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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Eine
Anzahl von polymeren Materialien mit geeigneter therapeutischer
Aktivität
wurde bereits zur Behandlung von verschiedenen Leiden, wie Hyperlipidämie und
Hyperphosphatämie,
beschrieben. Viele dieser polymeren Materialien besitzen die Funktion
von im Verdauungstrakt nicht absorbierten Ionenaustauscherharzen.
Solche nicht absorbierten polymeren Materialien binden ein Zielmolekül oder sequestrieren
es anderweitig und erleichtern seine Entfernung aus dem Körper über den
Gastrointestinaltrakt. Beispiele für solche Harze umfassen Colestipol
und Cholestyramin, die als oral verabreichte Cholesterin-Senkungsmittel
geeignet sind; eine Palette von aliphatischen Amin-Polymeren, die
in den US-Patentschriften Nrn. 5,496,545 und 5,667,775 offenbart
sind und als Phosphat-Bindemittel, insbesondere zur Entfernung von
Phosphat aus Patienten, die an Nierenversagen leiden, geeignet sind;
und andere aliphatische Amin-Polymere, die in der US-Patentschrift
Nr. 5,624,963, US-Patentschrift Nr. 5,679,717, WO 98/29107 und WO
99/22721 offenbart sind und als Cholesterin-Senkungsmittel geeignet
sind.
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Nicht
absorbierte polymere Therapeutika stellten traditionsgemäß bisher
eine Reihe von Herausforderungen an die Formulierung, da die Dosierungen
in der Regel sehr groß (Grammmengen)
sind, und die Harze zu extremer Hydrophilie neigen. Die zur oralen
Abgabe eines Therapeutikums besonders erwünschte Formulierung ist eine
direkte Kompressionstabletten-Formulierung. Allerdings eignen sich
nicht alle Therapeutika, insbesondere angesichts der hohen Dosierungsanforderungen
für die
polymeren Ionenaustauscher-Therapeutika, als Tabletten-Formulierung.
Auch wenn solche Materialien zu einer Tablette verarbeitet werden
könnten,
ist dies in der Regel nicht ohne eine nennenswerte Zugabe anderer,
den Tablettierprozess unterstützender Materialien
möglich.
Schließlich
ist die Zugabe von Materialien, die anders sind als der Wirkstoff,
angesichts der Dosierungsanforderung für den Wirkstoff unerwünscht. Idealerweise
sollte die Tablette möglichst
viel Wirkstoff mit wenig anderem an zusätzlichen Materialien enthalten,
derart, dass die Tablette so klein wie möglich ist und dem Patienten
leicht zu verabreichen ist.
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Zusätzlich erfordert
die Tablette nach dem Komprimieren der polymeren Materialien zu
einer Tablette zur leichten Verabreichung an den Patienten einen Überzug.
Es wurde festgestellt, dass das polymere Kernmaterial sehr zur Hygroskopie
neigt und somit unmittelbar bei Kontakt mit dem Mundinnenraum aufquillt.
Die meisten Überzüge enthalten
Wasser, und somit wurde angenommen, dass das Überziehen solcher Tabletten mit
einem auf Wasser basierenden Überzug
unmöglich
wäre, da
die hygroskopischen Tabletten während
des Überzugsverfahrens
quellen würden.
Somit ist die Bereitstellung eines Tablettenkerns, der ein hygroskopisches
Material umfasst, derart, dass ein geeigneter Überzug in Verbindung mit diesem
Kern verwendet werden kann, eine weitere beträchtliche Herausforderung an
die Bereitstellung des polymeren Wirkstoffs in Tablettenform.
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Es
bedarf der Bereitstellung geeigneter Dosierungsformen für polymere
Ionenaustauschermaterialien, insbesondere für hydrophile aliphatische Amin-Polymere,
die als therapeutische Mittel geeignet sind, die die Gesamtmenge
an Material, das dem Patienten verabreicht wird, minimieren, die
leicht oral zu verabreichen sind und die bei der Herstellung und
Aufbewahrung stabil sind.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine Tablette mit einem Tablettenkern
bereit, der mindestens etwa 95 Gew.-% eines aliphatischen Amin-Polymers
umfasst. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das aliphatische
Amin-Polymerharz ein vernetztes Polyallylaminharz. Das aliphatische
Amin-Polymer ist vorzugsweise hydratisiert. Das hydratisierte Polymer
kann beispielsweise etwa 5 Gew.-% Wasser oder mehr enthalten.
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Bei
der erfindungsgemäßen Tablette
kann der Tablettenkern durch ein Verfahren zur Herstellung eines Tablettenkerns,
der mindestens etwa 95 Gew.-% eines aliphatischen Amin-Polymerharzes
umfasst, bereitgestellt werden. Das Verfahren umfasst den Schritt
des Komprimierens des aliphatischen Amin-Polymers unter Bildung
des Tablettenkerns. Der Tablettenkern kann außerdem ein oder mehrere Exzipientien
einschließen. Bei
dieser Ausführungsform
umfasst das Verfahren zur Herstellung des Tablettenkerns die Schritte:
(1) Hydratisieren oder Trocknen des aliphatischen Amin-Polymers bis auf
das gewünschte
Feuchtigkeitsniveau; (2) Mischen des aliphatischen Amin-Polymers
mit den Exzipientien in solchen Mengen, dass das Polymer mindestens
etwa 95 Gew.-% der resultierenden Mischung umfasst; und (3) Komprimieren
der Mischung unter Bildung des Tablettenkerns.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft außerdem eine überzogene
Tablette, wobei der Überzug
einen auf Wasser basierenden Überzug
umfasst.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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Die
Figur ist eine Tabelle, die die Daten einschließt, die die Formulierungen
und Reaktionen für
komprimierte Sevelamerhydrochlorid-Tablettenkerne zeigen.
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Eine
Anzahl von polymeren Materialien mit geeigneter therapeutischer
Aktivität
wurde vorstehend besprochen. Insbesondere wurden aliphatische Amin-Polymere
offenbart, die bei Verfahren zur Senkung des Serum-Phosphatspiegels
eines Patienten und zur Senkung des Serum-Cholesterinspiegels eines
Patienten geeignet sind. Beispielsweise hat sich ein Epichlorhydrin-vernetztes
Poly(allylaminhydrochlorid)-Harz
(US-Patentschriften Nrn. 5,496,545 und 5,667,775), das auch als
Sevelamerhydrochlorid oder Sevelamer bezeichnet wird und als Renagel® auf
dem Markt ist, bei der Entfernung von Phosphat aus menschlichen
Patienten, die an Nierenversagen leiden, als wirksam erwiesen. Die
therapeutisch wirksamen Dosen von Sevelamerhydrochlorid sind hoch,
typischerweise in der Größenordnung
von 4 bis 6 g pro Tag. Folglich ist die Entwicklung einer Dosierungsform
für dieses
und ähnliche
Harze, die die Menge an Exzipiens-Material minimiert, wünschenswert.
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Die
vorliegende Erfindung stellt eine Tablette mit einem Tablettenkern
bereit, umfassend mindestens etwa 95 Gew.-% eines aliphatischen
Amin-Polymers. Das aliphatische Amin-Polymerharz kann eines der
aliphatischen Aminharzen sein, die in den US-Patentschriften Nrn.
5,496,545; 5,667,775; 5,624,963; 5,703,188; 5,679,717; 5,693,675;
5,607,669; 5,618,530; 5,487,888; und 5,702,696 beschrieben sind.
Weitere geeignete aliphatische Amin-Polymere sind in
US 6034129 ,
US 5840766 und
US 6423754 offenbart. Bei einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
ist das aliphatische Amin-Polymer Polyallylamin, Polyvinylamin,
Poly(diallylamin) oder Poly(ethylenimin) oder ein Salz davon mit
einer pharmazeutisch verträglichen
Säure.
Gegebenenfalls ist das aliphatische Amin-Polymer an einem oder an
mehreren Stickstoffatomen mit einer Alkylgruppe oder einer substituierten
Alkylgruppe, wie einer Trialkylammonioalkylgruppe, substituiert.
Das aliphatische Amin-Polymer kann gegebenenfalls vernetzt sein,
beispielsweise über
ein multifunktionelles Monomer oder über eine Verbrückungsgruppe,
die 2 Aminstickstoffatome aus 2 verschiedenen Polymersträngen verbindet.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das aliphatische Amin-Polymerharz hydratisiert. Insbesondere
für Sevelamerhydrochlorid
ist die Kompressionsfähigkeit
stark von dem Hydratationsgrad (Feuchtigkeitsgehalt) des Harzes
abhängig.
Vorzugsweise besitzt das Harz einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa
5 Gew.-% oder mehr, mehr bevorzugt beträgt der Feuchtigkeitsgehalt
etwa 5 bis etwa 9 Gew.-% und besonders bevorzugt etwa 7 Gew.-%.
Selbstverständlich
wird bei den Ausführungsformen,
wobei das Polymerharz hydratisiert ist, das Hydratwasser als Komponente
des Harzes betrachtet. Somit umfasst der Tablettenkern bei dieser
Ausführungsform
mindestens etwa 95, vorzugsweise mindestens etwa 96 und mehr bevorzugt
mindestens etwa 98 Gew.-% des hydratisierten Polymers, einschließlich des
Hydratwassers.
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Die
Tablette kann außerdem
einen oder mehrere Exzipientien, wie Härter, Rutsch- und Gleitmittel,
die aus der Technik gut bekannt sind, umfassen. Geeignete Exzipientien
umfassen kolloidales Siliciumdioxid, Stearinsäure, Magnesiumsilicat, Calciumsilicat,
Saccharose, Calciumstearat, Glycerylbehenat, Magnesiumstearat, Talk,
Zinkstearat und Natriumstearylfumarat. Die Exzipientien können 0 bis
etwa 5 Gew.-% des Tablettenkerns darstellen.
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Der
Tablettenkern der erfindungsgemäßen Tablette
wird durch ein Verfahren hergestellt, das die Schritte umfasst:
- (1) Hydratisieren oder Trocknen des aliphatischen
Amin-Polymers bis auf das gewünschte
Feuchtigkeitsniveau;
- (2) Mischen des aliphatischen Amin-Polymers mit beliebigen Exzipientien,
die in solchen Mengen einzuschließen sind, dass das Polymer
mindestens etwa 95 Gew.-% der resultierenden Mischung umfasst; und
- (3) Komprimieren der Mischung unter Verwendung der herkömmlichen
Tablettiertechnik.
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Die
Erfindung betrifft auch eine stabile schluckbare überzogene
Tablette, insbesondere eine Tablette, die einen hydrophilen Kern
umfasst, wie eine Tablette, die ein aliphatisches Amin-Polymer,
wie vorstehend beschrieben, umfasst. Bei einer Ausführungsform
umfasst die Überzugszusammensetzung
ein Cellulosederivat und einen Weichmacher. Das Cellulosederivat
ist vorzugsweise Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC). Das Cellulosederivat
kann als wässrige Lösung vorhanden
sein. Geeignete Hydroxypropylmethylcellulose-Lösungen umfassen diejenigen,
die niederviskose HPMC und/oder hochviskose HPMC enthalten. Weitere
geeignete Cellulosederivate umfassen Celluloseether, die in Film-Überzugsformulierungen geeignet
sind. Der Weichmacher kann beispielsweise ein acetyliertes Monoglycerid,
wie diacetyliertes Monoglycerid, sein. Die Überzugszusammensetzung kann
außerdem
ein Pigment einschließen,
das zur Bereitstellung eines Tablettenüberzugs in der gewünschten
Farbe gewählt
wird. Beispielsweise kann zur Herstellung eines weißen Überzugs
ein Weißpigment,
wie Titandioxid, gewählt
werden.
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Bei
einer Ausführungsform
kann die erfindungsgemäße überzogene
Tablette durch ein Verfahren hergestellt werden, das den Schritt
des Kontaktierens eines Tablettenkerns, der wie vorstehend beschrieben
hergestellt wurde, mit einer Überzugslösung, umfassend
ein Lösungsmittel,
mindestens ein in dem Lösungsmittel gelöstes oder
suspendiertes Überzugsmittel
und gegebenenfalls einen oder mehrere Weichmacher, umfasst. Vorzugsweise
ist das Lösungsmittel
ein wässriges
Lösungsmittel,
wie Wasser oder wässriger
Puffer, oder ein wässriges/organisches
Lösungsmittelgemisch.
Bevorzugte Überzugsmittel
umfassen Cellulosederivate, wie Hydroxypropylmethylcellulose. Typischerweise
wird der Tablettenkern mit der Überzugslösung kontaktiert,
bis das Gewicht des Tablettenkerns um eine Menge im Bereich von
etwa 4 bis etwa 6 % zugenommen hat, was die Abscheidung eines geeigneten Überzugs
auf dem Tablettenkern unter Bildung einer überzogenen Tablette anzeigt.
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Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
ist die Feststoffzusammensetzung der Überzugslösung folgende:
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Die
Tabletten können
in einer umlaufenden Wannen-Streichmaschine, wie sie aus der Technik
bekannt ist, oder in jeder anderen herkömmlichen Streichmaschine, wie
eine Kolonnenstreichmaschine oder eine kontinuierliche Streichmaschine, überzogen
werden.
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Erstaunlicherweise
wurde festgestellt, dass eine wässrige Überzugsdispersion
als Überzugslösung für Tabletten
geeignet ist, die eine hygroskopische oder Wasserquellfähige Substanz
umfassen, wie eine aliphatische Amin-Polymertablette. Beispielsweise
stellt die Überzugszusammensetzung
einen starken elastischen und feuchtigkeitsdurchlässigen Überzug bereit,
ohne dass es während
des Überzugsverfahrens
zu einem nennenswerten damit einhergehenden Quellen des Tablettenkerns
kommt. Bei einer bevorzugten Ausführungsform stellt die Überzugszusammensetzung
einen Tablettenüberzug
bereit, der dem Quellen und der Kontraktion der Sevelamerhydrochlorid-Tabletten
während
der Exposition gegenüber
variierenden Feuchtigkeitsniveaus und anderen bekannten Stabilitätstests
standhält.
Außerdem
kann die Überzugszusammensetzung zum Überziehen
von anderen aliphatischen Amin-Polymertabletten ohne übermäßige Aufnahme
von Wasser aus der Überzugslösung während des Überzugsverfahrens
durch den Tablettenkern verwendet werden.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft auch die Verwendung eines aliphatischen
Amin-Polymers als
Zerfallshilfe in einer Tablette. Im Allgemeinen ist bei dieser Ausführungsform
das aliphatische Amin-Polymer nicht der Wirkstoff in der Tablette,
sondern wird der Tablette zur Verstärkung der Zerfallsgeschwindigkeit
der Tablette nach der Verabreichung zugesetzt. Dies gestattet eine
schnellere Freisetzung des Wirkstoffs oder der Wirkstoffe. Die Tablette
umfasst im Allgemeinen das aliphatische Amin-Polymer, einen oder
mehrere Wirkstoffe, wie therapeutische Mittel (Medikamente) und
gegebenenfalls einen oder mehrere zusätzliche Exzipientien.
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Das
aliphatische Amin-Polymer kann eines der aliphatischen Amin-Polymere,
die vorstehend offenbart sind, wie Polyethylenimin, Polyvinylamin,
Polyallylamin, Polydiallylamin, oder eines der in den US-Patentschriften
Nrn. 5,496,545, 5,667,775, 6203785 und 6726905 offenbarten aliphatischen
Amin-Polymere sein.
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Bei
einer Ausführungsform
ist das aliphatische Amin-Polymer ein vernetztes Polyallylamin oder
ein Salz davon mit einer pharmazeutisch verträglichen Säure. Vorzugsweise ist das aliphatische
Amin-Polymer ein Epichlorhydrin-vernetztes Polyallylamin oder ein
Salz davon mit einer pharmazeutisch verträglichen Säure, wie Sevelamer oder Sevelamerhydrochlorid.
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Die
Tablette, die ein aliphatisches Amin als Zerfallshilfe umfasst,
umfasst in der Regel eine ausreichende Menge des aliphatischen Amin-Polymers,
um die Tabletten- Zerfallsgeschwindigkeit
unter den Anwendungsbedingungen wirksam zu verstärken. Wenn beispielsweise die
Tablette eine orale Dosierungsform ist und es erwünscht ist,
dass die Tablette im Magen des Patienten zerfällt, sollte die Tablette zur
Verstärkung
der Zerfallsgeschwindigkeit der Tablette unter den im Magen angetroffenen
Bedingungen eine ausreichende Menge des Polymers einschließen. Die
geeignete Menge des Polymers, die in die Tablette einzuschließen ist,
kann von einem Fachmann unter Anwendung bekannter Verfahren bestimmt
werden. Typischerweise werden das Polymer, der Wirkstoff oder die
Wirkstoffe und beliebige zusätzliche
Füllstoffe
oder Exzipientien durch Mischen kombiniert, und das resultierende
Gemisch wird unter Bildung einer Tablette unter Anwendung herkömmlicher Verfahren
komprimiert. Sodann kann der auf diese Weise geformte Tablettenkern,
beispielsweise wie vorstehend beschrieben oder durch andere Verfahren
und andere Überzugszusammensetzungen,
die aus der Technik bekannt und für die beabsichtigte Verwendung
der Tablette geeignet sind, überzogen
werden.
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Bei
einer Ausführungsform
ist die Tablette, die ein aliphatisches Amin-Polymer als Zerfallshilfe
umfasst, zur Verabreichung in vivo beabsichtigt, beispielsweise
an einen Patienten, wie einen Menschen. Vorzugsweise ist die Tablette
zur oralen Verabreichung beabsichtigt. Bei dieser Ausführungsform
ist der Wirkstoff oder die Wirkstoffe ein therapeutisches oder diagnostisches
Mittel. Die Tablette kann auch zur Verwendung in vitro, beispielsweise
zur Abgabe eines Wirkstoffs an eine wässrige Umgebung, wie ein Schwimmbad,
beabsichtigt sein.
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Die
Erfindung wird nun ausführlich
unter Bezugnahme auf die folgenden Beispiele beschrieben.
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BEISPIELE
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Beispiel 1 Herstellung
und Charakterisierung eines direkten 400-mg- und 800-mg-Sevelamerhydrochlorid-Kompressionstablettenkerns
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Herstellung der Tablettenkerne
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400
mg Sevelamerhydrochlorid-Tablettenkerne wurden aus einer Mischung,
bestehend aus 5000,0 g Sevelamerhydrochlorid, 50,0 g kolloidalem
Siliciumdioxid, NF (Aerosil 200) und 50,0 g Stearinsäure, hergestellt.
Das Sevelamerhydrochlorid wurde auf einen Feuchtigkeitsgehalt von
6 Gew.-% hydratisiert. Die Mischung wurde durch Passieren des Sevelamerhydrochlorids
und des kolloidalen Siliciumdioxids über ein mesh-Sieb Nr. 20, Überführen des
Gemisches in einen 16-Quart-PK-Mischer und 5 min Mischen hergestellt.
Sodann wurde die Stearinsäure
durch einen Oszillator passiert, der mit einem mesh-Sieb Nr. 30
versehen war, in den 16-Quart-PK-Mischer übergeführt und 5 min mit dem Gemisch
aus Sevelamerhydrochlorid/colloidalem Siliciumdioxid vermischt.
Die resultierende Mischung wurde in einen Zylinder übergeführt und
gewogen. Sodann wurde die fertige Mischung auf einer 16-Stationen-Manesty-B3B-Anlage mit 4 Tonnen
Druck unter Verwendung von 0,280"×0,620" Stanzwerkzeugen
unter Erhalt von Tablettenkernen mit einem mittleren Gewicht von 434
mg komprimiert. Die resultierenden Tabletten bestanden aus 425 mg
6% hydratisiertem Sevelamerhydrochlorid (entsprechend 400 mg wasserfreiem
Sevelamerhydrochlorid), 4,25 mg colloidalem Siliciumdioxid und 4,25
mg Stearinsäure.
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800
mg Sevelamerhydrochlorid-Tablettenkerne wurden aus 19,0 kg Sevelamerhydrochlorid,
0,19 kg colloidalem Siliciumdioxid und 0,19 kg Stearinsäure hergestellt.
Das Sevelamerhydrochlorid besaß einen Feuchtigkeitsgehalt
von 6 Gew.-%. Die Mischung wurde durch Passieren des Sevelamerhydrochlorids
und des colloidalen Siliciumdioxids über ein mesh-Sieb Nr. 20, Überführen des
Gemisches in einen PK-Mischer
und 5 min Mischen hergestellt. Sodann wurde die Stearinsäure über einen
Oszillator passiert, der mit einem mesh-Sieb Nr. 30 ausgestattet
war, in den PK-Mischer übergeführt und
5 min mit dem Gemisch aus Sevelamerhydrochlorid/colloidalem Siliciumdioxid
vermischt. Sodann wurde die resultierende Mischung in einen Zylinder übergeführt und
gewogen. Die fertige Mischung wurde anschließend auf einer 16-Stationen-Manesty-B3B-Anlage
mit 4 Tonnen Druck unter Verwendung von 0,3125"×0,750" Stanzwerkzeugen
unter Erhalt von Tabletten mit einem mittleren Gewicht von 866 mg
komprimiert. Die resultierenden Tabletten bestanden aus 850 mg 6% hydratisiertem
Sevelamerhydrochlorid (entsprechend 800 mg wasserfreiem Sevelamerhydrochlorid),
8,0 mg colloidalem Siliciumdioxid und 8,0 mg Stearinsäure.
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Charakterisierung
der Tablettenkerne
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Die
Tabletten, die wie vorstehend beschrieben hergestellt wurden, waren
weiße
bis nicht ganz weiße oval
geformte komprimierte Tabletten. Die Variation der aus jeder Mischung
hergestellten Tabletten bezüglich Gewicht,
Dicke, Bröckeligkeit,
Härte,
Zerfallsdauer und Dichte wurde bewertet. Für die Messungen wurden jeweils
die technischen Standardverfahren eingesetzt. Die Ergebnisse (nicht
gezeigt) zeigen, dass Härte,
Bröckeligkeit,
Dicke und Zerfallsverhalten der Sevelamerhydrochlorid-Tabletten
alle die Industriestandardkriterien erfüllen.
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Beispiel 2 Überziehen
der Sevelamerhydrochlorid-Tablettenkerne
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Komprimierte
Kerntabletten, hergestellt wie in Beispiel 1, wurden in einer Streichwanne
mit einer wässrigen Überzugslösung mit
einer Feststoffzusammensetzung überzogen,
die folgendes umfasst:
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Die Überzugslösung wurde
auf die komprimierten Kerne aufgebracht, bis eine Gewichtszunahme
von etwa 4 bis 6% erreicht war. Die Stabilitätsstudien -kontrollierte Raumtemperatur,
beschleunigte Bedingungen, Frost/Tau- und Photoempfindlichkeit – für die überzogenen
Sevelamerhydrochloridtabletten wurden nach den aus der Technik bekannten
Vorgehensweisen durchgeführt
und sind in den folgenden Druckschriften beschrieben: International
Committee an Harmonization (ICH) guidance "Q1A-Stability
Testing of New Drug Substances and Products" (Juni 1997); ICH "Q1B-Guidelines
for the Photostability Testing of New Drug Substances and Products" (November 1996);
und ICH guidance "Q1C-Stability
Testing for New Dosage Forms" (November
1996). Die Ergebnisse (nicht gezeigt) zeigen, dass die überzogenen
Tabletten alle die Industriestandardkriterien erfüllen.
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Beispiel 3 Faktoren, die
die Verarbeitungs- und Leistungsmerkmale der komprimierten Tabletten
(vor dem Überziehen)
beeinflussen
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Um,
bezogen auf jede Charge, in reproduzierbarer Hinsicht annehmbare,
komprimierte Tabletten aufrechtzuerhalten, wurde eine Anzahl von
Korrelationstests durchgeführt,
um zu bestimmen, welche Faktoren die Qualität und Integrität der Tabletten
am stärksten
beeinflussen. Die Studien, wie u. a. Gewichtsschwankung, Tablettenhärte, Bröckeligkeit,
Dicke, Zerfallsdauer, sind der Fachwelt bekannt und sind in der
United States Pharmacopeia (U.S.P.) beschrieben. "Härte" bedeutet das Maß für die Kraft (hier in Newton
gemessen) die benötigt
wird, um eine Tablette zu zerbrechen, wenn eine solche Tablette
der Länge
nach auf einem Härtetester
angeordnet wird. "Bröckeligkeit" ist das Maß für die mechanische
Festigkeit der Tablette, die benötigt
wird, um der Rollwirkung einer Streichwanne und dem Abpacken standzuhalten.
Sie wird unter Verwendung eines Bröckeligkeitstesters gemessen. "Dicke" ist das Maß für die Höhe der Tablette
unter Verwendung eines Mikrometers. "Zerfallsdauer" ist die Dauer, die notwendig ist, bis
die Tablette in einer entsprechenden Lösung bei 37 °C zerfällt und
wird in Minuten gemessen.
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Das
Erreichen einer entsprechenden Härte
(Härtebereich
150–170
N) und einer entsprechenden Bröckeligkeit
(nicht mehr als 0,8%) ist für
den Erfolg der Formulierung von Bedeutung. Das Vorliegen von Tabletten mit
hoher Härte
und geringer Bröckeligkeit
ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn die Tabletten wie im Falle
der Sevelamerhydrochlorid-Tabletten überzogen werden sollen.
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1 stellt
eine tabellarische Auflistung von mehreren verschiedenen Sevelamerhydrochlorid-Tablettenkernformulierungen
bereit, die durch eine Anzahl von Faktoren variieren, einschließlich (tatsächlicher) Feuchtigkeitsgehalt
und verwendeter Kompressionskraft, Hilfsmittelgehalt, neben anderen
Variationen. Die Daten in 1 zeigen,
dass der besonders wichtige Faktor, der die Verarbeitung und die
Leistungsmerkmale von komprimierten Tabletten beeinflusst, der Feuchtigkeitsgehalt
ist. Sämtliche
Formulierungen stellten über den
gesamten Bereich der Zusammensetzungen einen guten Fluss mit einer
geringen Gewichtsschwankung bereit. Zusätzlich betrugen die Zerfallszeiten über den
Bereich der Zusammensetzungen weniger als 5 min. Somit stellen Feuchtigkeitsgehalt
und Kompressionskraft anscheinend die besonders geeigneten Faktoren
bereit, auf denen die Arbeitsbereiche für Härte und Bröckeligkeit beruhen.