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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Betulinsäure zur
Herstellung eines Medikaments zum Behandeln eines malignen Melanoms,
wobei das Medikament zur topischen Applikation auf das Melanom ausgebildet
ist.
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Während der
vergangenen vier Jahrzehnte hat das Auftreten von Melanomen mit
höherer
Rate als jede andere Krebsart zugenommen. Die Theorie ist nunmehr,
daß einer
von 90 Amerikanern kaukasischer Abstammung in seinem Leben ein malignes
Melanom entwickelt. Ein zunehmender Anteil an Melanomen wird zwar
ausreichend frühzeitig
diagnostiziert, so daß eine
chirurgische Behandlung erfolgreich ist und eine Zehnjahres-Überlebensrate von mehr als
90% erreicht wird, es wird jedoch geschätzt, daß in den Vereinigten Staaten
dieses Jahr nahezu 7000 Menschen, die an Melanommetastasen leiden,
sterben werden.
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Für Patienten
mit Melanommetastasen, die chirurgisch nicht entfernt werden können, gibt
es nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten.
5-(3,3-Dimethyl-1-triazenyl)-1-H-imidazol-4-carboxamid
(Dacarbazin, DTIC) ist das wirkungsvollste Einzel-Chemotherapeutikum
für Melanome
und hat eine Gesamtansprechrate von 24%. Die Dauer der Reaktion
auf DTIC ist jedoch im allgemeinen relativ kurz. Eine Kombinationstherapie mit
anderen synthetischen und Rekombinationsagenzien, umfassend N,N'-Bis(2-chlorethyl)-N-nitrosoharnstoff (Carmustin,
BCNU), Cisplatin, Tamoxifen, Interferon-alpha (INF-α) und Interleukin-2 (IL-2),
hat in einigen Versuchen eine höhere
Reaktionsrate (z. B. 30 bis 50%), aber eine dauerhafte vollständige Reaktionsrate
ist unüblich,
und die Toxizität
nimmt zu. Eine sequentielle Chemotherapie mag Erfolg versprechen,
aber es ist ersichtlich, daß heutige
Behandlungsoptionen für
Personen, die an Melanommetastasen leiden, unbefriedigend sind.
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Zahlreiche
Arzneistoffe, die von natürlichen
Produkten abgeleitet sind, wie Adriamycin(Doxorubicin)-Derivate,
Bleomycin, Etoposid und Vincristin und deren Derivate sind auf ihre
Wirksamkeit gegen Melanome entweder als Einzelagenzien oder in einer
Kombinationstherapie getestet worden. Aber ähnlich wie bei den synthetischen
und Rekombinationsverbindungen zeigen diese Verbindungen niedrige
Reaktionsraten, vorübergehende
vollständige
Reaktionen und hohe Toxizität.
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Dennoch
sind, wie durch bekannte und heute eingesetzte Chemotherapeutika
gegen Krebs demonstriert wird, aus Pflanzen gewonnene Naturprodukte
eine bewährte
Quelle für
wirksame Arzneistoffe. Zwei solche nützlichen Naturprodukt-Arzneistoffe
sind Paclitaxel (Taxol) und Camptothecin. Paclitaxel, das ursprünglich aus
der Rinde der pazifischen Eibe Taxus brevifolia Nutt. (Taxaceae)
gewonnen wurde, wird heute für
die Behandlung von hartnäckigem
oder Rest-Ovarialkarzinom eingesetzt. Vor kurzem wurden klinische
Versuche durchgeführt,
um die mögliche
Rolle von Paclitaxel bei der Behandlung von Melanommetastasen zu
untersuchen. Als Einzelmittel zeigt Taxol eine Wirksamkeit, die
mit derjenigen von Cisplatin und IL-2 vergleichbar ist. Taxol funktioniert
durch einen besonderen Wirkmodus und fördert die Polymerisation von
Tubulin. Daher geht die durch Taxol vermittelte Antitumorreaktion
auf seine mitosehemmende Wirksamkeit zurück. Der zweite wichtige Arzneistoff,
Camptothecin, wurde aus der Rinde eines in China wachsenden Baums
Camptotheca acuminata Decaisne (Nyssaceae) isoliert. Camptothecin
funktioniert ebenfalls über
einen neuen Wirkmechanismus, d. h. die Hemmung von Topoisomerase
I. Versuche der Phase II eines wasserlöslichen Camptothecin-Prodrug-Analogons,
Irinotican (CPT-11), sind in Japan abgeschlossen worden gegen eine
Vielzahl von Tumoren, und zwar mit Reaktionsraten zwischen 0% (Lymphknotentumor)
und 50% (Kleinzeller Lunge). Topotecan, ein anderes wasserlösliches
Camptothecin-Analogon, durchläuft
derzeit klinische Versuche der Phase II in den Vereinigten Staaten.
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Frühere Antitumordaten
von zahlreichen Tiermodellen unter Anwendung von Betulinsäure sind
außerordentlich
unterschiedlich und scheinbar inkonsistent. Beispielsweise wurde
berichtet, daß Betulinsäure eine dosisabhängige Wirksamkeit
gegen das Walker-256-Karcinosarkom-Tumorsystem bei Mäusen bei
Dosiswerten von 300 und 500 mg/kg (Milligramm je Kilogramm) Körpergewicht
zeigt. Dagegen zeigte ein späterer
Bericht, daß die
Verbindung in dem Walker-256-Modell (400 mg/kg) und in dem Modell
L1210 lymphozytische Leukämie
bei Mäusen
(200 mg/kg) unwirksam war. Im National Cancer Institute durchgeführte Tests
bestätigten
diese negativen Daten.
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Ebenso
wurde eine tumorhemmende Wirksamkeit von Betulinsäure in dem
P-388-Maus-Lymphozytentestsystem
angedeutet. Aber Tests, die vom National Cancer Institute durchgeführt wurden,
haben eine solche Wirksamkeit nicht gestützt. Kürzlich wurde gezeigt, daß Betulinsäure eine
durch Phorbolester induzierte Entzündung und epidermale Akkumulation
von Ornithindecarboxylase im Mäuseohrmodell
blockiert. In Überein stimmung
mit diesen Beobachtungen wurde die karzinogene Reaktion in dem Zweistufen-Mäusehautmodell gehemmt. So wird
in Oncology 48(1), 1991, 72–76,
berichtet, daß bestimmte
Triterpene von medizinischen Pflanzen eine hemmende Wirkung auf
die Tumorförderung
durch 12-O-Tetradecanoylphorbol-l3-acetat bei der Zweistufen-Kanzerogenese in
Mäusehaut
haben. Ryu et al., Arch. Pharm. Res. 1994, 17, 375–377, berichtet, daß 13 Arten
von natürlich
vorkommenden oder derivatisierten Triterpenen in Experimenten in
vitro eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von mehreren Humantumorzellinien
haben. Somit sind einige schwache Anzeichen einer tumorhemmenden
Wirksamkeit durch Betulinsäure
berichtet worden, aber bis zu der vorliegenden Erfindung findet
sich in keinen früheren
Berichten oder Daten ein Hinweis darauf, daß Betulinsäure für die selektive Kontrolle oder
Behandlung von Human-Melanomem brauchbar ist.
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Die
vorliegende Erfindung richtet sich auf die Verwendung von Betulinsäure zur
Herstellung eines Medikaments zum Behandeln eines malignen Melanoms,
wobei das Medikament zur topischen Applikation auf das Melanom ausgebildet
ist. Die aktive Verbindung, Betulinsäure, wird durch ein Verfahren
isoliert, das die folgenden Schritte aufweist: Präparieren
eines Extrakts aus der Stammrinde von Ziziphus mauritiana zur Vermittlung
eines selektiven zytotoxischen Profils gegen Human-Melanom in einem
Panel von Humankrebszellinien, Durchführen einer durch Bioassay geleiteten
Fraktionierung auf der Basis des Profils der biologischen Wirksamkeit
unter Einsatz von gezüchteten
Human-Melanomzellen (MEL-2) als Kontrolle, und Erhalten von Betulinsäure daraus
als die wirksame Verbindung.
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Ein
wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung
eines Behandlungsverfahrens unter Einsatz von Betulinsäure, um
das Wachstum oder die Ausbreitung von Krebszellen zu verhindern,
wobei die Betulinsäure
in einer topischen Zusammensetzung appliziert wird.
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Ein
anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung besteht in der Überwindung
des Problems hoher Säuger-Toxizität, die mit
synthetischen krebshemmenden Mitteln verbunden ist, durch Einsatz
einer von einem Naturprodukt abgeleiteten Verbindung, z. B. Betulinsäure.
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Noch
ein anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Überwindung
des Problems einer ungenügenden
Verfügbarkeit,
die mit synthetischen krebshemmenden Agenzien verbunden ist, durch
Verwendung der leicht verfügbaren,
natürlich
vorkommenden Betulinsäure.
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1 ist
ein Diagramm eines mittleren Tumorvolumens (in cm3) über der
Zeit für
nicht-etablierte MEL-2-Tumoren in Kontrollmäusen und in Mäusen, die
mit steigenden Dosen von Betulinsäure behandelt wurden;
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2 ist
ein Diagramm eines mittleren Tumorvolumens (in cm3) über der
Zeit für
etablierte MEL-2-Tumoren in Kontrollmäusen und in Mäusen, die
mit DTIC oder Betulinsäure
behandelt wurden;
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3(A) ist ein Diagramm des 50 Kbp-Bandbereichs
als % Gesamt-DNA über
der Zeit für
die Behandlung von MEL-2-Zellen mit 2 μg/ml Betulinsäure;
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3(B) ist ein Diagramm des 50 Kbp-Bandbereichs
als % Gesamt-DNA über
der Konzentration von Betulinsäure
(μg/ml);
und
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4 und 5 sind
Diagramme des mittleren Tumorvolumens (cm3) über der
Zeit für
etablierte und nicht-etablierte MEL-1-Tumoren in Kontrollmäusen und
Mäusen,
die mit steigenden Dosen von Betulinsäure behandelt wurden.
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Wie
die Tabelle 1 zeigt, wurde das in vitro Wachstum von MEL-2-Zellen
durch Betulinsäure,
d. h. einen ED50-Wert von ca. 2 μg/ml,
gehemmt. Keine der anderen getesteten Krebszellinien wurde jedoch
von Betulinsäure
(d. h. ED50-Werten von größer als
20 μg/ml)
beeinflußt.
Eine derart deutlich definierte Zelltyp-Spezifität, die durch Betulinsäure demonstriert
wird, ist sowohl neu als auch unerwartet.
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Wie
die Tabelle 1 zeigt, zeigten andere bekannte tumorhemmende Mittel
wie etwa Paclitaxel, Camptothecin, Ellipticin, Homoharringtonin,
Mithramycin A, Podopyllotoxin, Vinblastin und Vincristin, eine relativ
intensive, nichtselektive zytotoxische Wirksamkeit ohne erkennbare
Zelltyp-Selektivität.
Ferner ist die durch Betulinsäure
vermittelte zytotoxische Reaktion nicht ausschließlich auf
die MEL-2-Melanomzellinie beschränkt. Dosis-Antwort-Untersuchungen,
die mit zusätzlichen
Human-Melanomzellinien durchgeführt
wurden, die mit MEL-1, MEL-3 und MEL-4 bezeichnet sind, demonstrierten
ED50-Werte von 1,1 bzw. 3,3 bzw. 4,8 μg/ml.
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In
der nachfolgenden Tabelle 1 wurden die extrahierte Betulinsäure und
die anderen Reinverbindungen auf Zytotoxizität gegen die folgenden gezüchteten
Humanzellinien getestet: A431 (Plattenepithelzellen), BC-1 (Brust),
COL-2 (Kolon), HAT-1080 (Sarkom), KB, LNCaP (Prostata), LU-1 (Lunge),
MEL-2 (Melanom), U373 (Gliom) und ZR-75-1 (Brust).
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Betulinsäure hat
die Strukturformel:
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Betulinsäure ist
im Pflanzenreich relativ weit verbreitet, und da es sich um eine
häufig
angetroffene Verbindung handelt, sind einige frühere biologische Wirksamkeiten
berichtet worden.
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Betulinsäure wurde
erhalten durch Extraktion einer Probe von luftgetrockneter gemahlener
Stammrinde (450 g) von Z. mauritiana mit 80% wäßrigem Methanol. Der wäßrige Methanolextrakt
wurde dann nacheinander mit Heran und Ethylacetat aufgetrennt unter
Bildung von Hexan-, Ethylacetat- und wäßrigen Extrakten. Von diesen
Extrakten zeigte der Ethylacetatextrakt (13,5 g Ethylacetat) zytotoxische
Wirksamkeit gegen eine gezüchtete
Melanomzellinie (MEL-2) mit einer ED50 von 3,7 μg/ml. Der Ethylacetatextrakt
wurde an einer Silikagelsäule
chromatographiert unter Einsatz von Hexan-Ethylacetat (4:1 bis 1:4)
als Eluent und ergab 10 Fraktionen. Die Fraktionen 3 und 4 wurden
kombiniert und einer weiteren Fraktionierung unterzogen zum Erhalt einer
aktiven Fraktion (Fraktion 16), die einen einzelnen Hauptfleck durch
Dünnschicht-Chromatographie zeigte
[Rf 0,67: CHCl3:MeOH (Chloroform:Methanol) (10:1)], was 72 mg farblose
Nadeln nach wiederholter Kristallisation aus Methanol ergab (Gesamtausbeute
aus getrocknetem Pflanzenmaterial: 0,016% w/w).
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Wie
durch die in Tabelle 1 zusammengefaßten Daten bestätigt wird,
ist Betulinsäure
als nicht-zytotoxisch in bezug auf gezüchtete KB-Zellen berichtet
worden. Die Zytotoxizität
der Rohextrakte und der gereinigten Verbindungen wurde in einer
Reihe von gezüchteten
Human-Krebszellinien bestimmt. Die Tabelle 1 listet die verschiedenen
Arten von ausgewerteten Krebszellen auf. Die Zellen wurden in geeignetem
Medium und unter Standardbedingungen gezüchtet. Zur Aufrechterhaltung
von logarithmischem Wachstum wurden die Medien 24 h vor den zytotoxischen
Assays gewechselt. Am Tag des Assays wurden die Zellen durch Trypsinisieren
geerntet, gezählt,
in Medium verdünnt
und in Schalen mit 96 Vertiefungen verbracht, die Testverbindungen enthielten,
die in DMSO gelöst
waren; die endgültige
DMSO-Konzentration war 0,05%.
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Die
Schalen wurden für
drei Tage inkubiert. Nach der Inkubationsperiode wurden die Zellen
fixiert und mit dem Farbstoff Sulforhodamin B (SRB) angefärbt. Der
gebundene Farbstoff wurde mit Tris-Base freigesetzt, und der OD515
wurde auf einem ELISA-Meßgerät gemessen.
Das Wachstum der mit Betulinsäure
behandelten Zellen wurde durch die OD515-Werte bestimmt, und das
Wachstum wurde mit den OD515-Werten von mit DMSO behandelten Kontrollzellen
verglichen. Dosis-Antwort-Untersuchungen wurden durchgeführt, um ED50-Werte
zu erzeugen.
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Die
isolierte wirksame Verbindung, Betulinsäure (ED50 von 2,0 μg/ml für MEL-2)
hat eine Molekülformel
C30H48O3, bestimmt durch hochauflösende Massenspektroskopanalyse,
einen Schmelzpunktbereich von 292–293°C (Abbau). Der in der Literatur
angegebene Schmelzpunktbereich für
Betulinsäure
ist 290 bis 293°C.
Ein gemischter Schmelzpunktbereich mit einer bekannten Betulinsäureprobe
wurde nicht unterdrückt. Die
optische Drehung der Verbindung wurde als +7,3° gemessen (c = 1,2; Pyridin)
(Lit. +7,5°).
Die Identität
der isolierten Verbindung als Betulinsäure wurde bestätigt durch
Vergleich der obigen physikalischen Eigenschaften sowie 1H-nmr,
13C-nmr und massenspektroskopische Daten der isolierten Verbindung,
mit physikalischen Daten und Spektren einer bekannten Betulinsäureprobe
gemäß den Angaben
in der Literatur.
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Um
die in vivo Fähigkeit
von Betulinsäure
für den
Einsatz als antineoplastisches Mittel gegen malignes Melanom zu
testen, wurde eine Serie von Untersuchungen mit athymischen (nackten)
Mäusen
durchgeführt, denen
Human-Melanomzellen (MEL-2) subkutan injiziert wurden. Die ursprüngliche
Studie untersuchte die Wirksamkeit von Betulinsäure gegen nichtetablierte Tumore.
Die Behandlung mit Betulinsäure
begann am Tag 1, d. h. 24 h nach der Tumorzellinjektion. Bei Dosierungen
von 50, 250 und 500 mg/kg Körpergewicht
zeigte Betulinsäure
eine effektive Hemmung des Tumorwachstums mit p-Werten von 0,001
für jede
Dosis gegen eine Kontrolle (1).
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Insbesondere
wurden die in 1 aufgetragenen Daten von Experimenten
gewonnen, wobei vier Wochen alten athymischen Mäusen subkutan in die rechte
Flanke 3,0 × 108
UISO MEL-2-Zellen injiziert wurden. UISO MEL-2 ist eine Zellinie,
die von Melanommetastasen aus Humanflüssigkeit im Pleuraraum gewonnen
ist. Die medikamentöse Behandlung
wurde am Tag nach der Tumorzellinjektion begonnen und jeden vierten
Tag für
insgesamt sechs Dosen fortgesetzt. Vier Kontrolltiere erhielten
intraperitoneal (IP) 0,5 ml PVP-Kontrollösung, wogegen behandelte Tiere
(4 pro Gruppe) 50, 250 oder 500 mg/kg/Dosis IP Betulinsäure/PVP
in entionisiertem H2O erhielten. Betulinsäure wurde mit PVP kopräzipitiert,
um die Löslichkeit
und Bioverfügbarkeit
zu erhöhen.
Die Mäuse
wurden während
der gesamten Untersuchung jeden zweiten Tag gewogen und die Tumore
mit einem Mikrometer gemessen. Alle Tiere wurden am Tag 33 geopfert
und autopsiert, wobei das mittlere Tumorvolumen in den Kontrolltieren
ungefähr
ein cm3 war.
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Es
zeigte sich eine größere Hemmung
von Tumorwachstum bei der höchsten
Dosis von Betulinsäure gegenüber der
kleinsten Dosis (p = 0,04). Eine Toxizität wurde mit der Betulinsäurebehandlung
nicht in Zusammenhang gebracht, weil Toxizität durch Körpergewichtsverluste oder andere
Formen der akuten Toxizität
angezeigt wird. Es wurde kein Gewichtsverlust beobachtet.
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Als
nächstes
wurde eine in vivo Untersuchung von Betulinsäure an etablierten Melanomen
durchgeführt.
Bei dieser Studie wurde die Behandlung bis zum Tag 13 aufgeschoben;
zu diesem Zeitpunkt war bei sämtlichen
Mäusen
ein tastbarer Tumor vorhanden. Wie 2 zeigt,
stoppte Betulinsäure
unter diesen Bedingungen erfolgreich das Tumorwachstum (p = 0,0001).
Ferner glich das Tumorwachstum selbst 14 Tage nach Beendigung der
Behandlung nicht demjenigen der (unbehandelten) Kontrollgruppe.
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Insbesondere
wurden unter Bezugnahme auf 2 vier Wochen
alten athymischen Mäusen
in die rechte Flanke 5 × 108
MEL-2-Zellen subkutan injiziert. Es wurden vier Behandlungsgruppen
von jeweils fünf Mäusen untersucht.
In einer Gruppe erhielten die Mäuse
250 mg/kg/Dosis von IP Betulinsäure/PVP
jeden dritten Tag bei insgesamt sechs Dosen, beginnend mit dem Tag
nach der Tumorzellinjektion. Die Kontrollgruppe erhielt 0,5 ml IP
Kochsalzlösung.
Eine DTIC-Behandlungsgruppe erhielt 4 mg/kg/Dosis IP DTIC jeden
dritten Tag ab Tag 13 bis Tag 28 der Untersuchung. Die Betulinsäure-Behandlungsgruppe
erhielt 250 mg/kg/Dosis IP Betulinsäure/PVP jeden dritten Tag von
Tag 13 bis Tag 27. Die Kontrollmäuse
und die mit DTIC behandelten Mäuse
wurden am Tag 36 wegen ihrer hohen Tumorbelastung geopfert und autopsiert.
Die übrigen
Mäuse wurden
am Tag 41 geopfert und autopsiert.
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Wie 2 zeigt,
wurde die Wirksamkeit von Betulinsäure auch mit DTIC verglichen,
das für
die Behandlung von Melanommetastasen klinisch verfügbar ist.
Die DTIC-Dosis, die durch die Toxizität begrenzt ist, wurde so gewählt, daß sie äquivalent
zu derjenigen war, die an menschliche Patienten verabreicht wird.
Das Tumorwachstum in der mit Betulinsäure behandelten Gruppe war
signifikant geringer als dasjenige, das in den mit DTIC behandelten
Tieren beobachtet wurde (p = 0,0001). Verglichen mit Kontrollen
erzeugte DTIC eine signifikante, jedoch weniger deutliche Reduzierung
des Tumorwachstums mit einem p-Wert von 0,01. Eine vierte Gruppe
bei dieser Untersuchung wurde nach einem Plan behandelt, der ähnlich demjenigen
der Erststudie war. Unter diesen Bedingungen hemmte Betulinsäure, wie
vorher gezeigt wurde, die Tumorentwicklung signifikant (p = 0,0001)
und führte
zu einer Langzeitreduzierung des Tumorwachstums von bis zu drei
Wochen nach Beendigung der Behandlung.
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Die 4 und 5 zeigen,
daß Betulinsäure auch
eine Wirksamkeit gegen MEL-1-Zellen zeigte. Unter Bezugnahme auf
die 4 und 5 wurden dabei vier Wochen alten
athymischen Mäusen
in die rechte Flanke 5,0 × 108
UISO MEL-1-Zellen subkutan injiziert. Die medikamentöse Behandlung
wurde am Tag nach der Tumorzellinjektion begonnen und für insgesamt
sechs Dosen jeden vierten Tag fortgesetzt. Vier Kontrolltiere erhielten
0,5 ml Kochsalzlösung
intraperitoneal (IP), wogegen behandelte Tiere (4 pro Gruppe) 5,
50 oder 250 mg/kg/Dosis IP Betulinsäure/VP in dd H2O erhielten.
Die Mäuse
wurden während
der gesamten Studiendauer jeden dritten Tag gewogen und die Tumore
mit einem Mikrometer vermessen. Behandelte Tiere wurden am Tag 41
geopfert und autopsiert, nachdem das mittlere Tumorvolumen in den
Kontrollmäusen
ungefähr
0,5 cm3 war. Die Kontrollmäuse erhielten
dann sechs Dosen von 50 mg/kg jeden vierten Tag, beginnend am Tag 41,
und wurden am Tag 71 geopfert und autopsiert.
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Die
in den 4 und 5 gezeigten Ergebnisse in bezug
auf MEL-1-Zellen waren ähnlich
den in den 1 und 2 gezeigten
Ergebnissen. Somit ist Betulinsäure
sowohl gegen MEL-1- als auch MEL-2-Zellen wirksam.
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Der
Mechanismus, nach dem Antitumoragenzien ihre Wirksamkeit vermittelten,
ist von hoher theoretischer und klinischer Wichtigkeit. Daher wurde
der Wirkmodus untersucht, nach dem Betulinsäure den Melanom-spezifischen
Effekt vermittelt. Die Sichtprüfung
von mit Betulinsäure
behandelten Melanomzellen zeigte zahlreiche Oberflächenbläschen. Diese
Beobachtung im Gegensatz zu einem Kollaps der Zellmembran wies auf
die Induktion von Apoptosis hin. Eines der häufigsten molekularen und zellulären anatomischen
Anzeichen von Apoptosis ist die Bildung von "DNA-Leitern", die den Produkten des zufälligen endonukleolytischen
Aufschließens
von Internukleosomen-DNA
entsprechen. Neue Studien haben zwar gezeigt, daß ein Mangel an DNA- Leiterbildung nicht
unbedingt bedeutet, daß keine
Apoptosis stattfindet, aber es wurde gezeigt, daß die Spaltung der doppelsträngigen DNA,
die ein Fragment von ungefähr
50 Kbp ergibt, durch verschiedenartige Behandlungen bei einer Vielzahl
von Zellinien gleichbleibend mit der Induktion von Apoptosis korreliert.
Somit ist die Erzeugung des 50 Kbp-Fragments ein zuverlässiger und
allgemeiner Indikator von Apoptosis. Die Erzeugung des Fragments
erfolgt an der Aufstromseite des Prozesses, der zu den DNA-Leitern führt, und
repräsentiert
einen frühen
Schlüsselschritt
bei der Festlegung auf Apoptosis.
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Daher
ist ein wichtiges Merkmal der vorliegenden Erfindung eine Methode
zum Analysieren und Quantifizieren der Bildung des 50 Kbp-Fragments
als Biomarker für
die Induktion von Apoptosis in Human-Krebszellinien. Diese Methode
umfaßt
die Behandlung von Zellen in Kultur, gefolgt von der Analyse des
gesamten zellulären
DNA-Gehalts unter
Anwendung von Agarosegel-Elektrophorese mit Feldinversion. Unter
diesen Bedingungen wird das 50 Kbp-Fragment als diffuse Zone aufgelöst. Die
durch das 50 Kbp-Fragment repräsentierte
gesamte Zell-DNA wird densitometrisch an der Kontur dieser Zone
bestimmt.
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Zur
Untersuchung der Fähigkeit
von Betulinsäure,
Apoptosis zu induzieren, wurde die oben beschriebene Methode zum
Gebrauch mit der MEL-2-Zellinie adaptiert. Wie 3A zeigt,
wurde eine zeitabhängige Ausbildung
eines 50 Kbp-DNA-Fragments durch Betulinsäure mit MEL-2-Zellen induziert.
Die Induktion war nach einer Behandlungsperiode von 56 h maximal.
Nach diesem Zeitraum wurde eine Abnahme der relativen Menge des
50 Kbp-Fragments beobachtet, was wahrscheinlich durch inneren Abbau
erfolgte. Außerdem
wurden in dem Agarosegel DNA-Fragmente von ungefähr 146 und ungefähr 194 Kbp
beobachtet, die theoretisch als Vorläufer in dem Prozeß angesehen
werden, der zur Bildung des 50 Kbp-Fragments führt. Außerdem war die durch Betulinsäure vermittelte
Induktion von Apoptosis (50 Kbp-Fragment) dosisabhängig ( 3B),
und der ED50-Wert (ungefähr
1,5 μg/ml),
der in der apoptotischen Antwort beobachtet wurde, lag sehr nahe
an dem ED50-Wert, der vorher für
die zytotoxische Antwort bestimmt worden war (Tabelle 1).
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Unter
weiterer Bezugnahme auf 3A wurden
kultivierte MEL-2-Zellen (106 Zellen pro 25 cm3 Kolben
inokuliert) für
24, 32, 48, 56 und 72 h mit 2 g/ml Betulinsäure (200 μg/ml DMSO, verdünnt 1:100
in Medium) behandelt. Nach der Behandlung wurden die Zellen geerntet,
mittels Zentrifugierung gesammelt, dann in Flüssigstickstoff für die spätere Analyse
schnellgefroren. Proben wurden auf einem 1% Agarosegel in einer
Hoefer HE100 SuperSub-Vorrichtung analysiert, die durch ein zirkulierendes
Wasserbad auf 10°C
gekühlt
wurde. Der Elektrodenpuffer war 0,5 × TBE-Puffer, der 0,25 μg/ml Ethidiumbromid
enthielt und während
der Elektrophorese umgewälzt
wurde. Jedes Gel enthielt 20 μl
Sigma Pulse Marker 0,1–200
KbP DNA-Größenmarker.
Vor dem Beschicken mit den Proben wurde jeder Probenvertiefung 50 μl 2% SDS
zugefügt.
Jedes Probenröhrchen
wurde rasch aufgetaut, dann wurden die pelletierten Zellen sofort
in einem Volumen von ungefähr
50 μl in
die SDS enthaltende Vertiefung überführt. Über jede
Vertiefung wurde dann geschmolzene LMP-Agarose gelegt, die man gelieren
ließ,
bevor die Gelschale in die SuperSub-Vorrichtung verbracht wurde.
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Die
Elektrophorese erfolgte bei 172 V über eine Gesamtzeit von 18
h unter Verwendung von zwei sequentiellen Feldinversionsprogrammen
mit stufenweisem Impulsanstieg. Die DNA/Ethidiumbromid-Fluoreszenz
wurde an einem UV-Txansilluminator angeregt und unter Verwendung
von Polaroidfilm Typ 55 P/N fotografiert. Das Negativ wurde analysiert
unter Verwendung eines PDI-Abtastdensitometers und von Quantity-One-Software. Die Intensität des 50
Kbp-Fragments wurde bestimmt durch Messen der optischen Konturdichte
(OD × mm2) als Prozentsatz der optischen Gesamtdichte
in der Probenbahn einschließlich
der Probenvertiefung. Die Abnahme in der 50 Kbp-Zonendefinition war durch inneren Abbau
verursacht und repräsentiert keine
Umkehrung des Prozesses.
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Es
wird weiter auf 3B Bezug genommen; gezüchtete MEL-2-Zellen
wurden für
56 h mit den folgenden Konzentrationen von Betulinsäure behandelt:
0, 0,1, 1,0, 2,0, 4,0 und 8,0 μg/ml.
Die Zellen wurden geerntet, und die Apoptosis wurde gemessen, wie
es für 3A beschrieben
wurde. Das Experiment wurde wiederholt, und eine gleichartige Dosis-Antwort-Kurve
wurde beobachtet (Daten nicht gezeigt).
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Diese
Daten weisen auf eine kausale Beziehung hin, und die Theorie ist,
daß eine
durch Betulinsäure vermittelte
Apoptosis für
die Antitumorwirkung verantwortlich ist, die bei athymischen Mäusen beobachtet
wurde. Zeitliche Verlaufsexperimente mit Human-Lymphozyten, die auf die gleiche Weise
mit Betulinsäure
in Konzentrationen von 2 und 20 μg/ml
behandelt wurden, zeigten keine Bildung des 50 Kbp-Fragments (Daten
nicht gezeigt), was auf die Spezifität und mögliche Sicherheit der Testverbindung
hinweist.
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In
Anbetracht eines besonderen Zytotoxizitätsprofils in vitro, einer signifikanten
Wirksamkeit in vivo und des Wirkmodus ist Betulinsäure eine
ausgesprochen attraktive Verbindung für die Behandlung von malignem
Human-Melanom. Betulinsäure
ist in Bezug auf Toxizität
außerdem
relativ harmlos, wie die wiederholte Verabreichung von 500 mg/kg-Dosen
Betulinsäure
ohne akute Anzeichen von Toxizität
oder Abnahme des Körpergewichts
beweist. Betulinsäure
war früher
in einem hippokratischen Screening mit 200 und 400 mg/kg-Dosen als
unwirksam festgestellt worden.
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Es
gibt ferner auch keinen Mangel an Betulinsäure. Betulinsäure ist
ein allgemein vorkommendes Triterpen, das im gesamten Pflanzenreich
von vielen Spezies zur Verfügung
gestellt wird. Dabei ist ganz wichtig, daß ein Betulinsäure-Analogon,
Betulin, der Hauptbestandteil der Spezies Birken mit weißer Rinde
(bis zu 22% Ausbeute) ist und daß Betulin leicht zu Betulinsäure oxidiert
werden kann.