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Rohrpostanlage, deren Weichen durch die Büchsen eingestellt werden
Bekannt ist es, Fahrzeuge elektrisch, beispielsweise durch Hertzsche Wellen, zu
steuern. Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge ohne feste Führungsbahnen, und die
Richtungsänderung erfolgt während der Fahrt durch elektrische Ferneinstellung der
am Fahrzeug befindlichen Steuermittel. Müssen die Fahrzeuge oder Fördermittel in
Führungsbahnen bewegt werden, wie bei den Rohrpostanlagen, so kann die Ablenkung
aus der Fahrtrichtung nur mit Hilfe von Weichen erfolgen. Auch diese sind bereits
elektrisch umgestellt worden, beispielsweise durch Druckknopfsteuerungen, bei denen
die Weichen durch Kabelleitungen mit einer Stelle oder mit den einzelnen Poststellen
verbunden sind. Die elektrische Umstellung kann auch drahtlos erfolgen, wie bei
den zuerst genannten Fahrzeugen. Diese Art der Steuerung erspart nicht nur die teuren
Kabelleitungen, sondern vermindert auch Störungsquellen, die sich aus der Benutzung
von in die Fahrbahn ragenden Kontakten, besonderer Stromduellen an den Weichen,
aus der Berührung des Fördermittels mit Ablenkmitteln u. dgl. ergeben. Trotz dieser
Vorteile hat diese elektrische Steuerungsmethode keine praktische Anwendung gefunden,
weil es nicht möglich ist, die Fördermittel unmittelbar hintereinander abzuschicken,
und zwar deshalb nicht, weil die Umstellung schon bei Abgang des Fördermittels und
nicht erst beim Durcheilen der Weiche erfolgt. Soll dies erreicht werden, so darf
man keine Fernwirkung benutzen, sondern das Fördermittel selbst muß ein charakteristisches
Merkmal erhalten, das nur an einer bestimmten Stelle wirksam wird. So hat man beispielsweise
bei Rohrpostanlagen an den* Ablenkstellen Doppelhebel benutzt, die nur bei einer
bestimmten Länge der Büchse eine Richtungsänderung veranlassen. Man hat ferner auf
die Rohrpostbüchse einstellbare Ringe gesetzt, die entweder Kontakte umschalten
oder selbst leitend zwei Kontakte miteinander verbinden und damit einen galvanischen
Stromfluß zustande bringen. In allen Fällen tritt eine körperliche Berührung des
Fördermittels mit Teilen der Ablenkstellen ein, und man ist infolgedessen gezwungen,
die Fahrzeit herabzusetzen, weil die Rohrpostbüchsen bei großer Geschwindigkeit
die in die Fahrbahn ragenden mechanischen Teile der Weiche zerstören. Man hat sich
vergeblich bemüht, diesen Nachteil zu beseitigen und die Wirtschaftlichkeit der
Anlage durch rasche Aufeinanderfolge der Fördermittel zu sichern.
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Hier setzt die Erfindung ein. Sie vermeidet die Fernwirkung und gibt
dem Fördermittel selbst ein charakteristisches Merkmal, um die Richtungsänderung
erst an der Ablenkungsstelle zu erzielen. Das charakteristische Merkmal
wirkt
aber nicht mehr mechanisch, sondern elektromagnetisch, und beseitigt dadurch die
Berührung zwischen Fördermittel und Ablenkungsteilen.
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Das Wesen der Erfindung liegt darin, daß zum Stellen der Weichen elektromagnetische
Kraftlinien verwendet werden, die durch an den Weichenanlagen angeordnete, von elektrischen
Wechselströmen durchflossene Spulen erzeugt werden und auf Spulen einwirken, die
auf den Büchsen angeordnet sind, und daß die Auswahl der Zielstation durch Abstimmung
der auf den Büchsen angeordneten Spulenkreise auf die Frequenz der jeweils gewünschten
Zielstation erfolgt. Die dadurch erreichten Vorteile sind folgende: Die Rohrpostbüchsen
können in beliebiger Reihenfolge unmittelbar nacheinander mit großer Geschwindigkeit
abgeschickt werden, weil die mechanischen Berührungen zwischen Fördermittel und
Ablenkstelle vermindert werden. Dadurch werden auch die Rohrpostbüchsen wesentlich
geschont.
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Die Zeichnung veranschaulicht Ausführungsbeispiele der Erfindung.
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Abb. i ist ein Schema eines Beispiels der neuen Rohrpostanlage; Abb.
a zeigt eine in dieser Anlage verwendbare Rohrpostbüchse, teilweise in einem Längsschnitt;
Abb. 3 und q. sind Schemas je eines anderen Beispiels.
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In Abb. i bedeutet R den ringförmigen Rohrstrang einer Rohrpostleitung,
auf dem die Poststellen I, 1I, III und IV liegen. Jede Poststelle hat ein Ausgangsrohr
A und ein Eingangsrohr E. Der Verkehr zwischen diesen Poststellen wird in
bekannter Art durch die in Abb. z dargestellte Rohrpostbüchse bewirkt. Dieselbe
besteht aus einer Hülse H, die an dem einen Ende den Dichtungsring L trägt, während
ihr anderes Ende durch die Kappe I( verschlossen wird. Derartige Büchsen werden
nun beispielsweise bei der Poststelle I (Abb. i) beim Senden in den Rohrstutzen
E gesteckt und mittels Druck- oder Saugluft in der Richtung des Pfeiles durch die
Rohrleitung R weiterbefördert.
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Damit die Büchse eine bestimmte Poststelle erreicht, wird ihr vor
Absendung eine bestimmte elektrische Charakteristik gegeben in Form eines hochfrequent
abgestimmten Schwingungskreises. Derselbe wird, wie in Abb. z dargestellt, auf einfache
Art, beispielsweise in der Lederkappe 1( der Büchse angebracht und besteht aus der
entsprechenden Anzahl Drahtwindungen W in Verbindung mit einem kleinen Kondensator;
letzterer kann auch wegfallen, falls die Schwingungsspule genügende Eigenkapazität
besitzt. Es besitzt also jede Poststelle eine bestimmte Anzahl von Verschlußkappen,
welche einen auf eine bestimmte Wellenlänge abgestimmten Schwingungskreis enthalten.
In den Rohrleitungen selbst befindet sich unmittelbar vor jeder der Poststellen
I, II, III und IV ein kurzer isolierter Rohrstutzen, der ebenfalls von einer Spule
umschlossen wird, die in Verbindung mit einem Kondensator einen Schwingungskreis
bildet. Jeder Poststelle ist ferner eine bestimmte Wellenlänge zugeordnet. Wie in
Abb. i angedeutet, hat die Poststelle I am Isolierstutzen den Schwingungskreis mit
der Wellenlänge X1, die Poststelle 1I den Schwingungskreis mit der Wellenlänge X2,
die Poststelle III den Schwingungskreis mit der Wellenlänge a3 usf. Die das Rohr
durcheilende Büchse muß auf ihrem Wege nacheinander an den verschiedenen Schwingungskreisen
der einzelnen Poststellen vorbeifahren, und es ist klar, daß sie an derjenigen Station
eine bestimmte elektrische Wirkung auslösen muß, bei der sich der Schwingungskreis
der Poststelle mit dem Schwingungskreis der Büchse in Resonanz befindet, beide also
gleiche Wellenlänge besitzen. Diese Wirkung kann entweder unmittelbar oder durch
entsprechende Verstärkung dazu benutzt werden, die Weiche der Empfangsstelle einzustellen
und die Büchse hierdurch herauszuschleudern.
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Der Vorgang ist nun der: Beispielsweise die Poststelle I will je eine
Büchse nach den Poststellen II, III und IV senden. Dann versieht der betreffende
Beamte die Büchsen mit je einer Kappe, die dem Schwingungskreise der Poststellen
II, III und IV entspricht. Die Büchsen können nun nacheinander in den Einlauf E
der Poststelle I eingeführt und abgesandt werden. Die Büchsen für die Poststellen
IV und III gehen ohne Wirkung an dem Schwingungskreis X2 der Poststelle 1I vorbei,
während die für -die Poststelle II bestimmte Büchse durch die Resonanzwirkung die
Auswurfschleuse der Poststelle II einstellt. Dasselbe wiederholt sich für die anderen
Büchsen beim Anlangen an ihrer Bestimmungsstelle. Auf diese Weise ist es möglich,
ohne mechanische Kontakte durch Hochfrequenzwirkung das Förderungsgut zu steuern.
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Durch die Anwendung der Hochfrequenz zum Aufprägen einer elektrischen
Charakteristik ist aber noch ein anderer Vorteil geboten. Es kann nämlich nicht
nur eine Hauptstelle nach verschiedenen Unterstellen ihre Post absenden, sondern
jede einzelne Poststelle wird zu einer Hauptpoststelle und kann unabhängig von den
anderen jederzeit empfangen -und absenden.
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Zu diesem Zwecke ist nur nötig, daß die Büchse dann abgesandt wird,
wenn sowohl vor als hinter der Poststelle eine gewisse Strecke frei ist, um zu verhindern,
daß die
abgesandte Büchse etwa in dem Augenblick in den Rohrkanal
eintritt, in welchem gerade eine fremde Büchse die Weiche durchfährt.
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Ein Beispiel dieses Erfindungsgedankens zeigt Abb.3. Es bedeutet I
die Poststelle, R den Rohrkanal, der Pfeil die Förderrichtung, Cl einen Rohrkontakt
vor der Poststelle und C@ einen Rohrkontakt hinter der Poststelle, die in Wirkung
treten, sobald die Büchse die betreffende Stelle durchfährt. Al ist der der Poststelle
zugeordnete Schwingungskreis ; A ist der Ausgang; E ist der Eingang; Z, ist die
Empfangsklappe, welche durch den Magneten Ml gesteuert wird, und Z2 ist die Sendeklappe,
welche durch den Magneten M2 gesteuert wird; P5 ist die abzusendende Büchse, welche
bereits in dem Eingangsrohr E absendebereit steckt. Kommt jetzt beispielsweise eine
Büchse in der Pfeilrichtung an, welche für die Poststelle I bestimmt ist, so wird
der Kontakt Cl geöffnet, der Schwingungskreis X1 beeinflußt, hierdurch der Magnet
l111 erregt und die Auswurfschleuse Z, eingestellt, die Büchse wird in der Poststelle
I ausgeworfen. Unmittelbar danach schließt sich wieder die Auswurfklappe Z1, und
der vorher geöffnete Kontakt Cl wird wieder geschlossen. Der Magnet M2, welcher
die Sendeklappe Z2 steuert, steht mit dem Kontakt Cl derartig in Verbindung, daß
er nur bei geschlossenem Kontakt C bewegt werden kann, d. h. also, daß die Sendeklappe
Z2 nur dann geöffnet werden kann, wenn der Kontakt Cl geschlossen ist. Der durch
den Vorbeigang einer Büchse geöffnete Kontakt Cl wird wieder geschlossen, sobald
die Büchse bei A ausgeworfen wurde oder nach Durchfahrt durch die Poststelle den
Kontakt C2 berührt hat. Auf diese Weise ist es also unmöglich, daß die im Rohrstutzen
E steckende Büchse P5 abgesandt wird, solange sich eine Büchse auf der Strecke zwischen
den Kontakten Cl und C2 befindet.
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Eine weitere Ausführungsform zum Einstellen der Steuerung mittels
abgestimmter Hochfrequenzspulen zeigt Abb. q.. Es ist nämlich nicht nötig, daß die
mit einem Schwingungskreis S versehene Büchse P eine das Rohr R umschließende Spule
durcheilt, sondern es können auch zwei getrennte Schwingungskreise S, und S2 seitlich
oder hintereinander am Rohr angeordnet sein, die beim Vorbeigang der Resonanzbüchse
gegenseitig in Wirkung gebracht werden können. Grundsätzlich kommt es also immer
darauf an, daß beim Vorbeigang des Fördergutes die abgestimmten Schwingungskreise
einander beeinflussen.