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Verfahren zur Herstellung jodhaltiger Hormonpräparate Ein großer Teil
der Wirksamkeit gewisser Organe mit innerer Sekretion beruht auf dem Einfluß, welchen
diese auf die Steigerung des Stoffwechsels ausüben. Von anorganischen Elementen
ist die den Stoffwechsel überaus steigernde Wirkung des Jods bekannt und therapeutisch
verwendet. Ein Zusammentreffen dieser beiden Faktoren findet in der Schilddrüse
statt, demjenigen Organ, das als Jodüberträger und als den Stoffwvechsel steigernd
früher hauptsächlich in Betracht kam. Das Vorkommen von Jod in allen anderen Organen
hat wegen seiner äußerst geringen Menge biologisch keine wesentliche Bedeutung.
Es lag nun nahe, zu untersuchen, ob diese nahezu jodfreien Organe auch imstande
sind, Jod zu binden, und ob diese Jodbindung weiterhin ihre. Wirksamkeit steigern
kann. In der Tat hat es sich gezeigt, daß man durch Kombination von Jod in Form
chemischer Anlagerung die therapeutische Wirksamkeit solcher innersekretorischer
Organe erhöhen kann. Es soll dahingestellt bleiben, worauf die Bindungsfähigkeit
dieser Organe an Jod beruht. Jedenfalls ist eine solche noch niemals technisch ausgeführt
worden oder irgendwie beschrieben. Unter Ausschaltung der Schilddrüse als an und
für sich jodhaltigem Organ wurde das Verhalten von Jod zu den anderen innersekretorischen
Organen untersucht. Es ist demnach festzustellen, daß das Wesen der vorliegenden.
Erfindung auf =der tatsächlichen Erhöhung des Jodgehalts der von natürlich gebundenem
Jod nahezu freien hormonhaltigen Organe durch Anlagerung künstlich zugeführter Jodmengen
in berechneter Menge beruht.
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An sich ist es natürlich lange bekannt, daß gewisse Stoffe Jod binden.
Alle Fette und. fettähnlichen Körper lagern Jod an. Die Hüblsche Jodzahl spielt
ja bei ihrer Erkennung eine gewisse Rolle. Ferner sind auch einige Gruppen des Eiweißmoleküls
imstande, Jod zu binden. Es sind solche Eiweißpräparate von hohem Jodgehalt (170/0)
hergestellt worden, z. B. nach den Methoden von Blum, Liebreich, Hopkins, V a u
b e 1 u. a. Diese organischen Jodverbinduing en sollten als Ersatz für Jodalkalien
in der Jodtherapie dienen mit mehr oder weniger Erfolg.
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Das ist an und für sich ganz bekannt, und dies bezweckt auch das Verfahren
der Patentschrift 36z 896 K1. 3oh. Nach dieser werden Ersatzmittel für Jodalkalien
durch jodierung natürlicher Nahrungsmittel, welche Fett, Lipoid und Eiweißstoffe
in natürlichem Zusammenhang enthalten, wie Eigelb, Gehirn und Rückenmarksubstanz,
in wäßriger Suspension mit alkoholischer Jodlösung bei Siedetemperatur erhalten.
Hierbei werden alle jodaddierenden Stoffe jodiert; Eiweiß, Gehirn usw. spielen lediglich
die Rolle unreiner Fettstoffe und sind als solche Träger des Jods. Die unübersehbaren
Spaltungen und Oxydationen, die diese Träger bei der Jodierung erleiden müssen,
spielen gar keine
Rolle. Es handelt sich nur um möglichst hochjudierte
Produkte.
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Bei den Produkten des vorliegenden Verfahrens kommt es aber nicht
wie bei, dien bekannten Jodpräparaten darauf an, mit ihrer Hilfe dem menschlichen
Körper möglichst große Jodmengen in irgendeiner der bekannten Formen zuzuführen,
sondern daß nach ihrer Verabreichung eine tatsächliche Jodretention stattfindet.
Es sollen weiterhin nicht Eiweiß- oder Fettstoffe oder beliebige Bestandteile des
tierischen Körpers jodiert werden, sondern ausschließlich Drüsen mit innerer Sekretion
(ausgenommen Schilddrüse), di;e an und für sich schon therapeutisch wirksam sind
und deren Wirksamkeit durch Jodanlagerung gesteigert werden soll. Durch die Einführung
von Jod rin diese Drüsen, welche dem Körper als natürliche Jodspeicher und Überträger
dienen, wird die Jodrebention erleichtert und die Tätigkeit des Stoffwechsels erhöht.
Das vorliegende Verfahren wendlet also die an und für sich bekannte Eigenschaft
der Jodaddition an Eiweißstoffe zum erstenmal nur für solche Drüsen mit innerer
Sekretion und spezifischer Wirkung an, die an und für sich nahezu frei von natürlit
h gebundener Jod sind. Es muß selbstverständlich darauf geachtet werden, die teilweise
recht empfindlichen Stoffe, welche die wirksamen Substanzen der Drüsen enthalten,
zu schonen. Hitze und scharfe chemische Angriffe sind bei der Jodierung zu vermeiden.
Es ist auch durchaus. nicht angebracht, die Drüsenstoffe bis zur Sättigung zu jodieren
und so zu spalten. Schon geringe Mengen angelagerten Jods genügten. Das wird auch
durch die Arbeiten von Hildebrandt, Neißer und A. L ö w y bestätigt, in denen die
günstige Wirkung kleiner und kleinster Jodmengen in Verbindung mit Organtherapie
hervorgehoben ist.
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Das Verfahren. wird so ausgeführt, daß man auf den Brei innersekretorischer
Drüsen oder auf deren Auszüge mit Ausnahme der Schilddrüse Jod meiner Form einwirken
läßßt, die es gestattet, die Jodmengen genau zu dosieren.
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Läißt man. also auf fein gemahlenen OrganbTei bei gewöhnlicher Temperatur
bestimmte Mengen Jod in der Farm von alkoholischer Jodlösung einwirken, rührt fortwährend,
bezüglich läßt stehen, so lagert sich das Jod an. Man hat es auf diese Weise in
der Hand; Präparate von genau bestimmtem Jodgehalt herzustellen:.
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Als Nebenwirkung tritt eigne bei den stark fäulnisfähigen Organen
sehr erwünschte längere Konservierung der Organmassen ein.
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Zwar haben bereits C r a w f o r d und. Ost .e n. b e r g (vgl. The
American Journal of Pharmacy Bd. 86 [igiq.] S. 3o2) aus einem Auszug der Hypophyse,
also auch einem ebenfalls von natürlich gebundenem Jod freien hormonhaltigen Organ,
durch Fällung mit Jodjodkalium und Zersetzung des Niederschlages mit schwefliger
Säure den bekannten wirksamen Bestandteil der Hypophyse abgetrennt, der von anderer
Seihe aus den Fällungen des Auszuges mit Phosphorwolframsäure bzw. mit Pikrins;äure
gewonnen werden konnte. Bei drein durch Fällungen mix Jodjodkalium intermediär entstehenden
Niederschlag, _ der in der angeführten Veröffentlichung weder durch seinen Jodgehalt
noch durch Angabe seiner sonstigen chemischen und physikalischen Eigenschaften näher
gekennzeichnet ist, handelt es sich jedoch offenbar um eine labile, Jod leicht wieder
abspaltende Doppelverbindung, wie solche bekanntlich auch bei dien Fällungen der
Lösungen von Eiweißstoffen, Alkaloiden oder anderen organischen Basen mit Jodjodkalium,
Phosphorwolframsäure, Pikrinsäure, Quecksilberchlorid, Tannin o. dgl. gebildet werden,
keinesfalls aber um ein Jod in fester Form und Bindung enthaltendes Produkt. Es
war demgegenüber auch nicht vorauszusehen, wie sich die Hypophyse selbst oder aus
ihr erhältliche Auszüge bzw. andere nahezu jodfreie Organe, wie Testikel, Ovarien,
Milz, Nebennieren, Thymus- und Pankreasdrüsen oder deren Auszüge, gegenüber alkoholischer
Jodlösung unter den oben angeführten Bedingungen verhalten würden. Bei der Empfindlichkeit
vieler Hormone gegen chemische Reagenzien erscheint es ferner überraschend, daß
ihre Wirksamkeit bei der Jodierung der sie enthaltenden Organe nicht beeinträchtigt
wird.
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Der Durchschnittsgehalt der innersekretorischenOrganre an Trockensubstanz
schwankt zwischen etwa 17 bis 25 _%. Für die nachstehenden Beispiele wird ein DuTchschnittsgehalt
von etwa 2o % angenommen, was ungefähr der Wirklichkeit entspricht. Auf diesen Prozentsatz
ist auch die zugeführte Menge von Jod umgerechnet.
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Beispiel i ioo g Ovarien präpariert und fein zerteilt, die etwa
20g Trockensubstanz enthalten, werden mit io ccm einer 2oprozentigen alkoholischen
Jodlösung bei gewöhnlicher Temperatur innig verrührt. Farbe und Geruch des Jods
verschwindet sehr bald. Nach erfolgter Aplagamng streicht man in dünner ;Schicht
auf Platten. und trocknet bei etwa q.0° im Vakuum oder mit warmem Luftstrom und
zerkleinert. Nach Zerkleinerung erhält man etwa 20 g eines dunkelglelben Pulvers
mit einem Gehalt vorn 0,2g oder i % Jod. .
Beispiel 25og
Thymusdrüse werden zerkleinert und von Häuten, Sehnen und Adern befreit. Der feine
Brei beträgt etwa Zoo g und wird mit 2o ccm einer 2prozentigen Jodlösung bei gewöhnlicher
Temperatur verrührt. Nach Verschwinden des Jods -erfolgt die weitere Behandlung
wie im Beispiel i.
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Ausbeute: 4o g eines gelblichen Pulvers, enthaltend 0,4 g Jod = i
o'o.
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,Beispiel 3 Hoden vom Stier, Schwein oder Schaf werden enthäutet und
von den Nebenhoden befreit, dann fein zerkleinert. 5009, entsPmechend etwa
ioog Trockensubstanz, mischt man innig mit 5o ccm einer 24prozentigen Jodlösung.
Das Jod ist nach einigen Minuten verschwunden Die Masse wird wie oben beschrieben
getrocknet. Man erhält ioog eines hellgrauen Pulvers, enthaltend i g Jod = i %.