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Technischer
Hintergrund und Zusammenfassung der Erfindung
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Diese
Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von Catechol und seiner
Vorstufen durch Umwandlung von Kohlenstoffquellen, die aus Biomasse
abgeleitet sind. Insbesondere richtet sich die Erfindung auf die biokatalytische
Umwandlung von Glucose und anderen für die Verwendung bei der Biosynthese
von aromatischen Aminosäuren
geeigneten Zuckern in Catechol über
3-Dehydroshikimat und Protocatechuat.
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Catechol
ist ein außerordentlich
wichtiges Molekül
und wird als Ausgangsmaterial bei der Synthese von Arzneimitteln,
Pestiziden, Aromen, Duftstoffen, Sonnenschutzmitteln und Polymerisationsinhibitoren
verwendet. Die Weltjahresproduktion übersteigt 20000 t.
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Derzeit
beruht die gewerbliche Herstellung von Catechol überwiegend auf der Reaktion
von Phenol mit Persäuren
oder der metallkatalysierten (Fe2+, Co2+) Reaktion von Phenol mit Wasserstoffperoxid.
Catechol wird auch bei der Destillation von Kohlenteer erzeugt.
Weil diese Verfahren nicht erneuerbare Ausgangsmaterialien auf Basis
fossiler Brennstoffe verwenden und komplexe Gemische von Catechol
mit aromatischen Nebenprodukten wie Hydrochinon ergeben, sind sie
nicht ganz erwünscht.
Außerdem
erfordern diese Reaktionen hohe Temperaturen und umfassen die Verwendung ökologisch
bedenklicher Stoffe. Weitere Wege zu Catechol umfassen die alkalische
Hydrolyse von o-Chlorphenol und die Fries-Peroxid-Umlagerung von
Salicylaldehyd. Diese sind jedoch nicht mehr im gewerb lichen Gebrauch.
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Auch
die mikrobiologische Synthese wurde zur Herstellung von Catechol
angewendet, jedoch nicht gewerblich. Für die mikrobiologische Synthese
müssen
Mikroben identifiziert werden, welche die Ausgangsmaterialien in
Catechol umwandeln können.
Einige solcher Mikroben wurden gefunden, jedoch sind die Substrate
für ihre
biologische Aktivität
Benzol oder Phenol. Benzol, ein bekanntes Carcinogen, bringt beträchtliche ökologische
Gefahren mit sich. Außerdem
werden Benzol und seine Derivate (wie Phenol) aus fossilen Brennstoffen,
einer nicht erneuerbaren Quelle, erzeugt. Daher hat bisher die mikrobiologische
Synthese des Catechols hinsichtlich Umweltsicherheit und Ressourcenverbrauchs
keine Vorteile gegenüber
den herkömmlichen chemischen
Synthesen erkennen lassen.
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In
der Literatur gibt es auch Berichte über die beiläufige Bildung
von Catechol zusammen mit anderen Produkten, wenn gewisse Mikrobenstämme und
Mutanten in einem Medium mit D-Glucose als Kohlenstoffquelle kultiviert
werden. Die beschriebenen Stämme
ergeben jedoch eine ungewisse und komplexe Mischung, die auf einem
unbestimmten biokatalytischen Pfad erzeugt wird.
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Es
wäre erwünscht, einen
Syntheseweg für
Catechol bereitzustellen, der nicht nur die Abhängigkeit von ökologisch
bedenklichen Ausgangsmaterialien vermeidet, sondern auch effizienten
Gebrauch von erneuerbaren Ressourcen macht. Weiter wäre es erwünscht, einen
Syntheseweg für
Catechol als ausschließliches Produkt
und nicht als Teil eines komplexen Gemischs bereitzustellen.
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Die
vorliegende Erfindung stellt Verfahren für die mikrobiologische Synthese
von Catechol aus leicht zugänglichen
Kohlenstoffquellen bereit, die in Mikroorganismen, die einen gemeinsamen
Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren haben, biokatalytisch
in D-Erythrose-4-phosphat (E4P) und Phosphoenolpyruvat (PEP) umgewandelt
werden können.
Eine bevorzugte Kohlenstoffquelle ist D-Glucose. D-Glucose und die verschiedenen
anderen erfindungsgemäß verwendbaren
Kohlenstoffquellen sind vorteilhafterweise nicht toxisch. Sie sind
auch nachwachsende Ressourcen, die sich in Stärke, Cellulose und Zuckers,
die in Mais, Zuckerrohr, Zuckerrüben,
Holzschliff und anderen Biomassequellen finden.
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Zur
Durchführung
der erfindungsgemäßen Biosynthesen
geeignete Wirtsmikroorganismen gehören zu Gattungen, die einen
gemeinsamen endogenen Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren besitzen. Bevorzugte
Wirtsorganismen sind mutante Linien von Escherichia coli, die gentechnisch
verändert
wurden, um ausgewählte
endogene Gene von Klebsiella pneumoniae zu exprimieren. Eine zur
Verwendung bei dieser Erfindung bevorzugte Mutante von E. coli ist
E. coli AB2834, eine Defektmutante, welche die Umwandlung von 3-Dehydroshikimat
(DHS), einem Zwischenprodukt des gemeinsamen Pfads, in Shikimisäure wegen
einer Mutation am aroE-Ort, welcher die Shikimat-Dehydrogenase codiert,
nicht katalysieren kann.
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Der
gemeinsame Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren erzeugt
die aromatischen Aminosäuren
Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan in Bakterien und Pflanzen.
Der gemeinsame Pfad endet im Verzweigungspunktmolekül Chorismat,
das danach auf drei getrennten Endpfaden in Phenylalanin, Tyrosin
und Tryptophan umgewandelt wird.
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Lösungswege
zur Steigerung der Produktionseffizienz des gemeinsamen Pfads wurden
im US-Patent Nr. 5,168,056 (ausgegeben 1.12.1992) und in der US-Patentanmeldung
Serial No. 07/994,194, eingereicht 21.12.1992, beschrieben.
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Bei
der Verwendung der gentechnisch veränderten mutanten Wirtsorganismen
zur erfindungsgemäßen Herstellung
von Cate chol verläuft
der Fluss des Kohlenstoffs in Richtung auf die Biosynthese der aromatischen
Aminosäuren
längs des
gemeinsamen Pfads und ergibt ein erhöhtes intrazelluläres Niveau
des DHS-Zwischenprodukts, das sich wegen der Mutation, welche die
Umwandlung des DHS in Chorismat längs des gemeinsamen Pfads verhindert,
ansammelt. In einem vom gemeinsamen Pfad abzweigenden Pfad dient DHS
als Substrat für
das Enzym 3-Dehydroshikimatdehydratase und erzeugt Protocatechuat,
das danach mit Protocatechuatdecarboxylase in Catechol umgewandelt
wird. Bevorzugt werden diese Enzyme in der Wirtszelle konstitutiv
exprimiert infolge der Transformation der Wirtszelle mit rekombinanter
DNA, welche diese Enzyme codierende Gene umfasst. Dadurch wird der
Kohlenstofffluss von gemeinsamen Pfad in den abzweigenden, Catechol
erzeugenden Pfad getrieben.
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Im
Wirtsstamm E. coli AB2834 steigt beispielsweise die intrazelluläre Konzentration
des DHS wegen einer Mutation in einem Gen (aroE), das Shikimat-Dehydrogenase
codiert, an. DHS wird längs
eines abzweigenden Pfads in Catechol umgewandelt, der durch Transformation
der Wirtszelle mit exprimierbaren Genfragmenten, welche DHS-Dehydratase
und Protocatechuatdecarboxylase codieren, und mit Genen, die Enzyme codieren,
die eine erhöhte
Menge Kohlenstoff in den gemeinsamen Pfad der Biosynthese aromatischer
Aminosäuren
liefern, eröffnet
wird. Es ergibt sich ein abzweigender Pfad, in dem der ursprünglich auf
den gemeinsamen Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren gerichtete
Kohlenstofffluss auf Protocatechuat aus DHS und danach auf die Erzeugung
von Catechol aus Protocatechuat gerichtet wird. Die Analyse des Überstands
der Kulturen der erfindungsgemäßen rekombinanten
Mutanten mittels kernmagnetischer Resonanzspektroskopie (NMR) zeigt,
dass sich Catechol extrazellulär
als ausschließliches
Produkt ansammelt.
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Weitere
Aufgaben, Merkmale und Vorteile der Erfindung werden den Fachleuten
bei Betrachtung der folgenden eingehenden Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
offenbar, welche die beste Art der Ausführung der Erfindung erläutert, wie
sie derzeit erkannt wird.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen
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1 veranschaulicht
des gemeinsamen Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren und
den abzweigenden Pfad, der die Synthese von Catechol aus 3-Dehydroshikimat
ermöglicht
und
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2 stellt
eine Plasmidkarte von p2-47 dar und veranschaulicht, wie das Plasmid
pKD8.243A aus den Plasmiden p2-47,
pSU1-31 und pSUaroZY 157-27 erzeugt wurde.
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Eingehende Beschreibung
der Erfindung
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Erfindungsgemäß wird ein
Verfahren zur Herstellung von Catechol aus einer von Biomasse stammenden
Kohlenstoffquelle, die von einer Wirtszelle verwendet werden kann,
die einen gemeinsamen Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren aufweist,
bereitgestellt. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Verfahren
die biokatalytische Umwandlung der Kohlenstoffquelle in ein Zwischenprodukt
längs des
gemeinsamen Pfads und danach die biokatalytische Umwandlung des
Zwischenprodukts in Catechol durch Erzwingung des Kohlenstoffflusses
vom gemeinsamen Pfad hinweg auf einen abzweigenden Pfad. Im abzweigenden
Pfad wird das Zwischenprodukt 3-Dehydroshikimat (DHS) biokatalytisch
in Protocatechuat umgewandelt und das Protocatechuat danach unter
Bildung von Catechol decarboxyliert.
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Erfindungsgemäß verwendbare,
von Biomasse abgeleitete Kohlenstoffquellen umfassen alle Kohlenstoffquellen,
die biokatalytisch in D-Erythrose-4-phosphat (E4P) und Phosphoenolpyruvat
(PEP), zwei Vorstufen des gemeinsamen Pfads der Biosynthese aromatischer
Aminosäuren,
umgewandelt werden können
(siehe 1). Geeignete Kohlenstoffquellen umfassen, ohne darauf
beschränkt
zu sein, Stärken,
Cellulose und Zuckerarten wie Glucose, Pentosen und Fructose. In
bevorzugten Ausführungsformen
ist erfindungsgemäß D-Glucose
die Kohlenstoffquelle für
die Verwendung durch Wirtszellen.
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Geeignete
Wirtszellen zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung sind Mitglieder
jener Gattungen, die zur industriellen biosynthetischen Produktion
der gewünschten
aromatischen Verbindungen genutzt werden können. Insbesondere haben die
geeigneten Wirtszellen einen gemeinsamen endogenen Pfad der Biosynthese
aromatischer Aminosäuren.
Gemeinsame aromatische Pfade sind in einer großen Vielfalt von Mikroorganismen
endogen und werden zur Herstellung verschiedener aromatischer Verbindungen
genutzt. Wie in 1 gezeigt, führt der gemeinsame aromatische
Pfad von E4P und PEP mit vielen Zwischenprodukten im Pfad zu Chorisminsäure (wobei
die Verfügbarkeit
des E4P durch das Enzym Transketolase des Pentosephosphatpfads,
das vom tkt-Gen codiert wird, gesteigert wird). Die Zwischenprodukte
im Pfad umfassen 3-Desoxy-D-arabino-heptusolonsäure-7-phosphat
(DAHP), 3-Dehydrochinat (DHQ), 3-Dehydroshikimat (DHS), Shikimisäure, Shikimat-3-phosphat (S3P)
und 5-Enolpyruvoylshikimat-3-phosphat (EPSP). Die Enzyme im gemeinsamen
Pfad und die ihnen entsprechenden Gene umfassen DAHP-Sythase (aroF),
DHQ-Synthase (aroB), DHQ-Dehydratase (aroD), Shikimatdehydrogenase
(aroE), Shikimatkinase (aroL, aroK), EPSP-Synthase (aroA) und Chorismatsynthase
(aroC).
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Zu
den Wirtszellen, die gemeinsame Pfade dieses Typs umfassen, gehören zu den
Gattungen Escherichia, Klebsiella, Corynebacterium, Brevibacterium,
Arthrobacter, Bacillus, Pseudomonas, Streptomyces, Staphylococcus
oder Serratia. Auch eukaryotische Wirtszellen können verwendet werden, wobei
Hefen der Gattungen Saccharomyces oder Schizosaccharomyces bevorzugt
sind.
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Insbesondere
werden prokaryotische Wirtszellen von Spezies abgeleitet, die Escherichia
coli, Klebsiella pneumonia, Corynebacterium glutamicum, Corynebacterium
herculis, Brevibacterium divaricatum, Brevibacterium lactofermentum,
Brevibacterium flavum, Bacillus brevis, Bacillus cereus, Bacillus
circulans, Bacillus coagulans, Bacillus lichenformis, Bacillus megaterium,
Bacillus mesentericus, Bacillus pumilis, Bacillus subtilis, Pseudomonas
aeruginosa, Pseudomonas angulata, Pseudomonas fluorescens, Pseudomonas
tabaci, Streptomyces aureofaciens, Streptomyces avermitilis, Streptomyces
coelicolor, Streptomyces griseus, Streptomyces kasugensis, Streptomyces
lavendulae, Streptomyces lipmanii, Streptomyces lividans, Staphylococcus
epidermis, Staphylococcus saprophyticus oder Serratia marcescens
umfassen. Zu den bevorzugten eukaryotischen Wirtszellen gehören Saccharomyces
cerevisiae oder Saccharomyces carlsbergensis.
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In
bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsformen
umfassen die Wirtszellen defektmutante Zelllinien mit einer Mutation
im gemeinsamen Pfad der Aminosäure-Biosynthese,
welche die Umwandlung des DHS in das Molekül des Verzweigungspunkts, Chorismat,
blockiert. Solche Mutanten können
die Umwandlung des 3-Dehydroshikimats (DHS) in Chorismat wegen einer
Mutation in einem oder mehreren Genen, die Shikimatdehydrogenase,
Shikimatkinase, EPSP-Synthase oder Chorismatsynthase codieren, nicht
katalysieren und sammeln daher erhöhte intrazelluläre Konzentrationen
von DHS an. Bevorzugte mutante Zelllinien umfassen die Escherichia
coli-Stämme
AB2834, AB2829 und AB2849.
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E.
coli AB2834 kann die Umwandlung von 3-Dehydroshikimat (DHS) in Shikimisäure wegen
einer Mutation in der aroE-Stelle,
welche die Shikimatdehydrogenase codiert, nicht katalysieren. Die
Verwendung von E. coli AB2834 stellt si cher, dass der Kohlenstofffluss
in Richtung auf die Biosynthese der aromatischen Aminosäuren über DHS
hinaus nicht weitergeht. Ebenso führen E. coli AB2829 (das die
Umwandlung von Shikimat-3-phosphat (S3P) in 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat
(EPSP) wegen einer Mutation in der die EPSP-Synthase codierenden
aroA-Stelle nicht katalysieren kann) und E. coli AB2849 (das die
Umwandlung von EPSP in Chorisminsäure wegen einer Mutation in
der die Chorismatsynthase codierenden aroC-Stelle nicht katalysieren
kann) zu erhöhten
intrazellulären
Gehalten von DHS. Die in bevorzugten Ausführungsformen verwendete Wirtszelllinie
ist E. coli AB2834.
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Zur
erfindungsgemäßen Verwendung
werden die Wirtszellen des hier beschriebenen Typs transformiert,
so dass das intrazelluläre
DHS als Substrat für
die biokatalytische Umwandlung zu Catechol verwendet werden kann.
Bevorzugt werden die Wirtszellen mit rekombinanter DNA transformiert,
um den Kohlenstofffluss von den normalerweise beim gemeinsamen Pfad
aus DHS synthetisierten Zwischenprodukten hinweg und in einen abzweigenden
Pfad zur Erzeugung von Catechol zu treiben.
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Der
abzweigende Pfad ist in 1 veranschaulicht. Wie gezeigt
ist das Zwischenprodukt im abzweigenden Pfad Protocatechuat. Für die Umwandlung
des DHS in Protocatechuat ist das Enzym 3-Dehydroshikimatdehydratase,
in 1 mit "h" bezeichnet, zuständig, und
sein Gen ist aroZ. Für
die Decarboxylierung des Protocatechuats zur Bildung von Catechol
ist das Enzym Protocatechuatdecarboxylase, in 1 mit "i" bezeichnet, zuständig, und sein Gen ist aroY.
Daher umfasst die rekombinante DNA für die Transformation der Wirtszellen
für die
erfindungsgemäße Verwendung
konstitutiv exprimierte Gene, die 3-Dehydroshikimatdehydratase und
Protocatechuatdecarboxylase codieren.
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Die
Enzyme 3-Dehydroshikimatdehydratase und Protocatechuatdecarboxylase
wurden aus den Pfaden der Ortho-Spaltung gewonnen, welche Mikroben
wie Neurospora, Aspergillus, Acinetobacter, Klebsiella und Pseudomonas
befähigen,
Aromaten (Benzoat und p-Hydroxybenzoat) wie auch Hydroaromaten (Shikimat und
Chinat) als alleinige Kohlenstoffquelle für das Wachstum zu nutzen. Die
DHS-Dehydratase spielt eine entscheidende Rolle beim mikrobiellen
Katabolismus der China- und Shikimisäure. Protocatechuatdecarboxylase wurde
von Patel als Katalysator für
die Umwandlung von Protocatechuat in Catechol beim Katabolismus
von p-Hydroxybenzoat durch Klebsiella aerogenes erkannt. Die neuerliche
Untersuchung von Patel's
Stamm (jetzt als Enterobacter aerogenes bezeichnet) [(a) Grant,
D. J. W.; Patel, J. C. Antonie van Leewenhoek 1969, 35, 325. (b)
Grant, D. J. W. Antonie van Leewenhoek 1970, 36, 161] führte kürzlich Ornston
zu dem Schluss, dass Protocatechuatdecarboxylase beim Katabolismus
von p-Hydroxybenzoat nicht wesentlich für den Metabolismus ist [Doten,
R. C.; Ornston, N. J. Bacteriol. 1987, 169, 5827]. Die wahre Rolle
der Protocatechuatdecarboxylase bei der Ortho-Spaltung ist daher
etwas rätselhaft.
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Der
Mechanismus der Transformation der Wirtszelle für die Umleitung des Kohlenstoffflusses
in den abzweigenden Pfad umfasst bevorzugt das Einsetzen genetischer
Elemente, darunter exprimierbare Sequenzen, die für 3-Dehydroshikimatdehydratase
und Protocatechuatdecarboxylase codieren. Ohne Rücksicht auf den genauen angewendeten
Mechanismus wird erwogen, dass die Expression dieser enzymatischen
Aktivitäten
durch die Überführung der
rekombinanten genetischen Elemente in die Wirtszelle bewirkt oder
vermittelt wird. Zu den genetischen Elementen wie hier definiert
gehören
Nukleinsäuren
(im allgemeinen DNA oder RNA), die exprimierbare, für Produkte
wie Proteine, Apoproteine oder Antisense-RNA codierende Sequenzen aufweisen,
welche enzyma tische Funktionen des Pfads ausführen oder steuern können. Die
exprimierten Proteine können
als Enzyme wirken, die Enzymaktivität unterdrücken oder die Unterdrückung aufheben
oder die Expression von Enzymen steuern. Die diese exprimierbaren
Sequenzen codierenden Nukleinsäuren
können chromosomal
(z. B. durch homologe Rekombination in ein Chromosom der Wirtszelle
integriert) oder extrachromosomal (z. B. von Plasmiden, Cosmiden
usw. getragen) sein.
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Die
erfindungsgemäßen genetischen
Elemente können
von Plasmiden, Cosmiden, Phagen, künstlichen Hefechromosomen oder
anderen Vektoren, welche die Überführung der
genetischen Elemente in eine Wirtszelle vermitteln, in eine Wirtszelle
eingeführt
werden. Diese Vektoren können
einen Replikationsursprung zusammen mit cis-wirkenden Steuerelementen
umfassen, welche die Replikation des Vektors und der von ihm getragenen
genetischen Elemente steuern. Auf dem Vektor können auswählbare Marker zugegen sein,
um die Identifizierung derjenigen Wirtszellen, in die genetische
Elemente eingeführt
wurden, zu unterstützen.
Auswählbare
Marker können
beispielsweise Gene sein, die Beständigkeit gegen bestimmte Antibiotika,
wie Tetracyclin, Ampicillin, Chloramphenicol, Kanamycin oder Neomycin
verleihen.
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Ein
bevorzugtes Mittel zur Einführung
von genetischen Elementen in eine Wirtszelle wendet einen extrachromosomalen
Multicopy-Plasmidvektor an, in den erfindungsgemäße genetische Elemente eingefügt sind.
Die von Plasmiden getragene Einführung
des genetischen Elements in Wirtszellen umfasst zunächst eine Spaltung
des Plasmids mit einem Restriktionsenzym, gefolgt von der Verknüpfung des
Plasmids und der erfindungsgemäßen genetischen
Elemente. Nach Rezirkularisierung des verknüpften rekombinanten Plasmids wird
eine Transduktion oder ein anderer Mechanismus für die Einschleusung von Plasmiden
(z. B. Elektroporation, Mikroinjektion usw.) angewendet, um das
Plasmid in die Wirtszelle einzuführen.
Geeignete Plasmide für
die Einführung
genetischer Elemente in die Wirtszelle umfassen ohne Beschränkung pBR322
und seine Derivate wie pAT153, pXf3, pBR325, pBR327, pUC-Vektoren,
pACYC und seine Derivate, pSC101 und seine Derivate und ColE1. Außerdem sind
Cosmidvektoren wie pLAFR3 ebenfalls für die Einführung genetischer Elemente
in Wirtszellen geeignet. Bevorzugte Plasmidkonstrukte umfassen ohne
Beschränkung
p2-47, pKD8.243A, pKD8.243B und pSUaroZY157-27, welche die aus Klebsiella
pneumoniae isolierten aroZ- und aroY-Stellen tragen, welche 3-Dehydroshikimatdehydratase
bzw. Protocatechuatdecarboxylase codieren.
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Typischerweise
umfasst der Mechanismus für
die Transformation der erfindungsgemäßen Wirtszellen auch die Einführung von
Genen, die Enzyme codieren, welche die Einspeisung von Kohlenstoff
in den gemeinsamen Pfad der Biosynthese aromatischer Aminosäuren steigern.
Die Expression eines Gens wird in erster Linie durch seinen eigenen
Promotor gesteuert, jedoch können
andere genetische Elemente, darunter optionale Steuerelemente der
Expression wie Repressoren und Verstärker eingeschlossen werden,
um die Expression oder die Aufhebung der Repression von Sequenzen,
die Proteine, Apoproteine oder Antisense-RNA kodieren, zu steuern.
Außerdem
können
rekombinante DNA-Konstrukte erzeugt werden, wobei der natürliche Promotor
des Gens durch einen alternativen Promotor ersetzt wird, um die
Expression des Genprodukts zu steigern. Promotoren können entweder
konstitutiv oder induzierbar sein. Ein konstitutiver Promotor steuert
die Transkription eines Gens mit konstanter Geschwindigkeit über das
Leben der Zelle, während
die Aktivität
eines induzierbaren Promotors je nach Anwesenheit (oder Abwesenheit)
eines spezifischen Induktors schwankt. Beispielsweise können Steuersequenzen
in Wildtyp-Wirtszellen eingeführt
werden, um die Überexpression ausgewählter, bereits
im Genom der Wirtszelle codierter Enzyme zu för dern, oder sie können alternativ
auch verwendet werden, um die Synthese extrachromosomal codierter
Enzyme zu steuern.
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In
der vorliegenden Erfindung werden bevorzugt Steuersequenzen für die Promotion
der Überproduktion
von DHS verwendet. Wie zuvor bemerkt, wird DHS im gemeinsamen Pfad
durch die aufeinanderfolgende katalytische Aktivität des tyrosinsensitiven
Isozyms Synthase des 3-Desoxy-D-arabinoheptulosonsäure-7-phosphats
(DAHP) (codiert durch aroF) und Synthase des 3-Dehydrochinats (DHQ)
(codiert durch aroB) zusammen mit dem Enzym Transketolase des Pentosephosphatpfads
(codiert durch tkt) synthetisiert. Die Expression dieser biosynthetischen
Enzyme kann zur Steigerung der Umwandlung von D-Glucose in DHS verstärkt werden.
Steigerung der katalytischen in vivo-Aktivität der DAHP-Synthase, des ersten Enzyms des gemeinsamen
Pfads, erhöht
den in die aromatische Biosynthese gerichteten Fluss von D-Glucose-Äquivalenten. Es
werden jedoch Niveaus der katalytischen Aktivität der DAHP-Synthetase erreicht,
jenseits derer keine weitere Verbesserung des Prozentsatzes der
in die aromatische Biosynthese eingespeisten D-Glucose erzielt wird.
Bei diesem Grenzniveau der Biosynthese aromatischer Aminosäuren erzielt
die Verstärkung
der katalytischen Niveaus des Enzyms Transketolase des Pentosephosphatpfads
eine beträchtliche
Erhöhung
des Prozentanteils der in den Pfad eingeführten D-Glucose.
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Zur
Erhöhung
der Konzentration an D-Erythrose-4-phosphat wurde eine verstärkte Transketolaseaktivität vorgeschlagen.
Beschränkte
Verfügbarkeit
des D-Erythrose-4-phosphats als eines der beiden Substrate der DAHP-Synthase
beschränkt
wahrscheinlich die katalytische Aktivität der DAHP-Synthase. Ein bevorzugtes Mittel
zur Verstärkung
der katalytischen Aktivität
der DAHP-Synthase, der DHQ-Synthase
und der DHQ-Dehydratase ist es, durch Transformation der Wirtszelle
mit einer rekombinanten, diese Enzyme codierenden DNA-Sequenz diese
Enzymspezies überzuexprimieren.
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Die
verstärkte
Expression der aroF-codierten DAHP-Synthase und der tkt-codierten
Transketolase erzeugt eine in den gemeinsamen Pfad der Biosynthese
aromatischer Aminosäuren
gerichtete Woge des Kohlenstoffflusses, die den normalen Kohlenstofffluss
in diesen Pfad übersteigt.
Wenn die einzelnen Geschwindigkeiten der von den einzelnen Enzymen
des gemeinsamen Pfads katalysierten Umwandlung von Substrat in Produkt
nicht vergleichbar mit der Geschwindigkeit der DAHP-Synthese sind,
sammeln sich die Substrate dieser geschwindigkeitsbestimmenden Enzyme
in der Zelle an.
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Mikroorganismen
wie E. coli bewältigen
angesammelte Substrate häufig
durch Export dieser Substrate in den Überstand des Wachstumsmediums.
Dies führt
zu einer Abnahme des Kohlenstoffflusses im gemeinsamen Pfad, da
das exportierte Substrat typischerweise für den Stoffwechsel der Mikrobe
verloren ist. Ein Beispiel eines geschwindigkeitsbestimmenden Enzyms
des gemeinsamen Pfads ist DHQ-Synthase.
Eine verstärkte
Expression von DHQ-Synthase beseitigt den geschwindigkeitsbestimmenden
Charakter dieses Enzyms und verhindert die Ansammlung von DAHP und
seines nicht-phosphorylierten Analogons DAH. DHQ-Dehydratase ist
nicht geschwindigkeitsbestimmend. Daher steigert eine verstärkte Expression
der aroF-codierten DAHP-Synthase, der tkt-codierten Transketolase
und der aroB-DHQ-Synthase die Produktion von DHS, welches in Gegenwart
von DHS-Dehydratase
und Protocatechuatdecarboxylase in Catechol umgewandelt wird. Das
synthetisierte Catechol sammelt sich dann als Endprodukt an und
wird danach in das Wachstumsmedium exportiert.
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Ein
besonders bevorzugtes Plasmid für
die Steigerung der Effizienz des Kohlenstoffflusses längs des gemeinsamen Pfads
zwischen der Kohlenstoffquelle und DHS ist das Plasmid pKD136, welches
die aroF-, tkt- und aroB-Gene codiert (siehe
US 5,272,073 ). Durch die verstärkte Expression
der DAHP-Synthase (codiert durch aroF) und Transketolase (codiert
durch tkt) leitet das Plasmid pKD136 die Woge des Kohlenstoffflusses in
die aromatische Biosynthese. Diese Woge des Kohlenstoffflusses wird
dann durch pKD136 wegen der verstärkten Expression der DHQ-Synthase
(codiert durch aroB) vollständig
in die DHS-Synthese weitergeleitet.
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Daher
wurde nach einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform ein heterologer
Stamm von Escherichia coli, der DHS-Dehydratase und Protocatechuatdecarboxylase
codierende Gene exprimiert, konstruiert und so die biokatalytische
Produktion von Catechol aus D-Glucose ermöglicht. Bei Transformation der
Wirtszellen mit pKD136 wurde eine effiziente Umwandlung von D-Glucose
in Catechol erzielt. Der Stamm E. coli AB2834/pKD136 wurde dann
mit dem Plasmid p2-47
transformiert. Das Endergebnis war E. coli AB2834/pKD136/p2-47,
eine heterologe Mikrobe, welche die Umwandlung von D-Glucose in
Catechol katalysiert.
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Demnach
bezieht sich die vorliegende Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung
von Catechol in einer Wirtszelle, die einen gemeinsamen Pfad der
Biosynthese aromatischer Aminosäuren
aufweist. Das Verfahren umfasst die Schritte:
- – Transformation
der Wirtszelle mit rekombinanter DNA zur Erzeugung einer heterologen
Wirtszelle. Die rekombinante DNA umfasst konstitutiv exprimierende
Gene, die 3-Dehydroshikimatdehydratase und Protocatechuatdecarboxylase
codieren, und:
- – Züchtung der
transformierten Wirtszelle in einem Medium, das eine Kohlenstoffquelle
enthält.
In einer Ausgestaltung der Erfindung ist die Wirtszelle außerdem mit
rekombinanter DNA transformiert, die Sequenzen umfasst, welche die Enzymspezies
Transketolase, DAHP-Synthase und DHQ-Synthase codieren. In einer
anderen bevorzugten Ausgestaltung ist die Wirtszelle aus der Gruppe
ausgewählt,
die aus Mutationen besteht, welche die Synthese von Zwischenprodukten
im Pfad stromabwärts
von DHS blockieren. Eine solche Wirtszelle ist der E. coli-Stamm
aroE.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
umfasst die vorliegende Erfindung rekombinant transformierte E.
coli-Stämme, die
aus der Gruppe ausgewählt
sind, die aus E. coli AB2834/pKD136/p2-47, E. coli AB2834/pKD136/pKD8.243A
und E. coli AB2834/pKD136/pKD8.243B besteht. In einer weiter bevorzugten Ausführungsform
umfasst die Erfindung rekombinante Plasmidkonstrukte, ausgewählt aus
der Gruppe, die aus p2-47, pKD8.243A und pKD8.243B besteht.
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Beispiel 1
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Isolierung
des aroZ-Gens aus Klebsiella pneumoniae
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Die
Isolierung des Gens, welches DHS-Dehydratase codiert (in der vorliegenden
Beschreibung mit aroZ bezeichnet) begann mit der Reinigung von Genom-DNA
des Klebsiella pneumoniae-Stamms
A170-40. Zur Erzeugung von Fragmenten im Bereich von 15 bis 30 kb
wurde die partielle Digestion der Genom-DNA mit BamHI angewendet.
Die erhaltenen DNA-Fragmente wurden mit pLAFR3 verknüpft, das
vorher mit BamHI digeriert und danach mit alkalischer Phosphatase
aus Kalbsdarm behandelt worden war. pLARF3 ist ein tetracyclinresistentes
Cosmid, welches das RK2-Replikon besitzt. Zum Verpacken der verknüpften DNA
wurde das Packagene-Packaging-System (Promega) benutzt. Die resultierenden
Phagenteilchen wurden zum Infizieren von E. coli DH5α/pKD136 verwendet.
Das Plasmid pKD136 ist ein Vektor auf Basis pBR325 (Replikationsursprung
pMB1), der Gene enthält,
die sowohl Transketolase (tkt), DHAP-Synthase (aroF) und DHQ-Synthase (aroB)
als auch ein Gen für
Ampicillinresistenz codieren. Kolonien, die sowohl gegen Tetracyc lin
als auch Ampicillin resistent waren, wurden danach auf Platten mit
chromogenem Minimummedium ("chromogenic
minimum medium")(M9)
aufgetragen, die D-Glucose (4 g/l), Shikimisäure (0,04 g/l), Eisen(III)-citrat
(0,07 g/l), p-Toluidin (1,9 g/l), Ampicillin (0,05 g/l) und Tetracyclin
(0,013 g/l) enthielten. Nach 48 h Inkubation bei 37°C erschien
die Farbe des Wachstumsmediums um die Kolonie 5-87 leicht braun.
Fortgesetzte Inkubation bei Raumtemperatur führte zu weiterer Dunkelfärbung der
die Kolonie 5-87 umgebenden Agarose. Die aus einer Kultur der Kolonie
5-87 gereinigte DNA bestand aus pKD136 und einem mit p5-87 bezeichneten
tetracyclinresistenten Plasmid.
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Digerieren
des Plasmids p5-87 mit BamHI und nachfolgende Elektrophorese auf
Agarosegel ergab fünf
DNA-Fragmente, die durch Ethidiumfärbung nachweisbar waren. Die
22 kb-Bande stellte den pLAFR3-Wirtsvektor dar, während die
5,7, 4,3, 3,5 und 0,5 kb-Fragmente den aroZ codierenden Insert von Klebsiella
pulmoniae darstellten. Die erhaltenen BamHI-Fragmente wurden in pLAFR3 ligiert,
das zuvor mit BamHI digeriert und mit Phosphatase behandelt worden
war. Nach Transformation der Ligationsprodukte in DH5α/pKD136 wurden
die resultierenden ampicillin- und tetracyclinresistenten Kolonien
wie oben beschrieben auf die Fähigkeit
geprüft,
Minimalmedium-Agaroseplatten mit p Toluidin und Eisen(III)-citrat braun zu färben. Unter
Anwendung dieser Technik wurde das Plasmid p4-20, welches das 3,5
kb-BamHI-Fragment enthielt, isoliert.
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In
einem Versuch, die Größe des aroZ
codierenden Inserts zu minimieren, wurde das Plasmid p5-87 mit BamHI
digeriert und die resultierenden Fragmente mit dem Vektor pSU19
verknüpft,
der zuvor mit BamHI digeriert und mit Phosphatase behandelt worden
war. Das Plasmid pSU19 enthält
das Replikon p15A und das Gen, das Resistenz gegen Chloramphenicol
verleiht. Nach Transformation der Ligationsprodukte in DH5α/pKD136 wurden die
resultierenden ampicillin- und chloraphenicolresistenten Kolonien
wie in Beispiel 1 beschrieben auf die Fähigkeit geprüft, Minimalmedium-Agaroseplatten
mit p-Toluidin und Eisen(III)-citrat braun zu färben. Unter Anwendung dieser
Technik wurde das Plasmid pSU1-31, welches aus einem in pSU19 enthaltenen
3,5 kb-BamHI-Insert enthielt, isoliert.
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Beispiel 2
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Bestätigung der
Klonierung von aroZ
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Die
Bestätigung,
dass beide Plasmide p5-87 und pSU1-31 das aroZ-Gen enthielten, beruhte
auf der Tatsache, dass Transformation eines E. coli-Stamms, der
typischerweise D-Glucose in DHS umwandelt, darüber hinaus DHS in Protocatechusäure umwandeln
konnte. E. coli AB2834 sammelt wegen einer Mutation im aroE-Gen,
das Shimatdehydrogenase codiert, DHS im Überstand der Zellkultur an.
Die Umwandlung der D-Glucose in DHS wird maximiert, wenn AB2834
mit pKD136 transformiert ist. AB2834 wurde mit pKD136 und p5-87
kotransformiert und ergab Kolonien, die sowohl gegen Ampicillin
als auch gegen Tetracyclin resistent waren. Ein Liter LB-Medium
(4 l-Erlenmeyerkolben)
wurde mit einer Übernacht-Kultur
(5 ml) von AB2834/pKD136/p5-87 geimpft. Die Kultur wurde unter Rühren (250
min–1)
8 h bei 37°C
gezüchtet.
Dann wurden die Zellen geerntet und in einem Liter (4 l-Erlenmeyerkolben)
Minimalmedium M9, enthaltend Glucose (10 g/l), Shikimisäure (0,04
g/l), Ampicillin (0,05 g/l) und Tetracyclin (0,013 g/l) wieder suspendiert.
Die Kultur wurde wiederum bei 37°C
inkubiert. Nach 24 und 64 h wurden der Kultur Aliquote entnommen
und zentrifugiert, um die Zellen zu entfernen. Von jeder Probe wurden
fünf ml
des abgetrennten Überstands
entnommen und das Wasser im Vakuum entfernt. Die Proben wurden in
D2O wieder gelöst und im Vakuum eingedampft.
Durch Wiederholung dieser Prozedur wurde das Restwasser gegen D2O ausgetauscht und man erhielt für die 1H-NMR-Analyse geeignete Proben. Mit dem
Natriumsalz der 3-(Trimethylsilyl)-2,2,3,3-d4- propionsäure als
internem Standard wurde festgestellt, dass sich im Überstand
der Kultur etwa 9 mmol/l Protocatechusäure angesammelt hatten. Protocatechusäure wurde
mittels der spezifischen Resonanzbanden bei δ 6,94 (d, 7 Hz, 1H) und δ 7,48 (d,
7 Hz, 2H) nachgewiesen. DHS wurde im Überstand der Kultur nicht nachgewiesen.
Aus diesem Versuch wurde geschlossen, dass das DHS-Dehydratase codierende
Gen auf dem Plasmid p5-87 lokalisiert war.
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Wenn
AB2834/pKD136/pSU1-31 im 1 l-Maßstab
unter den unmittelbar vorstehend beschriebenen ähnlichen Bedingungen gezüchtet wurde,
zeigte die 1H-NMR-Analyse, dass sich extrazellulär 11 mmol/l
Protocatechusäure
angesammelt hatten. Aus diesem Versuch wurde geschlossen, dass das
aroZ-Gen erfolgreich subkloniert worden und auf dem Plasmid pSU1-31
lokalisiert war.
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Beispiel 3
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Isolierung
des aroY-Gens aus Klebsiella pulmoniae
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Zu
dieser Zeit war das aroZ-Gen auf einem 3,5 kb-Fragment mit BamHI
sowohl im p4-20 (pLAFR3-Vektor) als auch im pSU1-31 (pSU19-Vektor) lokalisiert worden.
Es wurde gezeigt, dass Kolonien von DH5α/pKD136/p4-20 beim Züchten auf
Platten mit Minimalmedium-Agarose sowie Eisen(III)-citrat und p-Toluidin örtlich eine
Braunfärbung
hervorrufen. Die Auswahl eines Plasmids mit dem Gen, welches Protocatechuatdecarboxylase
codiert (für
die vorliegende Beschreibung als aroY bezeichnet), beruhte auf der
Tatsache, dass von der Expression der Protocatechuatdecarboxylase
in DH5α/pKD136/p4-20
die Mengenproduktion von Catechol und nicht von Protocatechusäure erwartet
wurde. Da Catechol mit p-Toluidin zu einer stärker braunen Farbe reagiert
als Protocatechuat, erwartete man, dass eine Catechol produzierende
Kolonie aus dem Untergrund der Protocatechuat produzierenden Kolonien
bei der Beurtei lung auf chromogenen Minimalmediumplatten (M9) ausgewählt werden
konnte.
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Die
Isolierung eines das aroY-Gen enthaltenden Plasmids begann mit partieller
Digestion der Genom-DNA von K. pneumoniae mit EcoRI unter Bildung
von Fragmenten im Größenbereich
von 15 bis 30 kb. Die entstandenen Fragmente wurden in das Cosmid
p4-20 ligiert, das zuvor mit EcoRI digeriert und mit Phosphatase
behandelt worden war. Die ligierte DNA wurde in Lamba-Phagenköpfe verpackt,
die dann zur Infektion von DH5α/pKD136
verwendet wurden. Die entstandenen Kolonien waren sowohl gegen Ampicillin
als auch gegen Tetracyclin resistent und wurden auf Minimalmedium-Agaroseplatten,
die p-Toluidin und
Eisen(III)-citrat enthielten, geprüft. Nach etwa 24 h Inkubation
bei 37°C
erzeugte die Kolonie 2-47 einen örtlichen
braunen Bereich, der bei allen anderen Kolonien fehlte.
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Die
Isolierung von DNA aus der Kolonie 2-47 ergab die Plasmide pKD136
und p2-47, die danach in geeignete Zellen kotransformiert wurden,
wobei man E. coli AB2834/pKD136/p2-47 erhielt.
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Ähnlich zur
ursprünglichen
Strategie für
die Isolierung der Protocatechuatdecarboxylase codierenden DNA beruhte
die Subklonierung des aroY-EcoRI-Fragments zu seiner minimalen Größe auf der
Synthese von Catechol durch einen aroE-Wirtsstamm in Gegenwart von DHS-Dehydratase.
Vollständiges
Digerieren von p2-47 mit EcoRI zeigte an, dass das aroY-Insert aus zwei EcoRI-Fragmenten
von etwa 8 und 11,9 kb bestand. Lokalisierung des 11,9 kb-EcoRI-Fragments
in pSU1-31 ergab das Plasmid pSUaroZY157-27.
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Die
Kartierung des 11,9 kb-EcoRI-Fragments in Verbindung mit weiterer
Subklonierung zeigte, dass das aroY-Gen wahrscheinlich nahe der
Mitte des 11,9 kb-Fragments lokalisiert ist. Digerieren von pSUaroZY157-27
mit HindIII erzeugte ein 2,3 kb-HindIII-Fragment, das in pSU1-31
eingesetzt wurde und das Plasmid pKD8.243A ergab (2).
Auch das Plasmid pKD8.243B wurde isoliert, bei dem das 2,3 kb-HindIII-Fragment relativ
zum Vektor die entgegengesetzte Ausrichtung hat.
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Beispiel 4
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Biokatalytische Umwandlung
von DHS in Protocatechuat durch das Plasmid p5-87
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Die
Kotransformation von pKD136 und p5-87 in E. coli AB2834 ergab das
gegen Ampicillin und Tetracyclin resistente AB2834/pKD136/p5-87.
Eine Mutation im aroE-Gen von E. coli macht die Shikimatdehydrogenase
inaktiv. Ein Liter LB-Medium mit Ampicillin und Tetracyclin (4 l-Erlenmeyerkolben)
wurde mit einer Übernacht-Kultur
(5 ml) von AB2834/pKD136/p5-87 geimpft. Die Kultur wurde 8 h unter
Rühren
(250 min–1)
bei 37°C
gezüchtet.
Dann wurden die Zellen geerntet und in einem Liter (4 l-Erlenmeyerkolben)
Minimalmedium M9, enthaltend Glucose (10 g/l), Shikimisäure (0,04
g/l), Ampicillin (0,05 g/l) und Tetracyclin (0,013 g/l) wieder suspendiert.
Die Kultur wurde weiter bei 37°C
inkubiert. Nach 24 und 64 h wurden der Kultur Aliquote entnommen
und zentrifugiert, um die Zellen zu entfernen. Von jeder Probe wurden
fünf ml
des abgetrennten Überstands
entnommen und das Wasser im Vakuum entfernt. Die Proben wurden in
D2O wieder gelöst und im Vakuum eingedampft.
Durch Wiederholung dieser Prozedur wurde das Restwasser gegen D2O ausgetauscht und man erhielt für die 1H-NMR-Analyse
geeignete Proben. Mit dem Natriumsalz der 3-(Trimethylsilyl)-2,2,3,3-dy-propionsäure als
internem Standard wurde festgestellt, dass sich im Überstand
der Kultur etwa 9 mmol/l Protocatechusäure angesammelt hatten. Protocatechusäure wurde
mittels der spezifischen Resonanzbanden bei δ 6,94 (d, 7 Hz, 1H) und δ 7,48 (d,
7 Hz, 2H) nachgewiesen. Weitere Resonanzen entsprechen unverstoffwechselter D-Glucose
und Essigsäure.
DHS wurde im Überstand
der Kultur nicht nachgewiesen. Aus diesem Versuch wurde geschlossen,
dass das DHS-Dehydratase codierende Gen auf dem Plasmid p5-87 lokalisiert war.
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Beispiel 5
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Biokatalytische Umwandlung
von DHS in Protocatechuat durch das Plasmid p4-20
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Ein Überstand
einer Kultur von AB2834/pKD136/p4-20 wurde wie in Beispiel 4 beschrieben
hergestellt und analysiert. 1H-NMR-Analyse zeigte, dass
11 mmol/l Protocatechusäure
extrazellulär
angesammelt worden waren. Außer
Acetat (δ 1,9,
s, 3H) wurden keine anderen Produkte im Überstand der Kultur gefunden.
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Beispiel 6
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Enzymatische
Aktivität
des subklonierten aroZ-Genkonstrukts
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Das
aroZ codierende 3,5 kb-BamHI-Fragment wurde auch in die BamHI-Stelle
des Plasmids pSU19 geklont, um die Plasmide pSU1-31 und pSU1-28
herzustellen. Das Plasmid pSU19 enthält das Replikon p15A und das
Gen, welches Resistenz gegen Chloramphenicol verleiht. Ein lac-Promotor
ist in pSU19 stromauf von der multiplen Klonierungsstelle positioniert.
Die einzige Differenz zwischen den Plasmiden pSU1-31 und pSU1-28
ist die Ausrichtung des BamHI-Inserts relativ zum lac-Promotor.
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Zur
weiteren Bestätigung,
dass das 3,5 kb-BamHI-Fragment das aroZ-Gen codiert, wurde die Aktivität der DHS-Dehydratase in Zellextrakten
bestimmt. In 2 l-Erlenmeyerkolben
wurden je 500 ml LB, das Chloramphenicol (0,02 g/l) enthielt, mit
5 ml von Kulturen von DH5α/pSU1-31
oder DH5α/pSU1-28
geimpft. Die Zellen wurden 12 h bei 37°C unter Rühren (250 min–1)
gezüchtet.
Von jedem Stamm wurde eine Kultur in Gegenwart von 0,2 mmol/l Isopropyl-
-D- thiogalactosid
(IPTG), eine zweite ohne IPTG gezüchtet. Die Zellen wurden geerntet
und in 250 ml Puffer A (100 mmol/l Tris HCl, 2,5 mmol/l MgCl2, pH 7,5) wieder suspendiert. Die Zellen wurden
erneut geerntet und dann in 2 ml Puffer A je g Nassgewicht der Zellen
wieder suspendiert. Nach Zellaufschluss mit der French Press wurde
das Lysat zentrifugiert (35000 g, 30 min, 4°C), um teilchenförmige Bruchstücke zu entfernen.
Die Proteinkonzentrationen wurden mit der Farbstoffbindungsmethode
von Bradford mittels einer von Bio-Rad gekauften Messlösung bestimmt.
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Die
DHS-Dehydratase wurde wie von Strøman beschrieben mit folgenden Änderungen
bestimmt. Die Messlösung
(1 ml) enthielt Tris HCl (100 mmol/l), MgCl2 (25
mmol/l) und ein Aliquot des Zelllysats. Die Lösung wurde bei Raumtemperatur
inkubiert und die Extinktion bei 290 nm wurde bis zum Erreichen
einer stabilen Grundlinie verfolgt. DHS (Endkonzentration 1 mmol/l)
wurde zugesetzt und die Reaktion etwa 20 min bei 290 nm verfolgt.
Eine Einheit der DHS-Dehydratase-Aktivität wurde
definiert als Bildung von 1 μmol
Protocatechuat (ε =
3890 l/mol*cm) pro Minute. Die wahrscheinliche Ausrichtung des aroZ-Gens
auf dem BamHI-Fragment wurde aufgrund der DHS-Dehydratase-Aktivität (Tabelle
1) bestimmt, die für
DH5α/pSU1-31
und DH5α/pSU1-28
in Gegenwart und in Abwesenheit von IPTG erhalten wurden. Die Tatsache,
dass DH5α/pSU1-28
zu höherer
DHS-Dehydratase-Aktivität
führt,
zeigt wahrscheinlich, dass das aroZ-Gen in diesem Plasmidkonstrukt
sowohl vom vektorcodierten lac-Promotor als auch von seinem nativen
K. pneumoniae-Promotor transkribiert wird. Zusatz von IPTG zum Wachstumsmedium
ergibt keine erhöhte
DHS-Dehydratase-Aktivität;
vielleicht, weil der lac-Promotor
in DH5α/pSU1-28
nicht in wesentlichem Ausmaß unterdrückt wird.
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Tabelle
1: DHS-Dehydratase-Aktivität
von aroZ-Subklonen
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Beispiel 7
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Biokatalytische Umwandlung
von D-Glucose in Catechol mittels des Plasmids pSUaroZY157-27
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Überstand
einer Kultur von AB2834/pKD136/pSUaroZY157-27 wurde wie in Beispiel
4 beschrieben hergestellt und analysiert. Die 1H-NMR-Analyse
des Kulturüberstands
von E. coli AB2834/pKD136/pSUaroZY157-27 sammelte nach Versorgung
mit 56 mmol/l D-Glucose 16 mmol/l Catechol im Kulturüberstand
an.
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Beispiel 8
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Biokatalytische Umwandlung
von D-Glucose in Catechol mittels des Plasmids p2-47
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Überstand
einer Kultur von AB2834/pKD136/p2-47 wurde wie in Beispiel 4 beschrieben
hergestellt und analysiert. Die 1H-NMR-Analyse des Kulturüberstands
von AB2834/pKD136/p2-47 zeigte, dass nach 48 h in Minimalmedium
die der Zelle ursprünglich
zugeführten
56 mmol/l D-Glucose durch 20 mmol/l Catechol ersetzt worden waren.
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Beispiel 9
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Biokatalytische Umwandlung
von D-Glucose in Catechol mittels der Plasmide pKD8.243A und pKD8.243B
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Jedes
der Plasmide pKD8.243A und pKD8.243B wurde in AB2834 mit dem Plasmid
pKD136 kotransformiert. Bei Züchtung
im 1 l-Maßstab unter
den in Beispiel 4 beschriebenen ähnlichen
Bedingungen synthetisierte AB2834/pKD136/pKD8.243A in 48 h 16 mmol/l
Catechol aus 56 mmol/l D-Glucose, während AB2834/pKD136/pKD8.243B
10 mmol/l Catechol synthetisierte. In einigen der Kulturüberstände wurde
auch Protocatechusäure
(< 4 mmol/l) nachgewiesen,
jedoch nicht auf einer zuverlässigen
Grundlage und nicht immer am Ende der mikrobiologischen Synthese.