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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten für die Antikrebstherapie.
Insbesondere betrifft die Erfindung die Verwendung von Derivaten
der heterocyclischen Verbindung, die als 7-Nitrobenzofuran oder
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol
bekannt ist, als Mittel mit einer starken inhibitorischen Aktivität gegenüber der
umfangreichen Familie der Glutathion-S-Transferasen (GSTs), die
in Krebszellen sehr stark exprimiert werden und solche Zellen gegenüber vielen
Stressfaktoren besonders resistent machen. Somit sind diese Verbindungen
bei der Herstellung von Arzneimitteln zur Antikrebstherapie geeignet
und können
entweder allein oder in Kombination mit anderen chemotherapeutischen
Mitteln verwendet werden.
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Bekanntlich
bestehen die meisten bei der onkologischen Behandlung im 20. Jahrhundert
eingesetzten Antikrebsarzneimittel aus Molekülen, die nicht-selektiv für Krebszellen
und somit für
den Körper äußerst toxisch
sind. Die typischen Antikrebsarzneimittel umfassen als weit verbreitete
Mitglieder die Alkylierungsmittel, die DNA und RNA nicht-selektiv
modifizieren können,
und die Metaboliten, die durch Mimiking der Basen von DNA und von
anderen natürlichen
Molekülen
in die Synthese von Nukleinsäuren,
Proteinsäuren
und in andere vitale metabolische Prozesse eingreifen, und als Antagonisten
und Inhibitoren wirken.
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Die
Krebsforschung hat bereits versucht, Arzneimittel, die das Wachstum
von Krebszellen möglichst selektiv
hemmen könnten,
ohne die normalen Zellen zu beeinträchtigen, zu finden. Aus diesem
Grund hat sich die Krebsforschung beispielsweise auf die Moleküle konzentriert,
die Schlüsselenzyme
für das Überleben
von transformierten Zellen hemmen.
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Diese
Moleküle
umfassen die Inhibitoren von Telomerase, ein Enzym, dessen Aktivität es den
Krebszellen erlaubt, sich für
eine längere
Zeitspanne fortlaufend zu teilen, im Vergleich zu der Überlebensdauer
von normalen Zellen, und sie somit „unsterblich" macht. Weitere wichtige
Zielenzyme sind die Thyrosinkinase, die beim Einsetzen von Krebs
und von anderen proliferativen Krankheiten, wie Psoriasis und Atherosklerose,
beteiligt ist. Ein weiterer bedeutender Forschungszweig konzentriert
sich auf die Entwicklung spezifischer Inhibitoren der Farnesyltransferase,
ein essentielles Enzym zum Triggern von Protein p21, das an der
Zellproliferation und an der neoplastischen Transformation beteiligt
ist.
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Ein
weiteres Schlüsselenzym
bei der Signaltransduktion ist die Proteinkinase C (PKC), die direkt
an den Proliferations- und Differenzierungsprozessen und an der
Regulierung des MDR-Phänotyps
beteiligt ist. Verschiedene natürliche
Inhibitoren der PKC sind bekannt, und sie sind das Grundprinzip
bei der Entwicklung neuer Arzneimittel.
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Eine
weitere Klasse von Zielenzymen betrifft die Enzyme, die den Zellcyclus
regulieren, insbesondere die Cyclin-abhängigen Kinasen (CDKs), deren
Inhibitoren in vielen Krebszelllinien eine Zellcyclusblockade hervorrufen
und die somit als Cytostatika und Cytotoxika verwendet werden können.
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Ein
Enzym, das während
der letzte Jahre auf dem Gebiet der Onkologie großes Interesse
hervorgerufen hat, ist Glutathion-S-Transferase (GST, EC 2.5.1.18).
Es ist in Wirklichkeit eine Familie von Isoenzymen, die in der Natur
weit verbreitet sind und die den nukleophilen Angriff des Schwefelatoms
von Glutathion (GSH) auf elektrophile Gruppen von Substratmolekülen katalysieren.
Wie bekannt, ist Glutathion ein aus Glutaminsäure, Cystein und Glycin bestehendes
Tripeptid und ist die wichtigste niedermolekulare Verbindung, die
in tierischen oder pflanzlichen Zellen, die die Thiolgruppe enthalten,
festgestellt wird. Die Glutathion-S-Transferasen katalysieren die
Konjugation von Glutathion mit vielen verschiedenen Typen von Xenobiotika
und verringern somit ihre Reaktivität drastisch und machen diese
Verbindungen wasserlöslicher,
sodass sie ihre Entfernung begünstigen.
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Auf
der Grundlage dieses Mechanismus wurde davon ausgegangen, dass die
GST-Aktivität
einer der Faktoren ist, die für
das Phänomen
der Arzneimittelresistenz, die in Krebszellen festgestellt wird,
verantwortlich sind, da viele Antikrebsarzneimittel als Substrate
dieses Enzyms erkannt werden (Crit. Rev. Biochem. Mol. Biol. 25,
(1990), 47–70;
Crit. Rev. Biochem. Mol. Biol. 30, (1995), 445–600; Cancer Cells Mon. Rev.
2, (1990), 15–22;
Cancer Res. 54, 4313–4320;
Eur. J. Cancer 32A, (1996), 967–978).
GST wird in vielen menschlichen Krebsen stark exprimiert und spielt
bei der Detoxifizierung von verschiedenen Antikrebsarzneimitteln
oder ihren Metaboliten, die bei der onkologischen Behandlung eingesetzt
werden, eine Schlüsselrolle.
Das Enzym führt
die Glutathion-Konjugation von Antikrebsarzneimitteln, wie Nitrogen
Mustards, Chlorambuzil, Cyclophosphamid, Mitoxantron und Anthrachinon,
durch und könnte
andere Arzneimittel detoxifizieren, indem es nicht direkt auf die
Moleküle
sondern auf einen Metaboliten davon einwirkt.
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Die
GSTs stellen eine multigenische Familie von Isoenzymen dar, die
je nach ihrer Immunogenizität und
Primärstruktur
in mindestens zehn Klassen unterteilt werden, einschließlich Alpha,
Pi und Mu. Die Enzym-Klasse, die in größeren Mengen in Krebsen hyperexprimiert
ist, ist Pi (GST-Pi), wie bei verschiedenen humanen kanzerösen und
präkanzerösen Geweben
festgestellt (Mol. Pharmacol. 50, (1996), 149–159). Diese Zunahme in der
Enzymexpression wurde sowohl in Zelllinien, die gegenüber Alkylierungsmitteln
resistent sind (Cancer Res. 49, (1989), 6185–6192; Br. J. Cancer, 74, (1996),
S93–S98),
als auch in Krebszelllinien, die gegenüber Doxorubicin und Cisplatin
resistent sind (Cancer Res. 49, (1989), 7020–7025; Cancer 78, 1996; 416–421; J.
Biol. Chem. 261, (1986), 15544–15549),
festgestellt, und es wurde auch die Verwendung der Pi-Klassen-GST-Enzyme
als Krebsmarker für
seine Frühdiagnose
nahegelegt.
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Ferner
zeigen viele Studien eindeutig, dass die GST-Hyperexpression im
Tumor Antikrebsarzneimittel nicht nur durch Konjugation mit Glutathion
resistent macht, sondern auch durch andere, noch nicht vollkommen
aufgeklärte
Mechanismen. Eine Korrelation wurde neuerdings zwischen der Menge
an Pi-Klassen-GST, die in den Nucleus von Krebszellen transferiert
wurde, und der Resistenz festgestellt, die von diesen Zellen gegenüber Arzneimitteln,
wie Doxorubicin und Cisplatin, erworben wurde, und es wurde die
Hypothese aufgestellt, das die Pi-Klassen-GST im Nucleus die DNA
vor einer durch Chemotherapie verursachten Beschädigung schützt (Faseb J. 15, (2001), 2702–2714).
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Es
spricht sehr viel dafür,
dass die GSTs auch bei der Kontrolle des Prozesses des programmierten Zelltodes
(Apoptose) eine aktive Rolle spielen. Unter Zellstressbedingungen,
wie nach Behandlung mit UV-Strahlung oder mit Oxidationsmitteln,
wird die c-Jun N-terminal
Proteinkinase (JNK), die an der Säugerzellantwort auf Stress
durch Regulierung des Zellcyclus, Reparatur der DNA oder Auslösung der
Apoptose teilnimmt, aktiviert. Neuerdings wurde ein Proteininhibitor
der JNK aufgereinigt, der als Pi-Klassen GST identifiziert wurde
(J. Biol. Chem. 276, (2001), 20999–21003). Dieses Protein knüpft sich über die
Region, die die Reste 194 bis 204 einschließt, an den C-terminalen Teil
der Proteinkinase JNK an, und es ist es bekannt, dass Faktoren,
die einen Zellstress hervorrufen, die Dissoziation des GST Pi/JNK-Komplexes
und somit die Kinaseaktivierung einschließen.
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Übereinstimmend
mit diesen Ergebnissen wurde auch festgestellt, dass spezifische
Inhibitoren von GST-Pi, wie die Glutathion-Peptidomimetika TER-117
[Terrapin 117: γ-L-Glutamyl-S-(benzyl)-L-cysteinyl-R-(–)-phenilglycin]
und TER-293, die Proteinkinase JNK triggern, da sie die Dissoziation
von GST Pi aus dem GST Pi/JNK-Komplex begünstigen (EMBO J. 18, 1999,
1321–1334;
J. Biol. Chem. 276, (2001), 20999–121003).
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Es
wurde auch festgestellt, dass GSTM1-1, eine der Mu-Klasse angehörende Glutathion-S-Transferase, an den
N-terminalen Teil einer anderen Kinase bindet, die das apoptotische
Signal reguliert und ASK1 (Apoptosesignal-regulierende Kinase) genannt
wird und die dabei seine Aktivität
hemmt. Es wurde gezeigt, dass ein Wärmeschock, der die Dissoziation
des GSTM1-1/ASK1-Komplexes verursacht, das Triggern von ASK1 ermöglicht.
Diese Kinase wiederum ist an einer Kaskade von Aktivierungsreaktionen
anderer Proteine und Phosphorylate JNK und Kinase p38 beteiligt,
die bekanntlich Mediatoren der Zellreaktion gegenüber Stressfaktoren
sind (J. Biol. Chem. 276, 2001, 12749–12755; J. Biol. Chem. 277,
(2002), 30792–30797).
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Schlussfolgernd
ist eine der Hauptrollen der GST anscheinend diejenige der Abregulierung
der Kaskade von Signalen, die mit JNK verknüpft sind, über mehrere Mechanismen: das
GST-Mu-Enzym wirkt auf die ASK1-Kinase und somit indirekt auf JNK,
während
das GST-Pi-Enzym
direkt auf JNK wirkt.
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Die
zuvor genannten Beobachtungen zeigen, dass die Überexpression von GST in Krebszellen
einen Schutzmechanismus Letzterer gegen Stressfaktoren endogener
Art und gegen diejenigen, die durch Antikrebs-Arzneimittel verursacht
werden, darstellt. Daher können
Krebszellen eine Resistenz gegen diese Arzneimittel erwerben und
antworten möglicherweise
nicht mehr auf apoptotische Stimuli.
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Hinsichtlich
des Obigen wurde die Forschung nach wirksamen GST-Inhibitoren zu
einem der primären Ziele,
um die Krebszellen gegenüber
Antikrebs-Arzneimitteln resistent zu modulieren.
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Einer
der ersten Inhibitoren der GSTs, der verwendet wurde, war Ethacrynsäure, ein
seit langem als Diuretika verwendeter Wirkstoff (der neuerdings
für diese
Indikation durch Furosemid ersetzt wurde), der Krebszellen gegenüber der
cytotoxischen Wirkung von Alkylierungsmitteln sensibilisiert. Obwohl
sie als Substrat für
einige Isoenzyme von GST erkannt wurde, verhält sich Ethacrynsäure auch
als Inhibitor dieser Enzyme. In diesem Zusammenhang wurden schätzenswerte
Ergebnisse durch die Verwendung von Ethacrynsäure zur Senkung der Resistenz
von Krebszellen gegenüber
Melfalan, Carmustin, Mitomycin C, Doxorubicin und zu einem geringeren
Ausmaß gegenüber Chlorambucil
bei Patienten, die an chronischer lymphoblastischer Leukämie litten,
erhalten (Advanced Drug Delivery Reviews 26, (1997), 91–104).
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Die
mangelnde Spezifität
hinsichtlich GST-Isoformen, die in malignen Zellen hyperexprimiert
werden, sowie eine bestimmte Anzahl von beträchtlichen Nebenwirkungen, wie
eine deutliche Diurese, haben die Verwendung von Ethacrynsäure in der
klinischen Praxis eingeschränkt,
und somit wurden einige selektive Inhibitoren für spezielle enzymatische GST-Klassen
als Alternative eingeführt
(Advanced Drug Delivery Reviews, loc. cit.).
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Diese
sind die zuvor genannten Glutathion-Peptidomimentika, einschließlich beispielsweise
TER 199 [γ-Glutamyl-S-(benzyl)-cysteinyl-R(–)-phenylglicindiethylester],
welcher schnell in die Zeilen eintritt und, als Prodrug, durch die
intrazellulären
Esterasen aktiviert wird. In der aktiven Form hemmt das zuvor genannte
Arzneimittel TER-117 selektiv die Pi-Klassen GSTs und verstärkt die
Wirkung der Nitrogen Mustards und allgemein von Alkylierungsmitteln
in verschiedenen Krebszelllinien, wie diejenige des Kolon-HT29-
und diejenige des Eierstockkarzinoms SKOV-3, welches das Isoenzym
GST Pi hyperexprimiert (Cancer Chemother. Pharmacol. 37, (1996),
363–370).
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Sowohl
im Falle von Ethacrynsäure
als auch im Falle von TER 199 besteht die gesuchte Einwirkung in
der Verstärkung
der Wirkung der anderen cytotoxischen Mittel (Alkylierungsmitteln)
auf resistente Krebszellen. Eine unterschiedliche Klasse von cytotoxischen
Mitteln, die auf Substanzen beruhen, die Glutathion gleichwertig
sind (Advanced Drug Delivery Reviews, bereits zitiert), besteht
aus Molekülen,
die die GST nicht hemmen, sondern ihre katalytische Kraft ausnutzen,
um aktiviert zu werden. Diese Prodrugs unterscheiden sich aufgrund
ihrer Selektivität
gegenüber
den verschiedenen Isoenzymen und in den verschiedenen aktivierten
Mitteln, die sich von ihnen ableiten. Ein Beispiel ist TER 286,
dessen Struktur die GST-bindende Kapazität einer GSH-peptidomimetischen
Substanz und die Cytotoxizität
eines alkylierenden Nitrogen Mustard aufweist. Bei Aktivierung durch
Isoenzyme der Pi- und Alpha-Klassen setzt das latente Cytotoxin
TER 286, ein Cyclophosphamid-Analoges mit inhärenter cytotoxischer Aktivität, frei.
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Somit
betrifft die vorliegende Erfindung den Bereich der Forschung nach
neuen selektiven Inhibitoren für
die enzymatischen Klassen der Glutathion-S-Transferase, die in Krebszellen
hyperexprimiert wird, um Derivate bereitzustellen, die als Antikrebsmittel
aktiv sind, sowohl aufgrund ihrer von Natur aus vorhandenen cytotoxischen
Kraft als auch aufgrund ihrer Fähigkeit,
die Detoxifizierungsaktivität
der GSTs gegenüber
anderen chemotherapeutischen Mitteln zu hemmen.
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Wie
bereits angegeben, werden einige GST-Klassen in vielen Krebszellen
so stark hyperexprimiert, sodass einige Isoformen, wie GSTP1-1,
die der GST-Pi-Klasse angehört,
als Tumormarker verwendet werden können. Diese enzymatische Hyperexpression,
die für
die meisten Krebse dokumentiert ist, macht die Krebszellen arzneimittelresistent,
nicht nur aufgrund der detoxifizierenden Aktivität, welche diese Enzyme katalysieren,
sondern auch durch die anti-apoptotische Aktivität, die sie zeigen, die die
Signaltransduktionsmechanismen, die die Apoptose regulieren, beeinträchtigt.
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Bei
den untersuchungen, die zu der vorliegenden Erfindung führen, wurde
festgestellt, dass einige spezielle Derivate von 7-Nitro-2,1,3-benzoxydiazol – in verschiedenen
Krebszelllinien – eine
beträchtliche
selektive inhibitorische Aktivität
gegenüber
den betrachteten GST-Isoformen
sowie eine hohe cytotoxische Kraft zeigen. Diese Moleküle binden
selektiv an die hydrophoben Stellen der GSTs (wo das Co-Substrat,
das mit Glutathion konjugiert werden muss, bindet) und hemmen die
Aktivität
dieser Isoenzyme stark.
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Die
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate, die erfindungsgemäß in Erwägung gezogen
wurden, können
leicht ausgehend von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol, ein fluorogenes,
aus der Biochemie gut bekanntes Molekül, welches zur Markierung von
Thiol- und Aminverbindungen verwendet wird (FEBS Lett. 6, (1970),
346–348;
Eur. J. Biochem. 54, (1975), 117–126; Eur. J. Biochem. 54,
(1975), 127–133),
hergestellt werden. 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol wird von der GST
der Klasse Alpha gut als Co-Substrat erkannt, aber es wird auch
von den Pi- und Mu-GST als Substrat verwendet, die das Produkt,
d. h. (7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)glutathion
erzeugen (Anal. Biochem. 218, (1994), 463–465; J. Biol. Chem. 271, (1996), 16193–16198).
Letzeres Molekül
ist ein guter GST-Inhibitor, dringt jedoch schwer in die Zellen
ein und wird aus ihnen schnell ausgeschieden.
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Den
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten (auch 4-Nitrobenzofuran genannt)
wurde aufgrund ihrer möglichen
klinischen Anwendungen als Antikrebsarzneimittel bereits früher Aufmerksamkeit
zuteil. Die ersten Studien an Verbindungen dieser Familie reichen
bis in die späten
60er Jahre zurück,
mit einigen Veröffentlichungen,
die ihre potentielle leukämiehemmende
Aktivität
betonen (Biochemical Pharmacology 17, (1968), 158–161; J.
med. Chem. 11, (1968), 305–311).
Diese Veröffentlichungen
betreffen eine begrenzte Anzahl von 7-Nitro-2,1,3-Benzoxadiazol-Derivaten
und berichten über
ihre Aktivität
bei der Hemmung des Uridin-53H-Einbaus in
Schaf-Lymphozyten-RNA in vitro, d. h. bei der Hemmung des Lymphozyten-Metabolismus.
Spätere Studien
haben festgestellt, dass 7-Phenylthio-
und 7-Purin-6-thio-4-nitrobenzofurazan in einigen normalen und Krebs-Säugerzelllinien starke Inhibitoren
der Synthese von Nukleinsäuren
und Proteinen sind (Chem. Biol. Interactions 42, (1982), 195–207). Die
bei diesen Arbeiten erhaltenen Gesamtergebnisse sind widersprüchlich, und
dieser Forschungszweig wurde offenbar nicht weiter verfolgt.
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Andererseits
schlägt
die vorliegende Erfindung die Verwendung von spezifischen Derivaten
von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol, die nicht als mögliche Antikrebsmittel in den
früheren
Studien erwähnt
sind, als Inhibitoren von GST und Antikrebsmitteln vor.
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Die
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate, die Gegenstand der vorliegenden
Erfindung sind, sind durch die Gegenwart einer Thioetherbrücke in Position –4 und durch
das Vorliegen einer aliphatischen Gruppe mit Merkmalen einer schlechten,
damit verknüpften
Abgangsgruppe gekennzeichnet. Letztere enthält vorzugsweise auch mindestens
eine -OH-Gruppe. Die Derivate verfügen über das Vermögen des
schnellen Eindringens in Krebszellen, wo sie eine bemerkenswerte
cytotoxische Aktivität
ausführen.
Diese Wirkung beruht wahrscheinlich auf der Hemmung der detoxifizierenden
Wirkung (wie durch die spezielle experimentelle Beweisführung, die
in vitro an gereinigten Isoenzymen erhalten wird, gezeigt) und der
anti-apoptotischen
Aktivität der
GSTs, insbesondere der Isoform GSTP1-1, die in Krebszelllinien überexprimiert
wird. Somit macht es die Verwendung der erfindungsgemäßen Derivate möglich, eine
Behandlung durchzuführen,
die darauf ausgerichtet ist, eine cytotoxische Wirkung auf Krebszellen – die primären Ziele
dieser hoch selektiven Verbindungen – zu erhalten, wobei sie in
die Physiologie von normalen Zellen weniger wirksam eingreifen.
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Hinsichtlich
der chemischen Struktur der erfindungsgemäßen Verbindungen muss angemerkt
werden, dass die Natur der in ihrem Grundgerüst vorhandenen Abgangsgruppen
zu geringen oder keinen Austauschreaktionen mit endogenen Thiolen,
wie Glutathion, und zur Bildung eines stabilen σ-Addukts mit GSH führt, wie
im experimentellen Abschnitt hier gezeigt. Die Austauschreaktionen
mit endogenen Thiolen stellen im Falle von anderen Derivaten des
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazols,
die in der zuvor genannten früheren
Forschungszweig untersucht wurden, ein dokumentiertes Phänomen dar.
Im Verlauf der zuvor genannten früheren Experimente wurden einige
der -O-, -NR- und -S-Derivate von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol getestet,
und insbesondere unter den -S-Derivaten wurden Verbindungen getestet,
wobei die Gruppe, die mit Schwefel in Position -4 bindet, alternativ
eine Phenyl-, Benzyl-, Acetyl oder eine Cyanogruppe ist. Die moderaten
und widersprüchlichen
Ergebnisse, die beschrieben wurden, sind der Gegenwart – in diesen
Verbindungen – von
guten Abgangsgruppen, wie Chlor-, Thiocyanat-, Phenoxy-, Phenylthio-
und Benzylthio- zuzuschreiben. Diese Gruppen begünstigen Austauschreaktionen
mit Glutathion, was zu der Bildung von Addukten mit Letzeren führt. Diese Addukte
werden vorzugsweise von den Zellen über spezifische Membranglycoproteine,
die der Familie von Proteinen angehören, die bei dem Prozess der
Arzneimittelresistenz gegen mehrere Mittel (Multidrug Resistance
Protein, MRP) (Free Rad. Biol. Med. 27, (1999), 985–991) beteiligt
sind, ausgeschieden.
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Wie
bereits erwähnt,
bereiten ferner einige der in der zitierten Literatur beschriebenen
Verbindungen insofern beträchtliche
Löslichkeitsprobleme,
als sie die Möglichkeit
der in vivo Verabreichung beeinträchtigen. Andererseits trägt bei 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten
die Gegenwart von mindestens einer -OH-Gruppe erfindungsgemäß dazu bei,
diese Verbindungen mit einer guten Löslichkeit in einem wässrigen
Medium auszustatten, während
immer noch ein solcher Apolaritätsgrad
beibehalten wird, dass eine Wechselwirkung mit der hydrophoben Bindungsstelle
des GSTs-Substrats und die Expression ihrer starken enzymatischen Hemmaktivität möglich sind.
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Außerhalb
des onkologischen Gebiets sind bereits einige Anwendungen von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten,
die in -4 über
eine Thioether-Brücke
funktionalisiert sind, bekannt, beispielsweise als fluoreszierende
reaktive Mittel beim Studium des Metabolismus von einigen Thiol-Inhibitoren
bei der Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II (US-Patentschriften Nrn.
4395556 und 4469870), und allgemein als fluoreszierende Sonden zur
Herstellung von Nukleinsäuren
oder Proteinen. Andere 4-S-Derivate von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol sind
in der US-Patentanmeldung Nr. 2002/0189032 und EP-A-1261591 beschrieben, wo
sie zur Verwendung als Farbmittel von Keratinfasern und insbesondere
für Haare
vorgeschlagen werden. Darum stellt die vorliegende Erfindung speziell
die Verwendung von Derivaten von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol der
allgemeinen Formel
wobei:
R
1 aus
der Gruppe ausgewählt
ist, bestehend aus linearem, verzweigtem oder cyclischem Alkyl mit
bis zu 12 Kohlenstoffatomen, linearem, verzweigtem oder cyclischem
Alkenyl mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen, linearem, verzweigtem oder
cyclischem Alkinyl mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen, wobei ein Wasserstoffatom
von R
1 gegebenenfalls mit einer Gruppe substituiert
ist, die aus den Gruppen ausgewählt
ist, die aus OR
2, NO
2,
NR
2R
3 bestehen,
wobei
R
2 und R
3 unabhängig aus
der Gruppe ausgewählt
sind, bestehend aus H, linearem, verzweigtem oder cyclischem Alkyl,
Alkenyl oder Alkinyl mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen, und wobei
die beschriebene S-R
1-Gruppe keine gute
Abgangsgruppe ist,
zur Herstellung eines GST-hemmenden Medikaments
zur Behandlung von Krebsformen bereit. Erfindungsgemäß können die
obigen GST-selektiven Inhibitoren vorteilhafterweise bei antineoplastischen
Therapien durch ihre Verabreichung allein als cytotoxische Mittel
oder in Kombination mit anderen chemotherapeutischen Mitteln eingesetzt
werden, um die therapeutische Wirkung davon durch Herabsetzung der
Arzneimittelresistenzwirkung zu verstärken.
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Nach
einigen speziellen Ausführungsformen
davon betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten
der allgemeinen Formel (I), wobei R1 eine
lineares oder verzweigtes Hydroxyalkyl mit bis zu 12 Kohlenstoffatomen
ist und vorzugsweise aus 4-Hydroxybutyl und 6-Hydroxyhexyl ausgewählt ist.
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Die
bevorzugten Wirkstoffe für
die vorgeschlagene erfindungsgemäße Verwendung
entsprechen einem der folgenden:
4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)butanol
6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol.
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Nach
einem weiteren Aspekt davon betrifft die vorliegende Erfindung insbesondere
die Verwendung von Derivaten von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol der
allgemeinen Formel (I) zur Behandlung von verschiedenen Krebsformen
und insbesondere derjenigen Formen, die durch eine GST-Überexpression
gekennzeichnet sind. Die zuvor genannten Enzym-Isoformen, die in
soliden Tumoren, Lymphomen und in Leukämien überexprimiert werden, können den
Klassen GST-Pi, GST-Mu und GST-Alpha von Glutathion-S-Transferase
angehören,
und insbesondere können
sie die Isoformen GSTP1-1, GSTM2-2 und GSTA1-1 sein.
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Ein
weiterer spezieller Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine
pharmazeutische Zubereitung zur Behandlung von Krebs einschließlich – als Wirkstoff – von mindestens
einem der 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate der allgemeinen Formel
(I), zusammen mit einem oder mehreren pharmakologisch verträglichen Adjuvantien
und/oder Vehikeln.
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Die
erfindungsgemäßen geeigneten
pharmazeutischen Zubereitungen zur therapeutischen Verabreichung
von GST-Inhibitoren können
auf der Grundlage von herkömmlichen,
den Fachleuten bekannten Techniken durch Verwendung pharmazeutisch
verträglicher
Exzipientien und Vehikel formuliert werden, um Präparate zu
erhalten, die zur parenteralen Injektion (intravenöse, intramuskuläre oder
subkutane Injektion), zur oralen Verabreichung in fester oder flüssiger Form,
zur transdermalen, rektalen, intravaginalen oder lokalen Verabreichung,
beispielsweise in die Oronasaltrakt-Schleimhautmembranen und dergleichen,
geeignet sind.
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Der
Prozentsatz an Wirkstoff in der Zusammensetzung und bei der Antikrebs-Behandlungsmethode kann
zum Erhalt einer optimalen Dosierung variiert werden. Die zu verabreichende
Dosis berücksichtigt
die folgenden Faktoren: Verabreichungsweg, Dauer der Behandlung,
Gewicht und den Zustand des Patienten, Aktivität des Wirkstoffs und Reaktion
des Patienten.
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Nach
Bestimmung der entsprechenden Dosierung des Wirkstoffs können die
Formulierung und die Wahl von geeigneten Exzipientien und Adjuvantien
für jeden
Bedarf auf der Grundlage des allgemeinen Wissens auf dem Gebiet
vorgenommen werden.
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Einige
experimentelle Ergebnisse, die im Rahmen der vorliegenden Erfindung
erhalten werden und die die Messwerte bezüglich der biologischen Aktivität und der
Merkmale – als
GST-Inhibitoren – von
einigen 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten, deren Synthese ebenfalls
beschrieben ist, umfassen, sind nachstehend als Beispiele angegeben.
Einige der experimentellen Ergebnisse sind auch in den Graphen der
beigefügten
Zeichnungen gezeigt, wobei:
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1 einen
Scatchard-Plot für
das Binden des 7-Nitro-2,1,3-benzofurazan-Derivats, das im Folgenden
als Nr. 2 bezeichnet wird (6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol)
an GSTP1-1 zeigt; in dem Graph bedeutet ν das Verhältnis zwischen der bei einer
gegebenen Ligandenkonzentration festgestellten Fluoreszenzänderung
und der bei der gesättigten
Ligandenkonzentration festgestellten Fluoreszenzänderung; L ist die freie Ligandenkonzentration;
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2 das
Spektrum von 15 μM
7-Nitrobenzofurazan-Derivats Nr. 2 in 0,1 M K-Phosphatpuffer, pH 6,5 (Bilder A und
B, durchgezogene Linien) und das Spektrum von 15 μM 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2, gebunden an stöchiometrische
Mengen von GSTP1-1 in Gegenwart entweder von 1 mM GSH (Bild A, gestrichelte
Linie) oder 1 mM S-Methylglutathion
(Bild B, gestrichelte Linie) zeigt;
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3 die
Caspase-3-Aktivität
in CEM1.3- und K562-Zelllinien nach Behandlung mit dem 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2 (∎) und die Caspase-3-Aktivität in Kontrollzellen (•); den Prozentsatz
an Apoptose in CEM1.3- und K562-Zelllinien nach Behandlung mit dem
7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2 (☐) und in Kontrollzellen (O) zeigt; die Aktivität wurde
als pro Minute pro Anzahl von Zellen festgestellte Fluoreszenzänderung ausgedrückt; die
Apoptose wurde durch Auswertung der Kernfragmentierung nach Zellfärbung mit Hoechst-33342-Farbstoff bestimmt;
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4 die
Ergebnisse der Durchflusscytometrie-Analyse, die mit K562- und CEM1.3-Zelllinien, behandelt
mit 10 μM
bzw. 2 μM
Derivat Nr. 2, durchgeführt
wurden, zeigt; nach 12 h und 24 h Behandlung wurden die Zellen gewaschen
und sowohl mit Annexin V-FITC und PI gefärbt, die die Diskriminierung
intakter Zellen, früher
apoptotischer und später
apoptotischer oder nekrotischer Zellen erlauben;
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5 (A,
B und C) die Western-Blot-Analysen von K562- und CEM1.3-Zelllinien,
behandelt mit 10 μM bzw.
2 μM Derivat
Nr. 2; GSTP1-1, c-Jun, JNK, zeigt; die Phosphoraktivierten c-Jun-
und JNK-Isoformen wurden durch spezifische Antikörper nachgewiesen; (β-Actin wurde als Ladungskontrolle
(Bilder A und C) verwendet; die Dissoziation des GST/JNK-Komplexes
wurde durch Immunpräzipitationsanalyse
bewertet; die Lysate wurden unter Verwendung von anti-JNK-polyklonalem
Antikörper
immunpräzipitiert,
und mit ihnen wurden sodann Western-Blot-Analysen durchgeführt; GST
und JNK wurden durch spezifische Antikörper (Bild B) nachgewiesen;
und
-
6 die
Gewichtsschwankungen von Mäusen
in einem akuten in vivo Toxizitätstest,
der die Wirkung parenteraler Verabreichung verschiedener Dosierungen
der erfindungsgemäßen Testverbindung
Nr. 2 im Vergleich mit Kontrollen, die physiologische Lösung oder
nur Vehikel erhielten, vergleicht, zeigt.
-
Hinsichtlich
der Synthese können,
wie bereits erwähnt,
die Derivate, die Gegenstand der vorliegenden Erfindung bilden,
sowie die zum Vergleich zu verwendenden Verbindungen ausgehend von
einer bereits verfügbaren
Ausgangsverbindung, 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (Sigma-Aldrich, Fine Chemicals),
ohne alternative Syntheseverfahren auszuschließen, hergestellt werden.
-
BEISPIEL 1
-
4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)butanol
-
Ein
Lösungsgemisch
von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (1 mmol) und 4-Mercapto-1-butanol (Sigma-Aldrich,
Fine Chemicals) (2 mmol) wurde hergestellt, zur Umsetzung in 20
ml Ethanol: 1:1 Kaliumphosphatpuffer bei pH 7,0 für 6 Stunden
in einem graduierten Becherglas bei 25°C. Der pH wurde kontinuierlich überwacht,
um ihn durch Zugabe kleiner Mengen von KOH neutral zu halten. Am
Ende der Umsetzung wurde der Überschuss
von 4-Mercapto-1-butanol
mit 1,5 mmol 3-Brompyruvat reagieren gelassen.
-
Das
Reaktionsprodukt, 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)butanol,
ist eine dunkelgelbe unlösliche
Verbindung, die durch Filtrieren und zweimaliges Waschen mit 15
ml kaltem destilliertem Wasser gesammelt wird. Das Endprodukt wird
gemäß HPLC-Analyse
als 98% rein angesehen.
-
Das
durch Massenspektrometrie bestimmte Molekulargewicht der Verbindung
beträgt
269 Da.
-
Das
UV/VIS-Spektrum in Wasser ist durch ein Absorptionsmaximum bei 431
nm (ε =
15 mM–1 cm–1) gekennzeichnet,
und das Fluoreszenzspektrum in Wasser zeigt ein Emissionsmaximum
bei 525 nm.
-
BEISPIEL 2
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6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
-
Ein
Lösungsgemisch
von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (1 mmol) und 6-Mercapto-1-hexanol (Sigma-Aldrich,
Fine Chemicals) (2 mmol) wurde hergestellt, zur Umsetzung in 20
ml Ethanol: 1:1 Kaliumphosphatpuffer bei pH 7,0 für 6 Stunden
in einem graduierten Becherglas bei 25°C. Der pH wurde kontinuierlich überwacht,
um ihn durch Zugabe kleiner Mengen von KOH neutral zu halten. Am
Ende der Umsetzung wurde das überschüsige 6-Mercapto-1-hexanol
mit 1,5 mmol 3-Brompyruvat reagieren gelassen. Das Reaktionsprodukt,
6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol, ist eine dunkelgelbe
unlösliche
Verbindung, die durch Filtrieren und zweimaliges Waschen mit 15
ml kaltem destilliertem Wasser gesammelt wird.
-
Das
Endprodukt wird gemäß HPLC-Analyse
als 98% rein betrachtet. Das durch Massenspektrometrie bestimmte
Molekulargewicht der Verbindung beträgt 298 Da.
-
Das
UV/VIS-Spektrum ist durch ein Absorptionsmaximum bei 432 nm (ε = 15 mM–1 cm–1)
gekennzeichnet, und das Fluoreszenzspektrum zeigt ein Emissionsmaximum
bei 525 nm.
-
VERGLEICHSBEISPIEL 3
-
2-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)imidazol
-
Eine
Lösung
von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (1 mmol) und 2-Mercaptoimidazol
(Sigma-Aldrich, Fine Chemicals) (1 mmol) wurde in 6 ml Ethanol:Wasser
0,3:1, enthaltend 2,5 mmol Pyridin (Sigma-Aldrich, Fine Chemicals),
reagieren gelassen. Nach 1 h Inkubation bei 25°C wurde die Lösung filtriert,
zweimal mit 10 ml kaltem destilliertem Wasser gewaschen und unter
Vakuum getrocknet.
-
Das
unlösliche
Produkt, 2-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)imidazol, ist orangefarben
und gemäß HPLC-Analyse
zu 98% rein. Das durch Massenspektrometrie bestimmte Molekulargewicht
der Verbindung beträgt
264 Da.
-
Die
Verbindung besitzt ein UV/VIS-Spektrum, das durch einen maximalen
Absorptionspeak bei 401 nm (ε =
11,5 mM–1 cm–1)
gekennzeichnet ist, und kein Fluoreszenzemissionsspektrum.
-
VERGLEICHSBEISPIEL 4
-
4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)phenol
-
Ein
Lösungsgemisch
von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (1 mmol) und 4-Mercaptophenol (Sigma-Aldrich,
Fine Chemicals) (2 mmol) wurde hergestellt, zur Umsetzung in 20
ml Ethanol: 1:1 Kaliumphosphatpuffer bei pH 7,0 für 6 Stunden
in einem graduierten Becherglas bei 25°C. Der pH wurde kontinuierlich überwacht,
um ihn durch Zugabe kleiner Mengen von KOH neutral zu halten. Am
Ende der Umsetzung wurde der Überschuss
von 4-Mercaptophenol mit 1,5 mmol 3-Brompyruvat reagieren gelassen.
-
Das
Reaktionsprodukt, 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)phenol,
wurde durch Filtrieren gesammelt, zweimal mit 15 ml kaltem destilliertem
Wasser gewaschen und unter Vakuum getrocknet. Das Endprodukt ist
eine braune unlösliche
Verbindung und wird gemäß HPLC-Analyse
als 98% rein angesehen. Das durch Massenspektrometrie bestimmte
Molekulargewicht der Verbindung beträgt 289 Da.
-
Die
Verbindung besitzt ein UV/VIS-Spektrum in Wasser, das durch ein
Absorptionsmaximum bei 428 nm (ε =
11,5 nM–1 cm–1)
gekennzeichnet ist, und kein Fluoreszenzemissionsspektrum.
-
VERGLEICHSBEISPIEL 5
-
3-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)propionsäure
-
Eine
Lösung
von 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol (1 mmol) und 3-Mercaptopropionsäure (Sigma-Aldrich,
Fine Chemicals) (1 mmol) wurde in 6 ml Ethylalkohol:Wasser 0,3:1,
enthaltend 2,5 mmol Pyridin, reagieren gelassen.
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Nach
1 h Inkubation bei 25°C
wurde die Lösung
filtriert, zweimal mit 10 ml kaltem destilliertem Wasser gewaschen
und anschließend
unter Vakuum getrocknet. Das unlösliche
Reaktionsprodukt, 3(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)propionsäure, ist
dunkelgelb und wird gemäß HPLC-Analyse
als 98% rein betrachtet. Das Molekulargewicht beträgt 270 Da.
-
Die
Verbindung besitzt ein UV/VIS-Spektrum in Wasser, das durch ein
Absorptionsmaximum bei 428 nm (ε =
12 mM–1 cm–1)
gekennzeichnet ist, und das Fluoreszenzspektrum zeigt ein Emissionsmaximum
bei 525 nm.
-
Studium der biologischen
Aktivität
der Glutathion-S-Transferasehemmung durch die 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
-
Experimentelles
Verfahren – Die
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate der Beispiele 1 und 2 wurden verwendet,
die nach den in den Beispielen beschriebenen Vorgehensweisen hergestellt
wurden. Zum Vergleich wurde auch das Verhalten der folgenden Verbindungen
bewertet:
- – die
Verbindungen der Beispiele 3 und 4, gekennzeichnet durch mäßige Abgangsgruppen;
- – die
Verbindung von Beispiel 5, gekennzeichnet durch eine im Grunde genommen
schlechte Abgangsgruppe, modifiziert durch die Substitution von
einem Wasserstoff mit einer COOH-Gruppe;
- – das
Derivat 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol, wobei
S durch NH in der Formel substituiert und die NHR1-Gruppe
keine Abgangsgruppe ist.
-
Letzteres
wirkte als Kontrolle, um zu gewährleisten,
dass die Cytotoxizität
mit der GST-Hemmung
verknüpft
ist. 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol wurde durch
Umsetzung von 1 mmol 4-Chlor-7-nitro-2,1,3-benzoxadiazol mit 1 mmol
6-Amino-1-hexanol (Sigma-Aldrich, Fine Chemicals) in 6 ml Ethylalkohol:Wasser
0,3:1, enthaltend 2,5 mmol Pyridin, erhalten.
-
Die
Verbindungen wurden als Inhibitoren der Aktivität der Isoenzyme GSTP1-1, GSTA1-1
und GSTM2-2, die den besonders repräsentativen GST-Klassen, die
Klassen Pi, Mu und Alpha, angehören,
getestet.
-
GSTA1-1,
M2-2 und P1-1, die in Escherichia coli exprimiert wurden, wurden
gereinigt, indem sie auf ein Affinitätschromatographieharz aufgegeben
wurden, das die GST selektiv zurückzuhalten
vermochte (J. Biol. Chem. 270, (1995), 1249–1253).
-
Die
GST-Aktivität
wurde bei 25°C
mit einem 0,1 M Kaliumphosphatpuffer bei pH 6,5 in Gegenwart der Substrate,
d. h. Glutathion (Sigma-Aldrich, Fine Chemicals), in einer Konzentration
von 1 mM, und von 1-Chlor-2,4-dinitrobenzol (CDNB) (Sigma-Aldrich,
Fine Chemicals), 1 mM, getestet (Methods Enzymol. 77, 1981, 398–405).
-
Während der
Testung zur Bestimmung der IC50 (inhibitorische
Konzentration, bei der eine Hemmung der enzymatischen Aktivität von 50%
festgestellt wird) wurden dem Aktivitätsgemisch verschiedene Mengen der
zu testenden 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate zugesetzt.
-
Die
enzymatische Aktivität
wurde spektralphotometrisch bei 340 nm bewertet, eine Wellenlänge, bei der
sie das Reaktionsprodukt S-(2,4-Dinitrobenzol)-glutathion (GS-DNB)
(ε = 9,6
mM–1 cm–1)
absorbiert.
-
Ergebnisse – Die IC50-(μM)-Werte
der 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate sind in Tabelle 1 nachstehend
angegeben. Die Tabelle zeigt die IC50-Werte
für die
verschiedenen getesteten Inhibitoren bezüglich der drei repräsentativen
Isoenzyme von jeder GST-Klasse.
-
Jede
Verbindung ist in der Tabelle mit einer Anzahl von entsprechenden
relativen Synthesebeispielen angegeben, während das Amin-Vergleichsderivat
mit der Nummer 6 angegeben ist. Tabelle
1 Hemmung
der GST-Aktivität – IC
50-Werte (μM)
- (1) 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)butanol
- (2) 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
- (3) 2-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)imidazol
- (4) 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)phenol
- (5) 3-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)propionsäure
- (6) 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol
-
Wie
bereits angegeben, wurde auch die inhibitorische Kapazität des 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol-Derivats
gegenüber
den verschiedenen GST-Isoenzymen getestet. Das Schwefelatom in letzterer
Formel wird durch eine Amingruppe ersetzt, um zu bewerten, ob die
Cytotoxizität
mit der GST-Hemmung zusammenhängt
ist.
-
Die
Analyse dieser ersten Messwerte zeigt, dass die Verbindung praktisch
ihr Vermögen
zur Hemmung von GSTP1-1 (IC50 ≥ 100 μM) verloren
hat, jedoch eine höhere
inhibierende Kapazität
hinsichtlich GSTM2-2 mit einer IC50 von
1,8 μM beibehält.
-
Für den analogen
Inhibitor, dessen Formel Schwefel einschließt, bestand eine viel geringere
IC50 (größeres Hemmvermögen) bezüglich der
Kontrolle, nämlich
0,80 μM
für GSTP1-1
und 0,01 μM
für GSTM2-2.
-
Wechselwirkungsmechanismus
zwischen 7-Nitro-2,1,3-benzoxfuran-Derivaten und GSTs
-
Bindung von 7-Nitro-benzofuran-Derivaten
an GSTs
-
Experimentelles
Verfahren – Die
Affinität
von 7-Nitro-benzofuran-Derivaten gegenüber menschlichen GSTs wurde
durch Messung des Quenchings der intrinsischen Fluoreszenz des Proteins
erhalten, die nach dem Binden der Inhibitoren auftritt (die Anregung
erfolgte bei 295 nm, und die Emission wurde bei 340 nm aufgezeichnet).
-
Die
intrinsische Fluoreszenz wurde in einem Single Photon Counting Spektrofluorometer
(Fluoromax, S. A. Instruments, Paris, Frankreich) gemessen. Bei
einen typischen Experiment wurde die Fluoreszenz bei 340 nm vor
und nach der Zugabe von verschiedenen Mengen eines ausgewählten Inhibitors
zu 4 μM
GST in 0,1 K-Phosphatpuffer pH 6,5, enthaltend 1 mM GSH, aufgezeichnet.
-
Ergebnisse – Repräsentative
Messwerte, die mit GSTP1-1 und dem 7-Nitro-benzofuran-Derivat Nr. 2 (Synthesebeispiel
2) erhalten wurden, sind als Scatchard-Plot in 1 dargestellt.
Die Dissoziationskonstante, die für den Inhibitor-GSTP1-1-Komplex
erhalten wurde, ist KD = 0,8 μM, die den
IC50-Wert überlagert, der kinetisch erhalten
wurde und in Tabelle 1 angegeben ist. Bemerkenswert ist, dass GSH
für eine
gute Affinität
zwischen dem 7-Nitrobenzofurazan-Derivat und GST essentiell ist:
in der Tat nimmt in Abwesenheit von GSH die Affinität um etwa
zwei Größenordnungen
ab.
-
Spektroskopischer Beweis
für die σ-Adduktbildung
an der aktiven Stelle
-
Experimentelles
Verfahren – Das
UV/VIS-Spektrum von 15 μM
7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2 in Gegenwart von stöchiometrischen
Mengen GSTP1-1 und GSH, 1 mM, wurde bei 25°C in 0,1 M K-Phosphatpuffer
bei pH 6,5 erhalten.
-
Ergebnisse – In Gegenwart
von GSTP1-1 und GSH werden ein sofortiges Verschwinden der 432-nm-Bande,
die für
das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat typisch ist, und eine gleichzeitige
Zunahme einer Bande mit dem Zentrum bei 348 nm festgestellt (2,
Bild A). Die Thiolgruppe von GSH ist essentiell, um diese Spektraländerung
zu erhalten. In der Tat wird in dem UV-sichtbaren Spektrum keine Änderung
festgestellt, wenn das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat (50 μM) mit stöchiometrischen Mengen von GSTP1-1
und 1 mM S-Methylglutathion inkubiert wird (2, Bild
B).
-
Dieses
Verhalten kann durch die früheren
Beschreibungen erklärt
werden, die zeigen, dass 7-Nitrobenzofurazane
ausgezeichnete Elektrophile sind, die mit vielen Nukleophilen leicht -Addukte bilden (J.
Chem. Soc., Perkin Trans 2, (2002), 257–261). Das übliche Verhalten, das festgestellt
wird, ist ein kinetisch bevorzugter Angriff des Nukleophils an der
6-Position des 7-Nitrobenzofurazan-Rings und eine anschließende langsame
Isomerisierung in Richtung des stabileren 4-Addukts, das zwischen
300 und 400 nm absorbiert. Bei den obigen experimentellen Bedingungen
kann das σ-Addukt
durch eine kovalente Wechselwirkung zwischen dem 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
und der Thiolgruppe von GSH, die an die GSTP1-1-aktive Stelle gebunden
ist, wie in Schema A dargestellt, gebildet werden.
-
-
Diese
Hypothese stimmt mit dem Docking-Versuch überein, der durchgeführt wurde,
um die Ligandenorientierung an der GST-Bindungsstelle vorherzusagen.
Der Vergleich zwischen den Bindungsenergien des σ-Addukts an der 6-Position und
an der 4-Position ergibt eine Stabilisierung in der Größenordnung
von zwei der 4-substituierten Verbindung.
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Aus
den obigen Messwerten geht hervor, dass die reale Inhibitorspezies,
die GSTP1-1 hemmt, das zwischen dem 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
und GSH gebildete σ-Addukt
ist. Die GSTs sind bei der Katalyse der σ-Adduktbildung zwischen 7-Nitrobenzofurazan-Derivaten
und GSH sehr wirksam. Schlechte Abgangsgruppen, wie Alkylthiogruppen,
können
das σ-Addukt
durch Verhinderung der Bildung des monosubstituierten 4-Glutathionyl-7-nitro-Derivats
stabilisieren. Außerdem
sind diese σ-Addukte
durch eine an der 7-Nitrogruppe liegende negative Ladung gekennzeichnet,
die durch das Enzym spezifisch stabilisiert werden kann. In der
Tat werden in Abwesenheit von GSTP1-1 nachweisbare Mengen des σ-Addukts
in Lösung
nur bei GSH-Konzentrationen von höher als 5 mM erhalten, und
die für
diese Reaktion berechnete Gleichgewichtskonstante beträgt K = 20
mM. Auf der Grundlage dieser Gleichgewichtskonstante beträgt die Menge
an σ-Addukt,
die mit 1 mM GSH (eine GSH-Konzentration,
die in unseren Experimenten eingesetzt wird) und in Abwesenheit
von GSTP1-1 gebildet wird, etwa 5% der 7-Nitrobenzofurazan-Konzentration.
Darum wird die Affinität
der GSTP1-1 gegenüber
der realen Inhibitorspezies zu 4 × 10–8 M.
Diese starke Affinität
gibt an, dass GSTP1-1 ein für
dieses Molekül
im Inneren der Zelle sehr selektives Ziel ist.
-
Tests der Antikrebs Aktivität von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten
an Zelllinien
-
Experimentelles
Verfahren – Vier
Krebszelllinien, K562 (menschliche myeloide Leukämie), HepG2 (menschliches Leberkarzinom),
CEM1.3 (menschliche T-lymphoblastische Leukämie) und GLC-4 (menschliches
kleinzelliges Lungenkarzinom), wurden zum Testen der Antikrebs-Aktivität der 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
verwendet.
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Die
menschlichen Krebszelllinien wurden in RPMI 1640 (enthaltend L-Glutamin
2 mM und 0,1 g/l Penicillin-G/Streptomycinsulfat), angereichert
mit 5% fetalem Rinderserum (FBS), bei 37°C, 5% CO2 und
98% Feuchtigkeit gehalten.
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Die
Zellen wurden in 96-Well-Platten in einer Dichte von 15000 Zellen
pro Vertiefung in einem Kulturmediumvolumen von 100 μl vorgelegt.
Nach 24 Stunden wurde jedes der zu testenden 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
dem Kulturmedium in der erforderlichen Konzentration zugesetzt.
Gleichzeitig wurden einige Kontrollversuche durch Zugabe zu den
Vertiefungen des Lösungsmittels,
in dem die Verbindung gelöst
war (% Vol./Vol. DMSO in PBS) veranlasst. Sämtliche Messungen wurden viermal
durchgeführt.
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Die
Zellen wurden 48 h bei 37°C
bei 5% CO2 inkubiert.
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Um
ein Dosis-Antwortprofil für
jedes 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivat unter Untersuchung zu
erhalten, wurde ein Evaluierungsverfahren auf der Grundlage des
von Shekan et al. (J. Natl. Cancer. Inst. 82, (1990), 1107–1112) beschriebenen
Evaluierungsverfahrens eingesetzt.
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Nach
Inkubation wurde das prozentuale Zellwachstum durch ein in situ
Zellfixierungsverfahren und anschließenden SRB-Test unter Verwendung
eines Färbeverfahrens
mit Sulforodamin B, das spezifisch an Proteine zu binden vermag,
evaluiert. Das gefärbte
Produkt wurde anschließend
solubilisiert und spektralphotometrisch quantitativ bestimmt, um
das Wachstum der mit der Verbindung bei der Untersuchung behandelten Zellen
bezüglich
derjenigen zu bestimmen, die nur mit dem Lösungsmittel behandelt wurden.
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Um
auch die Aktivität
der endogenen GSTs, die in den eingesetzten Zellen vorhanden waren,
zu messen, wurden die gleichen Krebszelllinien verwendet: K562,
HepG2, CEM1.3 und GLC-4. In diesem Fall wurden die Kulturzellen,
wenn notwendig, trypsinisiert, durch Zentrifugation gesammelt und
zweimal in PBS gewaschen. Anschließend wurden die Zellen in zwei
Volumina PBS resuspendiert und durch Ultraschall lysiert. Das Zelllysat
wurde 15 min bei 15000 g zentrifugiert. Der Überstand wurde gesammelt und
zur enzymatischen Testung der GSTs verwendet, die in dem früheren Beispiel
beschrieben wurde.
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Eine
GST-Einheit ist als die Menge an Enzym definiert, die die Bildung
von 1 μmol
Produkt (GS-DNB) pro Minute bei 25°C katalysiert.
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Die
Proteinkonzentration wurde unter Anwendung des Bicinconinsäure-Verfahrens
(Pierce) bestimmt.
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Ergebnisse – Die IC50-Werte (die Konzentration der Verbindung,
bei der eine 50%-Hemmung
des Zellwachstums bezüglich
unbehandelter Zellen festgestellt wird), ausgedrückt in μM, von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten,
sind in Tabelle 2 angegeben.
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Den
in Tabelle 2 aufgeführten
Verbindungen wurde die gleiche Nummerierungsreihenfolge wie diejenigen
gegeben, die in dem vorstehend beschriebenen Experiment verwendet
wurden. Wie bei dem früheren Experiment
sind die Verbindungen (3)–(6)
zum Vergleich mit den beanspruchten Verbindungen (1) und (2) angegeben. Tabelle
2 Aktivitätsversuche
an Zelllinien – IC
50-Werte (μM)
- (1) 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)butanol
- (2) 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
- (3) 2-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)imidazol
- (4) 4-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)phenol
- (5) 3-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)propionsäure
- (6) 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-amino)hexanol
-
Auf
der Grundlage des SRB-Test zeigen die 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
gemäß Formel
(1) eine ausgezeichnete cytotoxische Aktivität. Die an den Zelllinien erhaltenen
IC50-Werte
sind von der gleichen Größenordnung
wie die IC50-Werte, die mit der gereinigten
Enzym-Isoform GSTP1-1 erhalten wurden.
-
Um
diese Entsprechung zu stützen,
wurde die Verbindung 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexenol an
den verschiedenen Zelllinien getestet, und es wurde festgestellt,
dass sie bezüglich
der Enzym-Isoform GSTP1-1 keine Hemmwirkung aufwies, sondern für die enzymatische
Isoform GSTM2-2 eine IC50 von etwa 2 μM zeigte.
Diese Verbindung vermag es, leicht in die Zellen einzudringen, wie
es durch die intensive Fluoreszenz, die nach 6 Stunden Inkubation
mit verschiedenen Konzentrationen an 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol aufgezeichnet
wurde, abgeleitet werden kann. Alle getesteten Krebszelllinien waren nach
48 Stunden Inkubation mit 50 μM
6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylamino)hexanol
immer noch lebensfähig.
-
Tabelle
3 gibt die Werte der spezifischen Aktivität für GST (Proteineinheit/mg),
berechnet in den Zelllinien, die bei dem Cytotoxizitätsversuch
verwendet wurden, an.
-
Tabelle
3 Spezifische
Aktivität
von GST (Proteineinheit/mg)
-
Die
Krebszelllinie, die mehr Resistenz gegenüber der Behandlung mit den
7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten
zeigt, ist diejenige des Leberzellenkarzinoms HepG2. Diese Krebszelllinie
zeigt auch die niedrigste GST-spezifische Aktivität, wie in
Tabelle 3 gesehen werden kann, sowie einen GST-Isoenzymaufbau, der von
demjenigen der anderen Krebszelllinien verschieden ist.
-
In
der Tat bestätigen
an einer großen
Anzahl von Zelllinien durchgeführte
Charakterisierungsstudien, dass GSTP1-1 in den meisten Krebszelllinien
die dominante Enzym-Isoform (1–30 μg/mg Protein)
ist und dass die höchsten
Expressionsniveaus dieses Isoenzyms anscheinend mit der proliferativen
Kapazität
und mit der Immortalisierung dieser Krebszelllinien korreliert sind
(Mol. Pharmacol. 50, 1996, 149–159).
-
Stattdessen
ist in der HepG2-Krebszelllinie die GSTP1-1-Konzentration sehr niedrig,
und die dominante Enzym-Isoform ist GSTA1-1, deren Konzentration
absolut immer noch 1% der Konzentration an GSTP1-1 beträgt, welche
in den meisten Krebszelllinien vorkommt (Biochim Biophys Acta 1225,
1994, 223–230).
-
Schließlich ist
es interessant festzustellen, wie die höchste Cytotoxizität der getesteten
Antikrebs-Verbindungen für
die CEM1.3- und K562-Leukämiezelllinien
festgestellt wurde, die offenbar gegenüber dieser Art des Eingreifens
bezüglich
solider Krebszelllinien empfindlicher sind.
-
Die Fähigkeit von 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivaten
zur Steigerung der Cytotoxizität
von Antikrebs Arzneimitteln in resistenten Zellen
-
In
Krebszellen ist die Resistenz gegen viele Antikrebs-Arzneimittel
oft mit einer hohen Expression von P-Glycoprotein, ein der Gesamtfamilie
der ABC-Transporter (ATP-Bindungskassette)
angehörendes
Membranprotein, verknüpft.
Dieses Experiment betrifft das Testen der Wirkung von 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
auf die Toxizität
des Vinblastin-Arzneimittels für
CEMVBL100, eine Leukämielinie,
die gegenüber
Vinblastin resistent ist (Hyperexpression des P-Glycoproteins).
-
Experimentelles
Verfahren – Die
Zellen wurden in 96-Well-Streifen in einer Dichte von 15000 Zellen pro
Vertiefung in einem Volumen von Kulturmedium von 100 μl vorgelegt.
Nach 24 Stunden wurde dem Kulturmedium eine geeignete Konzentration
zwischen 25 nM und 1000 nM Vinblastin zugesetzt. Der Test wurde
sowohl in Abwesenheit als auch Gegenwart verschiedener Konzentrationen
von 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol im Bereich zwischen 0,1 μM und 1 μM durchgeführt. Gleichzeitig
wurden einige Kontrollversuche durch Zugabe zu den Vertiefungen
des Lösungsmittels,
in dem die Verbindung gelöst
war (%- Vol./Vol. DMSO in PBS), vorgenommen. Sämtliche Messungen wurden viermal
durchgeführt.
Nach 48 h Inkubation wurde ein Dosis-Reaktionsprofil durch Verwendung
des SRB-Tests erhalten (J. Natl. Cancer. Inst. 82, (1990), 1107–1112, loc.
cit.). Die Toxizität
von 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol allein wurde
für die
resistente Leukämielinie
CEMVBL100 getestet.
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Ergebnisse – Wie Tabelle
4 zeigt, verursacht 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
(0,5 μM) eine
deutliche Zunahme der Empfindlichkeit von Leukämiezellen gegenüber dem
Vinblastin-Arzneimittel.
-
Tabelle
4 Wirkung
von 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol auf die Cytotoxizität von Vinblastin
(IC
50 nM)
-
Es
sollte auch festgestellt werden, dass die CEMVBL100-Zelllinie keine
deutliche Zunahme der Resistenz, im Hinblick auf IC50,
bezüglich
anderer Zelllinien, die das P-Glycoprotein nicht stark exprimieren,
zeigt. Diese Feststellung legt nahe, dass die Hyperexpression des
P-Glycoproteins
nicht die cytotoxische Wirkung der 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
beeinflusst.
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Analyse von Apoptose in
K562- und CEM1.3-Zellinien
-
Die
Auslösung
der Apoptose in Zellen durch das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat Nr.
2 wurde durch Messen der Caspase-3-Aktivierung und sowohl durch
morphologische Analyse als auch Durchflusscytometrie-Analyse bestimmt.
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Caspase-3-Aktivierung
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Experimentelle
Vorgehensweise – Die
Caspase-3-Aktivierung spielt bei der Auslösung der aktiven Phase der
zum Zelltod führenden
Apoptose eine kritische Rolle. Somit kann die Caspase-3-Proteaseaktivität zur Überwachung
der Apoptose eingesetzt werden.
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Pellets
von Zellen zu verschiedenen Zeiten der Inkubation mit dem 7-Nitro-2,1,3-benzofuranzan-Derivat
Nr. 2 (10 μM
und 2 μM
mit K562 bzw. CEM1.3) wurden mit Lysispuffer (100 mM Hepes, pH 7,6,
0,1% Chaps, 1 mM EDTA, 1 mM Phenylmethylsulphonylfluorid und 10
mM DTT) 20 min auf Eis resuspendiert, und die Zellen wurden durch
10 s Ultraschall aufgebrochen. Nach der Zentrifugation wurden die
Lysate zur Messung der Caspase-3-Aktivität verwendet. Das verwendete
Substrat war das fluoreszierende Modellpeptid Ac-DEVD-AFC (Acetyl-Asp-Glu-Val-Asp-7-amino-4-trifluormethylcumarin),
das durch Caspase 3 proteolysiert wurde, was zu einer Fluoreszenzemission
bei 505 nm (Anregung bei 400 nm) führt. Als Kontrolle wurden die Lysate
30 min bei 30°C
mit dem Caspase-Inhibitor DEVD-CHO vor der Bewertung der Enzymaktivität inkubiert. Die
Caspase-Aktivität
wurde als Fluoreszenzänderung
ausgedrückt,
die pro Minute pro Anzahl von Zellen festgestellt wurde.
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Ergebnisse – Die Inkubation
mit dem 7-Nitrobenzofurazan-Derivat Nr. 2 triggert die Aktivierung
von Caspase 3 sowohl in CEM1.3- als auch K562-Zellinien. Wie in 3 gezeigt,
wurde eine starke Zunahme von Caspase 3 in K562 nach 24 h Behandlung
mit Derivat Nr. 2 festgestellt. Ein ähnliches Ergebnis wurde mit CEM1.3-Zellen
festgestellt.
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Morphologische
Analyse
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Experimentelles
Verfahren – K562-
und CEM1.3-Zelllinien wurden 24 h mit 10 μM bzw. 2 μM Derivat Nr. 2 behandelt. Apoptotische
Zellen wurden mit dem Fluoreszenzmikroskop durch Analyse der Kernfragmentierung
nach Färben
mit Hoechst-33342-(Calbiochem-Novabiochem)-Farbstoff
nachgewiesen.
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Ergebnisse – Die repräsentativen
Messwerte mit K562-Zellen zeigen eine Chromatin-Kondensation und eine Kernfragmentierung,
die die Endstufen der Apoptose darstellen.
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Durchflusscytometrie-Analyse
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Experimentelles
Verfahren – Die
Zellen wurden in PBS gewaschen und mit Propidiumiodid und mit dem
undurchdringlichen Farbstoff Annexin V-FITC (Bender MedSystems,
Wien, Österreich)
gefärbt.
Die gefärbten
Zellen wurden unter Verwendung des FAC-Scan-Flow-Cytometers (Becton-Dickinson, CA) analysiert. Die
Messwerte wurden aufgezeichnet und mit der WinMDI-Software, Version
2.8, statistisch ausgewertet. Das gleichzeitige Anfärben von
Zellen mit Annexin V-FITC und PI gestattet die Diskriminierung intakter
Zellen, früher
apoptotischer Zellen und später
apoptotischer oder nekrotischer Zellen.
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Ergebnisse 4 zeigt
die Ergebnisse der sowohl an K562- als auch CEM1.3-Zelllinien durchgeführten Durchflusscytometrie-Analyse.
Eine progressive Zunahme von apoptotischen Zellen wurde bis 24 Stunden Inkubationsdauer
festgestellt. 12 h Behandlung mit dem Derivat Nr. 2 löst 30% bzw.
34% der Apoptose in K562- bzw. CEM1.3-Zellinien aus, während nach
24 h die Apoptose in K562- bzw. CEM1.3-Zelllinien auf 41 bzw. 47%
ansteigt.
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Schlussfolgernd
zeigen die mit den drei verschiedenen experimentellen Wegen erhaltenen
Ergebnisse eindeutig die pro-apoptotische Fähigkeit des 7-Nitrobenzofurazan-Derivats
in der CEM- und K562-Leukämiezelllinie.
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Definition
des intrazellulären
Mechanismus
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Der
Mechanismus, durch den der GST-Inhibitor die Apoptose auslöst, ist
nachstehend teilweise ausgeführt,
wobei die Wechselwirkung des Derivats Nr. 2 mit dem intrazellulären JNK-vermittelten
Weg in lymphoblastoider CEM und in myelogenen K562-Leukämiezelllinien
beschrieben ist.
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Western-Blot-Analyse
und Immunpräzipitationsexperiment
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Experimentelles
Verfahren – Die
Zellen wurden mit PBS gewaschen und durch Zentrifugation gesammelt.
Die Zellpellets wurden in Lysispuffer resuspendiert, der 10 mM Tris-HCl
(pH 7,4), 5 mM EDTA, 150 mM NaCl, 0,5% IGEPAL CA-630 und Protease-Inhibitoren (Sigma
Co.) enthielt. Nach 30 min Inkubation auf Eis wurden die Zellen
durch 10 s Ultrabeschallung aufgebrochen. Die Lysate wurden anschließend zentrifugiert, und
die Überstände wurden
auf 12% Polyacrylamidgel geladen und auf eine Nitrocellulosemembran übergeführt. Polyklonale
Anti-GSTP1-1 (1:1000); Anti-c-Jun- und Anti-JNK (1:200)-Antikörper oder
monoklonale Anti-Phosphor-aktivierte c-Jun- und JNK-Isoformen (1:200;
Santa Cruz Biotechnology, Santa Cruy, CA); und β-Actin (1:5000; Sigma Co.) wurden
als primäre
Antikörper
verwendet. β-Actin
wurde als Ladungskontrolle verwendet.
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Für die Immunpräzipitationsanalyse
wurden die Pellets in Lysispuffer resuspendiert, und die Zellen wurden
durch 10 s Ultrabeschallung aufgebrochen. Anschließend wurden
die Lysate 15 min bei 4°C
zentrifugiert. Die Proteine wurden in Lysispuffer 2 h bei 4°C mit Anti-JNK-Antikörper inkubiert.
Die Immunkomplexe wurden 30 min bei 4°C mit Protein-A-Sepharose absorbiert.
Nach drei Waschungen mit Lysispuffer wurden die Immunpellets in
SDS-Probenpuffer
gekocht. Die Proteine wurden auf 15% SDS-Polyacrylamid-Gel geladen und auf
Nitrocellulose übergeführt. GST,
JNK und Phospho-JNK wurden durch spezifische Antikörper nachgewiesen.
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Ergebnisse 5 (A,
B und C) zeigt die Western-Blot-Analysen von mit 10 μM bzw. 2 μM Derivat
Nr. 2 behandelten K562- und CEM1.3-Zelllinien.
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Die
Western-Blot-Analyse zeigt die basalen und phosphorylierten Formen
sowohl von JNK als auch c-Jun. In beiden Zelllinien ist Phospho-JNK
nach einer halben Stunde Inkubation mit Derivat Nr. 2 eindeutig erhöht und bleibt
bis zu 24 Stunden auf hohen Niveaus. Die Phosphor-Aktivierungsneigung
von c-Jun in der K562-Zelllinie entspricht der Aktivierung von JNK;
sie wird schnell nach einer halben Stunde Inkubation mit Derivat
Nr. 2 nachgewiesen und bleibt bis zu 12 h (Bild A) auf hohen Niveaus.
Die Phosphor-Aktivierung von c-Jun in der CEM1.3-Zelllinie folgt
einer unterschiedlichen Neigung; nach einer halben Stunde nach der
Derivat Nr. 2-Zugabe wird eine schnelle Zunahme von Phospho-C-Jun
festgestellt, allerdings nimmt sie schnell ab und erreicht nach
12 h Behandlung den basalen Wert (Bild C).
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Diese
Messwerte legen nahe, dass die Apoptose-Induktion von der Aktivierung
des JNK/c-Jun-Reaktionswegs
abhängig
ist, auch wenn die Modalität
der Zellantwort unterschiedlich zu sein scheint. Insbesondere könnte eine
Histo-Typ-abhängige
Auslösung
des Mitogenactiviertzen Protein-(MAP)-Kinase-Reaktionswegs vermutet
werden.
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Zur
Bewertung, ob die Zellbehandlung mit dem Derivat Nr. 2 die Menge
an GST-JNK-Komplex
beeinflusst, wurden K562-Zelllysate mit einem Anti-JNK-Antikörper immunpräzipitiert
und zur Western-Blot-Analyse verwendet. 5, Bild
B, zeigt, dass die Menge an GSTP-1-1, das mit JNK co-präzipitiert,
schnell in den mit Derivat Nr. 2 behandelten Zellen abnimmt und
nur nach 3 h leicht zunimmt.
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Somit
tritt die Aktivierung des JNK/c-Jun-Reaktionswegs über die
durch Derivat Nr. 2 getriggerte Dissoziation von GSTP1-1 aus dem
GST-JNK-Komplex ein.
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Durch
das Vorgenannte lässt
sich die folgende Schlussfolgerung ziehen. Als Reaktion auf eine
Vielzahl von Stimuli, die oxidativen Stress auslösen, einschließlich UV-Bestrahlung
und Antikrebs-Arzneimittel, ist die Aktivierung der MAP-Kinasefamilie
zur Aktivierung von Genen und zur post-translationalen Modifikation von
Proteinen notwendig, die zur Induktion der Apoptose notwendig sind.
Abgesehen von der Redox-Aktivierung dieses Signalwegs verursacht
die Zugabe der GSH-peptidomimentischen Verbindung (TER117) und ihres
Diethylesters (TER199), ein spezifischer Inhibitor des GSTP1-1-Isoenzyms,
eine Dissoziation des GSTP1-1-JNK-Komplexes, was zu einer JNK-Aktivierung
führt.
Die Aktivierung von JNK löst
die Phosphorylierung des Substrats c-Jun aus, das die Transkription
von an der Zellapoptose beteiligten Genen reguliert (J. Pharmacol.
Exp. Ther. 296, (2001), 1–6).
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Gleichermaßen sind
die erfindungsgemäßen 7-Nitrobenzofurazan-Derivate
sehr wirksame GST-Inhibitoren, die die Zellen durch Auslösen der
Dissoziation des GSTP1-1 von JNK auf Apoptose primen könnten. Es
wurde gezeigt, dass sich das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat Nr. 2 für die GSTs
wie ein Suizidsubstrat verhält: Es
ist mit GHS an der GST-aktiven Stelle konjugiert, führt zu einem σ-Addukt-Zwischenprodukt,
welches das Enzym sehr stark hemmt (KD =
4 × 10–8 M
mit GSTP1-1). Diese besondere Wechselwirkung legt nahe, dass GSTP1-1
für dieses
Molekül
ein sehr selektives Ziel ist. Im Inneren der Zelle löst das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2 die Dissoziation des GSTP1-1 von JNK aus, was zu der Phosphor-Aktivierung
sowohl von JNK als auch c-Jun führt.
Das 7-Nitrobenzofurazan-Derivat
Nr. 2 löst
in K562- und CEM1.3-Zellen einen typischen Apoptoseprozess aus,
der Zellschrumpfung, Phospholipid-Phosphatidyl-Serin-Translokation
zur Zelloberfläche, Caspase-Aktivierung
und Chromatin-Kondensation einschließt.
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Test auf akute
Toxizität
in vivo
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Der
Test verwendete 25 weibliche Mäuse
des BDF1-Maus-Stamms (18–20
g Charles River Lab. Lecco, Italien), eingeteilt in 5 Gruppen von
jeweils 5 Mäusen.
Drei Gruppen wurden mit einer einzigen Verabreichung durch intraperitoneale
Injektion (i. p.) mit 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol in den
folgenden Konzentrationen behandelt: a) 125 mg/kg, b) 25 mg/kg,
c) 5 mg/kg. Die restlichen beiden Gruppen wurden als Kontrollen
verwendet, und die folgenden Verabreichungen wurden beabsichtigt:
d) ein Olivenölvehikel,
enthaltend 2,5% DMSO und e) eine physiologische Lösung.
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Die
Mäuse wurden
bis zu 15 Tagen überwacht,
es wurde ihnen reichlich Futter und Wasser bereitgestellt, und die
Gewichtschwankungen jeder Maus wurden dokumentiert. Der dokumentierte
Gewichtstrend ist in dem als 6 beigefügten Diagramm
angegeben, wilches zeigt, dass die Mäuse auch nach 15 Tagen Behandlung
nur leichte Gewichtschwankungen aufwiesen. Ferner wurde das Gewicht
jeder Mausleber und -milz überprüft, um zu
sehen, ob es innerhalb der Norm blieb, was somit die fehlende Toxizität von 6-(7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-4-ylthio)hexanol
auch bei der maximalen verwendeten Konzentration (125 mg/kg) nahelegt.
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Sämtliche
erhaltenen Messwerte tragen zur Bestätigung bei, dass die beträchtliche
cytotoxische Aktivität
der 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate auf Krebszellen auf der
Hemmung der Detoxifizierung und der anti-apoptotischen Aktivität von GSTP1-1
beruht, und dass die Krebszellen das primäre Ziel dieser Verbindungen
sind, da sie GSTP1-1 überexprimieren.
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Die
erfindungsgemäßen 7-Nitro-2,1,3-benzoxadiazol-Derivate
finden somit eine vielversprechende mögliche Anwendung als Antikrebsmittel.
Ferner können
sie in Kombination mit anderen chemotherapeutischen Mitteln verwendet
werden, um die Arzneimittelresistenzwirkung, die in Patienten, die
eine Chemotherapie gegen Krebs erfahren, gezeigt wird, zu verhindern,
zu reduzieren oder zu beseitigen.