-
Verfahren zur Herstellung saugfähiger Papiere und Kartons Es ist bekannt,
saugfähige Papiere aus Pflanzenfasern, wie Baumwolle, Zellstoff und andere, in reinem
Zustand oder unter Beimischung von Holzschliff, auch mit undohne Zusätze von Mineralien
herzustellen.
-
Z. B. geben Baumwoll- und Zellstoffasern infolge ihrer natürlichen
Gestaltung bei Verarbeitung in ganzer Länge oder geteilt dem daraus gebildeten Faserfilz
gute kapillare Eigenschaften und somit die gewünschte Saugfähigkeit. Dabei ist der
bei Teilung der Fasern durch Mahlen erzielte Mahlungsgrad von ausschlaggebender
Bedeutung, d. h. beim Mahlen muß die Faserstruktur erhalten bleiben. Ein Zerstören
der Faserstruktur führt zur Schleimbildung, die in einem Faserfilz. die Saugfähigkeit
verringert, sogar aufheben kann.
-
Da Erzeugnisse aus nur Baumwolle und Zellstoff teuer sind, ist man
dazu übergegangen, durch Zusätze von Holzschliff den Preis zu verbilligen, verminderte
aber dadurch die Saugfähigkeit bis zur Unbrauchbarkeit. Es ist deshalb vorgeschlagen
worden, Schilf und Gräser aller Art nach vorausgegangener Dämpfung in einem Holländer
schonend zu zerlegen und die durch ,Einwirkung von Wärme gelösten Inkrusten von
den Fasern durch Waschen zu beseitigen, um einen saugfähigen Papierstoff zu erhalten.
Der Erfolg scheiterte aber durch die Unwirtschaftlichkeit des Verfahrens.
-
Es ist .andererseits auch bekanntgeworden, Holzschliff und auf andere
Art mechanisch aufgeschlossenes Holz durch Waschen von dem Faserschleim und den
Fasertrümmern zu befreien. Der dadurch erhaltene Holzfaserstoff hat ein lockeres,
voluminöses und watteartiges Gefüge. Solche Eigenschaften sind für viele Erzeugnisse
außerhalb der Papier- und Kartonherstellung gesucht worden. Dieser Holzfaserstoff
ist daher in Watteform als Filz, ferner als Streumittel, als Mittel zum Aufsaugen
von Flüssigkeiten und als Preßmasse für Isolationsmittel, nicht aber als Zusatzmittel
für den Rohstoffbrei zur Herstellung von Papieren und Kartons verwendet worden.
Diese Erkenntnis war nicht bekannt. Die Entwicklung des Holzfaserstoffwaschverfahrens
brachte wertvolle Gesichtspunkte für die Herstellung von Holzfaserstoff als Mischmaterial
für Papier und Karton wegen der dem ausgewaschenen Holzfaserstoff inne= wohnenden
Eigenschaft hoher Saugfähigkeit.
-
Bei der Herstellung von Holzschliff =ist die Zertrümmerung der Holzfasern
unvermeidlich und wächst der Anteil von Faserschleim mit der Feinheit des mechanischen
Aufschlusses,
d. h. mit dem Mahlungsgrad. Dieser Holzschliff enthält
aber `auch grobe Fasern, Faserbündel und Splitter, die für Papiere, Pappen u. dgl.
unerwünscht sind. Deshalb wird der Holzschliff stets durch Sortieren in Gruppen
verschiedener Faserlängen zerlegt.
-
Jede dieser Gruppen @erithält Faserschleim und Fasertrümmer - den
sog. Kittstoff -, im besonderen Maße alle die für .eine Papierblattbüdung geeigneten
Gruppen der feinen und feinsten Sortierung. Der Kittstoff vermindert die Saugfähigkeit
des Papierblattes, hebt dieselbe unter Umständen gänzlich auf. Mit dem Wachsen des
Anteiles von Holzschliff in Gemischen mit Baumwoll- oder Zellstoffasern schwindet
die Saugfähigkeit des daraus gebildeten Papierblattes, dagegen wird aber der vielfach
geforderte Klang und die Steifigkeix erhöht.
-
Verbesserungen der Saugfähigkeit durch Zusätze von Mineralien, wie
Kaolin, Blankfix und andere, bringen den Nachteil größerer spezifischer Gewichte,
Verminderung der Griffigkeit (Stärke flächengleicher Gegenstände) und Zersetzungsgefahr
vieler Druckfarben.
-
Das Verfahren gemäß der Erfindung beruht darauf, dem Rohstoffbrei
für die Papier-und Kartonherstellung Holzfaserstoff feiner und feinster Sortierung
zuzusetzen, der in bekannter Weise durch Waschen des zweckentsprechend sortierten
Holzstoffes erhalten wird, wobei die Holzfasern vom Faserschleim restlos und von
den feinsten Fasertrümmern je nach Art der Waschung befreit sind. Durch einen solchen
Zusatz wird es möglich, dem Papierblatt die für jeden gewünschten Grad der Saugfähigkeit
erforderliche kapillare Wirkung unabhängig vom -Volumen sowie ohne Einbuße von Klang,
Steifigkeit, Durchsicht und Beschaffenheit der Oberfläche zu geben. Die fortgeschrittene
Drucktechnik fordert von Papier und Karton außer -einer gut-en bis vollkommen geschlossenen
Oberfläche (Glätte) und der für die Papierführung notwendigen Steifi;gkeit, einen
zum raschen Wegschlagen der Druckfarbe -und zur Erzielung wirkungsvoller Drucke
bestimmten Grad von Saugfähigkeit. Dieser wird nach dem neuen Verfahren durch Zusatz
des vorher beschriebenen besonderen Holzfaserstoffes auf billige Weise auch bei
stark holzhaltigen Papieren erreicht.
-
Sollen Papiere mit großem Saugvermögen, beispielsweise Lösch-, Filter-
oder ähnliche Papiere, zur Herstellung gelangen, dann ist dem Rohstoffbrei aus Baumwoll-,
Zellstoff-und anderen Fasern nur ausgewaschener Holzfaserstoff geeigneter Sortierung
zuzusetzen. Die Festigkeit solcher Papiere ist jedoch gering.
-
Bei Papieren, Karton u. dgl., die . zur Weiterverarbeitung seine größere
bestimmte Festigkeit, jedoch noch eine hohe Saugfähigkeit besitzen müssen, wie sie
beispielsweise bei Druckpapieren erforderlich ist, wird gemäß der Erfindung die
gewünschte Saugfähigkeit durch Zugabe nur einer gewissen Menge von ausgewaschenem
Holzfaserstoff zu dem Papierbrei., welch letzterer aus Zellstoff und selbst Holzschliff
besteht, erzielt.