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Verfahren und Vorrichtung zum Weben mit mehr als einer Webkette Bei
vielen Geweben bedarf es zur Erzeugung besonderer Effekte der Verwendung zusätzlicher
Ketten. Beim gleichzeitigen Abweben von mehreren Webketten entstehen im Gewebe bekanntlich
ungleiche, innere Spannungen, die sich später durch Verzerrungen des Webmusters,
Kräuselungen u. dgl. unangenehm bemerkbar machen, wenn nicht schon beim Weben für
den Ausgleich der Kettenspannungen gesorgt wird.
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Zur Erzielung einwandfreier Gewebe mit mehreren Webketten (Hauptkette
und Effektketten) darf der Effektfaden nicht aus der Bildebene hervortreten, sondern
muß sich dem Muster einfügen, d. h. ohne Zerrung, aber auch ohne freies Flottieren
über eine größere Anzahl von Schußfäden hinweggehen, als es den Bindungsverhältnissen
der übrigen Fäden entspricht. Die Unterschiede des Betrages der Einwebung einer
Effektkette gegenüber der Hauptkette liegen im allgemeinen zwischen 4 bis io v.
H. und betragen selten weniger, gelegentlich auch mehr.
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Zeigen sich nun im Webbild Unregelmäßigkeiten, z. B. Verzerrungen,
so liegt dies in der Regel daran, daß das Förderverhältnis zwischen Haupt- und Nebenkette(n)
nicht genau dein unterschiedlichen Einwebfaktor entspricht. Die Verwendung von Ausgleicheinrichtungen,
u. a. mit Ableitung des Vorschubs der Nebenketten von der Drehung des Streichbaums
der- Hauptkette, wie sie z. B. für Polgewebe bekannt sind, kann diesem Übelstand
nicht abhelfen, weil sie bei weitem nicht feinfühlig genug sind. Man hat ferner
bereits versucht, diese Ungleichmäßigkeiten durch Abzug der Nebenkette z. B. vom
Warenabzug oder dem R.egulatorbaum unter Einschaltung eines auswechselbaren Vorgeleges
oder Wechselgetriebes zu vermeiden, jedoch ohne Erfolg, weil bei diesen Vorrichtungen
die V orschubgebung für die Nebenkette zwar vom Webstuhl bzw. von dessen Tourenzahl
abhängig, aber vom tatsächlichen Vorschub der Hauptkette unabhängig war. In der
Praxis hilft sich der Weber daher bis heute so gut er kann dadurch, daß er den gegenseitigen
Vorschub (genauer Vorzug) der Ketten dauernd an fachwärts des Streichbaums über
die Ketten gezogenen Kreidestrichen nachmißt und versucht, durch Nachstellen der
Baumbremsen von Hand ihn wieder möglichst dem vom Webbild -verlangten Bindungsfaktor
anzugleichen.
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Die Erfindung bezweckt die Beseitigung aller dem Ausgleich der Kettenspannungen
beim Weben mit mehr als einer Webkette bisher entgegenstehenden' Schwierigkeiten
und anhaftenden Nachteile in einfacher, billiger und wirksamer Weise. Der Erfindungszweck
wird dadurch erreicht, daß der Vorschub der Nebenketten in an sich bekannter Weise
von der Drehung des Streichbaums abgeleitet, hierbei aber die Drehung des Streichbaums
nur in der Kettenvorschubrichtung auf den Antrieb der Nebenketten übertragen wird,
z. B. durch ein Einweggetriebe zwischen dem Hauptkettenstreichbaum und der Reibungsantriebswalze
für den Nebenkettenbaum. Bei einer
vorteilhaften Ausbildung des
Einweggetriebes sind zwei seiner Räder lose auf einem ortsfesten Bolzen gelagert
und durch eine Schlitzstiftverbindung miteinander gekuppelt. Um die Zugänglichkeit
des Faches nicht zu beeinträchtigen und gleichzeitig eine möglichst günstige Antriebsableitung
vom Hauptkettenstreichbaum zu ermöglichen, sind die Nebenkettenbäume zweckmäßig
etwa in oder unterhalb der durch den Hauptkettenstreichbaum gelegten Horizontale
angeordnet.
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In der Zeichnung ist eine Ausführungsform der Vorrichtung gemäß der
I3rfindung beispielsweise und rein schematisch dargestellt, und zwar in Abb. i in
Seitenansicht und Abb. 2 in Draufsicht.
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Der allgemeine Aufbau der Vorrichtung gemäß der Erfindung ergibt sich
aus den bekannten baulichen Verhältnissen des Webstuhls. Ihre Wirkungsweise gestaltet
sich folgendermaßen Die Hauptkette i läuft vom Kettenbaum 2 über den Streichbaum'
3 zu$den Schäften 28 und über den Brustbaum 4 auf den Warenbaum 5, der das fertige
Gewebe i' aufnimmt. Der Streichbaum 3, der in bekantitdr Weise mit einem das Gleiten
der Fäden verhindernden Belag, z. B. Kautschuk, Kork o. dgl., ver-.sehen ist, wird
dabei von der Kette i mit ihrer jeweiligen Geschwindigkeit gedreht und bildet gleichzeitig
den Antrieb für die Abzugsvorrichtung einer zweiten Webkette 27.
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Zur Übertragung dieses Antriebes ist auf der Welle des Streichbaums
3 ein Kettenrad 6 befestigt, das die Drehbewegung des Streichbaums 3 vermittels
einer Gelenkkette 8 auf ein Kettenrad 7 überträgt, welches sich lose auf einem in
der Gestellwand des Webstuhls io verstellbar angeordneten Bolzen 9 dreht, auf dem
gleichfalls lose ein auswechselbares Zahnrad ii umläuft. Durch einen Stift i2, der
an dem Kettenrad 7 befestigt ist und der durch ein Langloch 13 des Zahnr alles i
i hindurchragt, ist das Kettenrad 7 mit dem Zahnrad i i verbunden. Mit dem Zahnrad
i i kämmt ein Zahnrad 14, das mit einem Zahnrad 15 fest verbunden ist. Beide
Zahnräder drehen sich auf einem Bolzen 16, der an der Gestellwand des Webstuhls
befestigt ist. Das 'Zahnrad 15 überträgt die Drehbewegung auf ein Kegelrad
17, das fest auf der Welle ig sitzt. Letztere - ist an der Gestenwand des Webstuhls
gelagert. An dem anderen Ende der Welle 18 ist eine Schnecke i9 fest angebracht.
Mit der Schnecke i9 steht ein Schneckenrad 22 in Eingriff, das fest auf einem Zapfen
einer mit einer Kautschukoberfläche ausgerüsteten Abzugswalze 29 sitzt. Auf letzterer
ruht der Kettenbaum 21 und wird durch Reibung von der Walze 20 in Drehung versetzt,
so daß sich seine Kette 27 gegenüber der Kette i mit genau der Geschwindigkeit abwickelt,
die durch das auswechselbare Zahnrad ii festgelegt ist. Von der mit Kautschukbelag
versehenen Förderwalze 2o wird die Webkette 27 über einen zweiten Streichbaum 23
in üblicher Weise in die Webkette i eingeführt. Um einen gleichmäßigen Gang des
Getriebes zu erzielen, ist auf dein Streichbaum 3 neben dem Kettenrad 6 ein Hebelarm
24 frei beweglich angebracht, der an seinem unteren Ende eine Spannrolle 25 aufweist,
die mit der Gelenkkette 8 in Eingriff steht. Der Hebelarm 24 wird durch eine Feder
26 nach vorn gezogen und hält dadurch die Kette 9 trotz der durch das öffnen und
Schließen des Faches 28 hervorgerufenen Pendelbewegung des Streichbaums 3 stets
in gleicher Spannung.
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Im Getriebe selbst wird die durch die Spannungsänderung der Kettenfäden
bei der Fachbildung verursachte Pendelbewegung des Streichbauens 3 dadurch aufgehoben,
daß der Stift 12, der das Kettenrad 7 mit dem Zahnrad ii verbindet, sich in dem
Langloch 13 des Zahnrades i i derart bewegt, daß nur die Vorwärtsbewegung,
nicht aber die Rückwärtsbewegung des Streichbauens 3 auf die Zahnräder 1i, 14, 15,
17, ig und 22 übertragen wird. Infolgedessen macht die Webkette 27 zwangsläufig
jede Vorwärtsbewegung der Webkette i zuzüglich der durch das Zahnrad ii eingestellten
Geschwindigkeitsänderung mit, jede Rückwärtsbewegung hingegen ist aufgehoben, so
daß ein gleichmäßiger Vorschub der Kette unbedingt gewährleistet ist. Der Stift
13 kann selbstverständlich durch irgendein anderes, gleichwirkendes Maschinenelement
ersetzt werden. Werden von der regelnden Webkette mehrere Webketten erfindungsgemäß
beeinflußt, so sind die Antriebsmittel entsprechend zu vermehren.
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Wenn die Nebenketten, wie bisher üblich, oberhalb des Webstuhls angeordnet
sind, so 'versperren sie zwischen Streichbaum und Geschirr den Zugriff des Webers
zur Hauptkette, zum .Geschirr usw. und machen damit praktisch ein Arbeiten unmöglich.
Gemäß der Erfindung wird dieser Nachteil in einfacher Weise dadurch vermieden, daß
die Nebenkettenbäume etwa in oder unterhalb der durch den Hauptkettenstreichbaum
gelegten Horizontalen angeordnet sind.