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Fast
500 Millionen leiden unter einer Allergie vom Typ 1, einer genetisch
festgelegten Überempfindlichkeitsstörung, die
auf der Bildung von IgE-Antikörpern
gegen an sich harmlose Antigene (d.h. Allergene) basiert. Bei sensibilisierten
Patienten kann ein Allergenkontakt eine Vielzahl von Symptomen induzieren,
die von allergischer Rhinokonjunktivitis, atopischer Dermatitis,
Diarrhö,
Asthma bronchiale bis manchmal lebensbedrohender Anaphylaxie reichen.
Die sofortigen Symptome des allergischen Leidens werden verursacht
durch Vernetzung von effektorzellgebundenen IgE-Antikörpern durch
Allergene, die die Freisetzung von biologisch aktiven Mediatoren
(z.B. Histamin, Leukotriene) anschalten. Zusätzlich kann die Allergenpräsentation
für T-Zellen
auch durch IgE-Antikörper
vermittelt werden und chronische Symptome von allergischen Leiden
induzieren (z.B. atopische Dermatitis, chronisches Asthma) über eine
T-Zellaktivierung und Freisetzung von proentzündlichen Cytokinen.
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Der
einzige heilende Ansatz in Bezug auf eine Allergiebehandlung, eine
allergenspezifische Immuntherapie, basiert auf der kontinuierlichen
Verabreichung der die Krankheit hervorrufenden Allergene an die
Patienten, um ein allergenspezifisches Nichtansprechen zu induzieren.
Viele Studien dokumentieren die klinische Wirksamkeit der spezifischen
Immuntherapie, aber zwei Hauptnachteile müssen überwunden werden: Erstens kann
die systemische Verabreichung von Allergenen lebensbedrohliche anaphylaktische
Nebenwirkungen induzieren. Zweitens wird die Immuntherapie mit Allergenextrakten
durchgeführt,
die aus schwer zu standardisierenden Mischungen von allergenen und
nicht allergenen Komponenten bestehen, die nicht für das Sensibilisierungsprofil
des einzelnen Patienten zugeschnitten werden können.
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WO
96/27005 A2 offenbart rekombinante DNA-Moleküle, die Polypeptide codieren
mit antigenen Eigenschaften der Allergene Clah8 und Clah12.
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EP-A-0714662
A2 beschreibt Peptide, die ein monovalentes B-Zell-Epitop auf einem
Allergenmolekül enthalten,
mit dem ein IgE-Antikörper
spezifisch kombiniert und die die Wirkung haben, die Bildung einer
vernetzten Struktur durch Kombination des Allergens mit dem IgE-Antikörper zu
hemmen.
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WO
97/05258 A2 offenbart ein rekombinantes DNA-Molekül, das eine
Polypeptid-Antigeneigenschaft der Cofaktor-unabhängigen Phosphoglyceratmutase
von Birke, Beifuß oder
Wiesen-Lieschgraspollen codiert.
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Ganglberger
et al. (2000), FASEB J. 14, 2177–2184, beschreiben Allergenmimotope
für eine
dreidimensionale Epitopsuche und die Induktion von Antikörpern, die
Human-IgE hemmen. Die beschriebenen Peptide stammen aus einer Phagenbibliothek
und zeigen keine Ähnlichkeit
mit der primären
Sequenz von Bet v 1.
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WO
97/24139 A1 offenbart verschiedene Erdnussallergene einschließlich Ara
h I und Ara h II.
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Es
ist eine Aufgabe der Erfindung, eine vorteilhafte pharmazeutische
Zusammensetzung zur Behandlung von allergischen Leiden bereitzustellen.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, dass die Verabreichung von Peptiden, die einem Lösungsmittel
ausgesetzte Aminosäuren
eines Allergens enthalten, zur Herstellung von protektiven Antikörpern führen.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Herstellung
einer pharmazeutischen Zusammensetzung, das als erste Stufe die
Bestimmung, welche Aminosäuren
eines gegebenen allergenen Proteins auf der Oberfläche des
allergenen Proteins einem Lösungsmittel
ausgesetzt sind, umfasst. Als zweite Stufe umfasst das Verfahren
die Herstellung eines Peptids mit einer Länge von 8 bis 50 Aminosäuren, wobei
mindestens drei aufeinander folgende Aminosäuren des Peptids identisch
sind mit mindestens drei Aminosäuren, die
auf der Moleküloberfläche des
allergenen Proteins in einem Oberflächenstück von 500 Å2 erscheinen,
wobei die mindestens drei Aminosäuren
dem Lösungsmittel
ausgesetzte Aminosäuren
des allergenen Proteins sind. Das Peptid wird dann mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger
(z.B. KLH) oder einem Verdünnungsmittel
vermischt, z.B. mit einem Puffer und/oder Salzlösungen.
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Bevorzugter
betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
einer pharmazeutischen Zusammensetzung, das als erste Stufe die
Bestimmung umfasst, welche Aminosäuren eines gegebenen Allergens
auf der Oberfläche
des allergenen Proteins einem Lösungsmittel
ausgesetzt sind. Als zweite Stufe umfasst das Verfahren die Herstellung
eines Peptids mit einer Länge
von 8 bis 50 Aminosäuren,
wobei mindestens fünf
aufeinander folgende Aminosäuren
des Peptids identisch sind mit mindestens fünf aufeinander folgenden Aminosäuren der
Aminosäuresequenz
des allergenen Proteins, wobei die mindestens fünf aufeinander folgenden Aminosäuren dem
Lösungsmittel
ausgesetzte Aminosäuren
des allergenen Proteins sind. Das Peptid kann dann mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger
oder Verdünnungsmittel
vermischt werden, z.B. einem Puffer und/oder einer Salzlösung.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Verfahren als weitere Stufe die Zugabe eines Adjuvans.
Adjuvantien, die im Stand der Technik bekannt sind und erfindungsgemäß verwendet
werden können,
sind z.B. Al(OH)3.
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Das
Peptid kann mit synthetischen Methoden, die im Stand der Technik
bekannt sind, z.B. einer Festphasensynthese, hergestellt werden.
Das Peptid kann auch durch Expression einer rekombinanten DNA hergestellt
werden. Eine cDNA-Sequenz, die das Peptid codiert, kann in einen
Wirt, wie E.-coli-Zellen, eingeführt werden
und exprimiert werden. Nach der Expression werden die Peptide mit
bekannten Reinigungsmethoden gewonnen. Das Verfahren der rekombinanten
Erzeugung von Peptiden kann bevorzugt sein, wenn längere Peptide
für die
Herstellung der pharmazeutischen Zusammensetzung verwendet werden.
Das Verfahren der synthetischen Herstellung von Peptiden ist bevorzugt,
wenn kürzere
Peptide angewendet werden.
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In
der ersten Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens wird bestimmt,
welche Aminosäuren
eines gegebenen allergenen Proteins auf der Oberfläche des
allergenen Proteins einem Lösungsmittel
ausgesetzt sind. Jedes bekannte allergene Protein kann für die Entwicklung
der Peptide verwendet werden. Eine Allergenquelle kann ausgewählt werden,
gegen die ein hoher Prozentanteil allergischer Patienten sensibilisiert
ist. Bevorzugte allergene Proteine stammen aus Pflanzen. Eine bevorzugte
Allergenquelle sind Birkenpollen, da sie in Europa, Nordamerika
und Australien weit verbreitet sind. Fast 25% der allergischen Patienten
leiden unter einer Allergie des Hauptbirkenpollenallergens Bet v
1. Bet v 1 enthält
die meisten IgE-Epitope, die in Pollen von Bäumen vorhanden sind, die zur
Ordnung der Fagales gehören
(Birke, Erle, Haselnuss, Eiche, Hainbuche) und in von Pflanzen stammenden
Früchten.
Die cDNA und Aminosäuresequenz
ebenso wie die dreidimensionale Struktur von Bet v 1 wurden bestimmt
und rekombinantes Bet v 1, das dem natürlichen Bet-v-1-Wildtyp gleicht,
wurde mit rekombinanter DNA-Technik erzeugt. Weitere allergene Proteine,
die in Betracht gezogen werden können,
sind der Hauptgraspollen (z.B. Gruppe 1, Gruppe 2, Gruppe 5 etc.),
Milben (z.B. Der p 2), Bienengift (z.B. Phospholipase) und Tierhaarschuppenallergene
(z.B. Cat: Fel d 1).
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In
einer Ausführungsform
werden die dem Lösungsmittel
ausgesetzten Aminosäuren
durch Untersuchung der dreidimensionalen Struktur des allergenen
Proteins bestimmt. Aminosäuren,
die auf der Oberfläche des
Proteins sind und nicht in dem Protein verborgen sind, werden als
dem Lösungsmittel
ausgesetzt angesehen. Im Zu sammenhang mit der vorliegenden Anmeldung
ist eine Aminosäure
dem Lösungsmittel
ausgesetzt, wenn sie eine relative Lösungsmittelzugänglichkeit
von mindestens 16%, bevorzugt mindestens 25% hat. Lösungsmittelzugänglichkeit
kann bestimmt werden nach der Resthydrophobizität, wie von Rost und Sander (1994),
in Proteins 20, 216–226,
beschrieben. Die dreidimensionale Struktur des Proteins kann mit
Röntgenkristallographie
oder NMR bestimmt werden.
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Wenn
die Aminosäuresequenz
des Proteins bekannt ist, ist es auch möglich, eine Hydrophilitäts-Analyse
durchzuführen,
um zu bestimmen, welche Aminosäuren
innerhalb der Sequenz einen hohen Hydrophilitäts-Index haben und somit eine
hohe Wahrscheinlichkeit, an der Oberfläche exponiert zu sein. Eine
weitere Möglichkeit
besteht darin, eine "Oberflächenwahrscheinlichkeitsanalyse" durchzuführen, um
herauszufinden, für
welche Aminosäuren
die höchste
Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie dem Lösungsmittel ausgesetzt sind.
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Wenn
weder die Sequenz noch die dreidimensionale Struktur des allergenen
Proteins bekannt ist, ist es gewöhnlich
notwendig, das Gen, das das allergene Protein codiert, zu klonieren.
Dies kann mit im Stand der Technik bekannten Methoden erfolgen.
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In
einigen Fällen
wurden IgE-Epitope für
ein Allergen bestimmt. Solche Epitope können auch zur Entwicklung von
Peptiden verwendet werden, da diese Epitope auf der Oberfläche des
allergenen Proteins sind.
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Sobald
bekannt ist, welche Aminosäuren
innerhalb der Aminosäuresequenz
des allergenen Proteins dem Lösungsmittel
ausgesetzt sind, wird ein Peptid hergestellt, das mindestens fünf aufeinander
folgende Aminosäuren
aufweist, die identisch sind mit mindestens fünf aufeinander folgenden dem
Lösungsmittel
ausgesetzten Aminosäuren
des allergenen Proteins. Das Peptid hat eine Länge von 8 bis 50 Aminosäuren. Bevorzugt
ist die minimale Länge
des Peptids 12, bevorzugter 15, noch bevorzugter 18, am meisten
bevorzugt 21 Aminosäuren.
Die maximale Länge
eines Peptids ist bevorzugt 45, bevorzugter 40, am meisten bevorzugt 35
Aminosäuren.
Die am meisten bevorzugte Länge
des Peptids liegt in einem Bereich zwischen 21 und 35 Aminosäuren.
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Es
ist auch bevorzugt, dass mindestens acht aufeinander folgende Aminosäuren des
Peptids identisch sind mit mindestens acht aufeinander folgenden
dem Lösungsmittel
ausgesetzten Aminosäuren
des allergenen Proteins. Am meisten bevorzugt sind mindestens zehn
aufeinander folgende Aminosäuren
des Peptids identisch mit mindestens zehn aufeinander folgenden
dem Lösungsmittel
ausgesetzten Aminosäuren
des allergenen Proteins.
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Die
zur Herstellung der pharmazeutischen Zusammensetzung verwendeten
Peptide können
auch Aminosäuren
enthalten, die nicht von dem allergenen Protein stammen. N-terminal
oder C-terminal zu den mindestens fünf aufeinander folgenden dem
Lösungsmittel
ausgesetzten Aminosäuren
können
Aminosäuren, die
aus einer anderen Quelle stammen oder künstlich entworfene Aminosäuren zugefügt werden.
Es ist jedoch bevorzugt, dass fast die gesamte Sequenz des Peptids
aus dem allergenen Protein stammt. In einer speziellen Ausführungsform
stammt nur eine Aminosäure
aus der Peptidsequenz nicht aus der Aminosäuresequenz des allergenen Proteins.
Bevorzugt ist dies die N-terminale oder C-terminale Aminosäure des
Peptids. Am meisten bevorzugt ist diese Aminosäure ein Cysteinrest, der das
Kuppeln des Peptids an verschiedene Trägermoleküle zulässt, wie Keyhole-Limpet-Hämocyanin
(KLH).
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In
einer weiteren Ausführungsform
enthält
das Peptid mindestens die N-terminalen oder C-terminalen fünf Aminosäuren des
allergenen Proteins. Die N- und C-Enden sind häufig dem Lösungsmittel ausgesetzt.
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In
einer weiteren Ausführungsform
stammt die vollständige
Peptidsequenz aus der Aminosäuresequenz
des allergenen Proteins.
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Bevorzugt
führen
die erfindungsgemäß hergestellten
Peptide bei Verabreichung zur Erzeugung von IgG-Antikörpern, die mit dem Protein
reagieren, aus dem die Peptide abgeleitet sind. Bevorzugter sind
diese IgG-Antikörper "blockierende Antikörper" oder "schützende Antikörper", die verhindern,
dass IgE-Antikörper
an das jeweilige allergene Protein, aus dem die Peptide abgeleitet
sind, binden. Eine signifikante Reduktion allergener Symptome kann
auf diese Weise erreicht werden.
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Ein
weiteres bevorzugtes Merkmal der Peptide ist es, dass sie keine
IgE-Antwort gegen sich selbst bei Verabreichung hervorrufen, d.h.
dass sie hypoallergen oder nicht allergen sind.
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Die
Menge des verabreichten Peptids kann 0,1 μg bis 500 μg sein. Die Menge kann variieren
abhängig von
der Art der Behandlung. Während
der Immuntherapiebehandlung können
etwa 50 μg
in einem Volumen von 100 μl
pro Injektion verabreicht werden. In einer speziellen Ausführungsform
ist mehr als ein Peptid in der pharmazeutischen Zusammensetzung
enthalten. Es ist bevorzugt, dass zwei, drei, vier, fünf oder
sechs verschiedene Peptide enthalten sind. Diese verschiedenen Peptide
können
aus demselben Allergen stammen, es ist jedoch auch möglich, dass
sie aus verschiedenen Proteinen stammen. So kann durch Verabreichung
einer einzigen pharmazeutischen Zusammensetzung eine antiallergene
Wirkung im Hinblick auf verschiedene Allergene erreicht werden.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist eine pharmazeutische
Zusammensetzung, wie in den Ansprüchen definiert, die mit dem
oben beschriebenen Verfahren hergestellt wurde. Die pharmazeutische Zusammensetzung
enthält
ein Peptid, wie in den Ansprüchen
definiert. Die bevorzugten Eigenschaften und Kennzeichen des Peptids,
das in der pharmazeutischen Zusammensetzung enthalten ist, wurden
für das
Verfahren zu seiner Herstellung beschrieben.
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Die
pharmazeutische Zusammensetzung ist bevorzugt eine Impfstoffzusammensetzung.
Sie kann an allergische Patienten auf verschiedenen Wegen verabreicht
werden. Bevorzugt wird die pharmazeutische Zusammensetzung durch
subcutane Injektion verabreicht. Andere Verabreichungsarten sind
eine intramuskuläre oder
intravenöse
Injektion. Weitere bevorzugte Arten sind sublinguale, orale oder
nasale Verabreichung.
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Die
systemische Verabreichung von Allergenen an allergische Patienten
im Verlauf einer spezifischen Immuntherapie, wie sie im Stand der
Technik durchgeführt
wird, birgt das Risiko, dass lebensbedrohende anaphylaktische Reaktionen
ausgelöst
werden. Weiterhin enthalten Allergenextrakte, die derzeit zur Behandlung verwendet
werden, eine Vielzahl von allergenen und nicht allergenen Komponenten,
die nicht auf das individuelle Sensibilisierungsprofil des Patienten
zugeschnitten werden können.
Die Verbesserung der Sicherheit und Spezifität der Allergieimpfstoffe war
daher ein lang gesuchtes Ziel. Die Impfstrategie der vorliegenden
Erfindung lässt
es zu, sichere, hypoallergene Allergieimpfstoffe zu erzeugen, wann
immer die Sequenz, dreidimensionale Struktur und/oder IgE-Epitope
eines allergenen Moleküls
verfügbar
sind.
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Die
IgE-Antikörper
von gegen Birkenpollen allergischen Patienten erkennen hauptsächlich Bet-v-1-IgE-Konformationsepitope. Überraschenderweise
wurde von den Erfindern gefunden, dass hypoallergene Peptide auch
für Allergene
synthetisiert werden können,
die kontinuierliche (d.h. sequenzielle, lineare) IgE-Epitope ent halten.
Die Erfinder waren erfolgreich in der Produktion einer Reihe von
hypoallergenen Peptiden für
das Haupt-Wiesenlieschgraspollenallergen,
Phl p 1, das kontinuierliche Epitope enthält.
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Unerwarteterweise
führte
die Peptidimmunisierung von Mäusen
und Kaninchen mit den Peptiden, die erfindungsgemäß verwendet
werden, zur Produktion von IgG-Antikörpern, die für die Allergie
gegen den kompletten Bet-v-1-Wildtyp spezifisch sind, obwohl die
Peptide viel kürzer
waren (25 bis 32 Aminosäuren)
und trotz der Tatsache, dass bestimmten Peptiden (P1 bis P3) Bet-v-1-spezifische
T-Zellepitope fehlten.
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Es
wurde auch gefunden, dass durch Peptid induzierte IgG-Antikörper mit
mit Bet v 1 verwandten Allergenen von Erlen-, Haselnuss- und Hainbuche-Pollen
reagierten, was darauf hindeutet, dass die Peptidimmuntherapie auch
gegen eine Allergie gegen Allergenquellen schützen kann, die ein verwandtes
Allergen enthalten.
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Der
Ansatz der Peptidimmuntherapie der vorliegenden Erfindung unterscheidet
sich von bisher gemachten Ansätzen
der Verwendung von T-Zellepitop-haltigen Peptiden für eine Modulation
der allergenspezifischen T-Zellantworten.
Während
die Verabreichung von freiem, löslichem
T-Zellepitop, das Peptide enthält, entweder
darauf ausgerichtet ist, Toleranz zu induzieren oder zu Thl-Antworten
umzuschalten, verwendeten die Erfinder Adjuvans-gebundene auf der
Oberfläche
exponierte Peptide, um blockierende IgG-Antikörper zu den dem Lösungsmittel
ausgesetzten Allergendomänen
zu dirigieren, die Hauptziele für
IgE-Antikörper
sein können.
Da bevorzugt Adjuvans-gebundene Peptide zur Induktion von blockierenden
Antikörpern
verwendet werden, ist es unwahrscheinlich, dass die Injektion von
Peptiden, selbst wenn sie T-Zellepitope enthalten, eine T-Zellvermittelte
systemische Reaktion verursachen, wie sie für das Hauptkatzenallergen,
Fel d 1, berichtet wurde.
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Hypoallergene
auf der Oberfläche
exponiere Allergenpeptide können
in gut kontrollierter Art und Weise erzeugt werden und stellen therapeutische
Reagenzien dar, die leicht gereinigt und standardisiert werden können. Solche
Peptide können
in hohen Dosen mit einem geringen Risiko der Induktion anaphylaktischer
Nebenwirkungen verabreicht werden, insbesondere, wenn sie an Adjuvantien
gebunden sind. Es wird erwartet, dass die Verabreichung von hohen
Peptiddosen eine heftige Erzeugung von IgG-Antikörper induziert, die von einer
Thl-Immunantwort
begleitet ist. Der Ansatz, an der Oberfläche exponierte Peptide nach
der dreidimensionalen Struktur wichtiger kreuzreaktiver Allergene
auszuwählen,
ist von allgemeiner Anwendbarkeit und lässt die rationale Entwicklung
von sicheren auf Peptid basierenden Impfstoffen für viele
andere Formen einer Allergie vom Typ I zu.
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Beschreibung der Tabellen
und Figuren
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Tabelle
1 fasst die Eigenschaften von nicht allergenen von Bet v 1 stammenden
synthetischen Peptiden zusammen. Position, Sequenz, Länge, Molekulargewicht,
isoelektrischer Punkt, Restfaltung, Gegenwart von T-Zellepitopen und
AGADIR-Vorhersage von sechs von Bet v 1 stammenden Peptiden sind
dargestellt.
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Tabelle
2 zeigt die serologische Kennzeichnung von 60 gegen Birkenpollen
allergischen Patienten und einem nicht allergischen Kontrollindividuum
(NHS). Geschlecht, Alter, Gesamtserum-IgE-Pegel (kU/L), Birkenpollenextrakt-spezifische
IgE-Pegel (kUA/L) werden dargestellt. IgE-Antikörper, die für rBet v 1 spezifisch waren
und die von Bet v 1 abgeleiteten Peptide wurden mit ELISA und OD
(optische Dichte) gemessen, wie gezeigt. Bindestriche zeigen Reaktivitäten unter
der Ausschlussgrenze (OD = 0,050).
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Tabelle
3 fasst Hautreaktionen vom Soforttyp zusammen, um rBet v 1 und von
Bet v 1 abgeleitete Peptide zu vervollständigen. Fünf gegen Birkenpollen allergische
Patienten (#1 bis 5) und eine allergische Person ohne Birkenpollenallergie
(#6) wurden getestet. Die mittleren Quaddeldurchmesser (mm) sind
für verschiedene
Konzentrationen von rBet v 1, für
Birkenpollenextrakt, Histamin, die einzelnen Peptide und eine Mischung der
sechs Peptide gezeigt.
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Tabelle
4. IgG-Reaktivität
von Antipeptid-Antiseren mit vollständigem rBet-v-1-Wildtyp. Das
obere Feld zeigt die mittleren IgG-Reaktivitäten (OD-Werte) gegen rBet v
1 in 4 Serumproben (Blutentnahme 1: Präimmunserum; Blutentnahmen 2
bis 4: Serumproben, die in monatlichen Intervallen erhalten worden
waren) von Mäusen,
die mit KLH-gekuppelten Peptiden (P1-KLH bis P6-KLH) immunisiert
worden waren. Im unteren Feld sind IgG-Reaktivitäten gegen rBet v 1 für 3 Serumproben
gezeigt (Blutentnahme 1: Präimmunserum;
Blutentnahmen 2 bis 3: Serumproben, die in monatlichen Intervallen
gesammelt worden waren), die von 6 Kaninchen erhalten wurden, von
denen jedes mit einem der KLH-konjugierten Peptide immunisiert worden
war.
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Tabelle
5: Kreuzreaktivität
von anti-Bet-v-1-Peptid-Antiseren mit natürlichen Allergenen von Birke,
Erle, Haselnuss und Hainbuche. IgG-Reaktivitäten von Peptid-Antiseren (anti-P1
bis anti-P6) gegen Pollenextrakte von Birke, Erle, Haselnuss und
Hainbuche (mittlere OD-Werte ± SEM)
sind für
6 Gruppen von Mäusen dargestellt,
die mit Bet-v-1-Peptiden (P1 bis P6) immunisiert wurden.
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Tabelle
6. Kaninchen-anti-Bet-v-1-Peptid-Antiseren hemmen die Serum-IgE-Bindung
von gegen Birkenpollen allergischen Patienten an rBet v 1. Der Prozentanteil
an Hemmung der IgE-Bindung gegen vollständiges rBet v 1, der mit den
einzelnen Antipeptid-Antiseren (anti-P1 bis anti-P6) und mit einer
Mischung der Antipeptid-Antiseren (anti-P1 bis anti-P6) erhalten
wurde, ist für
Seren von 60 gegen Birkenpollen allergischen Patienten dargestellt.
Die untere Linie fasst die mittleren Prozentanteile der Hemmung,
die für
alle Serumproben erhalten wurden, zusammen.
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1 zeigt
1H-ID-Spektren der Amidregionen der sechs Peptide. Die Spektren
wurden bei 20°C
an einem 600-MHz-Spektrometer aufgezeichnet.
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2 zeigt
die Induktion der Histaminfreisetzung aus Basophilen eines gegen
Birkenpollen allergischen Patienten. Die Granulozyten eines gegen
Birkenpollen allergischen Patienten wurden mit verschiedenen Konzentrationen
(X-Achse) von rBet-v-1-Wildtyp, von Bet v 1 abgeleiteten Peptiden
(P1, P2, P3, P4, P5, P6) und einer äquimolaren Mischung der 6 Peptide
(P1 bis P6) inkubiert. Der Prozentanteil an freigesetztem Histamin
in den zellfreien Kulturüberstand
ist auf der Y-Achse gezeigt.
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3 zeigt
die Reaktivität
von Peptid-Antiseren mit auf Nitrocellulose geblottetem natürlichen
Bet v 1. Auf Nitrocellulose geblotteter Birkenpollenextrakt wurde
mit Seren von sechs Peptid-immunisierten Mäusen (Bahnen i; Felder 1 bis
6; Peptide 1 bis 6) inkubiert. Die Bahnen p zeigen die entsprechenden
Präimmunseren. Die
Position von nBet v 1 (17 kDa) ist angezeigt.
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Die
folgenden Beispiele erläutern
die Erfindung weiter.
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Beispiel 1: Eigenschaften
von sechs synthetischen Peptiden, die die Oberfläche des Bet-v-1-Allergen überspannen
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Sechs
von Bet v 1 abgeleitete Peptide mit einer Länge zwischen 25 (P1: 2809,3
Dalton) bis 32 (P5: 3556,1 Dalton) Aminosäuren, die dem Lösungsmittel
ausgesetzte Bereiche des Bet-v-1-Moleküls überspannen, wurden ausgewählt nach
der dreidimensionalen Struktur von Bet v 1, die mit Röntgenkristallographie
und NMR bestimmt wurde (M. Gajhede et al. (1996 X-ray and NMR structure
of Bet v 1, the origin of birch pollen allergy. Nat. Struct. Biol.
3, 1040–1045).
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Die
für die
6 Peptide berechneten isoelektrischen Punkte liegen in einem Bereich
von 4,70 (P6) bis 8,63 (P2) (Tabelle 1). Drei der Peptide (P4, P5,
P6) enthalten Sequenzmotive, von denen gefunden wurde, dass sie
Bet-v-1-spezifische menschliche T-Zellen stimulieren, wohingegen
die anderen drei Peptide (P1, P2, P3) keine Bet-v-1-spezifischen
T-Zellepitope enthalten (Tabelle 1).
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a) Peptidsynthese
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Peptide
wurden synthetisiert unter Verwendung der Fmoc-(9-Fluorenylmethoxycarbonyl)-Strategie
mit HBTU (2-(1H-Benzotriazol-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluroniumhexafluorphosphat)-Aktivierung
(Zyklen in kleinem Maßstab
mit 0,1 mmol) auf dem Peptidsyntheseautomaten Modell 433A von Applied
Biosystems (Foster City, CA). Vorbeladene PEG-PS-(Polyethylenglycolpolystyrol)-Harze
(0,15–0,2
mmol/g Beladung) (Per Septive Biosystems, Warrington, GB) wurden
als Festphase verwendet, um die Peptide aufzubauen. Die Chemikalien wurden
von Applied Biosystems erworben. Die Kupplung von Aminosäuren wurde
bestätigt
durch Überwachung
der Leitfähigkeit
in einem Feedback-Kontrollsystem. Ein Cysteinrest wurde jedem Peptid
zugefügt,
um die Kupplung der Peptide an die Träger zu erleichtern. Die Peptide
wurden 2 h lang von den Harzen abgespalten mit einer Mischung aus
250 μl destilliertem
Wasser, 250 ml Triisopropylsilan (Fluka, Buchs, Schweiz), 9,5 ml
TFA und in tert.-Butylmethylether (Fluka, Buchs, Schweiz) ausgefällt. Die
Identität
der Peptide wurde mit Massenspektrometrie überprüft und sie wurden auf mehr
als 90% Reinheit gereinigt mit präparativer HPLC (PiChem, Graz, Österreich).
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b) Analyse der Sekundärstruktur
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Die
sechs von Bet v 1 abgeleiteten Peptide ahmen fast alle primären Strukturelemente
des Bet-v-1-Allergens
nach, aber gemäß AGADIR-Vorhersage
und NMR-Analyse fehlt ihnen die Sekundärstruktur. Das AGADIR-Programm
basiert auf der Theorie zum Übergang
Helix-Coil und schätzt
die Neigung einer Sequenz ab, um eine alpha-helikale Konformation
unabhängig
von anderen Sekundärstrukturen
anzunehmen (V. Munoz & L.
Serrano (1994) Elucidating the folding problem of helical peptides
using empirical parameters. Nat. Struct. Biol. 1, 399–409). Es
hat sich gezeigt, dass das helikale Verhalten einer Datenbank von
Peptiden im Vergleich zu CD (Circulardichroismus) und NMR-Daten
korrekt abgeschätzt
werden kann. Da für
jede Aminosäure
in einer gegebenen Sequenz die helikale Tendenz berechnet wird,
kann AGADIR sowohl die durchschnittliche helikale Population eines
Peptids als auch die Wahrscheinlichkeit, mit der die helikale Konformation
für jeden Rest
hergestellt wird, vorhersagen. Die Ergebnisse dieser Berechnungen
sind in Tabelle 1 angegeben. Von den Peptiden zeigt nur P5 eine
annehmbare Tendenz, eine helikale Konformation zu bilden.
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c) NMR-Analyse
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NMR
wurde dann verwendet, um die restliche sekundäre oder tertiäre Struktur
zu untersuchen. Im Vergleich zu anderen spektroskopischen Ansätzen hat
diese Technik den Vorteil, dass sie Positionsinformationen entlang
der Sequenz liefert.
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Die
Peptide wurden untersucht auf tertiäre und/oder sekundäre Struktur
mit ein- und zweidimensionaler kernmagnetischer Resonanz (NMR) an
einem UNITY VARIAN 600 MHz Spektrometer, das mit z-abgeschirmten Gradientenspulen
ausgerüstet
war, unter Verwendung von 0,1 bis 1,0 mM Proben in 90% H2O/10% D2O, 20 mM
Kaliumphosphatpuffer pH 7,0 bei 20°C. Die Wasserunterdrückung wurde
mit WATERGATE erreicht. Die verwendeten Mischzeiten waren 70 ms
und 150 bzw. 200 ms für
TOCSY- bzw. NOESY-Versuche.
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Das
Aussehen der ID-Versuche zeigt eindeutig die Abwesenheit einer tertiären Struktur
bei allen sechs Peptiden: Alle Resonanzen haben eine schlechte spektrale
Verteilung, wie es für
eine Mischung von Aminosäuren
oder Peptiden ohne tertiäre
Faltung erwartet wird (1). Die Abwesenheit von durch
Ringstrom verschobenen Peaks in dem Bereich der Spektren unterhalb
0,5 ppm, der typisch ist für
gut gefaltete Proteine, ist auch ein Merkmal, das den Spektren der
Bet-v-1-Peptide gemeinsam ist (Daten nicht gezeigt). Das Spektrum von
P5 enthält
jedoch ungewöhnlich
breite Resonanzen, was auf eine Aggregation dieses Peptids hindeutet. Dieses
Peptid (P5), das in der Bet-v-1-Struktur die gesamte C-terminale
Helix überspannt,
neigt wahrscheinlich dazu, helikale Strukturen zu bilden, die sich
in wässriger
Lösung
aggregieren.
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Beispiel 2: An der Oberfläche exponierten
von Bet v 1 abgeleiteten Peptiden fehlt die Fähigkeit zur IgE-Bindung und
die allergene Aktivität
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a) IgE-Bindungsfähigkeit
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Die
IgE-Bindungsfähigkeit
der sechs von Bet v 1 abgeleiteten Peptide wurde verglichen mit
der des kompletten rBet-v-1-Wildtypallergens unter Verwendung von
Seren von 60 gegen Birkenpollen allergischen Patienten (Tabelle
2).
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Charakterisierung der
allergischen Patienten und der Seren der Patienten:
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Gegen
Birkenpollen allergische Patienten, die unter allergischer Rhinokonjunktivitis
und/oder Asthma gegen Birkenpollen und verwandte Allergene litten,
wurden ausgewählt,
wenn die Fallhistorie auf saisonale Birkenpollinose hinwies und
sie wurden mit einem Hautpricktest mit Birkenpollenextrakt und serologische CAP-RIST-(Pharmacia Diagnostics,
Uppsala, Schweden)-Tests gekennzeichnet. Die Gesamt-IgE-Pegel in den
Seren wurden mit CAP-RIST-Messungen (Pharmacia) bestimmt. IgE-Antikörper, die
für rBet
v 1 spezifisch waren, wurden mit ELISA bestimmt (Niederberger et
al. (1998) IgE-Antikörper
gegen rekombinante Pollenallergene (Phl p 1, Phl p 2, Phl p 5 und
Bet v 2) deuten auf einen hohen Prozentanteil von Graspollen-spezifischen IgE
(J. Allergy Clin. Immunol. 101, 258–264). Seren von 60 gegen Birkenpollen
allergischen Patienten und einem nicht atopischen Individuum wurden
für die
IgE-Vergleichsstudien verwendet. Die Gruppe der gegen Birkenpollen
allergischen Patienten bestand aus 25 männlichen und 35 weiblichen
Patienten mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren (im Bereich
von 19 bis 60 Jahren) (Tabelle 2).
-
Ergebnis:
-
Die
Gesamt-IgE-Pegel und IgE-Pegel, die spezifisch für Birkenpollenextrakt waren,
lagen in einem Bereich von 24 bis 2000 kU/L (Mittelwert: 300) und
3 bis 100 kUA/L (Mittelwert: 47). Alle Patienten zeigten rBet-v-1-spezifische IgE-Antikörper im
Bereich von 0,081 bis 2,530 OD-Einheiten (Mittelwert: 1,416 OD-Einheiten)
(Tabelle 2). Als auf IgE-Reaktivität gegen auf einer ELISA-Platte
gebundene Peptide (P1 bis P6) getestet wurde, zeigte kein Serum
eine signifikante IgE-Reaktivität
oberhalb des Ausschlusspegels, der mit Serum aus einer nicht atopischen
Person bestimmt wurde (NHS) (Tabelle 2).
-
Tabelle
2: Serologische Kennzeichnung von gegen Birkenpollen allergischen
Patienten
-
-
b) Histaminfreisetzung
-
Als
Nächstes
wurden die von Bet v 1 abgeleiteten Peptide verglichen mit vollständigem rBet
v 1 im Hinblick auf ihre Fähigkeit,
eine Histaminfreisetzung aus basophilen Granulozyten von drei gegen
Birkenpollen allergischen Personen zu induzieren.
-
Test auf Histaminfreisetzung
aus Basophilen:
-
Granulozyten
wurden aus heparinisierten Blutproben von drei gegen Birkenpollen
allergischen Personen mit Dextransedimentation isoliert (P. Valent
et al. (1989). Interleukin 3 aktiviert Basophile im menschlichen Blut über Hochaffinitätsbindungsstellen
(Proc. Natl. Sci. USA 86, 5542–5547).
Die Zellen wurden mit steigenden Konzentrationen (10–3 bis
10 μg/mL)
jeden Peptids, einer äquimolaren
Mischung der 6 Peptide und, für Kontrollzwecke,
dem vollständigen
rBet v 1 inkubiert. Histamin, das in den zellfreien Überstand
abgegeben wurde, wurde mit Radioimmuntest gemessen (Immunotech,
Marseille, Frankreich). Das Gesamthistamin wurde nach Einfrieren
und Auftauen der Zellen bestimmt. Die Ergebnisse sind dargestellt
als Mittelwerte von Dreifachbestimmungen.
-
Ergebnis:
-
Wie
in 2 dargestellt, wurde gefunden, dass keines der
Peptide eine Freisetzung von Histamin bis zu Konzentrationen von
10 μg/mL
induzierte, wohingegen der vollständige rBet-v-1-Wildtyp eine
dosisabhängige
Freisetzung von Histamin induziere mit einer maximalen Freisetzung
schon bei einer Konzentration von 1 ng/mL.
-
c) Allergene Aktivität in vivo
-
Die
in-vivo-Tests bei gegen Birkenpollen allergischen Patienten bestätigten das
Fehlen einer allergenen Aktivität
der von Bet v 1 abgeleiteten Peptide.
-
Hautpricktest bei allergischen
Patienten:
-
Die
allergene Aktivität
der Peptide in vivo wurde untersucht mit Hautpricktests (SPT) bei
5 gegen Birkenpollen allergischen Patienten und einem nicht atopischen
gegen Graspollen allergischen Patienten ohne Birkenpollenallergie.
SPTs wurden durchgeführt
an den Vorderarmen der einzelnen Personen, wie beschrieben (S. Vrtala
et al. (1997), J. Clin Invest. 99, 1673–168; S. Dreborg: (1989), J.
Am. Acad. Dermatol. 21, 820–821).
20-μL-Aliquots, die 6 Konzentrationen
von vollständigem
rBet v 1 enthielten (0,78 μg/mL,
1,56 μg/mL,
3,12 μg/mL,
6,25 μg/mL,
12,5 μg/mL,
25 μg/mL),
100 μg/mL
jeden Peptids und eine äquimolare
Peptidmischung wurden angewendet. Zusätzlich wurden standardisierte
Hautpricklösungen
(Birkenpollenextrakt und Histamin) (Allergopharma, Reinbek, Deutschland)
getestet. Die Reaktionen wurden 20 Minuten nach SPT durch Fotografie
aufgezeichnet und indem die mit einem Ballpoint-Schreiber umrundete
Quaddelfläche
mit einem Klebeband auf Papier übertragen
wurde. Der mittlere Quaddeldurchmesser (Dm) wurde berechnet, indem der
maximale Längs- und Querdurchmesser
gemessen wurde und ihre Summe durch 2 geteilt wurde.
-
Ergebnis:
-
Hautpricktests
wurden an 5 gegen Birkenpollen allergischen Patienten und einer
allergischen Person ohne Birkenpollenallergie mit rBet v 1 und von
Bet v 1 abgeleiteten Peptiden durchgeführt (Tabelle 3). Keines der
von Bet v 1 abgeleiteten Peptide induzierte irgendeine sofortige
Hautreaktion, wenn es in einer Konzentration von 100 μg/mL aufgetragen
wurde oder als Peptidmischung, die 100 μg/mL jeden Peptids enthielt
(Tabelle 3). Kompletter rBet-v-1-Wildtyp induzierte schon Hautreaktionen
vom Soforttyp bei 3 Patienten (Tabelle 3: #1 bis 3) bei einer Konzentration < 0,78 μg/mL. Eine
Konzentration von 3,12 μg/mL
war ausreichend, um Quaddelreaktionen bei allen 5 gegen Birkenpollen
allergischen Patienten zu induzieren (Tabelle 3). Alle gegen Birkenpollen
allergischen Patienten zeigten sofortige Hautreaktionen auf Birkenpollenextrakt.
Der gegen Graspollen allergische Patient ohne Birkenpollenallergie
(Tabelle 3: #6) zeigte keine Reaktionen auf Birkenpollenextrakt,
rBet v 1 und von Bet v 1 abgeleitete Peptide (Tabelle 3), zeigte
aber eine Quaddelreaktion nach Pricktest mit Wiesenlieschgraspollenextrakt
(5,5 mm mittlerer Durchmesser) (Daten nicht gezeigt). Alle Einzelpersonen
reagierten nach dem Test mit Histamin, das als positive Kontrolle
verwendet wurde (Tabelle 3). Da lokale und sogar systemische Spätphasenreaktionen
auf Allergene und insbesondere auf von Allergenen abgeleitete nicht
allergene Peptide berichtet wurden, wurden die Anwendungsstellen
24 und 48 Stunden nach dem Hautpricktest untersucht, aber es wurde
kein Hinweis auf durch Peptid induzierte Spätphasenreaktionen bei irgendeiner
der getesteten Personen gefunden (Daten nicht gezeigt).
-
-
Beispiel 3: Immunisierung
mit von Bet v 1 abgeleiteten Peptiden induziert IgG-Antikörper, die
mit komplettem Bet v 1 und mit Bet v 1 verwandten Pflanzenallergenen
reaktiv sind
-
a) Induktion von IgG-Antikörpern
-
Um
zu testen, ob die Immunisierung mit von Bet v 1 abgeleiteten Peptiden
IgG-Antikörper
induziert, die mit dem kompletten Bet-v-1-Molekül und mit mit Bet v 1 verwandten
Allergenen reagieren, wurden Mäuse und
Kaninchen mit KLH-konjugierten Peptiden unter Verwendung verschiedener
Adjuvantien (Aluminiumhydroxid, Freund's Adjuvans) immunisiert.
-
Immunisierung von Mäusen und
Kaninchen
-
Mit
HPLC gereinigte Peptide wurden nach der Anleitung des Herstellers
an KLH gekuppelt (Keyhole Limpet Hämocyanin, MW, 4,5 × 103 – 1,3 × 107, Pierce, Rockford, IL) und unter Verwendung
eines Conjugation Kits (Sigma, St. Louis) gereinigt. Mit KLH konjugierte
Peptide wurden verwendet, um Mäuse
und Kaninchen zu immunisieren unter Verwendung von Al(OH)3 bzw. CFA als Adjuvans. Sechs Wochen alte
weibliche BALB/c-Mäuse wurden
von Charles River erworben (Kißlegg,
Deutschland). Die Tiere wurden in der Tierpflegeeinheit des Pathophysiologie-Departments,
Universität
von Wien, nach den lokalen Richtlinien für die Tierpflege gehalten.
Gruppen von 5 Tieren wurden mit konjugierten und nicht konjugierten
Peptiden, die an AluGel adsorbiert waren, immunisiert (Serva, Heidelberg,
Deutschland). Jede Maus erhielt vier 100-μL-Injektionen (20 μg Peptid
oder Peptid-KLH-Konjugat absorbiert an 15 μg Al(OH)3)
subcutan in den Hals in Intervallen von 4 Wochen. Kurz vor jeder
Injektion und 4 Wochen nach der letzten Immunisierung wurde den
Mäusen
Blut aus der Schwanzvene entnommen. Die Seren wurden bei –20°C bis zur
Analyse aufbewahrt.
-
Parallel
wurden sechs Kaninchen mit einem der Peptid-KLH-Konjugate immunisiert
(200 μg/Injektion) unter
Verwendung von Freund's
komplettem und inkomplettem Adjuvans (Charles River, Kißlegg, Deutschland).
Serumproben wurden in Intervallen von 4 Wochen entnommen.
-
Kreuzreaktivität von Antipeptid-Antiseren
-
Die
Reaktivität
von durch Peptid induzierten IgG-Antikörpern gegen rBet v 1, natürliches
Bet v 1 und mit Bet v 1 verwandten Pollen und Pflanzen-Lebensmittel-Allergenen
wurde mit ELISA und Immunoblot untersucht. Für den ELISA-Nachweis wurden
Platten (Nunc Maxisorp, Roskilde, Dänemark) mit Pollenallergenextrakten
(100 μg/mL:
Betula verrucosa, Alnus glutinosa, Corylus avellana und Carpinus
betulus) oder gereinigten Allergenen (5 μg/mL: rBet v 1) beschichtet.
ELISA-Platten wurden gewaschen und blockiert wie beschrieben (V.
Niederberger et al. (1998). J. Allergy Clin. Immunol. 101, 258–264) und
anschließend
mit Maus-Antipeptid-Antiseren,
die 1:500 verdünnt
waren, inkubiert. Gebunde Maus-IgG1-Antikörper wurden
mit monoklonalem Ratten-Antimaus-IgG1-Antikörper (Pharmingen,
San Diego, CA), verdünnt
1:1000, und anschließend 1:2000
verdünntem
HRP-gekuppeltem Schaf-Antiratten-Ig-Antiserum (Amersham Pharmacia
Biotech, Uppsala, Schweden) nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen
den Mittelwert von doppelten Bestimmungen mit einem Fehler von < 5% und sind dargestellt
als Mittelwert ± SEM
für die
Gruppe der 5 Mäuse.
ELISAs mit Kaninchen-Antipeptid-Antiseren
wurden durchgeführt,
wie für
die Mausseren beschrieben, mit der Ausnahme, dass Kaninchenseren 1:1000
verdünnt
wurden und gebundene Kaninchen-Antikörper mit einem HRP-gekuppelten Ziege-Antikaninchen-Ig-Antiserum
(Jackson Immunresearch, Pennsylvania) nachgewiesen wurden.
-
Immunoblot-Versuche
wurden mit auf Nitrocellulose geblotteten Allergenen durchgeführt. Pollenextrakte
und Pflanzenlebensmittelextrakte wurden mit 12,5% präparativer
SDS-PAGE (12 μg/cm
Gel) getrennt und auf Nitrocellulosemembranen (Schleicher & Schüll, Dassel,
Deutschland) geblottet. Die Nitrocellulosemembranen wurden 1:1000
verdünnten
Kaninchenseren (präimmun,
Immunseren) und in bestimmten Versuchen Seren von Mäusen, die
mit unkonjugierten Al(OH)3-adsorbierten
Peptiden immunisiert worden waren, ausgesetzt. Gebunde Kaninchen-Antikörper wurden
mit 1:2000 verdünntem 125I-markiertem Esel-Antikaninchen-IgG-Antiserum
(Amersham Pharmacia Biotech) nachgewiesen. Gebundene Maus-Antikörper wurden
mit einem 1:2500 verdünnten
Kaninchen-Antimaus-IgG-Antiserum (Jackson Immunresearch) und anschließend 1:2000
verdünntem 125I-markierten
Esel-Antikaninchen-IgG-Antiserum (Amersham) nachgewiesen.
-
Ergebnis:
-
Tabelle
4A zeigt die Entwicklung von IgG-anti-rBet-v-1-Antikörperantworten
in Gruppen von Mäusen, die
mit Al(OH)3-adsorbierten, KLH-konjugierten
Peptiden immunisiert worden waren. Alle 6 Peptiden induzierten IgG-anti-rBet-v-1-Antikörperantworten,
die 4 bis 8 Wochen nach der ersten Immunisierung nachgewiesen werden
konnten (Tabelle 4A: Blutentnahme 2 bis 3). Durch Peptid induzierte
IgG-anti-rBet-v-1-Antworten erhöhten
sich konstant während
der Immunisierung. Unter Verwendung von unkonjugierten Peptiden
konnten anti-rBet-v-1-IgG-Antikörperantworten
induziert werden, jedoch in geringerer Stärke (Daten nicht gezeigt).
-
Ähnliche
Ergebnisse wurden nach Immunisierung von Kaninchen mit KLH-konjugierten
Peptiden erhalten, die s.c. zusammen mit Freund's Adjuvans verabreicht wurden (Tabelle
4B). Alle 6 Peptide induzierten IgG-anti-rBet-v-1-Antikörperantworten, die sich im
Verlauf der Immunisierung erhöhten.
Durch Peptid induzierte Maus-IgG-Antikörper reagierten auch mit auf
Nitrocellulose geblottetem von Pollen abgeleitetem natürlichen Bet
v 1, wohingegen keine Signale erhalten wurden mit den entsprechenden
Präimmunseren
(3).
-
Tabelle
4: IgG-Reaktivität
von Maus-Antipeptid-Antiseren mit rBet v 1
-
IgG-Reaktivität von Kaninchen-Antipeptid-Antiseren
mit rBet v 1
-
b) Reaktivität der induzierten
IgG-Antikörper
mit mit Bet v 1 verwandten Pflanzenallergenen
-
Als
Nächstes
wurde untersucht, ob anti-Bet-v-1-Peptidantiseren mit mit Bet v
1 verwandten Allergenen, die in Pollen von Erle, Haselnuss und Hainbuche
vorhanden sind, kreuzreagieren.
-
Allergenextrakte
-
Pollen
aus Bäumen
der Ordnung Fagales (Birke: Betula verrucosa; Erle: Alnus glutinosa;
Haselnuss: Corylus avellana; Hainbuche: Carpinus betulus) wurden
von Allergon (Välinge,
Schweden) erworben. Wässrige
Pollenextrakte wurden hergestellt und auf Menge und Qualität der Proteine
mit SDS-PAGE und Coomassie-Blaufärbung untersucht
(S. Vrtala et al. (1993) Int. Arch. Allergy Immunol. 102, 160–169). Gereinigtes
rekombinantes Bet v 1 wurde von BIOMAY (Linz, Österreich) erworben.
-
Ergebnis
-
Tabelle
5 zeigt, dass fast alle anti-Bet-v-1-Peptidantiseren IgG-Antikörper gegen
natürliches
Bet v 1 und mit Bet v 1 verwandte Fagales-Pollenallergene enthielten.
Nur Antipeptid-4-Antikörper
zeigten eine schwache Reaktivität
mit dem Haupthaselnusspollenallergen, Cor a 1 und Antipeptid-6-Antikörper reagierten schwach
mit dem Haupterlen- und Haselnusspollenallergen, Aln g 1 bzw. Cor
a 1.
-
Tabelle
5: Kreuzreaktivität
von anti-Bet-v-1-Peptidantiseren mit natürlichen Allergenen aus Birke,
Erle, Haselnuss und Hainbuche
-
Beispiel 4: Antipeptid-Antiseren
hemmen die Bindung von IgE von gegen Birkenpollen allergischen Patienten an
komplettes Bet v 1
-
Die
Fähigkeit
von anti-Bet-v-1-Peptidantikörpern,
die Bindung von IgE von allergischen Patienten an komplettes rBet
v 1 zu hemmen, wurde mit ELISA untersucht unter Verwendung von Seren
von 60 gegen Birkenpollen allergischen Patienten (Tabellen 2 und
6).
-
ELISA-Nachweis von Peptid-
und rBet-v-1-spezifischen IgE-Antikörpern
-
Hemmung
der IgE-Bindung von allergischen Patienten an rBet v 1 durch Peptid-induziertes
IgG: ELISA-Platten
(Nunc Maxisorp, Roskilde, Dänemark)
wurden mit von Bet v 1 abgeleiteten Peptiden (5 μg/mL) oder rBet v 1 als Kontrolle
(5 μg/mL)
beschichtet, gewaschen und blockiert, wie in Beispiel 3 beschrieben.
Anschließend
wurden die Platten mit 1:3 verdünnten
Seren von 60 gegen Birkenpollen allergischen Patienten und von einem
nicht atopischen Individuum über
Nacht bei 4°C
inkubiert. Gebundene IgE-Antikörper
wurden mit 1:1000 verdünnten
mit alkalischer Phosphatase gekuppelten monoklonalen Maus-Antihuman-IgE-Antikörpern nachgewiesen
(Pharmingen, San Diego, CA).
-
Die
Fähigkeit
von mit Peptid induziertem Kaninchen-Ig, die Bindung von IgE von
allergischen Patienten an komplettes rBet v 1 zu hemmen, wurde mit
einem ELISA-Konkurrenz-Test untersucht, wie beschrieben (Denepoux
et al. (2000) FEBS Lett. 465, 39–46). ELISA-Platten wurden
mit rBet v 1 (1 μg/mL)
beschichtet und entweder mit einer 1:250-Verdünnung von jedem der Antipeptid-Antiseren
(anti-P1 bis anti-P6), einer Mischung, die gleiche Volumina der
Antipeptid-Antiseren enthielt, und, für Kontrollzwecke, mit den entsprechenden
Präimmunseren
und einer Mischung der Präimmunseren,
wie beschrieben, vorinkubiert. Nach dem Waschen wurden die Platten
mit 1:3-verdünnten
Seren von 60 gegen Birkenpollen allergischen Patienten inkubiert und
gebundene IgE-Antikörper
wurden mit mit alkalischer Phosphate gekuppelten monoklonalen Maus-Antihuman-IgE-Antikörpern nachgewiesen
(Pharmingen). Der Prozentanteil Hemmung der IgE-Bindung, der durch Vorinkubation
mit den Antipeptid-Antiseren erreicht wurde, wurde wie folgt berechnet:
Prozent Hemmung der IgE-Bindung = 100 – ODl/ODp × 100.
ODl und ODp bedeuten
die Extinktionen nach Vorinkubation mit Kaninchen-Immun- bzw. Präimmunserum.
-
Ergebnis:
-
Alle
getesteten gegen Birkenpollen allergischen Patienten zeigten Hautreaktionen
vom Soforttyp gegen Birkenpollenextrakt. Bei allen bis auf 3 Seren
(Serum #9, 10, 38) hemmte die Vorinkubation mit durch Peptid induziertem
Kaninchen-IgG die Bindung von Human-IgE an Bet v 1 beträchtlich.
Die stärkste
Hemmung der IgE-Bindung wurde beobachtet nach Vorinkubation mit
anti-P2 (68% durchschnittliche Hemmung), anti-P6 (60% durchschnittliche
Hemmung) und anti-P3 (53,6% durchschnittliche Hemmung) und anti-P5
(41,6% durchschnittliche Hemmung). Anti-P4-Antikörper zeigten eine geringere
Fähigkeit,
die Serum-IgE-Bindung an Bet v 1 zu hemmen (durchschnittliche Hemmung
28,5%) und anti-P1-Antikörper,
die gegen das N-Ende von Bet v 1 hergestellt worden waren, hemmten
die IgE-Bindung an Bet v 1 schwach (durchschnittliche Hemmung 11,4%).
Interessanterweise zeigte eine Mischung von anti-P1- bis anti-P6-Antikörpern keine
stärkere
Hemmung der IgE-Bindung
(durchschnittliche Hemmung 56,9%), als Antikörper, die gegen einzelne Peptide
induziert worden waren (z.B. anti-P2-, anti-P6-Antikörper) (Tabelle
6). Es konnte keine Beziehung zwischen dem Pegel an rBet-v-1-spezifischen IgE
in den Seren und dem Grad der Hemmung der IgE-Bindung durch die
Antipeptid-Antiseren beobachtet werden.
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Tabelle
6: Kaninchen-anti-Bet-v-1-Peptid-Antiseren hemmen Serum-IgE-Bindung
von gegen Birkenpollen allergischen Patienten an rBet v 1 %
Hemmung
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