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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich allgemein auf die Verwendung
von Redoxverbindungen in therapeutischen Zusammensetzungen. Die
therapeutischen Zusammensetzungen sind geeignet, um die zelluläre ATP-Produktion
zu verstärken,
wodurch die Auswirkungen einer reduzierten Bioenergiekapazität, wie sie
während
des Alterns, bei systemischen oder Gefäßkrankheiten oder in Verbindung
mit Chemotherapie vorkommt, zu mildern.
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Zellen,
die ihren Bedarf an biologischer Energie (Bioenergie) durch intrazellulär produziertes
ATP nicht decken können,
werden nichtfunktionell und sterben im Allgemeinen. Die Bioenergieschwelle
ist für
verschiedene Zelltypen und Gewebe des Körpers verschieden. Zum Beispiel
haben das Gehirn, die Skelettmuskulatur und der Herzmuskel einen
hohen Sauerstoffbedarf und hängen
stark von der mitochondrialen oxidativen Phosphorylierung ab. Andere
Gewebe, die einen geringeren Bioenergiebedarf haben, enthalten vergleichsweise wenige
Mitochondrien und hängen
in stärkerem
Ausmaß von
der Glycolyse als ATP-Quelle ab.
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Die
zwei Grundmechanismen, die für
die zelluläre
ATP-Produktion verantwortlich sind, sind die cytosolische Glycolyse
und die Mitochondrien-Atmung. ATP-Synthese über glycolytische Prozesse
beinhaltet die Oxidation von Glucose zu Pyruvat, die mit der Reduktion
von NAD+ zu NADH gekoppelt ist. Damit dieser
Stoffwechselweg aufrechterhalten wird, muss die NAD+-Zufuhr
ständig
durch eine Redoxsenke regeneriert werden. In Muskelgewebe kann die
Reoxidation von NADH zum Beispiel durch die Umwandlung von Pyruvat
zu Lactat durch Lactat-Dehydrogenase
erreicht werden. In diesem Fall kann Muskel-Lactat als Redoxsenke
für dieses Gewebe
angesehen werden. Die ATP-Produktion durch oxidative Phosphorylierung
in funktionelle atmenden Mitochondrien ist über die Aktivität des Elektronentransportsystems
mit der Reoxidation von NADH integriert. In diesem Fall wird eine
Zufuhr von reduzierten Pyridinnucleotiden benötigt. Außer dem durch Glycolyse erzeugten
NADH werden weitere Mengen an "Reduktionskraft" (sowohl Pyridin-
als auch Flavinnucleotide) durch die Aktivitäten des Tricarbonsäurecyclus
sowie die β-Oxidation
von Fettsäuren
in Mitochondrien erzeugt. Ein weiteres wichtiges Zellsystem, das
an der Aufrechterhaltung des zellulären NAD+/NADH-Redoxgleichgewichts beteiligt
ist, ist das Plasmamembran-Oxidoreductase-Enzymsystem (Crane et
al., J. Bioenergy Biomember 23, 773–803, 1991). In Fällen, bei
denen die Mitochondrien-Elektronentransportkette beeinträchtigt ist
(wie bei mitochondrialen Erkrankungen und dem Alterungsprozess),
erfolgt vermutlich eine Abnahme der ATP-Produktion und unter bestimmten
Bedingungen eine damit einhergehende Anreicherung von NADH. Die
Folge einer solchen mitochondrialen Dysfunktion für den Stoffwechsel
wäre eine
erhöhte
Abhängigkeit
der Zelle von der cytosolischen Glycolyse zur Erzeugung des ATP,
das für
die Aufrechterhaltung und das Wachstum der Zellen erforderlich ist,
wobei die Glycolyse mit dem Plasmamembran-NADH-Oxidoreductasesystem
zusammenwirkt. Ein entscheidendes Merkmal der zellulären Bioenergetik
ist daher das Gleichgewicht, das durch die Wechselwirkung des Glycolysewegs,
des mitochondrialen Atemsystems und des Plasmamembran-Oxidoreductase-Enzymsystems
zwischen den oxidierten und reduzierten Formen dieser Nucleotid-Coenzyme (zum Beispiel das
NAD+/NADH-Verhältnis) aufrechterhalten werden
muss.
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Infolge
von Mitochondriengiften, die die Funktion der mitochondrialen Atmungskette
direkt oder indirekt zerstören,
können
Zelle unfähig
werden, ihre Bioenergieschwelle zu erreichen; bestimmte degenerative Krankheiten,
die durch Mutationen in der mitochondrialen DNA (mtDNA) verursacht
sind, und das Altern, das zu einer hohen Rate der somatischen Genmutation
in der mtDNA führen
kann. Das mitochondriale Genom unterliegt einer hohen Mutationsrate,
hauptsächlich
wegen seiner großen
Nähe zur
Hauptquelle von zellulären freien
Radikalen (der mitochondrialen Elektronentransportkette), und weil
dem Mitochondrium-Organell ein effizientes DNA-Reparatursystem fehlt.
Das mitochondriale Genom (16569 bp) codiert im Wesentlichen nur
Gene, die mit der Energieproduktion zu tun haben. Es enthält die Strukturgene
für sieben
Proteine des Komplex I der Atmungskette, ein einzelnes Untereinheitsprotein
von Komplex III, drei Untereinheiten von Komplex IV und zwei Untereinheiten
von ATP-Synthase (Komplex V); der Rest der mitochondrialen DNA codiert
für die
rRNAs und tRNAs des Organells, die spezifisch für die mitochondriale Proteinsynthese
sind. In Anbetracht der geringen Zahl der Spacerbereiche zwischen
mitochondrialen Genen von Säugern
und Menschen wird eine Mutation der mtDNA fast mit Sicherheit einen
funktionell wichtigen Bereich des Genoms betreffen, mit Implikationen
einer möglichen
Wirkung auf zelluläre
Bioenergieprozesse.
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Bei
Arbeiten, die zur vorliegenden Erfindung führten, fanden die Erfinder
heraus, dass eine Vielzahl von Redoxverbindungen Pyruvat ersetzen
kann, um die Zielanforderungen der Erzeugung von cytosolischem NAD+ zu erreichen. In dieser Arbeit wird eine
entscheidende Rolle der Wechselwirkung zwischen der Plasmamembran-Oxidoreductase
und der Glycolyse festgestellt, um die Lebensfähigkeit und das Wachstum von
mitochondrial geschädigten
Zellen, die eine reduzierte Bioenergiekapazität aufweisen, zu ermöglichen.
Dieser Zustand ist als "bioenergetische
Krankheit" bekannt
und ist unter anderem mit dem Altern, systemischen und Gefäßkrankheiten
und manchen Chemotherapien verbunden. Chemotherapie wird zum Beispiel
häufig
für die Behandlung
einer viralen und insbesondere retroviralen Infektion, wie Infektion
durch das humane Immunschwächevirus
(HIV), verwendet. Eine HIV-Infektion schreitet nach einer anfänglichen
Latenzzeit über
verschiedene Stadien zunehmender Schwere fort. Das Virus verursacht
eine Immunschwäche,
indem es eine Teilmenge der humanen T-Lymphocyten (Helfer-T-Zellen),
die an der Erzeugung einer Immunantwort beteiligt sind, zerstört. Zidovudin
(AZT) ist das Medikament der Wahl bei der Behandlung einer HIV-Infektion.
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Obwohl
AZT bei der Behandlung einer HIV-Infektion relativ wirksam ist,
kann es nicht als unschädliche Verbindung
angesehen werden. AZT, Stoffwechselprodukte davon oder darin enthaltene
Verunreinigungen verursachen mehrere Nebenwirkungen, die die langfristige
Behandlung mit dem Wirkstoff einschränken. AZT zeigt Cytotoxizität, die sich
insbesondere in Muskeln manifestiert und eine Myopathie verursacht.
AZT-induzierte Myopathie ist durch Muskelschmerzen, Muskelschwäche und
Erhöhung
der Serum-Kreatin-Kinase gekennzeichnet (Lamperth et al., Lab. Inv.
65 (6) 742–730,
1991). HIV kann auch eine Myopathie erzeugen, die ähnlich wie
die durch AZT induzierte ist. Die Cytotoxizität von AZT kann zum Teil auf
seine Fähigkeit
zurückzuführen sein,
als Mitochondriengift zu wirken und die Funktion der mitochondrialen
Kette zu beeinträchtigen.
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Es
besteht daher ein Bedürfnis
nach einem Verfahren zur Milderung des Verlusts der zellulären Fähigkeit,
ATP zu erzeugen, unabhängig
von dem diese verursachenden Mechanismus, wodurch die Wirkungen
einer reduzierten Bioenergiekapazität gemildert werden. Die vorliegende
Erfindung ist daher besonders gut geeignet, um die Wirkungen von
bioenergetischen Erkrankungen zu mildern.
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The
Lancet, 1, 1989, 642–5,
beschreibt die mögliche
Verwendung von Redoxverbindungen im Allgemeinen und insbesondere
von Menadion, Ubichinol und Ascorbinsäure in einer Diät, die darauf
abzielt, die chemische Energie zu erhöhen, welche für Gewebe
verfügbar
ist, die unter einer geringen Rate der ATP-Synthese leiden.
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P.
A. J., 13, Nr. 247 (C-639), US-A-4,491,594 und EP-A-146742 beschreiben
die Verwendung von Ubidecarenon mit einem Antioxidans zur Erhöhung der
ATP-Produktion bei
Patienten, die unter kongestiver Herzinsuffizienz, Anfällen oder
Hautgeschwüren
leiden. WO-A-9203052 beschreibt die Verwendung einer Zusammensetzung,
die Ascorbinsäure
und AZT enthält,
zur Behandlung einer HIV-Infektion.
WO-A-9217173 beschreibt die Verwendung von Riboflavin in Kombination
mit AZT, um die Nebenwirkungen einer AZT-Behandlung zu mildern.
EP-A-243849 beschreibt
Ubichinone und Flavochinone. Adv. Hum. Genet., 19, 1990, 308–313, beschreibt
die Verwendung von Redoxverbindungen, wie Coenzym Q10, bei der Behandlung
von Patienten mit mitochondrialen Erkrankungen, um die Energieversorgung
der Gewebe wiederherzustellen.
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In
einem Aspekt der vorliegenden Erfindung wird die Verwendung einer
Redoxverbindung der unten gezeigten Formel (I) bei der Herstellung
eines Medikaments zur Verstärkung
der zellulären
Bioenergie bei einem Tier in Betracht gezogen, wobei dem Tier in
diesem Verfahren die Verbindung und Uridin (einschließlich funktioneller
Derivate und/oder Vorstufen davon, wie Orotsäure) sowie gegebenenfalls ein
Antioxidans verabreicht werden. Die Erfindung umfasst auch pharmazeutische
Zusammensetzungen, die eine Redoxverbindung der Formel (I) und Uridin
oder ein funktionelles Derivat oder eine Vorstufe davon sowie einen
oder mehrere pharmazeutisch annehmbare Träger und/oder Verdünnungsmittel
umfassen.
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Die
Menge der Redoxverbindung sollte ausreichen, um die Aktivität und/oder
Arbeit von einem oder mehreren zellulären Oxidoreductasesystemen
(z. B. mitochondrialen Elektronentransportsystemen) in der Tierzelle
zu erhöhen
oder in anderer Weise zu verstärken.
Es kann eine einzelne Redoxverbindung verabreicht werden, oder mehrere
Verbindungen können
entweder gleichzeitig oder nacheinander gegeben werden. Das Tier
ist vorzugsweise ein Säuger,
wie ein Mensch, Nutztier (z. B. Pferd, Kuh, Schaf oder Ziege), Laborversuchstier
(z. B. Maus, Ratte, Kaninchen oder Meerschweinchen), Haustier (z.
B. Katze oder Hund) oder ein gefangenes oder freilebendes Wildtier.
Am meisten bevorzugt ist das Tier ein Mensch.
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Der
Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft insbesondere die Milderung
der Wirkungen einer reduzierten Bioenergiekapazität, wie sie
mit dem Altern, systemischen oder Gefäßkrankheiten oder Chemotherapie verbunden
ist.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
einer Redoxverbindung der Formel I (unten) bei der Herstellung eines
Medikaments zur Linderung der cytotoxischen oder anderer nachteiliger
Wirkungen der antiviralen Therapie bei einem Tier, bei der ein antiretrovirales
Mittel verwendet wird. Gegebenenfalls wird auch ein Antioxidans
und/oder Uridin (einschließlich
funktioneller Derivate und/oder Vorstufen davon) verabreicht.
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Das "Tier" ist im Allgemeinen
wie oben definiert und ist insbesondere ein Mensch. Die Menge der
Redoxverbindung ist so groß,
wie es erforderlich ist, um die cytotoxischen Nebenwirkungen der
antiviralen Therapie zu verhindern, zu reduzieren oder in anderer
Weise zu mildern. Vorzugsweise ist die wirksame Menge der Redoxverbindung
diejenige Menge, die erforderlich ist, um die Aktivität und/oder
Arbeit eines zellulären Oxidoreductase-Systems
in der Tierzelle zu erhöhen
oder in anderer Weise zu verstärken.
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Zu
den antiretroviralen Mitteln gehören
eine Reihe von Molekülen
und chemischen Verbindungen, die die virale Adsorption, Replikation
und/oder andere Stadien im retroviralen Lebenscyclus hemmen können. In einer
bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei dem antiviralen Mittel um AZT oder 3'-Amino-3'-desoxythymidin (AMT). Die cytotoxischen
Wirkungen können
durch AZT oder AMT direkt oder durch Stoffwechselprodukte davon
oder darin enthaltene Kontaminanten verursacht sein.
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Es
kann eine sequentielle oder simultane Verabreichung der Redoxverbindung
und des antiviralen Mittels verwendet werden. Sequentielle Verabreichung
findet statt, wenn beide Verbindungen in beliebiger Reihenfolge
nicht in derselben Zusammensetzung gemeinsam verabreicht werden.
Zum Beispiel kann die Redoxverbindung oral verabreicht werden, und
die antiretrovirale Verbindung kann intravenös verabreicht werden. Alternativ
dazu können
auch beide Verbindungen auf demselben Weg, aber zu verschiedenen
Zeitpunkten mit einem geeigneten Abstand im Bereich von Sekunden,
Minuten, Stunden, Tagen oder Wochen verabreicht werden. Sequentielle
Verabreichung erstreckt sich auf die einmalige Verabreichung zum
Beispiel der Redoxverbindung und die mehrfache Verabreichung der
antiretroviralen Verbindung.
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Die
Antioxidantien fangen freie Sauerstoffradikale ab und umfassen unter
anderem Vitamin E, Carotinoide, Vitamin C und Verbindungen mit Isoprenoid-Seitenketten, wie
Coenzym Q
10 und Coenzym Q
6.
Eine Isoprenoid-Seitenkette kann dargestellt werden als
wobei n = 1 bis 40, vorzugsweise
1 bis 20 und besonders bevorzugt 1 bis 10 beträgt. In Q
10 ist
n = 10, und in Q
6 ist n = 6.
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Der
hier verwendete Ausdruck "Redoxverbindung" bezieht sich auf
eine oder mehrere Verbindungen, die Reduktions- und Oxidationsreaktionen
eingehen und zwischen einem reduzierten und einem oxidierten Zustand
hin und her wechseln können.
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Geeignete
Redoxverbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung sind Verbindungen der Formel (I):
wobei R
1,
R
2, R
3 und R
4 gleich oder verschieden sein können und
jeweils H, C
1-C
10-Alkyl, C
1-C
10-Alkoxy, C
2-C
10-Alkenyl, C
2-C
10-Alkinyl, C
3-C
10-Cycloalkyl,
C
1-C
10-Alkylthio, C
1-C
10-Halogenalkyl,
Phenyl, Phenoxy oder Thiophenoxy bedeuten, von denen jedes entweder
unsubstituiert oder mit einem Substituenten, der aus der Gruppe
ausgewählt
ist, die aus Halogen, C
1-C
6-Alkyl,
C
1-C
6-Alkoxy, Alkylthio,
Amino, C
1-C
6-Halogenalkyl
und C
1-C
5-Halogenalkoxy
besteht, substituiert sein kann.
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Vorzugsweise
ist R
1 wobei n und n
1 jeweils
1 oder 2 sind, n
2 = 1 ist, n
3 =
1 oder 2 ist und n
4 = 1–40 ist;
wobei R
5 und R
6 gleich oder
verschieden sein können
und jeweils H, C
1-C
10-Alkyl,
C
1-C
10-Alkoxy, C
2-C
10-Alkinyl, C
3-C
10-Cycloalkyl,
C
1-C
10-Alkylthio,
C
1-C
10-Halogenalkyl,
Phenyl, Phenoxy oder Thiophenoxy bedeuten, von denen jedes entweder
unsubstituiert oder mit einem Substituenten aus der Liste, die aus
Halogen, C
1-C
6-Alkyl, C
1-C
6-Alkoxy, Alkylthio,
Amino, C
1-C
6-Halogenalkyl
und C
1-C
5-Halogenalkoxy besteht,
substituiert sein kann.
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Besonders
bevorzugt ist die Redoxverbindung eine Verbindung der Formel (III):
wobei
ist, wobei n = 1 oder 2 ist,
n
1 = 1 oder 2 ist, n
2 =
0 oder 1 ist, n
3 = 2 oder 3 ist, n
4 = 1–40
ist und n
5 = 2 oder 3 ist.
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Alternativ
dazu ist die Redoxverbindung eine Verbindung der Formel (IV):
wobei
ist und n
1–n
5 wie oben für Formel (III) definiert sind.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
beträgt
n4 in den Verbindungen der Formel (I)–(IV) 0
bis 20, besonders bevorzugt 0 bis 10 und ganz besonders bevorzugt
6 bis 10. In einem am meisten bevorzugten Aspekt ist n4 =
10.
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Ein
zweckmäßiger Assay
für die
Bewertung der Aktivität
von Redoxverbindungen bei der Verstärkung der zellulären ATP-Produktion
beinhaltet das Inkubieren von in Frage kommenden Verbindungen mit
Säugerzellen,
die kein ATP über
mitochondriale oxidative Phosphorylierung synthetisieren können (zum
Beispiel sogenannte "ρ0-Zellen", die produziert
werden, indem man Zellen in Gegenwart von Ethidiumbromid kultiviert,
M. P. King und G. Attardi, Science 246: 500–503, 1989). Solche Zellen
können
nur dann ohne mitochondriale Atmungsfunktion wachsen, wenn sie mit
Verbindungen inkubiert werden, die die zelluläre ATP-Produktion über nichtmitochondriale Atmungssysteme
(wie Glycolyse) verstärken.
Alternativ dazu können
auch Zellen mit permanent oder temporär beeinträchtigtem Elektronentransport/oxidativer
Phosphorylierungsaktivität
verwendet werden. Beispiele für
eine temporär
beeinträchtigte
Zelle sind mit AZT behandelte Zellen. Alle solchen Zellen mit vollständig oder
partiell beeinträchtigten
mitochondrialen Elektronentransport-/oxidativen Phosphorylierungssystemen
werden hier als eine reduzierte Kapazität für die Erzeugung von ATP aufweisend
bezeichnet. Gemäß diesem
Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren bereitgestellt,
um Redoxverbindungen zu bestimmen, die die zelluläre ATP-Produktion verstärken können, wobei
dieses Verfahren das Inkubieren von tierischen Zellen (z. B. Säugerzellen),
die eine reduzierte Kapazität
zum Synthetisieren von ATP über
oxidative Phosphorylierung aufweisen, mit zu testenden Verbindungen
während
einer ausreichenden Zeit und unter ausreichenden Bedingungen, so
dass die Zellen relativ zu einer Kontrolle wachsen, wobei die Kontrolle
Zellen umfasst, die dormant bleiben oder sterben können, und
dann das Auswählen
von Verbindungen, die das Wachstum der Zellen fördern, umfasst. Das Tier und
die Redoxverbindung sind solche gemäß der obigen Beschreibung.
Zusätzlich
kann ein Antioxidans und/oder Uridin (einschließlich funktioneller Derivate
und/oder Vorstufen davon) zu dem Testsystem gegeben werden.
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Die
Menge einer Redoxverbindung, die erforderlich ist, um die gewünschten
Wirkungen der Verstärkung
des zellulären
ATP und/oder der Linderung der Wirkungen von antiretroviralen Mitteln
zu erreichen, hängt von
mehreren Faktoren und insbesondere von der speziellen Anwendung,
der Art der besonderen verwendeten Redoxverbindung, der Verabreichungsweise
und dem Zustand des Patienten ab. Im Allgemeinen jedoch, und ohne
die vorliegende Erfindung dadurch einzuschränken, wird eine tägliche oder
wöchentliche
Dosis im Bereich von 100 μg
bis 5000 mg oder mehr pro Patient pro Tag in Betracht gezogen. Eine
stärker
bevorzugte Dosis ist 10 mg bis 300 mg pro Patient pro Tag.
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Die
spezielle verabreichte Dosis der Redoxverbindungen hängt von
dem behandelten Zustand, dem Zustand des Patienten und dem Verabreichungsweg
ab, wie es oben beschrieben ist, beträgt jedoch typischerweise 10 μg bis 50
mg pro Kilogramm Körpergewicht
pro Tag und besonders bevorzugt etwa 100 μg bis 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht
pro Tag und ganz besonders bevorzugt 1 mg bis 10 mg pro Kilogramm
Körpergewicht
pro Tag, Die Verabreichungsvorschriften und wirksamen Mengen können variieren,
insbesondere wenn gleichzeitig oder nacheinander mit einer antiretroviralen
Verbindung verabreicht wird. Zum Beispiel können mehrere Dosen jeden Tag
oder jeden zweiten Tag oder wöchentlich
oder monatlich gegeben werden. Wenn die Redoxverbindung mit AZT
gemischt wird, können
100 μg bis
2000 mg AZT pro Patient pro Tag, zwei Tage, Woche oder Monat erforderlich
sein. Eine ähnliche
Menge an AZT wird während
der sequentiellen Verabreichung mit der Redoxverbindung verwendet.
Wenn auch Uridin verabreicht wird, wird im Allgemeinen eine Menge
im Bereich von 100 μg
bis 2000 mg oder mehr pro Patient pro Tag gegeben.
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Bei
der Herstellung eines Medikaments für die Verabreichung von Redoxverbindungen
mit oder ohne eine oder mehrere antiretrovirale Verbindungen (z.
B. AZT) gemäß dieser
Erfindung, das im Folgenden als Zubereitung bezeichnet wird, wird
die Redoxverbindung mit oder ohne antiretrovirale Verbindung typischerweise unter
anderem mit einem oder mehreren annehmbaren Trägern und/oder Verdünnungsmitteln
gemischt. Der Träger
muss selbstverständlich
in dem Sinne annehmbar sein, dass er mit allen anderen Bestandteilen
in der Zubereitung verträglich
ist und nicht schädlich
für den
Patienten sein darf. Der Träger
kann ein Feststoff oder eine Flüssigkeit
oder beides sein, und er wird vorzugsweise mit einer Verbindung
als Dosiseinheitszubereitung zubereitet, zum Beispiel mit einer
Tablette, die 0,5 bis 95 Gew.-% der aktiven Verbindung enthalten
kann. In die Zubereitungen der vorliegenden Erfindung können eine
oder mehrere aktive Verbindungen eingebaut werden, und sie können mit
Hilfe der wohlbekannten Techniken der Pharmazeutik hergestellt werden,
die im Wesentlichen darin bestehen, die Komponenten miteinander
zu mischen, gegebenenfalls einschließlich einem oder mehreren Hilfsbestandteilen.
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Die
Zubereitungen der Erfindung umfassen solche, die für die orale,
rektale, topische, bukkale (z. B. sublinguale), parenterale (z.
B. subkutane, intramuskuläre,
intradermale oder intravenöse)
und transdermale Verabreichung geeignet sind, obwohl die am meisten
geeignete Route in jedem gegebenen Fall von der Art und Schwere
der behandelten Bedingung und von der Art der besonderen aktiven
Verbindung, die verwendet wird, abhängt.
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Zubereitungen,
die für
die orale Verabreichung geeignet sind, können in diskreten Einheiten,
wie Kapseln, Oblatenkapseln, Bonbons oder Tabletten, die jeweils
eine vorbestimmte Menge der aktiven Verbindung enthalten, als Pulver
oder Granulat, als Lösung
oder Suspension in einer wässrigen
oder nichtwässrigen
Flüssigkeit
oder als Öl-in-Wasser-
oder Wasser-in-Öl-Emulsion
vorliegen. Solche Zubereitungen können mit jedem geeigneten Verfahren
der Pharmazeutik hergestellt werden, das den Schritt des Verbindens
der aktiven Verbindung mit einem geeigneten Träger (der einen oder mehrere
Hilfsbestandteile enthalten kann, wie es oben angemerkt wurde) beinhaltet.
Im Allgemeinen werden die Zubereitungen der Erfindung hergestellt,
indem man die aktive Verbindung gleichmäßig und innig mit einem flüssigen oder
feinteiligen festen Träger
und/oder Verdünnungsmittel
oder beidem mischt und das resultierende Gemisch gegebenenfalls
formt. Zum Beispiel kann eine Tablette hergestellt werden, indem
man ein Pulver oder Granulat, das die aktive Verbindung enthält, gegebenenfalls
mit einem oder mehreren Hilfsbestandteilen verpresst oder formt.
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Gepresste
Tabletten können
hergestellt werden, indem man die Verbindung in rieselfähiger Form,
wie als Pulver oder Granulat, das gegebenenfalls mit einem Bindemittel,
Gleitmittel, inerten Verdünnungsmittel und/oder
Tensid/Dispersionsmittel gemischt wird, in einer geeigneten Maschine
verpresst. Geformte Tabletten können
hergestellt werden, indem man die gepulverte Verbindung, die mit
einem inerten flüssigen
Bindemittel angefeuchtet ist, in einer geeigneten Maschine formt.
Die Tabletten können
auch in Tierfutter, wie verschiedene Körner und dergleichen, eingebaut
werden oder Bestandteil davon sein.
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Zu
den Zubereitungen, die für
die bukkale (sublinguale) Verabreichung geeignet sind, gehören Bonbons,
die die aktive Verbindung in einem aromatisierten Grundstoff, gewöhnlich Saccharose
und Gummi arabicum oder Tragant, umfassen und Pastillen, die die
Verbindung in einem inerten Grundstoff, wie Gelatine und Glycerin
oder Saccharose und Gummi arabicum, umfassen.
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Zusammensetzungen
der vorliegenden Erfindung, die für die parenterale Verabreichung
geeignet sind, umfassen zweckmäßigerweise
sterile wässrige
Präparate
der aktiven Verbindungen, wobei die Präparate vorzugsweise isotonisch
mit dem Blut des beabsichtigten Empfängers sind. Die Präparate werden
vorzugsweise intravenös
verabreicht, obwohl die Verabreichung auch mittels subkutaner, intramuskulärer oder
intradermaler Injektion durchgeführt
werden kann. Solche Präparate
können
zweckmäßigerweise
hergestellt werden, indem man die Verbindung mit Wasser oder einem
Glycinpuffer mischt und die resultierende Lösung steril und mit dem Blut
isotonisch macht. Injizierbare Zubereitungen gemäß der Erfindung enthalten im
Allgemeinen 0,1 bis 5% (w/v) aktive Verbindung.
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Zubereitungen,
die für
die rektale Verabreichung geeignet sind, liegen vorzugsweise als
Dosiseinheit-Suppositorien vor. Diese können hergestellt werden, indem
man die aktive Verbindung mit einem oder mehreren herkömmlichen
festen Trägern,
zum Beispiel Kakaobutter, mischt und das resultierende Gemisch dann
formt.
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Zubereitungen,
die für
die topische Anwendung auf der Haut geeignet sind, liegen vorzugsweise
in Form einer Salbe, Creme, Lotion, Paste, eines Gels, Sprays, Aerosols
oder Öls
vor. Zu den Trägern,
die verwendet werden können,
gehören
Vaseline, Linolin, Polyethylenglycole, Alkohole und Kombinationen
von zweien oder mehreren davon. Die aktive Verbindung liegt im Allgemeinen
in einer Konzentration von 0,1 bis 15 Gew.-%, zum Beispiel 0,5 bis
2 Gew.-%, vor.
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Zubereitungen,
die für
die transdermale Verabreichung geeignet sind, können als diskrete Pflaster
vorliegen, die während
einer längeren
Zeit in innigem Kontakt mit der Epidermis des Empfängers bleiben.
Solche Pflaster enthalten die aktive Verbindung zweckmäßigerweise
als gegebenenfalls gepufferte wässrige
Lösung mit
einer Konzentration von zum Beispiel 0,1 bis 0,2 M in Bezug auf
die aktive Verbindung.
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Zubereitungen,
die für
die transdermale Verabreichung geeignet sind, können auch durch Iontophorese
abgegeben werden (siehe zum Beispiel Pharmaceutical Research 3 (6),
318, 1986) und nehmen typischerweise die Form einer gegebenenfalls
gepufferten wässrigen
Lösung
der aktiven Verbindung an. Geeignete Zubereitungen umfassen Citrat-
oder Bis/Tris-Puffer (pH 6) oder Ethanol/Wasser und enthalten 0,1
bis 0,2 M Wirkstoff.
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Zusammensetzungen,
die für
die rektale, topische, bukkale und transdermale Verabreichung geeignet sind,
können
gemäß Standardzubereitungsverfahren
hergestellt werden, wie in der Technik wohlbekannt und zum Beispiel
in Remington's Pharmaceutical
Sciences (14. Auflage, T. E. Hoover et al., Hrsg., Mack Publishing Co.,
Easton, Pennsylvania, 1970) beschrieben ist.
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Die
Erfinder haben gezeigt, dass die nicht in Zellen eindringende Redoxverbindung
Hexacyanoferrat(III) verwendet werden kann, um das Wachstum und
die Lebensfähigkeit
von ρ0-Zellen aufrechtzuerhalten. Die das Wachstum
wiederherstellende Wirkung von Hexacyanoferrat(III) wird vermutlich
von einer NADH-verknüpften Plasmamembran-Oxidoreductase
vermittelt, die eine Plasmamembran-NADH-Oxidase-Aktivität umfassen
kann. Die ständige
Wiederherstellung von geeigneten intrazellulären NAD+-Konzentrationen
wird also durch extern wirkendes Hexacyanoferrat(III) erreicht;
dies ermöglicht
es, dass ATP für
das Wachstum der in Bezug auf mitochondriale Atmung inkompetenten ρ0-Zellen
durch Glycolyse bereitgestellt wird. Es können auch andere Redoxverbindungen,
ob in Zellen eindringend oder nicht, verwendet werden, um die zelluläre ATP-Produktion durch
das Plasmamembran-Oxidasesystem sowie andere zelluläre Oxidoreductase-Systeme zu
verstärken.
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Zelluläre Oxidoreductase-Systeme,
deren Aktivität
in Gegenwart von Redoxverbindungen erhöht werden kann, umfassen das
Plasmamembran-Oxidasesystem sowie andere zelluläre Oxidoreductase-Systeme.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft insbesondere die Linderung der Wirkungen
einer bioenergetischen Krankheit, die zum Beispiel durch Alterung,
Gefäß- oder
systemische Erkrankungen oder als Folge einer Chemotherapie verursacht
werden.
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Zu
den Krankheiten, die mit der Zerstörung der Funktion der Atmungskette
der Mitochondrien verbunden sind, gehören Krankheiten, die aus Mutationen
der mtDNA resultieren, wie Leber's
Krankheit, vererbliche optische Neuropathie und somatische mtDNA-Mutationen,
die zu einer Encephalomyopathie, Milchsäure azidose, schlaganfallähnlichen
Episoden, chronischer progressiver externer Ophthalmoplegie, Kearns-Sayre-Syndrom,
Pearson-Mark/Bauchspeicheldrüsen-Syndrom und verschiedenen
Kardiomyopathien führen
können.
Weitere Zustände,
die mit den Verfahren und Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung
behandelbar sind, sind Parkinson-Krankheit und andere neuromuskuläre Krankheiten
sowie Alzheimer-Krankheit. Zu den Gefäß- und systemischen Erkrankungen
gehören
auch Herzerkrankungen, wie Herzversagen, Schlaganfälle und
Diabetes Typ II. Die Redoxverbindungen der vorliegenden Erfindung
können
die mutmaßlichen
Mitochondriengift-Wirkungen einiger antiretroviraler Mittel, wie
AZT, lindern.
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In
Medikamenten für
die Behandlung von HIV-Infektionen, die ein antiretrovirales Mittel
und eine Redoxverbindung gegebenenfalls in Verbindung mit einem
pharmazeutisch annehmbaren Träger
und/oder Verdünnungsmittel
umfassen, handelt es sich bei dem antiretroviralen Mittel vorzugsweise
um AZT. Ein Antioxidans und/oder Uridin können ebenfalls erforderlich
sein.
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Die
Redoxverbindung und zum Beispiel AZT werden typischerweise mit einem
annehmbaren Träger und/oder
Verdünnungsmittel
gemischt. Der Träger
und/oder das Verdünnungsmittel
müssen
in dem Sinne annehmbar sein, dass sie mit den anderen Bestandteilen
in der Zubereitung verträglich
sind und nicht schädlich für den Patienten
sein dürfen.
Der Träger
kann ein Feststoff oder eine Flüssigkeit
oder beides sein, und er wird vorzugsweise mit einer Verbindung
als Dosiseinheitszubereitung zubereitet, zum Beispiel mit einer
Tablette, die 0,5 bis 95 Gew.-% der aktiven Verbindung enthalten
kann.
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Bei
der Linderung der cytotoxischen Wirkungen von AZT kann einem Patienten,
der einer solchen Behandlung bedarf, eine therapeutisch wirksame
Menge an AZT und einer Redoxverbindung verabreicht werden. Vorzugsweise
werden das AZT und die Redoxverbindung einem Patienten für die Behandlung
einer HIV-Infektion
verabreicht.
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AZT
und eine Redoxverbindung können
einem Patienten entweder (a) gleichzeitig (gegebenenfalls durch
Zubereiten der beiden Komponenten zusammen in einem gemeinsamen
Träger)
oder (b) zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf eines gewöhnlichen
Behandlungsplans verabreicht werden. Im letzteren Fall werden die
beiden Verbindungen zeitlich ausreichend nahe beieinander verabreicht,
um die beabsichtigten therapeutischen Wirkungen zu erreichen.
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Wenn
AZT und eine Redoxverbindung in Form einer einzigen Zusammensetzung
verabreicht werden, können
Zubereitungen hergestellt werden, die für die orale, rektale, topische,
bukkale, parenterale und transdermale Verabreichung geeignet sind,
wie es bereits beschrieben wurde.
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AZT
kann in einer Weise und in einer Menge verabreicht werden, wie es
herkömmlicherweise
praktiziert wird. Vorzugsweise umfasst eine wirksame Menge an AZT
eine tägliche
Dosis von 250 bis 7000 mg oder mehr, besonders bevorzugt 500 bis
1000 mg pro Tag. Eine wirksame Menge einer Redoxverbindung kann
100 μg bis
1000 mg oder mehr pro Tag, vorzugsweise 1 mg bis 500 mg pro Tag,
umfassen. Man sollte sich darüber im
Klaren sein, dass die einem Patienten verabreichte Menge an AZT
oder einer Redoxverbindung keine Einschränkung dieser Erfindung darstellt,
sondern das Verfahren dieser Erfindung beinhaltet die Verabreichung einer
Menge an AZT, die therapeutisch wirksam ist, an einen Patienten,
der zum Beispiel unter einer HIV-Infektion leidet, als Bestandteil
des Gesamtbehandlungsplans bei der Kontrolle der HIV-Infektion und
einer Menge einer Redoxverbindung, die die cytotoxischen Wirkungen
von AZT, Stoffwechselprodukten davon (wie AMT) oder darin enthaltenen
Verunreinigungen wirksam lindert.
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Da
herkömmliche
Behandlungen mit AZT tägliche
Dosen von AZT über
einen längeren
Zeitraum beinhalten, beinhalten die Verfahren der vorliegenden Erfindung
auch die langfristige tägliche
Verabreichung (wie 1 bis 12 Monate oder länger) einer wirksamen Menge
an AZT und einer therapeutisch wirksamen Menge einer Redoxverbindung.
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AZT
ist ein Mitochondriengift, das das Oxidations-/Phosphorylierungs-System
und die Aktivität
von Komplex I, III und IV der mitochondrialen Atmungskette beeinträchtigt,
indem es die gamma-DNA-Polymerase der mitochondrialen Matrix hemmt
und dadurch Mitochondrien effektiv an Genprodukten des mitochondrialen Genoms
abreichert. AZT (sowie Verunreinigungen und Stoffwechselprodukte
davon) beeinflusst die Fähigkeit von
Zellen, ATP zu erzeugen, was zu einer Dysfunktion der Zellen und
auch zum Zelltod führt.
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Der
oder die genauen Mechanismen, mit denen Redoxverbindungen die cytotoxischen
Wirkungen von AZT (oder von Verunreinigungen oder Stoffwechselprodukten
davon) lindert, sind ungewiss. Ohne sich auf irgendeine besondere
Theorie oder Wirkungsweise festlegen zu wollen, glauben die Erfinder,
dass Redoxverbindungen möglicherweise
die cytotoxischen Wirkungen von AZT aus einem oder mehreren der
folgenden Gründe
lindern: (a) Erhöhung
der Aktivität
der Plasmamembran und anderer zellulärer Oxidasesysteme zur Produktion
von NAD+ (aus NADH); NAD+ kann
dann die Glycolyse innerhalb von Zellen zur Produktion von ATP antreiben;
(b) Redoxverbindungen wie Coenzym Q10 können den Elektronentransport
und die oxidative Phosphorylierung innerhalb von Mitochondrien unterstützen und
so die ATP-Produktion erleichtern.
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Bei
der Linderung der Wirkungen von Mitochondriengiften (wie AZT, Nucleosid-Wirkstoffen, Antitumorverbindungen,
antibakteriellen und antiviralen Verbindungen und dergleichen) kann
einem Patienten eine therapeutisch wirksame Menge einer Redoxverbindung
verabreicht werden, wie es hier beschrieben ist. Die Redoxverbindung
kann in Verbindung mit dem Mitochondriengift verabreicht werden,
wenn das Mitochondriengift einen therapeutischen Nutzen besitzt.
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Dieser
Aspekt der vorliegenden Erfindung wird im Folgenden unter Bezugnahme
auf in-vitro-Experimente beschrieben, bei denen die Wirkung von
AZT auf das Wachstum von humanen Zellen in Kultur untersucht wird.
Dieses Modell liefert einen direkten Einblick in die Zelltoxizität von AZT,
die sich in vivo auf der Ebene der Gewebe und Organe wiederholen
wird, welche selbstverständlich
aus einzelnen Zellen bestehen.
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Bei
der Behandlung von männlicher
Unfruchtbarkeit können
eine oder mehrere Redoxverbindungen der Formel (I) mit Uridin (sowie
funktionellen Derivaten oder Vorstufen davon) und gegebenenfalls
einem Antioxidans verwendet werden. Häufig resultiert männliche
Unfruchtbarkeit aus einer geringen oder reduzierten Beweglichkeit
von Spermien. Eine solche geringe oder reduzierte Beweglichkeit
kann aus einem Abfall der Bioenergiekapazität resultieren. Durch Behandlung
eines männlichen
Patienten können
dementsprechend die Wirkungen des Bioenergiemangels gelindert werden,
was eine Erhöhung
der Spermienbeweglichkeit ermöglicht.
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Die
vorliegende Erfindung wird weiterhin unter Bezugnahme auf die folgenden
nichteinschränkenden Figuren
und Beispiele beschrieben.
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Figuren
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1 ist eine graphische Darstellung, die
die Rettung von humanen ρ
0-Zellen unter Verwendung von Redoxverbindungen
zeigt. Die Gesamtzahl der lebensfähigen Zellen (×10
5) ist gegen die Tage in Kultur aufgetragen.
(a) ρ
0-Zellen wurden mit Nährmedium (•) sowie Nährmedium in Gegenwart von Pyruvat
(
),
Hexacyanoferrat(III) (
)
und Dieisen(III)transferrin (
inkubiert;
(b) ρ
0-Zellen wurden mit Nährmedium (•), Q
10 (
),
Q
10c (
), Q
6c (
),
Q
4c (
)
und Q
3c (
)
sowie Q
6 (
)
inkubiert.
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2 ist
eine graphische Darstellung, die die Wirkung von AZT auf das Wachstum
von humanen Namalwa-Zellen zeigt. Die Zellzahl pro ml (×10
5) ist gegen die Tage in Kultur aufgetragen.
Die Zellen wurden in Abwesenheit von AZT (• Kontrolle) sowie in Anwesenheit
von 10 μg/ml
AZT (
),
100 μg/ml
AZT (
)
und 500 μg/ml
AZT (
)
inkubiert.
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3 ist
eine graphische Darstellung, die die Wirkung von AMT auf das Wachstum
von humanen Namalwa-Zellen zeigt. Die Zellzahl pro ml (×10
5) ist gegen die Tage in Kultur aufgetragen.
Die Zellen wurden in Abwesenheit von AMT (• Kontrolle) sowie in Anwesenheit
von 1 μg/ml
AMT (
),
10 μg/ml
AMT (
)
und 100 μg/ml AMT
(
)
inkubiert.
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4 ist
eine graphische Darstellung, die die Q
10-Redox-Rettung
von in Gegenwart von AZT gezüchteten
humanen Namalwa-Zellen zeigt. Die Zellzahl pro ml (×10
5) ist gegen die Tage in Kultur aufgetragen.
Die Zellen wurden in Abwesenheit von AZT (• Kontrolle) sowie in Anwesenheit
von 100 μg/ml
AZT und 10 μg/ml Q
10 (
)
sowie 100 μg/ml
AZT (
)
inkubiert.
-
5 ist
eine graphische Darstellung, die die Q
10-Redox-Rettung
von in Gegenwart von AMT gezüchteten
humanen Namalwa-Zellen zeigt. Die Zellzahl pro ml (×10
5) ist gegen die Tage in Kultur aufgetragen.
Die Zellen wurden in Abwesenheit von AMT (• Kontrolle) sowie in Anwesenheit
von 100 μg/ml
AMT und 10 μg/ml Q
10 (
)
sowie 10 μg/ml
AMT (
)
inkubiert.
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6 ist
eine graphische Darstellung von mittleren Ermüdungsprofilen eines Schollenmuskels
von jungen erwachsenen (durchgezogene Linie, n = 3), gealterten
(gestrichelte Linie, n = 10) und gealterten Q10-behandelten
(gepunktete Linie, n = 7) Ratten.
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Beispiel 1
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Humane
Namalwa-Zellen wurden in RPMI-1640 kultiviert, das mit 10 Vol.-%
fetalem Kälberserum
und Uridin (50 μg/ml)
versetzt war. Pyruvat, Hexacyanoferrat(III), Dieisen(III)transferrin
und die Coenzyme Q10, Q10c,
Q6, Q6c, Q4c und Q3c (im Folgenden
als "Q10", "Q10c", "Q6", "Q6c", "Q4c" und "Q3c" bezeichnet) wurden
bis zu einer Endkonzentration von 1 mM, 100 μM, 10 μg/ml, 12 μM, 10 μM, 10 μM, 5 μM, 10 μM bzw. 10 μM hinzugefügt. Hexacyanoferrat(II), das
in Hexacyanoferrat(III) umgewandelt wird, kann ebenfalls verwendet
werden.
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ρ0-Zellen
wurden durch langfristige Behandlung mit Ethidiumbromid gemäß den Verfahren
von Desjardins et al., Mol. Cell. Biol., 5, 1163–1169, 1985, und King und Attardi,
Science, 246, 500–503,
1989, erhalten.
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Wie
in 1 gezeigt ist, waren in Gegenwart
von Nährmedien
inkubierte ρ0-Zellen nicht lebensfähig und zeigten über 7 Tage
in Kultur keine messbare Erhöhung
der Zellzahl. In deutlichem Kontrast dazu zeigten ρ0-Zellen,
die mit den Redoxverbindungen 100 μM Hexacyanoferrat(III) und Q10–Q3c inkubiert worden waren, allesamt über die
siebentägige
Inkubationszeit ein signifikantes Wachstum von lebensfähigen Zellen
als Ergebnis einer Verstärkung
der zellulären
ATP-Konzentrationen durch die oben genannten Redoxverbindungen.
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Säugerzellen
sind für
Hexacyanoferrat(III) undurchlässig
(Crane et al., B. B. A., 811, 233–264, 1985), und daher ist
die das Wachstum wiederherstellende Wirkung von Hexacyanoferrat(III)
bei ρ0-Zellen wahrscheinlich von einer NADH-verknüpften Plasmamembran-Oxidoreductase
vermittelt, die diese Verbindung als effizienten externen Elektronenakzeptor
verwendet, um zelluläre
NAD+-Konzentrationen
zu erzeugen. Die ständige
Wiederherstellung von geeigneten intrazellulären NAD+-Konzentrationen
wird also dadurch erreicht, dass Hexacyanoferrat(III) außerhalb
der Zelle wirkt, was es ermöglicht,
dass ATP für
das Wachstum der in Bezug auf mitochondriale Atmung inkompetenten ρ0-Zellen
durch Glycolyse bereitgestellt wird.
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Die
Fähigkeit
von Q10, ρ0-Zellen unter aeroben Bedingungen wachsen
zu lassen, weist darauf hin, dass eine Wirkungsweise von Q10 darin bestehen kann, als Elektronenakzeptor
für die
Plasmamembran-assoziierte NADH-Dehydrogenase oder -Oxidase zu wirken.
Da der respiratorische Elektronentransport in ρ0-Zellen nicht
funktioniert, wirken Q10 und Q3c als
Redoxsenken und erzeugen (wie Hexacyanoferrat(III)) cytoplasmatisches
NAD+, da es in dieser Situation nicht als
Umleitungsreagens wirken und die beeinträchtigte oxidative Phosphorylierung
wiederherstellen kann.
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Modelle
für mitochondrial
beeinträchtigte
Zellen, wie zum Beispiel die ρ0-Zellen, sind ein mächtiges Werkzeug, um Zellen
zu untersuchen, denen es an Bioenergie mangelt. Die Wiederherstellung/Erhöhung der ATP-Produktion
in diesen Zellen zeigt, dass die zelluläre ATP-Produktion bei Tieren
in vivo erhöht
werden kann. Redoxverbindungen können
also bei der Behandlung von Zellen verwendet werden, die nicht in
der Lage sind, ihren biologischen Energiebedarf zu decken, und können also
bei der Behandlung des Alterns, bei der Linderung der Wirkungen
von Mitochondriengiften, die die mitochondriale oxidative Phosphorylierung
stören, und
bei Krankheitszuständen,
die mit einer nicht oder schlecht funktionierenden mitochondrialen
oxidativen Phosphorylierung verbunden sind.
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Beispiel 2
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Humane
Namalwa-Zellen wurden in RPMI-1640-Wachstumsmedium kultiviert, wie
es in Beispiel 1 beschrieben ist.
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AZT
und AMT wurden in verschiedenen Konzentrationen zu den Wachstumsmedien
gegeben, und die Zahl der lebensfähigen Zellen wurde durch Trypanblau-Ausschluss-Assay
bestimmt.
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2 zeigt
die Wirkung von AZT auf das Wachstum von Namalwa-Zellen. Kontrollzellen
teilten sich in exponentieller Weise, wie man es bei einer Kultur
in Nährmedien
erwartet. AZT in Konzentrationen von 10 μg/ml, 100 μg/ml und 500 μg/ml reduzierte
die Zahl der lebensfähigen
Zellen. Bei einer Konzentration von 10 μg/ml nahm die Zellzahl zu, begann
aber nach 5 Tagen Kultur ein Plateau zu bilden. Bei einer Konzentration von
100 μg/ml
AZT blieb die Zahl der Zellen in Kultur relativ konstant. Bei 500 μg/ml AZT
waren nach 5 Tagen Kultur keine lebensfähigen Zellen verblieben, und
somit zeigte AZT eine ausgeprägte
Cytotoxizität.
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3 zeigt
die Wirkung der Inkubation von humanen Namalwa-Zellen mit AMT, ein
Stoffwechselprodukt von AZT und auch eine mögliche Verunreinigung in AZT-Präparaten.
Aus 3 geht hervor, dass AMT in Konzentrationen von
10 μg/ml
und 100 μg/ml
gegenüber
Zellen in hohem Maße
toxisch ist. Durch Vergleich mit den in 2 dargestellten
Daten ist AMT also um wenigstens eine Größenordnung stärker toxisch
als AZT.
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4 zeigt
die Linderung der toxischen Wirkung von AZT bei humanen Namalwa-Zellen.
Bei einer Konzentration von 100 μg/ml
AZT war AZT eindeutig cytotoxisch. Wenn die Zellen mit 10 μg/ml Q10 in Kombination mit 100 μg/ml AZT
inkubiert wurden, wurde die toxische Wirkung von AZT jedoch gelindert,
wobei ein erheblicher Anteil von Zellen als lebensfähig eingestuft
wurden, wobei dieses Ergebnis fast äquivalent zu Kontrollzellen
ist, die in Abwesenheit von AZT inkubiert wurden.
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Ähnliche
Ergebnisse wie in 4 sind in 5 gezeigt,
wo die Redoxverbindung Q10 die cytotoxische Wirkung
von AMT auf Namalwa-Zellen lindert. AMT in einer Konzentration von
10 μg/ml
ist in hohem Maße cytotoxisch.
In Gegenwart von 10 μg/ml
Q10 werden die cytotoxischen Wirkungen von
10 μg/ml
AZT jedoch umgekehrt oder gelindert, so dass sich Namalwa-Zellen
teilen und in Kultur lebensfähig
bleiben, ähnlich
wie Kontrollzellen, die in Abwesenheit von AMT inkubiert werden.
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Beispiele
für Redoxverbindungen
innerhalb des Umfangs der Formeln (I)–(IV), die gemäß der vorliegenden
Erfindung geeignet sind, sind in den folgenden Beispielen 3–14 gezeigt.
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Beispiel
3
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-prop-2'-enyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
4
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-(1'-methoylprop-2'-enyl)-1,4-benzochinon
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Beispiel
5
6-(E)-Butanolenyl-2,3-dimethoxy-5-methyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
6
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-(3'-methylbut-2'-enyl)-1,4-benzochinon
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Beispiel
7
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-(2'-(E),4'-(E)-1'-methylpenta-2',4'-dienyl)-1,4-benzochinon
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Beispiel
8
2,3-Dimethoxy-6-(2'-(E),4'-(E)-hexa-2',4'-dienyl)-5-methyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
9
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-propyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
10
2,3-Dimethoxy-6-hexyl-5-methyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
11
2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-nonyl-1,4-benzochinon
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Beispiel
12
6-Decyl-2,3-dimethoxy-5-methyl-1,4-benzochinon
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Beispiel 14
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Ubichinon-10
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Beispiel 15
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Verbindungen,
die gemäß der vorliegenden
Erfindung geeignet sind, können
in dem folgenden Tiermodell behandelt werden.
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Sprague-Dawley-Ratten
in einem Alter von ungefähr
26 Monaten werden verwendet. Experimente werden durchgeführt, wobei
man Schollenmuskel unter in-vivo-Bedingungen verwendet. Dieser Muskel
wird gewählt,
weil er 85–90%
Typ-I-Fasern und 10–15%
Typ-IIA-Fasern enthält.
Typ-I-Fasern sind langsamzuckend mit einer hohen Mitochondriendichte
und sind normal resistent gegen Ermüdung, und Typ-IIA-Fasern sind schnellzuckend
mit einer relativ hohen Mitochondriendichte und sind ebenfalls ermüdungsresistent.
Ein weiterer nützlicher
Skelettmuskel ist der mediale Gastrocnemius. Der mediale Gastrocnemius
ist wie der Schollenmuskel ein Knöchelstreckmuskel, hat aber
eine sehr verschiedene Fasertypzusammensetzung. Er enthält hauptsächlich Fasern
vom Typ IIA und IIB (schnellzuckend und ermüdend) und einen kleinen Anteil
an Typ-I-Fasern. Der Schollenmuskel liefert daher ein Beispiel für einen
sehr ermüdungsresistenten
Skelettmuskel, während
der mediale Gastrocnemius eher typisch für den größten Teil der Muskeln im Körper ist.
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Sowohl
der Schollenmuskel als auch der mediale Gastrocnemius werden bei
der anästhetisierten
Ratte (4 ml/kg Körpergewicht
Urethan in einer 25%igen (w/v) Lösung,
frisch hergestellt, i. p.) in vivo untersucht. Der Muskel wird bei
intakter Blutversorgung bei einer Temperatur von 35°C über seinen
Nerv stimuliert. Die Aufzeichnungsbedingungen sind isometrisch,
wobei der Muskel auf optimale Länge
eingestellt ist. Die isometrischen kontraktilen Grundkennwerte werden
bestimmt, und dann wird der Muskel während bis zu 8000 Sekunden
jede Sekunde 33 ms lang mit 40 Hz stimuliert (d. h. Tastverhältnis: ein
Drittel Sekunde stimuliert, zwei Drittel Ruhe). Die kontraktilen
Reaktionen und das Elektromyographie-(EMG)-Signal des Muskels werden
auf Band aufgezeichnet, und ausgewählte Aufnahmen werden mitlaufend
mit einem computergestützten
Datenerfassungssystem erfasst.
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Beispiel 16
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Um
die Verringerung der Ausdauer und funktionellen Kapazität mit dem
Alter im Tiermodell zu bestimmen, wird ein Vergleich zwischen Muskeln
von jungen erwachsenen Tieren im Alter von sechs Monaten und gealterten
Tieren (etwa 26 Monate) vorgenommen.
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Vorläufige Ergebnisse
(6) weisen darauf hin, dass nach längerer wiederholter
Stimulation (40 Hz, 330 ms jede Sekunde) während über zwei Stunden die vom Schollenmuskel
junger erwachsener Ratten entwickelte Kraft schnell auf ungefähr 70% ihrer
anfänglichen
Stärke
abnahm. Dieses Kraftniveau wird dann während der Dauer der Stimulation
aufrechterhalten. Bei dem gealterten Tier ist jedoch die anfängliche
Abnahme der Kraft viel größer (ungefähr 40% der
anfänglichen
Kraft), und danach fiel die Kraft weiter ab. Ergebnisse, die von
24 bis 26 Monate alten Ratten erhalten wurden, welche 4 Wochen lang
mit täglichen
i. p.-Injektionen von Coenzym Q10 behandelt
wurden, zeigen, dass Coenzym Q10 zwar nicht
in der Lage ist, die anfängliche Kraftabnahme
zu verhindern, aber die fortschreitende Abnahme der Kraft erfolgreich
verhindern konnte (6). Bei diesem Experiment wird
Q10 in einer Dosierung von 2 mg/kg/Tag in
Gegenwart des Lösungsmittels/Emulgators
HCO-60-Lösungsmittel
verabreicht, was der oralen Dosierung entspricht, die menschliche
Patienten mit einer mitochondrialen Erkrankung erhalten. Der intraperitoneale
Verabreichungsweg wird bevorzugt vor dem oralen Weg verwendet, um
zu gewährleisten,
dass eine hohe Resorption der Verbindung erreicht wird.
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Beispiel 17
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In
einem Vorabexperiment haben die Erfinder gezeigt, dass die Verabreichung
von AZT durch i. p.-Injektion in einer Dosierung von 10 mg/kg/Tag
(was der oralen Dosierung entspricht, die HIV-positiven und AIDS-Patienten
gegeben wird) während
4 Wochen die kontraktile Reaktion des Schollenmuskels auf wiederholte
Stimulierung fast vollständig
beseitigte, obwohl die Tiere normal erschienen und sich ernähren und
pflegen konnten. Um die Wirkung der AZT-Behandlung auf die Abnahme der Skelettmuskelleistung
weiter zu untersuchen, werden Ratten gleichzeitig mit Coenzym Q10 (2 mg/kg/Tag) und AZT (10 mg/kg/Tag) behandelt.
Die Reaktion des Skelettmuskels wird nach 1, 2 bzw. 4 Wochen untersucht.
Eine weitere Gruppe von Ratten erhält jeweils 4 Wochen vorher
Q10 allein. Die Tiere erhalten auch AZT
und HCO-60 (Q10-Träger) während 1, 2 bzw. 4 Wochen und
dienen als Kontrollgruppe für
die ersten beiden Gruppen.
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Beispiel 18
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Es
wird in Betracht gezogen, dass die Behandlung von Patienten mit
Redoxverbindungen entweder vor oder während der induzierten Ischämie einer
Herzoperation die Toleranz des altersschwachen Herzmuskels gegenüber Ischämie und
Reperfusion verbessert. Induzierter Stillstand (Kardioplegie) während der
Herzoperation bewirkt eine Reduktion des Sauerstoffverbrauchs, der
Stoffwechseleffizienz und der Energieversorgung während der
Erholungszeit nach der Kardioplegie.
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Es
wurde bestimmt, ob eine Behandlung mit Redoxverbindungen entweder
vor oder während
der induzierten Ischämie
die Toleranz des altersschwachen Herzmuskels gegenüber ischämischer
Verletzung verbessern könnte.
Sie kann bei Rattenherzen, die mit Krebs-Puffer perfundiert werden,
am isolierten arbeitenden Harzapparat durchgeführt werden. Wenn eine Schutzwirkung
eines bestimmten Agens identifiziert wird, wird dieses Agens dann
weiter bei jungen und alten Windhunden getestet, die an der Herz-Lungen-Maschine,
wie sie während
der Operation am offenen Herzen verwendet wird, mit Blut perfundiert
werden.
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Menschliches
Herzgewebe kann ebenfalls untersicht werden. Eine neuere Entwicklung
erlaubt die Präparation
von dünnen
Herzmuskelstreifen aus der humanen Vorhofwand, den Vorhofbälkchen und
den Papillarmuskeln, die für
die Bewertung der kontraktilen Funktion des Herzmuskels verwendet
werden können.
Ein Schlüssel
zur erfolgreichen Anwendung solcher kleinmaßstabigen Muskelpräparate (Mulieri
et al., Circul. Res. 65, 1441–1444,
1989) ist die Verwendung von 2,3-Butandionmonoxim (BDM), das die
Herzgewebe während der
Dissektion funktionell und strukturell schützt und dadurch die Isolierung
von funktionellen humanen Herzmuskelstreifen mit einem Querschnitt
von weniger als 1 mm2 erlaubt. Diese Streifen
können
in einem Organbad montiert und dann mit einem Kraftwandler verbunden
und elektrisch stimuliert werden, um eine Kontraktion zu induzieren.
Diese Streifen können
dann unter kontrollierten Bedingungen verschiedenen Belastungen ausgesetzt
werden, einschließlich
Hypoxie und hohe Arbeitslasten, die durch schnelle elektrische Stimulierung induziert
werden. Die Wirksamkeit von Redoxverbindungen mit oder ohne Antioxidantien
und/oder Uridin (oder sein Derivat oder seine Vorstufe), die im
Organbad enthalten sind, kann an Herzmuskelstreifen, die diesen
Belastungen ausgesetzt werden, bewertet werden.