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Dispergiermittel Dispersionen von in Wasser schwer oder unlöslichen
oder damit nicht mischbaren flüssien oder festen Stoffen pflegt man mit Hilfe' von
Substanzen .mit Seifencharakter herzustellen. Feste Stoffe werden dabei in geschmolzenem
Zustande oder in einem Lösungsmittel gelöst verwendet. Die so hergestellten Dispersionen
genügen jedoch in bezug auf Haltbarkeit und feine Verteilung in den meisten Fällen
nicht den Ansprüchen der Praxis.
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Es wurde nun gefunden, daß man aus in Wasser schwer oder unlöslichen
oder damit nicht mischbaren flüssigen oder festen Stoffen, wie Ölen, Fetten, Wachsen
pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Ursprungs, Kohlenwasserstoffen, Paraffinen,
Alkoholen, betonen, Estern usw., sehr wertvolle Dispersionen erhalten kann, die
die genannten -Nachteile nicht besitzen, sondern sich durch einen außerordentlich
hohen Verteilungsgrad und große Beständigkeit, auch nach dem Verdünnen mit Wasser,
auszeichnen, wenn man bei deren Herstellung als Dispergiermittel Gemische aus Sulfosäuren
höher molekularer organischer Verbindungen mit hohem Dispergiervermögen, mit Ausnahme
der Sulfonierungsprodukte von Mineralölen, oder deren Salzen und gelatinierbaren
Stoffen, wie Leim, Gelatine u. dgl., oder wasserlöslichen Gummiarten, wie Gummiarabikum,
oder anderen ähnlichen Körpern verwendet. Die genannten Gemische, deren Bestandteile
als Dispergiermittel an sich bekannt sind, können auf verschiedene Weise hergestellt
werden, z. B. durch Vermischen der wäßrigen Lösungen der einzelnen Bestandteile,
wobei diese wasserhaltigen Gemische als solche benutzt werden können, oder aber
auch durch Eindampfen der erhaltenen wäßrigen Lösungen, zweckmäßig bei niederen
Temperaturen, Trocknen im Vakuum und Pulvern. Das trockene Pulver kann als solches
oder nach dem Wiederauflösen im Wasser verwendet werden. Man kann auch fein gemahlenen
Leim oder ähnliche Stoffe mit den Sulfosäuren oder deren Salzen in Abwesenheit von
Lösungsmitteln vermischen und erhält so ohne weiteres wasserfreie Produkte, die,
wie oben erwähnt, Verwendung finden können. Es ist auch möglich, die Bestandteile
der Dispergiermittel bei der Herstellung von Dispersionen getrennt zuzusetzen und
so das Dispergiermittel während des Dispergiervorgangs selbst zu erzeugen.
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Die mit Hilfe der beschriebenen Dispergiermittel hergestellten Dispersionen
sind sehr beständig, vielfach sogar gegen Säuren; sie können erforderlichenfalls
in vollkommen neutraler Form hergestellt werden und lassen sich mit Vorteil, z.
B. in der Textilindustrie, besonders beim Imprägnieren, Schmälzen, ,Spinnen, Ölen,
Leimen, Drucken, Wasserdichtmachen usw., aber auch in anderen Industriezweigen
überall
da mit Vorteil benutzen, wo es auf die- Verwendung fein verteilter Stoffe aller
Art ankommt.
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Unter echten Sulfön Säuren höher molekularer organischer Verbindungen
soll hier Sulfitablauge nicht verstanden werden.
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Beispiel i 4o Teile einer 7oprozentigen Paste aus dem -Natriumsalz
einer propylierten Naphthalinsulfosäure (Patent 336 558) werden mit Zoo Teilen Wasser
gleichmäßig verrührt und mit einer warmen Lösung von 8o Teilen Knochenleim in etwa
i8o Teilen Wasser versetzt. Das so erhaltene Dispergiermittel eignet sich ausgezeichnet
zur Herstellung von Emulsionen bzw. Suspensionen. Trägt man z. B. in dasselbe unter
Rühren allmählich i6oo Teile Olivenöl ein, so erhält man nach einiger Zeit eine
salbenartige Masse, die sich durch Einrühren in Wasser zu einer dünnflüssigen weißen
Milch zerteilen läßt.
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An Stelle des genannten Natriumsalzes der propylierten Naphthalinsulfosäure
kann man auch Salze anderer Sulfosäuren mit seifenartigen Eigenschaften benutzen.
Leim kann durch andere gelatinierbare Mittel, z. B. durch Gelatine oder auch durch
Gummiarabikum, ersetzt werden. An Stelle von Olivenöl können auch andere Öle, wie
Rizinusöl, Leinöl, Mineralöle, ölsäure usw., dispergiert werden.
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Beispiel 2 io Teile einer 7oprozentigen Paste des Natriumsalzes einer
propylierten Naplithalinsulfosäure werden mit ioo Teilen Wasser verrührt und mit
einer Lösung von 2o Teilen Knochenleim in 45 Teilen Wasser versetzt. Mit Hilfe dieses
Produktes gelingt es leicht, haltbare Dispersionen aus Paraffin herzustellen. Man
verrührt zu diesem Zwecke 2o Teile geschmolzenen Paraffins mit dem obigen Produkt
und erhält eine weiße zähe Masse, die, mit Wasser verdünnt, haltbare Dispersionen
liefert.
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Beispiel 3 300 Volumenteile einer 2oprozentigen Leimlösung
werden mit der Lösung von 3o Gewichtsteilen des Natriumsalzes einer propylierten
Naphthalinsulfosäure in i5o Teilen Wasser vermischt. Das erhaltene Produkt eignet
sich ausgezeichnet zum Emulgieren von Mineralöl. Durch lebhaftes Verrühren obiger
Mischung mit 450 Volumenteilen Mineralöl erhält man eine salbenartige Masse, die,
mit Farbstoffen, Farblacken, Pigmenten, Ruß usw. verrieben und mit Wasser auf geeignete
Konsistenz verdünnt, eine für graphische Zwecke, z. B. Tiefdruck, geeignete, sich
nicht entmischende Druckfarbe liefert. Die in den Beispielen genannten Mengenverhältnisse
können in weiten Grenzen variiert werden. Ebenso können an Stelle von Mineralölen
andere in der graphischen Industrie gebräuchlichen Öle, Firnisse usw, Verwendung
finden. Das Natriumsalz der propylierten Naphthalinsulfosäurekann auch durch etwa
die gleiche Menge des Natriumsalzes einer butylierten Naphthalinsulfosäure, der
n-Diamylnaphthylaminsulfosäure oder der Dibutylsulfanilsäure ersetzt werden.
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Beispiel 4 2o Teile des Natriumsalzes einer durch Sulfieren von Kolophonium
erhaltenen Harzsulfosäure werden in 4o Teilen Wasser gelöst, mit einer Lösung von
.Io Teilen Leim in i2o Teilen Wasser vermischt und auf dem Wasserbad bei möglichst
niederer Temperatur eingeengt, im Vakuum zur Trockne eingedampft und gepulvert.
i Teil des so erhaltenen Dispergiermittels, gelöst in 3 Teilen Wasser, vermag z.
B. 15 Teile Olivenöl haltbar zu emulgieren.
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Beispiel s Lösungen von 2,5 Gewichtsteilen Dimethylcellulose in ioo
Teilen Wasser und von 2,5 Gewichtsteilen des Natriumsalzes einer propylierten Naphthalinsulfosäure
in 25 Teilen Wasser werden miteinander vermischt und mit 175 Teilen Wasser
verdünnt. Das so erhaltene Produkt eignet sich vorzüglich zur Herstellung von Emulsionen
und Suspensionen. Läßt man z. B. in das gewonnene Dispergiermittel unter ständigem
Rühren 8o Gewichtsteile Olein einlaufen, so erhält man nach einiger Zeit eine vollständig
gleichmäßige Emulsion, die beispielsweise als Spinnschmälze, wie üblich,,verwendet
werden kann.
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Beispiel 6 i Teil des Natriumsalzes einer propylierten Naphthalinsulfosäure
wird mit 3 Teilen Leim vermischt und diese Mischung in 16 Teilen heißen Wassers
gelöst. Das erhaltene Produkt eignet sich vorzüglich zur Herstellung von Dispersionen,
die zum Wasserdichtmachen von Geweben verwendet werden können. Vermischt man beispielsweise
4oTeile einer gesättigten Lösung von fettsaurer Tonerde in organischen Lösungsmittelu,
z. B. in Paraffinöl oder geschmolzenem Paraffin oder Gemischen solcher mit obigem
Produkt, so erhält man eine Dispersion, die mit Wasser beliebig verdünnt werden
kann. Zieht man in einer solchen verdünnten Dispersion Textilien einige Zeit um,
so zeigen diese nach dem Abschleudern und Trocknen eine ausgezeichnete
Wasserdichtigkeit.
Dabei ist es 9 leich-iiltig, ob das verwendete Lösungsmittel Z,
nach
dem Trocknen auf der Faser zurückbleibt, wie dies z. B. bei Paraffinöl der Fall
ist, oder ob es, wie Benzin u. dgl., flüchtig ist. Das genannte Dispergiermittel
ist in gleicher Weise auch geeignet, Harze, Leinöl usw., evtl. auch unter Zusatz
von Trockenstoffen oder anderen lackbildenden Substanzen, wie Celluloseabkömmlingen,
Kunstharzen usw., in feine Verteilung zu überführen und zum Imprägnieren von Textilien
geeignet zti machen.
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Beispiel 7 1 Teil des Natriumsalzes einer propylierten aplithalinsulfosäure
wird zusammen. mit 4. Teilen Knochenleim in cgoo Teilen Wasser gelöst. Das erhaltene
Produkt ist ein ausgezeichnetes Dispergiermittel. Löst man in diesem io Teile Seife
auf und fügt dann eine Lösung von 15 Teilen Alaun in ioo Teilen Wasser hinzu, so
erhält man eine äußerst feine Dispersion von fettsaurem Aluminium, mit Hilfe derer
man Baumwollstoffe oder Wollstoffe durch 2o Minuten langes Behandeln bei gewöhnlicher
Temperatur und nachfolgendes Zentrifugieren und Trocknen wasserdicht machen kann.
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Beispiel 8 Teile des N atriumsalzes einer (echten) i ilsulfosiiure,
wie sie beispielsweise nach Benedikt u. Ulzer, Monatshefte f. Chemie, 1857, Nr.
8, S. 2Io, hergestellt «-erden kann, werden zusammen mit 1 5 Teilen Gelatine in
8o Teilen Wasser gelöst. Das erhaltene Produkt ist ein ausgezeichnetes Dispergiermittel
für die verschiedensten Stoffe. Zur Herstellung von derartigen Mitteln kann man
an Stelle des Natriumsalzes der Sulfoölsäure in gleicher Weise auch die Salze anderer
aliphatischer echter Sulfosäuren mit Netz- und Dispergiervermögen sowie die den
Salzen zugrunde liegenden freien Säuren, wie Sulfopalmitinsäure, Sulfostearinsäure,
Cetvlsulfosäure usw., die z. B. nach dem Verfahren von Reychler, Kolloid-Zeitschrift,
Bd. 12, S.78, erhältlich sind, verwenden.