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Gebiet der
Erfindung
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Die
Erfindung betrifft die Herstellung eines Medikaments, das in einer
Therapie zur Förderung
des Heilprozesses von Nervenverletzungen im Zentralnervensystem
oder im peripheren Nervensystem nützlich ist.
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Hintergrund der Erfindung.
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Nervenverletzungen,
die durch physische Traumata, durch Ischämie oder durch Erkrankungen
verursacht werden, können
zu schwerwiegenden Gebrechen oder sogar zum Tod führen. Solche
Gebrechen, die physischer und/oder mentaler Natur sein können, umfassen
Beweglichkeitsverlust, beeinträchtigte
sensorische Wahrnehmung, Verlust kognitiver Funktionen, Anfälle und
emotionelle sowie Persönlichkeitsstörungen. Angesichts
der Häufigkeit
von Todesfällen
und des Häufigkeitsgrades
sowie des möglichen
Ausmaßes
von Gebrechen bei Überlebenden
stellen Nervenverletzungen ein großes gesundheitliches Problem
für Einzelpersonen
und die ganze Gesellschaft dar. Demgemäß besteht Bedarf an Behandlungen,
die die Wiederherstellung verletzter Nerven und neuronaler Wege
verbessern. Zur Zeit gibt es keine effiziente Behandlung für Verletzungen
des Zentralnervensystems (ZNS).
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Physische
Gehirntraumata, Rückenmarkskompression
oder -durchtrennung, Ischämie
oder chirurgische Eingriffe verursachen Hypoxie, die eine Reihe
an molekularen Ereignissen auslöst,
welche wiederum zu Nervenverletzungen führen (X.Z. Liu et al., Neuronal
and glial apoptosis after traumatic spinal cord injury, J. Neurosci.
17, 5395–5406
(1997); Y. Olsson et al., Release of endogenous neurochemicals may
increase vascular permeability, induce edema and influence cell
changes in trauma to the spinal cord, Progress in Brain Res. 91,
197–203
(1992); M.J. Crowe et al., Apoptosis and delayed degeneration after
spinal cord injury in rats and monkeys, Nature Med. 3, 73–76 (1997)).
Trotz medizinischer Behandlung sterben zahlreiche Patienten in den
ersten paar Tagen nach einer schwerwiegenden ZNS-Verletzung. Für jene Pati enten,
die ihre Verletzungen überleben,
hängt die
Prognose von der Fähigkeit
der verbleibenden Neuronen ab, neue Funktionen zu adaptieren, da
mithilfe der aktuellen Techniken die Verbindungsfähigkeit
von Neuronen nur selten wiederhergestellt wird. Da neuronale Adaptation
nur langsam erfolgt und häufig
unvollständig
ist, wäre
der mögliche
Nutzen einer Behandlung, die Nervenheilung und den Neuaufbau neuronaler
Verbindungen verbessert, ebenso gewaltig wie der Nutzen, der aus
Behandlungen gezogen werden kann, die die Wahrscheinlichkeit reduzieren, dass
ein Patient während
der kritischen Phase unmittelbar nach Zuziehen der Verletzung stirbt.
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Neuronen
im peripheren Nervensystem können
ihre Targets neu bilden und neu innervieren. Narbengewebe jedoch,
das sich infolge der Verletzung bildet, kann das Wachstum von regenerierenden
peripheren Nerven behindern und somit die Wiedergewinnung der neuronalen
Funktion stören.
Da der Heilprozess bei neuronalen Verletzungen durch Hemmen von
Narbenbildung verbessert werden kann, besteht Bedarf an einer Behandlung
zur Minimierung von Narbenbildung im peripheren Nervensystem.
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Die
Regeneration von Nerven im ZNS von Säugetieren ist stärker eingeschränkt. Im
erwachsenen Säugetier-ZNS
wurde bis vor kurzem neuronale Regeneration als nahezu unmöglich erachtet
(L. Snell & M.E. Schwab,
Sprouting and regeneration of lesioned cortical spinal tract fibres
in the adult rat spinal cord, Eur. J. Neurosci. 5, 1156–1161 (1993);
H. Cheng et al., Spinal cord repair in adult paraplegic rats: partial
restoration of hind limb function, Science 273, 510–513 (1996);
W. Young, Spinal cord regeneration, Science 273, 451 (1996); L.
Olson, Regeneration in the adult central nervous system: Experimental
repair strategies, Nature Med. 3(12), 1329–1335 (1997); Y. Li et al.,
Repair of adult rat cortical spinal tract by transplant of olfactory
and ensheathing cells, Science 277, 2000–2002 (1997)). Da für ZNS-Neuronen
von erwachsene Säugetieren
gezeigt wurde, dass sie in der Lage sind, Synapsenverbindungen wachsen
zu lassen und zu entwickeln, wenn sie in eine andere Umgebung platziert
wurden, wurde hypothetisch angenommen, dass das ZNS Inhibitoren neuronaler
Regeneration enthielt. Neuronales Wachstum im ZNS kann auch durch
Gliose verzögert
werden, ein Verfahren, in dem Glialnarben im heilenden ZNS durch
Pro liferation von Astrozyten und Mikroglia und Infiltration von
Makrophagen gebildet werden. Posttraumatische Epilepsie, die bis
zu mehrere Jahre später
nach einem Kopftrauma auftreten kann, wird auch mit Glial-Zerebromeningeal-Narben
in Verbindung gebracht (J.O. McNamara, Cellular and molecular basis
of epilepsy, J. Neurosci. 14, 3413–3416 (1994)). Da das Minimieren von
Gliose einerseits neuronale Regeneration verbessern und andererseits
die Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Epilepsie senken kann,
gibt es Bedarf an Behandlungen, die Gliose hemmen.
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Dass
Personen mit ZNS-Verletzungen, insbesondere mit Rückenmarksverletzungen,
ihre Nervenfunktionen nicht wiedererlangen, ist teilweise auf sterische
Beeinträchtigung
durch Gliose und darauf folgende Narbenbildung zurückzuführen. Es
besteht Bedarf an einer Behandlung zur Verbesserung des Heilprozesses
von ZNS-Verletzungen
durch Minimieren von Gliose und Narbenbildung. Der Bedarf ist besonders
groß an
einer Behandlung, die zusätzlich
zur Verbesserung des Heilprozesses frischer Nervenverletzungen auch
die Wiederherstellung neuronaler Funktion bei einer Person mit einer
bereits existierenden Nervenverletzung unterstützen könnte.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung ermöglicht
ein Verfahren zur Behandlung von Nervenverletzungen durch Verabreichung
eines GBS-Toxins, eines nicht-toxischen Polysaccharids, das aus β-hämolytrischen
Streptokokkus-Bakterien der Gruppe B stammt.
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Ein
Aspekt der vorliegenden Erfindung ist das Unterstützen der
Wiederherstellung neuronaler Verbindungen in einem Patienten mit
Nervenverletzung. Die vorliegende Erfindung zeigt, dass das Verabreichen
von GBS-Toxin den Transfer elektrischer Impulse über eine Stelle einer Nervenschädigung steigerte.
GBS-Toxin-vermittelte Steigerung neuronaler Verbindungsfähigkeit
ist funktionell gesehen signifikant: Tiere, die mit GBS-Txoin behandelt
worden waren, fanden ihre Fähigkeit
wieder, innerhalb von ein paar Tagen nach der Nervenverletzung zu
gehen, während
unbehandelte Tiere mit denselben Verletzungen gelähmt blieben.
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Ein
anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist zumindest teilweises
Hemmen von Narbenbildung bei Patienten mit Nervenverletzungen. Das
Minimieren von Narbenbildung ermöglicht
vollständigere
Wiederherstellung der neuronalen Verbindungen. Darüber hinaus
reduziert durch das Reduzieren von Gliose GBS-Toxin-Verabreichung an
Patienten mit Schädeltrauma
auch die Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Epilepsie und anderer
Komplikationen.
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Ein
dritter Aspekt der Erfindung ist die Verwendung eines Toxins von β-hämolytischem Streptokokkus der
Gruppe B (GBS) zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung
zur Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit
eines Patienten nach einer ZNS-Verletzung.
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Ein
vierter Aspekt der Erfindung ist die Verwendung eines Toxins von β-hämolytischem Streptokokkus der
Gruppe B (GBS) zur Herstellung eines Medikaments zur Verwendung
zum Minimieren der Bildung neuer Narben aufgrund der chirurgischen
Exzision von bereits bestehendem Narbengewebe, das auf eine bereits existierende
Nervenverletzung zurückzuführen ist.
Die Behandlung kann die Transplantation neuronaler Vorläuferzellen
in unmittelbarer Nähe
der Exzisionsstelle einbinden. Das Medikament kann eine Verbindung
einbinden, die neurale Regeneration fördert, z.B. IGF-1, bFGF, TGFβS, BDNF,
NT-3 oder CNTF.
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Ein
Herstellungsartikel, der GBS-Toxin umfasst, und insbesondere CM101,
zusammen mit Anleitungen zur Behandlung und ein Verfahren zur Herstellung
des Artikels sind ebenfalls offenbart.
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GBS-Toxin
kann verwendet werden, um die Qualität des Heilungsprozesses sowohl
im ZNS als auch im peripheren Nervensystem zu verbessern.
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KURZBESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt die Resultate von elektrophysiologischen
Versuchen an isolierten ZNS mit Rückenmarks-Quetschverletzungen. 1A ist
eine graphische Darstellung des in diesen Versuchen verwendeten Zwei-Mikroelektroden-Systems:
Die links der Quetschstelle angebrachte Mikroelektrode gab einen
einzelnen elektrischen Impuls ab (Pfeil), und die rechte Mikroelektrode
zeichnete die durch den Impuls induzierten Veränderung im Membranpotential
auf. Die Versuche wurden einen Tag (B & C) und fünf Tage (D & E) nach der Verletzung an nicht
behandelten, traumatisierten ZNS (B & D) und an traumatisierten ZNS, die
mit 0,3 μg/ml CM101
(C & E) behandelt
worden waren, durchgeführt.
Die rechts angeführten
Kalibrierungen gelten für
alle Versuche.
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2 zeigt die Wiedergewinnung der Funktion
der Hinterextremität
bei monoplegischen (A) oder paraplegischen (B) Mäusen von Kontrollgruppen (leeres
Quadrat), 30-μg/kg-CM101-Gruppen
(volles Dreieck) und 60-μg/kg-CM101-Gruppen
(voller Kreis). Die mittleren Ergebnisse der freien Bewegung von
Mäusen
aus jeder Gruppe sind auf der Y-Achse dargestellt, und die X-Achse
gibt den Tag an, an dem die Messungen vorgenommen wurden, wobei
Tag 0 der Tag des chirurgischen Eingriffs war. Bei monoplegischen
Tieren (A) wurden die Ergebnisse von der gelähmten Gliedmaße genommen.
Bei paraplegischen Mäusen
(B) wurden die Ergebnisse für
die einzelnen Tiere durch Berechnung des Mittelwertes der Ergebnisse
für jede
der beiden Hinterextremitäten
ermittelt.
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3 zeigt die Wirkungen von 3 zweiten Impulsen
von 10 μM
GABA (horizontale Linien unter der Anzeige) auf das Membranpotential
von kultivierten Kontroll-Maus-Rückenmarkneuronen
(A, D, G), traumatisierten Neuronen, die mit 0,3 μg/ml CM101
behandelt wurden (B, E, H), und nicht behandelten traumatisierten Neuronen
(C, F, I). GABA-Impulse wurden 6 Stunden lang (A, B, C), zwei Tage
lang (D, E, F) und fünf
Tage lang (G, H, I) nach der Verletzung angelegt. Die rechts angegebenen
Kalibrierungen gelten überall.
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BESCHREIBUNG
SPEZIFISCHER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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CM101,
ein GBS-Toxin, ist ein Polysaccaridmolekül, das aus einem β-hämolytischen
Streptokokkus der Gruppe B (GBS) isoliert wurde. Spezifisch produziert
pathogener β-hämolytischer
Streptokokkus der Gruppe B ein Polysaccharid-Exotoxin. Dieses Exotoxin
ist das vermutliche Agens für
frühen
Krankheitsbeginn bei neugeborgenen Menschen. Es wird angenommen,
dass Rezeptoren für
CM101 primär
an den Lungen von Neugeborenen vorhanden sind, was sie auf Neugeborenensepsis
empfindlich macht, wobei jedoch diese Rezeptoren in etwa vier bis
sieben Tagen nach der Geburt verloren gehen. Somit betrifft die
vorliegende Erfindung im Allgemeinen die Behandlung von Patienten,
die zumindest 7 Tage alt sind.
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Es
wurde gezeigt, dass isoliertes und gereinigtes CM101 toxische Wirkungen
auf Schaf-Versuchsmodelle hatte, die GBS-Säuglingslungenerkrankung nachahmen
(C.G. Hellerqvist et al., Studies on group B β-hemolytic streptococcus I.
Isolation and partial characterization of an extra-cellular toxin,
Pediatr. Res. 12, 892–898
(1981)). Im Schafmodell von neonataler Neugeborenensepsis verursacht
GBS-Toxin Lungenhypertension, gesteigerte Lungengefäßdurchlässigkeit,
Granulozytopenie und Lungensequestration von Granulozyten.
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CM101
hat ein Molekulargewicht von etwa 300.000 Da und umfasst N-Acetylgalactosamin,
N-Acetylglucosamin, Glucose-, Galactose- und Mannosereste. Es wird
auch von Carbonsäureresten
angenommen, dass sie einen integralen Bestandteil des Moleküls bilden.
Sich wiederholende, aktive Epitope spielen höchstwahrscheinlich durch Vernetzungsrezeptoren
am Target-Endothel eine wichtige Rolle in der pathophysiologischen
Reaktion auf CM101 (C.G. Hellerqvist et al., Early Results of a
Phase I Trial of CM101 in Cancer Patients, Proceedings of the American
Association of Cancer Research Annual Meeting (1995)).
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Ein
Verfahren zur Reinigung eines GBS-Toxins wird im US-Patent Nr. 5.010.062
bereitgestellt. Vorzugsweise wird das CM101 jedoch gemäß dem Verfahren,
das in der Internationalen Anmeldung Nr. PCT/US97/17535 beschrieben
wird, gereinigt.
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Eine
Quelle für
GBS-Ausgangsmaterial zur Verwendung im Verfahren der vorliegenden
Erfindung kann durch Kultivieren von Stämmen von β-hämolytischen Streptokokken-Bakterien
der Gruppe B erhalten werden, die kurz davor neugeborene Säuglinge
infiziert haben oder die in der Lage sind, sie zu infizieren. Isolate
solcher Stämme
können
aus dem Blut oder der Rückenmarksflüssigkeit
der infizierten Säuglinge
erhalten werden.
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Ohne
Einschränkung
auf eine bestimmte Theorie wird angenommen, dass GBS-Toxin, und insbesondere
CM101, eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Nervenverletzungen
spielt, da es die Regeneration von Nervenverbindungen durch Hemmen
von Gliazellvermehrung verbessert. Es ist bekannt, dass das ZNS betreffende
Traumata Hypoxie verursachen (Liu et al., 1997) und dass sie die
Freisetzung von Gefäßendothelwachstumsfaktor
(VEGF) auslösen.
VEGF stimuliert Endothelzellen, sich zu dedifferenzieren und zu
beginnen, neue Blutgefäße zu bilden.
Die neu gebildeten Blutgefäße erleichtern
Gliazellvermehrung, was Narben entstehen lässt, die die Neubildung neuronaler
Kontakte physisch hemmen. CM101-Behandlung unterbindet die Vermehrung
von Gliazellen und vermindert somit Gliose (die Bildung von Narben
im heilenden ZNS). CM101-vermittelte Hemmung von Gliazellvermehrung
ist indirekt und tritt durch Binden von CM101 an dedifferenzierte gefäßbildende
Endothelzellen, wodurch diese zum Target für Komplement-vermittelten Zerstörung werden, und
durch Herabregulierung von VEGF-Transkription auf (B.D. Wamil et
al., CM101 inhibits VEGF induced tumor neovascularization as determined
by MRI and RT-PCR, AACR Proceedings 38, 237 (1997)). Da Glialnarben
Nervenneuverbindung von geschädigten
Axonen sterisch stören,
fördert
die Behandlung mit CM101 die Wiederherstellung von Nervenverbindungen
und ermöglicht
somit die Wiedergewinnung vitaler Organfunktionen sowie motorischer
und sensorischer Funktionen.
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Die
vorliegende Erfindung ist zur Behandlung von Verletzungen des Zentralnervensystems
und des peripheren Nervensystems nützlich. Sie verbessert den
Neuaufbau neuronaler Verbindungen nach Verletzungen durch Hemmen
von Narbenbildung und durch Fördern
der neuronalen Regeneration. Zusätzlich
zur Behandlung von Trauma-, Operations- und Ischämiepatienten in den Minuten
oder Stunden vor oder nach der Entstehung bzw. Zufügung der
Verletzung findet CM101 Verwendung bei Patienten mit bereits bestehenden Nervenverletzungen
und Verletzungen, die bereits länger
als zwei Wochen vorhanden sind. Diesen Patienten wird CM101 verabreicht,
um die Bildung neuer Narben nach mikrochirurgischen Exzisionen des
bestehenden Narbengewebes zu unterbinden. Diese Patienten können Infusionen
von Nervenwachstumsfaktor wie beispielsweise IGF-1, bFGF oder TGFβS (J. Houle
et al., Axonal regeneration by chronically injured supraspinal neurons
can be enhanced by exposure to insulin-like growth factor, basic
fibroblast growth factor or transforming growth factor beta, Restorative
Neurol. Neurosci. 10(4), 205–215
(1996)) oder BDNF, NT-3 (R. Grill et al., Cellular delivery of neurotrophin-3
promotes corticospinal axonal growth and partial functional recovery
after spinal cord injury, J. Neurosci. 17, 5560–5572 (1997)), CNTF (J-H. Ye & J. Houle, Treatment
of the chronically injured spinal cord with neurotrophic factors
can promote axonal regeneration from superspinal neurons, Exp. Neurol.
143(1), 70–81
(1997); Grill et al., 1997) verabreicht oder Transplantate neuronaler
Vorläuferzellen
eingeführt
werden (C. Lundberg et al., Conditionally immortalized neural progenitor
cell lines integrate and differentiate after grafting to the adult
rat striatum: A combined autoradiographic and electron microscopic
study, Brain Res. 737(1–2),
295–300
(1996)), um neuronale Regeneration an der Exzisionsstelle zu steigern.
Bei Patienten mit Schädeltrauma
senkt CM101-Behandlung
die Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Epilepsie, die mit zerebromeningealer
Narbenbildung assoziiert ist.
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Da
CM101 Nervenheilung fördert
und die Wiederherstellung von neuronaler Neuverbindung verbessert,
liefert es ein Verfahren zur Behandlung von Personen mit Erkrankungen,
die durch Nervendegeneration oder Beeinträchtigung neuronaler Verbindungen
charakterisiert sind. Diese Erkrankungen umfassen Alzheimer-Krankheit,
Pick-Krankheit, Parkinson-Krankheit, Striatum-Syndrom, Shy-Drager-Syndrom,
Hal lervorden-Spatz-Syndrom, progressive supranukleäre Lähmung, olivopontozerebellare
Atrophie, Friedreich-Ataxie, Ataxie-Teleangiektasie, amyotrophe
Lateralsklerose, primäre
Lateralsklerose, progressive Muskelatrophie, progressive Bulbärparalyse,
Pseudobulbärparalyse,
Werdnig-Hoffman-Krankheit, Kugelberg-Welander-Syndrom, multiple
Sklerose und perivenöse
Enzephalomyelitis. Der Vorteil von CM101-vermittelter geförderter Nervenheilung für Patienten,
die an Krankheiten wie diesen leiden, ist beachtlich.
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Eines
der Verfahren, die verwendet werden, um die Wirkung von CM101 auf
Nervenheilung zu bestimmen, ist ein In-vitro-Test von GABA-vermittelter
Veränderung
des Nervenmembranpotentials. Dieser Test basiert auf der Beobachtung,
dass, obwohl gesunde Neuronen hyperpolarisieren, wenn sie GABA ausgesetzt werden,
Neuronen, die eine nicht verheilte Verletzung aufweisen, depolarisieren,
wenn GABA aufgetragen wird. Da die Amplitude der Depolarisierung
das Ausmaß der
Nervenschädigung
widerspiegelt, stellt die Reaktion auf GABA über eine bestimmte Zeitspanne
hinweg ein Maß für die Kinetik
von neuronalem Aussprossen und Nervenheilung dar. Dieser Test zeigt,
dass CM101 neuronale Regeneration fördert. Der GABA-Test ist auch nützlich zum
Testen anderer Verbindungen auf ihre Fähigkeit, den Heilprozess neuronaler
Verletzungen positiv oder negativ zu beeinflussen.
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GBS-Toxin
wie hierin verwendet ist als jede Fraktion oder Komponente definiert,
die aus natürlichen oder
lysierten GBS-Bakterien isoliert wurde oder aus Mediumsüberständen von
lysierten und/oder autoklavierten GBS-Bakterien stammt und die eine
biologische Aktivität
aufweist, die durch Einsetzen von Atmungsbeschwerden im Schaftest
(C.G. Hellerqvist et al., Studies on group B β-hemolytic streptococcus I.
Isolation and partial characterization of an extra-cellular toxin,
Pediatr. Res. 12, 892–898
(1981)) oder durch Aktivierung vom Komplement und Bindung an neue
Blutgefäße zum Ausdruck
kommt, wie durch einen Peroxidase-Antiperoxidase- (PAP-) Test eines
Tumorgewebemusters gezeigt werden kann (C.G. Hellerqvist et al.,
Anti-tumor effects of GBS toxin: a polysaccaride exotoxin from group
B β-hemolytic
streptococcus, J. Canc. Res. Clin. Oncol. 120, 63–70 (1993);
und C.G. Hellerqvist et al., Early Results of a Phase I Trial of
CM101 in Cancer Patients, Proceedings of the Amercian Association
of Cancer Research Annual Meeting (1995)). GBS-Toxin bezeichnet auch
jedes synthetische Polysaccharid mit derselben Struktur oder Funktion
wie jedes beliebige von GBS stammende Molekül mit der zuvor erwähnten Aktivität.
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Im
Wesentlichen reines GBS-Toxin bezeichnet ein Präparat, in dem GBS-Toxin zu
mehr als 40 % rein (z.B. in einer Konzentration von zumindest etwa
40 Gew.-% vorhanden), vorzugsweise zu zumindest etwa 60 % rein,
noch bevorzugter zu zumindest etwa 90 % rein, und am meisten bevorzugt
zu zumindest etwa 95 % rein, ist. Dosierungen von GBS-Toxin mit
geringer Reinheit sollten demgemäß geändert werden.
Die Reinheit von GBS-Toxin wird ausführlicher in der Internationalen
Anmeldung Nr. PCT/US97/17535 erläutert.
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Das
CM101 oder ein anderes GBS-Toxin wird vorzugsweise mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger
kombiniert und einem Patienten systemisch verabreicht. Der Träger ist
vorzugsweise einer, der leicht mit CM101 vermischt werden kann,
um eine Zusammensetzung zu bilden, die intravenös (IV) verabreicht werden kann.
Somit ist der Träger
vorzugsweise Salzlösung,
die andere pharmazeutisch annehmbare Exzipienten eingebunden haben
kann, um ihre Eignung zur intravenösen Verabreichung sicherzustellen.
Die resultierende Zusammensetzung ist steril und weist annehmbare
osmotische Eigenschaften auf. Im Allgemeinen wird eine geeignete
IV-Formulierung
gemäß herkömmlichen
Verfahren hergestellt, die Fachleuten bekannt sind. Beispielsweise
stellt Kapitel 85 mit dem Titel "Intravenous
Admixtures" von
Salvatore J. Turco in der 18. Ausgabe von Remington's Pharamceutical
Sciences, Mach Publishing Co. (1990), herkömmliche Verfahren zur Herstellung
einer pharmazeutisch annehmbaren IV-Zusammensetzung bereit, die
in Bezug auf diese Erfindung nützlich
ist. Andere Dosierungsformen zur Verabreichung von CM101 können auch
verwendet werden. Sie können zur
intraarteriellen oder intrathekalen Verabreichung bestimmt sein.
Als eine Alternative zur systemischen Verabreichung kann CM101 auch
lokal an einer Stelle verabreicht werden. Die Verabreichung von
CM101 an den Patienten kann vor, während und/oder nach der Zufügung der
Nervenverletzung erfolgen. Vorzugsweise wird CM101 innerhalb eines
geeigneten Zeitfensters nach der Verletzung verabreicht. Die Verabreichung
von CM101 bald nach Auftreten der Verletzung ist am meisten bevorzugt.
Beispielsweise wird Verabreichung innerhalb eines Tages, oder vorzugsweise
innerhalb von sechs Stunden, als ideal erachtet. Verabreichung von CM101
bald nach einer ZNS-Verletzung ist erforderlich, um die Wahrscheinlichkeit
(im Bezug auf Patienten mit ähnlichen
Verletzungen, die kein CM101 erhalten) zu steigern, dass der Patient
die ersten paar Tage nach der Verletzung überlebt. Während die Länge dieser "kritischen Phase nach der Verletzung" je nach Art und
Ausmaß der
Verletzung variiert, sind Überleben
für 72,
98 und 120 Stunden nach der Verletzung bereits bedeutende Fortschritte.
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Die
Menge von CM101, die einem Patienten verabreicht wird, ist eine
Menge, die ausreichend ist, um den Wiederaufbau von Nervenverbindungen
zu unterstützen
und Narbenbildung zu minimieren. Eine bevorzugte Dosierung liegt
im Bereich von 1 bis 100 μg/kg
Körpergewicht.
Eine bevorzugtere Dosierung liegt jedoch im Bereich von 1 μg/kg bis
50 μg/kg
Körpergewicht,
und eine am meisten bevorzugte Dosierung liegt im Bereich von 1 μg/kg bis
25 μg/kg.
Es wird jedoch bekannt sein, dass die spezifische Dosierungsmenge
für jeden einzelnen
Patienten von zahlreichen Faktoren abhängt, einschließlich Alter,
allgemeinem Gesundheitszustand, Geschlecht, Ernährung und Ausmaß der Nervenverletzung.
Die Menge kann so ausgewählt
werden, dass sie ausreichend ist, um Gliose, zumindest teilweise,
zu hemmen. Dies kann das Risiko von posttraumatischer Epilepsie
minimieren. Jede Dosierung wird vorzugsweise in Form einer Infusion
innerhalb eines Zeitraums von bis zu 120 Minuten verabreicht, wobei
5 bis 60 Minuten die bevorzugte Zeitspanne und 5 bis 30 Minuten
die am meisten bevorzugte Zeitspanne darstellen. Einmal wöchentliche
Behandlungen sind bevorzugt und sind wahrscheinlich alles, was erforderlich
ist, um nachweisbare Resultate zu erzielen.
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Man
spricht von Nervenverletzung, wenn ein Teil eines Neurons oder eines
Nervs, ein Faserbündel oder
-fortsatz durchstochen, gezerrt, durchtrennt, zerdrückt, gequetscht
oder anders in seinen Fähigkeiten, elektrochemische
Signale auszusenden oder zu empfangen, behindert wird. Die Wiederherstellung
neuronaler Verbindungen bindet die Neubildung von normalen synaptischen
Strukturen oder die Wiederauf nahme normaler synaptischer Funktion
ein. Dies kann durch neurologische Untersuchung, neurologische Diagnoseverfahren
wie beispielsweise Elektroenzephalographie, Bildgebung durch Magnetresonanz
und CT-Scan oder durch elektrophysiologische Aufzeichnungen oder
Sichtbarmachung von Synapsen bewertet werden.
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Ein
anderer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist ein Herstellungsartikel
wie beispielsweise ein Set und ein Verfahren zur Herstellung dieses
Artikels. Der Artikel bindet eine pharmazeutische Zusammensetzung, die
ein GBS-Toxin, insbesondere CM101, und einen pharmazeutisch annehmbaren
Träger
umfasst, ein. Die pharmazeutische Zusammensetzung kann in einen
geeigneten Behälter
platziert werden, wie auf dem Gebiet der Erfindung bekannt ist.
Auch sind Anweisungen zur Behandlung von Patienten gemäß den Verfahren
der vorliegenden Erfindung eingebunden.
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Die
Erfindung wird nun auf Grundlage der folgenden, nicht einschränkenden
Beispiele, die nur zum Zwecke der Veranschaulichung dargeboten sind,
noch verständlicher
dargestellt.
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BEISPIELE
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Beispiel 1. CM101 fördert die
Wiederherstellung neuronaler Verbindungen in traumatisierten, isolierten
Zentralnervensystemen
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Die
Wirkungen von CM101 auf die Wiederherstellung neuronaler Verbindungen
und das Wiedererlangen neuronaler Funktion wurden an isolierten
und traumatisierten Zentralnervensystemen untersucht.
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Isolierte
ZNS-Kulturen wurden gemäß modifizierten
veröffentlichten
Verfahren (Nicholls et al. (1990); Stewart et al. (1991)) präpariert.
Das Gehirn und Rückenmark
mit daran angebundenen Dorsal- und Ventralwurzeln wurden aus embryonalen
Mäusen
E5 (Gestationstag 5) seziert, und eine Läsion wurde am Rückenmark
durch sanftes Quetschen mit einer Operationspinzette induziert.
Die traumatisierten ZNS-Präparate wurden
bei Raumtemperatur (23–25°C) 5–7 Tage
lang kultiviert (Stewart et al. (1991); Mollgard et al. (1994)).
Das Kulturmedium war Eagle's
Minimal Essential medium (MEM), das 0,2 % fötales Kalbserum (GIBCO), 30
ng/ml NGF 7S (Sigma), 10 μg/ml
Insulin und 0,1 mg/ml Gentamicin-Sulfat enthielt. Nach Äquilibrierung
mit Inkubatoratmosphäre,
die 5 % CO2 enthielt, betrug der pH des
Kulturmediums 7,4. Das Medium wurde dreimal pro Woche erneuert.
In einer Gruppe isolierter traumatisierter ZNS (n = 6) wurden 0,3 μg/ml CM101
zum Kulturmedium zugesetzt. Die unbehandelte Gruppe isolierter traumatisierter
ZNS (n = 6) erhielt kein CM101. Einer Kontrollgruppe isolierter
ZNS (n = 4) wurde keine Quetschverletzung zugeführt, wurde abgesehen davon
jedoch gleich kultiviert wie die unbehandelte Gruppe.
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Nach
einem Tag und fünf
Tagen in Kultur wurden elektrophysiologische Experimente durchgeführt, um auf
synaptische Verbindungen an der Quetschstelle im Rückenmark
zu testen. Bei jenen isolierten traumatisierten ZNS, die CM101 während der
Kulturphase erhalten hatten, waren während der elektrophysiologischen Experimente
0,3 μg/ml
CM101 im Superfusat vorhanden. Bei den Experimenten, die bei 37°C durchgeführt wurden,
wurde ein duales intrazelluläres
Mikroelektroden-Aufzeichnungsverfahren
eingesetzt (Wamil et al. (1994); Sotela & Alvarado-Mallart (1991)). An jeder
Seite der Rückenmarksläsion wurde
eine Mikroelektrode in das Gewebe eingeführt (1A). Ein
Experiment bestand darin, dass eine Mikroelektrode einen einzelnen elektrischen
Impuls abgab (1B–E, Pfeil nach oben) und die
andere Mikroelektrode jegliche resultierende Depolarisation aufzeichnete
oder Aktionspotentiale and der anderen Seite der Verletzung abgab.
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An
den Tagen 1, 2, 3, 4, 5, 10 und 16 wurde isoliertes ZNS-Gewebe zur
histologischen Untersuchung auf neuverbundene Axone in benachbarten
Segmenten der Rückenmarks
entfernt.
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Ergebnisse
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In
nicht behandelten isolierten ZNS nach einem Tag in Kultur produzierte
die Impulsstimulierung (500 ms, 2–8 nA) eine kurze Depolarisationsreaktion
und wenige, wenn überhaupt,
Aktionspotentiale (1B). Die Latenz dieser Reaktion
betrug 4–20
s. Im Vergleich dazu hatten Kontroll-ZNS-Kulturen eine Latenzdauer
von 0,5–3
ms (nicht dargestellt). Wurden die traumatisierten isolierten ZNS,
die mit CM101 behandelt worden waren, mit einem Impuls von 500 ms
und 2–8
nA stimuliert, so führte
dies zu einer kurzen Depolarisationsantwort und selten oder nie
zu Aktionspotentialen (1C). Die Latenz dieser Reaktion
betrug 10–20
s. Diese Ergebnisse zeigen, dass sowohl unbehandelte als auch CM101-behandelte
ZNS manche Nervenverbindungen über die
Quetschstelle hinweg wiederhergestellt hatten. Es wurde kein signifikanter
Unterschied zwischen den behandelten und unbehandelten ZNS nach
einem Tag CM101-Behandlung beobachtet.
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Fünf Tage
nach der Verletzung ergab ähnliche
Stimulation von unbehandelten, traumatisierten isolierten ZNS größere Depolarisationsamplituden,
längere
Reaktionsdauern und intensivere Abgabe von Aktionspotentialen ohne
postsynaptische Potentiale als zuvor beobachtet wurden (vergleiche 1D mit 1B).
Die Latenz der Abgabe betrug 2–4
s. Exzitatorische postsynaptische Potentiale (EPSP) überwogen
gegenüber
inhibitorischen postsynaptischen Potentialen (IPSP). In den ZNS,
die fünf
Tage lang nach der Verletzung CM101 ausgesetzt worden waren, führte die
Impulsstimulation zu intensiver zweigerichteter Aktivität (Depolarisation und
Hyperpolarisation) in Form von exzitatorischen APs und inhibitorischer
Hyperpolarisation (1E). Diese Steigerung von exzitatorischer
und inhibitorischer Aktivität
in Bezug auf unbehandelte traumatisierte ZNS zeigt, dass CM101-Behandlung
neuronale Neuverbindung und Wiedergewinnung der Funktion der Rückenmarksbahnen
fördert.
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Beispiel 2. CM101 verbessert
die Wiedergewinnung neuronaler Funktion bei Mäusen mit Druckverletzungen am
Rückenmark
-
Untersucht
wurden die Wirkungen von CM101 auf die Genesung nach akuter physischer
Verletzung des Säugetier-Zentralnervensystems.
Ein Mausmodell von Rückenmarks-Druck/Quetschverletzung
wurde zur langfristigen Beobachtung von Verhaltensveränderungen,
die aus akutem Trauma und Behandlung mit CM101 resultieren, entwickelt.
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Vier
Wochen alte CD-1-Mäuse
wurden nach dem Zufallsprinzip einer Kontrollgruppe (n = 6) oder
einer CM101-behandelten Gruppe (n = 6) zugewiesen. Alle Mäuse erhielten
einen Hautschnitt und eine bilaterale Läsion des Rückenmarks auf der Höhe von TH11–TH12. Innerhalb
von 5 Minuten des Traumas erhielten alle Tiere eine Injektion von
100 μl in
die dorsale Schwanzvene. Die CM101-behandelten Tiere erhielten Injektionen von
20, 60 oder 120 μg/kg
(n = 2 pro Konzentration), und die Kontrolltiere erhielten Dulbecco's phosphatgepufferte
Salzlösung.
Die Tiere wurden sieben Tage lang beobachtet. Wenn die Mäuse nach
dem siebenten Tag starben oder getötet wurden, wurden Fragmente
des Rückenmarks
mit Quetschverletzung zur histopathologischen Untersuchung entnommen,
um den herkömmlichen
Zeitpunkt von Gliose und die Qualität der Nervenverbindungen zu
bestimmen.
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Ergebnisse
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Innerhalb
der ersten 48 Stunden waren alle Tiere sediert und zeigten beinahe
keine Bewegungsaktivität.
Während
der ersten vier Tage nach der Verletzung schleppten alle Mäuse ihre
Hinterextremitäten
hinter sich her, wobei keine Unterschiede zwischen den Kontrolltieren
und den CM101-behandelten Mäusen
beobachtet werden konnte. Von den fünf Mäusen, die bis zum Tag 5 überlebten,
waren alle drei behandelten Mäuse (zwei,
die 20 μg/kg,
und eine, die 60 μg/kg
erhalten hatten) in der Lage, unter mäßigem Hinken beider Hinterläufe zu gehen,
während
die Hinterläufe
der Kontrollmäuse
gelähmt
waren. Eine behandelte Maus (60 μg/kg CM101)
und eine Kontrollmaus überlebten
sieben Tage nach dem Trauma. Die Kontrollmaus wies beidseitige Lähmung der
Hinterläufe
am siebenten Tag auf. Im Vergleich dazu war die CM101-behandelte
Maus am siebenten Tag in der Lage, zu gehen, das Körpergewicht
während
des Setzens eines Schrittes auszubalancieren und eine Rampe mit
60° Neigung
hinaufzuklettern. Der am stärksten
merkliche Defekt bei der CM101-behandelten
Maus am Tag 7 war ein leichtes Nachziehen der Zehe am linken Fuß. Diese
Resultate weisen darauf hin, dass CM101 die Wiedergewinnung der
Funktion des Rückenmarks
nach einer Druck- oder Quetschverletzung der unteren Brustwirbelsäule verbessert.
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Beispiel 3. CM101 ermöglicht es
erwachsenen Mäusen,
die durch Druckverletzungen des Rückenmarks gelähmt sind,
die Fähigkeit
zu gehen wiederzuerlangen, und steigert ihre posttraumatische Überlebensrate
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Die
Wirkungen von CM101-Behandlung auf die Genesung nach einer Rückenmarks-Druckverletzung wurden überprüft und in
einer Versuchsreihe, die jener aus Beispiel 2 ähnlich war, erweitert.
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Jede
der 40 erwachsenen Mäuse,
die mit Ketamin und Xylazin (80:20, 50–100 mg/kg durch intraperitoneale
Injektion) anästhesierten
wurden, erhielt einen 5–10
mm langen Schnitt in die geschorene, desinfizierte Haut über der
Wirbelsäule,
und die dorsalen Muskel wurden zurückgezogen, wodurch die Dornfortsätze der Wirbel
TH8–TH13
freigelegt wurden. Die posterioren Fortsätze von TH10 und TH11 wurden
durch Mikroscheren getrennt, und die intakte Dura mater wurde somit
freigelegt. Das Rückenmarkssegment
zwischen TH10 und TH11 wurde schrittweise durch dünne Pinzettenspitzen
(1 mm breit) komprimiert. Die Kompression und die daraus resultierende
Quetschverletzung waren bei 15 Mäusen
auf eine Seite des Rückenmarks
beschränkt ("Monoplegie"). Die übrigen 25
Mäuse erhielten
bilaterale Druckverletzungen ("Paraplegie"), die das ganze Rückenmarkssegment
zwischen TH10 und TH11 umfassten. Bei allen Mäusen reduzierte die Kompression den
Segmentdurchmesser von 2 mm auf 0,1–0,2 mm. Das Verfahren wurde
durch Schließen
der inneren Schichten mittels chirurgischer Nähte und das Versiegeln der
Haut mit sterilem Gewebekleber abgeschlossen. Jedes operierte Tier
konnte sich unter uneingeschränktem
Zugang zu Nahrung und Wasser von der Operation erholen. In der postoperativen
Phase wurde darauf geachtet, Wirbelgelenke und Weichteile so wenig
wie möglich
zu schädigen.
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Die
mittels chirurgischem Eingriff verletzten Mäuse wurden nach dem Zufallsprinzip
den Kontroll- und Behandlungsgruppen zugeteilt. Kontrolltiere (monoplegisch,
n = 5; paraplegisch, n = 9) erhielten Dulbecco's phosphatgepufferte Salzlösung ("PBS"), während die
behandelten Tiere entweder 30 μg/kg
CM101 (monoplegisch, n = 4; paraplegisch, n = 8) oder 60 μg/kg CM101
(monoplegisch, n = 5; paraplegisch, n = 8), ver dünnt in PBS,
erhielten. Alle Mäuse
erhielten 100-μl-Injektionen
in die dorsale Schwanzvene eine Stunde nach der Operation und an
den Tagen 2, 4, 6, 8 und 10 nach der Operation.
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Überleben,
funktionelle Defizite und Genesung von der Lähmung wurden täglich im
Laufe der ersten 21 Tage nach der Operation und anschließend wöchentlich
bis zu 110 Tagen bewertet. Eine modifizierte Form des Open-field-Gehbewertungssystems,
entwickelt von Cheng et al. (Spinal cord repair in adult paraplegic rats:
partial restoration of hind limb function, Science 273, 510–513. (1996)),
wurde verwendet, um die gesamte Bewegungsfähigkeit jeder Maus während einer
3- bis 5-minütigen
Testphase zu messen. Ein Tier nach dem anderen konnte sich in einem
Kunststoffbehälter
(8'' × 11'' × 3'') frei bewegen. Die Bewegungsaktivität wurde auf
Videoband aufgezeichnet, und die Tiere wurden von zwei unabhängigen,
nicht informierten Beobachtern unter Verwendung einer modifizierten
Tarlov-Skala (Cheng et al., 1996) bewertet. Diese Skala reicht von
0 (atonische oder spastische Lähmung)
bis 5 (normales Gehen) und spiegelt exakt das Standardmuster zur
Wiedergewinnung von lokomotorischen Funktionen wider:
0 – spastische
und atonische Lähmung;
1 – keine
spontane Bewegung, jedoch Wiedererlangung von sensorischen Reaktionen
auf Stimuli;
2 – spontane,
unkoordinierte Bewegung von Muskelgruppen;
3 – Bewegung
von 2 oder 3 der Hauptgelenke in den Hinterläufen und aktives Stützen und
entweder unkoordinierter Gang oder kurzzeitig koordinierter Gang
(hinkendes Gehen);
4 – koordiniertes
Gehen mit geringen Defiziten in den Hinterläufen und im Gang (einschließlich Gehen
auf Knöcheln
oder der mittleren Oberfläche
des Fußes,
mäßiges Nachziehen
von Zehen oder Gehen auf breiter Basis; und
5 – vollständige Genesung
normaler Gehfunktion.
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Am
Tag 6 wurden zwei Mäuse
aus jeder paraplegischen Gruppe zur histologischen Analyse getötet. Sagittalschnitte
des Rückenmarks
wurden mit Hämatoxylin
und Eo sin gefärbt,
und der Grad von Hämorrhagie, Fibrose
und Gliose in jedem Tier wurde bewertet und mittels Photomikrographie
dokumentiert.
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21
Tage nach der Verletzung wurde Magnetresonanz-Darstellung ("MRI") am Rückenmark
der lebenden Kontrollmäuse
und behandelten Mäuse
durchgeführt,
um den Bereich der Rückenmarkschädigung und den
Heilungsprozess zu dokumentieren. Das Rückenmark wurde in 300-μm-Scheiben
unter Verwendung einer mausgroßen
Spule mit 1 Zoll Durchmesser bei 200 MHz, 4,6 Tesla Magnetfeld,
sichtbar gemacht.
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Ergebnisse
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A. Überleben
-
Die
Anzahl an überlebenden
Tieren von Tag 0 (Tag der Operation) bis Tag 110 ist in Tabelle
1 dargestellt. Jede Spalte in Tabelle 1 stellt den angegebenen Tag
nach der Operation dar, und jede Zeile steht für die Versuchsgruppe (M: Monoplegie;
P: Paraplegie). Am Tag 1 waren 8 der 14 Kontrolltiere gestorben,
und alle 26 behandelten Mäuse
waren noch am Leben. Innerhalb der nächsten vier Tage starben 2
weitere Kontrollmäuse und
2 der 26 behandelten Tiere. Überleben
an Tag 6 erreichte im Mittel 92,3 % in den Behandlungsgruppen gegenüber 28,6
% in den Kontrollgruppen. Später
noch am selben Tag wurden zwei Mäuse
aus jeder Paraplegie-Gruppe für
histologische Tests getötet
(in Tabelle 1 mit Sternchen gekennzeichnet). An Tag 28 starb ein weiteres
Kontrolltier. Die 20 verbleibenden behandelten Mäuse und die einzige überlebende
Kontrollmaus waren an Tag 35 noch immer am Leben. An Tag 110 gab
es keine überlebenden
Mäuse mehr
aus der Gruppe der ursprünglich
14 Kontrollmäuse
(von denen zwei an Tag 6 getötet
worden waren), doch 17 der 26 behandelten Mäuse waren noch am Leben (wobei
vier der 26 behandelten Mäuse
an Tag 6 getötet
worden waren). Somit liefern die Daten einen starken Beweis dafür, dass
intravenöse
Verabreichung von CM101 signifikanten Schutz vor früher Sterblichkeit
in Verbindung mit traumatischer Rückenmarksverletzung gewährt. Insbesondere
ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine behandelte Maus fünf Tage
oder länger
nach der Ver letzung überlebt,
sehr viel höher
als die Überlebenswahrscheinlichkeit
für eine
Kon trollmaus.
-
Tabelle
1: Tierüberleben
nach Rückenmarksverletzung
-
B. Wiedergewinnung der
Funktion auf Ebene des Gesamtorganismus
-
Wiedererlangung
der Gehfähigkeit
bei monoplegischen und paraplegischen Tieren ist in Diagrammform
in den 2A bzw. 2B abgebildet.
Am Tag der Operation zogen die Mäuse
in allen Untersuchungsgruppen ihren Hinterlauf/ihre Hinterläufe hinter
sich her. (2A und 2B, Pfeil).
Am Tag 2 zeigten 7 von 10 behandelten monoplegischen Mäusen und
10 von 16 behandelten paraplegischen Mäusen teilweise Wiederherstellung
ihrer Gehfähigkeit,
wie durch Open-field-Gehergebnisse mit einer Bewertung von zumindest
3 belegt wurde. Wurden die Ergebnisse von monoplegischen und paraplegischen
behandelten Mäusen
mit den entsprechenden Kontrollgruppen verglichen, so waren die
Unterschiede signifikant (p<0,001
in Kruskal-Wallis-Test) bei den paraplegischen Tieren von Tag 3
an (unter Ausnahme von Tag 6) und bei den monoplegischen Tieren
von Tag 6 an. Vollständige
Wiedererlangung normaler Gehfunk tion wurde bei 10 von 10 behandelten (30 μg/kg CM101,
n = 4; 60 μg/kg
CM101, n = 6), monoplegischen Mäusen
bis zum Tag 14, vier Tage nach der letzten CM101-Behandlung, beobachtet. Unter den paraplegischen
Mäusen
zeigten 7 von 8 Mäusen,
die 30 μg/kg
CM101, und 7 von 8 Mäusen,
die 60 μg/kg
CM101 erhielten, bis zum Tag 12 verbesserte Gehfähigkeit, die Bewertungen zwischen
3 und 5 verdienten. Mehrere behandelte Tiere wurden nach 110 Tagen
noch am Leben gehalten; sie erzielten Bewertungen von 5 (normales
Gehen) und gewannen sogar wieder Kontrolle über ihre Schwänze wieder.
-
Diese
Daten zeigen, dass CM101 eine bemerkenswert rasche Regeneration
des Rückenmarks
bei Tieren mit akuter Rückenmarksverletzung
hervorbringt, wofür
die Wiederherstellung motorischer Funktionen innerhalb der Behandlungstage
als Beweis steht.
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C. Heilung und Glialnarbenbildung
auf zellulärer
Ebene
-
MRI-Bewertung
des Bereichs der Rückenmarksschädigung an
Tag 21 zeigte ausgeprägte
Unterschiede bezüglich
des Heilungsprozesses zwischen Kontroll- und behandelten Tieren.
An der Kompressionsstelle in jedem der Kontrolltiere war ein offensichtlicher
großer
Schädigungsbereich
vorhanden, der auch umgebendes Gewebe und Rückenmark umfasste. Im Vergleich
dazu wiesen die behandelten Mäuse
nur sehr stark eingegrenzte Läsionsbereiche
auf. Dies zeigt, dass die Behandlung mit CM101 den Bereich der Kompressions-induzierten
Schädigung
und der Narbenbildung signifikant einschränkte.
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Rückenmarks-Glioseniveaus
und insgesamte Wiedergewinnung von Gewebestruktur wurden durch histopathologische
Untersuchung von Gewebe aus behandelten und unbehandelten Tieren
bestimmt. Die Ergebnisse bestätigten
die Ergebnisse der MRI-Analyse:
CM101-behandelte Mäuse
wiesen im Vergleich mit Kontrollmäusen signifikant reduzierte
Bereiche von Hämorrhagie,
Gliose und Fibrose auf.
-
Beispiel 4. Behandlung
mit CM101 erleichtert neuronale Regeneration in traumatisierten
Rückenmarksneuronen
in Kultur
-
Die
Wirkung von CM101 auf die Heilung von Nervenverletzungen wurde in
kultivierten Rückenmarks- und
Cortexneuronen durch Bewerten von Veränderungen im neuronalen Membranpotential
nach Anbringen eines Impulses von γ-Aminobuttersäure (GABA)
getestet.
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GABA,
einer. der zentralen inhibitorischen Neurotransmitter im ZNS, verursacht
Membranpotential-Hyperpolarisation durch Öffnen von Chloridkanälen über GABAA-Rezeptoren
und Reduzieren intrazellulärer Calciumkonzentrationen über GABAB-Rezeptoren.
Werden Neuronen jedoch durch direkte physische Schädigung des
Zellkörpers
oder der Fortsätze
verletzt, so reagieren sie auf einen kurzen Impuls von GABA durch Depolarisation
ihrer Membranpotentiale. Das Ausmaß der neuronalen Schädigung spiegelt
sich in der Amplitude der GABA-vermittelten Depolarisation wider.
Da die neuronale Reaktion auf GABA ein Maß für den Verletzungsgrad ist,
kann die GABA-Reaktion verwendet werden, um den Genesungszustand
verletzter Neuronen zu bewerten. Zusätzlich zur Dokumentation des
normalen zeitlichen Ablaufs der Genesung verletzter Neuronen wurde
der Test verwendet, um zu bestimmen, ob CM101 die Regeneration verletzter
Neuronen beeinflusst.
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Rückenmarkzellkulturen
wurden gemäß den veröffentlichten
Verfahren (Wamil et al., Use-, concentration-, and voltage-dependent
limitation by MK-801 of action potential firing frequency in mouse
central neurons in cell culture, J. Pharmacol. Exp. Ther. 260, 376–383 (1992))
hergestellt. Kurz zusammengefasst wurde embryonales Maus-Rückenmark (Gestationstag 13–14) zerkleinert
und durch Verreiben auf einzelne Zellen und kleine Klümpchen verteilt.
Die Neuronen wurden auf Collagen-beschichtete Schalen ausplattiert
und in vitro bei 35°C
4–16 Wochen
vor dem Versuch in diesem Zustand gehalten. Während der ersten Woche des
Kultivierens bestand das Kulturmedium aus: 80 Vol.-% Eagle's MEM, ergänzt mit
5,5 mM Glucose und 24 mM Natriumbicarbonat; 10 % fötalem Kalbserum;
und 10 % wärmeinaktiviertem
Pferdeserum mit 10 ng/ml 7S Nervenwachstumsfaktor und 1 ml/l Mito
Serum Extender (alle Er gänzungen
von Collaborative Research, Bedford, MA). Nach Äquilibrierung mit Inkubatoratmosphäre, die
10 % CO2 enthielt, betrug der pH des Kulturmediums 7,4.
Das Kulturmedium wurde dreimal pro Woche erneuert. Nach einer Woche
wurde das Wachstum nicht-neuronaler Zellen durch kurze Behandlung
mit 5-Fluor-2'-desoxyuridin unterdrückt. Hiernach
wurde kein Pferdeserum mehr in das Kulturmedium eingebunden.
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Die
hierbei verwendeten Verfahren wurden im Detail bereits an anderer
Stelle veröffentlicht
(Wamil et al., Use-, concentration-, and voltage-dependent limitation
by MK-801 of action
potential firing frequency in mouse central neurons in cell culture,
J. Pharmacol. Exp. Ther. 260, 376–383 (1992)); Wamil et al.,
Phenytoin Blocks N-Methyl-D-Aspartate
Responses of Mouse Central Neurons, J. Pharmacol. Exp. Ther. 267,
218 (1993)). Vor Versuchsdurchführung
wurde das Kulturmedium durch modifizierte Dulbecco's phosphatgepufferte
Salzlösung
(mDPBS) ersetzt, die erhöhte
Mg2+-Konzentrationen
erhielt, um spontane synaptische Aktivität zu unterdrücken (Zusammensetzung
in millimolar: NaCl, 143,3; KCl, 4,2; CaCl2,
0,9; MgCl2, 1,0–7,0; und Glucose 5,6 in 9,5
mM Natriumphosphatpuffer bei pH 7,4). Die Kulturschale wurde in
ein Mikroinkubationssystem (PDMI-2, Medical Systems Corp., Greenvale,
NY) mit einer Temperatur, die durch eine bipolare Temperatursteuerung
(TC-202, Medical Systems Corp., Greenvale, NY) bei 37°C gehalten
wurde, auf der Haltevorrichtung eines Umkehrphasen-Kontrastmikroskops
(Nikon Diaphot 300) platziert. Die Zellen wurden kontinuierlich mit
mDPBS durchströmt.
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Während der
Experimente wurden einzelne Neuronen mit Mikroelektroden so durchbohrt,
dass intrazelluläre
Aufzeichnungen von transmembranem Potential durchgeführt werden
konnten. Ein Brückenkreislauf im
Verstärker
(Axoclamp 2B, Axon Instruments) ermöglichte gleichzeitige Injektion
von Strom und Aufzeichnung des Potentials.
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Bevor
die Wirkung von GABA auf das Membranpotential untersucht wurde,
wurde die Qualität
der Kulturen durch Anlegen (über
die Aufzeichnungselektrode) einer Reihe von depolarisierenden Stromimpulsen
von 400 ms Dauer und variabler Ampli tude, um übermäßige Aktionspotentiale (AP)
in Neuronen mit stabilen ruhenden Potentialen (Em),
die noch stärker
negativ als oder gleich –55
mV waren, zu wecken, ge- testet. Anhaltende wiederholte Abgabe von
Aktionspotentialen und die Em-Messung waren
Kriterien für
die Neuronenlebensfähigkeit.
Neuronen, die während
des Durchbohrens beschädigt
wurden, hatten geringes Ruhepotential, unterschreitende Aktionspotentiale,
deren Amplitude bei hyperpolarisierendem Stromfluss nicht anstieg,
und entweder eingeschränkte
Abgabe während
der Depolarisationsschritte oder äußerst schnelle spontane Abgabe
vor dem Verlust des Membranpotentials und dem Zelltod. Solche Durchbohrungen
wurden entfernt, und ein neues Neuron wurde für die Untersuchung ausgewählt.
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Neuronen
wurden durch direkte physische Kompression von Fortsätzen oder
Zellkörpern
durch eine wärmepolierte
Glasmikropipette verletzt. 5–10
Minuten nach Zufügung
der Verletzung und dann während
dieses und weiterer elektrophysiologischer Versuche wurde eine Gruppe
verletzter Neuronen CM101 (0,1 bis 6 μg/ml, Carbo-Med, Inc., Brentwood, TN) im Superfusat
ausgesetzt. Während
der Kulturphasen, die den Versuchen folgten, erhielten diese behandelten
Neuronen Kulturmedium, das mit 0,3 μg/ml CM101 ergänzt war. Die
andere Gruppe verletzter Neuronen wurde CM101 nicht ausgesetzt.
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Intrazelluläre Aufzeichnungen
von transmembranem Potential wurden 6 Stunden, 2 Tage und 5 Tage nach
der Verletzung und zu vergleichbaren Zeitpunkten an unverletzten
Kontrollneuronen durchgeführt.
Während
der Aufzeichnung wurden 10 μM
GABA (Research Biochemicals International, Natick, MA) durch 3 s Druckanlegung
aus einer stumpfen Mikropipette, die aus einer Spannungsklemmenelektrode
gemacht war, aufgebracht. Wirkstoffaufbringung wurde durch kontinuierliche
Perfusion mit wirkstofffreiem Puffer, der in der zur Richtung der
GABA-Auftragung entgegengesetzten Richtung einströmte, rasch
beendet.
-
Ergebnisse
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Wie
erwartet führte
das Aufbringen von 10 μM
GABA auf intakte Neuronen nach 12–16 Wochen in Kultur zu einer
Hyperpolarisation von 8,6 ± 0,7
SE mV für
10,0 ± 1,2
s (3A, D, G; Ruhemembranpotential, Em = –67,5 ± 2,7,
n = 10).
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Unbehandelte
Neuronen, die durch direkte physische Schädigung des Zellkörpers oder
der Fortsätze verletzt
wurden, werden durch eine 3-s-Druckanbringung von 10 μM GABA depolarisiert.
Sechs Stunden nach der Quetschverletzung eines Fortsatzes depolarisierte
GABA die neuronalen Membranen von traumatisierten Neuronen reversibel
um 30 bis 55 mV (3C). Sogar 2 und 5 Tage nach
Zufügung
der Verletzung verursachte frisches Aufbringen von 10 μM GABA Depolarisation
(3F bzw. I). Eine minimale Depolarisation von 20 mV
wurde an Tag 5 des Versuchs verzeichnet (3I). Somit
depolarisieren traumatisierte Neuronen in den Tagen nach einer Verletzung
als Reaktion auf GABA-Aufbringung weiter, wobei jedoch Amplitude
und Dauer der Depolarisation im Laufe der Zeit abnehmen.
-
Wurde
GABA 6 Stunden nach der Verletzung aufgetragen, so reagierten CM101-behandelte Neuronen
durch Depolarisation (3B). Diese Depolarisation war
in Bezug auf Amplitude und Dauer jener ähnlich, die unbehandelte verletzte
Neuronen bei Aussetzung gegenüber
GABA aufwiesen (vergleiche die 3B und 3C).
Nachdem Neuronen mit 0,3 μg/ml
CM101 zwei Tage lang nach der Verletzung behandelt worden waren,
verursachte GABA-Aufbringung Membrandepolarisation (3E).
Amplitude und Dauer der Depolarisation waren jedoch im Vergleich
zur Depolarisation von unbehandelten Neuronen zwei Tage nach der
Verletzung signifikant herabgesetzt (vergleiche die 3E und 3F).
Nach fünf
Tagen kontinuierlicher CM101-Aussetzung
nach Zufügung
der Verletzung reagierten die traumatisierten Neuronen auf GABA
mit einer geringfügigen
Depolarisation (2 bis 5 mV) und einer geringfügigen Hyperpolarisation (1
bis 3 mV) (3H). Diese Reaktion ist jener
Reaktion von nicht verletzten Neuronen auf GABA ähnlicher als jener Reaktion
auf GABA von unbehandelten Neuronen fünf Tage nach der Verletzung
(vergleiche 3H mit den 3G und 3I).
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Diese
Daten zeigen, dass die Wiederherstellung einer physiologisch normalen,
hyperpolarisierenden Reaktion auf GABA durch CM101 verbessert wird.
Somit werden Nervenverletzungen rascher ausgeheilt, wenn CM101 verabreicht
wird. Dies weist darauf hin, dass CM101 neuronale Regeneration fördert.
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Diese
Untersuchungen liefern In-vivo-, Ex-vivo- und In-vitro-Beweise für gesteigerte
neuronale Regeneration und Wiedererlangung physiologischer Funktionen
durch verletzte Neuronen, die mit CM101 behandelt werden. CM101-Behandlung
steigert die Wahrscheinlichkeit, dass Opfer von Verletzungen des
Zentralnervensystems ihre Verletzungen überleben und neuronale Funktionen
wiedererlangen, drastisch.
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Alle
in dieser Beschreibung erwähnten
Veröffentlichungen
und Patentanmeldungen sind hierin durch Verweis in dem Maße aufgenommen,
wie sie es wären,
wenn für
jede Veröffentlichung
oder Patentanmeldung spezifisch und einzeln angegeben worden wäre, dass
sie durch Verweis aufgenommen sind.
-
Nach
ausführlicher
Beschreibung der Erfindung wird es für Fachleute augenscheinlich
sein, dass zahlreiche Änderungen
und Modifikationen an dieser Erfindung vorgenommen werden können.