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Pilgerwarmwalzwerk Die Bestrebungen, in Pilgerwarmwalzwerken dünnere
Wandstärken zu walzen, als bisher als normal bezeichnet wurde, gehen weiter. Es
sind Verfahren bekanntgeworden, die den Walzdruck in den Pilgerkalibern ausgleichen
sollen. Diese Verfahren haben unbestreitbar zu einem gewissen Erfolg geführt, und
mit ihnen ist es gelungen, die bisherige Normalwandstärke um rund ein Drittel zu
unterschreiten.
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Diese neue Grenze, die sich herausgebildet hat, weiter zu unterschreiten,
scheitert an der Tatsache, daß selbst bei ausgeglichenem Walzdruck die Reibungsbeanspruchung
des Walzgutes einerseits im Kaliber der Walze und andererseits auf dem Dorn außerordentlich
groß ist. Das Unterschreiten dieser Grenze führt zu Querbrüchen und Rissen des Walzgutes.
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Die Reibungsbeanspruchung des Walzgutes im Kaliber der Walze erklärt
sich mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten derWalze im Kalibergrund und in
den Kaliberflanken. Da sich das Kaliber nur an einem Punkt des Umfangs ohne Gleiten
auf dem Walzgut abwickeln kann, gleitet die Walze unter hohem Walzdruck im Kalibergrund
in. der umgelehrten Richtung wie an den Kaliberflanken auf dein Walzgut und hat
dadurch außerordentliche' Zerrungsbeanspruchungen des Walzgutes zur Folge.
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DieseVerzerrungsbeanspruchung des Walzgutes durch die Walze findet
eine weitere Erhöhung durch den Reibungswiderstand, den der kalte Dorn dem Strecken
des Materials entgegensetzt. Der Dorn wird bei dem bisherigen Verfahren außerhalb
des Walzgerüstes mit einem Schmiermittel versehen, bevor die heiße Hülse aufgefädelt
wird.
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Die geschilderten Nachteile, die das bisherige Pilgern mit seinen
hohen Verzerrungsbeanspruchungen des Walzgutes kennzeichnet, sucht die Erfindung
wesentlich zu verringern bzw. auf ein Mindestmaß zu beschränken.
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Zur Lösung dieser Aufgabe sieht die Erfindung vor, daß während des
Walzens zwischen Walze und Walzgut einerseits und zwischen Dorn und Walzgut andererseits
oder an einer dieser beiden Stellen, zunächst gleichgültig auf welche Art, Schmiermittel
eingebracht werden. Hierdurch erfahren die Verzerrungsbeanspruchungen eine ganz
beträchtliche Herabsetzung, und das Walzen wesentlich dünnerer Wandstärken wird
möglich. Weiterhin hat die Erfindung den Vorzug, daß die vom Motor abzugebende Leistung
ebenfalls eine erhebliche Verringerung durch Absinken der Reibungsarbeit im Kaliber
erfährt.
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Eine besondere Ausbildungsform der Erfindung besteht darin, daß nur
zwischen bestimmte Kaliberteile der Walze und dem Walzgut die Schmiermittel eingebracht
werden. Beispielsweise kann man die Schmiermittel nur zwischen den Kalibergrund
und das Walzgut bringen. Die Folge davon ist die, daß sich der Punkt, an dem sich
das Kaliber ohne Gleiten auf dem Walzgut abwickelt,
stark in die
Kaliberflanken verschiebt. Der Angriff der Walze auf das Walzgut und damit der Pilgerkopf
wird also erheblich länger, was wiederum eine Verteilung der Walzarbeit auf ein
längeres Arbeitsstück, ein Sinken des Walzdruckes und der Antriebsleistung zur Folge
hat.
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Diese Tatsache ist für vorhandene Pilgerwalzwerke von größter Bedeutung;
denn einerseits kann man in den Fällen, in denen das Walzen bestimmter Abmessungen
wegen zu geringer Antriebsleistung des Motors unmöglich war, das Walzprogramm der
Straße ohne Gefahr erweitern, und andererseits kann man bei genügender Stärke des
Antriebs dem Walzgut einen wesentlich größeren Vorschub geben, die Walzleistung
pro Walzhub erheblich steigern und mithin die Wirtschaftlichkeit der Anlage heben.
Um den Materialverlust durch die schwere Ausbildung.,des Pilgerkopfes zu vermeiden,
wird die Schmierung des Kalibers in den letzten Pilgerschlägen unterlassen bzw.
in die Flanken. des Kalibers verlegt.
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In Sonderfällen kann es ratsam erscheinen, den Hub des Walzgutes zu
verringern und den Angriff der Walzen auf einem möglichst kurzen Stück des Walzgutes
erfolgen zu lassen. In diesem Falle erhalten lediglich die Kaliberflanken eine Schmierung.
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Die hohe mechanische Beanspruchung des Walzgutes durch den Reibungswiderstand
des Dornes wird erfindungsgemäß durch eine Schmierung der Dornstange von innen während
des Walzens verringert. Hierbei ist vorgesehen, daß entweder die Schmiervorrichtung
selbsttätig durch die Bewegung des Vorholgestänges oder durch einen besonderen Antrieb
erfolgt.
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Als Schmiermittel kann erfindungsgemäß Metallstaub oder irgendein
anderes geeignetes Schmiermittel Anwendung finden, das gegebenenfalls in Verbindung
mit einer nicht brennbaren klebrigen Flüssigkeit auf die zu schmierenden Flächen
aufgebracht wird.
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Auf den Zeichnungen sind verschiedene Beispiele von Vorrichtungen
zur Ausführung des Verfahrens schematisch dargestellt.
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Abb. i zeigt im Schnitt und Abb.2 in der Ansicht eine Einspritzvorrichtung
für das Schmiermaterial mit je einer Einspritzdüse, die die ganze Kaliberbreite
bestreicht. Die Walzen W drehen sich in der angegebenen Pfeilrichtung i - und 2.
Der' Hohlkörper H wird in der Pfeilrichtung 3 auf dem Dorn D gestreckt. Die Einspritzdüsen
Ei und E. bestreichen die ganze Kaliberbreite b. Das Schmiermittel wird den Einspritzdüsen
durch die gemeinsame Rohrleitung R zugeleitet, die durch den Sperrhahn A geöffnet
und geschlossen wird. In dem dargestellten Beispiel wird das öffnen und Schließen
des Hahns selbsttätig in Abhängigkeit von der Umdrehung der Walze durch die Kurvenscheibe
S in Verbindung mit dem Hebel C und der Feder F betätigt.
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Abb. 3 zeigt eine Anordnung, bei der das Schmiermittel nur in den
Kalibergrund der Walze gebracht wird. Die Düse bestreicht nur die Kaliberbreite
bi.
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Abb. q. zeigt die ausschließliche Schmierung der Kaliberflanken mit
den Düsen von der Breite f.
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Abb. 5 zeigt die Schmierung des Dornes D, auf dem der Hohlkörper H
ausgewalzt wird. Der Dorn D ist mit radialen Schmierbohrungen B versehen. Der Dorn
ist mit einer axialen Bohrung G versehen. Die Zuführung des Schmiermittels geschieht
durch die Schmierleitung L. Die Kupplung der Schmierleitung mit dein Dorn geschieht
durch den Kegel K, der durch die Feder 111 gegen den Dorn gepreßt wird.
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Abb. 6 und 7 zeigen zwei Ausführungsbeispiele, wie das Schmiermaterial
in den Dorn hineingepreßt wird. In Abb.6 ist die Büchse P, die mit dem Dornhalter
T durch Gewinde A verbunden ist, gegen Drehung durch den Nocken N, der sich
in der Nut n führt, gesichert. Da sich der Dornhalter mit der Sperrung des- Dorngestänges
bei jedem Walzhub um go° dreht, schraubt sich die Büchse P mit jeder Sperrung vor
und preßt dadurch, das in dem Hohlraum O befindliche Schmiermittel in den Dorn hinein.
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Abb. 7 zeigt eine Preßvorrichtung, bei der durch das feststehende
Teleskoprohr t mit Hilfe zweier Kugelventile k1 und k= bei dem Leerhub des Dorngestänges
das Schmiermittel aus dem Schmiermittelbehälter p in den Hohlraum o gesaugt und
bei dem Walzhub in den Dorn hineingepreßt wird.