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Verfahren zur Herstellung von trocknenden Ölfarben hohen Pigmentgehaltes
Die vorliegende Erfindung betrifft eine weitere Ausbildung des Verfahrens zur Herstellung
von trocknenden Ölfarben hohen Pigmentgehalts nach Patent 571 oiq..
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Nach dem Hauptpatent werden solche Anstrichfarben dadurch erhalten,
daß die Pigmentteilchen zunächst mit einem besonders säurearmen öl (Säurezahl unter
i) zu einer Paste angerieben und nach mehrtägigem Lagern oder einer entsprechenden,
die Benetz:unb der Pigmentteilchen fördernden Maßnahme, z. B. intensive mechanische
Bearbeitung, mit beliebigem öl auf Streichkonsistenz verdünnt werden. Entgegen der
früheren, allgemeinen Ansicht sind nämlich säurearme Öle ganz besonders geeignet
zur Herstellung von hochpigmenthaltigen Malfarben, wenn die Schwierigkeiten infolge
des schlechten Benetzungsvermögens solcher säurearmen Öle gegenüber Pigmenten überwunden
werden.
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Es wurde nun gefunden, daß die gute Benetzung der Pigmentteilchen
durch das säurearme öl (Säurezahl unter i) besser'als durch die in dem Hauptpatent
angegebenen Maßnahmen durch den Zusatz von geringen Mengen von Sikkativen (Trocknern)
bewirkt werden kann.
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Ein für den vorliegenden Zweck besonders geeignetes säurearmes Öl
kann nach Patent 591 767 aus handelsüblichen trocknenden ölen, z. B. ,aus
einem Leinöl mit der Säurezahl 3 bis 6, durch Behandeln mit basischen Zinkverbindungen
in der Kälte hergestellt sein.
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Gegenüber den mechanischen Maßnahmen des Hauptpatents zur Überwindung
der Benetzungsschwierigkeiten hat die Verwendung von Sikkativen bei der Pastenherstellung
sehr viele Vorzüge, z. B. den Fortfall kostspieliger, hochtouriger Mischmaschinen,
die Ersparnis an Lagerzeit, Arbeitslöhnen, Kraftbedarf.
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Es ist bereits vorgeschlagen worden, benetzungsfördernde Stoffe, wie
Lecithin, Stearate, Palmiate, organische öllösliche Säuren und Acylalkylenpolyamine,
zu übliche trocknende Öle enthaltenden Anstrichmitteln hinzuzufügen, doch hat man
bisher weder diese Zusätze zu äußerst säurearmen ölen (Säurezahl unter i) oder daraus
hergestellten Firnissen zugegeben, noch eignen sich diese Zusätze für den vorliegenden
Zweck. Die erfindungsgemäß zu verwendenden Sikkative sind nicht nur weit wirksamer
als die oben genannten Stoffe zur Erhöhung der Benetzb.arkeit von Pigmenten durch
säurearme öle und Firnisse, sondern haben eine ganze Reihe weiterer Vorzüge, wie
Billigkeit, leichte Erhältlichkeit, Zuverlässigkeit und Vermeidung
des
Hineinbringens von Stoffen in die Paste, die anstrichtechnische Mängel, wie z. B.
Verlust des Glanzes des Anstriches, herbeiführen können.
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Der Sikkativzusätz wird so niedrig ge@ryat,, daß die Trockengeschwindigkeit
des Öls ntr ganz unwesentlich gesteigert wird; es gei nügt hierzu bereits etwa 5
bis io% der Menge, die üblicherweise einem Leinöl zur Herstellung von Firnis zugesetzt
wird, d.h. etwa o,oiö/o Co, oder o,o2% Mn, oder o,o6% Pb (bezogen auf das Anreiböl).
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Diese Sikkativmenge kann dem Ö1 als Pulver, zweckmäßiger jedoch in
gelöster Form, vor oder während des Anreibens der Paste zugesetzt werden. Der Zusatz
kann auch in der Weise erfolgen, daß dein säurearmen Öl .etwa 5 bis ioo?o Firnis
zugesetzt werden; ein größerer Firniszusatz ist gewöhnlich nicht erforderlich und
auch nicht ratsam; weil mit steigendem Firniszusatz das Anreiböl um so dunkler wird
und in der Trockengeschwindigkeit zunimmt, was beides für Öle, die zum Anreiben
von Pigmentpasten verwendet werden sollen; unerwünscht ist.
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Als Firnis hat ein solcher, der aus säurearmem öl hergestellt ist;
besondere Vorteile, insbesondere wegen seines farbtechnisch sehr günstigen Verhaltens.
Ein solcher, aus säurearmem Lackleinöl hergestellter Firnis hat an sich schon den
Vorteil, daß mit ihm streichfertige Farben mit einem wesentlich höheren Pigmentgehalt
hergestellt werden können als mit gewöhnlichem, handelsüblichem Firnis aus säurereicherem
Öl (S. Z. 3 bis iö).
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Es wurde ferner gefunden, daß. die Benetzungsfähigkeit solcher säurearmen
Öle,, welche einen der obengenannten Zusätze erhalten haben, noch erheblich steigt,
wenn man die Mischung vor der Verwendung zur Pastenherstellung einige Tage oder
Wochen lagern läßt; die- Lagerung läßt sich durch Behandeln des mit Sikkativ versehenen
säurearmen Öls mit Luft, Licht und durch geringe Zugabe von Oxydationsmitteln, wie
z: B. o,o5%f Benzoylsuperoxyd, ersetzen bzw. abkürzen.
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Den erfinflüngsgemäß hergestellten Pasten können zur Verhinderung
der Hautung bei der Lagerung ,an der Luft in bekannter Weise hautungsverhindernde
Stoffe; wie z. B. Phenole, Hydrochinon, Brenzkatechin, I-Iarnstoffd.erivate, zugesetzt
werden, Gemäß der Erfindung gelingt es, auch mit Hilfe der üblichen, langsam laufenden
Anreibvorrichtungen und ohne besonders hohen Zeit- und Kraftaufwand sehr- gut benetzte
Pasten herzustellen,: die trotz ihres wesentlich verminderten Ölgehaltes, im Gegensatz
zu den bisher bekannten Pasten aus sauerem Öl, nicht plastisch, sondern geschmeidig
und dickflüssig sind. Aus diesen Pasten lassen sich leicht durch einfaches Ver-1:rühren
mit handelsüblichen trocknenden Ölen, Standölen, Firnissen und Verdünnungsmitteln,
knötchenfreie, streichfertige Malfarben öder Emaillen von sehr hohem Pigmentgehalt
und entsprechender Deckkraft herstellen.
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Die Erfindung wird nachstehend durch Ausführungsbeispiele veranschaulicht.
Beispiel i In ioo kg eines säurearmen Öls (Gehalt an freier Fettsäure unter o, 5
%) werden 0,075 kg Kobalt-Zink-Mangan-Linoleat `(mit i, ä % Co, o, 8 5 % Mn und
8% Zn), welche in der vierfachen Leinölmenge warm gelöst sind, unter schwachem Rühren
eingetragen: Das so hergestellte, schwäch sikkativierte, säurearme Anreiböl benetzt
Farbpigmente sehr viel besser als das nicht sikkativierte Öl. Durch die Sikkativierung
wird der Farbton des Öls kaum verändert und seine Trockengeschwindigkeit nur sehr
wenig gesteigert.
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In einer üblichen Rühr- oder Knetmaschine werden zu 3o kg des so behandelten
Öls, welches zweckmäßig 'noch einige Tage, gegebenenfalls im offenen Behälter, unter
gelegentlichem Durchrühren gelagert ist, allmählich 17o kg Zinkweiß hinzugegeben.
Nach i- bis 3stündigem Durcharbeiten erhält man eine geschmeidige, weiche, dickflüssige
und hochglänzende Paste, die sich leicht, z: B. mit einem Rührholz, mit etwa 16,6
kg Terpentinersatz, z. B. dem im Handel unter dem Namen Sangajol ;anzutreffenden
Erzeugnis, zu .einer Grundierfarbe, oder mit i g,:6 kg Leinölfirnis zu. .einer Deckanstr
ichfarbe, oder mit 43 kg eines Gemisches von gleichen Teilen Standöl und Terpentinöl
zu eines- gut verlaufenden, hochglänzenden Emaillefarbe verdünnen läßt.
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Diese Farben mit 77% bzw. mit 76a!o bzw. mit 70% Zinkweißgehalt sind
von gut streichfähiger Konsistenz, dicken nicht ein und sind wesentlich weißer und
besser dekkend als die bisher üblichen Zinkweißfarben mit etwa 5o% Zinkweißgehalt.
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Beispiel 2 go kg säurearmes Leinöl (Gehalt an freier Fettsäure unter
o,5%) werden feit i o kg eines Firnisses vermischt, der aus säurearmem Öl durch
Auflösen von i % Kobalt-Zink-Mangan-Linoleat oder Naphthenat (mit 1,2% Ca, o,850/0
Mn und 8% Zn) in der Wärme und unter Rühren aus säurearmem öl hergestellt
ist, wobei zweckmäßig einige Stunden auf i3o° erwärmt wird.
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Das Leinöl-Firnis-Gemisch wird einige Tage gelagert oder in anderer
bekannter Weise
gealtert, z. B. dadurch, daß es einige Stunden mit
Luft geblasen oder mit einer geringen Menge eines bekannten Oxydationsmittels, z.
B. o,o5o/a Benzoylsuperoxyd, versetzt wird, der Zusatz des Oxydationsmittels kann
auch bereits zum Firnis vor dem Mischen mit dem Leinöl erfolgen. Anschließend kann
das Gemisch gegebenenfalls noch einige Tage gelagert werden.
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Die Herstellung einer Zinkweißpaste mit diesem öl und einer streichfertigen
Farbe bzw. Emaille erfolgt wie im Beispiel i.
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Als Pigment kann statt des in den Bei, spielen genannten Zinkweißes
jedes beliebige andere Pigment, z. B. Lithopone, Titanw eiß, Chromgelb, verwendet
werden. Die Zahlenwerte für die Pigmentkonzentration ändern sich dann natürlich
entsprechend.