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Gegenstand der Erfindung
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Die Erfindung betrifft pro-apoptotische
Wirkstoffe, die aus Necator americanus isolierbar sind.
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Hintergrund der Erfindung
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Die beim Menschen vorkommenden Nematoden
(Rundwürmer)
schließen
die Nematoden-Spezies des Hakenwurms, Necator americanus, ein. Die erwachsenen
Weibchen des N. americanus sind üblicherweise
9 bis 11 mm lang, die erwachsenen Männchen üblicherweise 7 bis 9 mm. Die
ausgewachsenen Würmer
besiedeln für
gewöhnlich
das Lumen des Dünndarms
und heften sich an die Dünndarmwand
an, was zu Blutverlust des Wirts führt. Die Eier werden in den
Stuhl abgegeben und sind unter günstigen
Bedingungen gewöhnlich
nach ein bis zwei Tagen ausgebrütet.
Die Larven schlüpfen
dann und setzen ihr Wachstum im Stuhl und/oder im Erdreich fort.
Nach bis zu 10 Tagen sind die Larven infektiös und können in diesem Zustand drei
bis vier Wochen überleben.
Kommt es in dieser Zeit zum Kontakt mit einem menschlichen Wirt,
können
die Larven die Haut penetrieren und anschließend durch die Gefäße und das
Herz in die Lungen transportiert werden. Hier durchdringen sie die
Lungenbläschen
und steigen im Bronchialbaum bis zur Rachenhöhle auf, wo sie hinuntergeschluckt
und an den Dünndarm
abgegeben werden können.
Sie entwickeln sich dann zu ausgewachsenen Würmern. Es dauert normalerweise sechs
Wochen oder mehr von Beginn der Infektion bis zur Eiablage durch
die erwachsenen Weibchen.
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Der N. americanus ist in tropischen
und subtropischen Gebieten zu finden, wo er die Ursache einer Hakenwurm-Erkrankung
mit einer Vielzahl klinischer Symptome darstellt. Eisenmangelanämie aufgrund
des Blutverlustes an der Stelle des intestinalen Anhaftens des ausgewachsenen
Wurms ist das häufigste
Symptom einer Hakenwurminfektion, die auch von kardialen Komplikationen
begleitet werden kann. Ebenso finden sich Symptome im gastrointestinalen Bereich
sowie im Bereich Ernährung/Stoffwechsel. Zusätzlich kann
Juckreiz zu Beginn der Infektion auftreten, und es können respiratorische
Symptome während
der Phase der Lungendurchwanderung beobachtet werden.
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Die Apoptose stellt einen in allen
Säugetierzellen
angelegten suizidalen Prozess dar, während dem eine Zelle einen
kontrollierten Zelltod erfährt. Zellen
in Apoptose weisen ausgeprägte
morphologische Veränderungen
auf wie zum Beispiel Kondensation des Zellkerns und Bildung apoptotischer
Körperchen.
Das biochemische Kennzeichen der Apoptose ist die Spaltung von Chromatin
in nucleosomale Fragmente.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Die Erfindung gründet auf der Erkenntnis, dass
sich Rundwürmer
vor immunologischem Angriff mittels der Erzeugung eines Faktors
schützen,
der über
die Fähigkeit
zur Reduktion der Lebensfähigkeit von
reaktiven T-Zellen verfügt.
Dieser Faktor kann infolgedessen eine Wirkung ausüben, der
zur Zellapoptose führt
und wertvolle therapeutische Anwendungsmöglichkeiten bieten kann.
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Daher stellt die Erfindung ein im
Wesentlichen reines exkretorischsekretorisches Produkt (ES) zur
Verfügung,
das aus N. americanus isolierbar ist, sowie funktionelle Derivate
hiervon, die über
die Fähigkeit
zur Reduktion der Lebensfähigkeit
von Zellen verfügen.
Die Lebensfähigkeit
der Zellen kann durch Induzieren von Apoptose reduziert werden.
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Das erfindungsgemäße Produkt ist ein Protein
von weniger als 12 kDa oder ein funktionales Fragment hiervon.
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Des Weiteren stellt die Erfindung
die Verwendung dieses Proteins bei der Herstellung einer pro-apoptotischen
Zusammensetzung bereit.
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Des Weiteren stellt die Erfindung
eine pro-apoptotische Zusammensetzung bereit, umfassend einen) pharmazeutisch
annehmbares(n) Verdünnungsmittel
oder Träger
sowie dieses Protein.
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Des Weiteren stellt die Erfindung
die Verwendung dieses Proteins bei der Herstellung eines Medikaments
mit einer anti-tumorösen
und/oder antiinflammatorischen Wirkung bereit, d. h. für die Behandlung
von Krebs oder einer entzündlichen
Erkrankung.
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Kurzbeschreibung der Abbildungen
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Es zeigen:
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1 die
Wirkung exkretorisch-sekretorischer Produkte von N. americanus auf
die Lebensfähigkeit
von Zellen der humanen leukämischen
T-Zelllinie (Jurkat), wobei (X) die Proteinkonzentration (μg/ml) und
(Y) den Prozentsatz der Zellviabilität darstellt; und
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2 die
Wirkung teilweise aufgereinigter exkretorisch-sekretorischer Produkte
auf die Zellviabilität
der humanen leukämischen
T-Zelllinie (Jurkat), wobei (X) die Zellfraktionen und (Y) den Index
der Zellviabilität
darstellt.
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Beschreibung der Erfindung
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Man kann man die exkretorisch-sekretorischen
Produkte (ES) von N. americanus – nur anhand eines Beispiels
gezeigt – wie
folgt gewinnen.
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DSN-Hamster werden mit Necator americanus
infiziert: Die Stuhlkultur der infizierten Tiere stellen infektiöse Larven
bereit, die anschließend
verwendet werden, um Neonaten perkutan zu infizieren. Fünf Wochen
nach Infektion können
in der Regel die ausgewachsenen Würmer aus dem Dünndarm der infizierten
Hamster gewonnen werden. Das lleum der infizierten Hamster wird
entfernt, längs
geöffnet
und bei 37°C
in Salzlösung
nach Hank gegeben. Sobald die Würmer
ihren Halt an der Schleimhaut lösen,
werden sie vorsichtig entfernt, gründlich gewaschen und in 100
IU/ml Penicillin und 100 μg/ml
Streptomycin gesäubert.
Die gesäuberten
Würmer
werden unter einem Seziermikroskop untersucht und die unbeschädigten Würmer ausgewählt.
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Die Würmer werden unter sterilen
Bedingungen wie oben in Penicillin- und Streptomycin-haltiges RPMI
1640 gegeben. Die Würmer
werden anschließend
16 Stunden kultiviert und die Überstände zur Messung
der pro-apoptotischen Aktivitäten
entfernt.
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Die Kulturüberstände werden durch 0,2 μm Filter
steril filtriert, wobei zugleich Eier entfernt werden, die während der
Kultivierungsdauer gelegt worden sein könnten.
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Die Proteinkonzentration der Überstände wird
unter Verwendung von Coomassie Brillantblau mit BSA als Standard
untersucht.
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Um die Wirkung der ES des Hakenwurms
auf die Lebensfähigkeit
der Jurkat-Zellen
zu bewerten, wurden 2 × 105 Zellen mit unterschiedlicher Konzentration
der ES-Produkte 16 Stunden lang bei 37°C in einem Endvolumen von 200 μl in flachbödigen 96-Well-Platten
in einem Inkubator bei 5% CO2 kultiviert.
Anschließend
folgte die Zugabe von 20 μl
Thiazolblau-Lösung
(5 mg/ml) zu den Zellen und die Inkubation der Platten für weitere
4 Stunden. Nach der Inkubation wurde den Wells vorsichtig 150 μl Medium entnommen,
anschließend
150 μl Isopropanol
zugegeben und gründlich
durchmischt. Die OD wurde bei 590 nm und 650 nm mittels eines ELISA-Readers
bestimmt. Die Zellviabilität
wurde als Prozent des Absorptionsvermögens in unbehandelten Zellen
nach Abzug der Absorption von geeigneten Blanks angegeben.
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Die Induktion der Apoptose in Jurkat-T-Zellen
mittels ES-Produkten wurde durch Anfärben fixierter Zellen mit Hoechst
Dye 33358 (50 μg/ml
in PBS) und Untersuchung der morphologischen Veränderungen unter Verwendung
konfokaler Lasermikroskopie sowie der Analyse der oligonucleosomalen DNA-Fragmente
in den Jurkat-Zellen unter Verwendung von Agarose-Gelelektrophorese
kontrolliert.
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1 zeigt
die Wirkung der ES-Produkte von Necator americanus auf die Lebensfähigkeit
von Jurkat-Zellen. Die Zellviabilität wurde abhängig von der Dosis reduziert
(d. h. die Zellen wurde abgetötet). Es
wurde die Reduzierung der Zellviabilität mittels Induktion von Apoptose
gezeigt. Die charakteristische Teilung von Chromatin in nucleosomale
Fragmente als Indikation für
Apoptose wurde beobachtet. Ein weiteres charakteristisches Merkmal
von Apoptose ist die Veränderung
in der Kernmorphologie, die ebenfalls in den Zellen nach der Behandlung
mit ES-Produkten beobachtet wurde.
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Nach Fraktionierung über eine
Sephacryl-S-300-Säule
wurde der fraktionierte Ansatz von N. americanus auf seine pro-apoptotische
Aktivität
untersucht. Jede Fraktion wurde anschließend mit Jurkat-Zellen angesetzt
und der Index der Zellviabilität
bestimmt. Werte von unter 1,0 weisen auf apoptotische Zellen hin. 2 stellt den Index der Zellviabilität der Fraktionen
1 bis 45 dar. Die Fraktionen 27–33 wiesen
signifikant niedrigere Indizes der Zellviabilität (< 1,9) auf und zeigten damit Zelltötungsaktivitäten. Die
anschließende
Inkubation der Jurkat-Zellen mit diesen Fraktionen induzierte Apoptose
in diesen Zellen. Die Fraktionen 27–33 wurden aufkonzentriert und über 15%
SDS-Page getrennt. Das Gel wies sehr wenige Proteinbanden auf, zeigte
jedoch, dass das pro-apoptotische Agens kleiner als 12 kDa sein kann.
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Das Produkt der Erfindung kann zu
einer Zusammensetzung für
die therapeutische Anwendung formuliert werden. Entsprechende Formulierungen einschließlich annehmbarer
Arzneistoffträger
und Verdünnungsmittel
sind dem Fachmann offensichtlich. Das Produkt kann auch mit einem
Träger
formuliert werden, der eine besondere Stelle in vivo, beispielsweise
einen Tumor, zum Ziel hat.