DE46708C - Verfahren zur Herstellung von Edelmetallverzierungen auf Thonwaaren - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Die bisher gebräuchlichen Verfahren zur Herstellung matter G old Verzierungen auf Porcellan und anderen keramischen Producten u. s. w. suchten durch Auftragung mechanisch zerkleinerter Porcellanerde oder durch Aetzung des Porcellans einen geeigneten Untergrund für die matte Vergoldung zu schaffen, jedoch war die dabei erzielte Rauheit nicht fein genug, um einen gleichmäfsig feinen Mattgoldüberzug bezw. das Charakteristische des Mattgoldes zu erzielen.

In der nachfolgend beschriebenen Neuerung wird dieser feinkörnige gleichmäfsige Untergrund dadurch erhalten, dafs man fein zertheilte Thonerde bezw. Thonerdepräparate in besonderer Weise herstellt und dieselbe nach dem Auftragen auf das Porcellan durch Einbrennen befestigt. Die Auftragung des Glanzgoldes erfolgt dann in bekannter Weise, und man erhält ein schönes, gleichmäfsig mattgoldiges Aussehen desselben auf der rauhen Unterfläche.

Die besondere Herstellung der fein zertheilten Thonerde, welche als Untergrund für die Mattgoldflächen dient, ist dadurch charakterisirt, dafs man ein Thonerdepräparat, von welchem einzelne Bestandtheile leicht verflüchtigt werden können, durch Glühen zersetzt.

Die resultirende trockene Thonerde, deren feine Zertheilung diejenige durch mechanische Mittel weitaus übertrifft, mischt man mit einem Schmelzflufs bekannter Zusammensetzung unter Verwendung von Terpentinöl oder sonstigem Bindemittel und trägt die Mischung auf die matt zu vergoldenden Flächen des Porcellans oder der sonstigen erwähnten Producte auf.

Die vorgenannte Mischung besteht aus 1 g Al₂ O₃ (chemisch reiner Thonerde) und 3 g Schmelzflufs, welcher erhalten worden ist durch Zusammenschmelzen von :
ι ι ,7 Si O₂ (Kieselsäure),
20,0 B₂ O₃ (geschmolzene Borsäure),
68,3 Pb O (Bleioxyd oder aliquote Theile Mennige)

100,0 Bleiborkieselsäureglas.

Dieses Glas mufs natürlich vor der Mischung mit der chemisch reinen Thonerde trocken oder nafs gemahlen worden sein.

Statt dieser Mischung lassen sich auch noch verwenden: 1 g Thonerde, 1 g Schmelzflufs; ι g Thonerde, 2 g Schmelzflufs; 1 g Thonerde, 4 g Schmelzflufs; 1 g Thonerde, 5 g Schmelzflufs.

Im Handel sind aufserdem noch Schmelzflüsse unter der allgemeinen Bezeichnung »Generalflufs« vorhanden. Auch diese lassen sich verwenden, wenn man dieselben in dem angegebenen Verhältnifs mit der bezw. Thonerde mischt.

Die Menge des Terpentinöls oder eines anderen Auftragsmittels für keramische Farben kommt nicht in Betracht und kann beliebig grofs oder klein genommen werden.

Nach dem Trocknen dieses Ueberzuges wird der Gegenstand in einer Muffel gebrannt, und es können danach in bekannter Weise diese Fläche und anstofsende Theile des Porcellans mit Glanzgold bemalt und gebrannt werden. Die präparirten Flächen ergeben ein feines, gleichmäfsiges Mattgold, während die nicht

präparirten und mit Glanzgold bemalten Flächen den richtigen Goldglanz erhalten.

Eine Modification dieses Verfahrens ist die, dafs man die wie oben beschrieben hergestellte fein zertheilte Thonerde, mit Schmelzflufs und Terpentinöl gemischt, nicht direct auf die keramischen Producte aufträgt, sondern sie auf Umdruckpapier oder Abziehpapier in bekannter Weise aufdruckt und dann auf die keramischen Producte u. s. w. überträgt.

Eine andere Modification dieses Verfahrens ist die, dafs man die wie oben beschrieben hergestellte fein zertheilte Thonerde, mit Schmelzflufs gemischt, auf das vorher bedruckte oder schablonirte Porcellan aufstäubt und dann einbrennt; ebenso kann man die sogenannte Aussprengmethode anwenden.

Will man die Zeichnung des Mattgoldgrundes deutlicher hervortreten lassen, so kann man eine geringe Menge irgend einer Schmelzfarbe hinzusetzen.

Eine solche Schmelzfarbe ist z. B. das Gemisch von ι g Eisenoxyd mit 3 g Schmelzflufs von der Zusammensetzung 11,7 Si O₂ (Kieselsäure), 20,0 B₂ O₃ (geschmolzene Borsäure), 68,3 Pb O (Bleioxyd). Auf 10 g Thonerde-Schmelzflufsgemisch kommen 0,25 g Eisenoxydschmelzfarbe.

Die Herstellung der fein zertheilten Thonerde und die Ausführung des Verfahrens ist folgende:

Man glüht Ammoniakalaun oder ein anderes sich leicht zersetzendes und beim Glühen sich theilweise verflüchtigendes Thonerdepräparat und erhält ein sehr fein zertheiltes, nicht zusammenbackendes Product, welches aus chemisch reiner Thonerde (Al₂ O₃) besteht. Diese fein zertheilte Thonerde wird mit einem Schmelzflufs vermischt, z. B. Bleioxyd mit Borsäure und Kieselsäure, und das Gemisch wie eine Schmelzfarbe beim Verzieren der keramischen Producte behandelt.

Man reibt das Gemisch mit Dicköl und Terpentin oder einem anderen ätherischen OeI auf der Palette fein ab und bemalt oder bestreicht damit die zu verzierenden Gegenstände, wobei der Auftrag in äufserst dünner Schicht erfolgen mufs. Danach wird der Anstrich getrocknet und der Gegenstand in einer Muffel gebrannt.

Nach dem Brennen erscheint die bestrichene Fläche sanft gerauht und die auf diese Weise mattirte Fläche wird mit Glanzgold bemalt und gebrannt.

Dieselbe Methode ist zu verwenden beim Gebrauch von Glanzsilber, Glanzplatin und deren Gemischen mit Glanzgold.

Will man Verzierungen von Matt- und Glanzgold neben einander haben, so dürfen nur die Stellen, die matt erscheinen sollen, mit der fein zertheilten Thonerde in Verbindung mit Schmelzflufs bestrichen werden, die nicht präparirten Stellen, auf die Glanzgold aufgetragen und eingebrannt wird, erscheinen als Glanzgold, die präparirten als Mattgold.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Bei dem Verfahren zur Herstellung von Mattmetallverzierungen durch Glanzmetall (Gold, Silber, Platin) die Anwendung fein zertheilter Thonerde (Al₂ O₃), welche durch Glühen eines Thonerdepräparates, insbesondere des Ammoniakalauns, erhalten wird, und welche in Verbindung mit Schmelzflüssen auf die keramischen Producte u. s. w. direct oder indirect aufgetragen und eingebrannt wird, zum Zweck der Herstellung eines matten feinkörnigen Untergrundes.