-
Verfahren zur Herstellung von vulkanisierten Kautschukgegenständen
durch Formgebung und anschließende Koagulation mittels Erhitzens. wärmeempfindlicher
Kautschukmilch Die Herstellung von Kautschukgegenständen durch Verarbeitung einer
wärmeempfindlichen Kautschukmilch ist bereits bekannt. Hierzu wurde bisher eine
Kautschukmilch verwendet, die durch Zusatz besonderer Stoffe, z. B. Calciumsulfat,
Magnesiumsulfat oder Diphenylguanidin, wärmeempfindlich gemacht worden war. Der
Zusatz derartiger wärmeempfindlich machender Stoffe hat in mehrfacher Hinsicht Nachteile,
da hierdurch leicht eine örtliche Gerinnung eintritt sowie auch die Bildung von
Flecken oder Fehlern in den Fertigwaren bewirkt wird und da ferner hierdurch eine
fortschreitende Verdickung der Kautschukmilch verursacht wird.
-
Es ist nun gefunden worden, daß sich diese Nachteile beheben lassen,
wenn zur Herstellung von vulkanisierten Kautschukgegenständen durch Formgebung und
anschließende Koagulation eine vulkanisierte Kautschukmilch verwendet wird, die
durch Zentrifugieren, Waschen des kautschukreichen Teiles und erneutes Zentrifugieren
wärmeempfindlich gemacht worden ist.
-
Die Herstellung einer vulkanisierten Kautschuktnil:ch kann in üblicher
Weise, z. B. nach den britischen Patentschriften 1913 4451 ,oder 208 235,
(erfolgen. Wenn diese vulkanisierte Kautschukmilch einem Zentrifugieren, Waschen
des kautschukreichen Teiles und erneutem Zentrifugieren unterworfen wird, werden
nicht nur die in der Kautschukmilch enthaltenen Feststoffe, sondern auch die nichtkautschukartigen
Stoffe, die der Kautschukmilch eine Stabilität verleihen, entfernt. Durch die Entfernung
dieser nichtkautschukartigen Stoffe aus der vulkanisierten Kautschukmilch wird ein
Produkt erhalten, das wärmeempfindlich ist.
-
Das Zentrifugieren der vulkanisierten Kautschukmilch und das Auswaschen
des kautschukreichen Teiles können nach Belieben mehrmals wiederholt werden. Gegebenenfalls
kann zu der Waschflüssigkeit oder zu einzelnen Teilen derselben ein geringer Betrag
von löslichen Reagenzien zur weiteren Verbesserung der Eigenschaften der gewaschenen
und zentrifugierten Kautschukmilch hinzugegeben werden.
-
Die gewaschene und zentrifugierte Kautschukmilch kann ,durch Erhitzen,
d. h. auf eine Temperatur unter ioo° C, koaguliert werden. Die Schnelligkeit der
Koagulation wächst gewöhnlich mit der Gründlichkeit der Waschung. So kann man durch
Regelung des Waschungs- und Zentrifugierungsgrades erreichen, daß die vulkanisierte
Kautschukmilch Eigenschaften besitzt, die zwischen denen der als Ausgangsstoff verwendeten
ungewaschenen Kautschukmilch und denen einer vollkommen gewaschenen Kautschukmilch
liegen. Diese Möglichkeit sowie die anderen verbesserten Eigenschaften der behandelten
vulkanisierten Kautschukmilch begründen den besonderen
Wert der
Erfindung bei der Herstellung von Kautschukgegenständen, z. B. durch Tauchen oder
Ausspritzen.
-
Gemäß der'Erfindung können daher Kautschukgegenstände dadurch gewonnen
werdet),' daß die unkoagulierte, konzentrierte, vulkätiA°, sierte Kautschukmilch
in die Form des ge-` wünschten Gegenstandes gebracht und sodann koaguliert wird.
-
Hierzu können gemäß der vorliegenden Erfindung Kautschukgegenstände
durch Eintauchen einer Form in die vulkanisierte Kautschukmilch und nachträgliche
Koagulation der an der Form anhaftenden Kautschukmilch gewonnen werden. Die Koagulation
kann in der Weise durchgeführt werden, daß die Form aus der vulkanisierten Kautschuk
*Milch herausgezogen und ihre Temperatur bis zur Koagulationstemperatur der Kautschukmilch
erhöht wird. Die zur Koagulation der Kautschukmilch verwendete Temperatur beträgt
zweckmäßigerweise etwa 38°, jedoch weniger und vorzugsweise erheblich weniger als
ioo°.
-
Gemäß der Erfindung können auch Fäden, Häutchen, Tafeln, Röhren und
Stäbe aus koagulierter vulkanisierter Kautschukmilch, die einer Konzentrierung und
Reinigung unterworfen worden ist, dadurch gewonnen werden, daß Kautschukmilch durch
eine Düse oder ein Mundstück gepreßt wird, die auf eine zur Koagulation der Kautschukmilch
ausreichende Temperatur erhitzt sind. Hierbei können gegebenenfalls flüssige oder
gasförmige Koaguliermittel mitverwendet werden. .
-
Ferner kann die Herstellung von vulkanisierten Kautschukgegenständen
auch in der Weise erfolgen, daß eine Hohlform mit der Kautschukmilch gefüllt und
die Form mitsamt dem Inhalt auf die Koagulationstemperatur der Kautschukmilch erhitzt
wird.
-
Der Kautschukgehalt in der gereinigten und konzentrierten Kautschukmilch,
wie er gemäß der vorliegenden Erfindung verwendet wird, beträgt zweckmäßigerweise
etwa 5o bis 65%.
-
In den nachstehenden Beispielen sind verschiedene beispielsweise Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung beschrieben.
-
Beispiele i. Vulkanisierte Kautschukmilch mit einem Gehalt von etwa
38% Kautschuk wird gemäß den britischen Patentschriften Nr. 193 451 oder
208 235 hergestellt und durch einen Zentrifugier- und Waschvorgang gereinigt
und konzentriert. Durch dreimaliges Zentrifugieren und zweimaliges Waschen kann
eine konzentrierte Kautschukmilch mit einem Kautschukgehalt von 5o bis
65% erhalten werden, die bei oder über 38° koaguliert werden kann. Eine Hohlform
in Gestalt eines Schuhs oder
Handschuhes wird durch eine Heizflüssigkeit beheizt,
die mit einer Temperatur von 94° eintritt und mit einer Temperatur von 7t° -'aifstritt.
Die so beheizte Form wird in die ..'könzentrierte vulkanisierte Kautschukmilch "@i
M'inurteneingetaucht, sodann herausgezogen und der Überzug getrocknet. Überzüge
von größerer Dicke können durch Verlängerung der Tauchzeit oder durch Wiederholung
des Tauchvorganges gewonnen werden. Die zu diesem Tauchverfahren verwendete Hohlform
kann aus Glas, Porzellan oder Metall bestehen.
-
2. Zur Herstellung einer Kautschuktafel gemäß der vorliegenden Erfindung
kann eine Form, die aus einer Hohlplatte besteht, auf eine Temperatur von etwa
77" erhitzt und in cie konzentrierte und gereinigte vulkanisierte Kautschukmilch,
die gemäß Beispiel i gewonnen worden ist, bis zur Bildung eines Überzuges von der
erforderlichen Dicke , ein-
getaucht werden. Der Überzug wird dann von der
Form abgeschnitten und abgezogen.
-
3. Bei einer anderen Arbeitsweise zur Herstellung einer Kautschuktafel
wird ein endloses Band derart geführt, daß es in Berührung mit der Oberfläche des
Bades aus vulkanisierter Kautschukmilch, die gemäß Beispiel i gereinigt und konzentriert
ist, steht. Das Band wird z. B. durch elektrische Heizung erhitzt, und seine Bewegungsgeschwindigkeit
wird so geregelt, daß sich auf der Oberfläche des
Bandes eine Schicht von
koaguliertem vulkanisiertem Kautschuk von der erforderlichen Dicke absetzt. Die
Kautschukschicht wird sodann getrocknet und von dem Band abgezogen.
-
Zu dem gleichen Zweck kann auch eine dampfbeheizte Hohltrommel waagerecht
der-
art angeordnet werden, daß sie in die gereinigte und konzentrierte vulkanisierte
Kaut-
schukmilch eintaucht. Die Trommel wird
langsam gedreht, und die
so gebildete Schicht aus koagulierter vulkanisierter Kautschuk-
milch wird
von ihr ununterbrochen abgezogen.
-
4. Zur Herstellung von Kautschukfäden oder -bändern wird die in Beispiel
i beschriebene gereinigte und konzentrierte vul-
kanisierte Kautschukmilch
durch eine dampf-, beheizte Düse gepreßt. Die Preßgeschwindigkeit wird derart geregelt,
daß die Kautschukmilch während des Durchganges durch die
Düse auf Koagulationstemperatur
erhitzt wird
und aus der Düse als eine koagulierte Kaut-
schukmasse
herauskommt. Gegebenenfalls kann
die Düse auch kalt sein, und die ausgepreBte,
unkoagulierte Kautschukmilch kann in eine Kammer eingeführt werden, die auf oder
über die Koagulationstemperatur erhitzt ist. Diese Temperatur liegt zweckmäßigerweisebeträchtlich
unter dem Punkt, bei dem sich aus dem
Kautschukfaden Dampf
entwickelt, um ein porenfreies Vulkanisat zu erhalten.
-
Bei noch einer anderen Ausführungsform gemäß der Erfindung kann die
gereinigte und konzentrierte vulkanisierte Kautschukmilch durch eine erhitzte Düse
gepreßt und der koagulierte Faden auf die Oberfläche von Wasser von zweckmäßigerweise
leicht alkalischer Reaktion gebracht werden, von wo er vermittels eines endlosen
Bandes entfernt und hierauf mit heißer Luft getrocknet werden kann. Die durch den
Preßvorgang gewonnenen Fäden können selbstverständlich beliebigen Querschnitt besitzen,
z. B. rund, vieleckig, elliptisch oder flach. Ferner können nahtlose Schläuche gewonnen
werden, indem die Kautschukmilch durch eine mit Kern versehene Düse von passender
Gestalt gepreßt wird.
-
5. Massive Kautschukgegenstände können gewonnen werden, indem Hohlformen
mit der gereinigten und konzentrierten vulkanisierten Kautschukmilch gefüllt und
die Formen zur Koagulation der Kautschukmilch erhitzt werden.
-
Für die Ausführung der Erfindung kann die gereinigte und konzentrierte
Kautschukmilch auch mit Farb- und Füllstoffen und Alterungsschutzmitteln vermischt
werden. Es ist bereits bekannt, Kautschukmilch durch Zentrifugieren zu reinigen,
und es ist ferner auch bekannt, daß die Haltbarkeit der Kautschukmilch durch diese
Behandlung gegen Koaguliereinflüsse verringert wird. Es ist aber bisher noch nicht
bekannt gewesen, daß durch Entfernung der wasserlöslichen Bestandteile aus einer
vulkanisierten Kautschukmilch mittels Zentrifugierwirkung und Waschung eine wärmeempfindliche
Kautschukmilch gewonnen wird, die beim Erhitzen nicht nur eine örtliche Gerinnung
oder teilweise Koagulation bildet, sondern vielmehr sich als ein regelmäßig geformtes
Öl absetzt, so daß geformte Gegenstände von bestimmter Gestalt gewonnen werden können.