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Technischer Bereich
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Vernetzung eines
Acrylpolymers oder Copolymers oder eines Acrylderivats eines Copolymers
sowie das dadurch erhaltene vernetzte Acrylpolymer.
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Stand der Technik
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Die
Verwendung von mini-invasiven Techniken ist bei moderner plastischer
Chirurgie vom ästhetischen
und rekonstruktiven Typ gut bekannt. Viele von diesen Techniken
umfassen die Verwendung eines Füllmaterials
("Filler" auf Englisch).
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Bislang
bekannte Füllmaterialien
besitzen viele Vorteile sondern auch relevante Anwendungsbegrenzungen.
Zum Beispiel werden natürliche
Produkte (wie Kollagen und Hyaluronsäure) schnell resorbiert. Methylacrylate
werden langsamer resorbiert aber deren Biokompatibilität ist zu
gering. Das geläufige
Polyacrylamid ist sehr biokompatibel aber besitzt nicht eine ausreichende
chemische und physische Stabilität
und ist daher zur Verwendung in hohen Mengen zur Befüllung von
großen
Räumen
nicht geeignet.
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Es
bleibt deshalb die Notwendigkeit eines Materials, das alle Eigenschaften
besitzt, die man von einem guten Füllmaterial erwartet. Bekannt
sind zahlreiche Verfahren zur Polymervernetzung, die sich durch
das zu vernetzende Polymertyp und das erforderte Vernetzungstyp
unterscheiden.
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Die
Vernetzung eines Polymers kann durch chemische Bindung von Monomeren,
Polymerfragmenten oder Stücken
von Polymerketten an die Molekularketten des Polymers erhalten werden.
Für die
Vernetzungsreaktion eines Polymers werden verschiedene Katalysatoren
oder Katalysatorsysteme verwendet. Die Natur des Katalysators hängt von
der Vernetzungsreaktion ab, die in den Molekularketten des Polymers
erreicht werden soll.
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Die
Katalysatoren können
aus Verbindungen mit Peroxydgruppen, Silanprodukten oder Stickstoffverbindungen
ausgewählt
werden. Alternativ kann die Polymerisation (und die Vernetzung)
in bestimmten Fällen durch
Elektronenbündel
initiiert werden.
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Gut
bekannte Beispiele von Vernetzungsreaktionen sind die Reaktionen
von Schwefel mit Gummi und einer großen Anzahl von Elastomeren
(Vulkanisation) sowie die Reaktion von Glykol, Maleinsäure und
Styrol zu verstärkten
Polyestern.
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Im
Bereich der vernetzten Acrylpolymere, die durch ei ne Polymerisationsreaktion
zwischen Acrylmonomeren oder deren Derivaten erhalten werden, ist
ein Verfahren benötigt,
bei dem die Vernetzung des Polymers im Reaktionsmittel während des
Monomerpolymerisationsschrittes stattfindet.
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Insbesondere
bleibt die Notwendigkeit eines Vernetzungssystems, das während des
Monomerpolymerisationsschrittes reagieren kann.
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Ein
Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren
zur Herstellung eines vernetzten Acrylpolymers als Hydrogel aus
wasserlöslichen
Acrylamidmonomeren und Katalysatoren, deren Vernetzung zur Reaktion
während
und nach dem Polymerisationsschritt ausgesetzt ist, bereitzustellen.
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Ein
anderer Gegenstand der Erfindung besteht darin, ein wasserlösliches
vernetztes Acrylpolymer, das unter Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
hergestellt wird, bereitzustellen.
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Diese
und weitere Gegenstände,
die in der folgenden detaillierten Beschreibung klar werden, wurden von
der Anmelderin unter Verwendung eines Verfahrens erreicht, bei dem
die Vernetzung eines Polymers oder eines Copolymers durch Reaktion
der wasserlöslichen
Amidmonomere in Anwesenheit von Molekularsauerstoff während des
Polymerisationsschrittes erhalten wird.
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Beschreibung der Erfindung
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Der
erste Gegenstand der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur
Herstellung eines vernetzten Acrylpolymers bereitzustellen, wie
es im beigefügten
unabhängigen
Anspruch beschrieben ist.
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Der
zweite Gegenstand der Erfindung besteht darin, ein vernetztes Acrylpolymer
bereitzustellen, wie es im beigefügten unabhängigen Anspruch beschrieben
ist.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen
beschrieben.
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Weitere
technische Merkmale der Erfindung sind in der folgenden detaillierten
Beschreibung enthalten, die die Vorteile der Erfindung erklärt.
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Das
Verfahren zur Herstellung eines vernetzten Acrylpolymers gemäß der vorliegenden
Erfindung umfasst einen ersten Schritt, worin eine wässrige Polymerisierlösung umfassend
das Acrylamidmonomer, Katalysatormittel und gegebenenfalls einen
Chelatbildner wie z.B. Ethylen-bis(oxyethylennitrilo)-tetraessigsäure hergestellt
wird.
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Neben
dem Acrylamid umfasst die Polymerisierlösung bevorzugt weitere Monomere,
ausgewählt
aus N,N'-Methylen-bis-acrylamid
und N,N'-Ethylen-bis-acrylamid.
Dabei stellt das Polymerisierverfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
ein Acrylpolymer oder ein Acrylde rivat eines Copolymers bereit.
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Bevorzugt
umfasst die wässrige
Polymerisierlösung
das Acrylamidmonomer, dessen Derivat wie Methylolacrylamid, ein
oder mehrere Monomere ausgewählt
aus N,N'-Methylen-bis-acrylamid
und N,N'-Ethylen-bis-acrylamid,
Katalysatormittel und gegebenenfalls einen Chelatbildner wie Ethylen-bis(oxyethylennitrilo)-tetraessigsäure.
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Das
Polymer, das aus Amidmonomeren hergestellt wird, liegt als Hydrogel
mit Imid-Amid Vernetzungen vor, das schematisch wie unten dargestellt
werden kann:
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Unter
bestimmten Bedingungen kann Ammoniak freigelassen werden.
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Die
Mengen sind als Gewicht angegeben und liegen bevorzugt im Bereich
von 2 bis 7% Acrylamid, bevorzugt 3 bis 5%, von 0,2 bis 4% N,N'-Methylen-bis-acrylamid,
und von 0,1 bis 4% N,N'-Ethylen-bis-acrylamid.
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Bevorzugt
ist das Katalysator Ammoniumpersulfat oder Wasserstoffperoxyd oder
irgendeiner Katalysator, das bei Redox-Polymerisationsreaktionen
in der Regel verwendet wird.
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Die
Polymerisierlösung
ist eine wässrige
Lösung,
die mit destilliertem Wasser hergestellt wird, bevorzugt bidestilliertem
apyrogenem Wasser.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
umfasst einen folgenden Schritt, worin die Monomere in der Polymerisierlösung polymerisiert
werden.
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Die
Polymerisation wird durch Rühren
und Erhitzen der Polymerisierlösung
bei einer Temperatur von 30 bis 80°C erreicht.
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Die
Polymerisationsreaktion dauert von 1 bis 48 Stunden, bevorzugt von
1 bis 24 Stunden und noch bevorzugter von 4 bis 16 Stunden.
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Der
Polymerisationsschritt soll mit Sauerstoffgas durchgeführt werden.
Die Anwesenheit von Sauerstoffgas bei der Polymerisationsreaktion
ermöglicht
die Vernetzung des Acrylpolymers wie unten beschrieben. Die Anwesenheit
von Sauerstoffgas bei der Reaktion moduliert die Polymerisation
(einschließlich
Vernetzung und Copolymerisation), so daß ein Hydrogel mit einem unterschiedlichem
Molekulargewicht erhalten wird.
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Bevorzugt
wird die Polymerisierlösung
mit Sauerstoffgas gesättigt.
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Bevorzugt
wird Sauerstoff durch die Polymerisierlösung für eine Zeitspanne von 1 bis
24 Stunden bei einer Temperatur von 30 bis 80°C durchgeblasen.
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Das
Polymerisationsverfahren kann unter Verwendung von Metallsalzen
durchgeführt
werden, die Metallkationen wie Aluminium, Zirkon und Titan mit den
zur weiteren Chelation bestimmter Intramolekulargerüste geeigneten
Wertigkeiten enthalten.
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Vorteilhafterweise
wird nach dem Polymerisationsschritt ein Schritt durchgeführt, worin
das Polymer in einem wässrigen
Mittel bei einer Temperatur von 80 bis 100°C für eine Zeitspanne im Bereich
von 1 bis 5 Stunden, bevorzugt von 3 bis 4 Stunden, gewaschen wird.
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Vorteilhafterweise
wird nach dem Waschschritt das Polymer bei einer Temperatur von
110 bis 130°C für eine Zeitspanne
von 0,5 bis 6 Stunden gehalten wird.
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Alternativ
umfasst die wässrige
Polymerisierlösung
das Acrylamidmonomer und ein oder mehrere weitere Monomere ausgewählt aus
N,N'-Methylen-bis-acrylamid
und N,N'-Ethylen-bis-acrylamid.
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Die
Reaktionen, die im oben beschriebenen Verfahren teilnehmen und zur
Bildung der Vernetzungen im Acrylpolymer führen, können schematisch wie unten
dargestellt werden:
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Die
Polymerisationsreaktion kann zwei Wege abhängig von den Betriebsbedingungen
durchlaufen.
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Zuerst
bildet das bildende Polymer (a) in Anwesenheit von O2 die
Verbindung (b). Nun kann die Verbindung (b) die Polymerverbindung
(c) bilden, die ein mögliches
Endprodukt dieses Polymerisationsverfahren darstellt.
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Alternativ
kann die Verbindung (b) die Verbindung (a') durch Elimination von NO bilden. Nach
der Bildung der Verbindung (a')
endet die Reaktion mit der Bildung der Polymerverbindung (b'). Das Zeichen "*" gibt die Stickstoffatomen an, die in
der Reaktion von NO-Elimination
teilnehmen.
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Die
in der Polymerisation teilnehmende Reaktion ist die Substitution
von N-O mit N-C-Bindungen. (OH) wird durch Oxydation von H-N-O erhalten.
Nach Hoffman greift (OH) als basischer Katalysator eine NH2-Gruppe an. Dieselbe Reaktion findet in
der analogen Kette statt und so wird die Vernetzung erreicht.
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Das
Reaktionsmittel kann schwach sauer oder schwach alkalisch sein.
Im ersten Fall wird die Polymerverbindung (b') hergestellt, im zweiten Fall die Polymerverbindung
(b).
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Im
Laufe der Reaktion können
auch die Ketogruppen angegriffen werden, so daß einige CO zu COOH umgewandelt
werden.
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Ein
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ebenfalls ein vernetztes
Acrylpolymer, das mit dem oben beschriebenen Verfahren hergestellt
werden kann.
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Ein
weitere Gegenstand der vorliegenden Erfindung besteht darin, das
vernetzte und/oder durch die Verwendung von Metallsalzen chelat-vernetzte
Acrylpolymer als Material für
plastische Chirurgie im Medizinbereich anzuwenden.
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Vorteilhafterweise
wird das vernetzte Polymer gemäß der vorliegenden
Erfindung im Chirurgiebereich bei Endoprothesen für Weichgewebe
verwendet. Ziel dieser Anwendung ist eine Zunahme des Weichgewebevolumens
und die Befüllung
von Lücken
unterschiedlicher Größe in solchem
Gewebe.
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Das
vernetzte und/oder (durch die Verwendung von Metallsalzen) chelat-vernetzte
Acrylpolymer, das mit dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung
hergestellt wird, hat die folgenden chemischen und physikalischen
Eigenschaften:
pH von 6,5 bis 7,5, bevorzugt 7;
ppm < 0,2;
radiotransparent;
farblos;
Oxydationswert < 1;
Trockenrückstand
von 3 bis 4, bevorzugt 3,5;
keine freien Schwermetallionen
im Molekül;
durch
den Spektrophotometer nachweisbare Bindungen Imid-Typs; und
wasserunlöslich.
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Vorteilhafterweise
liegt das vernetzte und/oder durch die Verwendung von Metallsalzen
chelat-vernetzte Acrylpolymer gemäß der vorliegenden Erfindung
als Hydrogel vor.
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Das
vernetzte Polymer gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde in verschiedenen Forschungsinstituten getestet.
Die Tests haben nicht nur die hohe Biokompatibilität des Materials
sondern auch dessen ganze Unfähigkeit
zur Zellwachstumsstimulierung gezeigt.
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Das
vernetzte Polymer gemäß der vorliegenden
Erfindung besitzt solche chemischen und physikalische Eigenschaften,
daß es
seine strukturelle Stabilität
auch in der Zeit aufrechtgehalten kann. Nach dessen Implantierung
wird eine permanente Kapsel gebildet, die die Verbindung vom umgebenden
Gewebe isoliert. Dank dieser Eigenschaften stellt das vernetzte
Polymer gemäß der vorliegenden
Erfindung ohne Zweifel eine Neuigkeit. Es kann in den Körper eines
Patienten (zur endogenen Prothesenbildung) in viel größeren Mengen als
den bisher verwendeten durchschnittlichen Mengen injiziert. Bis
zu verschiedenen Hunderten Gramme davon können ohne Gefahr für die Gesundheit
des Patienten implantiert werden.
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Diese
biologische Sicherheit wurde nicht nur durch biologische Forschungen
sonder auch durch eine multizentrische klinische Forschung bei verschiedenen
italienischen Universität
gezeigt.
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Nun
wird die Erfindung mit Bezug auf die folgenden Anwendungsbeispiele
ausführlicher
beschrieben, ohne den Erfindungsbereich keineswegs beschränken zu
wollen.
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Beispiel 1
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Eine
Polymerisierlösung,
die mit den unten aufgelisteten Bestandteilen hergestellt wird,
wird in einen Reaktor unter ständigem
Rühren
vorgelegt:
24,5 g Acrylamid,
0,025 g Ethylen-bis(oxyethylennitrilo)-tetraessigsäure
1,63
g N,N'-Methylen-bis-acrylamid,
und
2 g Ammoniumpersulfat in 1.000 ml bidestilliertes Wasser
pH 5,6.
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Die
Polymerisierlösung
wird auf 80°C
erhitzt. Um das Polymer zu erhalten, wird Sauerstoff durch die Lösung durchgeblasen
und die Lösung
wird gerührt,
wobei das Reaktionsmittel bei einem Temperatur von 80°C für zwei Stunden
gehalten wird.
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Das
Produkt wird dann in warmem Wasser bei 90°C für vier Stunden gewaschen.
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Danach
wird das Produkt bei einer Temperatur von 125°C für fünf Stunden gehalten.
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Das
Endprodukt ist das vernetzte Polymer gemäß der vorliegenden Erfindung.
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Beispiel 2
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Die
folgenden Bestandteile werden in 1.000 ml bidestilliertes Wasser
reagiert:
27,4 g Acrylamid,
0,50 N,N'-Ethylen-bis-acrylamid,
2,5 g Ammoniumpersulfat,
und
0,1 g AgNO2.
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Das
Acrylamid wird mit N,N'-Ethylen-bis-acrylamid
in Anwesenheit von Ammoniumpersulfat reagiert. Nach 30-minutigem Mischen
wird O2 durchgeblasen und mit Silbernitrat
reagiert. Die Lösung
wird für
30 Minuten bei 37°C
stehen gelassen. Das Endprodukt besitzt einen pH-Wert von 4,8 und einen Trockenrückstand
von 7,2%.
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Beispiel 3
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Die
folgenden Bestandteile werden in 500 ml apyrogenes Wasser reagiert:
48
g Methylolacrylamid,
0,60 g N,N'-Methylen-bis-acrylamid,
0,45 g
N,N'-Ethylen-bis-acrylamid,
und
4 g Ammoniumpersulfat.
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Das
Methylolacrylamid wird mit den Vernetzungsmitteln in Anwesenheit
von Ammoniumpersulfat für ungefähr 15 Minuten
bei 37°C
reagiert. Der Sauerstoff wird dann für 20 Minuten durchgeblasen
und die Lösung wird
in einem Heizapparat bei 60°C
für 12
Stunden stehen gelassen. Das erhalten Produkt besitzt eine pH-Wert
von 7 (und ppm < 4).
Das Produkt wird dann bei 90°C
für 30
Minuten zur Elimination der Restmonomere gewaschen.
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Beispiel 4
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Die
folgenden Bestandteile werden in 500 ml apyrogenes Wasser reagiert:
400
ml bidestilliertes Wasser pH 5,7,
20 g Acrylamid,
2 ml
30%-iges Wasserstoffperoxyd, und
0,04 g Ammoniumpersulfat.
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Die
obige Lösung
wird in einen Reaktor vorgelegt und unter ständigem Rühren mit Sauerstoff für 16 Stunden
bei 55°C
durchgeblasen. Das erhaltene Polymer wird wie im vorherigen Beispiel
gewaschen. Das Polymer wird dann bei 125°C für 3 Stunden behandelt.
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Beispiel 5
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20
g Acrylamid, 2 ml 30%ige Wasserstoffperoxyd und 0,04 g Ammoniumpersulfat
werden in 400 ml bidestilliertes Wasser pH 5,7 reagieren.
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Die
Lösung
wird in einen Reaktor wie im vorherigen Beispiel vorgelegt und unter
ständigem
Rühren mit
Sau erstoff für
16 Stunden bei 55°C
durchgeblasen.
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Das
erhaltene Polymer wird wie im vorherigen Beispiel gewaschen und
bei 125°C
für 3 Stunden
behandelt.