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Mehrlagiger Stoff für Kleidungsstücke, Decken, Unterbetten, Kopfkissen
o. d'gl. Die Erfindung betrifft einen mehrlagigen Stoff für Kleidungsstücke, Decken,
Unterbetten, Kopfkissen o. dgl., bestehend aus zwei Gewebelagen, die unter Zwischenschaltung
einer Einlage steppdeckenartig miteinander verbunden sind. Bei diesen mehrlagigen
Stoffen, z. B. Steppdecken, besteht die Zwischenlage .aus Daunen, zwischen denen
sich die Luft hält, so daß dadurch eine wärmende (die Luftabführung verhindernde)
Wirkung entsteht. Derartige Daunen haben neben sonstigen Nachteilen den Nachteil,
daß sie nur in geringem Umfang zur Verfügung stehen und selbst unabhängig vom Press
auch aus diesem Grunde keine allzu weite Anwendungsmöglichkeit haben.
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Es sind auch mehrlagige Stoffe bekannt, bei denen als Zwischenlage
Watte verwendet ist. Diese Stoffe haben aber wesentliche Nachteile dadurch, daß
die Watte keineswegs sehr viel Luft enthält und im Gebrauch noch zusammensinkt,
so daß sie mit der Zeit die wärmende Eigenschaft einbüßen. Außerdem sind sie verhältnismäßig
schwer. Endlich sind auch mehrlagige, steppdeckenähnliche Stoffe bekannt, die als
Zwischenlage Wolle, Filz oder Baumwolle haben. Auch bei diesen letztgenannten Stoffen
treten dieselben Nachteile auf wie bei den erstgenannten Stoffen. Die Zwischenlage
von Wollfäden u. dgl. hat noch den besonderen Nachteil, daß diese Stoffe in der
Regel, geometrisch gesprochen, im wesentlichen langgestreckte zylindrische Körper
sind, die sich leicht aneinanderpressen lassen und sich unter äußerem Druck zusammenlegen,
so daß Luftzwischenräume, die der Wärmehaltung
dienen, bei derartigen
Fäden nach einiger Zeit leicht verschwinden können, so daß sich dann eine zwischenraumfreie,
also thermisch nicht mehr isolierte Verfilzung ergibt.
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Weitere Nachteile der bekannten Stoffe beruhen auf ihrer größtenteils
weit entlegenen Herkunft. Manche als Zwischenlage verwendete Werkstoffe, beispielsweise
Federn, haben noch den weiteren Nachteil, daß ihre Verwendung bei gewissen Krankheiten
vermieden werden muß.
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Durch die Erfindung sollen diese Nachteile vermieden werden.
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Erfindungsgemäß besteht der mehrlagige Stoff aus zwei Gewebelagen,
die unter Zwischenschaltung einer Lage von Schilfrohrsamen steppdeckenartig miteinander
vernäht sind.
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Es ist bekannt, die Blätter und auch die langen Stehgel des Schilfrohres
(Rohrkolbens) als einfaches, wenig widerstandsfähiges Flechtmaterial für Matten,
Flaschenüberzüge, Körbe, Bedachungen u. dgl. zu verwenden, ferner als Werkstoff
für die Papierherstellung sowie für die Spinnfasergewinnung. Auch die Faser der
Wurzelstöcke dieser Pflanze hat man zu verwenden versucht. Ferner ist .auch die
Verwendung der Fruchtstände für Verbandstoffe, Polsterstoffe und Explosivstoffe
bekannt. Bei der Verwendung für Explosivstoffe und für Verbandstoffe ist offenbar
nur die chemische Zusammensetzung der Haare wesentlich sowie sonstige Eigenschaften,
die mit der erfindungsgemäßen Verwendung des Schilfrohrsamens nichts zu tun haben.
Auch bei der Verwendung der Fruchtstandhaare für Polsterstoffe kommen technisch
ganz andere Gesichtspunkte in Frage als bei der Erfindung, bei ,der ein lockeres,
luftaufnehmendes Material in den stepp.deckenartigen Abteilen zwischen den beiden
Gewebelagen vorhanden ist. Die Schilfrohrsamenflocken haben dabei nicht nur den
Vorteil, daß sie ein bisher nicht genügend ausgenutzter heimischer Rohstoff sind,
die an Wassergräben und Ufern von Seen sich reichlich entwickeln, also an Stellen,
die zur Erzielung landwirtschaftlicher Erträge nicht oder nur mit kostspieligen
Bodenverbesserungen oder -entwässerungen zur Verfügung stehen. Die einzelnen Flocken,
die je mit einem Samenkorn des Schilfrohrsamens zusammenhängen, laufen von einzelnen
Punkten strahlenförmig auseinander, haben also nicht reine Faserngestalt, und halten
daher in aufgelockertem Zustande reichlich Luft zurück, ergeben also einen Schutz
gegen Wärmeabgabe. Auch bei vorübergehenden leichten Drücken, die einfache Fasern,
z. B. Wollfasern, zusammendrücken und den Luftzwischenraum beseitigen, bleibt infolge
der nicht rein faserförmigen Gestalt dieser Samenflocken der Luftzwischenraum erhalten.
Nach Aufhören des Druckes gehen die- Flocken sogar wieder elastisch auseinander.
Die wärmende Wirkung ist also dauerhaft. Außerdem sind mehrlagige Stoffe, die als
Zwischenlage derartige Flocken aufweisen, verhältnismäßig nicht so schwer wie solche,
die mit einer größeren Menge verhältnismäßig leicht verfilzendem Werkstoff als Zwischenlage
versehen sind. Die Samenflocken können ferner in ihrer ursprünglichen Länge unmittelbar
verwendet werden im Gegensatz zu langen Wollfasern, die, um sie auf die richtige
Länge abzuschneiden, einen besonderen Arbeitsgang erfordern. Andererseits ist bei
Wolle und ähnlichen faserförmigen Stoffen die Langfaserigkeit gerade dasjenige Mittel,
um ein schnelles Zusammendrücken zu vermeiden, da auf diese Weise die Zusammendrückbarkeit
eher beschränkt werden kann. Diese Anforderungen laufen bei der Wolle also z. T.
in entgegengesetzter Richtung, während bei den Samenflocken des Schilfrohres die
kurzen, sogar etwa gleichmäßig großen Flocken infolge ihrer flockigen, strahlenförmigen
Ausbildung schon in dieser Form der Zusammendrückung entgegenwirken und Luft zurückhalten.
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Außer diesen Vorteilen, auf Grund deren sich in dem Stoff gemäß der
Erfindung eine wärmeisolierende Schicht .vorteilhaft und leicht herstellen läßt,
haben diese Schilfrohrsamenflocken den weiteren Vorteil, daß sie kein Wasser annehmen
und daher auch nach dem Waschen oder nach sonstiger Berührung mit Wasser ihre ursprünglichen
Eigenschaften behalten. Der Samen des Schilfrohres ist im reifen Zustand an der
Pflanze bekanntlich zu einem braunen Kolben vereinigt, der aus einer sehr großen
Anzahl von Samen besteht. Jeder einzelne trägt neben einem kleinen Samenkern von
der Länge beispielsweise eines Millimeters flockige Haare von der Länge eines Zentimeters
und darüber, die zu mehreren sehr gut imstande sind, Luft zusammenzuhalten. In der
Anordnung, in der die zahlreichen Samen einen Kolben bilden, sind die Flocken ziemlich
dicht gepackt und haben wenig Luftzwischenräume. Sobald man jedoch den Kolben in
die einzelnen Flocken zerteilt, bilden sich zwischen den einzelnen Flockenhaaren
umfangreiche Luftzwischenräume, die die Wärmeisolation verbessern. Der Samen ist
so leicht, daß er durch den Wind, der an den Flocken angreift, mit Leichtigkeit
über weite Strecken weg bewegt wird. Diese Ausbildung der Samenflocke, der Luft
einen großen Widerstand zu bieten trotz eigenen geringen Gewichtes, hat auch die
Wirkung, die bei der Erfindung ausgenutzt wird, daß
nämlich auch
die Luft, die sich zwischen den Flocken befindet, dort verbleibt und aus dem Raum
zwischen den Flocken nicht ohne weiteres entweicht, damit also die den Wärmeaustausch
erschwerende isolierende ` Ltftschicht bildet, also ein warmes Kleidungsstück, warmes
Deckbett, Unterbett o. dgl. ergibt. Ferner hat die Flocke des Schilfrohrsamens die
Eigenschaft, Wasser nicht anzunehmen. Legt man sie ins Wasser, so bleibt sie trocken.
Wird das fertige Kleidungsstück o. dgl., das aus Stoff gemäß der Erfindung hergestellt
ist, im 'Wasser gewaschen, dann werden die Flocken nicht filzig und bleiben nicht
naß, auch ihre Weichheit wird durch das Wasser nicht beeinflußt. Dies dürfte damit
zusammenhängen, daß es sich bei diesen Flocken um ein Wasser- bzw. Ufergewächs handelt.
Wenn die Flocken vom Wasser benetzt würden, würde der Samen größtenteils im Wasser
untergehen und für .die Vermehrung der Pflanze ausfallen. Jedenfalls zeigen die
Samenflocken der Schilfrohrs die erwähnte Eigenschaft der Unbenetzbarkeit.
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Ein Stoff, der erfindungsgemäß aus zwei Gewebelagen besteht, .die
zusammengesteppt sind unter Zwischebschaltung von Schilfro'hrsamenflocken, läßt
sich wie ein sehr guter, bestens wärmender Stoff verarbeiten, als wäre es ein einheitliches
Gewebe. Selbst wenn man für die beiden Gewebelagen Gewebe aus solchen Faserstoffen
nehmen würde, die für sich allein nicht wärmen, wird der Stoff durch die Zwischenschaltung
der Samenflocken so wärmend wie ein Wollstoff. Durch das geringe Gewicht und aus
anderen Gründen sind die Kleidungsstücke aus diesem Stoff ebenso wie derart hergestellte
Betten auch in gesundheitlicher Hinsicht sehr zweckmäßig. Wenn man die beiden äußeren
Gewebelagen wasserdicht macht, zumindest eine äußere Lage, kann man einen Stoff
erhalten, der in seiner Wirkung und Verwendbarkeit für wasserdichte Bekleidungsstücke
mit Leder oder Pelz vergleichbar ist. Insbesondere können Bekleidungsstücke für
Flieger, für Kraftwagenfahrer und sonstige Fuhrleute, für Reisende, für Fischer,
Bauern, Jäger und für sonstige Personen, die den Witterungseinflüssen ausgesetzt
sind, aus dem Stoff gemäß der Erfindung hergestellt werden. Aber auch andere Bekleidungsstücke,
die nicht wasserdicht zu sein brauchen und bisher aus Wolle gefertigt wurden, z.
B. Wolljacken, Pullover u. dgl., können billig und ansehnlich aus dem Stoff gemäß
der Erfindung hergestellt werden. Der Stoff gemäß der Erfindung kann in folgender
Weise ausgeführt sein: Ein einfacher, billiger, aber nicht zu dünner Stoff, z. B.
grauer Köper, wird doppelt Übereinandergelegt. Dazwischen wird eine Lage Schilfrohrsamenflocken
eingelegt. Durch Steppstiche, die zweckmäßig in gleichen Abständen in zwei Richtungen
parallel zueinander -verlaufen, werden in bekannter Weise kleine Abteile oder Kammern,
etwa von rhombischer oder parallelogrammförmiger Gestalt, gebildet, in denen die
Samenflocken eine reichliche ;Menge Luft zurückhalten.
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Bei Verwendung der Schilfrohrsamen als Zwischenlage für Stoffe, Kleidungsstücke,
Betten u. dgl. können die Samen in der Weise Verwendung finden, wie man sie aus
dem Sc'hilfrohrkolben erhält. Es würde aber nichts im Wege stehen, die kleinen Samenkerne
zu entfernen oder in anderer Weise die Samen irgendeiner Behandlung zu unterziehen,
z. B. um sie gegenüber irgendwelchen Einflüssen noch widerstandsfähiger zu machen.
Einer der besonderen Vorteile der Verwendung dieser Samen besteht aber gerade darin,
.daß man ohne irgendwelche zusätzlichen Maßnahmen allein den billigen Schilfrohrsamen
verwenden kann.
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Bei wasserdichten Geweben bzw. wasserdichten Kleidungsstücken ist
es von Bedeutung, daß nicht nur äußerlich,ein Schutz gegen das Eindringen von Wasser
vorhanden ist, sondern daß auch die Bestandteile im Innern des Stoffes durch Wasser,
das etwa doch eindringt, z. B. durch die Nähte u. dgl., nicht verdirbt. Auch diese
Eigenschaft ist infolge der Nichtbenetzbarkeit der Schilfrohrsamenflocken bei dem
erfindungsgemäßen Stoff vorhanden.