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Verfahren zum Herstellen von mit Fällungsmitteln für Farbstoffe versetzten
Gelatineschichten, die aus mit Farbstofflösungen getränkten Gelatineauswaschreliefs
die Farbstoffe absaugen Um scharfe und farbrichtige Farbbilder von mit Farbstoffen
getränkten Gelatineauswaschreiiefs zu erhalten, ist es rerforderlich, den von den
Gelatiniereliefs ,auf die zu bedruckende Unterlage, z. B. Gelluloid, überwandernden
Farbstoff möglichst :rasch und vollkommen als unlöslichen Farblack - zu fällen.
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Bei den heute angewendeten Farbstoffen, und den Überzügen, mit denen
die Gelluloidunterlagen vorbehandelt werden, ist es in der Regel aber auch. notwendig,
den von den Gelatinereliefs ausblutenden und von den Zwischenschichten aufgenommenen,
nicht gebundenen Farbstoff von der zu bedruckenden Unterlage, z. B. Papier, abzuhalten.
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In den Patentschriften der Hieß Ives Comp. (z. B. österreichische
Patentschrift 74223 aus dem Jahre 19i8) wird im allgemeinen die Fällung aller Farbstoffgattung@en
(saurer und basischer) in unlösliche; Farblacke behandelt. Im besonderen verwendet
sie für saure Farbstoffe (Alizarinfarbstoffe) Chromverbindungen .als Fällungsmittel.
Ar x verwendet gemäß Schweizer Patentschrift 123 332 hierzu Kupfer(i)rhodanid.
Bedeutend früher schon verwendete man, insbesondere bei Gebrauch von basischen Farbstoffen,
die auch in den Färbereien gebräuchlichen Beizmittel, wie Tannin, Brechweinstein
(Kaliumantimonyltartrat) usw. Tannin als Fällmittel wurde bereits von Dr. Traube
im Uvachromverfahren angewendet, doch sind diese Lackverbindungen nicht vollkommen
unlöslich. Eine ganz geringe Löslichkeit verursacht aber schon eine Unschärfe der
Bilder. Überdies sind diese Tanninlacke nicht lichtbeständig.
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Eine zu bedruckende Schicht aber, die mit Beizkörpern, wie z. B. Kupfer
(i) jo,did, versetzt wird, weist hingegen wieder den Nachteil auf, daß der basische
Farbstoff beim Drucken nicht als Lack gefällt wird. Dadurch leidet die Schärfe,
und der bereits aufgetragene Earbstoff sinkt sehr leicht bei dem darauffolgenden
Aufdruck in die Tiefe. Außerdem werden die mit diesen Metallbeizen gefällten Farblacke
schon bei Gegenwart geringster Spuren von Schwefelwasserstoff unter Bildung von
schwarzem Metallsulfid verfärbt.
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In neuerer Zeit wurden nun Körper gefunden und .auch zum Fällen von
basischen Farbstoffen bei der Herstellung von Farbpho@tographien angewandt, welche
nicht nur vollständig unlösliche, sondern auch lichtbeständigere Farbstofflacke
-zu bilden vermögen. Es sind dies die ebenfalls in den Färbereien bereits vielfach
:angewendeten
Komplexsäuren, wie Phosphorwolframsäure, Antimonwolframsäure,
Silicowolfxamsäure usw.
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In einem gewissen Grade besitzen aber auch diese Komplexsäuren die
unangenehme Eigenschaft, sich hydrolytisch zu spalten,,%0-bei sich Spaltungsstoffe
von dunkler, rnzst bläulicher Farbe ergeben. Außerdem dtln kein die Abdrücke, welche
auf. Unterlagen hergestellt sind, deren Gelatineschicht solche Stoffe enthalten,
sehr rasch nach. So wird beispielsweise eine mit Pliosphorwoiframsäure versetzte
Gelatineschicht schon in kurzer Zeit an der Luft blau und infolgedessen auch das
darauf gedruckte Bild farbunrichtig und in seinen Weißen: getönt.
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Außer diesen Komplexsäuren besitzen auch, wie ebenfalls bereits bekannt,
gewisse organische Säuren ein großes Fällungsvermögen für basische Farbstoffe, ohne
jedoch bei der Anwendung zur Herstellung von Farbabdrucken die oben angeführten
übelstände der meisten Komplexsäuren aufzuweisen. Zu diesen organischen Säuren gehören
in erster Linie die ß-Oxynaphthoes;Äure, ferner die Derivate und Homologen dieser
Säure, insbesondere Oxy-- und Amidoverbindung en.
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Sowohl die Komplexsäuren als. auch die zur Bildung von Farblacken
geeigneten örgänischeu. Säuren haben aber die Eigenschaft, nicht nur basische Farbstoffe,
sondern auch Gelatine, Eiweiß, Gummi und sonstige Kolloide zu fällen, Versetzt man
eine Gelatinelösung mit einer Lösung eines der oben angeführten Fällungsmittel,
so wird sofort eine beigartige Masse abgeschieden.
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Die Schwierigkeit lag also. darin, diese Körper im die Gelatine zu
bringen, ohne daß eine Fällung derselben eintritt.
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Es wurde nun ein Weg gefunden, mit Hilfe gewisser neutraler Salze,
z. B. Ammoniumacetat, - diese Füllungsmittel und die Gelatine in Lösung zu halten.
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Bei Verwendung der wasserlöslichen Komplexsäuren kann man die Gelatinelösung
alkalisch machen und hierauf die Komplexsäure zusetzen oder aber auch die alkalische
Komplexsä-Lxrelösung der Gelatine beimischen. Unlösliche oder schwer lösliche Säuren"
wie dies beispielsweise die ß-Oxynaphthoesäure und ihre Derivate und Homologen sind,
könnten selbstredend nur als neutralisierte Lösung in die -Gelatinelösung gebracht
werden.
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Fügt man einer alkalischen Gelatinelösung die geeignete Säure in einer
.solchen Menge hinzu, welche genügt, das Alkali als Neutralsalz zu binden, so. erhält
man eine Gelatinelösun,g, welche Füllungsmittel für basische Farbstoffe enthält
und zur Herstellung von Farbstoffbilder aufnehmenden Schichten geeignet ist. Ausführungsbeispiele
i. ro Gewichtsteile Silieowolframsäure werden in 3o Gewichtsteilen Wasser gelöst
und mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion iersetzt. Diese Lösung wird innig
mit zoo ewichtsteilen einer ao%igen Gelatinelösung 'A vermengt. Hinzu kommen zoo
Gewichtsteile einer 20%igen Gelatinelösung, welche mit so viel Essigsäure versetzt
wurde, als zur Bindung der in der ersteren Lösung verwendeten Menge Ammoniak notwendig
ist.
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Zu demselben Ergebnis gelangt man auch, wenn man :die Gelatinelösung
alkalisch macht und derselben die Komplexsäure hinzusetzt. Durch die in bestimmter
Menge dieser Lösung hinzugefügten Essigsäure wird das Neutralsalz (Ammoniumacetat)
gebildet und die Komplexsäure wieder in Freiheit gesetzt, ohne daß hierbei die Gelatine
gefällt wird.
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Das entstandene Ammoniumäcetat kann in der Gelatine verbleiben oder
durch Waschen entfernt werden.
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z. Eine etwa 7 o,flige Gelatinelösung wird mit -einer z. B. mit Natronlauge
neutralisierten Lösung der ß-Oxynaphthoesäure versetzt. Hierauf wird die zur Bindung
des Alkalis erforderliche Menge einer Säure, z. B. Ameisensäure, zugesetzt. Es bildet
sich das Neutralsalz, in diesem Falle Natriumformiat, während die unlösliche ß-Oxynaphtho,esäure
in feiest verteilter Form in der Gelatine verbleibt und die Farbstoffbasen in unlösliche
ß-Oxynaphthoesäure Farbstoffe zu fällen vermag.
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Das Natriumformiat ist durch Waschen zu entfernen.
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Ire allgemeinen wird der Gehalt der Gelatine an Füllungsmitteln dem
Zwecke Cent- i sprechend gewählt.
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Vorteilhaft ist es, wenn man. auf die zu bedruckende Unterlage zwei
Kolloidschichten aufträgt, von welchen die untere etwa 7 n/0 und die obere etwa
3 % des Füllungsmittels y enthält.
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Die an Füllungsmitteln ärmere obere Schicht leitet den Farbübergang
genügend schnell und sicher ein, während die an Füllungsmitteln reichere Schicht
hierauf die rasche und vollkommene Übertragung des Farbstoffes von dem Gelatinenelef
auf das Papier u. dgl. verursacht.
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Auf einem derart hergestellten Bildträger wird selbstverständlich
auch der aus der Gelatineschicht der Druckform ausblutende und durch die Vorbehandlung
desselben übextragene Farbstoff als unlöslicher Lack gefällt.
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Es ist nämlich bisher bei keinem der bekannten. Verfahren gelungen,
den Farbstoff, insbesondere basischen Charakters, derart in dem Gelatinerelief zu
binden, daß ;ein Ausbluten
desselben vollkommen verhindert worden
wäre. Preßt man nun das Gelatinerelief auf einen Träger auf, so. wird ein Teil dieser
nicht vollkommen festgehaltenen Farbe auch an jene Stelle kommen, wo .sie nicht
hingehört, was zu einer gewissen Verschmutzung des ganzen Bildes führt, ab@ex besonders
bei den Weißen (farblosen Stellen) des Bildes störend wirkt. Auch bei Verwendung
kolloidaler Lösungen von Farbstoffbasen kann dies nur durch kurzes Auswässern der
Druckmatrize vor dem Aufquetschen derselben auf Bildträger verhindert werden.
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überdies ist es bisher auch nicht gelungen, eine Vorbehandlu.ngeines
aus Gelluloid bestehenden Gelatinerellefträgers zu finden, welche die Aufnahmefähigkeit
der Gelluloidflä,che für basische Farbstoffe beseitigt hätte.
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Dieser aufgenommene Farbstoff sitzt nun in den gelatinefreien Stellen
des G@elatinereli,efs, welche den weißen, d. h. den ungetonten Stellen des Bildes
entsprechen, und; wenn der größte Teil dieses Farbstoffes auf die mit Fällungsmitteln
versehene G@elatineschicht des Bildträgers übergeht, tritt selbstverständlich eine
Tonung der tonfneienStellen, d. h. eine Verschmutzung der Weißen des Bildes ein,
welche die uugü,nsti,ge Wirkung des ausblutenden Farbstoffes noch verstärkt.
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Überzieht man aber die gegebenenfalls auch ,gehärtete Gelatines-chicht
feines Bildträgers; in welcher sich die Fällungskörper, z. B (3-Oxynaphthoesäure,
befinden, mit einer Deckschicht, beispielsweise aus =gehärteter, weicher Gelatine,
der man gegebenenfalls auch eine sehr geringe Menge dieser Fällungsmittel zusetzt,
so wird der vom Anfärben und Ausbluten des Gelatinereiiefs herrührende Farbstoff
von dieser Deckschicht aufgenommen. Entfernt man nach der Fertigstellung des Bildes
diese Deckschicht, so wird selbstredend auch der von ihr aufgenommene Farbstoff
für das Bild umwirksam gemacht.
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Geeignet für diese D,eck.schicht erweisen sich jauch Pflanzenschleimie.
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Die Stärke dieser Schichten geht in die hundertstel Millimeter. Sie
richtet sich aber auch nach den verwendeten Stoffen -und den gebrauchten Farblösungen.
Da diese Deckschicht derart leicht wieder entfernbar sein ruß, daß schon beispielsweise
ein Baden des Bildes in warmem Wasser oder ein :leichtes Abreiben desselben mit
'einem nassen Wattebausch genügt, wird man für dieselbe Stoffe verwenden, welche
sich mit der Gelatineschicht des Trägers nicht homogen verbinden, oder man wird
ihnen Zusätze ,geben, welche diese VerbinduIng verhindern (z. B. Zusatz von Ochsengalle
zur weichen Gelatine der Deckschicht) und eine leichte Entfernbarkeit hervorrufen
(z. B. Zusätze von Gummiarabikum, Dextrin, Zucker usw.) .
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Der Zusatz von Zucker, Gummiarabikum usw. richtet sich nach der Gattung
der Gelatine und nach der Art der Emulsionsherstellung.
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Bei Verwendung normaler ungehärteter Gelatine genügt ein. Zusatz von
5%, um ein leichtes Wegwaschen der Deckschicht zu ermöglichen.