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BESCHREIBUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
rekombinanten Kollagenpolypeptidfasern und insbesondere rekombinante
nichthydroxylierte Kollagenpolypeptidfasern.
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Kollagenpolypeptide
bilden eine große
Familie struktureller Polymere, basierend auf Polypeptidketten,
die als Helices assembliert sind, entweder als Heterotrimere oder
als Homotrimere, und die in einer bedeutenden Anzahl von Zellen
wie z. B. tierische, Säugetier-,
humane, Fisch- oder Quallenzellen vorliegen oder hergestellt werden.
Bislang wurden ungefähr
zwanzig Arten von humanem Kollagen identifiziert, wobei jedes einzelne
eine besondere Rolle im humanen Körper spielt.
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Im
Allgemeinen sind Verfahren zur Herstellung nativer Kollagenfasern,
z. B. aus Rinderquellen, gut bekannt. Es ist z. B. bekannt, dass
Typ I-Kollagen in tierischen Geweben als Fasern in der extrazellulären Matrix
vorliegt und dass sich diese Fasern nach der Extraktion des nativen
Kollagens unter geeigneten Bedingungen leicht wieder ausbilden lassen.
Das klassische Verfahren im Labor als ein Beispiel zur Bildung von
Fasern aus nativem Kollagen in Lösung
besteht darin, das native Kollagen in einen salzhaltigen Phosphatpuffer
bei pH 7 (PBS) bei 4°C
zu geben und dann die Temperatur auf 35°C zu erhöhen. Das native Kollagen polymerisiert
dann in gestreifte Fasern, die durch Zentrifugation in einem Pellet
angereichert werden können.
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Die
Stabilität
der Helices und sogar der Kollagenpolypeptidfasern selbst wurde
herkömmlicherweise
derart charakterisiert und identifiziert, dass sie mit dem hohen
Grad an Hydroxylierung der Moleküle, hauptsächlich an
den Hydroxyprolin-Aminosäureresten,
welche in relativ hohen Mengen in der Polypeptidkette vorliegt,
in Verbindung steht. Insofern rekombinantes Kollagen betroffen ist,
ist das gebildete Kollagenpolypeptid nur hydroxyliert, wenn seine
Herstellung in einer Zelle stattfindet, die natives Kollagen produziert,
da in diesem Fall die Zelle ebenfalls ein für die Hydroxylierung essentielles
biosynthetisches Enzym herstellt, nämlich Prolyl-4-hydroxylase.
Es wurde gezeigt, dass bestimmte rekombinante Zellen oder solche,
die genetisch modifiziert worden sind und normalerweise keine Gene
kodierend für
die Herstellung eines nativen Kollagens enthalten, bei physiologischen
Temperaturen (Berg, R. A. und Prockrop, D. J., 1973) ohne dieses
Enzym, welches für
die posttranslationale Hydroxylierung der in der Y-Aminosäureposition
des Gly-X-Y-Tripletts
der Kollagenkette sich befindenden Proline verantwortlich ist, keine
stabilen hydroxylierten Kollagenpolypeptide bilden konnten. Es wurde
von Versuchen berichtet, bei denen ein Gen kodierend für die Prolyl-4-hydroxylase
während
der Expression von Kollagenalpha I- oder alpha II-Ketten in Pichia
oder Baculovirus-Zellen co-exprimiert wurde, um zu ermitteln, ob
ein homotrimeres rekombinantes und hydroxyliertes Kollagen hergestellt
werden konnte.
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Es
lässt sich
feststellen, dass sich daher alle bisherigen Versuche auf die Herstellung
des rekombinanten Kollagenpeptids so konform wie möglich zu seinem
nativen Äquivalent
gerichtet haben, da man glaubte, dass rekombinante nichthydroxylierte
Kollagenpolypeptide keine Fasern auf stabile Weise bilden könnten oder
dazu veranlasst werden könnten,
was sie wiederum dazu befähigt
hätte,
transformiert und als Biomaterialien in so gut wie der gleichen
Weise wie natives Kollagen verwendet zu werden.
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Dem
Anmelder der vorliegenden Erfindung ist es jedoch gelungen, den
zeitaufwändigen
und schwierigen Ansatz umfassend die Co-Expression hydroxylierender
Enzyme zu vermeiden und entgegen aller erhaltenen Kenntnisse auf
dem Gebiet der rekombinanten Kollagenherstellung mittels eines spezifischen
Herstellungsverfahrens rekombinante nichthydroxylierte Kollagenpolypeptidfasern
herzustellen. Die durch dieses Verfahren erhaltenen Fasern können anschließend entsprechend
verschiedener Prozesse transformiert werden, um Produkte zu erhalten,
die als Biomaterialien ähnlich
wie solche, die für
natives Kollagen gefunden wurden, verwendet werden können.
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Ein
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur
Herstellung von nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptidfasern, dadurch
gekennzeichnet, dass die Fibrillogenese unter den folgenden Bedingungen
durchgeführt
wird:
- – eine
Temperatur zwischen etwa 4°C
und etwa 26°C;
- – das
nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid wird in einer
Säure verdünnt;
- – das
nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid wird bei einer
Temperatur, die niedriger ist als die übliche physiologische Temperatur
des entsprechenden nativen Kollagens, dialysiert.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind ferner nichthydroxylierte
rekombinante Kollagenpolypeptidfasern, die durch den Prozess des
vorstehenden Verfahrens erhalten wurden.
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Vorzugsweise
ist das nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid pflanzlichen
Ursprungs. Andere nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptide
können
ebenfalls in dem Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendet
werden. Diese rekombinanten Polypeptide können zum Beispiel von Zellen
hergestellt werden, die normalerweise kein hydroxyliertes Kollagen
herstellen, zum Beispiel nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptide,
die von Hefen wie z. B. Pichia sp. oder noch mehr bevorzugt Pichia
pastoris oder sogar Saccharomyces sp. wie z. B. Saccharomyces cerevisiae oder
sogar von Insektenzellen, wie solche des Baculovirus, oder sogar
Bakterienzellen wie z. B. Escherichia coli und ähnliche, hergestellt werden.
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Vorzugsweise
wird das nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid pflanzlichen
Ursprungs durch Einführen
von einer oder mehreren DNA-Sequenzen, die für das Polypeptid kodieren,
in eine Pflanze oder andernfalls in eine Zelle, die normalerweise
kein Kollagen produziert, erhalten.
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Die
in dem Verfahren gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendeten nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptide
umfassen im Allgemeinen mehrere Ketten, zum Beispiel alpha-Ketten
von humanem Kollagen. Diese Ketten können in Abhängigkeit von dem rekombinanten
Kollagenpolypeptid, dessen Verwendung gewünscht wird, verschiedener Art
sein. In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist das rekombinane Kollagenpolypeptid
ein Kollagen, welches mindestens eine humane alpha I-Kette umfasst.
In einer noch bevorzugteren Ausführungsform
ist das rekombinante Kollagenpolypeptid ein Kollagen, welches mindestens
eine humane alpha I-Kette und mindestens eine weitere humane alpha-Kette
umfasst. Noch mehr bevorzugt ist das rekombinante Kollagenpolypeptid
ein Kollagen, welches mindestens drei humane alpha I-Ketten umfasst.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird das Polypeptid in einer Säure bei
einer Konzentration von etwa 200 mg/ml verdünnt.
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Noch
mehr bevorzugt ist die Säure
0,1 M Essigsäure.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird eine Dialyse bei 4°C durchgeführt.
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Noch
mehr bevorzugt wird die Dialyse gegen einen Monokaliumphosphatpuffer
ohne die Zugabe von Salzen durchgeführt.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung wird die Dialyse gegen einen 10 mM pH
7 Monokaliumphosphatpuffer für
12 Stunden durchgeführt.
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Fasern nichthydroxylierter
rekombinanter Kollagenpolypeptide, erhältlich durch Fibrillogenese,
die unter den folgenden Bedingungen durchgeführt wird:
- – eine Temperatur
zwischen etwa 4°C
und etwa 26°C;
- – das
nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid wird in einer
Säure verdünnt;
- – das
verdünnte,
nichthydroxylierte rekombinante Kollegenpolypeptid wird unterhalb
der üblichen physiologischen
Temperatur des entsprechenden nativen Kollagens dialysiert.
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Vorzugsweise
können
die Fasern gemäß den vorstehend
beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispielen
gewonnen werden.
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Vorteilhafterweise
und vorzugsweise werden die nach der Dialyse gebildeten Fasern durch
Zentrifugation getrennt.
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Gemäß einer
noch mehr bevorzugten Ausführungsform
der vorhergehenden Ausführungsform kann
die Zentrifugation bei 20.000 G für 10 Minuten durchgeführt werden.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung haben die nichthydroxylierten rekombinanten
Kollagenpolypeptidfasern einen Durchmesser zwischen etwa 100 nm und
etwa 200 nm.
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Noch
weitere Gegenstände
der vorliegenden Erfindung sind Biomaterialien, die aus den gemäß der vorliegenden
Erfindung hergestellten Fasern gewonnen wurden oder auf ihnen basieren,
wobei die Fasern vorzugsweise retikulär sein können.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung liegt das Biomaterial in Form eines Schwamms vor.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
liegt das Biomaterial in Form eines Films oder eines Gels vor. Vorzugsweise
und in Abhängigkeit
von der beabsichtigten Anwendung kann dieser Film oder dieses Gel
an menschliches Gewebe anhaften oder nicht.
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In
einer noch mehr bevorzugten Ausführungsform
weist das Biomaterial eine dreidimensionale Struktur, vorzugsweise
in Form eines Rohres, auf.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform ist
das auf den nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptidfasern
basierende oder hiervon erhaltene Biomaterial durch Kleben, Sprühen, Induzieren,
Imprägnieren,
Fusionieren oder Extrudieren an oder in eine prothetische Struktur
assoziiert. Solche Strukturen sind im Allgemeinen im Stand der Technik
bekannt, da Kollagen häufig
zum Bedecken solcher prothetischen Strukturen verwendet wird, z. B.
um post-operative Adhäsionen
zu vermeiden oder um eine Auslaufdichtigkeit der Struktur bezüglich der Strömung körperlicher
Flüssigkeiten,
wie z. B. im vaskulär-zirkulatorischen
System, zu gewährleisten. Daher
ist die prothetische Struktur in einer bevorzugten Ausführungsform
ein gestricktes oder nicht gestricktes Netz oder eine Gefäßprothese
und noch mehr bevorzugt eine endovaskulare Prothese wie z. B. ein
Stent. Die vorliegende Erfindung wird anhand der folgenden ausführlichen
Beschreibung eines oder mehrerer bevorzugter Ausführungsbeispiele, beginnend
mit einem aus einer rekombinanten oder transgenen Pflanzenzelle
erhaltenen nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptid,
besser verstanden werden. Die folgende ausführliche Beschreibung wird lediglich
als eine nicht-limitierende Illustration der verschiedenen Gegenstände, welche die
vorliegende Erfindung umfassen, angeführt.
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In
einem weiteren Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung können
nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptidfasern über ein
alternatives Verfahren, das keine Dialyse verwendet, unter den folgenden
Bedingungen erhalten werden:
- – nichthydroxyliertes
rekombinantes Kollagenpolypeptid in Säure verdünnen;
- – die
Lösung
aus nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagen mit einem Puffer
bei hohem pH ohne den Zusatz von Salzen in Kontakt bringen, wobei
die resultierende Endlösung
einen neutralen pH und eine Konzentration von nichthydroxyliertem
rekombinanten Kollagen aufweist, die niedriger ist als die der anfänglichen
Konzentration.
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Vorzugsweise
wird das Verfahren unterhalb der Denaturierungstemperatur des äquivalenten
nativen Kollagenpolypeptids durchgeführt, und noch mehr bevorzugt
von 4°C
bis 26°C,
noch mehr bevorzugt bei etwa 10°C.
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Gemäß eines
noch mehr bevorzugten Ausführungsbeispiels
dieses Verfahrens wird das nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid
in einer organischen Säure
und vorzugsweise in Essigsäure
verdünnt.
Vorzugsweise wird das nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid
in der Säure
bei einer anfänglichen
Konzentration von 400 mg/ml verdünnt.
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Gemäß dieses
bevorzugten Ausführungsbeispiels
der Erfindung wird die Lösung
des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptids mit einem
Puffer bei hohem pH in Kontakt gebracht. Vorzugsweise ist der Puffer
ein Phosphatpuffer, z. B. Monokaliumphosphatpuffer, und ist am meisten
bevorzugt konzentriert, z. B. zweifach konzentriert. Der pH des
Puffers ist hoch und liegt vorzugsweise zwischen 11 und 14, noch
mehr bevorzugt bei etwa 12 und am meisten bevorzugt bei 12,3. In
einem am meisten bevorzugten Ausführungsbeispiel wird ein Volumen
des Puffers mit einem Volumenäquivalent
von nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagenpolypeptid in Säure in Kontakt
gebracht, und die Endkonzentration nach Neutralisierung beträgt 200 mg/ml
an nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagenpolypeptid.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ABBILDUNGEN
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1 stellt
das durch ein Transmissionselektronenmikroskop erhaltene Bild der
nichthydroxylierten rekombinanten Kollagen-Typ I-Polypeptidfasern
dar, die nach Anwendung des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung
gebildet wurden;
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2 stellt
das durch ein Transmissionselektronenmikroskop erhaltene Bild von
nativen Kollagen-Typ I-Fasern dar, die durch herkömmliche
Fibrillogenese erhalten wurden.
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Beispiel
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Ein
rekombinantes Kollagenpolypeptid wird aus stabil transformierten
Tabakpflanzen extrahiert, die eine cDNA enthalten, welche für eine N-Propeptid-deletierte
humane alpha 1(I) Kollagenkette codiert. Das Kollagenpolypeptid
wird aufgereinigt und liegt nach der Aufreinigung als eine [?1(I)]3 Tripelhelix vor, in welcher die C-Propeptiddomäne in planta
abgespalten wurde. Das rekombinante Kollagenpolypeptid ist in 0,1
M Essigsäure
löslich.
Eine Aminosäureanalyse
des so erhaltenen Polypeptids stellte dar, dass es nicht an den
Prolinresten hydroxyliert wurde, was zu einer Verminderung seiner
Denaturierungstemperatur auf 30°C
anstelle von 41,5°C
für eine
Rinderkollagen-Kontrollprobe führte.
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In
Geweben liegt natives Typ I-Kollagen in Form von Fasern in der extrazellulären Matrix
vor.
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Wenn
eine Fibrillogenese in vitro durchgeführt wird, ermöglicht die
Beobachtung unter dem Elektronenmikroskop die Einschätzung des
Vorliegens oder der Abwesenheit der Faserbildung.
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Die
in vitro-Fibrillogenese des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptids
wurde mit der von homotrimerem [a1(I)]3 Rinderkollagen
verglichen. Mehrere Experimente wurden durchgeführt, bei denen Puffer, Temperatur
und Ionenstärke
getestet wurden. Die üblichen
Bedingungen für
eine Fibrillogenese mussten für
das rekombinante Kollagenpolypeptid pflanzlichen Ursprungs, welches
nichthydroxyliert ist und eine Denaturierungstemperatur von 30°C aufweist,
modifiziert werden. Temperaturen oberhalb von 28 bis 30°C wurden
daher ausgeschlossen, und solche im Bereich von 4°C bis 26°C wurden
gewählt.
Phosphatpuffer in der Gegenwart von Salzen (PBS, 20 mM Monokaliumphosphat
mit oder ohne Zugabe von 140 mM Salzen), pH-Variationen von neutral
bis basisch und schließlich
Kollagenpolypeptid-Konzentrationsvariationen in Lösung (200 mg
bis 2 mg/ml) erlaubten keine Faserbildung mit dem nichthydroxylierten
rekombinanten Kollagenpolypeptid im Gegensatz zu homotrimerem Rinderkollagen,
wobei unter diesen Bedingungen nur ein Netzwerk feiner Fibrillen
erhalten wurde. Am Ende erwies sich für das aus transformierten Pflanzen
erhaltene nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid nur
eine einzige Zusammenstellung von Bedingungen als effektiv für die Bildung
von Fasern.
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Das
nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid wurde in 0,1
M Essigsäure
auf 200 mg/ml verdünnt,
anschließend
bei 4°C
gegen einen 10 mM pH 7 Monokaliumphosphatpuffer für 12 Stunden
dialysiert. Nach der Zentrifugation bei 20.000 G für 10 Minuten
wurden die gebildeten Fasern im Gegensatz zu den Molekülen, die
noch in Lösung
vorlagen, im Pellet gesammelt. Das erhaltene Pellet wurde in einem
Volumen an Dialysepuffer resuspendiert, welches fünffach geringer
war als das Volumen des Überstands.
Eine Fraktion des Überstands
und des Pellets wurde auf ein 6% Acrylamid SDS-Page Elektrophoresegel
aufgetragen. Das Gel zeigte, dass das rekombinante Kollagenpolypeptid
ebenso wie das native homotrimere Rinderkontrollkollagen hauptsächlich im
Pellet vorlag. Nach einer Negativfärbung wurde das im Pellet enthaltene
Kollagenpolypeptid unter einem Transmissionselektronenmikroskop
beobachtet. Bei dem rekombinanten Kollagenpolypeptid wurde die Anwesenheit
von Fasern mit Durchmessern im Bereich von etwa 100 bis etwa 200
nm beobachtet. Das native homotrimere Rinderkollagen war unter diesen
Bedingungen zu Fibrillen im Bereich von 10 bis 40 nm Durchmesser
polymerisiert, und diese Fibrillen waren nicht gestreift, obwohl
natives Kollagen unter Bedingungen höherer Ionenstärke dazu
fähig ist.
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Die
aus nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagenpolypeptid gebildeten
Fasern wurden gemäß einem
bevorzugten Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung in einem Phosphatpuffer ohne die Zugabe
von Salzen erhalten, wohingegen die Gegenwart solcher Salze zum
Erhalten gestreifter Fasern aus nativen Kollagenen in vitro wichtig
ist. Ohne durch jedwede Theorie beschränkt sein zu wollen, scheint
es, dass bei den oben beschriebenen Bedingungen die Abwesenheit
von Salzen zu einer Erhöhung
der elektrostatischen Wechselwirkungen führt und dadurch die Präzipitation
der nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptide als gestreifte
Fasern ermöglicht
wird.
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Kollagenstabilität
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Es
ist wahrscheinlich, dass das nichthydroxylierte rekombinante Kollagenpolypeptid
durch seine fibrilläre
Struktur stabilisiert wird. Die Stabilität wurde mittels Trypsinverdau
bei unterschiedlichen Temperaturen getestet. Nach einer zwanzigminütigen Inkubation
bei einer gegebenen Temperatur wurde das nichthydroxylierte rekombinante
Kollagenpolypeptid mit Trypsin in Kontakt gebracht. Unter Verwendung
von Gelelektrophorese wurde das Fortbestehen einer Migrationsbande,
die der einer intakten alpha 1(I)-Kette entsprach, zur Bestimmung
der Resistenz und dadurch der Abwesenheit oder dem Vorliegen von Denaturierung
des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptids verwendet.
Die Stabilität
des Kollagenpolypeptids bei 37°C
wurde ebenfalls im Zeitverlauf getestet.
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Retikulation
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Um
die Stabilität
des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagenpolypeptids zu verbessern, wurde
letzteres in Form von Fasern retikuliert und die Denaturierungstemperatur
erneut getestet. Um dies durchzuführen, wurden mehrere verschiedene
Retikulierungsmittel unterschiedlicher Größen (7,7A, 11,4A etc.) getestet,
z. B. Disuccinimidglutarat (DSG), welches eines homobifunktionales
Molekül von
7,7A ist. Diese Agenzien reagieren mit freien Aminen, insbesondere
Lysinen und den N-terminalen Enden von Proteinen. Die zu retikulierende
Kollagenpolypeptidlösung
wurde bei einer Konzentration kleiner oder gleich 250 mg/ml in eine
0,01 M Essigsäurelösung gegeben.
Diese Lösung
wurde zweimal in einer PBS-Pufferlösung verdünnt, die zweifach konzentriert
worden war. Der pH wurde anschließend auf Neutralisierung der
Lösung
eingestellt. Dann wurde eine Lösung
des Retikulierungsmittels bei einer Konzentration von 5 mM hergestellt.
Ein Volumen dieser Lösung
wurde bei einer molaren Konzentration, die 50-fach der des Kollagens
entsprach, zu der rekombinanten Kollagenpolypeptidlösung gegeben.
Die Mischung wurde bei 4°C
für 5 bis
20 Minuten inkubiert. Die Reaktion wurde durch die Zugabe einer
final 0,1 M Trislösung
gestoppt. Die Retikulation des Kollagenpolypeptids wurde durch Gelelektrophorese
mit einem Acrylamidgradienten von 3,5 bis 5% kontrolliert. Die Konversion
der migrierenden Bande entsprechend der alpha 1-Kollagenkette in
eine Bande, die bei einer Größe von 300
kDa migrierte, demonstrierte die Retikulation des Kollagens.
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Gelbildung
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Die
Bildung eines dichten Gels kann schnell durch sofortige Änderung
von pH, Ionenstärke
und Temperatur durchgeführt
werden. Um dies durchzuführen,
wurde eine Lösung
aus Kollagenpolypeptid bei einer Konzentration von 1,5 bis 3 mg/ml
in Essigsäure
mit serumfreiem Kulturmedium, das zweifach konzentriert worden war,
gemischt (1:1 vol/vol). Der pH wurde schnell mit Natriumhydroxid
auf Neutralisierung eingestellt. Die Mischung wurde bei verschiedenen
Temperaturen inkubiert, und die Bedingungen für pH oder Ionenstärke wurden
ebenfalls modifiziert, um die Bildung des Gels zu verbessern. Das
dadurch erhaltene Gel wurde für
die Untersuchung unter dem Transmissionselektronenmikroskop aufbereitet.
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Analyse der
Fasern
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Die
aus nichthydroxyliertem rekombinaten Kollagen in einem 10 mM pH
7 Phosphatpuffer mittels Dialyse bei 4°C gebildeten Fasern wurden nach Positivfärbung mit
Uranacetat und Tungsten-Phosphorsäure unter einem Transmissionselektronenmikroskop
analysiert. Wie aus 1 hervorgeht, wurden sowohl
gestreifte als auch nicht-gestreifte Fasern beobachtet. 1 ist
eine Darstellung des Bildes, das durch das Transmissionselektronenmikroskop
aus den nichthydroxylierten Typ I-Kollagenpolypeptidfasern erhalten wurde,
die nach dem Anwenden des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung
gebildet wurden. Die gestreiften Fasern hatten eine Periodizität von näherungsweise
67 nm entlang der Faserachse, was charakteristisch für die in
nativen Kollagen-I-Fasern beobachtete Periodizität ist. 2 stellt
das Bild dar, welches aus dem Transmissionselektronenmikroskop von
nativen Kollagen-Typ I-Fasern, erhalten durch herkömmliche
Fibrillogenese, erhalten wurde. Der Durchmesser der erhaltenen und
in 1 dargestellten nichthydroxylierten rekombinanten
Kollagenfasern variierte von etwa 30 bis etwa 550 Nanometern, wobei
der mittlere Durchmesser etwa 156 Nanometer betrug.
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Die
Kinetik der Faserbildung wurde durch Trübungsmessung bei 315 Nanometer
ermittelt. Quarzküvetten
wurden in ein mit einem Wasserkühlungssystem
ausgestatteten Spektrophotometer bei 10°C gestellt. Ein Volumen eines
10 mM 2 × konzentrierten
Phosphatpuffers, dessen pH auf 12,3 eingestellt wurde, und ein äquivalentes
Volumen einer 10 mM Essigsäurelösung enthaltend
400 mg/ml Kollagen wurden nacheinander in die Küvette gegeben, um einen neutralen
pH und eine Endkonzentration von 200 mg/ml zu erzielen. Sobald das
Kollagen in die Küvette
gegeben wurde, wurde ein rascher Anstieg der Trübung beobachtet. Diese erste
Beobachtung war von einer fortschreitenden Zunahme der Trübung gefolgt,
bis ein Plateau erreicht wurde. Die erhaltene Kurve stimmte mit
solchen Kurven überein, die
in Fibrillogeneseexperimenten mit nativem Kollagen I beobachtet
wurden. Die Beobachtung der Fasern unter einem Transmissionselektronenmikroskop nach
der Färbung
am Ende der Kinetikmessungen zeigte die Gegenwart gestreifter Fasern.
Es war daher möglich,
unter Verwendung dieses Verfahrens als eine Alternative zur Dialyse
Fasern aus nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagenpolypeptid
zu erhalten.
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Denaturierungstemperatur
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Die
Denaturierungstemperatur des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagens
in faseriger Form wurde durch Zirkulardichroismus ermittelt. Die Spektren
wurden bei 10°C
unter Verwendung eines mit einer Temperaturregelungseinheit ausgestatteten CD6
Jobin Y von-Spektropolarimeters
gemessen. Die Denaturierungstemperatur der Fasern wurde in 10 mM
pH 7 Phosphatpuffer bei einer Konzentration von 700 μg/ml gemessen.
Die Kinetik der Denaturierung wurde bei 230 nm gemessen, was dem
maximalen Signal entspricht, welches in den Spektren vor der Denaturierung
beobachtet wurde. Die Temperatur wurde durch Zunahmen von 1°C alle 5
Minuten erhöht,
um die Temperaturstabilisierung in der Messkammer zu ermöglichen.
Das molekulare nichthydroxylierte rekombinante Kollagen wies eine
Denaturierungstemperatur von 30°C
auf (Ruggiero et al, 2000), während
sie bei demselben rekombinanten Kollagen in faseriger Form auf 36°C anstieg.
Diese Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die Denaturierungstemperatur
von nichthydroxyliertem rekombinanten Kollagen in faseriger Form
um 6°C zugenommen
hatte. Eine solche Temperaturstabilität ermöglicht die Ausführung der
Retikulation, um die Temperaturresistenz der Moleküle weiter
zu erhöhen
und um den Fasern weitere vorteilhafte mechanische Eigenschaften
wie z. B. Kompressionswiderstand und Reißfestigkeit zu verleihen.
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Blutplättchen-Adhäsion und
-Aggregation
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Im
Allgemeinen können
zwei verschiedene Mechanismen der Wechselwirkung von Blutplättchen mit
Kollagen unterschieden werden: Diese Mechanismen sind als Adhäsion und
Aggregation bekannt. Der Adhäsionsschritt
findet innerhalb der ersten Momente des Kontakts des Blutplättchens
mit dem Kollagen statt, aber induziert nicht unbedingt die Aggregation.
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Die
letztere führt
in vivo zur Bildung eines blutstillenden Pfropfens nach Verletzung
oder Verwundung.
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Der
Test zur Blutplättchenadhäsion ist
ein kolorimetrischer Test, wie beschrieben von (Bellavite et al,
1994). Blut eines gesunden freiwilligen Spenders wurde für 12 Minuten
bei 200 g zentrifugiert und der Überstand,
welcher der Plättchen-reichen
Plasma (PRP)-Fraktion entsprach, abgenommen. Die Blutplättchen wurden
anschließend
zum Entfernen von Plasmaproteinen gewaschen, und dann wurde ein gerinnungshemmendes
Mittel, z B. enthaltend Zitronensäure, Zitrat und Dextrose (CACD),
dem Plättchen-reichen
Plasma in einem Verhältnis
von 1 Volumen CACD auf 10 Volumen PRP zugegeben, und 1 μ1/ml PGE,
(Prostaglandin E1 Stammlösung
bei 100 μg/ml)
wurde ebenfalls zur Hemmung der Aggregation zugegeben und die Mischung
für 7 Minuten
bei 2.600 g zentrifugiert. Der Überstand
wurde entfernt und die Blutplättchen
in Jarmieson's Puffer
(5,5 mM Dextrose, 128 mM NaCl, 4,26 mM Na2HPO4, 7,46 mM NaH2PO4, 4,77 mM Trinatriumzitrat 2H2O,
2,35 mM Zitronensäure
[H2O], 0,35% BSA und 1 μl/ml PGE1,
auf das Ausgangsvolumen von PRP angeglichen, resuspendiert. Die
Suspension wurde erneut für
7 Minuten bei 800 g zentrifugiert und das Pellet in Adhäsionspuffer,
der z. B. aus TBS, 5 mM Glukose, 0,5% BSA, pH 7,4 besteht) aufgenommen.
Die Anzahl der Blutplättchen
wurde auf ungefähr
108 Plättchen/Milliliter
im Adhäskonspuffer
angepasst und für mindestens
30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Fünf Minuten vor der Verwendung
wurden 2 mM MG2+ Ionen der Suspension zugefügt.
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Für den Adhäsionstest
wurden 100 Mikroliter rekombinanter Kollagenfasern bei einer Konzentration
von 50 μg/ml
in 10 mM pH 7 Phosphatpuffer für
60 Minuten bei Raumtemperatur an die Mulden einer Immulon 2-Platte
umfassend 96 Wells adsorbiert. Jedes Experiment wurde in Dreifachansätzen durchgeführt. Die
Mulden wurden anschließend
mit 50 mg/ml Rinderserumalbumin (BSA) in TBS für 30 Minuten abgesättigt und
dann dreimal mit 100 μl
Adhäsionspuffer gewaschen.
50 Mikroliter der Blutplättchensuspension
wurden jeder Mulde zugegeben, und dann wurde die Platte für 60 Minuten
bei Raumtemperatur inkubiert. Die nicht angehefteten Blutplättchen wurden dann
entfernt und die Mulden dreimal mit 200 μl Adhäsionspuffer gewaschen. 150
Mikroliter Lysepuffer (0,1 M Zitrat, pH 5,4, 0,1% Triton X100, 5
mM p-Nitrophenylphosphat (1,31 mg/ml) wurden jeder Mulde zugegeben
und für
60 Minuten inkubiert. Die Reaktion wurde durch die Zugabe von 100 μl 2 M NaOH
beendet und die Platte bei 405 nm gelesen.
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Die
Ergebnisse wiesen darauf hin, dass das nichthydroxylierte rekombinante
Kollagen, das bei einer Konzentration von 100 μg/ml in faseriger Form adsorbiert
war, eine signifikante Adhäsion
an die Blutplättchen
im Vergleich zu Kontrollfasern, die aus homotrimerem Typ I-Rinderkollagen gebildet
waren, aufweist. Es schien aus diesen Ergebnissen hervorzugehen,
dass die Blutplättchen
nicht zur Erkennung des nichthydroxylierten rekombinanten Kollagens
in der Lage waren und daher nicht an das Letztere adhärierten.
Diese Eigenschaft ist z. B. bei Materialien nützlich, bei denen die Adhäsion nicht
benötigt
wird oder als Nachteil angesehen wird oder zu schädlichen
Nebeneffekten führt,
z. B. in der Bauchchirurgie, wo im Anschluss an das Anbringen von
Prothesen, insbesondere Eingeweidebruch-Prothesen, die Trennung
der Gewebe erwünscht
ist. Die Eigenschaft kann daher zur Verwendung gebracht werden,
um Biomaterialien, insbesondere Prothesen, wie z. B. Eingeweidebruch-Prothesen
oder jegliche andere prothetische Vorrichtung, zu bilden, die aus
solchem kollagenen Material gebildet werden könnten, darauf basieren könnten oder
damit beschichtet sein könnten.
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Die
aggregierenden Eigenschaften der nichthydroxylierten rekombinanten
Kollagenpolypeptide in faseriger Form wurden ebenfalls untersucht.
Die Untersuchung wurde mittels eines Aggregometers bei einer geregelten
Temperatur von 20°C
und mit dem wie zuvor beschrieben erhaltenen PRP durchgeführt. Eine
als Plättchen-armes
Plasma (Platelet Poor Plasma, PPP) bekannte Kontrollplasmafraktion wurde
ebenfalls verwendet und entspricht dem durch das Zentrifugieren
von PRP für
5 Minuten bei 8.000 g erhaltenen Überstand. Nach Zugabe der Probe
bei einer Konzentration zwischen etwa 50 bis etwa 100 μg/ml zu 400 μl PRP wurde
der Aggregationstest für 12
Minuten unter magnetischem Rühren
bei 900 rpm durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Zugabe von nichthydroxyliertem rekombinanten
Kollagen in faseriger Form bei den oben angegebenen Konzentrationen
nach 12 Minuten keine Aggregation induziert. Im Gegensatz zu diesen
Befunden ist eine Konzentration von 50 μg/ml heterotrimerer Rinderkollagen-I-Fasern
zur Induktion der Plättchenaggregation
in wenigen Minuten fähig.
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass das nichthydroxylierte
rekombinante Kollagen nicht zur Induktion der Plättchenaggregation in der Lage
ist. Ohne durch die Theorie gebunden sein zu wollen, wird angenommen,
dass diese Ergebnisse möglicherweise
durch die Abwesenheit von GPO- Sequenzen
erklärt
werden können, welche
normalerweise von dem durch die Blutplättchen exprimierten GPVI-Rezeptor
spezifisch erkannt werden und für
die Plättchenaggregation,
wie in Knight et al, 1999 beschrieben, verantwortlich sind. Diese
Beobachtungen haben insofern wichtige Konsequenzen für die nichthydroxylierten
rekombinanten Kollagenfasern der vorliegenden Erfindung, als dass es
möglich
ist, die Fasern zur Bildung von Biomaterialien zu verwenden, welche
die Probleme der Aggregation, die bei anderen Kollagen-basierten
oder -beschichteten Produkten wie z. B. Endoprothesen oder anderen
intrakorporellen Implantaten gut beschrieben sind, vermeiden. Folglich
können
Vorrichtungen, welche die kollagenen Polypeptidfasern der vorliegenden
Erfindung enthalten oder daraus gebildet wurden, die Notwendigkeit
der Verwendung von gerinnungshemmenden Mitteln in Verbindung mit
solchen Prothesen signifikant vermindern oder sogar umgehen.