-
Die
Erfindung liegt im allgemeinen Gebiet der Biomaterialien. Genauer
gesagt ist diese Erfindung auf biomedizinische Implantate, ihre
Zusammensetzung und Verfahren der Herstellung und Verwendung gerichtet.
-
Biomaterialien
sind für
die Implantation in den menschlichen Körper genutzt worden, um als Stützen für die Wund-
und Festgewebeheilung zu wirken. Matrizen, die für diesen Zweck nützlich sind, sollten
die Fähigkeit
besitzen, am Wundort und umgebenden Gewebe anzuhaften und sich diesem
anzupassen. Idealerweise sollten sie auch die Akkumulation von Fibroblasten,
Endothelzellen und wundheilenden regulativen Zellen erleichtern,
um die Anlagerung von Bindegewebe und die Angiogenese zu fördern.
-
In
der EP-A-0 539 751 wird eine bioabbaubare Polymerzusammensetzung
offenbart, zusammengesetzt aus einem thermoplastischen oder wärmehärtbaren
Polymer, welches zur Bildung einer bioabbaubaren und/oder bioerodierbaren
mikroporösen festen
oder gelatinösen
Polymermatrix fähig
ist.
-
In
der EP-A-0 560 014 wird eine bioabbaubare Folienwundauflage offenbart,
gebildet aus einer flüssigen
Zusammensetzung von mindestens einem bioabbaubaren/bioerodierbaren
thermoplastischen Polymer in einem pharmazeutisch akzeptablen Lösungsmittel.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 849 285 an Dillon zielt auf eine selbsttragende,
agglomerierte Verbund-Makrostruktur, die als chirurgisches Implantat
nützlich ist.
Die Makrostruktur ist eine Matrix aus Polytetrafluorethylenharz
und gehärtetem
Silikon, worin sich ein einheitlich verteiltes teilchenförmiges Material
befindet. Diese Teilchen haben eine maximale Größe von 2000 Mikrometer und
können
Hydroxyapatit- oder Tricalciumphosphat sein. Diese spezielle Makrostruktur
ist somit ein Verbund aus keramischem teilchenförmigen Material und organischen
Biomaterialien, das einheitlich von einem Netzwerk offener Poren durchdrungen
ist. Die Poren werden durch Einbau von Natriumchlorid in den Verbund
und die darauffolgende Auswaschung im Herstellungsverfahren gebildet.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 843 112 an Gerhart et al. richtet sich auf einen
Knochenzement, zusammengesetzt aus einer teilchenförmigen,
biokompatiblen Calciumphosphatkeramik und einem resorbierbaren Calciumsalz,
dispergiert in einer vernetzten, bioabbaubaren Polyestermatrix.
Poren werden in der Matrix durch Körperflüssigkeiten gebildet, die kleine Leerstellen
oder Hohlräume
in der Polymermatrix bilden.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 5 141 522 an Landi et al. beschreibt einen Verbundstoff
aus zwei oder mehreren biokompatiblen Polymeren, die für die Reparatur von
Säugetiergewebe
nützlich
sind. Eines der Polymere ist Polytetrafluorethylen (PTFE), welches
das verstärkende
Bindemittel ist. Eine bioabsorbierbare Komponente, welche ein Lactoncarbonat
oder ein Lactid sein kann, ist innerhalb der Struktur des PTFE enthalten
und dient zur Steigerung des Einwachsens von Gewebe.
-
Zusätzliche
Offenbarungen von PTFE-Zusammensetzungen, die als Implantate nützlich sind, schließen ein,
sind aber nicht beschränkt
auf, die U.S.-Patente Nr. 5 141 522, 5 098 779 und 4 863 974. Die
PTFE-Komponente dieser Zusammensetzungen dient als eine nicht-absorbierbare
mikrofibrilläre strukturelle
Stütze.
Eine bioabsorbierbare Komponente ist in der strukturellen Stütze enthalten
oder diese wird damit beschichtet. Das PTFE wird vor der Implantation
der Zusammensetzungen polymerisiert.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 373 217 an Draenert zielt auf ein polymeres Implantationsmaterial,
welches eine Acrylat-, Polymethacrylat- oder Copolymerbasis besitzt,
mit dispergiertem resorbierbaren Tricalciumphosphat von 50 bis 300
Mikrometer mit einem zur Verfügung
stehendem Porenvolumen von weniger als 0,1 ml/g. Von diesem teilchenförmigen Material
wird gesagt, dass es eine feste Bindung zwischen Implantat und Körpergewebe
ermöglicht.
Die Resorption von Tricalciumphosphatteilchen auf der Oberfläche des
Implantats werden in den Körper
resorbiert, um das Knochenwachstum in der angrenzend gebildeten
Porosität
zu fördern.
Um die Absorption des flüssigen
Monomers in das poröse
Calciumphosphat zu sichern, ist ein ebenfalls im Körper resorbierbarer
Füllstoff
zur Füllung
der Porenvolumina des Calciumphosphats eingeschlossen.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 898 734 an Mathiowitz et al. betrifft ebenfalls
ein vorgefertigtes festes polymeres Implantationsmaterial. In eine
kontinuierliche polymere Matrix, herge stellt aus z. B. Polyurethan oder
Polystyrol, werden Mikrokapseln oder Mikrokugeln eingebettet, welche
Material für
eine folgende Freisetzung enthalten können. Die Kugeln können aus
der Matrix durch Bioerosion entfernt werden. Zur Bildung eines vaskulären Pfropfens
werden erodierbare Mikrokugeln innerhalb einer röhrenförmigen, langsamer abbaubaren
Polymermatrix eingeschlossen. Die schnelle Erosion der Kugeln führt zu Poren für die Zellkeimung
und Vaskularisierung, wobei die Matrix Halt gibt, bis es genügend Zellwachstum
gibt, um strukturelle Integrität
zu erzeugen.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 950 483 an Ksander et al. beschreibt ein Kollagenimplantat,
das für
die Wundheilung nützlich
ist. Das Implantat ist aus Kollagen gefertigt und hat eine Schüttdichte
von 0,01 bis 0,03 g/cm3 und es heißt, dass
es eine Porengröße besitzt,
die ausreicht um das Einwachsen von Zellen zu erlauben. Bioaktive
Stoffe wie FGF und TGF-β können in
das Implantat eingebaut werden.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 5 077 049 an Dunn et al. zielt auf ein Verfahren
zur Wiederherstellung von periodontischem Gewebe. Ein bioabbaubares
flüssiges polymerisches
System, entworfen zur Bildung einer porösen Struktur, wenn es mit einer
Grenzmembran vernetzt wird, wird bei der Defektstelle von Weichteilgewebe
verabreicht. Die Poren bilden sich als Ergebnis des wasserlöslichen
Materials, das im flüssigen Material
enthalten ist. Das flüssige
Material, welches in die Defektstelle injiziert wird, stellt ein
Trägergerüst bereit,
welches mit neuen Knochenzellen gefüllt wird, die graduell das
wasserlösliche
Polymer ersetzen.
-
Das
U.S.-Patent Nr. 4 902 295 an Walthall et al. betrifft ein transplantierbares
künstliches
Gewebe. Das Gewebe wird durch Mischen einer polymerisierenden Matrix
mit reversiblen Gelvorläufern
in einer wässrigen
Lösung
mit lebensfähigen
Zellen hergestellt. Das Gel, welches Alginat, ein Gummi oder Agarose
sein kann, wird dann gelöst,
um eine poröse
Matrix für
die Implantation bereitzustellen.
-
Keine
der oben beschriebenen Referenzen beschreibt ein biomedizinisches
Implantationsmaterial mit einer unterschiedlich abbaubaren Matrix
und porös
machendem Mittel, wo die Polymerisation in situ auftritt und welches
aus einem biopolymeren Material hergestellt ist.
-
Somit
sieht die Erfindung eine In-situ polymerisierbare Implantat-Zusammensetzung
vor, die zur Bildung eines unterschiedlich bioabbaubaren, biomedizinischen
Implantats imstande ist, welches für die Implantierung bei einem
Patienten nützlich
ist, wobei das Implantat Folgendes umfasst:
ein bioabbaubares,
biokompatibles Matrixmaterial, das eines oder mehrere aus Kollagen,
Fibrin, Fibrinogen, Gelatine und Mischungen, Kombinationen und Derivaten
davon ist; und
ein bioabbaubares, biokompatibles, porös machendes
Mittel in der Form eines teilchenförmigen Materials;
wobei
das Matrixmaterial eine langsamere Abbaurate aufweist als das porös machende
Mittel;
wobei die Polymerisation und Verfestigung des Implantats
in situ erfolgen und wobei beim Abbau des porös machenden Mittels ein kontinuierliches
poröses Netzwerk
innerhalb des Implantats gebildet wird.
-
Arten der
Ausführung
der Erfindung
-
Definitionen
-
Wie
hierin verwendet, werden bestimmte Begriffe benutzt, die definierte
Bedeutungen haben.
-
Mit „bioabbaubar" oder „bioerodierbar" wenn es auf das
porös machende
Mittel bezogen ist, ist ein Material gemeint, das sich in situ als
Ergebnis des Aussetzens einer wässrigen
Umgebung in weniger als einer Woche, vorzugsweise zwischen etwa
1 und 72 Stunden, weiter vorzugsweise zwischen etwa 2 und 12 Stunden
auflöst.
Die Auflösung
kann als Ergebnis einer Reihe verschiedener Mechanismen auftreten
wie einfache Diffusion, Hydrolyse, enzymatische Spaltung, Ionenaustausch,
Autokatalyse, Osmose, Zersetzung, freie radikalische Spaltung, Strahlungswirkung,
thermisches Schmelzen sowie chemische Auflösung. Hydrolyse ist der bevorzugte
Mechanismus für
den Bioabbau. Als solches ist der Bioabbau des porös machenden
Mittels unterscheidbar vom „Auswaschen" wasserlöslicher
Arzneistoffe und Salze, wie teilchenförmiger Calciumsalze, z. B.
Tricalciumphosphat, nach Stand der Technik. Typischerweise bilden
diese wasserlöslichen
Arzneistoffe oder Salze lediglich kleine Leerstellen oder Hohlräume auf
der Oberfläche
der Matrix im Gegensatz zu dem porösen Netzwerk, welches durch
die hierin beschriebenen bioabbaubaren, porös machenden Mittel bereitgestellt
wird.
-
Mit „langsam
bioabbaubar" oder „langsam
bioerodierbar" in
Bezug auf das Matrixmaterial, ist ein Material gemeint, welches
sich nicht in situ (oder in einer wässrigen Umgebung) innerhalb
einer Woche auflöst,
oder sich in einer Dauer ab von etwa 1 Woche bis 24 Monate auflöst, vorzugsweise
in einer Periode von zwischen etwa 1 bis 12 Monaten. Es ist auch
beabsichtigt, Material wie einen Polyether auszuschließen, welcher
nur außerhalb
des Bereiches normaler Körpertemperatur
und in organischen Lösungsmitteln
abbaubar ist. Beispiele dieses Typs von ausgeschlossenem Polyether
schließen
aliphatische Polyether niederen Molekulargewichts, welche in wässrigen
Lösungen
von Methanol, Ethanol oder Aceton löslich sind, ein.
-
Der
Begriff „porös machendes
Mittel" bezeichnet
teilchenförmige
Materialien, die einschließen,
aber nicht beschränkt
sind auf Materialien in der Form von massiven oder hohlen Kugeln,
extrudierten Stäbchen
oder anderer geeigneter Formen. Typischerweise hat das Teilchen
einen mittleren Durchmesser von zwischen etwa 10 und 500 μm, noch typischerweise
zwischen etwa 20 und 200 μm.
Die Teilchen sind im allgemeinen kugelförmig, aber andere Formen wie
rhombenförmig,
ungleichmäßig, sternförmig und
andere Typen kristalliner Formen können verwendet werden. Die
Mittel sind in einer Konzentration von mindestens etwa 12 Vol.-%
des Matrixmaterials vorhanden, vorzugsweise ist die Konzentration
zwischen etwa 12 und 99 Vol.-% des Matrixmaterials, weiter vorzugsweise
zwischen etwa 20 und 90 Vol.-% des Matrixmaterials, so dass mit
dem Bioabbau des Mittels ein kontinuierliches poröses Netzwerk
oder Pfad innerhalb des Implantats gebildet wird. In einer Ausführungsform
werden Komponenten wie Calciumsalze, Alginat, Gummi oder Agarose spezifisch
ausgeschlossen.
-
Der
Begriff „Matrix" meint den Teil des
Implantationsmaterials, der als stützendes Netzwerk wirkt; es
ist der langsamer biologisch abbaubare Teil des Implantats.
-
Der
Begriff „kontinuierliches
poröses
Netzwerk" soll ein
Netzwerk von Mikroräumen
oder ein internes Mikronetzwerk, gebildet durch den biologischen
Abbau des porös
machenden Mittels, beschreiben. Die Mikroporen sind intern und extern
miteinander ver bunden, um ein tunnelähnliches System oder Netzwerk
innerhalb und durch die Matrix zu bilden.
-
Das Implantationsmaterial
-
Diese
Erfindung ist auf ein biomedizinisches Implantat gerichtet, umfassend
ein ungiftiges, langsam bioabbaures biomedizinisches Matrixmaterial und
ein ungiftiges, bioabbaures Material, das als porös machendes
Mittel wirkt. Das porös
machende Mittel ist in ausreichender Menge und Teilchengröße vorhanden,
um zu einem kontinuierlichen porösen Netzwerk
innerhalb der Matrix zu führen,
nachdem es abgebaut wurde.
-
Das
Implantat ist biokompatibel und zur Verfestigung und Polymerisierung
in situ fähig.
Weiterhin ist die Matrix langsam bioabbaubar, wie oben definiert,
und aus einem Material mit einer langsameren Abbaurate als das porös machende
Mittel hergestellt. Abbau- (oder
Auflösungs-)raten
von bestimmten Substanzen in Wasser sind allgemein zugängliche Information.
-
Das
Matrixmaterial ist eines oder mehrere von Fibrin, Fibrinogen, Gelatine,
einschließlich
Analoga (z. B. das Fibrinogenanalog wie PCT WO 94/16085 an Irani
für „Hybrid
proteins having crosslinking and tissue binding activities"), Mischungen, Kombinationen
und Derivaten (z. B. methyliertes Kollagen) der Obengenannten. Die
bevorzugten Mischungen der Obengenannten für die Matrix sind eine Fibrin/Kollagen-Matrix
in Kombination mit Gelatine als das porös machende Mittel. In einer
Ausführungsform
werden Polytetrafluorethylen (PTFE), Calciumphosphatkeramiken und
Materialien, die für
eine Polymerisation in situ nicht zugänglich sind, wie Polyethylen,
spezifisch als Matrixmaterialien ausgeschlossen.
-
Das
porös machende
Mittel ist biokompatibel und bioabbaubar, wie oben beschrieben.
Beispiele porös
machender Mittel schließen
ein, sind aber nicht beschränkt
auf Gelatine, geliertes Kollagen, Kollagen, Fibrin, Fibrinogen,
Proteine in festem Zustand, wie Albuminpulver, abbaubare Polyester
(Polymilch- oder Polyglykolsäure),
Polyethylenglykol (PEG), Liposome, Lipide mit Emulgatoren, Alginate,
Analoga, Mischungen, Kombinationen und Derivate der Obengenannten.
Bevorzugte Mischungen der porös
machenden Mittel schließen
pegulierte (pegulated) Teilchen, Albumin-Mikrokügelchen und Gelatine ein. Die porös machenden
Mittel können
in festem Zustand vorliegen, so dass sie sich während einer Zeitdauer auflösen, oder
sie können
verändert
werden, so dass sie in einem schlecht löslichen Zustand vorliegen. Dies
kann z. B. erzielt werden durch Ändern
des pl, z. B. durch Methylierung oder Succinylierung oder durch
Konjugation des porös
machenden Mittels an Polyethylenglykol (MW 1 bis 50 Kd) oder durch
Vernetzung des porös
machenden Mittels mit Glutaraldehyd.
-
Das
Matrixmaterial ist bioabbaubar jedoch mit einer Rate, die langsamer
ist als die des porös machenden
Mittels. Somit sind Materialien wie PTFE und Knochenersatzstoffe,
wie oben beschrieben, spezifisch ausgeschlossen, da diese Materialien nicht
absorbierbare, jedocl biokompatible Materialien sind. Zusätzlich ist
PTFE nicht zur in situ-Polymerisation
fähig.
Wenn die Matrix aus Kollagen zusammengesetzt ist, wird das Kollagen
vorzugsweise nicht chemisch vernetzt, obwohl es vernetzt werden
kann, wenn gewünscht.
-
Zusätzlich zum
Matrixmaterial und dem porös
machenden Mittel können
die Implantate weiterhin Wachstumsfaktoren einschließen, einschließend, aber
nicht beschränkt
auf epidermalen Wachstumsfaktor (EGF), transformierender Wachstumsfaktor β (TGFβ-1, TGFβ-2), (Blut)Plättchen-abgeleiteter Wachstumsfaktor
(PDGF-AA, PDGF-AB, PDGF-BB), Fibroblasten-Wachstumsfaktor
(FGF), Insulin-artige Wachstumsfaktoren (IGF), Tumornekrosefaktoren (TNF),
Kolonie-stimulierende Faktoren (CSFs), Nervenwachstumsfaktoren (NGF),
Gehirn-abgeleiteter neurotropischer Faktor (BDNF) (Amgen, Thousand Oaks,
CA and Regeneron, Inc. Tarrytown, NY), ziliarer neurotropischer
Faktor (CNTF) (Amgen, Thousand Oaks, CA and Regeneron, Inc. Tarrytown,
NY) und dergleichen, und/oder therapeutische Mittel, einschließend, aber
nicht beschränkt
auf Cytokine, Interleukine (IL-1, IL-2) oder andere Co-Faktoren
wie Heparin oder Calmodulin, Antibiotika, Antineoplastika und antibakterielle
Mittel, um die Gewebeneubildung weiter zu stimulieren oder zu regulieren
oder Sepsis zu kontrollieren.
-
Diese
Wirkstoffe können
in das Matrixmaterial, das porös
machende Mittel oder beides eingebaut werden. Wenn das therapeutische
Mittel in das porös machende
Mittel eingebaut ist, wird es mit einer größeren Rate als das Matrixmaterial
freigesetzt.
-
Eine
wichtige Eigenschaft des Implantats ist, dass das porös machende
Mittel schneller abgebaut wird als das Matrixmaterial. Zum Beispiel
können dann,
bei Verwendung von Fibrin als Matrix, Polyethylenglykol oder Gelatine,
welche in Wasser (und somit in situ) schneller abgebaut werden als
Fibrin, als das porös
machende Mittel verwendet werden. Jedoch kann, wenn Fibrin als das
porös machende Mittel
verwendet wird, Kollagen als Matrix verwendet werden, da es langsamer
abgebaut wird als Fibrin.
-
Herstellung
des Implantats
-
in situ polymerisierende
Systeme
-
In
einem in situ-Polymerisationssystem kann das porös machende Mittel als eine
trockene Phase mit der Matrix, die in einer halbfesten, flüssigen oder trockenen
teilchenförmigen
Phase vorliegen kann, gemischt werden. Ein geeigneter Katalysator
oder Co-Faktor kann
der Mischung zugesetzt werden, oder das porös machende Mittel selbst kann
einen solchen Katalysator oder Co-Faktor enthalten, der die Polymerisation
initiiert.
-
Fibrin-Verschlußstoffe
sind ein Beispiel eines in situ-Polymerisationssystems. Fibrin-Verschlußstoffe
sind haftende Zwei-Komponenten-Gewebesysteme, die sich in einer
relativ viskosen flüssigen Form
befinden, bis beide Komponenten miteinander vermischt werden, und
an der Stelle der chirurgischen Applikation zu einem relativ dichten
Gel polymerisieren. Thrombin in Kombination mit Ca2+ katalysiert
die Polymerisation von Fibrinogen, wobei das Fibrinogen in Fibrinpolymer
umgewandelt wird. Weiterhin aktivieren Thrombin und Ca2+ den
Koagulationsfaktor XIII, welcher die kovalente Vernetzung von Fibrin
bewirkt. Die Rate des proteolytischen Abbaus des Fibrinpolymerpfropfens
wird gesenkt und die mechanische Stabilität wird als Resultat der kovalenten Vernetzung
des Polymers gesteigert.
-
Der
Fibrinpolymerpfropf ist porös,
aber nur in einem Bereich von 1 bis 5 Mikrometer im mittleren Durchmesser,
zu klein, um zelluläres
Einwachsen zu erlauben. Demgemäß wird die
Makrophagenaktivität über Zeitdauern
erhalten, die länger
als optimal für den
Abbau und die Neubildung sind, und der Fibrinpolymerpfropf wirkt
als Barriere bis die Phagocytose vollendet ist. Wo ein porös machendes
Mittel gemäß der vorliegenden
Erfindung zugesetzt wird, wird die Gewebeneuanbindung als Ergebnis
der kontinuierli chen Bahn, die sich in dem Pfropfen bildet, wobei
das porös
machende Mittel in situ abgebaut wird, verbessert.
-
Für Systeme,
wo die Matrix aus Fibrin hergestellt ist, können die Teilchen direkt in
die Fibrinogenkomponente eingebaut werden, welche in lyophilisierter
Form erhalten wird. Die Teilchen können Alginat, Gelatine, Polyethylenglykol,
hohle Kügelchen aus
Polymilchsäure/Polyglykolsäure (PLA/PGA),
ein Lipid in einem Emulgatorsystem (z. B. Lecithin, Triton, Laurylsulfat
oder Tween 80), Hyaluronsäure
und Liposome oder andere Materialien sein, die mit einer Rate abgebaut
werden, die schneller ist als die der Fibrinmatrix, und die ein
kontinuierliches poröses Netzwerk
bilden, nachdem sie abgebaut sind. Die porös machenden Mittel können in
trockener oder flüssiger
oder halbfester Form eingebaut werden. Alternativ kann das porös machende
Mittel kurz vor oder während
der Applikation des Systems auf die wiederherzustellende Stelle
gemischt werden. In einer anderen Ausführungsform kann Kollagen als
das Matrixmaterial der erfindungsgemäßen Implantate verwendet werden.
Wenn Kollagen das Matrixmaterial ist, kann das porös machende
Mittel vorzugsweise eine wirksame fibrinbildende Menge Thromboplastin (Ortho
Diagnostic, Raritan, N. J.) enthalten. Diese Verbundstoffe sind
für die
Gewebereparatur besonders geeignet oder für die Bewirkung der Hämostase durch
Verabreichen einer therapeutischen Menge der Verbundstoffe auf die
Wunde oder die zu behandelnde Stelle. Das Teilchenmaterial ist vorzugsweise ein
hydrophiles porös
machendes Mittel wie Gelatine, geliertes Kollagen, Fibrin, ein Salz
oder Polyethylenglykol.
-
Verwendung
des Implantats
-
Wenn
das Implantat auf einer gewünschten Stelle
in vivo platziert oder aufgetragen wird, baut sich das porös machende
Mittel biologisch relativ schnell ab, womit ein Netzwerk miteinander
verbundener Poren hinterlassen wird, um den Einfluß von Gewebe
und Flüssigkeit
in die Matrix zu erlauben. Die Matrix dient dann als Gerüst für die migrierenden Zellen
(z. B. Makrophagen, Fibroblasten und neovaskuläre Endothelzellen) und baut
sich ab, wenn diese Zellen Verbundgewebekomponenten für die Neubildung
und Regeneration ausbilden.
-
Die
Verwendung einer Matrix mit einer Komponente, die in situ abgebaut
wird, verleiht mehrere Vorteile gegenüber konventionellen porösen Implantatkonfigurationen.
Erstens neigen poröse
Implantate zu einer Volumenschrumpfung aufgrund des Drucks von umgebendem
Gewebe, womit die Vorzüge
der kontrollierten Porengröße minimiert
werden und die Menge des Gewebeeinwachsens, die stattfinden kann,
minimiert wird. Wo jedoch ein porös machendes Mittel, welches
in situ abgebaut wird, zugesetzt wird, wandern die an der Wundheilung
beteiligten Zellen in das Netzwerk und minimieren die Schrumpfung
des Implantats.
-
Ein
weiterer Vorzug eines in situ abbauenden porös machenden Mittels ist, dass
das porös
machende Mittel als ein mechanischer Stabilisator wirkt, was die
Bildung eines porösen
Netzwerks innerhalb der Matrix erlaubt. Materialien wie Gelatine,
besonders vernetzte Gelatine, Calciumalginat oder Fibrin sind besonders
nützlich
als das porös
machende Mittel. Die Vernetzung kann durch den Zusatz von Mitteln
wie SPEG (Polyethylenglykolsuccinimydyl), Glutaraldehyd oder Diisocyanat
oder dehydrothermisch erreicht werden. Wo Calciumalginat das porös machende
Mittel ist, kann das Segmentverhältnis von
Guluronsäure/Mannuronsäure für die in
vivo-Auflösung über die
angestrebte Zeitdauer optimiert werden. Wo Fibrin das porös machende
Mittel ist, ist eine große
Menge Plasmin (≥ 0,2
mg/ml) ebenfalls nützlich,
was eine Abbaurate ermöglicht,
die proportional zu der Menge das anwesenden Plasminogens ist,. Wo
Polyethylenglykolteilchen als das porös machende Mittel eingesetzt
wird, tritt eine relativ schnelle Auflösung auf (d. h. in weniger
als 24 Stunden).
-
Ein
weiterer Vorteil, den man durch die Nutzung eines in situ bioabbaubaren
porös machenden Mittels
gewinnt, ist, dass die mechanischen Eigenschaften des Implantats
in beiden, vor und nach der Polymerisation, geändert werden können, indem
die Viskosität
des angewandten Materials nach Maß eingestellt wird und seine
mechanische Stabilität
in situ verbessert wird. Das porös
machende Mittel steigert der Steifigkeitsmodul des Implantats, während es noch
relativ ungelöst
ist. Mit Eintritt der Auflösung sinkt
der Beitrag des porös
machenden Mittels zum Modul. Abgelagerte Grundsubstanzen (d. h.
Mucopolysaccharide, Glykosaminoglykane, Nectine und andere Proteoglykane)
sowie Kollagen und Entzündungszellen
werden ausgetauscht, somit bleibt der Status des Moduls insgesamt
ungefähr
gleich während
der Lebensdauer der Matrix.
-
Die
Abbaurate der Implantatmaterialien wird in Abhängigkeit vom verwendeten Material
(PEG – das
Schnellste, vernetzte Gelatine – das
Langsamste) sowie der relativen Vaskularisierung des Anwendungsorts
(Leber – die
Schnellste, subkutan – die Langsamste)
variieren. Eine Fibrinmatrix wird normalerweise von 5 bis 14 Tagen
bestehen, abhängig
von der Konzentration, dem Plasminogengehalt und dem anatomischen
Gebiet. Höhere
Fibrin- und geringere Plasminkonzentrationen senken die Abbauraten.
Der Zusatz von Antiproteasen wie ε-Amino-n-hexansäure oder
Aprotinin verzögern
den Abbau weiter. Sobald das Implantat auf die Wundstelle aufgetragen
ist, beginnt das porös
machende Mittel sich zu lösen.
Dies kann in einigen Stunden geschehen, wenn das Mittel Polyethylenglykol
ist oder in einigen Tagen, wenn es Calciumalginat ist. Die entstehende
Porosität
ermöglicht
eine feste Verankerung im Wundbett durch als Wirt dienende Fibrinpfropfen,
die durch das poröse Netzwerk
dringen. Leukozyten, Makrophagen, Lymphozyten und Fibroplasten wandern
dann durch die Poren, zersetzen die Fibrinimplantatmatrix und initiieren
die Ablagerung von Grundgewebesubstanzen (z. B. Proteoglykane) und
von Kollagen. Als Beispiel können
Implantate, die so angefertigt sind, dass sie während 7 bis 14 Tagen bestehen,
im Wundbett von Transplantatspendern, in chronischen Dekubitusgeschwüren, Stellen
entfernter Tumore oder Knochengewebslücken angewandt werden.
-
In
situ polymerisierende Systeme werden in den wiederherzustellenden
Ort durch eine Reihe von Mitteln eingeführt. Sie können direkt auf die Stelle
gegossen werden oder mit einem Dispenser, der eine Kontrolle der
Menge des Materials im System ebenso wie der bedeckten Fläche erlaubt.
Die Implantate können
als oklusive oder flüssigkeitsdichte
Auflagen oder als Verschlussmittel in anatomischen Bereichen, wo
die Verwendung einer vorgefertigten Auflage schwierig wäre, wie
bei endoskopischen Verfahren, genutzt werden. Ein Beispiel für ein Dispensergerät ist die
DUPLOJECT® Fibrinverschlußmittel spendende
Einrichtung (Immuno AG, Wien, Österreich).
-
Es
ist für
den Fachmann ersichtlich, das die hierin beschriebenen Zusammensetzungen
nützlich für die Herstellung
von Medikamenten für
jeden geeigneten Zweck sind, z. B. die Gewebereparatur oder für die Freisetzung
von therapeutischen Mitteln.
-
Beispiele
-
Beispiel 1 – Herstellung
eines in situ polymerisierenden Fibrinimplantats
-
In
einer Tuberkulin-Spritze mit einer Nadel vom Maß 20 wird konzentrierter Fibrinogenfaktor
XIII (60 mg/ml) in Tris-gepufferter Salzlösung (pH 7,2) mit Polyethyienglykolteilchen
(10000 MW, mittlerer Durchmesser 150 μm) auf 50 Vol.-% gemischt.
-
Beispiel 2 – Herstellung
eines in situ polymerisierenden Calciumalginatimplantats
-
Calciumalginat-Mikrokugeln
(mittlerer Durchmesser 100 μm)
wurden wie in Gospodarowicz und Cheng, J. Cell. Physiol. 128: 475–484 (1986)
beschrieben, hergestellt. Diese werden in einer Spritze auf 50 Vol.-%,
wie in Beispiel 1 beschrieben, zugesetzt.
-
Beispiel 3 – Herstellung
eines in situ polymerisierenden Gelatineimplantats SPEG-vernetzte
Gelatine
-
5
ml einer konzentrierten Kollagenaufschlämmung in phosphatgepufferter
Salzlösung
(pH 7,2, 35 mg/ml, Zyderm I, Collagen Corp, Palo Alto, CA) werden
auf 60°C
während
1 Stunde im Wasserbad erwärmt
und dann auf 37°C
zur Herstellung von Gelatine abgekühlt. Phosphatgepufferte Salzlösung wird
zur Verdünnung
der Gelatinekonzentration auf 15 mg/ml zugesetzt. Ausreichend SPEG
wird der Gelatinelösung
zugesetzt für
eine Endkonzentration von 10 mg/ml. Die Gelatine-SPEG-Lösung läßt man auf Raumtemperatur
kühlen
und gelieren. Das Gel wird mit einer Mühle lyophilisiert und pulverisiert.
Das Pulver wird gesiebt und Teilchen im Bereich von 20 bis 150 μm mittlerem
Durchmesser werden aufgefangen und durch Elektronenstrahlbestrahlung
sterilisiert (2,5 Mrad Dosis).
-
Die Matrix
-
Die
lyophilisierten SPEG-vernetzten Gelatineteilchen werden mit lyophilisiertem
Fibrinogenfaktor XIII in einem 1 : 1 v/v-Verhältnis vermischt. Die pulverisierte
Mischung wird in ein duales Kolbenspritzensystem gefüllt, welches
beides, das Lyophilat und den rekonstituierenden Puffer, mit Tris
gepufferte Salzlösung
(TBS), enthält.
Zur Rekonstitution der Gelatine-Fibrinogenmischung wird der Kolben
nach unten gedrückt,
wodurch das Verdünnungsmittel
in die das Lyophilat enthaltende Kammer gepresst wird. Nach einigen
Minuten Inkubation ist die entstehende Aufschlämmung zur Verwendung bereit.