DE61573C - Verfahren zur Herstellung von Verbund-Hartglas - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Verbund-HartglasInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
KLASSE 32if Glas. S
Die Widerstandsfähigkeit des Glases in Hohlgefäfsen,
Röhren, Vollkörpern u. s. w. sowohl gegen mechanische Angriffe wie gegen die Wirkungen plötzlicher oder ungleichmä'fsiger
Temperaturä'nderungen hängt in hohem Grade ab von den Zuständen relativer Compression
oder Dilatation, in welchen sich die verschiedenen Schichten der Glaswand bezw. des Vollkörpers
unter den Umständen des jeweiligen Gebrauches befinden. Als Regel. gilt hierbei,
dafs Schichten, in welchen die Glasmasse unter der Einwirkung comprimirender Kräfte steht,
sowohl mechanischen Einwirkungen wie auch plötzlicher Erwärmung oder Abkühlung grofsen
Widerstand entgegensetzen, während die gleichen Angriffe, gegen im Dehnungszustand befindliche
Schichten erfolgend, ein Zerreifsen der Glaswand sehr leicht zu Stande bringen.
Die Glastechnik hat den Bedingungen für Festigkeit und Widerstandsfähigkeit der Glasgeräthe
bisher Rechnung getragen ausscbliefslich durch einen Kühlungsprocefs, den die
Glasmasse nach der Formgebung bis zur Abkühlung auf die gewöhnliche Temperatur zu
durchlaufen hat. Man hat dabei entweder:
a) durch verlangsamten Temperaturabfall (Kühlen) möglichst gleichzeitiges Erhärten der
verschiedenen Schichten herbeizuführen und dadurch das Auftreten comprimirter sowohl
wie dilatirter Schichten überhaupt zu verhindern gesucht, oder man hat
b) das bei der Ausarbeitung des Glases von selbst sich ergebende raschere Erstarren der
äufseren Schichten dazu dienen lassen, einen die Haltbarkeit meistens begünstigenden Compressionszuständ
dieser äufseren Schichten zu gewinnen, oder man hat
c) durch absichtlich beschleunigte Abkühlung der äufseren Schichten — bei dem sogenannten
Hartglas —■ eine besonders starke Compression und dadurch gesteigerte Festigkeit dieser Schichten
herbeizuführen gesucht.
Bewufster oder unbewufster Weise waren alle derartigen, durch die Abkühlungsweise erreichten
Veränderungen des Glases der. Regel unterstellt, dafs die später in Erstarrung tretenden
Schichten der Glasmasse infolge ihrer Verbindung mit den vorher erstarrten nach Erreichen
der gewöhnlichen Temperatur stets einer mehr oder minder grofsen Dehnung unterliegen und dadurch ihrerseits die früher
erstarrten in einen entsprechenden Compressionszustand versetzen müssen.
Die gegenwärtige Erfindung geht nun darauf aus, zweckentsprechende Abstufungen von Dehnung
und Verdichtung der Glasschichten, welche bisher nur durch Regelung der Abkühlung
einer in sich homogenen Glasmasse zu erreichen war, in ausgiebigerem Mafse mit
gröfserer Herrschaft über die-Bedingungen des Erfolges und unabhängig von der Art der
Kühlung dadurch zu gewinnen, dafs bei Herstellung von Glasgegenständen zwei oder
mehrere Schichten aus Glas von ungleichem Ausdehnungsvermögen und dementsprechend
auch ungleicher Zusammensetzung mit einander verbunden werden.
Derartig angefertigte Gläser sollen den Namen »Verbund-Hartglas« führen.
Für die Erzielung irgend eines bestimmten Zustandes gleichzeitiger Compression und Dilatation
in dem fertigen Glasgeräth ist bei diesem Verfahren die Richtschnur darin gegeben, dafs
irgend eine Glasschicht, welche gröfseren Ausdehnungscoefficienten besitzt (die also beim
Durchlaufen desselben Temperaturintervalles während der Abkühlung, vom Moment der
Erstarrung an, auch einer stärkeren Zusammenziehung' unterliegt) als eine andere, mit ihr
verschmolzene Schicht durch den Widerstand von Seiten der letzteren in einen Dehnungszustand
gerathen, ihrerseits aber umgekehrt die Schicht von geringerem Ausdehnungscoefficienten
in einen Compressionszustand versetzen mufs.
Für solche Gegenstände, welche Angriffen — Z; B. starken Temperaturveränderungen —
wesentlich nur von einer Seite ausgesetzt sind, reicht die Verbindung von nur zwei Schichten
aus, und zwar wird die Schicht aus Glas von geringeren Ausdehnungscoefficienten nach innen
oder nach aufsen zu legen sein, je nachdem die betreffenden Einwirkungen — etwa starke
und plötzliche Erwärmung — auf der inneren Seite eintreten (wie z. B. bei Wasserstandsröhren,
Lampencylindern u. s. w.) oder auf der äufseren Seite (wie bei Kochgefä'fsen an den
von der heifsen Flamme berührten Theilen).
Handelt es sich aber um Effecte, wie die beim »Hartglase« angestrebten, so wird man
eine Schicht von höherem Ausdehnungscoefficienten beiderseits mit Schichten von geringerem
Ausdehnungscoefficienten bekleiden, wobei es in manchen Fällen vortheilhaft sein
kann, drei,verschiedene Glasflüsse mit einander in Verbindung zu bringen, um freien Spielraum
für die Abgleichung der Dicken dieser Schichten nach den Anforderungen der technischen
Ausführung zu behalten.
Es ist selbstverständlich, dafs die Wirkungen, welche durch den Verbund verschiedener Glasschichten
erzielt werden, auch combinirt werden können mit den Wirkungen eines Kühlprocesses,
dem das Verbundglas unterworfen wird. Es kann also im Besonderen bei Hohlgefäfsen
die angestrebte Verdichtung der äufseren Schicht auch durch beschleunigte Abkühlung
dieser Schicht, sei es in Luft oder in geeigneten Flüssigkeiten, bewirkt werden, während die
Verdichtung der Innenwand durch die ungleiche Zusammenziehung von Glasschichten verschiedenen
Ausdehnungsvermögens erreicht wird. Alle solche Glasgegenstände mit einer gedehnten
Innenschicht und genügend grofsem Unterschied der Ausdehnung der verschiedenen Schichten haben mit dem bisher dargestellten
Hartglas die Eigenschaft gemein, dafs der Bruch, wenn er eintritt,' in Form vollständiger
Zersplitterung des Ganzen erfolgt.
Das Verhältnifs der Dicken der mit einander verbundenen Schichten mufs sich hauptsächlich
nach dem Unterschiede der Ausdehnungscoefficienten der angewendeten Glasflüsse richten.
Wenn dieser Unterschied grofs ist — wenn z. B. der Ausdehnungscoefficient der einen
Schicht denjenigen der anderen um Y3 über- trifft
—, mufs die Schicht von kleinerem Ausdehnungscoefficienten relativ geringe Dicke erhalten
— Y15 bis Y10 der Gesammtdicke —,
damit der beim Erkalten eintretende Spannungszustand nicht zur Selbstzertrümmerung des
Glasgeräthes führe. In dem Mafse dagegen, als die Ausführungscoefficienten der angewendeten
Glasflüsse einander näher liegen, darf das Dickenverhältnifs der verbundenen Schichten
der Gleichheit sich nähern.
Für die Herstellung von Glasflüssen mit gröfserem oder geringerem -Unterschiede der
Ausdehnungscoefficienten ist, unbeschadet der sonstigen an die Beschaffenheit des Glases zu
stellenden Anforderungen, ein weiter Spielraum gegeben durch Veränderungen in der Zusammensetzung
der Glassätze, sei es nur unter veränderter Abstufung des Procentgehaltes derselben
Elemente oder unter Einführung anderer Elemente. Hoher Gehalt von Alkalien bedingt
grofsen Ausdehnungscoefficienten; Verminderung des Procentsatzes der Alkalien, nöthigenfalls
unter Einführung von Borsäure und Thonerde, wirkt stark auf Verkleinerung des Ausdehnungscoefficienten.
Zur Erkennung und Beurtheilung der in verschiedenen Glasflüssen gegebenen Unterschiede
ist aber keineswegs eine Messung der Ausdehnungscoefficienten erforderlich. Für den
praktischen Zweck reicht vielmehr eine im Hüttenbetrieb bequem ausführbare Probe aus,
die darin besteht, dafs man zwei massive, annähernd rechteckige Stücke von ι bis 2 cm
Dicke auf den flachen Seiten in genügend erweichtem Zustand vereinigt, zusammen auszieht
und die Krümmung beobachtet, welche die Lamelle beim Erkalten annimmt. Unter sonst
gleichen Umständen entspricht die stärkere Krümmung stets einem gröfseren Unterschied
der Ausdehnungscoefficienten.
Als Beispiele für die Mischungsverhältnisse der mit einander zu vereinigenden Gläser mögen
folgende dienen:
Beispiel I mit grofsem Ausdehnungsunterschied der Gläser:
A. Gröfsere Ausdehnung.
Zinkoxyd 7,0 pCt.
Calciumoxyd 7,0 -
Natriumoxyd , . 14,0 -
Borsäure 2,0 -
Thonerde ..... 2,5 -
Manganoxyd 0,2 -
Kieselsäure 67,3 -
B. Kleinere Ausdehnung.
Kaliumoxyd 1,3 pCt.
Natriumoxyd.............. 11,0
Borsäure 11,0 -
Thonerde 4,3 -
Calciumoxyd 1,2 -
Kieselsäure 71,2 -
Beispiel II mit geringerem Ausdehnungsunterschied.
A. Gröfsere Ausdehnung:
Nairiumoxyd 13,5 pCt.
Kaliumoxyd · 6,0 -
Calciumoxyd 10,0 -
Kieselsäure 70,5 -
Für Beispiel I ist das Dickenverhältnifs der Schichten A zu B zweckmäfsig zwischen 15:1
und 8 : ι zu halten, für Beispiel II zwischen
10:1 und 3:1.
Das technische Verfahren zur Herstellung des beschriebenen Verbund-Hartglases liegt
durchaus innerhalb der allgemein bekannten und geübten Operationen beim Ausarbeiten
des Glases, sei es vor der Pfeife oder durch Giefsen. Der einzige Unterschied besteht darin,
dafs die successive an die Pfeife zunehmenden, oder beim Giefsen zu vereinigenden Schichten
B. Kleinere Ausdehnung.
Natriumoxyd 12,0 pCt.
Kaliumoxyd 3,0 -
Calciumoxyd 1 5,0 -
Kieselsäure 70,0 -
nicht aus demselben Hafen, sondern aus verschiedenen Häfen zu entnehmen sind.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zur Herstellung von Verbund-Hartglas, darin bestehend, dafs zwei oder mehrere in Häfen einzeln eingeschmolzene Glasflüsse von verschiedenem Ausdehnungscoefficienten durch schichtenweises Aufnehmen mit der Pfeife oder durch Giefsen mit einander verbunden werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE61573C true DE61573C (de) |
Family
ID=335628
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT61573D Expired - Lifetime DE61573C (de) | Verfahren zur Herstellung von Verbund-Hartglas |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE61573C (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE756869C (de) * | 1936-02-21 | 1953-05-11 | American Securit Company | Farbige Wand- oder Verkleidungsplatte aus Glas |
DE3835228A1 (de) * | 1988-10-15 | 1990-04-19 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zum herstellen mehrschichtiger hohlglaskoerper |
DE3843425A1 (de) * | 1988-12-23 | 1990-06-28 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zum maschinellen herstellen von hohlglaskoerpern |
DE3843424A1 (de) * | 1988-12-23 | 1990-07-19 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zur mechanischen herstellung von behaeltern aus einem geschichteten glasschlauch |
-
0
- DE DENDAT61573D patent/DE61573C/de not_active Expired - Lifetime
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE756869C (de) * | 1936-02-21 | 1953-05-11 | American Securit Company | Farbige Wand- oder Verkleidungsplatte aus Glas |
DE3835228A1 (de) * | 1988-10-15 | 1990-04-19 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zum herstellen mehrschichtiger hohlglaskoerper |
DE3843425A1 (de) * | 1988-12-23 | 1990-06-28 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zum maschinellen herstellen von hohlglaskoerpern |
DE3843424A1 (de) * | 1988-12-23 | 1990-07-19 | Schott Glaswerke | Verfahren und vorrichtung zur mechanischen herstellung von behaeltern aus einem geschichteten glasschlauch |
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