DE60223695T2 - Aminosäure-modulierte dosierform mit verlängerter freisetzung - Google Patents

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Description

  • Gebiet der Erfindung
  • Die Erfindung betrifft eine Oraltablette, die pharmazeutisch wirksame Verbindungen enthält. Besonders brauchbar ist die Erfindung bei der Erzeugung einer kontrollierten Medikamentenfreisetzung und zur einfachen Herstellung von Tabletten. Insbesondere geht es bei der Erfindung um Tabletten eines Medikaments mit einem minimalem "Stoßeffekt" und einem stärker linearen Medikamentenfreisetzungsprofil über einen längeren Zeitraum.
  • Hintergrund der Erfindung
  • Bei herkömmlichen Matrixsystemen für die anhaltende Freisetzung ist das Medikament in eine Matrix inkorporiert, die aus entweder hydrophoben oder hydrophilen Materialien wie Polymeren besteht. Der vorherrschende Mechanismus für die Medikamentenfreisetzung aus solchen Systemen ist die Diffusion. Das führt zu gekrümmten Freisetzungsprofilen, die durch die Quadratwurzel der Zeitkinetik beschrieben werden können. Solche Freisetzungsprofile sind durch eine rasche anfängliche Freisetzung gekennzeichnet, der ein allmählicher Rückgang in der Freisetzungsgeschwindigkeit folgt. Dies führt zu einem längeren "Abflauen" in der Endphase. Dieses "Abflauen" ist oft von einer unvollständigen Auflösung begleitet. Darüber hinaus gibt es typischerweise eine schnelle anfängliche Freisetzung, die als "Stoßeffekt" bezeichnet wird. Dies wird der schnellen anfänglichen Benetzung und Auflösung des Medikaments auf der Oberfläche der Dosierungsform zugeschrieben. Dieser Typ des gekrümmten Freisetzungsprofils kann ein Nachteil bei Medikamenten sein, die über einen längeren Zeitraum mit kontrollierter oder konstanter Geschwindigkeit im ganzen Magen-Darm-Trakt absorbiert werden sollen. Genauer gesagt nimmt die für die Absorption verfügbare Menge des Medikaments über den Zeitraum der Medikamentenfreisetzung stetig ab. Dies kann im Vergleich zu einer Dosierungsform, die über einen längeren Zeitraum ein stärker lineares Medikamentenfreisetzungsprofil hat, eine häufigere Dosierung erforderlich machen. Jedoch sieht man sogar bei Formulierungen, die ein Freisetzungsprofil von nahezu nullter Ordnung haben, häufiger Stoßeffekte. Man kann davon ausgehen, dass der Stoßeffekt besonders problematisch wird, wenn die Medikamentenbeschickung zunimmt, weil dann als natürliche Folgerung auch die Konzentration des Medikaments an der Tablettenoberfläche ansteigt.
  • Man hat verschiedene Ansätze gewählt, um den natürlichen Diffusionsprozessen entgegenzuwirken, die den Stofftransport aus komprimierten Tabletten in die umgebenden wässerigen Lösungsmedien steuern, und den Stoßeffekt zu beschränken. Insbesondere wurden verschiedene Verfahren entwickelt, um die so genannte kontrollierte Freisetzung "nullter Ordnung" oder konstante Freisetzungsgeschwindigkeiten und etwa lineare Freisetzungsprofile zu erreichen. Diese Ansätze umfassen geometrische Veränderungen der Tablette, was dazu führt, dass die für die Medikamentendiffusion verfügbare Oberfläche entsprechend gesteuert werden kann. Andere Beispiele umfassen die Verwendung von Tabletten mit mehreren Schichten, osmotischen Pumpen sowie von beschichteten Tabletten in Form von Pasteten und Halbkugeln mit strategisch positionierten unbeschichteten Teilen der Oberfläche.
  • Viele der vorstehend genannten Systeme sind sehr nützlich, doch sie haben insofern Nachteile, als sie relativ kostspielig und kompliziert in der Herstellung sind, so dass oft mehrere Herstellungsschritte und Spezialausrüstung erforderlich sind.
  • Außerdem neigen osmotische Pumpsysteme und Systeme mit mehreren Schichten dazu, das Medikament linear nur bis zu etwa 85% der gesamten Medikamentenbeschickung abzugeben. Anschließend geht die Abgabe drastisch zurück. Im Falle oraler osmotischer Systeme kann dieser Effekt der Erschöpfung der Reservoirvorrichtung und dem Verlust an osmotischem Druck zugeschrieben werden. Auch sind die vorstehenden Vorrichtungen von begrenzter Brauchbarkeit für die kontrollierte Abgabe größerer Dosen des Medikaments, beispielsweise mehr als 600 mg, insbesondere wenn das Medikament relativ wasserlöslich ist. In solchen Fällen hoher Medikamentenbeschickung ist die Zugabe eines absoluten Minimums eines die Geschwindigkeit steuernden Arzneimittelträgers nötig, um eine Tablettengröße zu erreichen, die noch bequem geschluckt werden kann. Außerdem beschränkt die Notwendigkeit, relativ große Mengen osmotischer Mittel und/oder hydrophiler aufquellender Polymerschichten, die die Geschwindigkeit steuern, zuzusetzen, die in solchen Systemen erreichbare maximale Medikamentenbeschickung erheblich.
  • Daher besteht Bedarf an einer einfachen monolithischen Matrixtablette, die ungeachtet der Medikamentenlöslichkeit eine hohe Medikamentenbeschickung so abgeben kann, dass eine Freisetzungskinetik von etwa nullter Ordnung erreicht wird.
  • In den letzten Jahren ist der Wert von Systemen auf der Grundlage hydrophiler Polymere, die die kontrollierte Freisetzung einsetzen, durch die Veröffentlichung verschiedener Patente und Forschungsartikel zunehmend nachgewiesen worden. Infield et al. beschreiben in US-A-5,393,765 eine hydrophile, erodierfähige monolithische Tablettenformulierung, die nahe an eine Medikamentenfreisetzung nullter Ordnung herankommt. Diese basiert auf Hydroxypro pylmethylcellulose und verschiedenen die Erosion verbessernden Arzneimittelträgern wie Lactose und oberflächenaktiven Mitteln wie Pluronic®. Diese Bestandteile werden mit einem Medikament in Form einer Matrix gemischt und anschließend tablettiert. Wenn man sie einnimmt, bildet die Matrix von Infield et al. zwei Schichten, eine äußere Schicht aus einer hydratisierten Matrix und eine innere Schicht aus einer unveränderten Matrix.
  • Halbsynthetische Cellulosederivate haben zwar verbreitet Verwendung in Formulierungen für die kontrollierte Freisetzung gefunden, doch in oralen Systemen mit kontrollierter Freisetzung sind auch verschiedene Arzneimittelträger auf Polysaccharidbasis eingesetzt worden. Polysaccharide, die als Arzneimittelträger für die kontrollierte Freisetzung verwendet wurden und entweder allein oder in Kombination mit anderen Arzneimittelträgern zum Einsatz kamen, umfassen Chitosan, Alginsäure, Carragheen, Scleroglucan und modifizierte Stärkeprodukte.
  • Xanthangummi, ein halbsynthetisches Polysaccharid bakteriellen Ursprungs hat ebenfalls häufig Aufmerksamkeit als Material für die kontrollierte Freisetzung auf sich gezogen. So ist das Potential von Xanthangummi allein bewertet worden. Auch wurden verschiedene Studien über Xanthangummi in Kombination mit Alginsäure oder Guar Gum durchgeführt. Baichwal et al., US-A-4,994,276 , 5,128,143 , und Staniforth et al., US-A-5,135,757 , offenbaren Arzneimittelträgersysteme für die kontrollierte Freisetzung, in denen Xanthangummi und ein synergistisch interagierendes Polysaccharid wie Johannisbrotgummi oder Guar Gum zusammen mit sekundären und tertiären Komponenten wie Sacchariden oder anderen hydrophilen Polymeren verwendet werden. In diesen Patenten wird spekuliert, dass eine synergistische Wechselwirkung zwischen Xanthan und dem Polysaccharidgummi stattfindet, die zu erhöhter Viskosität und Gelfestigkeit führt. Auf der Grundlage ähnlicher Prinzipien einer synergistischen Wechselwirkung zwischen Xanthan und einem Gummi offenbaren Baichwal et al. in US-A-5,455,046 eine Depotdosierungsform, die für unlösliche Medikamente wie Nifedipin geeignet ist, indem sie vernetzte Heteropolysaccharide und Polysaccharide verwenden.
  • Guar, ein natürliches Galactomannan, das aus den Samen von Cyanopsis tetragonolobus gewonnen wird, hat als Sprengmittel und Bindemittel für Tabletten sowie als Suspendier-, Eindickungs- und Stabilisierungsmittel für flüssige und halbfeste Produkte Anwendung in der Pharmaindustrie gefunden. Guar Gum ist auch in einigen Formulierungen für die verlängerte Freisetzung eingesetzt worden. Außerdem hat man Kombinationen von Xanthangummi und Guar Gum umfassend studiert. Die Studien deuten darauf hin, dass in bestimmten Fällen dem Guar Gum große Mengen an Hydroxypropylmethylcellulose zugesetzt werden mussten, um annehmbare Depotformulierungen zu erhalten. Altaf et al. (1998) und Yu et al. (1998) haben Artikel über Depotformulierungen auf Guar Gum-Basis veröffentlicht. Diese enthielten Diltiazem, das sich sowohl in vitro als auch in vivo als einem handelsüblichen Produkt (Dilacor XR®) gleichwertig erwies. Jedoch erreichte keine dieser beiden Zubereitungen ein Freisetzungsprofil von überwiegend nullter Ordnung. Khurts offenbart in US-A-5,292,518 Formulierungen für die verlängerte Freisetzung, die aus einer gelbildenden diätetischen Faser wie Guar Gum, einem Medikament, einem Mineralsalz, das bei Einnahme ein physiologisch verträgliches Gas freisetzt, Sprengmitteln und Bindemitteln besteht. Gegebenenfalls können organische Säuren wie Maleinsäure und Citronensäure mitverwendet werden, um den Abbau zusätzlich zu unterstützen.
  • Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Guar Gum im Dickdarm des Menschen wirksam enzymatisch abgebaut wird. Deshalb wurde es als Träger für die colonspezifische Medikamentenabgabe verwendet. Es wurde berichtet, dass die Modifizierung von Guar Gum mit Borax oder Glutaraldehyd ein effektiver Weg ist, vernetzte Polymere mit begrenztem Quellpotential und erhöhter Viskosität herzustellen. Das begrenzte Aufquellen und die erhöhte Viskosität erhöhen angeblich das Potential für die Polymermatrix, intakt zu bleiben und ein Minimum des Medikaments freizusetzen, bis der Dickdarm erreicht ist. Friend und Wong, US-A-5,811,388 , offenbaren eine einfache Formulierung, die aus einem für die Behandlung von Dickdarmstörungen geeigneten Medikament oder einem Peptidmedikament, das vom Dickdarm absorbiert werden kann, sowie einem aus höheren Pflanzen, vorzugsweise Guar Gum erhältlichen Hydrokolloidgummi besteht. Die Autoren erwähnen die mögliche Mitverwendung zahlreicher Substanzen, die dazu dienen können, ein Peptid- oder Proteinmedikament zu stabilisieren, oder das Durchdringen der Magen-Darm-Membranen durch das Medikament und dessen Absorption erleichtern können.
  • Aminosäuren wie Glycin finden regelmäßige Anwendung als Weichmacher in Polymerfilmbeschichtungen, als Puffermittel und Arzneimittelträger, die zur Stabilisierung und Formulierung lyophilisierter Produkte, Injektionen, Nasentropfen und oralen Lösungen verwendet werden. Beispielsweise ist DL-Leucin als hydrophiles Schmiermittel verwendet worden. Ibsen, US-A-5,288,500 , offenbart die mögliche Verwendung von Aminosäuren in Kombination mit hydrophilen Polymeren, um das Aufquellen zu beschleunigen und damit die Körnigkeit und den Geschmack von Granulatformulierungen zu maskieren, die vor der Einnahme rasch in Wasser dispergiert werden müssen. Adesunloye, US-A-5,874,106 , offenbart, dass Aminosäuren in Kombination mit Carbonsäuren wie Citronensäure die Vernetzung in Gelatinekapseln verhindern. Schließlich beschreiben Thombre et al., US-A-5,697,922 , eine osmotische Vorrichtung, in der Substanzen zur Einstellung der Löslichkeit, die gleichzeitig als Osmosemittel dienen können, zu beschichteten Makroteilchen verarbeitet werden können. Diese die Löslichkeit einstellenden Substanzen können ionische Substanzen, Salze, oberflächeaktive Mittel oder Aminosäuren umfassen.
  • Obwohl die bestehenden Zubereitungen als Dosierungsformen brauchbar sind, sind die Freisetzungsprofile vieler davon üblicherweise durch eine rasche anfängliche Freisetzung gefolgt von einem allmählichen Rückgang der Freisetzungsgeschwindigkeit gekennzeichnet, was zu einem länger anhaltenden "Abflauen" in der Spätphase führt. Dieses "Abflauen" führt oft zu einer unvollständigen Auflösung und damit keiner 100%igen Medikamentenfreisetzung. Außerdem tritt zu Beginn typischerweise ein "Stoßeffekt" ein, so dass früh während der Auflösung eine relativ große Menge des Medikaments freigesetzt wird. Das wird der anfänglichen raschen Benetzung und Auflösung des Medikaments an der Oberfläche der Dosierungsform zugeschrieben. Schließlich haben viele solcher Systeme praktische Nachteile, weil sie relativ kostspielig und kompliziert herzustellen sind, so dass oft mehrere Herstellungsschritte und Spezialausrüstungen benötigt werden.
  • Kim et al., WO 99/21551 , offenbaren eine einfache Tablette mit einer polymeren Matrix, die darauf ausgelegt ist, Medikamente über längere Zeiträume abzugeben, dabei aber relativ einfach hergestellt werden kann. Das Medikament wird zuerst mit einem aufquellbaren Polymer granuliert, um Körnchen zu bilden. Die Körnchen werden dann in einer Matrix eines stärker aufquellbaren, erodierfähigen Polymers dispergiert und gepresst, um eine monolithische Matrixtablette zu bilden, die problemlos auf industriellen Hochgeschwindigkeits-Tablettieranlagen hergestellt werden kann. Kim et al. verwenden keine Aminosäuren, um das Aufquellen des Polymers und die Freisetzung des Medikaments zu vermitteln, und die Löslichkeit des Medikaments spielt die größte Rolle bei der Bestimmung des Profils und der Dauer der Freisetzung. Daher ist das Verfahren von Kim et al. in der Anwendung auf hochlösliche Medikamente beschränkt.
  • Die Erfindung stellt eine Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung für einfache monolithische Matrixtabletten zur Verfügung, die eine hohe Medikamentenbeschickung pharmazeutischer Wirkstoffe gemäß einer Freisetzungskinetik nullter Ordnung über einen längeren Zeitraum, vorzugsweise 12 bis 24 Stunden abgeben können, wobei die Medikamentenfreisetzung durch die Verwendung einer Aminosäure vermittelt wird.
  • Definitionen
  • Die folgenden in dieser Beschreibung verwendeten Begriffe haben die nachstehenden Definitionen:
    "Hydropathie" bezeichnet eine Skala von Löslichkeitscharakteristiken, die die Hydrophobie und Hydrophilie von Aminosäuren kombiniert. Genauer bezeichnet dieser Begriff eine gleitende Skala ähnlich einer pH-Skala, die relative Werte zuweist, welche das relative Gleich gewicht zwischen hydrophoben und hydrophilen Komponenten einer Aminosäure darstellen. Eine typische Skala ist in Pliska et al., J. Chromatog. 216, 79, 1981 mit dem Titel "Relative Hydrophobic Character of Amino Acid Side Chains" aufgeführt. Dort hat Glycin einen Wert von 0, was ein relativ ausgewogenes Gleichgewicht zwischen hydrophoben und hydrophilen Komponenten darstellt und als relativ "neutral", "ausgewogen", "leicht hydrophil" oder "schwach hydrophob" bezeichnet werden kann. Isoleucin hat einen positiven Wert von 1,83 und ist stark hydrophob. Am anderen Ende der Skala hat Asparaginsäure einen negativen Wert von –2,15 und kann als stark hydrophil gekennzeichnet werden. Eine solche Skala und die hier beschriebenen Hydrophathieeigenschaften sind bekannt und Fachleuten verständlich. Repräsentative Werte und die Hydropathieeigenschaften sind in Tabelle 1 aufgeführt.
  • "Monolithisch" bezeichnet Tabletten, die keine Mehrfachschichten, besonderen Formen, osmotischen Kammern und/oder speziellen Überzüge erfordern, typischerweise keine Verbindungselemente oder Nahtstellen aufweisen und auf modernen Hochgeschwindigkeits-Tablettieranlagen tablettiert werden können.
  • Zusammenfassung der Erfindung
  • Die Erfindung stellt eine orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung zur Verfügung, umfassend eine Vielzahl von Körnchen einer pharmazeutisch wirksamen Verbindung, die mit mindestens einer Aminosäure und einem intragranulären Polymer granuliert wurde. Die Körnchen sind innerhalb eines hydrophilen extragranulären Polymers angeordnet, um eine monolithische Matrix zu bilden. Das extragranuläre Polymer hydratisiert stärker als das intragranuläre Polymer, um ungefähr 100% Freisetzung des Wirkstoffs zu erreichen, dabei aber gleichzeitig ein lineares Freisetzungsprofil zu erhalten und die Komplikationen und Kosten der Herstellung verpresster monolithischer Tabletten minimal zu halten. Die Aminosäure wird wegen ihrer Hydropathieeigenschaften ausgewählt, die von den Löslichkeitseigenschaften des Wirkstoffs abhängen.
  • Ebenfalls offenbart wird ein Verfahren zur Herstellung einer tablettierten oralen Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung. Es umfasst das Mischen einer pharmazeutisch wirksamen Verbindung mit einem intragranulären Polymer und mindestens einer Aminosäure, das Granulieren des Gemischs zur Herstellung von Körnchen, das Mischen der resultierenden Körnchen mit einem rascher hydratisierenden extragranulären Polymer, um die Körnchen innerhalb der Matrix aus extragranulärem Polymer zu dispergieren, und das Verpressen der resultierenden Mischung, um eine einfache monolithische Tablette herzustellen, die nahe an eine Freisetzung des pharmazeutischen Wirkstoffs nullter Ordnung über einen längeren Zeitraum herankommt.
  • In ihrer einfachsten Form ist die Erfindung ein pharmazeutischer Wirkstoff, der mit einem intragranulären Polymer und mindestens einer Aminosäure kombiniert und auf eine beliebige Weise granuliert wird, um Körnchen zu bilden. Die Körnchen werden dann mit einem extragranulären Polymer gemischt und darin dispergiert. Anschließend kann das Granulat gepresst werden, um eine monolithische Matrixtablette mit verlängerter Freisetzung zu bilden.
  • Kurze Beschreibung der Zeichnungen
  • 1a und 1b zeigen die Wirkung von Aminosäuren auf die Auflösungsgeschwindigkeiten von Verapamil-HCl-Formulierungen.
  • 2a und 2b zeigen die Wirkungen von Aminosäuren auf die Auflösungsgeschwindigkeiten von Nifedipinformulierungen.
  • Detaillierte Beschreibung der Erfindung
  • Die Erfindung stellt eine Formulierung für die kontrollierte Freisetzung von Medikamenten aus einer monolithischen Tablette zur Verfügung. Die orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung umfasst eine Vielzahl von Körnchen einer pharmazeutisch aktiven Verbindung, die mit mindestens einer Aminosäure granuliert ist, und ein intragranuläres Polymer. Dann werden die Körnchen in einem hydrophilen extragranulären Polymer dispergiert. Ein wichtiger Aspekt dieser Erfindung ist die Verwendung eines extragranulären Polymers, das im Vergleich zu dem intragranulären Polymer schneller hydratisiert. Die rasche Hydratisierung des extragranulären Polymers trägt dazu bei, dass man nahe an ein lineares Freisetzungsprofil des Medikaments herankommt, und erleichtert die 100%ige Auflösung, während die Dauer der Freisetzung verlängert und der Stoßeffekt, den man häufig bei Dosierungsformen mit verlängerter Freisetzung antrifft, verringert wird. Obwohl die lineare Freisetzungsgeschwindigkeit genau auf die Bedürfnisse jeder Anwendung eingestellt werden kann, indem man Fachleuten bekannte Polymere für unterschiedliche Auflösungsgeschwindigkeiten wählt, wird eine Freisetzungszeit von 12 bis 24 Stunden am meisten bevorzugt.
  • Das intragranuläre Polymer wird mit einer pharmazeutisch aktiven Verbindung und mindestens einer Aminosäure kombiniert, um Körnchen zu bilden. Das intragranuläre Polymer kann eines oder mehrere der folgenden sein: Polyvinylacetat, ein Galactomannanpolysaccharid wie Hydroxypropylguar, Guar Gum, Johannesbrotgummi, Pektin, Akaziengummi, Tragantgummi, Karayagummi, Celluloseether wie Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) sowie andere Gummiarten und Celluloseether, die von einem Fachmann wegen ihrer der Lehre dieser Er findung entsprechenden Eigenschaften gewählt werden. Das intragranuläre Polymer ist vorzugsweise ein Galactomannanpolysaccharid, am meisten bevorzugt Guar Gum (mit einem Viskositätsbereich von 75 bis 6000 cps für eine 1%ige Lösung bei 25°C in Wasser und einer Teilchengröße von 10 bis 300 μm).
  • Das intragranuläre Polymer in der Tablette liegt vorzugsweise in Mengen zwischen 4 und 45% des Gesamtgewichts der Dosierungsform vor. Der spezifische Typ und die Menge des intragranulären Polymers werden abhängig von der gewünschten Geschwindigkeit der Medikamentenfreisetzung, der Viskosität des Polymers, der gewünschten Medikamentenbeschickung und der Löslichkeit des Medikaments gewählt. Es ist ein wichtiger Aspekt dieser Erfindung, dass das intragranuläre Polymer weniger rasch als das extragranuläre Polymer hydratisiert. Der relative Unterschied in den Hydratationsgeschwindigkeiten zwischen den beiden Polymeren schafft ein weniger viskoses inragranuläres Polymer und ein stärker viskoses extragranuläres Polymer. Mit der Zeit trägt der Unterschied in der Viskosität zu der kontinuierlichen Erosion und dem Zerfall der Tablette bei.
  • Aminosäuren sind aus zwei Hauptgründen für diese Erfindung brauchbar. Erstens sind die Aminosäuren ein Faktor bei der Bestimmung der Viskosität der Polymere. Wie bereits vorstehend festgestellt, trägt die Differenz in der Viskosität zwischen dem extragranulären und dem inragranulären Polymer mit der Zeit zur kontinuierlichen Erosion und dem Zerfall des Kerns bei, wodurch eine etwa 100%ige Freisetzung des Medikaments erleichtert wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Verwendung einer Aminosäure im Körnchen besteht darin, dass die Hydropathie der Aminosäure genutzt werden kann, um die Löslichkeit und Freisetzung eines Medikaments zu regulieren.
  • So wird die Aminosäure abhängig von den Löslichkeitseigenschaften des Wirkstoffs wegen ihrer Hydropathieeigenschaften gewählt. Wenn die Verbindung zumindest geringfügig wasserlöslich ist, d. h. z. B. etwas löslich, löslich oder einen höheren Löslichkeitsgrad wie im U. S. Arzneibuch definiert hat, wird eine Aminosäure verwendet, die ein relativ ausgewogenes Gleichgewicht zwischen hydrophilen und hydrophoben Komponenten aufweist, d. h. neutral oder ausgewogen oder nahezu neutral ist oder verhältnismäßig stärker hydrophil ist.
  • Beispielsweise kann die Auflösung und Freisetzung löslicher oder geringfügig löslicher ionisierbarer Medikamente wie Verapamil-HCl durch die Mitverwendung einer oder mehrerer Aminosäuren in den Körnchen gesteuert werden (1). Ohne sich auf eine bestimmte Theorie der Medikamentenfreisetzung und -auflösung festlegen zu wollen, nehmen die Erfinder an, dass der Granulierungsprozess derart beschaffen ist, dass die Granulierung die verfügbare Oberfläche der Teilchen verringert, weil die Formulierungskomponenten in engen molekula ren Kontakt kommen und dadurch die anfängliche Geschwindigkeit der Hydratation verringert wird. In den granulierten Formulierungen ist genügend Zeit, dass die Aminosäurecarboxylgruppen (COOH-) und Aminogruppen (NH2/NH3+) in Wechselwirkung mit den Hydroxylgruppen auf dem Polymer treten und dadurch das Aufquellen, die Viskosität und die Geleigenschaften des Polymers vermitteln. Damit steuern sie die durch das Aufquellen vermittelte Medikamentendiffusion. Gleichzeitig können die Aminosäurecarboxylgruppen auch mit geeigneten polaren Substituenten auf dem Medikamentenmolekül wie sekundären oder tertiären Aminen in Wechselwirkung treten. Darüber hinaus führt die hydrophile und ionische Beschaffenheit von Aminosäuren zu ihrer umfangreichen Hydratation in wässeriger Lösung. Folglich beschleunigt die Aminosäure die Erosion, tritt aber auch in Wettbewerb sowohl mit dem Polymer als auch dem Medikament um die Wasseraufnahme, die für die Hydratation und Auflösung erforderlich ist.
  • Wenn die aktive Verbindung aber nicht einmal geringfügig löslich ist – darunter auch aktive Verbindungen, die etwas löslich bis unlöslich sind, verwendet man eine Kombination von mindestens zwei Aminosäuren, von denen eine stark hydrophob und die andere verhältnismäßig stärker hydrophil ist als die hydrophobe Komponente, also etwa neutral oder ausgewogen bis stark hydrophil.
  • Beispielsweise wird die Wirkung einer Kombination von Aminosäuren im intragranulären Polymer durch das Beispiel von Nifedipin (einem wasserunlöslichen Medikament) in 2(b) genauer veranschaulicht. Die Abbildungen zeigen, dass man eine besonders vorteilhafte Zubereitung erhalten kann, wenn man (1) Nifedipin, (2) eine hydrophobe Aminosäure, z. B. Isoleucin oder Phenylalanin, und (3) eine schwach hydrophobe oder hydrophile Aminosäure wie Glycin, in der die hydrophoben und hydrophilen Komponenten relativ gleich oder ausgewogen sind, und Guar granuliert. Die Kombination führt zu einem deutlichen Anstieg in der Auflösungsgeschwindigkeit von Nifedipin, so dass eine vollständige Auflösung (fast 100% der Dosis) auf nahezu lineare Weise ermöglicht wird. Ohne sich auf ein bestimmtes Modell der Medikamentenauflösung festlegen zu wollen, nehmen die Erfinder an, dass die vorstehende Zusammensetzung die enge molekulare Assoziation und eine mögliche schwache Komplexbildung zwischen der hydrophoben Seitenkette einer stark hydrophoben Aminosäure wie Isoleucin und den stark hydrophoben Nifedipinmolekülen ermöglicht. Gleichzeitig sind die weniger hydrophoben Glyceinmoleküle effektiv dazu imstande, sich zwischen den polaren Teilen der Isoleucinmoleküle zu verteilen und mit diesen in Wechselwirkung zu treten. Wenn sie der Einwirkung von Wasser ausgesetzt werden, "reißen" die sich rasch auflösenden, stärker hydrophilen Glycinmoleküle die stärker hydrophoben Isoleucinmoleküle, die im Komplex mit Nifedipinmolekülen vorliegen, mit und erhöhen deren Hydratation durch die hydrophobe Wechselwirkung.
  • Die Aminosäurekomponente der Körnchen kann alle pharmazeutisch verträglichen α-Amino- oder β-Aminosäuren, Salze von α- oder β-Aminosäuren oder eine beliebige Kombination davon umfassen. Beispiele für geeignete α-Aminosäuren sind Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin, Prolin, Asparaginsäure, Glutaminsäure, Lysin, Arginin, Histidin, Serin, Treonin, Cystein, Asparagin und Glutamin. Ein Beispiel einer β-Aminosäure ist β-Alanin.
  • Der in der Erfindung verwendete Aminosäuretyp kann als hydrophil, hydrophob, als Salze von hydrophilen oder hydrophoben Aminosäuren oder eine beliebige Kombination davon beschrieben werden. Bevorzugte hydrophobe Aminosäuren zur Verwendung in der Erfindung sind Isoleucin, Phenylalanin, Leucin und Valin. Außerdem können hydrophile Aminosäuren wie Glycin, Aspartat und Glutamat im Körnchen verwendet werden. Schließlich können alle Aminosäuren sowie alle Aminosäuren in Kombination mit einer anderen Aminosäure in der Erfindung verwendet werden, um die Löslichkeit eines Medikaments zu verbessern. Bezüglich einer detaillierten Liste von Aminosäuren, die in der Erfindung verwendet werden können, sowie der Hydropathie wird auf Albert L. Lehninger et al., Principles of Biochemistry 113 (2. Auflage, Worth Publishers, 1993) verwiesen.
  • Der Typ und die Menge der Aminosäure können je nach der gewünschten Medikamentenbeschickung, der gewünschten Geschwindigkeit der Medikamentenfreisetzung und der Löslichkeit des Medikaments gewählt werden. Die Aminosäure in der Dosierungsform liegt typischerweise zwischen 4% und 45% des Gesamtgewichts der Dosierungsform. Jedoch liegt die Menge der Aminosäure vorzugsweise zwischen 11 und 29 Gew.-% der gesamten Dosierungsform.
  • Die Körnchen können ggfs. mit einem Beschichtungsmaterial gemischt werden, z. B. Magnesiumstearat oder andere hydrophobe Derivate von Stearinsäure. Die Menge des verwendeten Beschichtungsmaterials kann zwischen 1 und 3% des Gesamtgewichts der Dosierungsform schwanken. Normalerweise wird Magnesiumstearat verwendet, um die Verarbeitung zu erleichtern, z. B. als Fließhilfsmittel, doch in der Erfindung hat Magnesiumstearat den zusätzlichen Vorteil, dass es aufgrund der hydrophoben Beschaffenheit des Beschichtungsmaterials die Auflösung verzögert. Daher kann Magnesiumstearat dazu verwendet werden, die Löslichkeit der Dosierungsform genauer einzustellen und die Medikamentenfreisetzung aus den Körnchen weiter zu verzögern.
  • Um die mechanischen Eigenschaften weiter zu verbessern und/oder die Geschwindigkeit der Medikamentenfreisetzung zu beeinflussen, können die Körnchen auch kleine Mengen in der Technik üblicher inerter pharmazeutischer Füllstoffe und Bindemittel/Granulierungsmittel enthalten. Beispiele für inerte pharmazeutische Füllstoffe umfassen Lactose, Saccharose, Maltose, Maltodextrine, Dextrine, Stärke, mikrokristalline Cellulose, Fructose, Sorbit sowie Di- und Tricalciumphosphat. Beispiele für Granulierungsmittel/Bindemittel umfassen Stärke, Methylcellulose, Hydroxypropyl- oder Hydroxypropylmethylcellulose, Natriumcarboxymethylcellulose oder Polyvinylpyrrolidon, Akaziengummi, Tragant und Saccharose. Außerdem können weitere Fachleuten vertraute geeignete Füllstoffe verwendet werden. Je nach den physikalischen und/oder chemischen Eigenschaften des Medikaments kann ein Nassgranulierungsverfahren (unter Verwendung eines wässerigen oder organischen Granulierungsfluids) oder ein Trockengranulierungsverfahren (z. B. Stoßen oder Walzenverdichtung) verwendet werden.
  • Nach dem Granulieren der pharmazeutisch aktiven Verbindung, des intragranulären Polymers, der Aminosäuren und ggfs. der Füllstoffe und hydrophoben Beschichtungsmaterialien wird das Granulat dann mit einem extragranulären Polymer gemischt und in diesem dispergiert.
  • Das extragranuläre Polymer kann eines oder mehrere der folgenden sein: Polyethylenoxid, ein Galactomannanpolysaccharid wie Hydroxypropylguar, Guar Gum, Johannesbrotgummi, Pektin, Akaziengummi, Tragantgummi, Karayagummi, Celluloseether wie Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC) sowie andere Gummiarten und Cellulosearten, die von einem Fachmann wegen ihrer den Lehren dieser Erfindung entsprechenden Eigenschaften gewählt werden.
  • Das extragranuläre Polymer ist vorzugsweise ein Galactomannanpolysaccharid, am meisten bevorzugt Guar Gum (mit einem Viskositätsbereich von 75 bis 6.000 cps für eine 1%ige Lösung bei 25°C in Wasser und einer Teilchengröße von 10 bis 300 μm). Wie bereits angesprochen, ist es wichtig, dass das extragranuläre Polymer rasch hydratisiert und im Vergleich zum intragranulären Polymer innerhalb kürzerer Zeit ein hohes Maß an Viskosität erreicht.
  • Die Differenz in den Hydratationsgeschwindigkeiten zwischen dem extragranulären Polymer und dem intragranulären Polymer wird durch drei Hauptfaktoren erreicht: (1) durch die Wahl der Polymere auf der Grundlage von Unterschieden in der Teilchengröße, (2) durch die Wahl der Polymere auf der Grundlage von Unterschieden im Molekulargewicht und der chemischen Zusammensetzung und (3) durch die Wahl der Polymere auf der Grundlage einer Kombination von (1) und (2). Obwohl diese Offenbarung das Augenmerk hauptsächlich auf Poly mere richtet, die wegen Unterschieden in der Teilchengröße gewählt wurden, ist es möglich, die Ergebnisse dieser Erfindung zu erreichen, indem man ein inragranuläres Polymer mit einem anderen Molekulargewicht und/oder einer anderen chemischen Zusammensetzung als das extragranuläre Polymer verwendet. Beispielsweise kann Polyethylenoxid als intragranuläres Polymer und Guar Gum als extragranuläres Polymer verwendet werden.
  • Die Teilchengröße ist eine wichtige Eigenschaft von industriellem Guar Gum, weil gröbere Teilchen für rasches Dispergieren sorgen, während feinere Teilchen ideal für die rasche Hydratation sind. Um das gewünschte Ergebnis der Erfindung zu erreichen, verwendet man daher die feineren Teilchen für das extragranuläre Polymer und die weniger feinen Teilchen für die intragranulären Polymerteilchen. Die Broschüre von HERCULES Inc. mit dem Titel "Superco® Guar Gum, 1997" beschreibt die typischen Eigenschaften von Guar Gum unterschiedlicher Qualitäten und Teilchengrößen. Die Informationen in der Broschüre stehen Fachleuten zur Verfügung; eine Tabelle, die die unterschiedlichen Eigenschaften von Guar Gum aufführt, ist hier aus Gründen der Vollständigkeit eingefügt.
    Qualität von Supercol Form Mesh Viskosität Geschwindigkeit Spitzenviskosität % in 15 min.* Dispergierbarkeit
    G3-S grob 60 4.000 langsam 40 ausgezeichnet
    G2-S mittelgrob 80 4.500 mäßig 50 ausgezeichnet
    GF mittelfein 150 4.500 schnell 70 sehr gut
    U fein 200 5.100 sehr schnell 90 mittel (Sorgfalt erf.)
    US fein 200 5.500 sehr schnell 90 mittel (Sorgfalt erf.)
    K-1 mittelfein 150 1.200 langsam 30 mittel (Sorgfalt erf.)
    • *Die Viskosität wurde bei 25°C nach 2 Stunden unter Verwendung eines Brookfield RVT-Viskosimeters bei 20 U/min gemessen und wie erhalten aufgeführt.
  • Beispielsweise erreicht Guar U 90% seiner maximalen Viskosität (5.100 cps) in 15 Minuten. Es ist daher möglich, Guar U als rasch hydratisierendes extragranuläres Polymer und Guar G3, der 40% seiner Spitzenviskosität (4.000 cps) in 15 Minuten erreicht, als weniger schnell hydratisierendes und weniger viskoses inragranuläres Polymer zu verwenden. Andere rasch hydratisierende extragranuläre Polymere, die verwendet werden können, umfassen: Polyethylenoxid (PEO), Celluloseether und Polysaccharide wie Hydroxypropylguar, Pektin, Akazien gummi und Tragant, Karayagummi, Gemische der vorstehenden Polymere und alle anderen Polymere, die von einem Fachmann wegen ihrer der Lehre dieser Erfindung entsprechenden Eigenschaften gewählt werden. Die Mengen und Typen der extragranulären Polymere werden je nach der gewünschten Medikamentenbeschickung, der Geschwindigkeit der Medikamentenfreisetzung und der Medikamentenlöslichkeit gewählt. Ein Bereich von 4 bis 47% (bezogen auf das Gesamtgewicht der Tablette) für das extragranuläre Polymer hat sich als praktikabel erwiesen, doch besonders bevorzugt wird ein Bereich von 15 bis 47%.
  • Die Erfindung kann eine therapeutische Menge einer pharmazeutisch aktiven Verbindung mit vorzugsweise bis zu 75% des Gesamtgewichts der Dosierungsform enthalten. Bei dieser Medikamentenbeschickung kommt die tablettierte orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nahe an ein lineares Freisetzungsprofil mit einem minimalen oder gar keinem Stoßeffekt heran. Wenn ein Fachmann dies jedoch wünscht, kann das extragranuläre Polymer zusätzliche Mengen der pharmazeutisch aktiven Verbindung enthalten, um eine rasche Freisetzung des Medikaments oder einen induzierten Stoßeffekt zu erzielen. Außerdem kann es Aminosäuren enthalten, um die Auflösung der pharmazeutisch wirksamen Verbindung wie vorstehend beschrieben zu vermitteln.
  • Die tablettierte orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung kann ggfs. wie in der Technik üblich mit Polymeren, Weichmachern, Trübungsmitteln und Färbemitteln beschichtet werden.
  • Die erfindungsgemäße tablettierte orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung wird typischerweise wie folgt hergestellt.
  • Geeignete Mengen das inragranulären Polymers, der pharmazeutisch aktiven Verbindung und der Aminosäuren werden abgewogen. Nach dem Wiegen kann jeder Bestandteil ggfs. gesiebt werden, um die Bestandteile zu feinen Pulvern zu zerlegen. Vorzugsweise verwendet man ein Sieb von #30 Mesh.
  • Dann werden die Pulver in einem Mixer, geeigneterweise einem Doppeltrommel-V-Mixer (Patterson-Kelly, East Stroudsburg, PA), gemischt, bis die Komponenten gleichmäßig vermischt sind. Das dauert typischerweise etwa 20 Minuten. Ggfs. können während des Mischschritts inerte Füllstoffe zugesetzt werden.
  • Dann wird das Gemisch in die Mischschüssel eines Planetenmixers geschüttet. Bei Bedarf wird ein Granulierfluid wie Wasser, Isopropanol oder ein Gemisch aus Wasser und Isopropanol oder ein pharmazeutisch verträgliches Lösungsmittel zugesetzt. Das Granulierfluid wird unter kontinuierlichem Mischen zugesetzt, bis sich eine zusammenhängende feuchte Masse gebildet hat. Typischerweise dauert es etwa 10 Minuten, bis sich die zusammenhängende feuchte Masse bildet. Vorzugsweise wird die feuchte Masse unter konstantem Rühren weitere 15 Minuten hydratisiert.
  • Dann wird die feuchte Masse durch ein Sieb gedrückt, typischerweise ein 1 mm-Sieb aus rostfreiem Stahl, um Körnchen zu bilden. Das Sieb ist vorzugsweise auf einem oszillierenden Granulator wie einem Granulator von Erweka, Heusenstamm, Deutschland, befestigt.
  • Alternativ kann die Granulierung auch durch ein Trockengranulierungsverfahren erreicht werden, z. B. durch Stoßen oder Walzenverdichtung.
  • Anschließend werden die Körnchen getrocknet. Typischerweise werden die Körnchen auf Tabletts getrocknet, z. B. in einem Vakuumofen bei 50°C über etwa 3,5 Stunden oder bis der Verlust beim Trocknen 1,5% des Körnchengewichts noch nicht erreicht hat.
  • Dann wird den Körnchen eine Menge des extragranulären Polymers zugesetzt. Typischerweise wird ausreichend extragranuläres Polymer zugesetzt, um eine Menge von etwa 4 bis etwa 47% des endgültigen Gesamtgewichts der Tablette zu erreichen. Vorzugsweise werden ausreichende Mengen zugesetzt, um etwa 15 bis etwa 47% des endgültigen Gesamtgewichts der Tablette zu erreichen.
  • Anschließend werden das extragranuläre Polymer und die Körnchen vorzugsweise mindestens 15 Minuten typischerweise in einem Doppeltrommel-V-Mixer vermischt. Eine kleine Menge (etwa 0,5 bis etwa 1%) eines Gleitmittels, typischerweise Magnesiumstearat, kann dem Gemisch ggfs. zugesetzt werden. Dies kann dadurch, dass man das Gleitmittel durch ein feines Sieb siebt, oder durch andere Fachleuten bekannte Verfahren erreicht werden.
  • Vor dem Verpressen kann man ggfs. zusätzliche Mengen des Gleitmittels zusetzen. Dies macht man, um die Tablette stärker hydrophob zu machen. Die typischen zugesetzten Mengen können etwa 1 bis etwa 3% des Gesamttablettengewichts betragen.
  • Außerdem kann man dem Gemisch unmittelbar vor der Zugabe des Gleitmittels ein den Fluss beschleunigendes Mittel wie 1 bis 2% Talkum oder kolloidales Siliciumdioxid zusetzen. Diese Mittel stellen sicher, dass das Pulvergemisch optimal aus dem Trichter in den Beschickungsmechanismus und die Formvertiefungen der Tablettenpresse fließt. Ein gleichmäßiges rasches Fließen unter Schwerkraft ist wesentlich, um die gleichmäßige Befüllung der Formvertiefungen und damit auch gleichmäßige Tablettengewichte und Dosierungen sicherzustel len. Jedoch haben die erfindungsgemäßen Körnchen typischerweise angemessene Fließeigenschaften, so dass diese in der industriellen Praxis übliche Maßnahme unterbleiben kann.
  • Die endgültige Mischung eignet sich für das Verpressen auf einer handelsüblichen Tablettiermaschine im großen Maßstab. Vorzugsweise erfolgt das Verpressen auf einer rotierenden Presse wie der Stokes B2 Rotationspresse oder auf Laborpressen im kleineren Maßstab wie der Mannesty F3-Einstempelpresse und der manuell betriebenen hydraulischen Presse von Carver. Die Pressen sollten so eingestellt werden, dass der Verdichtungsdruck im Bereich von etwa 160 bis 180 MPa liegt. Dadurch erhält man Tabletten mit einer Härte von etwa 70 bis 100 N.
  • Beispiele und Tabelle
  • Die im folgenden beschriebenen Formulierungen sind gemäß den vorstehend beschriebenen allgemeinen Verfahren hergestellt worden. In diesen Formulierungen bezeichnet "*" eine Komponente, die durch Trockenmischen zugegeben wurde, d. h. als extragranulärer Arzneimittelträger vorliegt.
  • Beispiel 1
  • Beispiel 1a (1a) zeigt die Wirkung der Zugabe einer intragranulären Aminosäure zu einer typischen Verapamilformulierung, die Guar als inragranuläres und extragranuläres Polymer enthält.
    Komponente Kontrollformulierung mit Glycin mit Aspartat
    Verapamil-HCl 120 mg 120 mg 120 mg
    Glycin - 54 mg -
    Asparaginsäure - - 54 mg
    Guar Gum (G) 54 mg 54 mg 54 mg
    Guar Gum (U)* 72 mg* 72 mg* 72 mg*
    Gesamtgewicht der Tablette 246 mg 300 mg 300 mg
  • Beispiel 1b (1b) zeigt die Wirkung der Zugabe von Aminosäure zu einer trocken vermischten, nicht granulierten Verapamilformulierung, in der das Verapamil-HCl nicht granuliert, sondern vor dem Verpressen zu einer Tablette mit den beiden Polymeren gemischt wurde.
    Komponente Kontrollformulierung mit Glycin
    Verapamil-HCl 120 mg 120 mg
    Glycin - 54 mg
    Guar Gum (G) 54 mg 54 mg
    Guar Gum (U) 72 mg* 72 mg*
    Gesamtgewicht der Tablette 246 mg 300 mg
  • Beispiel 2
  • Beispiel 2a (2a) zeigt die Wirkung einer Kombination aus Isoleucin und Glycin in einer Formulierung, die Nifedipin (ein hochunlösliches Medikament) enthält, im Vergleich zu einer Formulierung, die kein Isoleucin und Glycin enthält.
    Komponente Testformulierung Kontrolle
    Nifedipin 30 mg 30 mg
    Glycin 24 mg -
    Isoleucin 24 mg -
    Guar Gum (G) 22 mg 22 mg
    Guar Gum (G)* 22 mg* 22 mg*
    Gesamtgewicht der Tablette 122 mg 74 mg
  • Beispiel 2b (2b) zeigt die Wirkung einer Kombination aus Isoleucin und Glycin in einer trocken gemischten, nicht granulierten Formulierung, die Nifedipin (ein hochunlösliches Medikament) enthält, im Vergleich zu einer Formulierung, die kein Isoleucin und Glycin enthält.
    Komponente Testformulierung Kontrolle
    Nifedipin 30 mg 30 mg
    Glycin 24 mg -
    Isoleucin 24 mg -
    Guar Gum (G) 22 mg 22 mg
    Guar Gum (G)* 22 mg* 22 mg*
    Gesamtgewicht der Tablette 122 mg 74 mg
    Tabelle 1
    Aminosäure Hydrophober Wert Charakterisierung
    Isoleucin 1,83 stark hydrophob
    Leucin 1,80
    Phenylalanin 1,69
    Tryptophan 1,35
    Valin 1,32
    Methionin 1,10 mäßig hydrophob
    Prolin 0,84
    Cystein 0,76
    Tyrosin 0,39 schwach hydrophob
    Alanin 0,35
    Glycin 0 neutral, ausgewogen
    Threonin –0,27 schwach hydrophil
    Serin –0,63
    Histidin –0,65
    Glutamin –0,93 mäßig hydrophil
    Asparagin –0,99
    Ornithin –1,50 stark hydrophil
    Lysin –1,54
    Asparaginsäure –2,15

Claims (19)

  1. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung, umfassend: (1) eine Vielzahl von Körnchen, umfassend (a) eine pharmazeutisch wirksame Verbindung; (b) mindestens eine Aminosäure; und (c) ein intragranuläres Polymer; und (2) ein hydrophiles extragranuläres Polymer, in dem die Körnchen dispergiert sind, wobei dieses extragranuläre Polymer schneller hydratisiert als das intragranuläre Polymer.
  2. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1, umfassend: (1) eine Vielzahl von Körnchen, umfassend (a) eine pharmazeutisch wirksame Verbindung; (b) mindestens eine Aminosäure; und (c) ein inragranuläres Polymer, wobei dieses intragranuläre Polymer 4 bis 45 Gew.-% der gesamten Dosierungsform umfasst; und (2) ein hydrophiles extragranuläres Polymer, in dem die Körnchen dispergiert sind, wobei dieses extragranuläre Polymer 4 bis 47 Gew.-% der gesamten Dosierungsform umfasst und schneller hydratisiert als das intragranuläre Polymer, wobei die Aminosäure wegen ihrer von den Löslichkeitseigenschaften des Wirkstoffs abhängenden Hydropathieeigenschaften ausgewählt wird und 11 bis 29 Gew.-% der gesamten Dosierungsform umfasst; dann, wenn die wirksame Verbindung zumindest geringfügig löslich ist, die Aminosäure ein verhältnismäßig ausgewogenes Gleichgewicht zwischen hydrophoben und hydrophilen Komponenten hat oder verhältnismäßig stärker hydrophil ist; und dann, wenn die wirksame Verbindung weniger als geringfügig löslich ist, die Aminosäure eine Kombination aus mindestens zwei Aminosäuren ist, von denen eine mäßig oder stark hydrophob ist und die andere verhältnismäßig stärker hydrophil ist.
  3. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Freisetzungsprofil der pharmazeutisch wirksamen Verbindung einem Freisetzungsprofil nullter Ordnung nahekommt.
  4. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung 100% Freisetzung der pharmazeutisch wirksamen Verbindung erreicht.
  5. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Freisetzung der pharmazeutisch wirksamen Verbindung zwischen 12 und 24 Stunden dauert, bis 100% Freisetzung erreicht sind.
  6. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei das inragranuläre Polymer mindestens eines der folgenden enthält: Polyvinylacetat, ein Galactomannanpolysaccharid, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Hydroxypropylguar, Guargummi, Johannisbrotgummi, Pektin, Gummiarabikum, Tragant, Karayagummi und Celluloseethern.
  7. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 6, wobei das inragranuläre Polymer ein Galactomannanpolysaccharid und das extragranuläre Polymer Guargummi ist.
  8. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 6, wobei das intragranuläre Polymer Guargummi mit einem höheren Molekulargewicht, größeren Teilchen als das extragranuläre Polymer oder beidem ist.
  9. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, die eine tablettierte monolithische Matrixtablette umfasst.
  10. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Aminosäure ausgewählt wird aus der Gruppe, bestehend aus a) einer im Gleichgewicht befindlichen Aminosäure mit einem verhältnismäßig ausgewogenen Gleichgewicht zwischen hydrophoben und hydrophilen Komponenten oder einer verhältnismäßig stärker hydrophilen Aminosäure, und b) einer Kombination aus (i) einer im Gleichgewicht befindlichen Aminosäure oder einer verhältnismäßig stärker hydrophilen Aminosäure und (ii) einer hydrophoben Aminosäure.
  11. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 10, wobei die ausgewogene Aminosäure Glycin umfasst.
  12. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 11, umfassend Glycin und eine hydrophobe Aminosäure, ausgewählt aus Isoleucin, Valin und Phenylalanin.
  13. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1, wobei die Aminosäure in Mengen von 4 bis 45% des Gesamtgewichts der tablettierten oralen Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung vorliegt.
  14. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1, wobei die Aminosäure in Mengen von 11 bis 29% des Gesamtgewichts der tablettierten oralen Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung vorliegt.
  15. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Granulat mit einem hydrophoben Beschichtungsmaterial gemischt wird.
  16. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 15, wobei das hydrophobe Beschichtungsmaterial Magnesiumstearat ist.
  17. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 16, wobei das hydrophobe Beschichtungsmaterial 1 bis 3% des Gesamtgewichts der Dosierungsform ausmacht.
  18. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Granulat ggfs. herkömmliche Tablettierungsadditive enthält, ausgewählt aus mindestens einem von Lactose, Saccharose, Maltose, Maltodextrinen, Dextrinen, Stärke, mikrokristalliner Cellulose, Fructose, Sorbit, Di- und Tricalciumphosphat, Stärke, Methylcellulose, Hydroxypropyl- oder Hydroxypropylmethylcellulose, Natriumcarboxymethylcellulose oder Polyvinylpyrrolidon, Gummiarabikum, Tragant und Saccharose.
  19. Orale Dosierungsform mit verlängerter Freisetzung nach einem der Ansprüche 10 bis 18, umfassend eine tablettierte monolithische Matrixtablette.
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