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Verfahren zum, Trocknen von Torf durch Selbsterwärmung Beim Trocknen
von Torf oder ähnlichen organischen Massen ist das Aufschütten zu Haufen bekannt,
in denen eine Selbsterwärmung durch gärungsähnliche Vorgänge erfolgt, die gegebenenfalls
durch Zusatz von Mikroorganismen oder chemischen Stoffen gefördert werden. Bekannt
ist dabei auch die Bedeckung der Haufenoberfläche durch Deckschichten von körnigem
oder staubförmigem Stoff. Schwierigkeiten ergaben sich bei dieser Trockenart durch
die Unsicherheit des Eintretens der Selbsterhitzung und durch die Unmöglichkeit
von deren Regelung.
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Die Erfindung besteht darin, daß auf der zum Errichten eines großen
Haufens bestimmten Grundfläche zunächst eine Anzahl kleiner Haufen errichtet und
je für sich mit fernem Stoff abgedeckt werden und daß darüber der große Gesamthaufen
errichtet wird. Die kleinen Haufen bilden hierbei vermöge ihrer wärmeschützenden
Deckschichten einzelne Wärmekammern oder Wärmeherde, in denen ohne Schwierigkeit
mehr Wärme erzeugt werden kann als abfließt. Von ihnen aus dringen dann bei der
Erwärmung Wasserdämpfe durch die Deckschicht hindurch, und hierdurch wie auch durch
sonstigen Wärmeübergang durch die porös werdende Deckschicht tritt dann eine wirksame
.Erwärmung des ganzen Haufens ein unter gleichzeitiger Wärmeverminderung in den
kleinen Wärmeherden.
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Der Grund für diese wesentlich verbesserte Erwärmungs- und Trocknungswirkung
liegt im folgenden: Die Selbsterwärmung der Masse ist zunächst von der Einlagerungsart
und der Größe ihrer einzelnen Körper abhängig. Wenn. nun in üblicher Art die ganze
Masse zum Haufen aufgeschüttet wird, iergeben die durcheinanderliegenden großen
und kleinen Stücke meistens so große Zwischenräume, daß die Wärme vorzeitig aus
dem Haufen abfließt und somit eine ungenügende Erwärmung entsteht, während an anderen
Stellen, wo größere Mengen feinerer Körper zusammenliegen, sogar Selbsterwärmung
bis zur Selbstentzündung entstehen kann. Wird dagegen nach dem neuen Verfahren finit
kleineren Wärmeherden aus Masse geeigneter Korngröße gearbeitet, so ergibt sich
hier eine zuverlässige schnelle Erwärmung, zumal schon bei verhältnismäßig niedriger
Gärtemperatur diejenigen Bestandteile des Torfes, die sich schnell umbilden, eine
klebrige Feuchtigkeit absondern, die sich in der wasseraufsaugenden Deckschicht
absetzt und verdichtend wirkt, so daß dann die Erwärmung schnell steigt, bis eine
merkliche Wasserverdampfung eintritt- und damit die Überleitung der Erwärmung in
den ganzen Haufen @erfolgt.
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Da die Selbsterwärmung auch vom Vorhandensein urzersetzter Stoffe
abhängt, besteht eine weitere wertvolle Ausgestaltung des neuen Verfahrens darin,
daß der Masse der Wärmeherde humose oder frische organische Stoffe für die zuverlässige
Einleitung einer aer oben Gärung und einer Oxydation
zugesetzt werden,
um gerade richtige Wärmemengen'und Erwärmungsgeschwindigkeiten zu erzeugen. 'Beispielsweise
wird einem schon hochgradig zersetzten Moor Torfmull oder Streu oder auch frisch
gemähtes Gras beigemischt. Bitumenarmem Torf werden zweckmäßig an einzelnen Stellen
kleine Mengen organischer Öle, wie Leinöl oder Terpentin, zugesetzt, so daß die
Selbsterwärmung sicher eintritt. Es ist zwar bekannt, Torf u. dgl. mit Sapropel,
Fluß- und Meeresschlick und gegebenenfalls irgendwelchen Nährstoffen in Senkgruben
einzuscblemmen, dann zu trocknen und zu pressen; aber hierbei findet wegen des gänzlichen
Luftmangels eine anaerobe Gärung .ohne wesentliche Temperaturerhöhung und eine Inkohlung
unter Entweichen von Methan statt. Nach dem neuen Verfahren dagegen entsteht eine
aerobe Gärung unter kräftiger Kohlensäurebildung und somit eine Selbsterwärmung,
die dann nach dem Absterben der Mikroorganismen durch weitere Oxydation weitergeführt
wird.
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Eine günstige Einzelheit ergibt sich bei dem neuen Verfahren ferner,
wenn die Aufschüttung des Haufens und insbesondere der Wärmeherde so locker erfolgt,
daß die in den Zwischenräumen der Masse vorhandene Luft nicht äusgepreßt wird. Der
dabei miteingeschlossene Luftinhalt begünstigt die Entwickelung einer aeroben Gärung
und einer leichteren Oxydation der Torfbitumina oder öle sowie der Huminsäuren.
Wenn dann später die Masse beim Erweichen und Schwinden zusammensinkt, ist die Erwärmung
schon so weit vorgeschritten, daß sie durch eine dabei entstehende Luftauspressung
nicht mehr wesentlich behindert wird, indem dann die weitere Kohlensäurebildung
auf Kosten der Masse erfolgt.
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Zum Regeln der Selbsterwärmung, die bei Torf oder ähnlichen organischen
Massen bis auf 200 oder ' 3oo° steigen und dann bei Luftzutritt zur Selbstentzündung
führen kann, kann insbesondere für Torf die beispielsweise für Kohlenlager übliche
Wärmeregelung durch eingebaute vollwandige Rohre oder Siebrohre nicht verwendet
werden. Einerseits werden die Rohre oder Löchef durch die schrumpfende und sich
fortgesetzt umlagernde Masse verstopft, während andererseits durch sie zuviel Wärme
entweichen und dadurch eine Unterbindung genügender Selbsterwärmung entstehen kann.
Auch in den Torfhaufen eingebaute oben und unten dauernd -offene Kamine sind nicht
verwendbar, da die ständige Luftzufuhr zur Selbstentzündung und Abbrennen des Torfhaufens
führt. Die Wärmeregelung bei dem neuen Verfahren erfolgt dementsprechend mit Vorteil
auf andere Weise, nämlich indem zum Regeln und Verteilen der Selbsterwärmung an
ihren unteren Enden geschlossene Löcher von oben in den Haufen gestoßen und nötigenfalls
nach Abfluß der überflüssigen Wärmemengen wieder verstopft werden. Damit ist eine
beliebig begrenzte Wärmeableitung möglich, und die nach dem Verstopfen der Löcher
sich weiterentwickelnde Wärme verteilt sich in dem ganzen Haufen.
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Ein Ausführungsbeispiel für das neue Verfahren ist das folgende: Auf
der zur Errichtung eines Trocknungshaufens bestimmten Grundfläche werden dicht nebeneinander
kegelförmige Einzelhaufen von beispielsweise i m Höhe aus gröberem und nötigenfalls
feinerem Torf errichtet. Ist der Torf durchschnittlich wenig zersetzt, so wird etwas
höher zersetzter Torf beigemischt. Ist er andererseits stark zersetzt, so wird Torfmull
oder Streu oder in Ermangelung solcher Masse etwas frisch gemähtes Gras zugesetzt.
Ist der Bitumengehalt in dem Torf gering, so werden ferner einige Stücke jedes Wärmeherdes
mit geringen Mengen von Lein'ä1 oder sonstigem verfügbaren organischen Öl befeuchtet.
Die so gebildeten Wärmeherde werden mit einer Schicht von nur feinem Torf oder Mull
etwa i oo mm hoch abgedeckt. Danach können diese Wärmeherde zunächst eine Zeitlang
der Selbsterwärmung überlassen, oder es kann auch sogleich der weitere zu trocknende
Torf aufgeschüttet werden, beispielsweise bis zu einem Haufen von 6 bis 8 m Höhe.
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Nach einiger Zeit werden dann von oben her mit Stangen oder Rohren
von beispielsweise 2o mm Durchmesser Löcher in den Haufen gestoßen und durch Einführung
von Thermometern die Temperaturen gemessen. Die Löcher werden verstopft, falls die
Temperatur im Haufen noch nicht auf 6o° gestiegen ist; ist die Temperatur bereits
höher, so bleiben sie offen, bis die Temperatur auf 6o° gefallen ist und werden
dann geschlossen. Eine nochmalige.Selbsterwärmung der so behandelten Masse ist ausgeschlossen.
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Hilfsmaßnahmen zur Förderung der Gärung und Oxydation, wie beispielsweise
Impfung der Wärmeherde mit psychro- oder thermophilen Mikroorganismen, Benutzung
einer Anfangserwärmung durch zweiteilige Wärmezufuhr von außen und ähnliche Hilfsmittel,
können in bekannter Art zusätzlich verwendet werden.