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Oberleitung für elektrische Bahnen Die elektrischen Verkehrsmittel
für den Straßen- und Überlandverkehr teilt man in Schienenfahrzeuge und gleislose
Fahrzeuge ein. Zur ersteren Gruppe gehört die Straßenbahn und zur letzteren der
Oberleitungsomnibus. Beim Straßenbahnbetrieb bedient man sich für die Stromzuleitung
eines oder mehrerer als Oberleitung verlegter Leitungsdrähte (Fahrdrähte) und als
Rückleitung der Schienen. Dagegen verwendet man beim Oberleitungsomnibusbetrieb
außer für die Zuleitung auch für die Rückleitung einen eigenen Leitungsdraht. Beide
Leitungsdrähte werden kurz mit Plus- und Minusleitung bezeichnet. Die Stromentnahme
erfolgt bei der Straßenbahnm4ttels Biiig e1- oder Rollenstromabnehmers und bei dem
Oberleitungsomnibus mittels eines Rollenstromabnehmers für die Plus- und eines weiteren
für die Minusleitung oder mittels eines auf beiden Leitungen fahrbaren Stromabnehmerwagens.
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Schließt man nun an ein bestehendes, mit Bügelstromabnehmern befahrenes
Straßenbahnnetz Neubau oder Vorortsstrecken an, auf denen Oberleitungsomnibusse
verkehren, so ist es sehr erwünscht, neben dem Straßenbahnverkehr gleichzeitig den
Verkehr mit Oberleitungsomnibussen wenigstens auf gewissen Strecken des Straßenbahnnetzes
aufzunehmen, um ein Umsteigen der Fahrgäste zu vermeiden. Werden die Oberleitungsomnibusse
während der betriebsfreien Stunden in einem Straßenbahnbahnhof untergebracht, so
ist es ebenfalls zweckmäßig, wenn für diese Fahrzeuge keine vollständig neue Oberleitungsanlage
verlegt werden muß, sondern zur Hin- und Rückfahrt die bereits vorhandene Straßenbahnfahrleitung
mitbenutzt werden kann.
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Man bediente sich bisher in solchen Fällen eines Schleppkontaktes
aus einer Kette mit mehreren zylindrischen Eisenstücken, der in der Schienenrille
nachschleift, während man die Plusstromabnehmerstange an den Leitungsdraht legte
und die Minusstromabnehmerstange davon abzog. Diese Vorrichtung besitzt jedoch den
Nachteil, daß der Schleppkontakt in Weichen und Kreuzungen vom Schaffner mit einer
Stange geführt werden muß. Außerdem hat das Auslegen und Einziehen des Schleppkontaktes
und das Auslegen und Abziehen der Stromabnehmerstangen einen unerwünschten Zeitauf-,vand
zur Folge.
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Eine wesentlich bessere Lösung dieser Aufgabe wird dadurch erreicht,
daß man die beiden verschiedenpoligen Fahrdrähte der gleislosen Bahn in an und für
sich bekannter Weise in verschiedenen Höhen verlegte, so daß das mit Bügelstromabnehmern
ausgerüstete Straßenbahnfahrzeug nur mit dem tiefer liegenden Fahrdraht in Kontakt
gebracht werden konnte. Der Höhenunterschied der beiden Fahrdrähte wurde dabei so
bemessen, daß eine Überbrückung der beiden Leitungsdrähte durch den Bügelstromabnehmer
unmöglich
ist. Um eine gleichmäßige Abnutzung des Bügelschleifstückes zu erreichen, wird,
wie allgemein üblich, die tiefer liegende Leitung über der Gleismitte im Zickzack
geführt, während der. höher verlegte, nur von dem Rollenstromabnehmer des gleislosen
Fahrzeuges bestrichene Fahrdraht in einer Geraden verlegt wird. Zweckmäßig werden
für jede Fahrtrichtung zwei einander zugeordnete Plus- und Minusleitungen verwendet,
wobei entweder die Plus- oder die Minusleitungen einander zugekehrt sein können.
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Zur Aufhängung einer derartigen Fahrleitung an Auslegern oder Querspanndrähten
dienen Fahrdrahthalter. Gemäß der Erfindung werden zwei einander zugeordnete Plus-und
Minusleitungen durch ein Verbindungsstück zu einem Doppelhalter vereinigt. Dieses
Verbindungsstück, das mit den Fahrdrahthaltern aus einem Stück bestehen oder sie
schellenartig umfassen kann, ist derart ausgebildet, daß dadurch die beiden Fahrdrahthalter
in ihrer Seiten- und Höhenlage zueinander festgelegt sind und die Bolzen der Fahrdrahthalter
zueinander parallel gestellt werden. Zur Abstützung gegen den Spanndraht und zur
Erzielung der senkrechten Stellung des Fahrdrahtbalterbolzens bei den verschiedensten
Belastungsverhältnissen wird das Verbindungsstück zweckmäßig beiderseits in bekannter
Weise mit verstellbaren Armen versehen. Dadurch ist es möglich, das Verbindungsstück
einheitlich für die Aufhängung der einander zugeordneten Plus- und Minusleitungen
in der Geraden und für den seitlichen Abzug der Fahrleitungen in Kurven zu verwenden.
Bei der Aufhängung der Leitungen am Ausleger kann auf die Arme verzichtet werden.
Um trotzdem eine Senkrechtstellung des Fahrdrahtbolzens zu gewährleisten, wird am
Ausleger eine Vorrichtung, bestehend aus zwei Armen, angebracht, an denen der Doppelhalter
regelbar aufgehängt wird. Selbstverständlich :können die Leitungen auch mittels
voneinander abhängiger Fahrdrahthalter aufgehängt werden. Es bedarf hierzu lediglich
entsprechend gestellter Arme an den Fahrdrahthaltern, um die Plus-und Minusleitungen
in ihren Stützpunkten verschieden hoch zu lagern. Die Arme können fest und verstellbar
oder teils fest, teils verstellbar sein. Wird diese Aufhängeart in der Kurve gewählt,
so greifen an den Fahrdrahthaltern aus den Leitungszügen resultierende Horizontalzüge
an, die auf die Fahrdrahthalter ein Moment ausüben. Diese Momente können zu gefährlichen
Überbeanspruchungen des Spanndrahtes und der Aufhängeorgane führen. Gemäß der weiteren
Ausbildung der Erfindung erfolgt die Verbindung der beiden Fahrdrahthalter zweier
jeweils einander zugeordneter Plus- und Minusleitungen in der Weise, daß sich die
Momente, die durch die beiden Horizontalzüge hervorgerufen werden, aufheben. Zu
diesem Zweck werden die einander zugekehrten Arme der beiden Fahrdrahthalter so
gestellt, daß die Enden der Arme auf der Resultierenden aus den beiden Horizontalzügen
liegen.
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Bei Ausweichungen, Abzweigungen und Kreuzungen muß die an der höher
gelegenen Minusleitung laufende Stromabnehmerrolle des Oberleitungsomnibusses die
tiefer gelegene Plusleitung passieren.
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Es ist eine Kreuzung zwischen den Oberleitungen von Schienen- und
gleislosen Fahrzeugen bekannt, wobei die Schienenfahrzeuge mit Rollenstromabnehmern,
die gleislosen Fahrzeuge dagegen mit einem Bügelstromabnehmer besonderer Konstruktion
versehen sind. Die Schleiffläche des Bügelstromabnehmers besteht, der doppelpoligen
Fahrleitung entsprechend, aus zwei voneinander isolierten Stücken und ist in der
Mitte mit einem aus Isoliermaterial bestehenden besonderen Führungsteil versehen.
Das Kreuzungsstück ist nun derartig gebaut, daß die beiden Rollenfahrleitungen des
Schienenfahrzeuges in höher liegenden Kanälen geführt werden, zu deren beiden Seiten
schräg nach unten gerichtete Laufflächen angeordnet sind. Die senkrecht zu diesen
Fahrdrähten kreuzende Fahrleitung der gleislosen Bahn wird an beiden Enden des Kreuzungsstückes
abgefangen. Die voneinander isolierten Schleifkufen des Kreuzungsstückes vermitteln
den Übergang des Bügelstromabnehmers in der Weise, daß das oben beschriebene, in
der Mitte des Stromabnehmers angebrachte Führungsteil auf den schräg nach unten
gerichteten Laufflächen gleitet, bis die eigentliche Schleiffläche den Kanal der
Rollenfahrleitung passiert hat. Dadurch wird ein Befahren des Kreuzungsstückes in
beiden Richtungen ermöglicht.
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Demgegenüber schafft die Erfindung ein Kreuzungsstück, bei dem der
Übergang der kreuzenden Stromabnehmer in einer Ebene erfolgt. Dies wird dadurch
bewirkt, daß die Stromabnehmerrolle von der höher liegenden Leitung auf eine Vorrichtung
aufläuft, auf der sie sich um den Höhenunterschied der kreuzenden Leitungen nach
abwärts bewegt und von der sie wieder auf den höher liegenden Fahrdraht zurückläuft.
Nach der Erfindung wird hierzu eine mit einem Auflauf- bzw. Ablaufende versehene
hochkant gestellte Leiste angeordnet, die mit ihren Enden zu beiden Seiten der kreuzenden
Plusleitungen in die Minusleitung eingeschaltet wird. Diese Leiste wird der weiterenErfindung
gemäß isolierend,
und zwar am besten aus Pockholz, hergestellt,
um einen Kurzschluß der Plusleitung mit der Minusleitung infolge der Überbrückung
der Plusleitung und der Leiste durch den Bügelstromabnehmer der Straßenbahn zu verhindern.
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In der Zeichnung ist die Erfindung an verschiedenen Ausführungsbeispielen
erläutert. In der Fig. r sind je zwei zugeordnete, am Querspanndraht aufgehängte
Plus- und Minusleitungen mit erfindungsgemäß getroffener Leitungsdrahtanordnung
bei entgegengesetzten Fahrrichtungen in der Perspektive dargestellt. Die Fig. 2
zeigt dieselbe Aufhängung in der geraden Strecke, die Fig. g in der Kurve in Vorderansicht.
Die Fig.4 und 5 veranschaulichen die Leitungen bei seitlichem Abzug mittels Spanndraht.
Es besteht jedoch insofern ein Unterschied in der Leitungsführung, als in den Fig.
z und 5 die Minusleitungen und in den Fig. z bis 4 die Plusleitungen der beiden
Leitungspaare einander zugekehrt sind. Die Fig. 6 zeigt ein in der geraden Strecke
am Ausleger aufgehängtes Leitungspaar und die Fig. 7 zwei in der Kurve am Querspanndraht
aufgehängte Leitungspaare in Vorderansicht. Endlich ist in der Fig. 8 eine Kreuzung
zweier Leitungspaare in der Perspektive dargestellt.
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In sämtlichen Figuren bezeichnen a die Plusleitungen und b die Minusleitungen,
c die Fahrdrahthalter und d die zum Fahrdrahthalter gehörigen Arme. Gemäß der Fig.
r werden die beiden aus Plus- und Minusleitung a und b bestehenden
Leitungspaare in der einen Fahrrichtung (rechts) von den Rollenstromabnehmern h
und i eines Oberleitungsomnibusses befahren, während die Plusleitung a des
zweiten Leitungspaares in der entgegengesetzten Fahrrichtung (links) von dem Bügelstromabnehmer
k eines Straßenbahnbetriebwagens befahren wird.
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In dieser wie in den folgenden Bauarten nach den Fig. 2 bis 5 sind
die beiden Fahrdrahthalter c eines Leitungspaares mittels eines geneigten Zwischenstückes
e zu einem Doppelhalter vereinigt. Dieses Zwischenstück verleiht den beiden Fahrdrahthalterbolzen
f eine parallele Stellung und erteilt den beiden Leitungen a und
b eine verschiedene Höhenlage. Die Abstützung der Fahrdrahthalter c am Spanndraht
g erfolgt mittels der Arme d. Die Senkrechtstellung der Fahrdrahthalterbolzen f
wird durch die Verstellbarkeit der Arme d gewährleistet. Gemäß den Fig. 4 und 5
bedarf es nur eines Armes d für das am Ende des Spanndrahtes befestigte Fahrdrahthalteraggregat.
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In der Fig. 6 ist veranschaulicht, wie die Leitungen an zwei armlosen,
mittels Zwischenstückes e vereinigten Fahr drahtbaltern c befestigt sind. Die beiden
Fahr drahthalter sind hier mittels zweier auf dem Ausleger n verschiebbarer Arme
1, m aufgehängt. Urn die Fahrdrahthalterbolzen f senkrecht einstellen zu
können, sind die Aufhängeorgane o an den Armen 1, m verschiebbar befestigt.
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Für die Aufhängung der Leitungen nach Fig. 7 werden voneinander unabhängige,
mit_ verschieden gestellten Armen d versehene Fahrdrahthalter c verwendet. Diese
Arme können fest, verstellbar oder teils fest, teils verstellbar sein. Die Verwendung
eines Fahrdrahthalters, dessen beide Arme verstellbar sind, genügt ein einziger,
einheitlich ausgeführter Fahrdrahthalter, mit dem die Leitungsdrähte verschieden
hoch gelagert werden können. Um die Momente eines Leitungspaares, die bei vorhandenem
Seitenzug der Leitungsdrähte auftreten, aufzuheben, werden die Leitungsdrähte a
und b gleich weit von der Achse A-A distanziert und abgestützt.
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Bei der Ausführung nach Fig. 8 kreuzen sich zwei Leitungspaare rechtwinklig.
Die Kreuzung der beiden Minusleitungen wird durch ein Kreuz aus Pockholzleisten
gebildet. Das Mittelstück r des Kreuzes ist wie die übrigen Kreuzungspunktes und
t für Rolle und Bügel befahrbar. p sind Auflauf- und Ablaufleisten für die Rolle,
und q sind Zwischenleisten.
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Es versteht sich von selbst, daß, abgesehen von den hier beschriebenen
Ausführungen, die Erfindung auch andere Ausführungsformen umfaßt, die auf dem gleichen
Grundgedanken beruhen. So kann die Erfindung auch auf Kettenfahrleitungen übertragen
werden. In diesem Falle wird man sich zur Aufhängung der Plus- und Minusleitung
am besten eines um den Höhenunterschied derselben gekröpften Distanzstückes bedienen,
das die Leitungen mittels an seinen Enden angebrachter isolierter Klemmen trägt
und in der üblichen Weise mittels Hängedraht 2,m Tragseil aufgehängt wird.