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Verfahren zur Herstellung einer Grundmasse für Kunstleder, Ledertuch,
Wachstuch und ähnliche Belagstoffe Die Herstellung von Kunstleder und ähnlichen
Belagstoffen erfolgt bekanntlich in der Weise, daß auf eine Gewebeunterlage zunächst
eine Grundierung aufgetragen wird, die sodann nach Trocknung durch Deck- und gegebenenfalls
Lackschichten überzogen wird. Um eine brauchbare glatte und füllende Grundierung
zu gewinnen, ist es bisher notwendig, die hierfür verwendete Grundmasse in zahlreichen
einzelnen Auftragsschichten auf die Gewebeunterlage aufzutragen. Als Bindemittel
für die Grundmassen werden bisher Nitrocellulose oder Mischungen aus verseiftem
Öl und organischen Klebstoffen, z. B. Stärkekleister, benutzt.
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Wenn Grundmassen- verwendet werden, die als Bindemittel Nitrocellulose
enthalten, so sind zur Erzielung eines brauchbaren Grundes fünf bis zehn Auftragsschichten
erforderlich. Obwohl die nitrocellulosehaltigen Grundmassen verhältnismäßig raschtrocknen,
so wird doch durch die hohe Zahl der Auftragsschichten viel Zeit und Kosten beansprucht.
Die mit diesen Grundmassen hergestellten Grundierungen sind zwar geschmeidig und
haltbar; sie haben aber den Nachteil, daß ihre Herstellung sehr kostspielig ist
und daß sie eine große Brennbarkeit besitzen. Diese Brennbarkeit kann nur durch
besondere Zusätze auf Kosten der Elastizität herabgesetzt werden. Wenn man dagegen
Grundmassen verwendet, die als Bindemittel eine Mischung von verseiftem
Öl und-organischen Klebstoffen, so z. B. Stärkekleister, enthalten, kommt
man zwar mit einer geringeren Anzahl von Auftragsschichten aus; man hat aber hierbei
den Nachteil, daß sehr lange Trockenzeiten beansprucht werden. Ferner sind hierbei
große Arbeitsräume erforderlich, um die grundierten Gewebe in der Hänge zu trocknen.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß die mit Hilfe von verseiften Ölen und Füllmitteln
hergestellten Grundierungen bei der Alterung sehr stark an Elastizität verlieren.
Infolgedessen können zu den Grundmassen auch keine trocknungsbeschleunigenden Mittel,
wie harzartige Körper oder Sikkative, hinzugesetzt werden, weil diese die Elastizität
der Grundierung noch weiter verringern würden.
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Es wurde nun gefunden, daß sich diese Nachteile der ölhaltigen Grundmassen
beseitigen lassen, wenn man einem an sich bekannten Gemisch aus verseiftem Firnis
und organischen Klebstoffen, so z. B. Stärkekleister sowie Farb- und Füllstoffen,
mit Hilfe einer wäßrigen Methylcelluloselösung eine Chlorkautschuklösung und gegebenenfalls
Weichmacher einverleibt. Es war in keiner Weise vorauszusehen, daß ein solches Gemisch
eine haltbare, homogene Masse ergeben würde, die sich als Grundmasse für die Herstellung
von
Belagstoffen eignen würde. Chlorkautschulelösungen sind im allgemeinen
sehr unverträg-" ]ich, insbesondere nehmen sie nur gering Mengen öligerBestandteile
auf; mit wäßri oder seifenartigen Massen lassen sie sieh nicht vereinigen;-es entstehen
hierbei stets Ausflockungen oder gelartige Körper. Auch mit Methylcellulose, die
bekanntlich nur in Wasser löslich ist, läßt sich Chlorkautschuk nicht ohne weiteres
vereinigen. Uni so mehr ist es überraschend, daß eine Grundmasse aus einem Gemisch
von verseiftem fettem Öl und organischen Klebstoffen sowie Farb- und Füllstoffen
den Zusatz von Chlorkautschuhlösungen verträgt, wenn eine Methylcellu-. loselösung
als Emulgierungsmittel - angewendet wird.
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Durch den Zusatz von Chlorkautschuklösungen zur ölhaltigen Grundmasse
wird erreicht, daß die Grundmasse in viel kürzerer Zeit trocknet und daß sie ferner
verhältnismäßig dick aufgetragen werden kann und infolgedessen finit einer, höchstens
zwei Auftragsschichten die Gewebeunterlage bereits genügend füllt. Der Grundmasse
können noch Weichmacher zugesetzt werden, z. B. Ricinusöl oder Plithalsäureester,
Adipinsäureester u. dgl. Hierdurch wird eine hohe Elastizität und Lagerungsbeständigkeit
der fertigen Kunstledererzeugnisse erzielt. Schließlich wird auch die Brennbarkeit
der Masse und der damit hergestellten Erzeugnisse durch Chlorkautschuk erheblich
herabgesetzt.
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Der Zusatz der Chlorkautschuklösung zu der Grundmasse soll etwa 2o
bis 5ö0% und der Zusatz der Methylcelluloselösung etwa 2 bis 50%o betrafen.
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Die so hergestellten Grundmassen trocknen bei etwa 8o° bereits in
einer halben Stunde genügend durch, so daß weitere Aufträge von Deckmasse oder Lack
in der üblichen Beschaffenheit erfolgen können. Mit Hilfe der Grundmassen gemäß
der Erfindung gelingt es, die Herstellung eines brauchbaren. Kunstleders oder Wachstuches
aus lediglich drei Auftragsschichten,' nämlich Grundierung, Deckschicht und Lack,
auszuführen.
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Durch-die Anwendung der neuen Grundmasse wird also die Herstellung
von Kunstleder und ähnlichen Belagstoffen wesentlich ,vereinfacht und verbilligt.
Die Grundmasse ,selbst ist bedeutend billiger als eine Nitro-,' ellulosegrundmasse,
dagegen nur wenig .'eurer als eine Ölgrundmasse; sie besitzt aber "."vor .-,'der
Ölgrundmasse den Vorzug der ,,wesentlich rascheren Trocknung und grö-@Üeren Füllkraft,
so daß bei ihrer Anwendung Zeit, Arbeitsraum und Arbeitskosten gespart werden.
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Beispiel 7 Gewichtsteile Eisenoxydrot, 27 Gewichtsteile Kaolin und
9 Gewichtsteile Ricinusöl werden mit 17 Gewichtsteilen- Leinölfirnis, der mit 2°%
Ammoniak verseift ist, vermengt. Hierzu werden 27,5 Gewichtsteile einer etwa 70%igen
wäßrigen, alkalischen Stärkemehllösung zugesetzt. In dieses Gemisch rührt man 21/2
Gewichtsteile einer 7%igen wäßrigen Methylcelluloselösung ein. Schließlich werden
22 Gewichtsteile einer 35%igen Lösung von Chlorkautschuk in Toluol unter kräftigem
Rühren zugesetzt.
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Als Zusatz zu den ölhaltigen Grundmassen kommen außer Stärkekleister
auch andere organische Klebstoffe, z. B. Leim, Traganth, Gelatine. in Frage: Zur
Verseifung des Firnisses können an Stelle von Ammoniak auch andere alkalische Mittel
benutzt werden.
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Als' Füll- und Farbstoffe können die in der Kunstledertechnik üblichen
Farbstoffe und Streckungsmittel verwendet =werden,- die auch sonst für ölhaltige
Grundmassen in Frage kommen. Als Lösungsmittel für die Herstellung der Chlorkautschuklösung
können außer Toluol auch andere aromatische Kohlenwasserstoffe benutzt werden.