so erstreckt auf eine Sequenz gemäß IND.SEQ
11, welche dem humanen Gen TSAP 3 oder HUMSIAH (Human Homologue
of the Drosophila seven in absentia gene) entspricht, und deren
Anwendung insbesondere bei der Suppression von Krebs wie auch bei
der therapeutischen Nachsorge.
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Unter "Sequenzen 1 bis 11" werden ebenso die
Nukleotidsequenz, welche dem vollständigen Gen entspricht, wie
Fragmente dieses Gens, insbesondere wenn sie ein äquivalente
Protein wie jenes, das nachfolgend beschrieben wird, kodieren, verstanden.
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Die
Nukleotidsequenzen können
ebenso DNA wie RNA oder Sequenzen, in denen bestimmte der Nukleotide
nicht-natürlich
sind, entweder um deren pharmakologische Eigenschaften zu verbessern
oder um deren Identifizierung zu erlauben, sein.
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Die
unter (b) erwähnten
Sequenzen (für
die IND.SEQ 1 bis 11) sind im Wesentlichen die vollständigen oder
partiellen komplementären
Sequenzen (insbesondere für
die zuvor aufgeführten
Fälle).
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Die
Sequenzen (a) und (b) (für
die IND.SEQ 1 bis 10) erlauben nicht nur den Zugang zu dem Mäuse-Gen,
von dem sie stammen, sondern aufgrund von Homologie gleichfalls
zu den entsprechenden humanen Genen.
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Schließlich betrifft
die Erfindung, wenn die Gene ein Protein kodieren, gleichfalls die
Sequenzen, welche eben dieses Protein unter Berücksichtigung der Degeneration
des genetischen Codes, aber gleichfalls die äquivalenten Proteine, d.h.
welche die gleichen Wirkungen erzeugen, insbesondere die Proteine
mit Deletionen und/oder welche Punktmutationen unterzogen worden
sind, kodieren.
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Die
oben erwähnten
Sequenzen sind insbesondere die Sequenzen, die während der zellulären Apoptose
induziert oder inhibiert werden, insbesondere jene, die durch p53
induziert werden.
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Die
Gene werden als TSAP oder "Tumor
Suppressor Activated Pathway" eingruppiert
und als TSAP 1 bis TSAP 8 und humanes TSAP 3 entsprechend den IND.SEQ
1 bis 8 bzw. 11 (HUMSIAH) bezeichnet und als TSIP oder "Tumor Suppressor
Inhibited Pathway" eingruppiert
und als TSIP 1 und TSIP 2 entsprechend den IND.SEQ 9 und 10 bezeichnet.
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Die
Merkmale der den IND.SEQ 1 bis 10 entsprechenden Sequenzen sind
in der beigefügten
Tabelle zusammengestellt.
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Die
den TSAP-Genen (einschließlich
des humanen TSAP 3 oder HUMSIAH) entsprechenden Nukleotidsequenzen
sind Sequenzen, welche während
des Apoptoseprozesses exprimiert werden, wohingegen, wenn sie nicht
exprimiert werden, der Onkogeneseprozess fortfährt. Es ist folglich interessant:
- – eine
jegliche Anomalie in dem entsprechenden Gen, welche zu einer größeren Anfälligkeit
für eine
Onkogenese führen
kann, nachzuweisen und
- – eine
Ersetzungstherapie vorsehen zu können.
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Man
muss außerdem
in Erinnerung rufen, dass diese Gene an anderen Prozessen als den
onkogenen Prozessen beteiligt sein können; tatsächlich ist p53 gewissermaßen der
Wächter über die
Integrität
des Genoms; unter diesen Bedingungen sind die TSAP- oder TSIP-Gene
ohne Zweifel gleichermaßen
an dieser Kontrollfunktion beteiligt; es ist folglich die Gesamtheit
der möglichen
Veränderungen
des Genoms, denen die vorangegangene Detektion und Therapie zu verdanken
sein können.
Im Gegensatz dazu werden die TSIP-Gene während der Onkogenese und nicht
während
der Apoptose exprimiert; es ist hier folglich auch interessant,
die etwaige Anomalie der TSIP zu detektieren und gleichfalls, eine
Inhibitions/Blockierungstherapie vorzusehen.
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Die
eine Ersetzung beinhaltende Therapie oder Ersetzungstherapie könnte durch
Gentherapie erfolgen, d.h. indem das TSAP-Gen mit den Elementen,
die dessen Expression in vivo erlauben, eingeführt wird. Die Grundsätze der
Gentherapie sind bekannt. Man kann spezielle, virale oder nicht-virale
Vektoren, beispielsweise Adenoviren, Retroviren, Herpes-Viren oder
Poxviren, einsetzen. Zumeist werden diese Vektoren in defekter Form
eingesetzt, die als Expressionsvehikel von TSAP mit oder ohne Integration
dienen sollen. Die Vektoren können
gleichfalls synthetisch sein, d.h. virale Sequenzen nachahmen, oder
ebenso aus nackter DNA oder RNA gemäß der insbesondere von der
Firma VICAL entwickelten Technik bestehen.
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In
den meisten Fällen
empfiehlt es sich, Screeningelemente vorzusehen, welche eine für Gewebe
oder Organe spezifische Expression sicherstellen; tatsächlich ist
es nicht möglich,
ins Auge zu fassen, ein unkontrolliertes Apoptosephänomen zu
aktivieren.
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Die
Expressionssysteme, um Proteine zu produzieren, können sowohl
eukaryotische Systeme, wie die vorangegangenen Vektoren, als auch
prokaryotische Systeme in Bakterienzellen sein.
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Es
wird der Nachweis einer Beteiligung von mehreren Genen an der Apoptose
beschrieben; so kann die Überexpression
des einen der Gene durch Gentherapie bei bestimmten von diesen lediglich
zur Apoptose der Zellen, in denen bereits andere deregulierte Gene
exprimiert werden, d.h von malignen Zellen führen.
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Die
Erfindung betrifft gleichfalls als Arzneimittel eine Verbindung,
welche die Inhibition der zellulären Expression
von SEQ ID Nr. 10, wie sie zuvor beschrieben worden ist, wenn sie
während
der zellulären
Apoptose inhibiert wird, nämlich
TSIP 2, sicherstellt.
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Es
ist beispielsweise möglich,
andere Ansätze
als die Gentherapie vorzusehen, insbesondere die Verwendung von
Nukleotidsequenzen in einer Sense- oder Antisense-Strategie, d.h.
welche die Expression von TSIP 2 (SEQ ID Nr. 10) blockieren kann.
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Man
kann gleichfalls eine Strategie eines direkten Ersetzens durch Zugabe
von inhibitorischen Antikörpern,
welche TSIP 2 (SEQ ID Nr. 10) entsprechen, vorsehen.
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Schließlich ist
es möglich,
die Verwendung von nicht-proteinartigen Molekülen, deren Aktivität sein wird,
TSIP 2 zu inhibieren oder auch die Wirkung von dessen Expressionsprodukt
zu blockieren, vorzusehen.
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Diese
Produkte können
leicht an den modifizierten Zellen, die in den Beispielen beschrieben
werden, getestet werden, indem die zu testenden Produkte der Zellkultur
zugesetzt werden und indem das Auftreten des Apoptose-Phänomens detektiert
wird. Im Rahmen der DNA-, RNA- oder
Protein-Strategien werden die Produkte selbstverständlich abhängig von
den Sequenzen, die beschrieben werden, hergestellt.
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Die
Erfindung betrifft insbesondere die Verwendung der vorangegangenen
Arzneimittel als Antikrebs-Mittel.
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Das
Produkt des humanen TSAP 3-Gens (HUMSIAH) ist gleichfalls als antivirales
Mittel nützlich,
wie beim Lesen des Beispiels 2 ersichtlich wird.
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Die
Erfindung betrifft gleichfalls die Gesamtheit oder einen Teil von
SEQ ID Nr. 10, welcher) als Nukleotidsonde oder als Amplifizierungsprimer
einzusetzen ist, als Diagnose-Mittel für die Bestimmung der Krebs-Veranlagung,
aber gleichfalls ein Antigen, welches der Gesamtheit oder einem
Teil der durch die erfindungsgemäße Sequenz
kodierten Proteine entspricht, als Diagnose-Mittel für die Bestimmung
der Krebs-Veranlagung oder die Antikörper, insbesondere die entsprechenden
monoklonalen Antikörper,
gegebenenfalls nach einer Kultur.
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Die
Diagnose-Verfahren sind bekannt; es kann sich beispielsweise um
Mikrosequenzierungstechniken der variablen Abschnitte nach Isolierung
und etwaiger Amplifizierung oder um Detektionsverfahren vom RFLP-Typ
oder insbesondere vom Typ einer einfachen Amplifizierung handeln.
Die auf der Untersuchung von vorhandenen Unterschieden basierenden
Techniken können
insbesondere erlauben, den Unterschied zwischen dem normalen und
abnormalen TSAP oder TSIP nachzuweisen.
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Das
humane TSAP 3-Gen (HUMSIAH) kann insbesondere isoliert werden, indem
die PCR-Methode oder
andere Amplifizierungsmethoden eingesetzt werden, indem die Struktur
des Gens ausgenutzt wird. Es ist gleichfalls möglich, dieses Gen stückweise
zu synthetisieren, sofern notwendig.
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Schließlich haben
die Erfinder eine Perfektionierung für die Methoden von Liang und
Pardee (1) realisiert, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass man
bei der Amplifizierung durch PCR eine schrittweise Verringerung
("touch down") ausführt, wie
in Don et al. (2) beschrieben.
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Andere
Merkmale der Erfindung werden beim Lesen der nachfolgenden Beispiele,
die insbesondere unter Bezugnahme auf die folgenden Figuren erstellt
worden sind, ersichtlich werden:
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1 – Quantifizierung
der unterschiedlichen Expression der mRNAs unter Einsatz des Imagers
1200 β.
Hybridisierung mit den mRNAs, abgeleitet von LTR6-Zellen bei 37°C und LTR6-Zellen
nach 4 h bei 32°C. Die
Zahlen an der Ordinate von 0 bis 500 entsprechen der durch 0,15
mm detektierten Zählung
und sind proportional zu dem Hybridisierungssignal.
C1: mRNA,
welche gleichfalls unter Einsatz eines Klons ohne unterschiedliche
Expression exprimiert wird;
C2: positive Kontrolle unter Verwendung
von Cyclin G, und welche die Induktion der entsprechenden mRNAs bei
32°C zeigt;
MER-LTR:
zeigt die Induktion dieser Sequenz bei 32°C;
TSAP 1 bis TSAP 8: unterschiedliche
Expression der in den 4 ersten Stunden nach der Induktion der Apoptose aktivierten
8 mRNAs;
TSIP 1 und TSIP 2: unterschiedliche Expression der
in den 4 ersten Stunden nach der Induktion der Apoptose inhibierten
2 mRNAs.
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2 – Northern-Blot-Analyse
A:
Hybridisierung mit der Sonde TSAP 3;
B: Hybridisierung mit
der Sonde siah 1b von der Maus;
Bahnen 1 und 2: polyA+-mRNA
von bei 37°C
bzw. 32°C
kultivierten myeloische Leukämie-Zellen M1 (Klon S6);
Bahnen
3 und 4: polyA+-mRNA von bei 37°C
bzw. 32°C
kultivierten LTR6-Zellen;
der Pfeil gibt die unterschiedliche
Expression des 1,9 kb-Transkripts von TSAP 3 – siah 1 b aus der Maus an;
Untere
Felder: GAPDH;
C: Gewebeverteilung unter Verwendung von TSAP
3 als Sonde;
1: Herz, 2: Gehirn, 3: Milz, 4: Lunge, 5: Leber,
6: Skelettmuskel, 7: Niere, 8: Hoden;
die Pfeile geben die
Transkripte von 1,9 und 2,4 kb an;
Unteres Feld: β-Actin.
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3 – Analyse
der in situ-Hybridisierung mit der Sonde TSAP 3;
A: während 4
h bei 32°C
inkubierte und mit einer TSAP 3-Antisinn-Sonde hybridisierte M1-Zellen;
B: während 4
h bei 32°C
inkubierte und mit einer TSAP 3-Sinn-Sonde hybridisierte LTR6-Zellen;
C: bei
37°C inkubierte
und mit einer TSAP 3-Antisinn-Sonde hybridisierte LTR6-Zellen;
D
bis F: bei 32°C
während
1, 2 bzw. 4 h kultivierte und mit einer TSAP 3-Antisinn-Sonde hybridisierte
LTR6-Zellen;
der Balken in dem Feld A: 10 μm;
die Pfeile geben die
Anhäufung
der TSAP 3-mRNAs im Zytoplasma an.
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4 – Vergleich
zwischen der cDNA-Sequenz von TSAP 1 und der Phospholipose C beta
4 von der Ratte entsprechenden Nukleotidsequenz.
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5 – Vergleich
zwischen der cDNA-Sequenz von TSAP 2 und der dem in dem "Multiple Endocrine Neoplasia" (MEN 1)-Locus lokalisierten
Zinkfinger-Protein (ZFM 1) entsprechenden Nukleotidsequenz.
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6 – Vergleich
zwischen der cDNA-Sequenz von TSAP 3 und der dem "Drosophila seven
in absentia" (sina)-Gen
entsprechenden Nukleotidsequenz.
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7 – Vergleich
zwischen dem Produkt der sina-Gene von verschiedenen Spezies, dem
humanen (HUMSIAH), von der Maus (MMSIAH 1B) und aus Drosophila (DROSINA).
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8 – Vergleich
zwischen der cDNA-Sequenz von TSIP 2 und der cDNA-Sequenz des aus
der Maus stammenden Transkripts S182 des AD3-Gens, welches an der
Alzheimer-Krankheit beteiligt ist.
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MATERIALIEN UND METHODEN
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Zellkulturen
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Myeloische
Leukämie-Zellen
M1 (Klon S6) und M1-Zellen, die auf stabile Weise transfiziert worden sind
mit einer temperaturempfindlichen Mutante val 135 p53 (LTR6) (3).
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Diese
Zellen werden auf RPMI 1640-Medium mit 10% FCS bei 5% CO2 bei 37°C
kultiviert. Für
die Modifizierung der Temperatur werden die Kulturen in einen zweiten
Brutschrank bei 32°C
gestellt. Für
alle im Rahmen dieser Untersuchung ausgeführten Assays werden die Zellen
nach 12 und 24 h auf das Vorhandensein einer Apoptose hin getestet.
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Untersuchung der unterschiedlichen
cDNAs
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Um
die Tests unter experimentellen Standardbedingungen auszuführen und
um eine totale Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu erhalten, wurden
die folgenden Modifikationen an dem Ursprungsprotokoll (1) vorgenommen.
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Man
setzt stets polyA+-mRNAs ein, welche zweimal an einer oligodT-Säule unter
Verwendung von Fast Track (Invitrogen, San Diego, CA) gereinigt
worden sind. Nach reverser Transkription (M-MLV Reverse Transkriptase,
Gibco BRL) an 0,05 μg
polyA+ unter Verwendung von 20 μM
von jedem der dNTP (Boehringer-Mannheim) wird keinerlei hinzugegebenes
dNTP zu der end gültigen
PCR-Mischung zugesetzt. Vor der PCR (GeneAmp PCR system 9600, Perkin
Elmer Cetus) wird ein "hot
start" bei 94°C während 5
min ausgeführt.
Die Proben werden in Eiswasser schnell abgekühlt. Es wird ein "touch down" (2) von 10 Zyklen
von 50 bis 40°C
ausgeführt
(94°C 30
s–50°C 1 min–72°C 30 s),
gefolgt von 35 Zyklen (94°C
30 s–40°C 1 min–72°C 30 s) und
einer abschließenden
Verlängerung
von 5 min bei 72°C.
Die Produkte der PCR werden auf 6%igen, nicht-denaturierenden Polyacrylamidgelen
(4) aufgetrennt. Die Gele werden ohne Trocknung exponiert. Jede Darstellung
der vorhandenen Unterschiede erfolgt, indem M1S6 und LTR6 bei 37°C und nach
4 h Inkubation der beiden Zelllinien bei 32°C verglichen werden.
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Die
Prozedur der Darstellung der vorhandenen Unterschiede wird in 3
unterschiedlichen Experimenten wiederholt, um eine perfekte Reproduzierbarkeit
zu bestätigen.
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Die
unterschiedlich exprimierten Banden werden aus dem Gel ausgeschnitten,
eluiert und erneut amplifiziert (1). Die PCR-Produkte werden unter
Verwendung des TA-cloning-Systems (Invitrogen, San Diego, CA) subkloniert,
indem den mitgelieferten Anweisungen gefolgt wurde.
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Für jede Ligationsreaktion
werden 10 rekombinante Klone unter Verwendung des automatischen ABI-Systems
sequenziert.
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Extraktion der RNAs, Analysen
und Northern-Blot-Sonden
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Die
Gesamt-RNA wird mit Trizol (Life Technologies) extrahiert. Die polyA+-RNAs
werden unter Verwendung des Kits OligotexdT (Qiagen, CA) präpariert.
30 μg Gesamt-RNA
oder 2 μg
polyA+-RNA werden auf einem 1% Agarose/1 × MOPS/2% Formaldehyd-Gel aufgetrennt,
auf eine Nylonmembran (Hybond N+, Appligene, Frankreich) transferiert,
wie zuvor beschrieben (5). Die Northern-Blots werden mit mit 32P markierten Sonden für die Inserts TSAP und TSIP
hybridisiert und gewaschen, wie zuvor beschrieben (5). Um die Induktion
der Wildtyp-p53-Funktion zu verifizieren, werden die Northern-Blots
mit einer Cyclin G-Sonde (6) hybridisiert. Als Kontrolle für die aufgetragene
mRNA-Menge werden die Blots mit einer GAPDH-Sonde hybridisiert. Unter
identischen Bedingungen werden unterschiedliche Northern-Blots (Clontech,
CA) verwendet und zur Kontrolle mit einer β-Aktin-Sonde hybridisiert. Die
RT-PCR-Produkte für
LTR6 werden amplifiziert unter Verwendung der folgenden siah 1b-Primer:
5'CAGTAAACCACTGAAAAACC3' und 5'CAAACCAAACCAAAACCAC3'. Das subklonierte
PCR-Produkt wird als Kontrollsonde von siah 1b eingesetzt. Die Northern-Blots
werden 10 Tage bei –80°C exponiert.
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Slot-Blots
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Die
Reproduzierbarkeit der durch die Northern-Blot-Analysen erhaltenen
Ergebnisse. Die Blots werden hergestellt (Bio-Rad, Hercules, CA),
indem die PCR-Produkte (200 ng Zeta-Probe Blot ting Membranes, Bio-Rad,
gemäß den Anweisungen
des Herstellers) von TSAP-Klonen aufgetragen und mit einer mit 32P markierten (Superscript II, Gibco-BRL,
Life Technologies) cDNA-Sonde,
entsprechend der RNA der LTR6-Zellen, die bei 37°C und dann 4 h bei 32°C inkubiert
worden waren, hybridisiert werden. Das PCR-Produkt des Klons, welcher
das Cyclin G enthält,
wird gleichfalls auf die Membranen aufgetragen und als Positivkontrolle
eingesetzt. Die Slot-Blots
werden eine Nacht bei –80°C exponiert.
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Quantitative Analyse der
Bilder
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Diese
erfolgt unter Verwendung eines 1200 β-Imagers (Biospace Instruments,
Paris, Frankreich) an den beiden Northern-Blots (für TSIP 1
und TSIP 2) und an den Slot-Blots für alle scDNA-Kontrollen und
TSAP 1 bis 8. Für
die in den Graphiken der 1 dargestellte quantitative
Analyse zieht man eine konstante Zahl von jedem Peak ab. Diese Konstante
wird berechnet, indem der Mittelwert des Grundrauschens in den Slots, die
keine cDNA enthalten, gemessen wird. Die Ergebnisse des β-Imagers
wurden erhalten, indem die Slot-Blots eine Nacht gezählt wurden
und indem man diese durch Autoradiographie mit variablen Expositionszeiten
bestätigte.
Diese Autoradiogramme zeigen die gleichen relativen qualitativen
Variationen zwischen den Aktivitäten
bei 32°C
und bei 37°C
wie die mit dem β-Imager
ausgeführten
Messungen.
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In situ-Hybridisierung
(7, 8)
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Die
Zellen werden dreimal in einem Puffer aus Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS)
gewaschen, "cytospinned" und durch 4% Paraformaldehyd
in PBS 10 min fixiert, dann in 70% Ethanol konserviert. Mit Digoxigenin-11-uridin-5'-triphosphat (DIG)
und mit Biotin-11-UTP markierte RNA-Transkripte von TSAP 3 werden
in den Analysen gemäß der zuvor
beschriebenen Vorgehensweise (Boehringer-Mannheim) eingesetzt. Für die Detektion
der mit dem hybridisierten Digoxigenin markierten Stämme werden
die Scheiben in SAD-10 (10 nM anti-DIG-Antikörper vom Schaf, markiert mit
Gold in einer Verdünnung
von 1/1000, Biocell, Vereinigtes Königreich) inkubiert. Die Analyse
erfolgt unter Verwendung von konfokaler Laser-Mikroskopie.
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BEISPIEL 1
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Die
Untersuchung der vorhandenen Unterschiede der cDNAs durch die Methode
von Liang und Pardee erlaubt, über
ein sehr leistungsfähiges
und wirkungsvolles Werkzeug (Tool) für die Detektion der Variationen
bei der Expression von Genen zu verfügen. Nichtsdestotrotz empfiehlt
es sich, das Ursprungsprotokoll zu modifizieren, wie dies zuvor
angegeben worden ist, um bestimmte Reproduzierbarkeitsprobleme,
die beobachtet werden, wenn man die Methode, wie sie ursprünglich beschrieben
worden ist, anwendet, zu vermeiden.
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Man
konnte eine vollständige
Reproduzierbarkeit nachweisen, wenn man in die PCR-Methode einen "hot start", gefolgt von einem "touch down", einführt.
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Die
unterschiedlich exprimierten Banden sind nach Isolierung und erneuter
Amplifizierung nichtsdestotrotz oftmals durch Banden, welche von
RNAs stammen, welche in den Regionen nahe der cDNA wandern, verunreinigt,
wenn man diese Sonden direkt auf Northern-Blots einsetzt, was zu
Fehlern führt.
Die Produkte der zweiten PCR wurden folglich subkloniert und man
ließ die
Analysen der in Ermangelung eines Besseren verwendeten Northern-Blots
von Rekombinanten mit einer einfachen Sonde ausführen. Die systematische Sequenzierung
von wenigstens 10 rekombinanten Subklonen für jede ausgewählte Bande
hat gezeigt, dass diese für
die Selektierung der Klone von Interesse sehr wirksam war.
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Das
Gen p53 ist nach dem aktuellen Stand unserer Kenntnisse der Tumorsuppressor,
der bei der größten Anzahl
von Krebserkrankungen sehr unterschiedlicher Herkünfte mutiert
ist, und es ist bereits zuvor gezeigt worden, dass die Verwendung
der temperaturempfindlichen Mutante val-135-p53 sehr wichtige Informationen
betreffend die Funktion des Wildtyp-p53 bei der Induktion entweder
des Anhaltens der Zellvermehrung in der G-1-Phase oder der Initiation
des Zelltod-Programms liefert.
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Bis
heute sind die molekularen Wege aufwärts und abwärts von p53 und welche zu der
Tumorsuppression führen,
noch wenig klar.
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Bis
heute wurde eine bestimmte Anzahl von Genen abwärts von p53 identifiziert;
es handelt sich insbesondere um gadd 45, mdm 2, mck, "Mouse endogenous
retrovirus" LTR,
p21-waf und Cyclin G.
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Die
Erfindung hat erlaubt, die Existenz von 11 Genen nachzuweisen, die
in den p53 in seiner aktiven Suppressor-Form exprimierenden Zellen
oder ebenso in Tumorzellen, welche das nicht aktive p53-Gen exprimieren,
unterschiedlich exprimiert werden.
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Die 1 zeigt
die Quantifizierung der Hybridisierungssignale entsprechend der
unterschiedlichen Expression von 8 dieser Gene, die bei 32°C aktiviert
sind, d.h. in denen die Wildtyp-p53-Funktion aktiviert ist und folglich
zu der Apoptose der Zellen führt;
diese Gene, die aktiviert sind, werden nachfolgend als TSAP (für "Tumor Suppressor
Activated Pathway")
bezeichnet; im Gegensatz dazu stellt man fest, dass in zwei Experimenten
2 bei 37°C
exprimierte Gene bei 32°C
teilweise inhibiert werden, was implizieren würde, dass sie während des
programmierten Zell tods inhibiert werden; diese Gene werden als
TSIP (für "Tumor Suppressor
Inhibited Pathway")
bezeichnet.
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Die
Analyse der Homologien der unterschiedlichen aktivierten Sequenzen
von TSAP 1 bis TSAP 3 hat gezeigt, dass es sich hier um bereits
bekannte Gene handelt. Im Gegensatz dazu zeigen die anderen TSAP 4-
bis TSAP 8-cDNAs keinerlei signifikante Homologie zu bekannten Genen.
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Hinsichtlich
der TSIP 1-cDNA, die in ihrer Expression während der Apoptose gehemmt
wird, zeigt diese keinerlei Homologie zu bekannten Genen.
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Hinsichtlich
der TSIP 2-cDNA, die gleichfalls in ihrer Expression während der
Apoptose gehemmt wird, zeigt diese eine große Homologie mit dem Transkript
S182 des AD3-Gens, welches an den Stoffwechselwegen der Alzheimer'-Krankheit beteiligt
ist (Sherrington et al.) (8).
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Es
ist folglich möglich,
auf die Stoffwechselwege der Alzheimer'-Krankheit einzuwirken, indem auf die p53-abhängigen Stoffwechselwege
eingewirkt wird.
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Die
Erfindung hat folglich gleichfalls eine Verbindung, welche die zelluläre Expression
von TSIP 2 sicherstellt, als Arzneimittel, welches für die Behandlung
der Alzheimer'-Krankheit
bestimmt ist, wie auch als diagnostisches Mittel für die Bestimmung
der Veranlagung für
die Alzheimer'-Krankheit, die Gesamtheit
oder einen Teil der Sequenz von TSIP 2 zur Verwendung als Nukleotidsonde
oder als Amplifizierungsprimer wie auch ein Antigen, welches der
Gesamtheit oder einem Teil der durch TSIP 2 kodierten Proteine entspricht,
oder die Antikörper,
insbesondere die entsprechenden monoklonalen Antikörper, gegebenenfalls
nach Kultur, zum Gegenstand.
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Die
Hypothese, die man bezüglich
dieser in ihrer Expression durch das Wildtyp-p53 inhibierten Gene aufstellen
kann, ist, dass sie onkogene Sequenzen kodieren können, die
abwärts
von dem Tumorsuppressionsprozess reguliert werden könnten, oder
ferner, dass es sich um Strukturproteine oder Proteine des Zytoskeletts
handelt, für
welche die Regulation nachgeschaltet nach der Expression den Zelltod
durch Apoptose begleitet.
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TSAP
1 ist ein Homolog zu der Phospholipase C beta 4 von der Ratte. Die
Sequenz von TSAP 1 weist 100% Identität mit der PLC zwischen den
Nukleotiden 3967 und 3985, 82% zwischen den Nukleotiden 3986 und
4116 und 85% zwischen den Nukleotiden 4070 und 4220 auf (4).
Die PLC ist dafür
bekannt, dass sie an dem Signalweg der Rezeptoren der Tyrosinkinase beteiligt
ist und dass sie die Hydrolyse von Phosphatidylinositol-4,5-biphosphat
zu Diacylglycerol und Inositol-1,4,5-triphosphat katalysiert. Gleichwohl
legt die vorliegende Untersuchung nahe, dass die PLC bei der Apoptose
mit p53-Vermittlung ein nachgeschaltet positioniertes Ziel darstellt.
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TSAP
2 zeigt konservierte Sequenzen (92% Identität zwischen den Nukleotiden
259 und 299; 100% Identität
zwischen den Nukleotiden 418 und 458 und 92% Identität zwischen
den Nukleotiden 645 und 685) bezogen auf das Zink-Finger-Protein
(ZFM 1), welches in dem Locus "Multiple
Endocrine Neoplasia" (MEN
1) lokalisiert ist (5). MEN 1 ist eine dominante
autosomale Störung,
welche mit der Entwicklung von Tumoren, welche den Hypophysenvorderlappen
und denjenigen der Nebenschilddrüse
und die Langerhans'-Inseln befallen,
in Verbindung steht. Es ist besonders interessant, nachgewiesen
zu haben, dass ZFM und ein PLC-Isoenzym zugleich in der gleichen
chromosomalen Region 11q13, welche das MEN1-Suszeptibilitätsgen enthält, kolokalisiert
sind. Bei der Maus sind die homologen Regionen auf dem Chromosom
19B lokalisiert. Die Tatsache, festzustellen, dass TSAP 1 und TSAP
2 in Reaktion auf p53 aktiviert werden, kann nahe legen, dass diese
Gene zu einem globaleren Weg der Tumorsuppression gehören und
dass p53 mit MEN 1 kooperieren kann.
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TSAP
3 ist identisch mit Siah 1b. Dieses Gen ist das Homolog des "Drosophila seven
in absentia" (sina)-Gens
bei den Vertebraten. Der beschriebene Klon weist 94% Identität mit dem
Homolog aus der Maus (Nukleotide 1496 bis 1634) auf (6).
Durch Northern-Blot-Analyse unter Verwendung einer TSAP 3-Sonde konnte
man eine unterschiedliche Expression einer mRNA von 1,9 kb dieses
Gens detektieren (2A). Dies wird bestätigt unter
Verwendung einer zweiten Sonde, welche der gleichen Region der beschriebenen
siah 1b-Sequenz entspricht (2B). Die 2C zeigt die Gewebeverteilung dieses Gens
unter Verwendung einer TSAP 3-Sonde, die zugleich die mRNA von 1,9
und von 2,4 kb nachweist, was den zuvor erwähnten Ergebnissen, wenn eine
siah-Sonde eingesetzt wird, entspricht. Die in situ-Hybridisierung zeigt,
dass die mRNA von TSAP 3 1 h nach der Induktion der Apoptose schnell
induziert wird (3D). Deren Expression
nimmt nach 2 und 4 h zu (3E und 3F). In den Zellen, die in die Mitose eingetreten
sind, wird keinerlei Signal detektiert.
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Carthew
und Rubin haben gezeigt, dass "seven
in absentia" für die Entwicklung
des Auges der Drosophila erforderlich ist. Andererseits zeigen Mutanten
dieses Gens bei Drosophila eine viel allgemeinere Rolle im Rahmen
der Entwicklung. Das Homolog aus der Maus wird in zwei Gruppen siah
1 und siah 2 unterteilt und diese Proteine zeigen ein bezogen auf "Drosophila seven
in absentia" ganz
und gar ungewöhnliches
Konservierungsausmaß.
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Unsere
Ergebnisse haben gezeigt, dass TSAP 3/siah 1b beim programmierten
Zelltod in den durch das Tumorsuppressorgen p53 induzierten M1-Zellen
aktiviert ist. Da dieses Gen ein nukleäres Zink-Finger-Protein kodiert,
könnte
es ein regulierend wirkender Transkriptionsfaktor sein, der abwärts von
dem p53-Signal wirksam wird. Die Ergebnisse zeigen gleichfalls eine
direkte Verbindung zwischen den Genen, welche bei Drosophila die
Entwicklung betreffen, und einem Hauptweg der Tumorsuppression.
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BEISPIEL 2
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Unter
Verwendung des durch Analyse von vorhandenen Unterschieden bei den
mRNAs erhaltenen cDNA-Fragments aus der Maus (TSAP 3), welches oben
beschrieben worden ist, wurde eine Sonde gebildet, um aus einer
humanen cDNA-Bibliothek ein 1,1 kb-Fragment zu isolieren, welches
dann durch eine RACE-PCR bis zu der vollständigen kodierenden Region verlängert worden
ist.
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Die 7 zeigt
die cDNA und die Aminosäuresequenz
des humanen sina-Gens (TSAP 3).
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Diese
Sequenz kodiert ein Protein von 282 Aminosäuren mit einem C3HC4-Zinkfingermotiv.
Dieses Protein weist gleichfalls Analogien zu Proteinen, die in
der Lage sind, an RNA zu binden, auf. Die Aminosäuresequenz ist zwischen Drosophila,
der Maus und dem humanen Gen sehr stark konserviert (7).
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Die
Gewebeverteilung gibt an, dass das humane sina ubiquitär exprimiert
wird und eine mRNA von 2,3 kb kodiert und in der Placenta existiert
ein zusätzliches
Transkript von 2,5 kb.
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Unter
Analyse der YACs von CEPH und der BAC-Bibliotheken durch PCR unter
Verwendung der spezifischen humanen sina-Primer konnte man 8 YACs
(350–1000
kb) und 2 BACs (100 und 125 kb) isolieren.
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Die
Fluoreszenz-in situ-Hybridisierung (FISH) unter Verwendung der YAC-
und BAC-Klone zeigt, dass das "seven
in absentia" auf
dem Chromosom 16q12–13
lokalisiert ist, d.h. in einer Region, welche die Tumorsuppressorgen-Kandidaten
bei verschiedenen Krebserkrankungen, insbesondere: Brustkrebs (9),
Wilms-Tumor (10–12),
Laurence-Moon-Bardet-Biedl-Syndrom (13), Beckwith-Wiedemann-Syndrom
(14), enthält.
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Wie
in der französischen
Patentanmeldung Nr. 95 15 146 angegeben wurde, wurde festgestellt,
dass stabile Transfektanten von M1-Mäusezellen mit dem temperaturempfindlichen
mutierten p53 die Aktivierung von "seven in absentia" nach Induktion der Apoptose bei 32°C zeigten.
An gesichts der Tatsache, dass das TSAP 3 aus der Maus in einem Modell
von durch das p53-Gen induzierter Apoptose isoliert worden ist,
war es logisch, die Analyse des TSAP 3-Gens (HUMSIAH) in einem physiologischen
humanen Apoptosemodell zu vertiefen.
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Dieses
Modell wird im Darm beschrieben, wo die Zellen vom Boden der Krypte
in Richtung der apikalen Region der Zotten wandern, wo sie durch
Apoptose sterben, bevor sie in das Lumen abgestoßen werden. Diese in Apoptose
befindlichen Zellen werden spezifisch durch die TUNEL-Technik markiert.
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Andererseits
sind die gleichen Zellen bei einer in situ-Hybridisierung hinsichtlich
des TSAP 3-Gens (HUMSIAH)
bei der physiologischen Apoptose beim Menschen positiv.
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Schließlich wurde,
um die Beteiligung des humanen TSAP 3-Gens bei der Tumorsuppression
zu untersuchen, ein Modell verwendet, welches auf der Gesamtheit
der Gene anstatt auf einem einzelnen Gen basiert. Dieses Modell
beruht auf den biologischen Eigenschaften des Parvovirus H-1.
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Sehr
umfassende Untersuchungen in diesem Gebiet haben im Verlauf der
letzten 20 Jahre gezeigt, dass das Parvovirus präferentiell die Tumorzellen
tötet,
wohingegen es deren normales Gegenstück verschont.
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Um
ein Modell auszuarbeiten, wurde die folgende Hypothese aufgestellt:
wenn es möglich
wäre, ausgehend
von einem Tumor, welcher gegenüber
der zytopathischen Wirkung des Parvovirus H-1 empfindlich ist, die
Zellen, die resistent sind, zu selektieren, könnte diese Resistenz auf eine
Veränderung
von deren malignem Phänotyp
zurückzuführen sein.
Dies konnte für
die KS-Zellen, die
ausgehend von humanen K562-Erythroleukämiezellen selektiert worden
sind, gezeigt werden. Wohingegen die K562-Ausgangszellen gegenüber der
zytopathischen Wirkung des Parvovirus H-1 empfindlich sind, sind
die KS-Zellen ihrerseits resistent. Diese resistenten Zellen exprimieren
erneut den Wildtyp von p53 und haben einen zugleich in vitro wie
auch in vivo supprimierten Phänotyp.
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Um
diese Beobachtungen an anderen Zellen zu bestätigen, wurden ausgehend von
einem Monoklon einer humanen U937-Monozytenleukämie die Tochterzellen US3 und
US4 selektiert. Diese Klone sind gegenüber der zytopathischen Wirkung
der H-1-Parvoviren resistent und zeigen in vivo eine Reversion des
malignen Phänotyps.
Die Analyse von Oberflächenmarkern
für 20
Zellen zeigt an, dass es im Differenzierungsstadium zwischen U937
und den US-Klonen keine Verschiebung gibt, was anzeigt, dass die
Suppression des malignen Phänotyps
nicht auf eine terminate Differenzierung zurückzuführen ist.
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Weder
die K562-Zellen noch die U937-Zellen exprimieren p53. Im Gegensatz
zu den KS-Zellen, die p53 erneut exprimieren, exprimieren die Zellen
US3 und US4 p53 nicht erneut. Gleichwohl konnte die Tatsache nachgewiesen
werden, dass die US3- und US4-Zellen bezogen auf die malignen U937-Ausgangszellen
die Aktivierung von WAF-1 zeigten. Eine solche Aktivierung von WAF-1
bei einem von p53 unabhängigen
alternativen Weg war zuvor beschrieben worden und die aktuellen
Ergebnisse zeigen, dass die Klone US3 und US4 anscheinend diesen
alternativen WAF-1-Weg benutzen.
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Das
sina-Gen wird aktiviert durch den p53-Wildtyp, welcher in den M1-Zellen
induzierbar ist ebenso wie in den KS-Zellen, die den p53-Wildtyp
erneut exprimieren.
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Wohingegen
die U937-Ausgangszellen die sina-mRNA sehr schwach exprimieren,
ist diese in den Tochterklonen US3 und US4, die eine Reversion von
deren malignem Phänotyp
aufweisen und die erneut p21waf-1 exprimieren,
aktiviert.
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Interessanterweise
ist sina in den Zellen, die apoptotisch werden, aktiviert, wie dies
durch eine doppelte Markierung unter Verwendung einer sina-Sonde
für eine
in situ-Hybridisierung kombiniert mit einem TUNEL-Assay gezeigt
wird.
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Dies
erlaubt, zu zeigen, dass das humane sina-Gen, das in der Phylogenie
sehr stark konserviert ist, eine Rolle bei der Apoptose und der
Tumorsuppression spielt.
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Noch
wichtiger befindet sich sina an der Kreuzung der Wege von p53 und
von WAF-1.
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Außerdem konnte
unter Verwendung des Modells von U937 und US3 und US4 eine funktionale
Verbindung für
die Suppressormoleküle
unter Verwendung eines globalen biologischen Modells, welches den
Vergleich zwischen den malignen Ausgangszellen und den direkt abgeleiteten
Tochterzellen auf molekularer Ebene erlaubt, gezeigt werden. Diese
Experimente zeigen, dass es nicht notwendig ist, die spezifischen
humanen Tumorsuppressorgene derart zu transferieren, dass sie diesen
den Suppressor-Phänotyp
verleihen, sondern dass die Tumorreversion unter der Kontrolle eines
Regulationssystems, welches in dem genetischen Material der Tumorzellen
stets vorhanden ist, obgleich es notwendig sein wird, dieses zu
reaktivieren, steht. TABELLE MERKMALE
DER KLONE
- * Die Zahlen und die Sequenzen der 5'-Primer entsprechen
jenen, die von Bauer et al. (4) angegeben worden sind.
- mRNA
der Phospholipase C-beta 4 aus der Ratte (RATPHOSCB)
- § humane
mRNAs (HUMMEN1C; HUMZFM1C; HUMZFM1A, HUMMEN1A)
- ✝ siah 1B-mRNA (MMSIAH1B)
- ë AD3,
S182-mRNA-Transkript aus der Maus (humanes S182-mRNA-Homolog) (Sherrington
et al.)
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BIBLIOGRAPHISCHE
REFERENZEN
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