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Verfähren zum Ausstoßen von leicht verderblichen Fruchtsäften, Süßmosten
Unvergorene Fruchtsäfte, sog. Süßmoste, auch aus Trauben, werden nach einem bekannten
Verfahren frisch von der Kelter weg,. z. B. durch Imprägnierpumpen, auf etwa 8 atü
Kohlensäuredruck gespannt und unter diesem Druck in Druckbehältern eingelagert.
Unter diesen Verhältnissen halten sich die unvergorenen Fruchtsäfte, und eine Gärung
tritt nicht ein.
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Vor dem Versand ist es erforderlich, die Säfte zu entspannen; die
letzteren sind nach wie vor keimhaltig und müssen daher bisher vor der Umfüllung
in z. B. steril gemachte Fässer, Flaschen oder andere Transport- bzw. Ausschankgefäße
entkeimt werden, was z. B. in bekannter Weise durch Entkeimungsfiltration oder durch
Pasteurisation geschieht.
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Diese Verfahren führen selbst bei größter Sauberkeit und Vorsicht
nicht immer zu einer genügenden Entkeimung, und in vielen Fällen geraten die abgefüllten
Fruchtsäfte trotz einwandfreier vorheriger Lagerung noch vor dem Verbrauch in Gärung
und verderben. Außerdem ist mit den beiden hier erwähnten üblichen Verfahren eine
Qualitätsminderung der Säfte verbunden; durch zu scharfe wiederholte Filtration,
im besonderen durch die Entkeimungsfiltration, werden wertvolle Geschmacks-, Vollmundigkeits-,
Aromastoffe u. dgl. zurückgehalten, wodurch die Saftqualität wesentlich herabgesetzt
wird. Die Pasteurisation bringt die bekannten Nachteile mit sich.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Ausstoßen der leicht
verderblichen Fruchtsäfte, Süßmoste. Das Hauptmerkmal des Verfahrens besteht darin,
daß der Zustand der Säfte im Lagerbehälter, bei dem die Mikroorganismen durch den
Kohlensäuredruck an der Entwicklung gehindert werden, während des Transportes in
. einfacher Weise dadurch erhalten bleibt, daß die Transportgefäße unter Kohlensäurehochdruck
gesetzt werden; da nun aber beim Ausschank aus solchen unter Kohlensäurehochdruck
stehenden Behältern eine unerwünschte hohe Schaumbildung eintreten muß, wird zu
dem bekannten Mittel der Entspannungsgefäße gegriffen, mit deren Hilfe stark schäumende
Getränke, z. B. Weißbier oder Sekt, schon verzapft werden.
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Für leicht verderbliche Fruchtsäfte, Süßmoste ergeben diese beiden
Maßnahmen eine vereinfachte und billige Handhabung.
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Es kommen die bisher notwendigen, teuren und umständlichen Maßnahmen
zur Entkeimung der Fruchtsäfte bei dem vorliegenden Verfahren in Fortfall, und da
die Säfte bis zum Verbrauch keine irgendwie schädliche Behandlung durchmachen, bleibt
ihre Qualität in vollem Umfange erhalten.
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Es sei darauf hingewiesen, daß man das vorliegende Verfahren auch
auf die Säfte anwenden kann, die nicht nach dem Hochdruckkohlensäureverfahren, sondern
z. B. nach dem Entkeimungsfilterverfahren oder auch dem Pasteurisierverfahren eingelagert
werden. In diesen Fällen haben also die Säfte den einerwünschten Prozeß des Entkeimens
vor der Einlagerung durchgemacht, und es mußte dieser Prozeß bei der Umfüllung auf
Transportfässer zum zweiten Male vorgenommen werden, was bezüglich der Qualität
der Säfte sehr unerwünscht ist.
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Es besteht jetzt die Möglichkeit, vom Augenblick der Entleerung der
Lagertanks ab zu
dem neuen Verfahren überzugehen, indem die Säfte
auf etwa 8 atü Kohlensäurehochdruck gespannt und in die Drucktransportgefäße gefüllt
werden.
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Die Abb. i bis 4 zeigen beispielsweise und schematisiert zur Durchführung
des Verfahrens geeignete Entspannungsgefäße, wobei' darauf hingewiesen wird, daß
diese hier nicht unter Schutz gestellt werden.
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Abb. i stellt einen Entspannungskessel im Vertikalschnitt und Abb.2
den gleichen Entspannungskessel in der Schnittlinie A-A der Abb. x im Horizontalschnitt
dar.
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Der Entspannungskessel besteht aus einem zylindrischen, unten konischen
Gefäß i mit Ablaßhahn 2 für die entspannte Flüssigkeit und einem gasdicht aufgeschraubten
Deckel3 mit Druckablaß 4; die Verschraubung des Deckels 3 mit dem Gefäß i ist mit
5 und die Dichtung mit 6 bezeichnet. Das Gefäß i besitzt einen Stutzen 7 mit Gewinde
8, durch den ein Rohr 9 in das Gefäßinnere eingeführt ist. Das Rohr 9 ist mit Hilfe
der Überwurfmutter =o und der Packung =i gasdicht in dem Stutzen 7 befestigt. Das
Röhrchen 9 steht in Verbindung mit dem nicht dargestellten Hochdruckbehälter. In
die Wand des Gefäßes i ist ein tiefes Kordelgewinde 12 geschnitten, auf das bei
13 das Röhrchen 9 trifft. Der nicht von dem Kordelgewinde i2 umschlossene Raum 14
des Gefäßes i kann z. B. mit Raschigringen gefüllt sein.
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Die Arbeitsweise der Einrichtung ist folgende Bei geschlossenem Hahn
2 und auf die gewünschte Druckentlastung eingestelltem Druckablaß 4 läßt man aus
dem Hochdruckbehälter die Flüssigkeit durch das Röhrchen 9 dem Entspannungsgefäß
i zuströmen; die Flüssigkeit wird durch das Kordelgewinde 12 zu einer gewissen Stromrichtung
gezwungen, und gleichzeitig bildet sich eine große Flüssigkeitsoberfläche. Die Flüssigkeit
gibt so lange das Druckgas ab, bis sich das Entspannungssystem auf den am Druckablaß
eingestellten Druck, z. B. von x/2 atü, eingestellt hat oder ganz entlastet ist.
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Wenn das Entspannungsgefäß i genügend gefüllt ist, wird die Verbindung
mit dem Hochdruckbehälter unterbrochen, und die in richtiger Weise entspannte Flüssigkeit
ist nunmehr zur direkten Entnahme durch den Hahn 2 vorbereitet.
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Abb.3 stellt einen anderen Entspannungskessel im Vertikalschnitt dar.
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Der Entspannungskessel besteht aus dem langgestreckten, unten konisch
verlaufenden Gefäß 15 mit Ablaßhahn 16 für die entspannte Flüssigkeit und einem
gasdicht aufgeschraubten Deckel 17 mit Druckablaß 18. Ein großer Teil des Gefäßes
15 ist mit Raschigringen 19 gefüllt. Oberhalb der Raschigringfüllung mündet in das
Gefäß 15 eine die Verbindung mit dem nicht dargestellten Hochdruckgefäß herstellende
Rohrleitung 2.o mit einer Brause 2i zum Zerstäuben der Flüssigkeit. Unter dem Deckel
17 sind Siebe oder Filter 22 zum Zurückhalten von Schaum vorgesehen.
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Durch die große Oberflache der Raschigringe wird eine besonders schnelle
Entspannung der Flüssigkeit erreicht.
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Im übrigen ist die Arbeitsweise der Apparatur die gleiche wie die
der Einrichtung nach den Abb. 1 und 2.
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An Stelle der Raschigringe kann jedes andere geeignete Material mit
großer Oberfläche, wie geköznte Kieselsäure u. dgl., Verwendung finden.
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Auch Prallbleche wie überhaupt jede andere geeignete Vorrichtung zum
Vergrößern der Fljissigkeitsoberfläche- sind zur Anwendung in der Apparatur brauchbar.
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Abb.4 zeigt einen weiteren Entspannungskessel im Vertikalschnitt.
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Der Entspannungskessel ist als einfaches, langgestrecktes, glattwandiges,
unten konisch verlaufendes Gefäß 23 mit Ablaßhahn 29. für die entspannte Flüssigkeit
und einem gasicht aufgeschraubten dachförmig ausgebildetem Dekkel 24 mit- Druckablaß
28 ausgebildet. In das Gefäß 23 mündet eine die Verbindung mit dem nicht dargestellten
Hochdruckgefäß herstellende Rohrleitung 25 mit einer Brause (Düsen) 26 zum Zerstäuben
der Flüssigkeit. Die Zerstäubung erfolgt nach oben gegen die Wandungen des Gefäßes
23 und des Deckels 24; die entgaste Flüssigkeit sammelt sich, unten in dem konischen
Teil des Gefäßes 23. Ein Sieb, Filter o. dgl. 27 verhindert das Ausspritzen von
zerstäubter Flüssigkeit durch den Druckablaß 28.
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Es sei darauf hingewiesen, daß evtl. ohne Schließung des Ablasses
für die entspannte Flüssigkeit bei offener Verbindung mit dem Hochdruckbehälter
abgefüllt werden kann, wobei man das Entspannungsgefäß sich nicht erst füllen läßt.