DE476382C

DE476382C - Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen

Info

Publication number: DE476382C
Application number: DEI29963D
Authority: DE
Inventors: Dr Christian Hansen
Original assignee: IG Farbenindustrie AG
Current assignee: IG Farbenindustrie AG
Priority date: 1927-01-09
Filing date: 1927-01-09
Publication date: 1929-05-16

Description

Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen Es ist bisher nicht gelungen, die Gewinnung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nmit Hilfe von Polythionatlösungen technisch durchzuführen, da die Umsetzungsgeschwindigkeit der sich dabei abspielenden Reaktionen, insbesondere diejenige zwischen Schwefelwasserstoff und Polythionatlösungen, bei den im allgemeinen in den in Frage kommenden Kohlengasen vorhandenen Ammoniakmengen zu gering ist.
Es wurde nun gefunden, daß der Absorptionsvorgang sich technisch durchführbar gestalten läßt, wenn das im Gase vorhandene Ammoniak vor der Waschung des Gases mit Poiythionatlösung teilweise oder ganz abgeschieden und der Waschprozeß in zwei Unterstufen zerlegt wird, dergestalt, daß das vorabgeschiedene Ammoniak nur der zweiten Stufe zugeführt wird. Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Absorptionsfähigkeit von Polythionatlösungen für Schwefelwasserstoff ohne Rücksicht auf einen. mehr oder weniger großen Gehalt des Gases an Kohlendioxyd außerordentlich ansteigt, wenn die Polythionatlösung neutral oder noch besser schwach alkalisch gehalten wird. Dies ist bei gewöhnlicher Temperatur dann der Fall, wenn der Waschflüssigkeit je Mol zu absorbierenden Schwefelwasserstoffes mehr als z Mol Ammoniak zugeführt wird. Da die in den meisten Kohlengasen enthaltenen Ammoniakmengeri wesentlich geringer sind, muß der Waschprozeß daher in zwei Stufen zerlegt werden, wobei in der ersten Stufe das teilweise oder ganz von Ammoniak befreite Gas durch Waschen mit einer P.olythionatlösung von einem Teil seines Schwefelwasserstoffgehaltes befreit und der Reist in der zweiten Stufe ebenfalls durch Waschen mit Polythionatlösung, aber unter Zusatz von so viel Ammoniak, daß eine neutrale oder schwach alkalische Reaktion bestehen bleibt, entfernt wird. Die in der Vorstufe abzuscheidende Menge Schwefelwasserstoff muß dabei so bemessen werden, daß auf den Rest mindestens z Mol Ammoniak pro Mol Schwefelwasserstoff verfügbar bleiben.
Der Waschprozeß der ersten Stufe kann auch so ausgeführt werden, daß die aus der in der zweiten Stufe benutzten Polythionatlösung entstehende Thiosulfatlösung in der ersten Stufe zur Vorwaschung unter Zusatz von schwefliger Säure dient, wobei der Zusatz der letzteren entweder zum Gase oder zur Flüssigkeit in der Wascheinrichtung selbst oder gesondert erfolgen kann. In diesem Falle erübrigt sich die getrennte Herstellung des Polythionates aus dem. in der zweiten Stufe erhaltenen Thiosulfat vermittels schwefliger Säure, da sich bei ausreichender Zufuhr von schwefliger Säure zur ersten Stufe hier aus dem Thiosulfat bereits mehr oder weniger Polythionat bildet, so daß die hier anfallende Waschflüssigkeit als solche auch in der zweiten Stufe benutzt werden kann.
Beide Waschstufen können ihrerseits wieder in. Unterstufen zerlegt werden. In diesem Falle kann z. B. bei Verwendung der zuletzt angegebenen Vorwaschung mit Thiosulfat unter Zusatz von schwefliger Säure die erste Unterstufe damit betrieben werden, während die zweite Unterstufe eine Polythionatlösung als Waschflüssigkeit erhält.
Falls .eine getrennte Regenerierung der Thiosulfatlösung zu Polythionat finit schwefliger Säure oder solche enthaltenden Gasen beabsichtigt wird, kann der hier nicht adsorbierte Anteil der schwefligen Säure im Waschprozeß selbst an anderer Stelle nutzbar gemacht werden, indem der noch schweflige Säure enthaltende Gasrest entweder durch Waschen mit der Waschflüssigkeit der zweiten Stufe davon befreit oder beim. Vorwaschen iiät Thiosulfatlösung unter Zusatz von schwefliger Säure hier benutzt wird.
Die Zufuhr des Ammoniaks zur zweiten Stufe kann entweder direkt zum Gas oder zur Waschflüssigkeit, hier auch in Form von Ammoniakwasser, verfolgen.
Die Aufarbeitung der. anfallenden Waschflüssigkeiten kann in bekannter Weise z. B. zu Ammonsulfat und Schwefel vorgenommen werden.
Das Verfahren kann auch dazu dienen, anunoniakarme oder ammoniakfreie Gase von Schwefelwasserstoff zu befreien, indem - aus anderen Quellen stammendes Ammoniak benutzt wird. Im Falle ammoniakreicher Gase kann das Verfahren auch nur, mit einem Teile des.- vorhandenen Ammoniaks durchgeführt uncl der nicht benutzte Anteil anderen. Ver. wendungszwccken zugeführt werden.

Claims

PATENTA.NSl'RlTCHG: i. Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen durch Waschen mit Polythionatlösungen, dadurch gekennzeichnet, daß die Absorption in zwei Stufen ausgeführt wird; dergestalt, daß das vor dem Waschen, teilweise oder ganz abgeschiedene Ammoniak der zweit Stufe zugeführt und so viel Schwefelwasserstoff in der ersten Stufe absorbiert wird, daß in der zweiten Stufe auf je i Mol hier zu; entfernenden Schwefelwasserstoffes mehr als z Mol Anmmoniak verfügbar sind.
2. Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß in der Bersten Stufe die Entfernung eines Teiles des schwefelwassierstoffes durch Waschen mit einer Thiosulfatlösung unter Zusatz von schwefliger Säure oder solche enthaltenden Gasen erfolgt, wobei als Waschflüssigkeit die in der zweiten Stufe anfallende Thiosulfatlösung benutzt wird.
3. Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nach Anspruch, 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Wasclyflüssigkeit der zweiten Stufe die in der ersten Stufe erhaltene polythionathaltige Lösung benutzt wird. ,l.
Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nach Anspruch i bis 3, dadurch gekennzeichnet, daßeine der Waschstufen oder beide in Unterstufen zerlegt werden, wobei in den Unterstufen der ersten Stufe entweder gleiche oder verschiedene 'Ni Iittel zur Anwendung gelangen und in der zweiten Stufe die Zugabe des Ammoniaks nur in der letzten oder in allen Unterstufen erfolgt.
5. Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nach Anspruch i bis q, dadurch gekennzeichnet, daß im. Falle einer gesonderten Regenerierung des Polythionates aus. dem bei dem Waschvorgang entstehenden Thicsulfat mit schwefliger Säum oder solche enthaltenden Gasen der von der Thiosulfatlösung nicht aufgenommene Anteil der schwefligen Säure entweder durch: Waschen mit der Waschflüssigkeit der, zweiten Stufe entfernt oder bei Verwendu.#K einer ThiosulfaGlösung unter Zusatz von. schwefliger Säure als Zusatz zur ersten Stufe verwandt wird.
6. Absorption von: Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen, nach Anspruch i bis 5., dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren auch auf den Fall ammoniakar,nex oder ammoüiakfneier Gase Anwendung findet, indem das erforderliche Ammoniak anderen Quellen :entnommen und vor der Absorption zugesetzt wird. Absorption von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Gasen nach Anspruch i bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß. im Falle ammoniakreicher Gase ein Teil des Ammoniaks. vor dein Waschverfahren entfernt arid anderweitiger Verwendung zugeführt wird. B. Absorption von Arnrnöniak und Schwefelwasserstoff aus. Gasen nach Anspruch i bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Absorption ganz oder teilweise bei erhöhtem Druck ausgeführt wird.