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Sprengkapsel Die bis jetzt allgemein üblichen Sprengkapselarten sowie
deren verschiedene Ladungen haben, wie allgemein bekannt, noch ganz erhebliche Mängel,
und es kommt sehr oft vor, daß die Sprengkapseln bei Sprengungen nicht vollständig
durchdetoniert werden und dadurch Sprengschüsse in Bohrlöchern steckenbleiben bzw.
unvollkommen detonieren. Die Sprengkapselgrößen und Lademengen setzt ein Syndikat
der Hersteller fest und müssen hierbei Vorschriften der Bergbehörde in bezug auf
innere und äußere Abmessungen unter Anlehnung an den Durchmesser der Zündschnüre
berücksichtigt werden. Die Sprengkapseln sind in Größen von i bis io eingeteilt.
und der Durchmesser derselben ist im Verhältnis zur Länge nur sehr gering. Als Beispiel
soll nachstehend immer die Sprengkapsel Nr. 8 mit einem Durchmesser von 6,5 bis
7 mm und einer Länge von 45 mm berücksichtigt -werden.
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Die Ladung der Sprengkapsel hat im Laufe der Zeit öfter gewechselt,
und wurden früher die Sprengkapseln meistens nur mit Knallquecksilber allein oder
mit Zusatz von Knallquecksilber-Kaliumchloratmischung geladen. Neuerdings werden
hauptsächlich Nitrokörper als Sekundärladung und ein Zündsatz von Knallquecksilber
oder Bleiazid als Primärladung verwendet. Die normale Ladung der Sprengkapsel Nr.8
besteht aus folgenden Mengen: o,85 g Nitrokörper + o,a. bis o,5 g Knallquecksilber
oder 0,85 g Nitrokörper -#- 0,3 g Bleiazid. Da man an die Abmessungen der
Sprengkapseln gebunden ist, hat man versucht, eine größere Initialwirkung durch
die Sekundärladung selbst dadurch zu erzielen, daß man an Stelle von Trotyl Tetryl
wählte und die Komprimierung der Sekundärladung wesentlich verstärkte.
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Außerdem versuchte man, durch Eindrülcken des Bodens der Sprengkapsel
nach innen beim Pressen einen erhöhten Initialimpuls herbeizuführen. Beim Beschuß
auf der Bleiplatte zeigte es sich bei diesen Kapseln, daß der Durchschlag etwas
größer ist als bei normalen Kapseln, jedoch war der Hauptzweck, eine sicher detonierbare
Kapsel zii schaffen, hierdurch nicht gegeben.
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Es wurde ferner eine Sprengkapsel bekannt, bei der der untere Teil
der Nitrokörperladung sehr hoch und der obere Teil normal eingepreßt ist. Auf der
Bleiplatte geschossen, mag dies den Anschein erwecken, als ob dadurch eine bessere
Wirkung erzielt wird: jedoch in der Wirkung ist sie normalen Kapseln nicht überlegen.
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Durch Versuche wurde nun eine Sprengkapselladung gefunden, die unbedingt
eine sichere Detonation und außerdem einen wesentlich verstärkten Initialimpuls
zur Folge hat. Es wurde festgestellt, daß die sichere Detonation sich nur einzig
und allein dann erzielen läßt, wenn sowohl die Primärladung als auch die Sekundärladung
geteilt in die Kapsel eingeladen werden. Die Ladung wird bei der neuen Kapsel so
vorgenommen, daß
auf eine Primärladung immer eine Sekundärladung
folgt und diese Primär- oder Sekundärfadung^ je nach der Höhe der Kapsel zwei-bzw.
dreimal übereihäridergeladen wird. Bei einer'Kapsel, die also eine dreifache Ladung
erhält, sind in der Reihenfolge folgende Ladungen auszuführen: Primär-Sekundär-,
Primär-Sekundär-, Primär-Sekundär-Ladung. Durch diese Unterteilung der Gesamtladung
in Teilladungen wird der der Primärladung innewohnende Initialimpuls, selbst bei
Kapseln mit langer Primärladung, in voller Höhe erhalten, was bei Kapseln mit nur
einer Sekundär- und Primärladung nicht der Fall ist und auch nicht sein kann. Es
wird also mit der kleinstmöglichen Menge an Primärladung (zu verstehen als Grenzladung
sowohl als auch praktisch kleinstmögliche Ladung) die größtmögliche Menge Sekundärladung
sicher initiiert und mit größter Wirkung vollkommen durchdetoniert. Die Idealladung
dieser Kapselart würde darin liegen, daß man kleinstmögliche Mengen Primärladung
mit der für diese Mengen als Grenzladung größtzulässigen Menge an Sekundärladung
zusammenbringt und diese Art der Reihenfolge sich beliebig oft in der Kapsel wiederholen
läßt. Praktisch ist diese Idealladung nicht gut durchführbar, da sich der Aufladung
allzu kleiner Mengen Sekundärladung Schwierigkeiten entgegenstellen. Durch die Trennung
der Ladung der Sprengkapseln in mehrere Einzelladungen in der Reihenfolge: Primär-Sekundär-,
Primär usw., wie oben, wurden im Vergleichsschießen mit Kapseln von nur einer einzigen
Primär- und Sekundärladung folgende Resultate erzielt: AlteLadungI Ladung der Sprengkapsel:
o,85 g Trinitrotoluol, o,2 g Bleiazid. Beim Beschuß von 5-mm-Bleiplatte bleibt der
untere Teil der Sprengkapsel von 5 mm Höhe mit dem geladenen Trinitrotoluol auf
der Bleiplatte-stehen. Es war also nur ein Teil des Trinitrotoluols von den o,2
g Bleiazid zur Detonation gebracht worden.
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NeueLadung I Ladung der Sprengkapsel: 0,45 g T rinitrotoluol, 0,1o
g Bleiazid, 0,4o g Trinitrotoluol, o, r o g Bleiazid. Beim Beschuß auf der 5-mm-Bleiplatte
wurde dieselbe glatt durchschlagen, und ist dies ein Zeichen, daß die Sprengkapsel
vollständig detoniert wurde, und zwar mit hoher Brisanz.
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Alte Ladung 1I Ladung der Sprengkapsel: 0,85g Trinitrot01u01,
0,15g Bleiazid. Beim Beschuß auf der 5-mm-Bleiplatte blieb der untere Teil
der Sprengkapsel auf der Bleiplatte in Höhe von 7 mm mit dem geladenen Trinitrotoluol
stehen. Es gab also nur Teildetonation.
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Neue Ladung II Ladung der Sprengkapsel: 0,45 g Trinitrot01u01, 0,05
g Bleiazid, 0,40 g Trinitrotoluol, 0,1o g Bleiazid. Mit dieser Ladung wurde die
5 mm-Bleiplatte noch glatt durchsöhlagen, was ebenfalls eine vollkommene Detonation
mit hoher Brisanz bezeugt.
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AIteLadung III Ladung der Sprengkapsel: o,85 g Trinitrot01u01, o,13
g Bleiazid. Beim Beschuß auf der 5-mm-Bleiplatte blieb die Kupferkapsel mit dem
geladenen Trinitrotoluol' mit 19 mm Länge stehen, ein Zeichen, daß nur das
Bleiazid und eine ganz kleine Menge der Primärladung beim Zünden zur Detonation
kam.
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Neue Ladung III Ladung der Sprengkapseln: 0,45g Trinitrot01u01, 0,03
g Bleiazid, 0,40 g Trinitrotoluol, 0,1o g Bleiazid. Beim Beschuß auf 5-mm-Bleiplatte
zeigte es sich, daß die Kapsel vollständig detonierte, jedoch nicht mehr die Kraft
hatte, die Bleiplatte zu durchschlagen. Es dürfte also nach der neuen Methode hier
die Grenzladung liegen, wohingegen nach der bekannten Methode die Grenzladung über
0,2 g Bleiazid liegt. Es ist besonders zu bemerken, daß alle Kapseln ohne Innenhütchen
geschlossen und die Ladung bei normalem Druck gepreßt wurden. Die Versuche wurden
verschiedentlich durchgeführt und ergaben immer dasselbe Bild.