DE49280C - Neuerung im Verfahren zur Abscheidung des Chlors aus Gasgemischen unter gleichzeitiger Verdichtung des Chlors zur Flüssigkeit, und Apparat hierzu - Google Patents

Neuerung im Verfahren zur Abscheidung des Chlors aus Gasgemischen unter gleichzeitiger Verdichtung des Chlors zur Flüssigkeit, und Apparat hierzu

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DE49280C
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Dr. CH. HEINZER-LING in Biedenkopf, Hessen-Nassau
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KAISERLICHES
PATENTAMT.
Es ist eine bekannte Thatsache, dafs die Abscheidung des Chlors aus Gasgemischen, in welchen nur geringe Mengen von Chlorgas enthalten sind, mit grofsen Schwierigkeiten verbunden ist.
Durch das nachstehend beschriebene Verfahren soll das in geringen Mengen in Gasgemischen enthaltene Chlorgas abgeschieden und gleichzeitig zur Flüssigkeit verdichtet werden , so dafs am Ende des neuen Verfahrens das Chlor als Flüssigkeit oder als fester Körper (Chlorhydrat) gewonnen wird.
Dieses neue Verfahren der Chlorgewinnung besteht darin, dafs das chlorhaltige Gasgemisch durch Luft- oder Wasserkühlung auf die gewöhnliche Temperatur gebracht und demselben durch concentrirte Schwefelsäure oder Chlorcalcium der Wassergehalt nach Möglichkeit entzogen wird. Hierauf wird das trockene Gasgemisch mittelst Luftpumpe abgesaugt und auf ι Y2 bis 3 '/2 Atmosphären comprimirt.
Diesem comprimirten Gasgemisch wird die durch die Compression entstandene Wärme mittelst Wasser oder Luftkühlung entzogen, und hierauf das auf die gewöhnliche Lufttemperatur abgekühlte Gasgemisch in einem besonderen Luftkühlapparat auf— 30 bis — 500C. abgekühlt und in einen Condensator geführt, woselbst es sich auf geringeren Druck ausdehnen kann. Die durch die Abnahme der Spannung erzeugte Temperaturerniedrigung bewirkt die Verdichtung (die Veränderung des Aggregatzustaiides) und Abscheidung des Chlors im flüssigen Zustande aus dem Gasgemisch.
Das aus dem Condensator entweichende, vom Chlor so weit als möglich befreite sehr kalte Gasgemisch wird in den Luftkühler geleitet und dient daselbst zur Kühlung des comprimirten chlorhaltigen Gasgemisches.
Der bei diesem Verfahren in Anwendung, kommende Apparat ist in beiliegender Zeichnung in Fig. ι in der Ansicht mit theilweisem Schnitt, in Fig. 2 im Horizontalschnitt mit theilweiser Ansicht und in Fig. 3 im Querschnitt dargestellt.
In dieser Zeichnung bedeuten die Buchstaben:
A den Ofen oder Apparat, aus welchem die chlorhaltigen Gase bezw. das Gasgemisch entnommen werden,
B das Abzugsrohr für die Gase,
C den Luftkühler,
D den Entwässerungsthurm für die Gase,
E die Luft- bezw. Compressionspumpe,
F den Wasserkühler,
G den Luftkühler,
H den Condensator.
Der Betrieb des vorbezeichneten Verfahrens mit dem in Zeichnung dargestellten Apparat verläuft in folgender Weise:
Die in dem Ofen oder Apparat A erzeugten chlorhaltigen Gase bezw. das Gasgemisch werden durch das Abzugsrohr B in die schlangenförmige Rohrleitung des Luftkühlers C geleitet, woselbst sie bis ziemlich auf die gewöhnliche Lufttemperatur abgekühlt werden, indem durch ein Gebläse bei α frische atmosphärische Luft zugeführt wird, welche die
schlangenförmige Rohrleitung B umspült und bei b wieder nach aufsen gelangt.
Von dem Luftkühler C tritt bei c das gekühlte Gasgemisch in den Entwässerungsthurm Z), in welchem es mit Wasser entziehenden Substanzen, als concentrirter Schwefelsäure, Chlorcalcium etc., in Berührung gebracht und ihm der Wassergehalt nach Möglichkeit entzogen wird.
Von dem Entwässerungsthurm D wird das Gasgemisch durch Rohr e mittelst der Luftbezw. „Compressionspumpe E abgesaugt, auf I1Z2 bis 31Z2 Atmosphären comprimirt und durch Rohr/ in den Wasserkühler .Fgedrückt. In diesem Wasserkühler F wird dem Gasgemisch die durch die Compression entstandene Wärme entzogen und das Gasgemisch so weit abgekühlt, dafs es möglichst die gewöhnliche Lufttemperatur wieder annimmt.
• Nach dem Durchtritt des Gasgemisches durch den Wasserkühler gelangt das Gasgemisch durch Rohr g in den Luftkühler G, dessen über einander liegende Kühlrohre (Fig. 3) durch eine Scheidewand getrennt sind, und bei welchen das Gasgemisch bei h ein- und bei i austritt. In diesem Luftkühler G wird das Gasgemisch stark gekühlt und auf eine Temperatur gebracht, die 30 bis 500C. unter Null liegt.
Von diesem Luftkühler G gelangt das stark gekühlte Gasgemisch durch Rohr i und Ventil η in den zweitheiligen Condensator H, Fig. 1, welcher mit mittlerer verticaler Scheidewand und zickzackförmigen Horizontalwä'nden versehen ist. Der Condensator H hat über dem eigentlichen Boden eine durchlochte Abtropfplatte k, durch welche das zur Flüssigkeit verdichtete und vom Gasgemisch abgeschiedene Chlor abfliefst und sich auf dem Boden des Condensators H ansammelt, woselbst es durch Hahn / abgelassen werden kann.
Der Uebergang des gasförmigen Chlors in den flüssigen Zustand und die Abscheidung desselben aus dem Gasgemisch ist eine Folge der durch die Abnahme der Spannung im Condensator erzeugten Temperaturerniedrigung.
Die aus dem Condensator H durch Rohr m und Ventil η abziehenden sehr kalten Gase werden in den Luftkühler G zurückgeführt und daselbst zum Umspülen und Kühlen der schlangenartigen Rohrleitung benutzt.
Enthalten die aus dem Ofen oder Apparat entnommenen chlorhaltigen Gase bezw. das Gasgemisch Salzsäure, so mufs dieselbe durch Wasser nach der Luftkühlung in C entfernt werden. In diesem Falle schaltet man alsdann zweckmäfsig zwischen Luftkühler C und Entwässerungsthurm D einen mit Koksstücken angefüllten Thurm ein, in welchem das durchstreichende Gasgemisch durch entgegeiirieselndes Wasser entsäuert wird. Das zur Entsäuerung dienende Wasser kann so lange benutzt werden, als es noch Salzsäure aufnimmt.
Um die Entwässerung des Gasgemisches möglichst vollkommen zu erreichen, empfiehlt es sich, dasselbe, bevor es in den Entwässerungsthurm D tritt, durch einen Thurm streichen zu lassen, in welchem über einander gestellte, mit Chlorcalcium belegte Hürden aufgestellt sind.
Das am Boden des Condensators H sich ansammelnde flüssige Chlor kann direct aus demselben in geeignete Gefäfse gefüllt und als flüssiges Chlor im Handel verwendet werden. Auch kann dasselbe in einem anderen· geeigneten Räume mit einer bestimmten Menge Wasser zusammengebracht und in festes Chlorhydrat übergeführt werden, welches als solches in den Handel gebracht werden kann.
Endlich kann man auch das flüssige Chlor aus dem Condensator direct zur Herstellung von chlorsauren Salzen benutzen.
Selbstverständlich kann an Stelle der Luftkühler C und G jede andere bekannte Kühlvorrichtung und an Stelle des Wasserkühlers F auch ein geeigneter Luftkühler verwendet werden, ohne dafs das Wesen der eigentlichen Erfindung irgendwie verändert wird.

Claims (2)

Patent-Ansprüche:
1. Das Verfahren, chlorhaltige Gasgemische durch Luft- oder Wasserkühlung abzukühlen , dieselben alsdann zu entsäuern, zu entwässern und auf 1 y, bis 3 Y2 Atmosphären zu comprimiren, wonach das Gasgemisch durch Abkühlung auf eine Temperatur von — 30 bis — 50 ° gebracht und in einem Condensator auf Atmosphärendruck expandirt wird, zum Zweck, das im Gasgemisch enthaltene Chlorgas infolge der durch die Abnahme der Spannung erzeugten Temperaturerniedrigung zu verdichten und von dem Gasgemisch im flüssigen oder festen Zustande abzuscheiden.
2. Zur Ausführung des durch Anspruch 1. gekennzeichneten Verfahrens ein Apparat, bestellend aus dem Luft- oder Wasserkühler C, dem Entwässerungsthurm D, dem Compressor E, dem Luft- oder Wasserkühler F, dem Luftkühler G und dem Condensator H, aus welchem die kalten, entchlorten Abgase als Kühlmittel nach dem Luftkühler G zurückgeführt werden können.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
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