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Schmelzbare Dichtungsmassen Gegenstand der Erfindung sind Dichtungsmassen,
die insbesondere für die Ausfüllung der Fugen in Betonstraßen geeignet sind und
sowohl kalt als auch heiß verarbeitet werden können. Diese Massen kommen aber auch
für Fugendichtung auf anderen bautechnischen Gebieten, allgemein für Kittzwecke
und Anstriche, wo besonders elastische und ausgiebige Massen auf bituminöser Grundlage
verwendbar sind, in Betracht.
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Es ist bekannt, bituminöse Dichtungs- oder Anstrichmassen durch Zusatz
pflanzlicher Faserstoffe zugfester und dehnbarer zu machen und so die Bildung von
Rissen zu vermeiden. Es wurde nun gefunden, daß sich eine gerade für schmelzbare
Massen der hier in Rede stehenden Art besonders wichtige Unempfindlichkeit gegen
Schädigungen durch hohe Einschmelztemperaturen und eine unerwartet hohe Steigerung
der Elastizität und Standfestigkeit der Bitumenmasse dadurch erreichen läßt, daß
man an Stelle der bisher als Zusätze verwendeten Faserstoffe o. dgl., wie Kokos,
Sisal, Flachs oder Sägemehl, erfindungsgemäß aus mechanisch aufgeschlossenem Holz
bestehenden Holzfaserstoff verwendet, der in bekannter Weise durch Auswaschen von
löslichen, kolloidlöslichen und kolloidfeinen Teilchen befreit und getrocknet worden
ist. Neben dem Holzfaserstoff können auch anorganische Füllmittel, im wesentlichen
mineralische Faserstoffe, verwendet werden.
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Man weiß zwar"daß der genannte Holzfaserstoff vorteilhaft als Zusatz
zu Kunstmassen verwendet werden kann und diesen wertvolle physikalische Eigenschaften
verleiht. Gerade weil aber bei einem derartigen Zusatz zu Kunstharzpreßmassen verhältnismäßig
hohe Anteile, z. B. i : i, erforderlich sind, um eine wesentliche Festigkeitserhöhung,
z. B. gegenüber Holzmehlzusätzen, zu erzielen, so konnte aus diesen Erfahrungen
nicht ohne weiteres auf eine so überragende besondere Wirkung eines verhältnismäßig
geringen Gehaltes an Holzfaserstoff bei bituminösen Dichtungsmassen geschlosesn
werden, wie sie durch die weiter unten angegebenen Vergleichsversuche veranschaulicht
wird.
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Der Holzfaserstoff der beschriebenen Art läßt sich leicht in Bitumenmasse
einmischen und zeigt keine Neigung zur Entmischung, selbst wenn ganz dünnflüssige
Anstrichmassen hergestellt werden. Zur Vermischung wird der bituminöse Stoff, Bitumen,
Teer, Pech, Asphalt o. dgl., durchErhitzung in einen leichtflüssigen Zustand übergeführt
und in diese Flüssigkeit der Holzfaserstoff eingemengt.
Nach Erkalten
ist die =Masse arbeitsfertig, einerseits zur Verwendung in erwärmtem Zustand, andererseits
nach Verflüssigung durch Lösungsmittel. Es ist so möglich, jeden gewünschten flüssigen,
plastischen, streichfähigen Zustand zu schaffen.
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Es kann aber auch für die Herstellung so vorgegangen werden, daß die
Bitumenstoffe durch Lösungsmittel verflüssigt und dann unmittelbar, also auch ohne
Erwärmung, die vegetabilischen Stoffe eingearbeitet werden.
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Die gefertigten Mischungen sind überraschend beständig sowohl gegen
chemische: als auch gegen physikalische, insbesondere Temperatureinflüsse, und sie
zeichnen sich vor allem durch besonders hohe Elastizität aus.
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Massen mit solchem Holzfaserstoff schaden nicht hohe Verarbeitungstemperaturen,
wie sie für gewisse Bitumen- und Pechmassen beim Einschmelzen notwendig sind. Neben
der Elastizität wird auch die Dichtungswirkung verbessert, die Zugfestigkeit günstiger
und vor allem- dem Sprödewerden in der Kälte vorgebeugt.
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Eine weitere praktisch besonders bedeutsame Eigenschaft der neuen
Dichtungsmassen ist die Verarbeitungsfähigkeit mit anorganischen Füllmitteln, wie
mineralischen Faserstoffen, die dann noch dazu zur Erzielung ausreichender Elastizität
und Nachgiebigkeit nicht mehr in so großen Mengen zugefügt zu werden brauchen, wie
es bisher notwendig war, und zur Erreichung dieser Wirkung genügen ganz kleine Mengen
der vegetabilischen Stoffe.
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Die außerordentlich große Erhöhung der Elastizität von Bitumenprodukten
durch Zusatz von Holzfaserstoff ergibt sich aus den nachstehenden Prüfungsergebnissen.
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Aus einem Erdölbitumen mit einem Erweichungspunkt von 43 bis 5o° C
nach Ring und Kugel wurden 5o g schwere Kugeln geformt, auf o° C abgekühlt und auf
eine genau eben liegende Eisenplatte zum Auffallen gebracht.
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i. Kugeln, hergestellt aus reinem Er4ölbitumen, zerschellten bei dieser
Prüfung bei einer Fallhöhe von 1,5 m.
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2. Kugeln, hergestellt aus dem Erdölbitumen unter Zusatz von etwa
6 °/o Holzfaserstoff, zeigten sich noch absolut beständig bei einer Kugelfallhöhe
von 2o m.
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3. Erdölbitumen und etwa 6 °/o Holzfaserstoff wurden zusammen zwei
Stunden auf 220' C erhitzt, bei der Kugelfallprüfung wurde ebenfalls eine über 2o
m liegende Kugelfallhöhe ermittelt.
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4. io % Holzfaser wurden mit 9o % Asbestmehl deutscher
Herkunft vermischt und 2o °/o dieses Gemisches Erdölbitumen zugefügt. Ermittelt
wurde eine Kugelfallhöhe von etwa 9m.
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5. 5 °%o des Holzfaserstoffs und 20 °/a deutscher Feinasbest ergaben
mit dem Erdölbitumen eine Kugelfallhöhe von 14 m.
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Demgegenüber waren selbst mit 5o % deutschem Feinasbest nur
Fallhöhen von 6,6, mit 2o % sogar nur von 3 m zu erzielen. Bei einem, dem
oben unter 2. aufgeführten Versuch entsprechenden Vergleich, bei dem an Stelle der
dortigen 6 % Holzfaserstoff dieselbe Menge von Sägemehl verwendet wurde, ergab sich
eine Erniedrigung -der Kugelfallhöhe nach Hermann von 2o auf 3 m; während bei einem
Zusatz von 2 °%o Holzfaserstoff noch eine Kugelfallhöhe von 8 m festgestellt wurde.
Die Verformbarkeit nach Nüssel betrug bei der mit 6 % Sägemehl versetzten
Probe 4,3, bei der mit 2 % Holzfaserstoff versetzten 1,2. Hieraus ergibt
sich besonders deutlich die gerade durch einen Holzfaserstoffzusatz erzielbare Erhöhung
der Standfestigkeit von Bitumenmischungen, die ohne derartige Zusätze zum Fortlaufen
neigen.
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Die Erfindung zeigt also auch die Möglichkeit, den bisher als Zusatzmittel
für Bitumenmassen verwendeten Asbest ausländischer Herkunft durch bequem im Inlande
zugängliche Stoffe zu ersetzen, darüber hinaus aber Wirkungen zu erzielen, die eine
ganz gewaltige Verbesserung der Eigenschaften der Asphalt-, Bitumen-, Teerprodukte
o. dgl. für die Zwecke der Herstellung von Anstrich- oder Dichtungsmassen bedeuten.
Besonders ist die Verwendung der neuartigen Produkte für Straßenbau, vor allem für
die Ausfüllung der Dehnungsfugen in Betonstraßen, hervorzuheben.
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Zu erwähnen ist weiter noch, daß der erfindungsgemäß zu verwendende
Holzfaserstoff sich auch durch außerordentlich gute Widerstandsfähigkeit gegen Säureeinwirkungen
auszeichnet, wodurch er ebenfalls vielen bekannten anorganischen bzw. mineralischen
Füllmitteln überlegen ist. Schließlich wird eine Ersparnis an mineralischem Faserstoff
und auch noch eine Verbilligung der Massen durch die Verringerung des spezifischen
Gewichts auf Grund der Verwendung des besonderen vegetabilischen Faserstoffs erreicht.
Die gleiche Gewichtsmenge gibt eben ein höheres Volumen. Die Vergießbarkeit der
Masse ist in jeder gewünschten Weise zu beeinflussen.