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Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Proteine, welche D-Aminosäurereste
enthalten. Spezifischer betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Identifizierung von Kandidatenverbindungen aus einer chemischen
Bibliothek unter Verwendung von einem D-Protein, welches im Wesentlichen
aus D-Aminosäuren
besteht, und Verfahren zur Verwendung derartiger Proteine.
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Allgemeiner Stand der Technik
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Die
Biosphäre
ist schon von sich aus chiral; jede Klasse von biologischen Makromolekülen ist
aufgebaut aus Monomermolekülen
von einheitlicher Chiralität
(Mason, Chirality 3: 223, 1991) und die biochemischen Wechselwirkungen
von biologischen Makromolekülen
sind schon aus sich heraus chiral.
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Die
Enzyme, zum Beispiel, reagieren ausnahmslos nur mit einem Enantiomer
von einem chiralen Substrat, oder erzeugen nur ein Diastereomer
aus einem prochiralen Substrat. Fersht, in "Enzyme structure and Mechanism", W. H. Freeman and
Company, San Francisco, 1977, pp. 75-81. Diese Spezifität kann die
chirale Struktur von dem Enzymmolekül betreffen, einschließlich der
dreidimensionalen Faltung von dem Polypeptid-Rückgrat und der Orientierung
der Aminosäure-Seitenketten
in dem gefalteten Proteinmolekül.
Fersht, supra. Bis heute sind einzig L-Enzyme in der Natur beschrieben
worden; dies lässt
die Beschreibung von D-Enzymen
und ihrer Eigenschaften, welche die gefaltete Struktur, die enzymatische
Aktivität
und ihre chirale Spezifität
einschließen,
als unerforschte Fragestellungen zurück.
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Kürzlich beschrieben
Zawadzke et al., J. Am. Chem, Soc., 114: 4002-4003, 1992, die Herstellung
von einem kleinen Polypeptid mit 45 Aminosäureresten (D-Rubredoxin) unter
Verwendung von D-Aminosäuren. L-Rubredoxin
wird in Clostridien gefunden und ist das einfachste Eisen-Schwefel-Protein.
Es wird angenommen, dass es eine Funktion im Elektronentransport
besitzt. Es fehlt jedoch eine nachgewiesene enzymatische Aktivität.
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Vor
der vorliegenden Erfindung war das größte L-Protein, von dem bekannt
war, dass es chemisch auf eine konventionelle schrittweise Art synthetisiert
worden ist, das Preprogonadotropin-Freisetzungs-Hormon (PreproGnRH).
PreproGnRH weist 93 Aminosäurereste
auf. (Milton et al., Biochemistry, (1992) 31: 8800.) PreproGnRH
inhibiert die Prolactin-Freisetzung.
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Viele
organische Verbindungen existieren in optisch aktiven Formen, d.
h. sie weisen die Fähigkeit
auf, die Ebene von eben-polarisiertem Licht zu drehen. In der Beschreibung
von einer optisch aktiven Verbindung werden die Vorzeichen D und
L oder R und S verwendet, um die absolute Konfiguration von dem
Molekül
um sein(e) chirale(s) Zentrum/Zentren herum zu kennzeichnen. Die
Vorzeichen (+) und (–)
oder d und 1 werden eingesetzt, um die Rotationsrichtung von dem
eben polarisierten Licht durch die Verbindung zu bezeichnen, wobei
(–) oder
L bedeuten, dass die Verbindung linksdrehend ist. Eine Verbindung,
welche mit den Vorzeichen (+) oder d bezeichnet ist, ist rechtsdrehend.
Für eine
vorgegebene chemische Struktur sind diese Verbindungen, genannt
Stereoisomere, identisch, außer
dass sie Spiegelbilder voneinander darstellen. Ein spezifisches Stereoisomer
kann ebenfalls als ein Enantiomer bezeichnet werden und eine Mischung
derartiger Isomere wird oft als enantiomerische oder racemische
Mischung bezeichnet.
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Die
Eigenschaft der optischen Aktivität ist auf die moleku lare Asymmetrie
rund um die Kohlenstoffatome zurückzuführen, welche
mit vier unterschiedlichen Atomen oder Molekülen verbunden sind. Wo nur
ein asymmetrisches Kohlenstoffatom, oder chirales Zentrum, wie es
bisweilen genannt wird, vorhanden ist, existieren zwei mögliche Stereoisomere.
Wo n asymmetrische Kohlenstoffe oder chirale Zentren vorhanden sind erhöht sich
die Anzahl von den potentiellen Stereoisomeren auf 2n.
Dementsprechend würde
ein Molekül
mit drei chiralen Zentren acht mögliche
Stereoisomere aufweisen.
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Während die
strukturellen Unterschiede zwischen den Stereoisomeren fast unmerklich
und von geringer Konsequenz in gebräuchlichen chemischen Reaktionen
sind, können
sie schwerwiegend sein, wo biologische Systeme betroffen sind, d.
h. falls die Verbindungen in Enzym-katalysierten Reaktionen verwendet
werden. Daher werden die L-Aminosäuren in Menschen leicht metabolisiert,
aber nicht die korrespondierenden D-Analoge, und nur D-Glucose kann
phosphoryliert und zu Glykogen umgewandelt werden oder durch die
glykolytischen und oxidativen Signalwege des Intermediär-Metabolismus
abgebaut werden. Ähnlich
weisen Beta-Blocker, Pheromone, Prostaglandine, Steroide, Aroma-
und Duftstoffe, Pharmazeutika, Pestizide, Herbizide und viele andere
Verbindungen eine kritische Stereospezifität auf. Auf dem Gebiet der Pestizide
ist von Tessier [Chemistry and Industry, Mar. 19, 1984, p. 199]
gezeigt worden, dass nur zwei von acht Stereoisomeren von Deltamethrin,
einem Pyrethroid-Insektizid, irgendeine biologische Aktivität aufweisen.
Dieselbe Feststellung bezüglich
der Konzentration der Bioaktivität
in einem einzelnen Isomer kann bei vielen anderen Pestiziden getroffen
werden, einschließlich
der Phenoxypropionate und der Halogenpropionat-Derivate, wobei jedes
ein chirales Zentrum enthält
und in der Form von zwei optischen Isomeren vorkommt.
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Die
stereochemische Reinheit ist von der gleichen Bedeutung auf dem
Gebiet der Pharmazeutika, wo 12 von den 20 am meisten verschriebenen
Arzneimitteln Chiralität
aufweisen. Ein typisches Beispiel wird durch Naproxen, oder (+)-S-2-(6-Methoxy-2-Naphthyl)-Propionsäure, bereitgestellt,
welches eines von den zwei wichtigsten Mitgliedern von einer Klasse
von 2-Aryl-Propionsäuren
mit nicht-steroidaler entzündungshemmender
Aktivität
ist, das, zum Beispiel, in der Behandlung von Arthritis verwendet
wird. In diesem Fall ist bekannt, dass das S-(+)-Enantiomer von
dem Arzneimittel therapeutisch 28-fach potenter ist als sein R-(–) Gegenstück. Noch
ein weiteres Beispiel von chiralen Pharmazeutika wird durch die
Familie der Beta-Blocker bereitgestellt, wobei für die L-Form von Propranolol
bekannt ist, dass sie 100-fach wirksamer ist als das D-Enantiomer.
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Die
Synthese von organischen Verbindungen durch organischsynthetische
Standardtechniken führt
im Allgemeinen zu einem racemischen Gemisch, welches, in der Gesamtsumme,
eine relativ niedrige spezifische biologische Aktivität aufweisen
kann, da bestimmte von den Stereoisomeren in dem Gemisch wahrscheinlich biologisch
oder funktionell inaktiv sind. Als Folge daraus müssen größere Mengen
von der Substanz verwendet werden, um eine wirksame Dosis zu erhalten
und die Herstellungskosten sind aufgrund der Gemeinschaftsproduktion
von stereochemisch „fehlerhaften" und somit inaktiven
Inhaltsstoffen gesteigert.
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In
einigen Fällen
können
bestimmte Isomere tatsächlich
schädlich,
anstatt nur einfach inaktiv sein. Zum Beispiel war das D-Enantiomer
von Thalidomid ein sicheres und wirksames Beruhigungsmittel, wenn
es für
die Verhinderung der morgendlichen Übelkeit während der Schwangerschaft verschrieben
wurde. Für
sein Gegenstück
L-Thalidomid wurde jedoch entdeckt, dass es ein wirksames Mutagen
ist.
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Es
stehen für
die stereoselektive Synthese Verfahren zur Verfügung, die im Allgemeinen chemische Synthese-
und Isolierungsschritte beinhalten, die übermäßig lang, kompli ziert und kostenintensiv
sind. Darüber hinaus
kann ein synthetisches Schema, das in der Lage ist, ein spezifisches
Enantiomer herzustellen, nicht in einer allgemeinen Art und Weise
angewendet werden, um andere optisch aktive Verbindungen zu erhalten. Was
benötigt
wird, ist ein verallgemeinerter Ansatz für die Auftrennung von racemischen
Gemischen, die durch gebräuchliche
chemische Reaktionen hergestellt werden und eine Anzahl von Vorgehensweisen
ist dafür
verwendet worden.
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Ein
weit verbreiteter Ansatz ist die selektive Fällung von den erwünschten
Verbindungen aus den racemischen Gemischen gewesen. Siehe zum Beispiel
Yoshioka et al. [
US-Patentschrift
Nr. 3,879,451 ], Paven et al. [
US-Patentschrift Nr. 4,257,976 ], Halmos
[
US-Patentschrift Nr. 4,151,198 )
und Kameswaran [
US-Patentschrift
Nr. 4,454,344 ].
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Die
oben angeführten
Verfahren trennten racemische Gemische erfolgreich auf, weil die
Behandlung von den Gemischen mit optisch reinen Reagenzien Diastereomere
erzeugte, welche, im Gegensatz zu den anfänglichen racemischen Verbindungen,
unterschiedliche physikalische Eigenschaften aufweisen. Folglich
können
die fraktionelle Kristallisation oder andere physikalische Mittel
eingesetzt werden, um diastereomere Verbindungen zu trennen.
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Die
Trennung von Diastereomeren kann ebenfalls mittels Chromatographie
durchgeführt
werden. Zum Beispiel haben Pollock et al. [J. Gas Chromatogr. 3:
174 (1965)] diastereomere Aminosäuren
durch Gaschromatographie aufgetrennt. Mikes et al. [J. Chromatogr.
112: 205 (1976)] haben die Flüssigchromatographie
verwendet, um diastereomere Dipeptide aufzutrennen. In den meisten
Fällen
sind die optisch reinen Reagenzien während der chromatographischen
Trennung in der stationären
Phase gewesen, aber sie können
ebenfalls in Elutionsmitteln verwendet werden. Hare et al. [
US-Patentschrift Nr. 4,290,893 ]
haben die Flüssigchromatographie verwendet,
um racemische Gemische aufzutrennen, die mit wässrigen Elutionsmitteln behandelt
wurden, welche optisch reine Reagenzien und Metallkationen enthielten;
die Auftrennung erfolgte, weil die sich ergebenden diastereomeren
Komplexe in dem chromatographischen System unterschiedliche Verteilungskoeffizienten
aufwiesen.
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Alle
von den bis zu diesem Punkt beschriebenen Verfahren waren auf die
Verfügbarkeit
von geeigneten optisch reinen Reagenzien angewiesen, aber derartige
Reagenzien sind oft nicht verfügbar
oder anderenfalls ist ihre Verwendung unerschwinglich teuer. In
einer alternativen Vorgehensweise sind enzymatische Auftrennungstechniken
entwickelt worden. Viele unterschiedliche Klassen von Enzymen sind
für die
Auftrennung von Stereoisomeren im präparativen Maßstab verwendet
worden, einschließlich
Hydrolasen (insbesondere die Lipasen und Esterasen wie Chymotrypsin);
Lyasen und Oxidoreduktasen (z. B. Aminosäureoxidasen und Alkohol-Reduktasen). Allgemein
gesprochen sollten Enzyme, die für
Auftrennungen verwendet werden, eine breite Substratspezifität aufweisen,
sodass sie in der Lage sein werden, Reaktionen mit einer Vielzahl
von „unnatürlichen" Substraten zu katalysieren
und einen hohen Grad an Stereoselektivität zum Katalysieren der Reaktion
mit einem Isomer bis zu dem Ausschluss von anderen Isomeren.
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Die
Hydrolasen (z. B. Lipasen und Esterasen) gehören zu den eher attraktiven
Enzymen für
die Verwendung in Auftrennungen, da sie keine teueren Cofaktoren
benötigen
und einige von ihnen eine angemessene Toleranz gegenüber organischen
Lösemitteln
aufweisen. Des Weiteren bezieht die chirale Chemie oft Alkohole,
Carbonsäuren,
Ester, Amide und Amine mit chiralen Kohlenstoffen ein und Carboxyl-Hydrolasen
sind die bevorzugte Wahl als stereoselektive Katalysatoren für Reaktionen
derartiger Spezies. Zum Beispiel ist die enzymatische Behandlung
zur Auftrennung racemischer Gemische von Aminosäure-Estern angewendet worden.
Stauffer [
US-Patentschrift Nr.
3,963,573 ] und Bauer [
US-Patentschrift
Nr. 4,262,092 ].
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Die
Trennung der Reaktionsprodukte von Enzymen ist erleichtert worden
durch das Verknüpfen
von dem Enzym mit einem festen Trägermaterial, welches durch
Zentrifugation entfernt werden oder in eine Säule gepackt werden könnte, durch
welche die racemischen Gemische hindurchgeleitet werden.
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Enzyme
sind ebenfalls erforscht worden für die Auftrennung von anderen
Verbindungsklassen als die zuvor diskutierten Aminosäuren. Immobilisierte
Lipase trennt im Prinzip Gemische durch enzymatische Hydrolyse oder
durch Umesterung auf. In dem Falle von einer biphasischen Hydrolysereaktion
erforderten die unterschiedlichen Löslichkeitseigenschaften von
den beteiligten Säuren
und Estern die Dispersion und das Rühren von den Mischungen, welche
das immobilisierte Festphasen-Enzym enthielten, einen wässrigen
Puffer und die nicht mit Wasser mischbare organische Phase, welche
das Lösemittel
und den Recktanten enthält – ein relativ unwirtschaftlicher
Prozess.
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Enzyme
sind für
die Auftrennung der optischen Isomere von Insektiziden angewendet
worden. Zum Beispiel brachten Mitsuda et al. [
Eur. Patentanmeldung Publ. Nr. 0
080 827 A2 ] einen racemischen Essigsäureester mit stereoselektiven
Esterasen mikrobiellen und tierischen Ursprungs in biphasischen
Systemen (d. h. wässrig/organische
Dispersion) in Kontakt. In einer dazu in Beziehung stehenden Arbeit
an optisch gereinigten Pyrethroiden setzten Mitsuda et al. [
US-Patentschrift Nr. 4,607,013 ]
mikrobielle Esterasen ein. Klibanov et al. [
US-Patentschrift Nr. 4,601,987 ] trennten
racemische 2-Halogenpropionsäuren
mittels Lipase-katalysierten Veresterungsreaktionen auf, die in
organischen Medien durchgeführt
wurden.
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Zusätzliche
Beispiele können
ebenfalls von der auf dem neuesten Stand der Technik beruhenden
enzym-vermittelten Auftrennung, wie sie für die Herstellung von optisch
gereinigten Pharmazeutika angewendet wurden, bereitgestellt werden.
Sih [
US-Patentschrift Nr. 4,584,270 ]
hat enzymatische Mittel für
die Herstellung von optisch reiner (R)-4-Amino-3-hydroxybuttersäure, einem
Schlüsselintermediat
in der Herstellung von L-Carnitin, offengelegt.
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Bis
heute konnten einzig natürlich
vorkommende L-Enzyme beschrieben werden und dies ließ die mutmaßlichen
Eigenschaften von D-Enzymen, einschließlich ihrer gefalteten Strukturen,
ihrer enzymatischen Aktivität
und ihrer chiralen Spezifität
als unerforschte Fragestellungen zurück. Was benötigt wurde, war ein ausreichender
Fortschritt in der chemischen Synthese von Proteinen, um die Gesamtsynthese
von dem D-Enantiomer von vollständigen
Enzymen in ausreichenden Mengen möglich zu machen, um Kristalle
zu bilden und andere Funktionen auszuführen.
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Ein
Beitrag in Science 1992, Band 256, Nr. 5054, Seite 221- 225 offenbart die
Ligation von HIV-Protease, um ein aktives Analog zu bilden.
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Ein
Beitrag in Science 1992, Band 256, Nr. 5062, Seite 1445- 1448 (veröffentlicht
5. Juni 1992) offenbart die chemische Synthese von einem D-Enzym,
D-HIV-Protease.
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Ein
Beitrag in Science 1992, Band 256, Nr. 5062, Seite 1403- 1404 (veröffentlicht
5. Juni 1992) ist eine Diskussion von den Ergebnissen des Artikels,
welcher in dem vorhergehenden Absatz dargelegt wurde.
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Verfahren
zum Screenen der chemischen Bibliotheken für pharmazeutisch verwendbare
Verbindungen unter Benutzung von L-Rezeptoren sind auf dem Fachgebiet
bekannt.
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Kurzdarstellung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Identifizieren
von Kandidatenverbindungen aus einer Kandidatenbibliothek, wobei
der Kandidat ein chiraler Agonist oder ein chiraler Antagonist von
einem L-Proteinrezeptor ist und wobei das Verfahren umfasst:
- a) Screenen der chemischen Bibliothek durch
Inkontaktbringen der chemischen Bibliothek mit einem D-Proteinrezeptor,
welcher die D-Version von dem L-Proteinrezeptor
ist, oder mit einem D-Protein, welches eine Rezeptorbindungsstelle
aufweist, welches die D-Version
der Bindungsstelle von dem L-Proteinrezeptor ist und
- b) Ermitteln von einer oder mehreren Verbindungen aus der chemischen
Bibliothek, welche Agonisten- oder Antagonisten-Aktivität in Bezug
auf den D-Proteinrezeptor oder das D-Protein, das eine Rezeptorbindungsstelle
besitzt, aufweisen,
wobei der Begriff „D-Protein" ein Protein bedeutet, in welchem alle
chiralen Aminosäurereste
eine D-Chiralität
aufweisen und der Begriff „L-Protein" ein Protein bedeutet,
in welchem alle chiralen Aminosäurereste eine
L-Chiralität
aufweisen und wobei der chirale Kandidatenagonist oder -Antagonist
von dem L-Proteinrezeptor das Enantiomer von der Verbindung ist,
die in Schritt b) erhalten wurde.
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Andere
Merkmale von dem Verfahren sind in den beiliegenden Ansprüchen dargelegt.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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In
den Zeichnungen, die einen Teilbereich von dieser Offen barung bilden,
veranschaulicht:
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1 die Molekulargewichtscharakterisierung
von den D- und L-Enzym-Enantiomeren
von der HIV-1-Protease, wie in Beispiel 2 beschrieben, unter Verwendung
der rekonstruierten Innenspray-Massenspektrometrie. Das Molekulargewicht
ist in Dalton ausgedrückt
und als Peak des Prozentsatzes (%) der relativen Intensität von den
gemessenen Spektren dargestellt. 1A veranschaulicht
die Molekulargewichtsdaten, die von dem L-Enzyme erhalten wurden
und 1B veranschaulicht die Daten, die mit dem D-Enzym
erhalten wurden.
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2 veranschaulicht die Vergleichs-Enzymaktivität von den
D- und L-Enantiomeren von dem HIV-PR-Enzym mit den D- und L-Enantiomeren
von einem chiralen fluorogenen Substrat, wie in Beispiel 3 beschrieben. 2A stellt
das L-Enzym mit dem L-Substrat dar; 2B stellt
das L-Enzym mit dem D-Substrat dar; 2C stellt
das D-Enzym mit dem L-Substrat
dar und 2D stellt das D-Enzym mit dem
D-Substrat dar.
Die Daten sind als Aktivität
dargestellt, gemessen in willkürlichen
Einheiten der Fluoreszenzintensität über einen Reaktionszeitverlauf
in Minuten.
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Die 3A und 3B veranschaulichen
die Bandmodell-Darstellungen
von dem Polypeptid-Rückgrat
des homodimeren HIV-1-Protease Moleküls sowohl in der L- als auch
in der D-Konformation,
gezeigt in 3B, beziehungsweise in 3A.
Die Pfeile zeigen die Ausrichtung von dem Polypeptid in der Richtung von
dem Amino- zu dem Carboxy-Terminus an.
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4 veranschaulicht
eine schematische Darstellung der chemischen Segmentligations-Strategie, welche
für die
Gesamtsynthese von den D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52] 2HIV-1-Protease Analoga
angewendet wurde.
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5 veranschaulicht
eine schematische Darstellung der optimierten Festphasen-Ketten-Assemblierungstaktiken,
welche in der Synthese von den funktionalisierten Peptidsegmenten
eingesetzt wurden. Die Entschützungs-
und Kopplungs-Reaktionen sind durch einen einzelnen Waschschritt
mittels Durchfluss voneinander getrennt.
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6 veranschaulicht
ein zusammengesetztes Chromatogramm, welches zwei gereinigte, funktionalisierte,
ungeschützte
D-[αCOSH]HIV-1
PR (1-51) und D-[Nα-BrCH2CO]HIV-1(53-99)-Segmente
darstellt und das endgültige
(48 Stunden) D-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 PR Ligationsprodukt (fett gedruckt),
das auf einer Vydac 218TP5415-Säule
laufen lassen wurde, eluiert durch einen Gradienten (40-55 % B),
bei einer Flussgeschwindigkeit von 1 Milliliter pro Minute.
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7 veranschaulicht
die Ausbeuten der Reaktionsschritte für die Synthese von den D- und L-[Aba67,95 (CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analoga.
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Die 8A, 8B, 8C und 8D veranschaulichen
die Innenspray-Massenspektren von den HPLC-gereinigten [(NHCH2OSCH2CO)51-52HIV-1 PR Monomeren.
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Die 9A, 9B, 9C und 9D veranschaulichen
die Messungen der Umkehrphasen-HPLC von den D- und L-[Aba67,95, (CO-S)51-52]HIV-1
PR Ligationsprodukten.
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10A und 10B veranschaulichen
die Circulardichroismus-Spektren
im fernen Ultraviolett von den D- und L-[Aba67,95(CO-S)51 -52 ] 2HIV-1 Protease-Analoga.
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11 veranschaulicht
die enzymatische Aktivität
von den [Aba67,95, (CO-S)51-52]2HIV-1-PR Enantiomeren mit den D- und L-Isomeren
von dem Substrat Ac-Thr-Ile-Nle-Nle-Gln-Arg·Amid.
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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A. Definitionen
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Aminosäurerest:
Eine Aminosäure,
die nach dem chemischen Verdau (Hydrolyse) von einem Polypeptid
an seinen Peptidbindungen gebildet wird. Die Aminosäurereste,
die hierin beschrieben werden, sind entweder in der stereoisomeren „L-" oder in der "D-" Form. NH
2 bezieht sich auf die freie Aminogruppe,
welche an dem Amino-Terminus von einem Polypeptid vorhanden ist.
COOH bezieht sich auf die freie Carboxy-Gruppe, welche an dem Carboxy-Terminus
von einem Polypeptid vorhanden ist. In Übereinstimmung mit der Standard-Polypeptidnomenklatur
(beschrieben in J. Biol. Chem. 243: 3552-59 (1969) und angenommen
in Titel 37, Code of Federal Regulations (C.F.R.) § 1.822(b)
(2)) werden die Abkürzungen
für die
Aminosäurereste
in der nachfolgenden Übereinstimmungs-Tabelle
dargestellt: ÜBEREINSTIMMUNGS-TABELLE
SYMBOL | AMINOSÄURE |
1-Buchstaben | 3-Buchstaben | |
Y | Tyr | Tyrosin |
G | Gly | Glycin |
F | Phe | Phenylalanin |
M | Met | Methionin |
A | Ala | Alanin |
S | Ser | Serin |
I | Ile | Isoleucin |
L | Leu | Leucin |
T | Thr | Threonin |
v | Val | Valin |
P | Pro | Prolin |
K | Lys | Lysin |
H | His | Histidin |
Q | Gin | Glutamin |
E | Glu | Glutamicsäure |
Z | Glx | Glu
und/oder Gin |
W | Trp | Tryptophan |
R | Arg | Arginin |
D | Asp | Asparaginsäure |
N | Asn | Asparagin |
B | Asx | Asn
und/oder Asp |
C | Cys | Cystein |
J | Xaa | Unbekannt
oder andere |
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Die
oben angeführten
Symbole werden sowohl für
L- als auch für
D-Aminosäurereste
verwendet. Das Symbol Xaa wird für
jeden unbekannten oder anderen Aminosäurerest eingesetzt. Das Symbol
Xaa wird jedoch häufig
hierin angewendet, um L- oder
D-a-Amino-n-buttersäure
(aba) zu kennzeichnen, das einen isosterischen Ersatz für Cystein-Reste
darstellt.
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Es
sollte beachtet werden, dass alle hierin durch Formeln dargestellte
Sequenzen der Aminosäurereste
eine Orientierung von links nach rechts in der konventionellen Richtung
von Amino-Terminus zu Carboxy-Terminus aufweisen. Darüber hinaus
ist die Formulierung „Aminosäurerest" allgemein definiert,
um die Aminosäuren
in der Übereinstimmungs-Tabelle und modifizierte
und ungewöhnliche
Aminosäuren
einzubeziehen, wie solche, die in Titel 37, Code of Federal Regulations
(C.F.R.) § 1.822(b)
(4) aufgelistet sind, und hierin durch Verweis eingebunden. Darüber hinaus
sollte beachtet werden, dass der Strich am Anfang oder am Ende von einer
Aminosäurerest-Sequenz
eine Peptidbindung zu einer weiteren Sequenz aus einem oder mehreren
Aminosäurenresten
oder eine kovalente Bindung zu einer aminoterminalen Gruppe wie
NH2 oder Acetyl oder zu einer carboxyterminalen
Gruppe wie beispielsweise COOH kenntlich macht.
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Racemisches
Gemisch: Ein racemisches Gemisch wird hierin verwendet, um sich
auf ein Gemisch von mindestens einem ersten und zweiten Stereoisomer
in irgendwelchen Anteilen zu beziehen. In diesem Zusammenhang bezieht
sich die Bezeichnung „Auftrennung", wie hierin verwendet,
auf die Trennung von einem ersten racemischen Gemisch in zweite
und dritte Gemische, wobei die Anteile von den beiden Stereoisomeren
in den zweiten und dritten Gemischen unterschiedlich sind zu denen
in dem ersten racemischen Gemisch, wobei der Anteil in einem größer und
notwendigerweise in dem anderen kleiner ist.
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B. D-Protein Zusammensetzungen
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Die
vorliegende Erfindung zieht ein D-Protein in Betracht, welches ein
Molekül
umfasst, das eine Sequenz aus Aminosäureresten aufweist, die ein
Polypeptid definieren. Ein D-Protein
weist eine Sequenz von Aminosäureresten
auf, die im Wesentlichen aus D-Aminosäuren besteht.
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Die
Bezeichnung „D-Aminosäure" kennzeichnet nicht
die Richtung der spezifischen Rotation von dem Molekül, da es
gut bekannt ist, dass einige Aminosäuren rechtsdrehend sind, während hingegen
andere linksdrehend sind. Vielmehr bezeichnet der Begriff per Vereinbarung
eine absolute Konfiguration, welche relativ zu den zwei möglichen
Stereoisomeren von Glycerinaldehyd, D-Glycerinaldehyd und L-Glycerinaldehyd,
ist. Siehe zum Beispiel Lehninger, in "Biochemistry", Worth Publishers, Inc., New York,
1970, pp. 76-78. Demzufolge werden alle Stereoisomere, die stereochemisch
in Beziehung zu L-Glycerinaldehyd stehen; mit L-bezeichnet und solche, die ähnlich zu
D-Glycerinaldehyd sind; mit D- bezeichnet, unabhängig von der Richtung der Drehung
der Ebene von dem polarisierten Licht, welche durch das Isomer vorgegeben
wird.
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In
dem Fall von Threonin und Isoleucin existieren zwei stereochemische
Zentren, d. h. die Cα-Atome und
die Cβ-Atome. Die hierin
angewendeten D-Threonin und D-Isoleucin weisen Stereochemien an
den beiden Cα-Atomen
der Aminosäuren
auf, die entgegengesetzt sind zu der Stereochemie von L-Threonin
und L-Isoleucin, d. h. D-Threonin und D-Isoleucin sind vollständige Spiegelbilder
von L-Threonin, beziehungsweise L-Isoleucin.
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Glycin
ist die einzige, gewöhnlich
achiral vorkommende Aminosäure.
Dementsprechend ist gemeint, dass, wenn ein Protein oder Enzym hierin
als ein D- oder L-Protein oder -Enzym bezeichnet wird, im Wesentlichen
alle chiralen Aminosäurereste,
welche derartige Proteine oder Enzyme umfassen, die angegebene Chiralität aufweisen.
Das Vorhandensein von achiralen Aminosäureresten wie beispielsweise
Glycin innerhalb von einem Protein oder Enzym beeinflusst nicht
die Bezeichnung von seiner Chiralität wie sie hierin angewendet wird.
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Alle
chiralen Aminosäuren
in Proteinen, die in der Natur beschrieben werden, sind L-Aminosäuren. Demzufolge
sind Proteine, die nur chirale Aminosäuren mit einer D-Konfiguration
in ihrer Sequenz der Aminosäurereste
aufweisen (bezeichnet als D-Proteine), in der Natur unbekannt.
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D-Proteine,
welche in der vorliegenden Erfindung verwendet werden, können eine
Sequenz der Aminosäurereste
aufweisen, die übereinstimmt
mit, und vorzugsweise identisch ist zu, der Sequenz der Aminosäurereste
von einem bekannten oder „natürlichen" Protein. Mit „natürlich" ist eine Sequenz
gemeint, die in einem Protein vorhanden ist, das aus der Natur ohne
Labor-vermitteltes Eingreifen, welches auf die Veränderung
der Sequenz des Proteins gerichtet ist, isoliert wurde. Mit „bekannt" ist entweder ein
natürliches
Protein gemeint oder ein Protein, welches das Produkt von einem
die Sequenz verändernden
Prozess ist, der die Aminosäuresequenz
verändert,
um ein Protein mit bekannten Eigenschaften herzustellen.
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Viele
Proteine, die in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben werden,
zu zahlreich, um sie hier aufzuzählen, sind
der Gegenstand der Mutation von ihrer natürlichen Sequenz der Aminosäurereste
derart geworden, dass sie nicht mehr länger in der Sequenz ihrer Aminosäurereste
mit der Sequenz von dem natürlich isolierten
Produkt übereinstimmen,
und dennoch nach wie vor die ursprüngliche Aktivität aufrechterhalten. Dementsprechend
zieht in einer weiteren Ausführungsform
die vorliegende Erfindung die Verwendung von D-Proteinen in Betracht,
welche Sequenzen von Aminosäureresten
aufweisen, die mit bekannten Proteinen übereinstimmen.
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Für die Zwecke
dieser Erfindung ist es nützlich,
die Spezifitäten
der Proteinsubstratbindung, die chiral und achiral sind, zu unterscheiden.
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Die
chirale Spezifität
bezieht sich auf die Selektivität
von einem Protein nur an eines von zwei Stereoisomeren zu binden.
Die achirale Spezifität
bezieht sich auf die Fähigkeit
von dem Protein, ein Substrat zu binden, das dem Protein nicht eine
erkennungsabhängige
asymmetrische Struktur präsentiert,
d. h. die Protein-Substrat-Erkennung und die Bindung sind nicht
abhängig
von dem Vorhandensein von einer asymmetrischen Struktur in der Substratbindungsregion
von dem Protein. Anders ausgeführt
und in dem Zusammenhang der vorliegenden Erfindung, der sich auf
die enantiomere Selektivität
von einem D-Protein bezieht, ein achirales Substrat kann entweder
an ein D- oder L-Protein binden, weil keine asymmetrischen Strukturen
in dem achiralen Substrat vorhanden sind, von denen die Bindung
abhängt.
Im Gegensatz dazu kann ein chirales Substrat nur an das eine oder
das andere von dem D- und L-Protein-Paar binden, weil die strukturelle
Asymmetrie von dem Substrat in die Bindung eingebunden ist.
-
Viele
Proteine und Enzyme weisen eine chirale Spezifität aus, einschließlich dem
Enzym HIV-1-Protease, das später
diskutiert wird. In ähnlicher
Weise existieren viele Prote ine und Enzyme, die eine achirale Spezifität aufweisen,
einschließlich
Superoxid-Dismutase und Carboanhydrase.
-
Ein
D-Protein, das in dieser Erfindung verwendet wird, kann von beliebiger
Größe (Länge der
Aminosäuren)
sein und kann aus mehreren Untereinheiten zusammengesetzt sein.
Ein D-Protein mit
mehreren Untereinheiten ist vollständig aus D-Proteinuntereinheiten zusammengesetzt.
-
C. Synthese von D-Proteinen
-
Ein
D-Protein, das in der vorliegenden Erfindung verwendet wird, kann
durch jegliche Mittel hergestellt werden, die für den Fachmann auf dem Polypeptidgebiet
zur Verfügung
stehen. Das präzise
Verfahren, welches für
das Synthetisieren des Polypeptids eingesetzt wird, wird nicht als
unbedingt notwendig für
die Grundstruktur von einem D-Protein, das in dieser Erfindung verwendet
wird, erachtet und ist deswegen nicht als einschränkend zu
betrachten, insbesondere da die Technologie neue Wege entwickelt,
um Polypeptide zu synthetisieren und zusammenzusetzen.
-
Bevorzugte
Routen der Polypeptid-Synthese beinhalten:
- 1.
Konventionelle chemische Synthese, z. B. schrittweise Synthese,
und
- 2. Zusammenfügen
von Polypeptid-Bausteinen mittels chemischer Ligation.
-
Es
wird gegenwärtig
als unpraktisch betrachtet, die konventionellen chemischen (schrittweisen),
synthetischen Verfahren einzusetzen, um Polypeptide herzustellen,
welche mehr als 100 Aminosäurereste
besitzen. Auf der anderen Seite können chemische Ligations-Verfahren
eingesetzt werden, um Polypeptid-Proteine zusammenzusetzen, die
um ein Mehrfaches größer sind.
Demzufolge sind für
D-Proteine, welche größer sind als
100 Aminosäurereste,
chemische oder enzymatische Ligations-Techniken gegenwärtig die
einzigen praktischen Mittel für
die Herstellung derartiger Produkte. Hier ist eine Ligationsstrategie
für die
Herstellung von Mengen von 10-100 Milligramm der D- und L-HIV-1
Protease-Enzyme beschrieben.
-
Obwohl
gegenwärtig
nicht erhältlich,
können
fabrikmäßig hergestellte
Proteinsynthese-Apparate, die D-Proteine verwenden, das Problem
des Einbaus von D-Aminosäuren
in dem Protein-Translationsmechanismus lösen, wodurch es möglich gemacht
wird, D-Proteine unter Verwendung der rekombinanten DNA-Expression
von Boten-RNA und D-Aminosäuren
zu synthetisieren.
-
Konventionelle schrittweise Synthesen:
-
Chemische
Synthesetechniken, wie beispielsweise die schrittweise Addition
von Aminosäuren
in einer Festphasen-Synthese
vom Merrifield-Typ, werden bevorzugt aus Gründen der Reinheit, der antigenen
Spezifität,
des Freiseins von unerwünschten
Nebenprodukten, der Einfachheit der Herstellung und dergleichen.
Eine ausgezeichnete Zusammenfassung von den zahlreichen Techniken,
die für
das Synthetisieren von L-Proteinen und -Enzymen zur Verfügung stehen,
kann gefunden werden in Steward et al., in "Solid Phase Peptide Synthesis", W. H. Freeman Co.,
San Francisco, 1969; Bodanszky et al., in "Peptide Synthesis", John Wiley & Sons, Second Edition, 1976 und Meienhofer,
in "Hormonal Proteins
and Peptides", Vol.
2, p. 46, Academic Press (New York), 1983; und in Kent, Ann. Rev.
Biochem., 57: 957, 1988 für
die Festphasen-Peptidsynthese und in Schroder et al., in "The Peptides", Vol. 1, Academic
Press (New York), 1965 für
die klassische Lösungssynthese,
wobei jede hierin durch Verweis eingebunden ist. Zweckdienliche
schützende
Gruppen, die in einer derartigen Synthese verwendbar sind, sind
in den oben angeführten
Texten und bei McOmie in "Protective
Groups in Organic chemistry",
Plenum Press, New York, 1973 beschrieben, was durch Verweis hierin
eingebunden ist.
-
Im
Allgemeinen umfassen die Festphasen-Syntheseverfahren, die in Betracht
gezogen wurden, die sequentielle Addition von einem oder mehreren
Aminosäureresten
oder passend geschützten
Aminosäureresten
an eine wachsende Peptidkette. Normalerweise ist entweder die Amino-
oder die Carboxy-Gruppe
von dem ersten Aminosäurerest
durch eine passende, selektiv entfernbare Schutzgruppe geschützt. Eine
unterschiedliche, selektiv entfernbare Schutzgruppe wird für die Aminosäuren verwendet,
die eine reaktive Seitengruppe enthalten, wie beispielsweise Lysin.
-
Für die Synthese
von einem D-Protein werden D-Aminosäuren oder geschützte D-Aminosäuren anstelle
der konventionellen L-Aminosäuren
verwendet. D-Aminosäuren,
die für
die Polypeptidsynthese geeignet sind, sind handelsüblich erhältlich von
dem Peptide Institute (Osaka, Japan); Peptides International (Louisville, KY);
Bachem Bioscience (Philadelphia, PA) und Bachem California, (Torrance,
CA).
-
Unter
Verwendung einer Festphasensynthese als beispielhafte Synthese wird
die geschützte
oder derivatisierte D-Aminosäure
an ein festes Trägermaterial
durch ihre ungeschützte
Carboxyl- oder Aminogruppe angeheftet. Die Schutzgruppe von der
Amino- oder Carboxylgruppe wird dann selektiv entfernt und die nächste D-Aminosäure in der
Sequenz, wobei deren komplementäre
(Amino- oder Carboxyl-) Gruppe geeignet geschützt ist, wird beigemischt und
unter Bedingungen umgesetzt, die geeignet sind, die Amidbindung
mit dem bereits an dem festen Trägermaterial
befestigten Aminosäurerest
zu bilden. Die Schutzgruppe von der Amino- oder Carboxylgruppe wird
dann von diesem neu hinzugefügten
D-Aminosäurerest
entfernt und die nächste D-Aminosäure (geeignet
geschützt)
wird dann hinzugefügt
und so weiter. Nachdem alle erwünschten
D-Aminosäuren
in der korrekten Sequenz verbunden worden sind, werden jegliche
Schutzgruppen der terminalen und der Seitengruppen (und von dem festen
Trägermaterial)
aufeinanderfolgend oder gleichzeitig entfernt, um das endgültige Polypeptid
zu liefern.
-
Ligations-Techniken:
-
Die
chemische Ligation von Polypeptiden ist vor kurzem durch Kent in
der
US-Patentanmeldung Seriennummer
07/865,368 , eingereicht am 8. April 1992, beschrieben worden.
Diese Technik wird für
D-Proteine, welche eine Länge
von 100 Aminosäuren
oder größer aufweisen,
bevorzugt. In diesem Verfahren werden zuerst zwei Polypeptide synthetisiert,
die Enden enthalten, welche für
die chemische Ligation angepasst sind. Nach der schrittweisen chemischen
Synthese und der Abspaltung von ihren entsprechenden Festphase-Harzen,
werden die zwei Polypeptide gemischt und miteinander umgesetzt,
um die angepassten Enden zusammenzufügen und ein größeres, lineares
Polypeptid zu bilden, das aus den zwei Polypeptiden besteht.
-
Eine
beispielhafte schrittweise Synthese von einem D-Enzym ist in allen
Einzelheiten in Beispiel 1 angeführt,
wobei die Synthese von einer Sonderform der D-HIV-1 Protease beschrieben
ist. Beispiel 5 offenbart eine beispielhafte ligationsartige Synthese
von D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analoga. Das D-[Aba67,9S(CO-S)5I-52]2HIV-1 Protease-Analog von Beispiel 5 ist
funktionell äquivalent
zu der D-HIV-1 Protease aus Beispiel 1.
-
Eine ähnliche
Synthese kann für
die Herstellung von D-Superoxid-Dismutase,
-Carboanhydrase oder irgendeinem von den anderen D-Enzymen angewendet
werden, die hierin beschrieben sind.
-
D. Verfahren zum Screenen chemischer Bibliotheken
-
Das
am meisten gebräuchliche
Mittel zur Identifizierung von pharmazeutisch nutzbaren Verbindungen beinhaltet
das Screenen von chemischen Bibliotheken. Die Gründlichkeit von einem derartigen
Screenen kann merklich erhöht
werden durch das Einsetzen von sowohl L-Proteinen als auch D-Proteinen.
-
Naturprodukt-Bibliotheken,
die aus der Natur isoliert wurden, können aus mehreren hunderttausend Verbindungen
bestehen. Die chemischen Bibliotheken können ebenfalls durch chirale
Synthese von bestimmten Enantiomeren oder durch nicht-chirale Synthese
von Racematen hergestellt werden. Auf der Suche nach neuartigen
Arzneimittelkandidaten können
solche Bibliotheken gescreent werden, um Verbindungen zu identifizieren,
welche in einem bestimmten Test aktiv sind. In vielen Fällen ist
das Zielmolekül
ein Agonist oder ein Antagonist von einem Proteinrezeptor oder von
einem Protein, welches eine Rezeptorbindungsstelle aufweist und
wobei die Suche ausgerichtet ist auf die Identifizierung von Arzneimittelkandidaten,
welche als ein derartiger Agonist oder Antagonist dienen können. Sobald
eine Kandidatenverbindung als ein Agonist oder ein Antagonist identifiziert
ist, können
Analoga von einer derartigen Kandidatenverbindung entworfen und
synthetisiert werden, um so ihre Aktivität und andere wünschenswerte
Eigenschaften zu verbessern.
-
In
vielen Fällen
ist die chirale Spezifität
ein notwendiges Attribut von aktiven Agonisten oder von Antagonisten.
Es ist jedoch hierin offenbart, dass die chirale Spezifität von den
Agonisten und den Antagonisten von der Chiralität des Proteinrezeptors oder
der Rezeptorbindungsstelle abhängt.
Demzufolge kann der Rezeptor oder die Rezeptorbindungsstelle oft
zwischen aktiven und inaktiven Enantiomeren von einem vorgegebenen
Agonisten oder Antagonisten unterscheiden. Die Komponentenelemente
von einer natürlichen
Produktbibliothek weisen oft eine zufällige Chiralität auf und
bringen keine innewohnende Beziehung zu dem Rezeptor oder der Rezeptorbindungsstelle
hervor. Demzufolge ist, falls nur ein einzelnes Enantiomer innerhalb
einer Bibliothek vorhanden ist, für die Chiralität von einem
derartigen Enantiomer es genau so wahrscheinlich, unter Bezug zu
einem beliebigen Zielenzym, dass es das falsche (inaktive) als auch
das richtige (aktive) Enantiomer ist. Falls die Bibliothek nur gegen
die native (L-) Konfiguration von einem Zielrezeptor oder einer
Rezeptorbindungsstelle gescreent wird, und falls die Elemente von
der Bibliothek Nicht-Racemate
sind, d. h. falls sie chiral sind, existiert eine signifikante Chance
(50/50), dass die Bibliothek nur das inaktive Enantiomer beinhaltet.
-
Die
vorliegende Erfindung lehrt, dass das Screenen einer Naturprodukt-Bibliothek
sowohl gegen einen L-Rezeptor oder ein L-Protein, welches eine Rezeptorbindungsstelle
aufweist, als auch gegen seine dementsprechende D-Version, die Anzahl
der Kandidatenverbindungen, die aus einer solchen Bibliothek identifiziert werden,
ungefähr
verdoppeln kann.
-
Irgendeine
beliebige Kandidatenverbindung, die als aktiv gegen einen D-Rezeptor
oder eine -Rezeptorbindungsstelle identifiziert worden ist, kann
hinsichtlich der übereinstimmenden
L-Version inaktiv sein. Die strukturelle Analyse von einer Kandidatenverbindung,
welche im Hinblick auf eine D-Version aktiv ist, hat eine Vorhersagekraft
von der Struktur einer Kandidatenverbindung, die mit Hinblick auf
die korrespondierende L-Version aktiv ist, d. h. für die Enantiomere
von Verbindungen, die im Hinblick auf eine D-Version aktiv sind, ist es wahrscheinlich,
dass sie eine entsprechende Aktivität im Hinblick auf die korrespondierende
L-Version aufweisen.
-
Demzufolge
kann die Anzahl der Kandidatenverbindungen, welche positiv aus einer
chemischen oder Naturprodukt-Bibliothek
identifiziert wurden, signifikant erhöht werden, wenn die Bibliothek
sowohl gegen die L- als auch die D-Version von dem Proteinrezeptor oder
dem Protein, das eine Rezeptorbindungsstelle aufweist, gescreent
werden.
-
Eingeschlossen
in den Proteinrezeptoren, gegen welche die Naturprodukt- und/oder
die chemischen Bibliotheken nutzvoll gescrennt werden können, sind
die Folgenden: GPIIb-IIIa und LFA-1, Ruoslahti et al., Science,
238: 491-497 (1987); CSAT, Horwitz et al., J. Cell Biol„ 101:
2134 (1985); VLA-2,
Nieuwenhuis et al. Nature, 318: 470 (1985); CR3 Complement Rezeptor,
Wright et al., PNAS, 84: 1965 (1987); CR2 Complement-Rezeptor, Nemerow
et al., J. Virol., 55: 3476 (1985); CD4 T-Zellrezeptor, Guyader
et al., Nature, 320: 662 (1987); FRP-Rezeptor, Yu et al., Nature,
330: 765 (1987); Apolipoprotein-Rezeptor, Yamada et al., J. Clin.
Invest., 80: 507 (1987); Interleukin-Rezeptor, Dower et al., Immunology
Today, 8: 46 (1987); Fc-Rezeptor, Anderson et al., J. Immunol.,
138: 2254 (1987); Somatostatin-Rezeptor, Kim et al., J. Biol. Chem.,
262: 470 (1987); PDGF-Rezeptor,
Keating et al., J. Biol. Chem., 252: 7932 (1987); und Transferrin-Rezeptor,
Kohgo et al., Blood, 70:1955 (1987).
-
Andere
Proteine, welche Bindungsstellen aufweisen, die gemäß dem Verfahren
der vorliegenden Erfindung gescreent werden können, beinhalten die Insulinrezeptor-Bindungsstelle
an Insulin, die Reovirus-Rezeptor-Bindungsstelle an dem endgültigen Hämagglutininprotein,
die Fibrinogen-Rezeptor-Bindungsstelle an Fibrinogen A-alpha, die
Schilddrüsenhormonrezeptor-Bindungsstellen α und β, die LDL-Rezeptor-Bindungsstelle an
ApoE, die Lipid-A Bindungsstelle, die Lecithin-Cholesterol Acyltransferase-(LCAT-)
Bindungsstelle an ApoA1 und die Mac-1 Integrinrezeptor-Bindungsstelle
an Fibrinogen D-30.
-
Beispiele
-
Die
folgenden Beispiele sind vorgesehen, die Synthese und die Verwendung
von D-Proteinen in der Form von D-Enzymen zu veranschaulichen.
-
1. Konventionelle schrittweise Synthese
von L- und D-[Aba67,95,167,195]HIV-1 Protease (HIV-1 PR)
-
Fortschritte
in der chemischen Totalsynthese von Proteinen machten die reproduzierbare
Herstellung von homogener, kristalliner L-[Aba67,95,167,195]HIV-1
Protease (HIV-1 PR) möglich.
Siehe zum Beispiel Kent, Annu. Rev. Biochem. 57: 957, (1988); Wlodawer
et al., Science, 245: 616 (1989) und Miller et al., Science, 246: 1149
(1989).
-
Die
HIV-1 Protease (HIV-1 PR) ist ein Virus-kodiertes Enzyme, welches
Polypeptidketten mit hoher Spezifität schneidet und welches für die Replikation
von aktiven Virionen unentbehrlich ist. Kohl et al., Proc. Natl.
Acad. Sci., U.S.A.. 85: 4686, 1988. Das 21.500 Dalton große HIV-PR
Molekül
besteht aus zwei identischen, 99 Aminosäuren langen Polypeptidketten.
-
Die
chemische Totalsynthese von wurde wie nachfolgend beschrieben durchgeführt und
die Eigenschaften (kovalente Struktur, physikalische Eigenschaften,
Circulardichroismus, enzymatische Aktivität) von den enantiomeren D-
und L-Formen von
diesem HIV-1 Proteaseenzym wurden miteinander verglichen.
-
Zu
diesem Zweck wurden in getrennten chemischen Synthesen die geschützten Polypeptidketten,
die mit den L- und D-Sequenzen
von dem 99 Aminosäure
langen [Aba67, 95]
HIV-1 Protease-Monomer übereinstimmen,
durch chemische Totalsynthese hergestellt. Aba entspricht L- oder
D-a-Amino-n-buttersäure und
wird als ein isosterischer Ersatz für Cys-Reste an den Positionen 67 und 95 in
der Polypeptidkette des HIV-PR Monomers verwendet. Derselbe isosterische
Ersatz wurde in den Arbeiten von Wlodawer et al., supra, und Miller
et al., supra, verwendet, was zu den ursprünglichen ordnungsgemäßen Strukturen
von HIV-PR führt.
-
Die
chemische Synthese wurde in der konventionellen schrittweisen Art
ausgeführt.
Die 99 Aminosäuren
langen Polypeptidketten wurden aus geschützten L-Aminosäuren, beziehungsweise
geschützten
D-Aminosäuren
zusammengesetzt. Die t-Boc-D- und L-Aminosäure-Derivate wurden von dem
Peptide Institute (Osaka, Japan) und Peptides International (Louisville,
KY) erhalten, außer:
Boc-L-Aba, Boc-L-Asn(Xan), Boc-D-Ile
und Boc-D-His(Bom) wurden erhalten von Bachem Bioscience (Philadelphia,PA);
Boc-D-Asn(Xan), Boc-D-Asp(OcHex)
und Boc-D-Glu(OcHex) wurden erhalten von Bachem California, (Torrance,
CA); Boc-D-Lys(ClZ), kristallisiert aus dem TBA-Salz wurde von dem
Peptide Institute erhalten und D-Aba (Sigma, St. Louis, MO), was
zu t-Boc-D-Aba umgewandelt und als das DCHA-Salz isoliert wurde.
Andere Seitenketten-Schutzgruppen, die verwendet wurden, waren:
Arg (Tos), Tyr (BrZ), L-His (Tos), D-His (Bom) und Thr (BzL). Der
Gehalt der L-Enantiomere von den Präparationen der Boc-D-Aminosäuren lag
zwischen 0,01 und 0,08 % (Spezifikationen des Herstellers). Der
schrittweise Kettenaufbau wurde in einer maschinen-unterstützten Art
und Weise an einem Applied Biosystems 430A Syntheseapparat (0,2
mmol Skala mit D- oder L-Boc-Phe-OCH2-Pam
Harz) durchgeführt.
Jeder Zyklus der Aminosäure-Addition
beinhaltete: unverdünnte (100
%) TFA [2 × 30
Sek. fließendes
Waschen, plus 1 Minute chargenweise Behandlung]; fließendes Waschen mit
DMF [1 × 22
Sek., 1 × 38
Sek.]; Kopplung [1 × 10
Minuten] mit gleichzeitiger in situ Neutralisation [Boc-Aminosäure (2,25
mmol) voraktiviert durch Reaktion mit HBTU (2,22 mmol) und DIEA
(6,4 mmol) in DMF für
2 Minuten]. Für
die in situ Neutralisationsmethode ist gezeigt worden, dass sie
in vernachlässigbaren
Konzentrationswerten der Racemisierung resultiert. Henklein et al.,
in "Innovation & Perspectives
in Solid Phase synthesis",
R. Epton Ed., SPPC Ltd., Birmingham, U.K., 1992. Die zusammengesetzten
Peptide wurden entschützt und
von dem Harz in 9:1 HF/p-Cresol (Resorcinol und Thiocresol waren
gegenwärtig,
wenn His(Bom) in der Sequenz eingebaut war) nach der Entfernung
von der Boc-Gruppe und der Formyl-Gruppe von Trp (mit Ethanolamin)
abgespalten.
-
Nach
der Entschützung
wurden die D- und L-Produkte individuell aufgearbeitet und die synthetischen Enzyme
wurden anschließend
durch Falten der Polypeptidpolymere aus der denaturierenden Substanz
wie bei Wlodawer et al., supra, und Miller et al., supra, beschrieben,
hergestellt. Zu diesem Zweck wurden, nach der Entschützung und
der Abspaltung, die rohen Peptidprodukte mit Ether ausgefällt und
vor der semi-präparativen
Anreicherung über
C18-RP-HPLC und der Faltung durch Dialyse in 10 % Glycerol, 25 mM
NaH2PO4-Puffer, pH 7,0, mit
6 M Guanidin-Hydrochlorid in einem NaHCO3-Puffer,
pH 8,0, aufgelöst.
Nach der Konzentrierung unter Hochvakuum zu einer Lösung in
Glycerol wurden die Enzyme durch Aminosäure-Analyse quantifiziert und
bei 4 °C
gelagert.
-
Die
Gesamtausbeute für
die Synthese von L-[Aba67,95,167,195] HIV-1
Protease (HIV-1 PR) betrug näherungsweise
2 Milligramm oder 0,09 %.
-
Die
Gesamtausbeute für
die Synthese von D-[Aba67,95,167,195] HIV-1
Protease (HIV-1 PR) war unbestimmbar, da sie weniger als 2 Milligramm
betrug.
-
2. Strukturanalyse von der obigen L- und
D-[Aba67,95,167,195]HIV-1
Protease (HIV-1 PR)
-
Das
99 Aminosäuren
lange D-Enzym-Monomer, D-[Aba67 , 95]HIV-1 Protease, wurde auf verschiedene strukturelle
Eigenschaften hin untersucht und mit den strukturellen Eigenschaften
von dem L-Isomer verglichen. Zum Beispiel ergab die analytische
Umkehrphasen-HPLC identische Retentionszeiten für die zwei synthetischen Polypeptidketten.
-
Die
Proben der gereinigten, gefalteten, chemisch syntheti sierten [Aba67, 95]HIV-1 Protease-Monomere, die
in Beispiel 1 in MES-Puffer, pH 6,5, 10 % Glycerol hergestellt wurden,
wurden einer Entsalzung mittels Umkehrphasen-HPLC unterworfen. Die
gesammelten Proteinspitzen wurden jeweils getrennt durch Ionenspray-Massenspektrometrie
analysiert, wie bei Bruins et al., Anal. Chem., 59: 2642 (1987)
beschrieben. Unter den verwendeten Bedingungen (50 % Acetonitril,
50 % Wasser, 0,1 % TFA) ist das Enzym denaturiert. In den dargestellten
rekonstruierten Massenspektren, sind die rohen m/z-Daten einem digitalen
Hochpassfilter unterworfen und danach sortiert worden, um alle molekularen
Ausgangsspezies zwischen 10 kDa und 110 kDa zu ergeben. Dieses Rekonstruktionsverfahren
vermindert mathematisch die multiplen Ladungszustände, welche für eine vorgegebene
Molekülspezies
beobachtet werden, auf eine einzelne Molekülmasse.
-
Mittels
rekonstruierter Ionenspray-Massenspektrometrie betrug die beobachtete
Molekülmasse
von dem L-Enzym 10.748 ± 4
Dalton (Da) und die Masse von dem D-Enzym betrug 10.752 ± 3 Da.
Berechnete Masse: (monoisotopisch) 10.748,0 Da; (Durchschnittswert)
10.754,7 Da.
-
Dementsprechend
wiesen die zwei Produkte (D- und L-Enzym-Monomere), innerhalb der experimentellen
Unsicherheit, dasselbe Molekulargewicht auf, wenn sie mittels Ionenspray-Massenspektrometrie
gemessen wurden. Die Daten der Ionenspray-Massenspektrometrie sind
in den 1A und 1B dargestellt.
-
Die
vollständige
Aminosäuresequenz
von dem 99 Aminosäure
langen D-Enzym-Monomer wurde durch Matrix-unterstützte Laserdesorptions-Flugzeit-Massenspektrometrie-Auslesung
(MALDI-TOF; Modell API-III Massenspektrometer, P.E. SCIEX Inc. Thornhill,
Toronto, Kanada) bestimmt und es konnte gezeigt werden, dass sie
identisch zu der von dem L-Enzym war. Demzufolge wiesen die zwei
synthetischen Enzymmoleküle
eine identische kovalente Struktur auf.
-
Auf
der anderen Seite wurden die Unterschiede zwischen den zwei Molekülen durch
verschiedene chirale Interaktionen deutlich gemacht. Die Circulardichroismus-(CD-)Spektren
von den individuellen D- und L-HIV-1 Protease-Enantiomeren wurden über einen
Bereich von 260-195 nm bei pH 5,5 in einer wässrigen Lösung, die 5 Glycerol enthielt,
bei 25 °C
unter Verwendung von einer Quarz-Küvette mit 1 mm Weglänge in einem
Aviv CD-Spektrometer aufgenommen. Die CD-Spektren ließen gleiche und gegensätzliche
optische Drehungen erkennen, wie es für enantiomere Proteinmoleküle erwartet
wird.
-
3. Enzymatische Eigenschaften von der
obigen L- und D-[Aba67,95,167,195]HIV-1 Protease (HIV-1 PR)
-
Die
enzymatischen Eigenschaften von dem enantiomeren Protein, welches
D-Aminosäuren
enthält, wurden
untersucht und verglichen mit dem L-Isomer unter Verwendung von
einem fluorogenen Test, welcher ein Hexapeptid-Analog von einer
natürlichen
GAG-Spaltungsstelle als Substrat einsetzt, wie bei Toth et al.,
Int. J. Peptide Protein Res., 36: 544 (1990), beschrieben.
-
Die
fluorogenen Tests wurden mit 15-μl
Aliquots (entsprechend zu 1,75 μg
Protein (± 10
%)) von jedem Enzym-Enantiomer in 10 Glycerol, 100 mM MES-Puffer,
pH 6,5, die zu einer Lösung
von 50 mM D- oder L-fluorogenem Substrat in MES-Puffer hinzugefügt wurden,
durchgeführt.
Das Substrat für
das Enzym wies die Sequenz 2-Aminobenzoyl-Thr-Ile-Nle-Phe(p-NO2)-Gln-Arg·Amid (SEQ-ID
Nr. 2) auf. Das Substrat wurde entweder mit den D- oder L-Aminosäure-Derivaten
synthetisiert, um die entsprechenden enantiomeren Formen bereitzustellen.
-
Die
Ergebnisse von dem fluorogenen Test sind in den 2A, 2B, 2C und 2D dargestellt.
Aliquots, die gleiche Mengen (wie durch die Aminosäure-Analyse
bestimmt) von den gereinigten, gefalteten Enzympräparationen
enthielten, wurden in dem fluorogenen Test verwendet. Die Zunahme
in der Fluoreszenz wurde auf einem Kurvenregistriergerät fortlaufend
aufgezeichnet. Die Daten veranschaulichen, dass die zwei synthetischen
Enzymmoleküle
gleich aktiv sind, aber sie offenbarten eine umgekehrte chirale
Spezifität,
da das L-Enzym nur
die L-Substrate spaltete, während
das D-Enzym nur die entsprechenden D-Substrate spaltete.
-
In
einer ähnlichen
Studie wurden die D- und die L-Enantiomere von dem Pseudopeptid-Inhibitor, MVT101
(Ac-Thr-Ile-Nle-psi[CH2NH]-Nle-Gln-Arg·Amid), (SEQ-ID Nr. 1), hergestellt
wie durch Miller et al., Science, 246: 1149 (1989) beschrieben,
auf ihre Wirkung auf die D- und L-HIV Protease untersucht. Die Ergebnisse
von den Untersuchungen sind in Tabelle 1 dargestellt.
-
TABELLE 1
-
Chirale
Inhibitoren weisen eine reziproke chirale Spezifität gegenüber D- und
L-HIV PR
a auf.
| L-MVT101 | D-MVT101 | Evans
Blueb |
L-HIV
PR | + | – | + |
D-HIV
PR | – | + | + |
- a Die D- und L-Enzyme
wurden durch das fluorogene Testverfahren, welches zuvor beschrieben
wurde, unter Verwendung des korrespondierenden chiralen Substrates
in der Gegenwart der 5 X IC50-Konzentration
von dem Inhibitor getrennt untersucht.
- b Der Inhibitor Evans Blue ist ein nichtpeptiderger,
achiral gemischt kompetitv-unkompetitiver Inhibitor von dem HIV-1
PR.
-
Die
chiralen Inhibitoren waren nur gegen das entsprechende Enantiomer
von dem Enzym wirksam, d. h. L-MVT101 inhibierte L-HIV PR, aber
nicht die durch D-HIV PR-katalysierte Reaktion, und D-MVT101 inhibierte
D-HIV PR, aber es hatte keine Wirkung auf die L-Enzym-katalysierte
Reaktion. Interessanterweise war der achirale Inhibitor Evans Blue,
welcher gemischte Inhibierungskinetiken zeigte, ein potenter Inhibitor
von beiden Enantiomeren des Enzyms (Tabelle 1).
-
Die
HIV-1 Protease liegt als ein Homodimer vor; das heißt, ein
einzelnes Enzymmolekül
ist aus zwei identischen, aus 99 Resten bestehenden, gefalteten
Polypeptidketten aufgebaut. Wlodaver et al., Science, 245: 616 (1989);
und Miller et al., Science, 246: 1149 (1989). HIV PR ist höchst aktiv,
wobei sie eine Geschwindigkeitserhöhung von etwa 1010-fach über die
unkatalysierte Hydrolyse der Peptidbindung zeigt. Kent et al., in "Viral Proteinases
as Therapeutic Targets",
Winner et al., Eds., Cold Spring Harbor Press, Cold Spring Harbor,
N.Y., 1989, pp. 223-230; und Richards et al., FEBS Lett., 247: 113
(1989). Es ist ein höchst
spezifisches Enzym, welches sowohl Peptide als auch Proteine spaltet
(Kent et al., supra; und Kröusslich,
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 86: 807, 1989) und seine Spezifität wird bestimmt
durch die Interaktionen von dem dreidimensional gefalteten Enzymmolekül, welches
einen Komplex mit sechs aufeinanderfolgenden Aminosäureresten in
der Substrat-Polypeptidkette
bildet. Miller et al., Science, 246: 1149 (1989); und Kent et al.,
supra.
-
Wie
bei allen Enzymen verdankt HIV PR seine Spezifität und katalytische Aktivität der präzisen dreidimensionalen
Struktur, welche durch die spezifische Faltung von der Polypeptidkette
gebildet wird, und den präzisen
geometrischen Wechselwirkungen in den spezifischen Komplexen, welche
mit den Substraten gebildet werden. Fersht, in "Enzyme Structure and Mechanism", W. H. Freeman and
Company, San Francisco, 1977, pp. 75-81. Die beobachteten reziproken
chiralen Spezifitäten
zeigen deswegen, dass die gefalteten Formen von den D- und L-Enzymmolekülen Spiegel bilder
voneinander in allen Elementen von der dreidimensionalen Struktur
sind, welche für
die enzymatische Aktivität
verantwortlich ist. Die weitreichende Art von dieser Art der Wechselwirkungen
setzt voraus, dass die zwei Enzymmoleküle Spiegelbilder in jeder Beziehung
sind (21), was mit den beobachteten gleichen und entgegengesetzten
CD-Spektren übereinstimmt.
Vor allem ist die gefaltete Form von dem Polypeptid-Rückgrat (d.
h. unter nicht Beachtung der Seitenketten) selbst eine chirale Einheit,
welche in der Spiegelbildform in den zwei Protein-Enantiomeren existieren
muss, wie in den 3A und 3B dargestellt.
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Die
Bandmodell-Darstellung von den L- und D-[Aba67,95,167,195]HIV-1
Proteasen, die in 3 dargestellt ist,
basiert auf den röntgenkristallografischen
Koordinaten von dem chemisch synthetisierten Enzym, wenn es mit
einem von einem Substrat abgeleiteten Peptidinhibitor komplexiert
ist (Inhibitor ist nicht dargestellt), wie durch Miller et al.,
Science, 246: 1149 (1989) beschrieben. Dieses Modell wurde mittels
der Durchführung
von einer Spiegelbildtransformation der Daten des L-Enzyms erzeugt.
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Die
gefalteten dreidimensionalen Band-„Rückgrat"-Strukturen stellen nicht deckungsgleich übereinanderlegbare
Spiegelbilder dar und enthalten zahlreiche chirale Elemente. Diese
werden in sekundären
und supersekundären
Strukturen, in der Tertiärstruktur
und in der Quaternärstruktur,
wie in den 3A und 3B veranschaulicht,
gefunden. Es ist zum Beispiel zur Kenntnis zu nehmen, die Beziehung
von den Wulstbändern zueinander,
die Beziehung von den Helixsegmenten zu den benachbarten β-Strängen; die
charakteristische Windung (rechtshändig, in der L-Protease) von
den antiparallelen β-Strängen in
jedem Wulstband, beschrieben durch Richardson et al., in "Protein Folding", Gierasch et al.,
Eds., American Association of the Advancement of Science, Washington,
D.C., 1990, pp. 5-17; und die Händigkeit
von den helikalen Segmenten. Da das einzige chirale Element, welches
in die chemisch synthetisierten Polypeptidketten eingeführt wurde,
die Stereochemie an den Ca-Atomen der Aminosäuren (und den Cβ-Atomen von
Thr und Ile) ist, verlangen die hierin präsentierten Daten, dass alle
stereochemischen Aspekte von dem gefalteten Enzymmolekül, von der
sekundären
bis zur quartären
Struktur, einfach durch die Stereochemie von dem Polypeptid-Rückgrat bestimmt
werden. Demzufolge sind die vorliegenden reziproken chiralen Eigenschaften
von den chemisch synthetisierten Enzym-Enantiomeren eine grundsätzliche
Demonstration, dass die endgültig
gefaltete/dreidimensionale Struktur und die daraus resultierenden
biologischen Aktivitäten
von diesem 21.500 Dalton homodimeren Enzymmolekül vollständig durch die Aminosäuresequenz
bestimmt sind.
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Die
L- und D-Enzyme in dieser Untersuchung haben niemals biosynthetische
Bedingungen gesehen und sind somit niemals mit biochemischen Faktoren
von irgendeiner Gattung in Kontakt gekommen. Interessanterweise
wird das einfache homodimere Enzymmolekül, welches hier untersucht
wird, schnell und akkurat gebildet (sowohl Faltung und Zusammenbau),
sogar bei den relativ niedrigen Konzentrationen, die in den Testbedingungen
verwendet wurden, sowie unter den Faltungsbedingungen der Dialyse
von der denaturierenden Substanz. Die hierin beschriebenen Ergebnisse
stellen einen überzeugenden
Beweis dar, dass, was auch immer ihre vorgeschlagene Rolle sein
mag, biosynthetische Faktoren nicht für die Bildung von der ordnungsgemäßen, funktional
gefalteten und zusammengesetzten Form von dem Protein benötigt werden.
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Die
beobachteten reziproken chiralen Eigenschaften von den Spiegelbild-Enzymmolekülen, welche hierin
beschrieben werden, untermauert und verallgemeinert die chirale
Natur von den biochemischen Wechselwirkungen der Proteine. Den chiralen
Eigenschaften von den Proteinmolekülen selbst, welche den Anlass geben
zu diesem Verhalten, wird nur eine oberflächliche Aufmerksamkeit in biochemischen
Texten gewidmet. Wir können
jetzt feststellen, basierend auf experimentellen Beweisen, dass
Protein-Enantiomere eine reziproke chirale Spezifität in ihren
biochemischen Wechselwirkungen, einschließlich der Katalyse, zeigen
werden.
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Die
Beobachtung, dass beide Enantiomere von HIV PR gleichartig durch
den achiralen Inhibitor Evans Blue beeinträchtigt wurden, stellt eine
Anzahl von signifikanten Schlussfolgerungen bereit. Erstens, das
unnatürliche
Enantiomer von einem Enzym, das an einem achiralen Substrat wirkt
und ein achirales Produkt ergibt, wird in vivo vollständig funktionsfähig sein.
Dieser Aspekt stellt bedeutende potentielle therapeutische Anwendungen
bereit. Beispiele sind Carboanhydrase und Superoxid-Dismutase. Von
den D-Enzymen wird angenommen, dass sie in vivo langlebig sind (in
einer L-Protein Biosphäre),
weil sie resistent sein werden gegenüber den natürlich auftretenden Proteasen,
welche im Allgemeinen nur Proteine angreifen werden, die aus L-Aminosäuren aufgebaut
sind. Die D-Proteine sind vergleichsweise weniger immunogen als
L-Proteine, da lange Polypeptide, welche vollständig aus D-Aminosäuren aufgebaut
sind nicht prozessiert werden und nicht so wirksam durch das Immunsystem
präsentiert
werden wie Polypeptide, welche aus L-Aminosäuren aufgebaut sind.
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Die
D-Proteinmoleküle
weisen weitere potentielle praktische Anwendungen auf. Zum Beispiel
besitzen Enzym-Enantiomere eine Verwendbarkeit als chirale Katalysatoren
in der selektiven Herstellung von einem reinen Enantiomer von einer
Feinchemikalie. Eine enantiomerisch reine Chemikaliensynthese weist
Anwendungen in der Produktion von menschlichen Pharmazeutika auf.
Darüber
hinaus können
Protein-Enantiomere zu der Erfassung von Phasendaten in der Röntgen-Kristallographie
beitragen, wie durch Mackay, Nature, 342: 133 (1989) beschrieben.
Zentrum-symmetrische Kristalle, welche durch die Co-Kristallisation
von einem D-, L-Proteinpaar gebildet wurden, würden außerordentlich vereinheitlichte
Phasen aufweisen und noch verlässlichere
Röntgenstruktur-Daten bereitstellen.
Zum gegenwärtigen
Zeitpunkt sind D-Enzyme,
und D-Proteine im Allgemeinen, nur durch chemische Totalsynthese
zugänglich.
Während
der ribosomalen Synthese von Polypeptidketten, sogar in in vitro
Translationssystemen, werden D-Aminosäuren nicht in die wachsenden
Polypeptide eingebaut werden. Ellman et al., Science, 255: 197 (1992).
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4. Diskussion der Beispiele 1-3
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Die
D- und die L-Formen von dem Enzym HIV-1 Protease werden hierin durch
chemische Totalsynthese hergestellt. Die zwei Proteine weisen identische
kovalente Strukturen auf. Die gefalteten Protein-/Enzym-Enantiomere
weisen jedoch eine reziproke chirale Spezifität an den Peptidsubstraten auf.
Das bedeutet, dass jedes Enzym-Enantiomer nur die entsprechenden
Substrat-Enantiomere schneidet. Die reziproke chirale Spezifität war ebenfalls
in der Wirkung von den enantiomeren Inhibitoren von den HIV-1 Proteaseenzymen, die
hierin hergestellt wurden, offensichtlich. Diese Daten zeigen, dass
die gefalteten Formen von den chemisch synthetisierten D- und L-Enzymmolekülen Spiegelbilder
voneinander in allen Elementen von der dreidimensionalen Struktur
sind. Die enantiomeren Proteine offenbaren eine reziproke chirale
Spezifität
in allen Aspekten von ihren biochemischen Wechselwirkungen, behalten
ihre enzymatische Aktivität
bei und stellen eine große Auswahl
von brauchbaren Zusammensetzungen bereit, wie hierin beschrieben.
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5. Synthese und Ligation von D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analoga.
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4 veranschaulicht
eine schematische Darstellung von der Strategie, welche für die Totalsynthese von
den D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1-Protease Analoga angewendet wurde.
Geschützte
D- und L-Aminosäuren
können
von dem Peptide Institute (Osaka, Japan); Peptides International
(Louisville, KY); Bachem Bioscience (Philadelphia, PA) und Bachem
California, (Torrance, CA) erhalten werden und besaßen < 0,03 % von dem
entgegengesetzten Enantiomer. Die HPLC-gereinigten, funktionalisierten,
ungeschützten
Peptidsegmente, welche durch die schrittweise Festphasensynthese
zusammengebaut wurden, werden in der Gegenwart von 6M Guanidin-Hydrochlorid
(GuHCl) umgesetzt, um die ligierten, 99 Reste langen D- und L-[(NHCH2COSCH2 CO)51-52]HIV-1 PR-Produkte zu bilden. (Schnölzer et
al., (1992), Science 256, 221-225.) Der eingerahmte Bereich von 4 repräsentiert
die Struktur von dem Thioester-Analog von der Peptidbindung Gly51-Gly52 an der Stelle,
wo die Ligation stattfand. Der Thioester dient als eine Verbindung
zwischen den zwei D-Peptiden,
d. h. der Stelle von der Ligation. Eine Selenolester-Verbindung
kann ebenfalls für
die Ligation von zwei D-Peptiden eingesetzt werden.
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Zwei
große
Peptidsegmente, d. h. [αCOSH]HIV-1
PR(1-51) und [Nα-BrCH2CO]HIV-1 PR (53-99) werden, wie in 5 veranschaulicht,
in getrennten Synthesen durch ein äußerst optimiertes, maschinen-unterstütztes SPPS-Protokoll,
das an einer modifizierten ABI 430A Syntheseapparatur durchgeführt wird,
unter Verwendung der Boc-Chemie zusammengesetzt. (Kent et al., "Innovation & Perspectives
in Solid-Phase Synthesis",
(1992) Ed. Epton, R. SPPC Ltd. Birmingham, U.K.). Das Protokoll
umfasste das Entfernen von der Na-Boc-Gruppe mit unverdünnter TFA (2 Minuten insgesamt),
gefolgt durch ein fließendes
Waschen mit DMF, um das TFA-Peptid-Harz-Salz zu ergeben, und einem einzigen,
10 Minuten dauernden Kopplungsschritt unter Verwendung von HBTU-aktivierten
Boc-Aminosäuren
und der in situ Neutralisation mit DIEA in DMF. Die Entschützungs-
und Kopplungs-Reaktionen sind durch einen Waschschritt mittels Durchfluss
voneinander getrennt. Nach der Reinigung werden die Monomere getrennt
durch Dialyse in der Gegenwart von D-, beziehungsweise L- MVT101-Inhibitor
gefaltet, um die homodimeren Enzyme zu erhalten. Die Milligramm-Ausbeuten
von jedem Produkt sind in 4 bereitgestellt.
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Das
[αCOSH]HIV-1
PR(1-51)-Peptid kann an einem 4-[a(Boc-Gly-S)benzylI]phenoxyacetamidomethyl-Harz
zusammengesetzt werden. Das [Nα-BrCH2CO)HIV-1 PR[53-99]-Peptid kann durch Bromacetylierung
von [Aba67,95]HIV-1 PR(53-99)-OCH2-Pam-Peptidharz
hergestellt werden. (Yamashiro et al., (1988) Int. J. Peptide Protein
Res. 31, 322-334). Alle Peptide werden durch Behandlung mit hohem
HF gespalten und entschützt.
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Nach
der Reinigung mittels der präparativen
Umkehrphasen-HPLC
(Vydac 218TP101550 – 5 × 25cm, 0,1
% TFA/CH3CN & 30-50 ml/Min.) werden die funktionalisierten
Peptidsegmente in der Gegenwart von 6 M GuHCl (in 0,1 M Phosphat-Puffer,
pH 5,3) für
48 Stunden umgesetzt, um die ligierten D- und L-[(NHCH2COSCH2CO)51-52] HIV-1
PR-Monomere zu bilden. 6 veranschaulicht ein zusammengesetztes Chromatogramm,
das die zwei gereinigten, funktionalisierten, ungeschützten Segmente
darstellt und das endgültige
(48 Stunden) Ligationsprodukt der Reaktion (fett gedruckt), das
auf einer Vydac 218TP5415-Säule
laufen lassen wurde, eluiert durch 0,1 % TFA (Puffer A) und 0,9
% TFA/CH3CN, 1:9 (Puffer B), bei einer Flussgeschwindigkeit
von 1 ml/Min.
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Nach
der Reinigung durch Umkehrphasen-HPLC können die Produkte getrennt
mittels Dialyse in 25 Millimolar Phosphatpuffer, pH 5,5, in der
Gegenwart von einem 10-fachen Überschuss
von entweder dem D- oder dem L-[MVT101]-Inhibitor (Ac-Thr-Ile-Nle-ψ-[CH2NH]-Nle-Gln-Arg·NH2)
(SEQ-ID Nr. 1) gefaltet werden, um die homodimeren Enzyme zu erhalten.
(Miller et al., (1989) Science 246, 1149.) Die Ausbeuten der Reaktionsschritte
für die
Synthese von den D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analoga sind in 7 bereitgestellt.
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Die
Gesamtausbeute im Hinblick auf die Synthese von dem D-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analog
betrug 48 Milligramm oder 3 %.
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Die
Gesamtausbeute im Hinblick auf die Synthese von dem L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analog
betrug 47 Milligramm oder 2,5 %.
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6. Physikalische Charakterisierung von
den Ligationsprodukten, den D- und L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 Protease-Analoga.
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Die
Ionenspray-Massenspektrometrie von den HPLC-gereinigten ligierten
Produkten ist in den 8A, 8B, 8C und 8D veranschaulicht.
Die Ionenspray-Massenspektrometrie offenbart in jedem Fall einzelne
Molekülspezies
mit beobachteten Molekularmassen von 10.768,9 ± 1,4 Dalton (D-Enantiomer)
und 10.769,4 ± 0,9
Dalton (L-Enantiomer) [Berechnet: 10763,9 Dalton(monoisotopisch)
und 10770,8 Dalton (Mittelwert)]. Geringe Mengen an Dehydratations-Nebenprodukten
wurden ebenfalls nachgewiesen. Die Sequenzen von den Monomeren wurden
ebenfalls durch eine neue Proteinleiter-Sequenzierungstechnik unter Verwendung
einer Einschritt-Laserdesorptions-Massenspektrometer-Auslesung
untersucht. Die 8A und 8C veranschaulichen
die markierten Spitzen, die eine einzelne Molekülspezies repräsentieren,
welche sich in der Anzahl der überschüssigen Protonen
unterscheidet. Die beobachteten Molekülmassen von den ligierten Produkten
betragen 10.768,9 ± 1,4
Dalton (D-Enantiomer)
und 10.769,4 ± 0,9
Dalton (L-Enantiomer) [Berechnet: 10.763,9 Dalton (monoisotopisch)
und 10.770,8 Dalton (Mittelwert)]. Die 8B und 8D veranschaulichen
die rekonstruierten Massenspektren, in welchen die Rohdaten, die
in den 8A und 8C dargestellt
sind, auf einen einzelnen Ladungszustand reduziert wurden. Alle
Datenpunkte in den 8A und 8C sind
in den Berechnun gen enthalten und es ist keine mathematische Filterung
durchgeführt
worden. Die Massenbereiche von 10 bis 11 kDa sind der Übersichtlichkeit
halber dargestellt worden.
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Die 9A bis 9D veranschaulichen
die Messungen der Umkehrphasen-HPLC von den D- und L-[Aba67,95, (CO-S)51-42]HIV-1 PR Ligationsprodukten.
Die ligierten Produkte von dem 6 M GuHCl-Schritt weisen in jedem
Fall eine einzelne Spitze auf. Die 9A und 9C veranschaulichen
die gereinigten, ligierten Monomere in 6 M GuHCl. Die 9B und 9D veranschaulichen
die homodimeren Enzyme, welche in der Gegenwart von dem D- oder
beziehungsweise dem L-[MVT101]-Inhibitor
in 25 Millimolar Natriumphosphat-Puffer, pH 5,5, gefaltet wurden.
Es ist zur Kenntnis zu nehmen, dass, nach der Faltung, eine Anzahl
von unbedeutenden Autolyse-Produkten sowohl in den D- als auch in
den L-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1-Protease-Präparationen zu sehen sind. Nach
ungefähr
27 Minuten werden geringfügige
proteolytische Produkte von dem MVT-101-Inhibitorpeptid ebenfalls
gesehen. Es scheint, als ob sogar in der Gegenwart von einem großen Überschuss
an Inhibitor das Enzym immer noch einem geringfügigen Grad der Autolyse unterworfen
ist. Die Proben wurden auf einer Vydac 218TP5415-Säule laufen
lassen, eluiert durch 0,1 % TFA (Puffer A) und 0,9 % TFA/CH3CN, 1:9 (Puffer B), bei einer Flussgeschwindigkeit
von 1 ml/Min.
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Die 10A und 10B veranschaulichen
die Fern-Ultraviolett Circulardichroismus-Spektren von den gefalteten
D- und L-Protease Präparationen.
Die Spektren wurden in 25 Millimolar Natriumphosphat-Puffer, pH
5,5 (0,4 mg/ml Protease in der Gegenwart von dem Inhibitor) bei
25 °C in
einer Quarz-Küvette mit
einer Weglänge
von 1 Millimeter aufgenommen. Jede Präparation ist von gleichem Ausmaß, aber
entgegengesetzten Vorzeichen, wie es für Spiegelbild-Proteine erwartet
wird. (Corigliano-Murphy et al., (1985) Int. J. Peptide Protein
Res. 25, 225; und Zawadzke et al., (1992) J. Am. Chem. Soc. 114,
4002).
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7. Charakterisierung von der enzymatischen
Aktivität
der Ligationsprodukte, den D- und L-[Aba67,95(CO-S)5152]2HIV-1 Protease-Analoga.
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11 veranschaulicht
die enzymatische Aktivität
von den D- und L-[Aba67,95, (CO-S)51-52]2HIV-1-PR Enantiomeren,
welche durch ihre Einwirkung auf die D- und L-Isomere von dem Hexapeptid-Substrat Ac-Th-Ile-Nle-Nle-Gln-Arg·Amid (einem
Analog von der p24/p15-GAG viralen Prozessierungsstelle) bestimmt werden
kann. Das D-Enzym spaltet nur das D-Substrat und ist inaktiv an
dem L-Substrat, während
hingegen das L-Enzym eine vollständige
Aktivität
gegenüber
dem L-Substrat zeigt,
aber inaktiv gegenüber
dem D-Substrat ist.
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Diese
reziproke chirale Spezifität
ist ebenfalls augenscheinlich in der Wirkung von chiralen Inhibitoren. Wie
in der Tabelle gezeigt, inhibieren D- und L-[MVT101] die Spaltung
von chiralen fluorogenen Substraten durch die D-, beziehungsweise
die L-HIV-1 PR-Analoga, aber haben ebenfalls keinen Einfluss auf
die Wirkung an dem entgegengesetzten Enantiomer. Interessanterweise
inhibierte der achirale Inhibitor Evans Blue, welcher gemischte
Inhibierungskinetiken zeigte, die beiden Enantiomere des Enzyms.
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Tabelle
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Chirale
Inhibitoren weisen eine reziproke chirale Spezifität gegenüber D- und L-[Aba
67,95(CO-S)
51-52]
2HIV-1 PR auf.
| L-MVT101 | D-MVT101 | Evans
Blue |
D-[Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 PR | + | – | + |
L- [Aba67,95(CO-S)51-52]2HIV-1 PR | – | + | + |
-
Die
D- und L-Enzyme wurden getrennt durch das fluorogene Testverfahren
unter Verwendung des korrespondierenden chiralen Substrates in der
Gegenwart der 5-fachen IC50-Konzentration von
dem Inhibitor untersucht. Die fluorogenen Tests wurden durchgeführt mit
15-μl Aliquots
(entsprechend zu 1,75 mg Protein (± 10 %)) von jedem Enzym-Enantiomer
in 100 Millimolar MES-Puffer, pH 6,5, die zu einer Lösung von
50 mM D- oder L-fluorogenem Substrat in MES-Puffer hinzugefügt wurden.
Das Substrat wies die Sequenz 2-Aminobenzoyl-Thr-Ile-Nle-Phe(p-NO2)-Gln-Arg·Amid (SEQ-ID
Nr. 2) auf: sie wurde entweder mit den D- oder den L-Aminosäure-Derivaten
synthetisiert, um die entsprechenden enantiomeren Formen bereitzustellen.
Der Inhibitor Evans Blue ist ein nichtpeptiderger, achiral gemischt
kompetitv-unkompetitiver Inhibitor von dem HIV-1 PR Enzym.
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Die
enzymatische Aktivität
von den [Aba67-95, (CO-S)51-52]2HIV-1-PR Enantiomeren unter Bezug auf die D-
und L-Isomere von
dem Substrat Ac-Thr-Ile-Nle-Nle-Gln-Arg·Amid (SE-ID Nr. 3) kann gemessen
werden wie folgt: Das Substrat (1 mg/ml) wird mit dem Enzym (0,1
mg/ml) bei pH 6,5 (MES-Puffer,
100 mM) für
30 Minuten bei 37 °C
behandelt. Ein Aliquot der Reaktionsmischung wird anschließend mit
einem linearen Gradienten 0-40 % Puffer B (0,09 % TFA/CH3CN, 1:9) in Puffer A (0,1 % TFA) über 20 Minuten
(Flussgeschwindigkeit 1 ml/Min, A214nm)
chromatographiert (Vydac 218TP5415 RP HPLC-Säule). Die Peptidprodukte werden
mittels Ionenspray-MS als (H)-Nle-Gln-Arg·Amid (m/z: 415,0 – früh eluierend)
und Ac-Thr-Ile-Nle-(OH) (m/z: 388,0 – spät eluierend) identifiziert.
Die geringfügigen
Verunreinigungen, welche in den Substrat-Präparationen aufgrund der ungereinigten
Peptide vorhanden sind, werden nicht gespalten. Feld A veranschaulicht
nur das D-Substrat; Feld B veranschaulicht nur das L-Substrat; Feld
C veranschaulicht das D-Substrat plus das D-Enzym; Feld D veranschaulicht
das D-Substrat plus das L-Enzym; Feld E veranschaulicht das L-Substrat plus das
L-Enzym und Feld F veranschaulicht das L-Substrat plus das D-Enzym.
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B. Diskussion der Beispiele 4-7
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Das
HIV-1 Proteaseenzym kommt mit einer homodimeren Struktur vor. Es
ist ein äußerst spezifisches Enzym
und diese Spezifität
und seine katalytische Aktivität
hängen
von einer präzisen
3D-Struktur ab, die zwischen dem gefalteten Dimer und sechs Resten
von dem Substratmolekül
gebildet werden. Die beobachteten reziproken chiralen Spezifitäten zeigen
deswegen, dass die gefalteten Formen von den D- und L-Enzymmolekülen Spiegelbilder
voneinander in allen Elementen von der 3D-Struktur sind, welche
für die
enzymatische Aktivität
verantwortlich ist. Dies stimmt mit ihren beobachteten CD-Spektren überein.
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Die
3D-Struktur von einem gefalteten Enzymmolekül enthält zahlreiche chirale Elemente
in der Sekundär-
oder Supersekundär-Struktur,
in der tertiären
Struktur und in der quartären
Struktur, wie in 3 bildlich dargestellt.
Da der einzige Unterschied zwischen den synthetischen D- und L-Polypeptidketten
die Stereochemie an den Cα-Atomen
der Aminosäuren
(und den Cβ-Atomen
von Thr und Ile) ist, wird daraus geschlossen, dass die Stereochemie
von dem Rückgrat
alle Aspekte der höheren
Struktur in diesem Protein bestimmt.
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Die
Beobachtungen der reziproken chiralen Spezifität in der enzymatischen Aktivität von den
D- und L-HIV-1 Proteasen, welche hierin offengelegt sind, dienen
zur Verallgemeinerung und stellen die chirale Natur von den biochemischen
Wechselwirkungen von Proteinen heraus. Die großen Mengen der hochreinen enantiomorphen
D- und L-Enzyme, die unter Verwendung des chemischen Ligationsverfahrens
hergestellt wurden, werden eine gründliche experimentelle Untersuchung
von der Verwendung der D-, L-Proteine in der Röntgen-Kristallographie gestatten. SEQUENZ-AUFLISTUNG