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Verfahren zum Gerben tierischer Häute und Felle In dem Hauptpatent
598 300 wurde ein Verfahren zum Gerben tierischer Häute beschrieben, dessen
Kennzeichen darin bestand, daB den Gerbbrühen zwecks Beschleunigung des Gerbprozesses
ausreichende Mengen solcher wasserlöslichen, an sich nicht gerbenden hochmolekularen
Sulfonsäuren oder ihrer Salze zugesetzt werden, die aus Fetten, Ölen oder Fettsäuren
allein oder aus deren Gemischen mit anderen kondensierbaren Verbindungen, wie aromatischen
Kohlenwasserstoffen oder deren Derivaten sowie Alkoholen, Ketonen, Lactonen oder
Carbonsäureanhydriden bzw. -chloriden, durch intensive Sulfonierungs- bzw. Kondensationsmittel
erhältlich sind.
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Es wurde nun gefunden, daB die Sulfonate des Hauptpatentes mit Erfolg
durch die entsprechenden halogensubstituierten Derivate ersetzt werden können. Die
Herstellung dieser erfolgt entweder unmittelbar durch Sulfonierung der entsprechenden
halogenierten Fettstoffe oder deren Gemische mit gegebenenfalls halogenhaltigen
kondensierbaren Zusätzen oder auf besonders einfache und billige Weise nach dem
im Patent 564 758 beschriebenen Verfahren. Hiernach werden unter anderem nichthalogenierte
Neutralfette oder Fettsäuren, gegebenenfalls zusammen mit kondensierbaren Zusätzen,
mit Schwefelsäurehalogenhydrinen in Gegenwart geeigneter Halogenüberträger, wie
z. B. Mangandioxyd, behandelt und die so entstandenen Sulfonierungsprodukte wahlweise
gereinigt und gegebenenfalls ganz oder teilweise neutralisiert.
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Diese Sulfonate enthalten zwar in ungereinigter Form kleine, durch
Nebenreaktion bedingte Mengen gerbstoffartiger Verunreinigungen, sie sind aber nicht
imstande, allein tierische Haut in Leder überzuführen. Zusätze dieser halogensubstituierten
Sulfonsäuren bzw. ihrer Salze bei der vegetabilischen Gerbung, bei der Mineralgerbung,
der Fettgerbung und bei kombinierten Gerbungen gestatten eine wesentliche Erleichterung
der Gerbprozesse und bedingen eine Verbesserung der OOualität der Leder. Insbesondere
befördern sie das Eindringen der natürlichen Gerbstoffe. Sie wirken als Aktivatoren
und Beschleuniger des Gerbprozesses. Die Gerbung kann im besonderen in der Unterlederfabrikation
mit konzentrierteren Brühen als sonst üblich begonnen werden, und der Übergang
von
verdünnten Gerblösungen zu konzentrierten erfolgt viel schneller, ohne daß Totgerbung
die Folge ist. Auch wirken die halogenierten Sulfonate noch stärker konservierend
auf die Gerbbrühen als die entsprechenden nicht halogensubstituierten Verbindungen.
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Einige Beispiele sollen das Verfahren der vorliegenden Erfindung näher
erläutern. Beispiel i Ölsäure oder Ölsäureglycerid (z.B. Klauenöl oder Olivenöl)
wird bis zur Aufnahme von 2 Chloratomen pro Mol Fettsäure chloriert und nunmehr
mit i5o bis 200 % Chlorsulfonsäure oder rauchender Schwefelsäure mit 20 % SO, unter
Anwendung von Sulfonierungstemperaturen von 5 bis io° C, gegebenenfalls in Gegenwart
der gleichen Menge Tetrachlorkohlenstoff als Verdünnungsmittel, sulfoniert. Nach
beendeter Reaktion wird die Sulfonsäure in 3/4 ihres Gewichts an Eiswasser eingetragen
und unter guter Kühlung mit Natronlauge bis zur schwach sauren Reaktion neutralisiert.
Das Verdünnungsmittel kann gegebenenfalls im Vakuum abdestilliert werden. Von etwa
ausgeschiedenen anorganischen Salzen kann die konzentrierte S.ulfonatlösung nach
mehrtägigem Stehen dekantiert werden.
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Das so gewonnene Sulfonat kann nach Beispiel I oder IV des Hauptpatentes
zur Gerbung von: lohgarem Unterleder oder von Reptilienleder Anwendung finden.
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Beispiel 2 Molare Mengen der vorerwähnten chlorierten Ölsäure und
o-Chlorbenzol werden gemischt und mit 2 bis 3 Molen Chlorsulfonsäure bei
25' C unter guter Kühlung und Rührung innerhalb von 6 Stunden kondensiert
und sulfoniert. Nach beendeter Reaktion wird die Sulfonsäure mit 3/4 ihres Gewichts
an Eiswasser aufgenommen. Man kann auch von nichtchlorierter Ölsäure ausgehen und
entsprechend dem Verfahren des Patentes 564758 in Gegenwart von Halogenüberträgern
mit Chlorsulfonsäure behandeln.
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Ein ähnlich wirkendes Erzeugnis wird erhalten, wenn man i Mol Chlorölsäurechlorid
unter Mitverwendung von wasserfreiem Aluminiumchlorid mit 6 Molen Benzol zu dem
entsprechenden Phenon kondensiert und dieses nun mit 4 Molen rauchender Schwefelsäure
(7 % Anhydrid) sulfoniert. Auch kann an Stelle des Benzols Chlorbenzol benutzt werden.
Das so gewonnene Erzeugnis eignet sich in Form der schwach sauer eingestellten Natrium-
oder Kaliumverbindung vorzüglich zur Herstellung von hellfarbigen Unterledern nach
Beispiel 1 des Hauptpatentes. Beispiel 3 ioo Gewichtsteile chloriertes Rizinusöl
werden mit 4o bis 6o Gewichtsteilen Essigsäureanhydrid oder des technischen Gemisches
von Butyrolacton und Valerolacton gemischt und hierauf mit ioo bis i2o Gewichtsteilen
Chlorsulfonsäure oder einem Gemisch aus 14o Gewichtsteilen Oleum (45 % S 03) und
45 Gewichtsteilen Kochsalz bei 25 bis 30° C behandelt. Nach beendeter Reaktion wird
die Sulfonsäure in 3/4 ihres Gewichtes an 2o%iger Kochsalzlösung eingetragen, worauf
sich innerhalb weniger Stunden eine saure Salzlösung absetzt. Diese wird abgezogen,
und dann wird die Sulfonsäure unter Kühlung mit Natronlauge neutralisiert, bis eine
PH von 5,5 erreicht ist. An Stelle des Essigsäureanhydrides kann auch Trichloracetylchlorid
Verwendung finden.
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Die so gewonnenen Sulfonate finden in der Gerbung von Chrom- oder
Rindboxledern oder in der Pelzgerbung entsprechend den Beispielen II und V des Hauptpatentes
Verwendung.
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Beispiel 4 3o Gewichtsteile chloriertes Klauenöl werden mit io Gewichtsteilen
Cyclohexanon vermischt und mit 2o Gewichtsteilen Chlorsulfonsäure bei Temperaturen
von g bis io° C sulfoniert. Nach beendeter Reaktion wird die Sulfonsäure in schon
beschriebener Weise mit Eiswasser behandelt und schließlich auf ein schwach saures
Natronöl eingestellt. An Stelle des Klauenöles kann gegebenenfalls auch ein Wollolein
benutzt werden.
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Die so gewonnenen Erzeugnisse eignen sich zur Herstellung von sämischgaren
Schaffleischspalten entsprechend Beispiel III des Hauptpatentes.