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Die
vorliegende Erfindung betrifft transgene Bäume, die eine gesteigerte Biomasse-Produktion
und Xylemfaser-Länge
aufweisen; transgene Pflanzen, Samen, Pflanzenzellen und andere
Arten von Vermehrungsmaterial, sowie Verfahren zu ihrer Herstellung.
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Stand der
Technik
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Ein
entscheidender Nachteil der traditionellen Züchtung von Bäumen, insbesondere
von Waldbaumarten, besteht aufgrund ihrer langen Generationszeiten
darin, dass ein Fortschritt nur langsam zu erzielen ist. Wenn man
jedoch die Vorteile von kürzlichen
Entwicklungen in der Gentechnologie nutzt, könnte die Zeit, die zum Herstellen
einer neuen Varietät
erforderlich ist, signifikant verkürzt werden. Außerdem könnte man
mit einer biotechnologischen Vorgehensweise noch genauer auf die
von der Wald- und Zellstoffindustrie als wünschenswert angesehenen Merkmale
zielen.
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Bisher
betrafen die meisten Anwendungen der Gentechnik bei Bäumen ein
Modifizieren der Lignin-Biosynthese, wodurch Bäume mit weniger Lignin oder
einer modifizierten Lignin-Zusammensetzung zustande kamen, einen
früheren
Blühbeginn,
eine Schädlingsresistenz
oder eine Herbizidresistenz. Um Wachstums- und Entwicklungsprozesse
in Bäumen
zu verändern,
wäre auch
das Manipulieren der Spiegel von Pflanzenhormonen oder der Hormonsensitivität von Interesse.
Jedoch gab es bisher nur wenige Beispiele für das Modifizieren der Spiegel
von Pflanzenhormonen in Bäumen.
Dies wurde hauptsächlich
erreicht, indem die endogene IAA-Biosynthese oder die Cytokin-Biosynthese direkt
verändert
oder verschiedene Hormonpools indirekt modifiziert wurden, indem
das rolC-Gen von Agrobacterium verwendet wird. Obwohl solche Modifikationen
in allen Fällen
zu Bäumen
mit veränderten
Wachstumscharakteristika und Holzeigenschaften führen, wurden bisher keine Verbesserungen
mit einer deutlichen praktischen Anwendungsmöglichkeit erhalten.
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Gibberelline
(GAs) sind eine Gruppe von mehr als 100 tetracyclischen Diterpenen,
von denen einige essentielle endogene Regulatoren sind, welche Wachstums-
und Entwicklungsprozesse während
des Lebenszyklus der Pflanze beeinflussen, z.B. Verlängerung
von Sprossen, Entfaltung und Form von Blättern, Blühbeginn und Keimen von Samen.
Die besten Beispiele, welche die Wichtigkeit von GAs in der Kontrolle
der Verlängerung
von Sprossen erläutern,
sind GA-defiziente Mutanten von Arabidopsis, Mais und Erbse. Diese
weisen im Vergleich zu Wildtyppflanzen reduzierte Spiegel von aktiven
GA(s) auf, die aufgrund einer Reduktion der Internodiumlänge zu einem
zwergwüchsigen
Phänotyp
führen.
Der Phänotyp
solcher GA-defizienten Mutanten kann durch die Anwendung eines aktiven
GA vollständig
wiederhergestellt werden. Es wurde gefunden, dass GAs sowohl die
Zellteilung als auch die Zellverlängerung fördern.
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Die
Biosynthese von GAs in Pflanzen erfolgt über den Isoprenoid-Stoffwechselweg aus
Mevalonsäure. Gibberellin-Spiegel
werden hauptsächlich
durch die Transkriptions-Kontrolle von Genen der Gibberellin-Biosynthese
reguliert. Insbesondere das multifunktionelle Enzym Gibberellin-20-Oxidase
(GA 20-ox) stellt ein Schlüsselenzym
beim Kontrollieren der GA-Biosynthese dar (1). Es katalysiert
die schrittweise Umwandlung der C-20-Gibberelline, GA12,
GA53, durch drei aufeinanderfolgende Oxidationen
zu GA9, GA20, welche
die unmittelbaren Vorläufer
der aktiven Gibberelline, GA4 bzw. GA1, sind. Die Expression des Gens der GA-20-Oxidase
wird durch die Wirkung von GA1/4 nach unten
reguliert, dies legt nahe, dass an der Regulation des Gens eine
direkte Endprodukt-Repression beteiligt ist. Außerdem haben einige Autoren
vermutet, dass die GA-20-Oxidase auf der Transkriptionsebene fotoperiodisch
reguliert wird.
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Die
Anwendung von Chemikalien, welche GA-Spiegel in der Pflanze verändern, ist
im traditionellen Ackerbau und Gartenbau eine übliche Vorgehensweise. Inhibitoren
der GA-Biosynthese werden besonders häufig als Wachstumsverzögerer in
Getreidepflanzen und Zierpflanzen verwendet. Klare Vorteile, um
die Verwendung dieser Chemikalien zu reduzieren, hätte eine
biologische Vorgehensweise, etwa eine genetische Modifikation der
endogenen GA-Biosynthese. Unter Verwendung von Arabidopsis als Modellorganismus
wurde gezeigt, dass es möglich
ist, GA-Spiegel durch Modifizieren der Spiegel des Enzyms GA-20-Oxidase
zu verändern,
und dass dies zu Pflanzen mit veränderten Wachstums- und Entwicklungsmustern
führt.
Ein transgener Arabidopsis, der die GA-20-Oxidase in einer Sense-Orientierung
exprimiert, zeigt einen früheren
Blühbeginn
und höhere
Stängel
als die Wildtyppflanzen, wohingegen Antisense-Pflanzen die umgekehrten Eigenschaften
aufweisen [Coles, J. P., et al., „Modification of gibberellin
production and plant development in Arabidopsis by sense and antisense
expression of gibberellin 20-oxidase genes", Plant J. 17: 547-556 (1999)].
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Modifikationen
der GA-Biosynthese in einer höheren
Art, z.B. in Bäumen,
wären von
zusätzlichem
Interesse, da dies Wege eröffnen
würde,
um Holz modifizieren zu können.
Frühere
Studien über
die Verwendung von Hormonen haben gezeigt, dass GAs für die Differenzierung
von Xylemfasern erforderlich sind und dass sie ausgeprägte Effekte
auf die Länge
von sekundären
Xylemfasern und auf sowohl Längen-
als auch Radialzuwachs in Hartholz-Arten und Nadelhölzern ausüben.
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Offensichtlich
besteht immer noch ein Bedarf für
verbesserte Verfahren zum Modifizieren der Wachstumseigenschaften
von Bäumen,
insbesondere von Eigenschaften von technischem und wirtschaftlichem
Interesse, wie Wachstumsgeschwindigkeit, Biomasse-Zunahme und Faserlänge. Genauso
bleibt immer noch ein Bedarf für
transgene Bäume
bestehen, die verbesserte Eigenschaften, wie gesteigerte/s Wachstumsgeschwindigkeit,
Stammvolumen und Länge
der Xylemfasern, zeigen. Folglich besteht das Ziel der vorliegenden Erfindung
darin, solche verbesserten Verfahren und transgene Bäume bereitzustellen.
Ein weiteres Ziel besteht darin, die Verwendung von Wachstums-beeinflussenden
Chemikalien in der Forstwirtschaft zu reduzieren oder ganz überflüssig zu
machen.
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Bisheriger
Stand der Technik
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Es
wurde gezeigt (Huang, S., et al., „Overexpression of 20-Oxidase
confers a gibberellin-overproduction phenotype in Arabidopsis", Plant Physiol.
1998, Bd. 118, S. 773-781), dass die Spiegel von aktiven GAs nach
einer Überexpression
von GA-20-Oxidase
in Arabidopsis thaliana erhöht
waren. Diese Erkenntnis lässt sich
jedoch nicht direkt auf die vorliegende Erfindung übertragen.
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Die
meisten Zweikeimblättrigen
und alle Nacktsamer durchlaufen ein gewisses Ausmaß von sekundärem Dickenwachstum.
Das Ausmaß des
Dickenwachstums hängt
davon ab, ob die reife Pflanze eine krautige oder eine holzige (baumartige)
Pflanze ist. Z.B. wird eine Arabidopsis-Pflanze nur unter bestimmten
Bedingungen ein sekundäres
Dickenwachstum erzeugen, während
eine holzige Art, z.B. Populus, ein hohes Ausmaß an sekundärem Wachstum durchlaufen wird.
Aufgrund des geringen Ausmaßes
eines sekundären
Dickenwachstums bei krautigen Pflanzen wird es auch sehr schwierig
sein vorauszrsagen, inwieweit spezifische genetische Änderungen
in krautigen Arten denjenigen in holzigen Arten hinsichtlich Änderungen
in der Holzbildung entsprechen.
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Als
Beispiel kann durch Überexprimieren
der GA-20-Oxidase in Arabidopsis thaliana der Spiegel von aktiven
GAs in der Pflanze erhöht
werden, wie durch Huang et al. (vorstehend) gezeigt wurde. Der Phänotyp der
transgenen Pflanze schloss eine dramatische Zellverlängerung
in allen Geweben ein. Die Blattstiele, Blütenstandsstängel und Blätter zeigten alle eine Zellverlängerung.
Aus diesen Ergebnissen ist ersichtlich, dass die erhöhten Gibberellin-Spiegel
eine Wirkung auf die Zellverlängerung
aus der Keimung haben. Jedoch ist es nicht möglich, aus diesen Ergebnissen
vorauszusagen, welche Wirkung die Überexpression der GA-20-Oxidase
in einer holzigen Pflanze haben würde. Die Zellteilung im Kambiummeristem
in einer holzigen Pflanze steht unter der Kontrolle von mehreren
verschiedenen Hormonen und physikalischen Zwängen, die in einer Einjahrespflanze,
wie Arabidopsis thaliana, nicht vorliegen.
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Deshalb
war es erstaunlich, dass eine gesteigerte Zellverlängerung
von aus dem Kambium stammenden Zellen (Fasern) vorliegen würde und
dass eine Zunahme in der Biomasse auftreten würde, die durch eine erhöhten Zellteilung
im Kambium verursacht ist. Für
den Fachmann wäre
es nicht offensichtlich, die GA-20-Oxidase zu überexprimieren, um die Holz-Biomasse
und die Verlängerung
von Fasern zu steigern.
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Eine
Zunahme im Durchmesser von Baumstämmen findet hauptsächlich aufgrund
einer meristematischen Aktivität
im vaskulären
Kambium statt, einem zylindrischen lateralen Meristem, das zwischen
dem Xylem und dem Phloem des Stamms, der Äste und der holzigen Wurzeln
liegt. Zwei Arten von Zellteilung treten im Kambium auf: die additive
und die multiplikative. Die additive Teilung umfasst die perikline
Teilung von spindelförmigen
Kambium-Initialzellen, wodurch Xylem- und Phloem-Mutterzellen gebildet
werden, die sich ihrerseits teilen, so dass Xylem- und Phloemzellen
erzeugt werden. Die multiplikative Teilung umfasst eine antikline Teilung
von spindelförmigen
Initialzellen, wodurch eine Dickenzunahme des Kambiums bereitgestellt
wird. Nachdem Xylem- und
Phloemzellen durch die Kambium-Mutterzellen abgesondert wurden,
differenzieren sie sich in einer geordneten Folge von Ereignissen,
einschließlich
Zellvergrößerung,
sekundärer
Zellwandbildung, Verholzung und Verlust von Protoplasten. Diese
Ereignisse laufen nicht schrittweise, sondern eher als überlappende
Phasen ab.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Eine
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, transgene Pflanzen,
Samen und Pflanzenzellen bereitzustellen, die verbesserte Wachstumsparameter
und insbesondere Biomasse-Produktion und Xylemfaser-Länge zeigen.
Eine andere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zum
Herstellen und Vermehren der transgenen Pflanzen bereitzustellen.
Die vorstehenden Aufgaben und andere, die nicht explizit erwähnt sind,
werden durch eine transgene holzige Pflanze erfüllt, bei der eine DNA-Sequenz,
welche die Expression eines Polypeptids codiert, das eine GA-20-Oxidase-Aktvität zeigt,
in das Genom der Pflanze funktionell eingefügt ist. Weitere Ausführungsformen
entsprechen der Definition in den beigelegten abhängigen und unabhängigen Patentansprüchen, die
hier durch Bezugnahme eingeschlossen sind.
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Andere
Merkmale und Vorteile der Erfindung sind aus der/den folgenden nichteinschränkenden
Beschreibung und Beispielen sowie aus den Patentansprüchen ersichtlich.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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Die
Erfindung wird nachstehend, in der Beschreibung und den beigefügten Beispielen
und Zeichnungen, noch ausführlicher
beschrieben, in denen
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1 die
Biosynthesewege zeigt, in denen GA12 und
GA53 zu den biologisch aktiven Produkten
GA4 und GA1 und
ihren inaktivierten Stoffwechselprodukten GA34 und
GA8 umgewandelt werden. Die GA-20-Oxidase
katalysiert die Oxidation am C-20-Kohlenstoffatom.
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2 zeigt
eine Northern-Blot-Analyse von zehn GA-20-Oxidaseüberexprimierenden
Linien (die Nummern 1 bis 15) und der nicht-transformierten Kontrolle
(C). 18 μg
Gesamt-RNA wurden von jeder Probe aufgetragen und mit einem markierten
Fragment als Sonde getestet, das aus cDNA der Arabidopsis-Gibberellin-20-Oxidase (AtGA20ox1)
oder aus einer endogenen Ubiquitin- (UBQ-) EST-Sequenz (pttUBQ)
isoliert wurde.
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3 zeigt
das gesteigerte Wachstum einer transgenen hybriden Espe: die kumulative
Sprossverlängerung
(oberes Diagramm) und das Durchmesserwachstum (unteres Diagramm)
von verschiedenen transgenen GA-20-Oxidaseüberexprimierenden Linien, nach
Erzeugen aus Gewebekultur, Einpflanzen und Züchten in einer Wachstumskammer
für sieben
Wochen (zum Zeitpunkt Null).
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4 ist
ein Foto, das Kontrollpflanzen und transgene (Linie 11) Pflanzen
nach 12 Wochen in der Wachstumskammer zeigt.
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5 erläutert die
Effekte einer Überexpression
der GA-20-Oxidase auf (A) Zelllängen,
(B) Zellzahl pro Internodium, (C) Zahl der Xylemfasern und (D) Länge der
Xylemfasern. Die Länge
und Anzahl der Zellen wurden in vollständig verlängerten Internodien von aktiv
wachsenden Pflanzen gemessen, wie dies auch bei der Zahl der Xylemfasern
der Fall war. Die Werte für
die GA-20-Oxidase-überexprimierenden
Linien sind jeweils Mittelwerte für neun unabhängig erzeugte
Linien. Die Werte der Faserlänge
für nicht-verlängerte Pflanzen
stellen Mittelwerte für
drei unabhängig
erzeugte Linien dar. Die senkrechten Balken stellen SE dar.
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6 zeigt,
dass ein gesteigertes Durchmesser-Wachstum von transgenen hybriden
Espen auch in der zweiten Wachstumsperiode vorliegt. Das kumulative
Durchmesser-Wachstum von Kontrolle (WT) und von Linie 4 und 13 wurde
in einem Intervall von 2,5 Monaten bestimmt, beginnend nach dem
Brechen der Winterruhe.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
hier genannten Erfinder haben überraschenderweise
gezeigt, dass eine ektopische Überexpression
eines GA-20-Oxidase-Gens in Bäumen,
hier anhand des Beispiels eines Laubbaums der gemäßigten Zone
dargestellt, zu signifikanten Änderungen
in Wachstumsrate, Stammvolumen und Xylemfaserlänge führt. Eine cDNA-Sequenz (SEQ
ID NO: 1) wurde verwendet, die zu der Arabidopsis thaliana-GA-20-Oxidase-Sequenz X83379 (EMBL-Hinterlegungsnummer)
homolog ist, welche ein Polypeptid codiert, das eine GA-20-Oxidase-Aktvität aufweist.
Somit zeigen die durch die hier genannten Erfinder erhaltenen Ergebnisse,
dass eine genetische Modifikation von GA- Spiegeln in Bäumen verwendet werden kann,
um Merkmale zu modifizieren, die für die Forst-, Zellstoff- und
Papierindustrien extrem wichtig sind.
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Die
Ergebnisse zeigen, dass eine endogene Steigerung der biologisch
aktiven Gibberelline GA1 und GA4 in
Bäumen
dazu führt,
dass das Wachstum beschleunigt wird. Dies wurde deutlich gemacht,
indem das AtGA20ox1-Gen von Arabidopsis in einer hybriden Espe,
Populus tremula x tremuloides, exprimiert wurde, wodurch Bäume mit
einem schnelleren Höhen-
und Durchmesser-Wachstum, größeren Blättern, längeren Xylemfasern
und einer erhöhten
Biomasse zustande kamen. Dieser Phänotyp erinnert z.B. an Merkmale,
die früher in
transgenen Arabidopsis-Pflanzen festgestellt worden waren, welche
die gleiche GA-20-Oxidase überexprimierten
[Coles, J. P., et al., „Modification
of gibberellin production and plant development in Arabidopsis by
sense and antisense expression of gibberellin 20-Oxidase genes", Plant J. 17: 547-556
(1999)]. Solche Pflanzen hatten im Vergleich zu Wildtyppflanzen
längere
Keimachsen, größere Rosettenblätter, längere Blattstiele
und einen früheren
Blühbeginn.
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Jedoch
wurden keine Untersuchungen beschrieben, in denen eine Zunahme der
Biomasse und anatomische Veränderungen
in transgenen Arabidopsis untersucht wurden. Es ist sehr zweifelhaft,
ob es in transgenen Arabidopsis zu einer erhöhten Biomasse kommen würde.
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Es
gab Hinweise, dass die GA-20-Oxidase ein Schlüsselenzym in der Regulation
des GA-kontrollierten Wachstums ist [Hedden, P., und Kamiya, Y., „Gibberellin
biosynthesis: Enzymes, genes and their regulation", Annu. Rev. Plant
Physiol. Plant Mol. Biol. 48: 431-460 (1997)]. Die Tatsache, dass
die Transkription des GA-20-Oxidase-Gens durch die Wirkung von GAs über Rückkopplung
reguliert wird, legt nahe, dass eine konstitutive Überexpression
des GA-20-Oxidase-Gens die endogene Regulation der GA-Homöostase stören wird. Hier
führte
eine Überexpression
der GA-20-Oxidase in einer hybriden Espe zu einem Anstieg von C19-GAs, und zwar sowohl von solchen, die
an dem frühen
13-Hydroxylierungs-Stoffwechselweg beteiligt sind, als auch von
solchen, die an dem Nicht-13-Hydroxylierungs-Stoffwechselweg beteiligt
sind (1). Somit lag kein einheitlicher Unterschied in
den Spiegeln zwischen GA1 und GA4 vor, die beide in Populus biologisch aktiv
sind. Die vorliegenden Ergebnisse stimmen also mit früheren GA-Messungen
an transgenen GA-20-Oxidase-überproduzierenden
Arabidopsis-Pflanzen überein.
Außerdem
lag sowohl in der hybriden Espe als auch in Arabidopsis eine dramatische
Zunahme in den Spiegeln des inaktivierten Endprodukts GA8 vor (Tabelle 1).
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Man
nahm an, dass dies auf einen langsameren Turnover von GA8 gegenüber
GA1 zurückzuführen war.
Die relativ niedrigen Spiegel des anderen Endprodukts, GA34, das durch den Nicht-13-Hydroxylierungs-Stoffwechselweg
gebildet wird, kann durch einen schnelleren Turnover dieser Verbindung
im Vergleich zu GA8 erklärt werden. Im Gegensatz zu
den C19-GAs wurde in den transgenen Pflanzen
eine Abnahme in Spiegeln von C20-GAs festgestellt.
Dies stimmt mit der Tatsache überein,
dass C20-GAs per Definition Substrate für die GA-20-Oxidase
sind (Tabelle 1).
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Es
ist überraschend,
dass die erhöhte
GA-20-Expression in Populus tremula x tremuloides solche deutlichen
Effekte hat. Dies legt nahe, dass eine konstitutive Überexpression
des GA-20-Oxidase-Gens die endogene Regulation der GA-Homöostase stört.
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In
der vorliegenden Studie fanden die Erfinder Unterschiede in GA-Spiegeln
zwischen Blatt- und Stammgeweben, wobei die Anstiege der Spiegel
der aktiven GA1 und GA4 im
Stammgewebe am höchsten
waren. Dies könnte
auf dem AtGA20ox1-Gen beruhen, das im Stamm am stärksten exprimiert
wird. In der hybriden Espe dagegen ist der CaMV-35S-Promotor im
Allgemeinen in den Blättern
etwas aktiver als im Stamm, wobei jedoch bekannt ist, dass auch
Ausnahmen vorkommen. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass die höheren GA1- und GA4-Spiegel
im Stamm auf Unterschiede im Transport von GAs oder in der Biosynthese
von GA-Vorläufern
zurückzuführen sind.
Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es möglicherweise einen
Unterschied in der Aktivität
der GA-3ß-Hydroxylase
oder GA-2ß-Hydroxylase
in den Blättern
gibt. In Arabidopsis wurde gezeigt, dass die 2ß-Hydroxylierung durch aktive
GAs auf der Transkriptionsebene aktiviert wird.
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Die
festgestellte Zunahme im Längenwachstum
(3) in den transgenen GA-20-Oxidase-Populus-Bäumen war offensichtlich nicht
eine Folge einer gesteigerten Zellverlängerung, da keine signifikanten Änderungen
in den Zelllängen
gefunden wurden (5A). Jedoch zeigen
die festgestellten Unterschiede in der Anzahl der Zellen pro vollständig verlängertem
Internodium deutlich, dass erhöhte
GA-Spiegel die Zellteilungen im Stammgewebe beeinflussen (5).
Dies ist ein interessanter Aspekt der vorliegenden Erfindung, der zahlreiche
Möglichkeiten
eröffnet,
auf die Produktion von faserartigem Rohmaterial und Biomasse für unterschiedliche
Zwecke Einfluss zu nehmen.
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Zwar
wurde gefunden, dass GAs die Zellverlängerung beeinflussen, jedoch
ist auch bekannt, dass GAs die mitotische Aktvität in der subapikalen Region
des Stamms induzieren können.
Es muss aber betont werden, dass, obwohl die Proben für die Messungen
der Zelllängen
sowohl für
die Kontrolle als auch für
die transgenen Pflanzen jeweils aus der gleichen Position entnommen
wurden (die durch die Anzahl von Internodien vom Apex aus definiert
war), nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die Zellen in
den transgenen Pflanzen in einem früheren Entwicklungsstadium befunden
haben könnten
als in den Wildtyppflanzen und dass sie noch dabei gewesen sein
könnten,
sich zu verlängern.
Außerdem
wurde vermutet, dass die Wirkung von GAs in meristematischen Geweben
die Verlängerungszone
des Organs, das gebildet wird, ausweitet.
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Tabelle 1
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Konzentration
(ng g
–1 Frischgewicht)
von GAs in Stamm-/Blattgewebe aus den Internodien 7 und 8 (vgl.
Einzelheiten im Text) von einer transgenen hybriden Espe, die das
AtGA20ox1-Gen exprimiert. Mittelwerte von drei unabhängigen Messungen.
n.d. = nicht nachweisbar.
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Studien,
welche die Anwendung von Pflanzenhormonen umfassen, haben gezeigt,
dass GAs die Kambiumaktivität
in Bäumen,
insbesondere in Verbindung mit IAA, steigern können. Hier führte der
gentechnisch bewirkte Anstieg von GA-Spiegeln zu einem schnelleren
Wachstum des Stammdurchmessers (4). Außerdem wurde
eine Wirkung von erhöhten
GA-Spiegeln auf das sekundäre
Wachstum mit der Zunahme der Zahl von Xylemfaserzellen und der Xylemfaserlänge festgestellt
(5C, D). Die in den Experimenten gemessene Längenzunahme
beträgt
etwa 8 %, dies muss man als eine signifikante Zunahme ansehen, welche
Konsequenzen für
die Fasereigenschaften und somit für die Verwendungsmöglichkeiten
des Faserrohstoffs hat.
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Dies
stimmt mit Anwendungsstudien sowohl mit GAs als auch mit Inhibitoren
der GA-Biosynthese überein.
In Populus nehmen die Faser- und Gefäßlängen in der Übergangszone
zwischen jugendlichem und reifem Holz zu. Deshalb wird die Zeit,
die erforderlich ist, dass eine Zelle innerhalb der Kambiumregion
reift, d.h. die Zeit, die sie in den verschiedenen Differenzierungszonen
verbringt, schließlich
ihre Größe und Zellwanddicke
bestimmen. Wenn die Wirkung von GAs, wie GA1 und/oder
GA4, diese Übergangszeit verlängert, würde dies
sowohl die gesteigerte Faserlänge
in den reifen Teilen der transgenen Pflanze als auch das Fehlen von
Unterschieden in der Xylemfaserlänge
zwischen transgenen und Kontrollpflanzen in jungem Stammgewebe erklären.
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Die
Zunahme der Blattgröße in den
transgenen Pflanzen war ein Ergebnis einer Zunahme sowohl der radialen
als auch der longitudinalen Verlängerung
(Tabelle 2). In früheren
Stadien war das Längenwachstum stärker ausgeprägt, dies
führte
zu langen schmalen Blättern.
In späteren
Stadien jedoch wurde die Blattmorphologie derjenigen der Kontrollpflanzen ähnlich,
wobei ein ähnliches
Verhältnis
von Breite zu Länge
des Blatts vorlag. Es wurde gezeigt, dass GAs die Blattverlängerung
fördern,
z.B. bei der Gartenerbse. Die sehr langen und schmalen Blätter, die
bei konstitutiven GA-Signalmutanten,
wie s/n-Mutanten von Gerste und spy-Mutanten von Arabidopsis, festgestellt
wurden, zeigen auch, dass GAs die Blattverlängerung fördern. Jedoch ist wenig über die
spezifischeren regulatorischen Rollen von GAs in der Blattentwicklung
bekannt. In Arabidopsis wird die Entfaltung der Blattspreite durch
mindestens zwei unabhängige
und polarisierte Prozesse reguliert: die Längen- und die Breitenentwicklung,
wobei RO-TUNDIFOLIA-
und ANGUSTIFOLIA-Gene bestimmte Rollen spielen. Es ist nicht bekannt,
ob GAs die zellulären
Antworten auf diese Gene modulieren. Jedoch ist anzumerken, dass
sich die Blattphänotypen
bei der transgenen GA-20-Oxidase-Espe während der Entwicklung ändern, dies
legt nahe, dass die zwei entwicklungsmäßig getrennten Prozesse von
Blattlängen-
und Breitenwachstum beide durch GAs beeinflusst werden, jedoch in
unterschiedlichen Stadien.
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Tabelle 2
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Morphologische
Charakterisierung einer Wildtyp- und transgenen hybriden Espe, die
das AtGA20ox1-Gen exprimiert. Die Zahl der Pflanzen, die für die Messungen
verwendet wurden, war 10, 5 und 6 für die Kontrolle, für Linie
2 bzw. Linie 11. Beim Bestimmen der Biomasse war die Zahl der als
Proben genommenen Pflanzen 7, 2, 3 und 23 für die Kontrolle, für Linie
2, Linie 11 bzw. alle vereinigten als Probe genommenen transgenen
Pflanzen.
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Für alle statistischen
Analysen wurde ANOVA verwendet, um die Pflanzen hinsichtlich des
Genotyps zu vergleichen. Statistisch signifikante Unterschiede sind
mit den Wahrscheinlichkeitswerten (Fischer-PLSD) von 1 % (*) und
5 % (**) angegeben.
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Messungen
der Biomasse in transgenen und Wildtyppflanzen zeigten, dass ein
Anstieg der GA-20-Oxidase-Aktivität zu einem allgemeinen Anstieg
beim Wachstum führt.
Dieser Effekt war im Stamm besonders stark ausgeprägt, dies
macht deutlich, dass GAs eine starke Wirkung auf das Stammwachstum
haben. Sprühexperimente
mit verschiedenen GAs haben früher
gezeigt, dass diese Hormone dazu neigen, bei Populus die Biomasse
von Sprossen auf Kosten des Wurzelwachstums zu steigern. Schon früher wurde
bei Bäumen
eine Reduktion der Wurzelbildung aufgrund von erhöhten GA-Spiegeln in Wurzeln
gezeigt. In dieser Studie war eine schwache Wurzelinitiation das
Hauptproblem für
das Überleben
der transgenen GA-20-Oxidase-Pflanzen in Gewebekultur und nach dem
Einpflanzen in Erde. In späteren
Entwicklungsstadien war die Wurzelentwicklung immer noch beeinflusst,
jedoch in einem geringeren Ausmaß (Tabelle 2). Außerdem wurde gezeigt,
dass die Wirkung von GAs auf die Wurzelbildung je nach Stadium der
Wurzelentwicklung unterschiedlich ist.
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Abschließend kann
gesagt werden, dass die hier genannten Erfinder hier die wichtige
Rolle der GA-20-Oxidase-Aktivität
in dem GA-kontrollierten Wachstum bei Populus deutlich gemacht haben.
Es ist überraschend,
dass die Effekte, die bisher nur, und in einigen Fällen nur
teilweise, durch äußerliche
Anwendung, z.B. durch Sprühen,
erreicht wurden, durch eine endogene Expression erreicht werden
können.
Außerdem
ist überraschend,
dass das erfindungsgemäße Verfahren
bei einer höheren
Art angewendet werden kann, die hier durch die hybride Espe Populus
tremula x P. tremuloides repräsentiert
wird. Ein wichtiger Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht somit
darin, dass es dadurch vermutlich möglich wird, die Verwendung
von Wachstumsbeeinflussenden Chemikalien in der Forstwirtschaft
zu reduzieren oder ganz überflüssig zu
machen.
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Die
vorliegende Erfindung eröffnet
Wege, um Bäume
gentechnisch zu verändern,
so dass sie schneller wachsen und mehr Biomasse produzieren, indem
einfach die endogenen GA-Spiegel erhöht werden. Interessanterweise
nehmen auch die Faserlängen
als Folge der Überexpression
der GAs zu. Diese Ergebnisse sind sowohl für die Praxis von Bedeutung
(wobei sie zur Produktion von modifizierten Bäumen beitragen, die für die Zellstoff-,
Papier- und Forstindustrie von Interesse sind) als auch für die Wissenschaft
wichtig, indem sie vorher undurchführbare Studien über die
Mechanismen, durch welche die GAs das Wachstum und die Entwicklung
in Bäumen
kontrollieren, möglich
machen.
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Beispiele
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Versuchsprotokoll
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Konstruktion eines Pflanzenvektors
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Das
Arabidopsis-GA-20-Oxidase-cDNA-Konstrukt, cloniert in Bluescript
pAt2301 [Phillips, A. L., et al., „Isolation and expression
of three gibberellin 20-oxidase cDNA clones from Arabidopsis", Plant Physiol.
108: 1049-1057 (1995)), kürzlich
neu bezeichnet als AtGA20ox1 [Coles, J. P., et al., „Modification
of gibberellin production and plant development in Arabidopsis by
sense and antisense expression of gibberellin 20-oxidase genes", Plant J. 17: 547-556 (1999)], wurde
als Geschenk von P. Hedden enthalten.
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Eine
stromaufwärts
liegende ATG-Sequenz, die vor dem Translations-Start des GA-20-Oxidase-Enzyms
lag, wurde durch in vitro-Mutagenese entfernt. Ein Vorwärts-Primer, der mit dem
5'-Ende des GA-20-Oxidase-Gens übereinstimmte,
dem jedoch das zusätzliche
ATG fehlte und der eine BamHI- und Xbal-Stelle enthielt, und ein
Rückwärts-Primer,
der eine innere HindIII-Stelle in dem GA-20-Oxidase-Gen überspannte,
wurden in einer PCR-Reaktion eingesetzt. Unter Verwendung von AtGA20ox1
als Matrize wurde ein PCR-Produkt erhalten und in den Vektor pOK12
subcloniert, wodurch das Plasmid pOK12.GA20ox5' erzeugt wurde. Sodann wurde eine vollständige GA-20-Oxidase-cDNA,
der das zusätzliche
ATG fehlte, rekonstituiert, indem AtGA20ox1 gespalten, ein Fragment,
welches das 3'-Ende
des GA-20-Oxidase-Gens enthielt, isoliert und dieses Fragment in
pOK12.GA20ox5' ligiert
wurde, wodurch das Plasmid pOK12 AtGA20ox1 erhalten wurde. Anschließend wurde
die GA-20-Oxidase-cDNA aus pOK12 AtGA20ox1 durch Spaltung mit BamHI
isoliert und in Sense-Orientierung in die BamHI-Stelle des binären Vektors
pPCV702.kana ligiert [Walden, R., Koncz, C., und Schell, J., Methods
Mol. Cell Biol. 1: 175-194 (1990); „The use of gene vectors in
plant molecular biology",
Methods Mol. Cell Biol. 1: 175-194 (1990)], wodurch sie unter die
Kontrolle des CaMV-35S-Promotors gestellt wurde.
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Transformations- und Wachstumsbedingungen
für Pflanzen
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Die
hybride Espe Populus tremula L x P. tremuloides Michx. Clon T89
wurde im Wesentlichen wie früher
beschrieben transformiert und regeneriert [Nilsson, O., et al., „Spatial
pattern of cauliflower mosaic virus 35S promoter-luceferase expression
in transgenic hybrid aspen trees monitored by enzymatic assay and non-destructive
imaging", Transgenic
Research 1: 209-220 (1992)]. Aus 14 unabhängigen Linien wurden zehn ausgewählt und
durch in vitro-Kultur von Sprossen auf MS-Medium der halben Stärke, enthaltend
Mineralien und Vitamine, vermehrt [Murashige, T, und Skoog, F. A., „Revised
Medium for rapid growth and bio-assay with tobacco tissue cultures", Physiologia Plantarum
15: 473-479 (1962)].
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Nach
der Wurzelinitiation wurden die Pflanzen in Weibufix Rooting Powder
(Svalöf
Weibull AB, Hammerhög,
Schweden) getaucht und in ein gedüngtes Peat:Perlit-Gemisch (5:1) eingetopft
und in einer Wachstumskammer bei 18°C unter einer Fotoperiode von
18 Stunden und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 90 % gehalten.
Die Photonenflux-Dichte der Hauptlichtperiode (zehn Stunden) betrug
175 μMol
m–2 s–1 bei
400 bis 750 nm (Osram Power Staw HQI-TS 400 W D-Lampen, Osram, Deutschland),
und Tageslänge-Verlängerungen
erfolgten unter Verwendung von Licht mit geringer Intensität (20 μMol–2 s–1).
Die Pflanzen wurden täglich gegossen,
und bei Bedarf wurden sie umgetopft und mit einer kompletten Nährlösung (SuperbaS,
Supra Hydro AB, Landskrona, Schweden) gedüngt. Nach 108 Tagen wurden
einige Pflanzen in Bedingungen mit kurzen Fotoperioden (zehn Stunden) überführt, um
die Beendigung des Wachstums zu induzieren. Diese Pflanzen wurden
sodann an die Kälte
akklimatisiert und vier Wochen bei 8°C im Ruhezustand gehalten, und
zu diesem Zeitpunkt wurden dann Proben für die Messungen der Faserlängen entnommen.
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Wachstumsmessungen und
Probennahme
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Im
Alter von sieben Wochen wurden die Pflanzen an einem aktiv wachsenden
Internodium bei allen Pflanzen an etwa der gleichen Position markiert.
Diese Markierung diente als ein Referenzpunkt für die Messungen des Durchmesser-Wachstums
und für
das Zählen
der Internodien. Der Durchmesser, die Höhe und die Zahl von Internodien
der Pflanzen wurden jeden 3. bis 4. Tag gemessen. Die Zahl der Internodien
wurde von der Spitze bis zum Referenzpunkt gezählt: wobei das erste Internodium
als dasjenige definiert war, das unter dem obersten Blatt mit einer
Länge von
mindestens 1 cm lag. Pflanzen, die unter langen Tagen gezüchtet wurden,
wurden nach 100 Tagen geerntet, wobei sieben Kontrollpflanzen und
25 Pflanzen, welche neun verschiedene transgene Linien repräsentierten
(Linie 6 wurde ausgeschlossen), verwendet wurden. Die Internodien
7 und 8, einschließlich
der oberen Blätter,
wurden als Proben für
die GA-Analyse genommen, und die Blätter von den Knoten 9 und 10
wurden als Proben für
die Northern-Analyse genommen. Alle Gewebe wurden unmittelbar nach
der Probennahme in flüssigem
Stichstoff eingefroren. Für
anatomische Untersuchungen wurden die Längen der Internodien 15 und
16 gemessen, danach ausgeschnitten und unmittelbar darauf in FAA
fixiert. Alle Teile, die nach der Probennahme übrig blieben, wurden in Blatt-,
Stamm- und Wurzelanteile aufgetrennt und für Bestimmungen der Frischgewicht-Biomasse
verwendet. Das Trockengewicht wurde bestimmt, nachdem die Proben
fünf Tage
bei 55°C
getrocknet worden waren. Von den im Ruhezustand vorliegenden Pflanzen,
die aus drei Kontrollen und fünf
transgenen Pflanzen (welche die Linien 2, 11 und 14 repräsentierten)
bestanden, wurden an den Internodien 1, 10 und 20, gezählt vom
Referenzpunkt aus, Proben genommen. Diese Proben wurden für die Mazeration
und die anschließenden
Messungen der Faserlänge
verwendet.
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Anatomische Charakterisierung
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Die
Proben wurden gemäß herkömmlicher
chemischer Fixierungsverfahren in LR White eingebettet [Regan, S.,
Bourquin, V., Tuominen, H., und Sundberg, B, „Accurate and high resolution
in situ hybridization analysis of gene expression in secondary stem
tissues", Plant
J. 19: 363-369 (1999)]. Längsschnitte
für das Zählen der
Zellen (Internodium 15 und 16) und Querschnitte für das Zählen der
Fasern (Internodium 30), 2 μm dick,
wurden zubereitet und mit Toluidinblau gefärbt. Die Anzahl der epidermalen
Zellen und der Markzellen in 1 mm der Längsschnitte wurde jeweils für drei Schnitte
pro Internodium bestimmt. Die Zelllänge und die Zellzahl pro Internodium
wurden als die in den Internodien 15 und 16 gefundenen Durchschnittswerte
berechnet. Die Anzahl der Xylemfasern wurde in drei getrennten Querschnitten
(vom Mark zum Kambium) pro Individuum gezählt und der Durchschnitt für jeden
Genotyp (Linie 4, 11, 13 und Kontrolle) berechnet.
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Messungen
der Faserlänge
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Zum
Bestimmen der Faserlänge
wurden zurechtgestutzte Stücke
des äußeren Xylems
aus den ausgewählten
Internodien hergestellt. Die Proben wurden durch Kochen in einer
Lösung
von 10 % Wasserstoffperoxid und 50 % Eisessig für vier bis sechs Stunden mazeriert.
Wenn sie vollständig
gebleicht waren, wurden sie dreimal mit destilliertem Wasser gespült, mit
Natriumcarbonat neutralisiert und wieder in Wasser gewaschen. Schließlich wurden
die Fasern durch Schütteln
in Wasser voneinander getrennt und unter Verwendung eines Faseranalysators
(KAJAANI FiberLab, Valmet Automation Kajaani Ltd. Kajaani, Finnland)
gemessen. Im Durchschnitt wurden die Längen von 30 800 Fasern pro
Probe gemessen.
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Northern-Analyse
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Die
Gesamt-RNA wurde aus Blättern
unter Verwendung eines auf Chloroform und Hexadecyltrimethylammoniumbromid
basierenden Verfahrens gemäß Chang
et al. extrahiert (Chang, S., Puryear, J., und Cairney, J., „A simple
and efficient method for isolating RNA from pine trees", Plant Mol. Biol.
Rep. 11: 113-116 (1993)]. Etwa 18 μg Gesamt-RNA pro Probe wurden
in einem Formaldehyd-Agarose-Gel gemäß Sambrook et al. aufgetrennt
[Sambrook, J., Fritsch, E., und Maniatis, T., „Molecular Cloning: A Laboratory
Manual", Cold Spring Harbor
Laboratory Press, New York, 1989] und auf eine Nylon-Hybond-N-Membran
(Amersham, Little Chalfont, UK) gemäß den Anweisungen des Herstellers
geblottet. Ein aus pOK12 AtGA20ox1 gewonnenes BamHl/Xhol-Fragment und ein
Ubiquitin-ähnlicher
exprimierter Sequenzabschnitt („Expressed Sequence Tag", EST A046p57), erhalten
in dem Populus-Sequenzierungsprojekt [Sterky, F., et al., „Gene discovery
in the wood-forming tissues of poplar: Analysis of 5.692 expressed
sequence tags",
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95: 13330-13335 (1998)], wurden als Sonden
für die
Analyse der Expression des ektopischen AtGA20ox1 bzw. des Referenzgens
eingesetzt. Die Hybridisierung erfolgte in Church-Puffer [Church,
G.M., und Gilbert, W., „Genomic
sequencing", Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 81: 1991-1995 (1984)] bei 65°C über Nacht.
Die Membran wurde bei 65°C
zweimal für
drei Minuten in jeder der folgenden Lösungen gewaschen: 2 × SSPE,
0,1 % SDS; 1 × SSPE,
0,1 % SDS; 0,5 × SSPE,
0,1 % SDS; und 0,1 × SSPE,
0,1 % SDS. Die Expressionsmuster wurden sichtbar gemacht, indem
die Membran über
Nacht einem Phosphor Imager (Molecular (mager GS-525, Bio-Rad Laboratories,
Hercules, CA, USA) ausgesetzt wurde.
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Quantitative
Bestimmung von Gibberellinen
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Proben
von 200 bis 300 mg wurden in flüssigem
Stickstoff zu einem homogenen Pulver zerkleinert, und die GAs wurden
wie früher
von Peng et al. beschrieben [Peng, J. R., Richards, D. E., Moritz,
T., CanoDelgado, A., und Harberd, N. P., „Extragenic suppressors of
the Arabidopsis gai mutation alter the dose-response relationship
of diverse gibberellin responses",
Plant Physiol. 119: 1199-1207 (1999)] mit einigen wenigen Modifikationen
analysiert. Die Volumina der Lösungsmittel,
die zum Extrahieren und zum Auftrennen verwendet wurden, und dasjenige
der Anionenaustauscher-Säule
wurden verkleinert. Weiterhin wurden die Proben vor dem HPLC-Schritt
methyliert, und schließlich
wurden sie durch GC/MS-selektiertes Reaktions-Monitoring (SRM) unter
Verwendung eines JEOL SX SX 102A Viersektoren-Massenspektrometers
(JEOL, Tokyo, Japan) analysiert. [2H2]-GAs wurden als innere Standards verwendet.
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Ergebnisse
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Erzeugen einer transgenen
GA-20-Oxidase-Hybrid-Espe
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Aus
14 unabhängig
transformierten Linien wurden zehn regeneriert und für die weitere
Analyse ausgewählt.
Die Southern-Analyse zeigte, dass alle ausgewählten transgenen Linien eine
bis drei Kopien des AtGA20ox1-Gens, eingefügt in ihren Genomen, aufwiesen,
eine Ausnahme bildete Linie 6, die mindestens vier Kopien aufwies
(Daten nicht dargestellt). Die Northern-Analyse der aus Blattgewebe
isolierten RNA zeigte, dass die stärkste Expression des AtGA20ox1-Gens
in den Linien 2, 7, 9, 14 und 15 vorlag. Die Expression in den Linien
1, 4, 11 und 13 war etwas geringer, während die Expression in Linie
6 fast nicht nachweisbar war (2). Im Allgemeinen
zeigten die transgenen Linien eine schwächere Wurzelbildung als die
Kontrollpflanzen, und zwar sowohl unter Gewebekulturbedingungen
als auch dann, wenn sie in Erde eingepflanzt waren. Wenn sie eingepflanzt
waren, überlebten
z.B. 100 % der Kontrollpflanzen, im Vergleich zu nur 32 % der transgenen
Pflanzen.
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GA-Spiegel
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Der
GA-Gehalt wurde sowohl in Blättern
als auch in Internodien von aktiv wachsendem Gewebe bestimmt. Transgene
Pflanzen zeigten sowohl im Stamm als auch in den Blättern hohe
Spiegel der 13-hydroxylierten C19-GAs (GA20, GA1 und GA8) und der nicht-13-hydroxylierten C19-GAs (GA9, GA4 und GA34) (Tabelle
1). Die Zunahme gegenüber
den Wildtyp-Spiegeln war in Stammgewebe stärker ausgeprägt als in
Blattgewebe. Die Spiegel der biologisch aktiven GA1 und
GA4 in Stammgeweben der Linien 7 waren 22-
bzw. 24-fach höher als
in der Kontrolle. Außerdem
zeigten alle transgenen Linien niedrigere Spiegel der Substrate
für die GA-20-Oxidase.
Z.B. machten die GA12- und GA53-Spiegel
in Stammgeweben der Linie 7 17 % bzw. 9 % des Gehalts in der Kontrolle
aus.
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Wachstum und
Morphologie der Sprosse
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Alle
transgenen Linien zeigten schneller als der Wildtyp ein Höhen- und
Durchmesser-Wachstum (3), wodurch die Bäume einen
charakteristischen Phänotyp
erhielten (4). Obwohl die Spiegel der GA-20-Oxidase-mRNA
zwischen den transgenen Linien variierten (2), bestand
kein exakter Zusammenhang zwischen den Ex pressionsspiegeln und dem
Wachstum. Eine ausführliche
Untersuchung von zwei der transgenen Linien (Tabelle 2) zeigte,
dass der Unterschied im Höhenwachstum
hauptsächlich
auf Unterschieden in den Internodienlängen beruhte. Keine statistisch
signifikanten Unterschiede in der Zahl der Knoten (Blätter) wurden
festgestellt (Ergebnisse nicht dargestellt). Jedoch war die Blattentwicklung
in den transgenen Linien anders. Junge, sich entfaltende Blätter hatten
eine andere Morphologie und eine höheres Verhältnis von Blattlänge zu Blattbreite
als die Blätter
von Kontrollpflanzen (Tabelle 2). Hinter Knoten 14, d.h. in den
vollständig
entfalteten Blättern,
bestand in diesem morphologischen Verhältnis kein signifikanter Unterschied,
wobei jedoch zwischen den Kontrollpflanzen und den transgenen Pflanzen
immer noch ein klarer Unterschied in der Blattgröße vorlag. Die transgenen Pflanzen
hatten längere
und breitere Blätter
und folglich höhere
durchschnittliche Blatt-Frischgewichte (Tabelle 2). Weiterhin waren
die Blattstiele in den transgenen Linien länger als in den Kontrollen
(Daten nicht dargestellt).
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Es
bestand ein signifikanter Unterschied in der Spross-Biomasse zwischen
transgenen Pflanzen und Kontrollpflanzen, wenn sie entweder auf
der Basis von Frischgewicht oder von Trockengewicht gemessen wurde
(Tabelle 2). Die transgenen Pflanzen hatten im Durchschnitt ein
um 64 % höheres
Spross-Trockengewicht als die Kontrollpflanzen. Dieser Unterschied
war im Stamm besonders stark ausgeprägt, wo die transgenen Pflanzen
ein um 126 % höheres
Trockengewicht aufwiesen als die Kontrollpflanzen. Folglich hatten
die transgenen Pflanzen auch ein verändertes Verhältnis von
Wurzel- zu Sprossgewicht von nur etwa 2:1 im Vergleich zu 4:1 bei
Kontrollpflanzen. Obwohl in den transgenen Pflanzen die anfängliche
Wurzelbildungskapazität
niedriger war, bestand zwischen transgenen Pflanzen und Kontrollpflanzen
kein signifikanter Unterschied im Trockengewicht der Wurzeln (Tabelle
2).
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Zelllänge und
Zellzahl in transgenen Pflanzen
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Die
Expression des AtGA20ox1-Gens hatte keinen Einfluss auf die Längen von
epidermalen Zellen und von Markzellen in vermutlich vollständig verlängerten
Internodien (die Definition findet sich im Versuchsprotokoll) in
den aktiv wachsenden transgenen Linien (5A).
Jedoch waren die Zahl der epidermalen Zellen und die der Markzellen
in diesen verlängerten
Internodien um etwa 55 % höher
als in der Wildtyp-Kontrolle ( 5B).
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Außerdem wurde
die Kambiumaktivität
bestimmt, indem die Zahl von Xylemfaserzellen in Querschnitten gezählt wurde
(5C). Die transgenen Linien zeigen
im Vergleich zu den Kontrollpflanzen eine Zunahme von 71 % in der
Zahl von Xylemfaserzellen. Die Xylemfasern wurden in Pflanzen, die
sich im Ruhezustand befanden, an drei verschiedenen Positionen entnommen,
und ihre Längen
wurden gemessen. Keine Unterschiede in der Faserlänge aus
verschiedenen Höhen
in den Bäumen
wurden nach gewiesen (Daten nicht dargestellt), jedoch waren die
Xylemfasern in den transgenen Linien um etwa 8 % länger als
in den Kontrollpflanzen (5C).
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