DE4423935C2 - Küvette zur mikroskopischen oder makroskopischen Beobachtung einer biologischen Probe - Google Patents
Küvette zur mikroskopischen oder makroskopischen Beobachtung einer biologischen ProbeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Küvette zur mikroskopischen oder
makroskopischen Beobachtung einer biologischen Probe, vorzugs
weise von Kleinlebewesen, und zwar unter Schwerelosig
keit. Diese Kultur- und Beobachtungsküvetten dienen
insbesondere der lichtoptischen Untersuchung kleiner
lebender Proben, wie Einzeller, Zell- und Gewebekultu
ren, sowie kleiner Vielzeller bzw. Frühstadien von
Vielzellern bei einem Aufenthalt im Weltraum von bis zu
mehreren Wochen.
Im Rahmen der biologischen Schwerelosigkeitsforschung
in bemannten und unbemannten Raumfahrzeugen ist es
heute üblich, pflanzliche und tierische ein- und viel
zellige Systeme hinsichtlich ihrer spezifischen Reak
tionen unter annähernder Schwerelosigkeit ("0-g") mit
Hilfe lichtoptischer Methoden zu untersuchen. Typische
Instrumente hierfür sind makro- und mikroskopische Ver
fahren, wie sie im Labor auf der Erde üblich sind. Hin
zu kommen neuerdings sogenannte Niedergeschwindigkeits
zentrifugen-Mikroskope. Für alle diese Arten der Makro-
und Mikroskopie sind spezielle Probenküvetten erforder
lich, die sowohl die Kultur der lebenden Proben als
auch deren optische Untersuchung erlauben.
Ein vollautomatisches Mikroskop mit Probenteil zur
Untersuchung lebender Zellen unter 0-g wurde 1973 von
der NASA im Skylab eingesetzt. Eine derartige Einheit
von Mikroskop und Probenbehälter ist seither nicht mehr
zum Einsatz gekommen. An Bord der Space-Shuttles der
NASA hat man sich seither nur noch der manipulativen
Fähigkeiten von Astronauten für derartige Untersuchun
gen bedient; d. h. an der Schnittstellen zwischen
Mikroskop und Proben ist ein Astronaut beteiligt. Die
Abkehr von der Vollautomatisierung potenziert die Ein
satzmöglichkeiten sowohl auf der Seite des licht
optischen Beobachtungssystems, als auch Ausführung und
Besatz der Probenbehälter, sowie die Zahl der voneinan
der unabhängigen Untersucher. Teilautomatisierung und
Regelung können jetzt in beliebigem Ausmaß, vor allem
auf der Seite des lichtoptischen Beobachtungssystems,
aber auch völlig unabhängig davon, nämlich auf der
Seite der Probenbehälter, stattfinden.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die licht
optische Beobachtung biologischer Proben bei einem
Raumflug ist die Manipulation einer Probe in der Art,
daß sie sich zu einem möglichen oder gewünschten Zeit
punkt in einem geeigneten Entwicklungszustand befindet.
Das erfordert häufig eine völlige Abkehr von den nor
malerweise im Labor auf der Erde angewandten Verfahren.
Lösungsmöglichkeiten sind der Einsatz bestimmter Tempe
raturregime oder von halbautomatisierten Probenbehäl
tern, die eine passive oder aktive Beeinflussung des
physikochemischen Milieus, dem die Proben ausgesetzt
sind, zulassen.
Aus US 2 942 520, von der im Obergriff des Anspruchs
1 ausgegangen wird, ist eine Küvette zur mikroskopi
schen oder makroskopischen Beobachtung einer biologi
schen Probe bekannte. Diese Küvette weist zwei als Platten ausgebildete
Gehäusehälften auf, welche beidseitig eines eine
durchgehende Aussparung aufweisenden Dichtelementes aus
einem durch Injektionsnadeln durchstechbaren Material
angeordnet sind. Die Aussparung des Dichtelements defi
niert den Aufnahmeraum für die zu untersuchende Probe.
Zum Einbringen der Probe in den Aufnahmeraum wird eine
erste Injektionsnadel durch das Dichtelement hindurch
gestochen, wobei der sich im Aufnahmeraum bei Injektion
der Probe bildende Überdruck über eine zweite Injek
tionsnadel, die ebenfalls durch das Dichtelement hin
durchgestochen ist, abgeführt wird. Die bekannte Küvet
te ist nicht zum Einbringen von Probenflüssigkeiten
oder sonstigen Lösungen in den Aufnahmeraum unter Be
dingungen der Schwerelosigkeit geeignet.
Aus DE 39 24 701 A1 ist ein Mikroskopinkubator zur
mikroskopischen Langzeitbeobachtung von Zellkulturen
bekannt. Auch bei diesem Inkubator ist das Einbringen
von Substanzen in den Beobachtungsraum unter Schwere
losigkeit problematisch bzw. nicht vorgesehen.
Schließlich ist aus DE 78 12 186 U1 eine Objektträger
kammer mit zwei Gehäuseteilen bekannt, zwischen denen
ein Dichtring angeordnet ist. Die beiden Gehäuseteile
bilden einen Aufnahmeraum für eine Probe, die mittels
einer Injektionsnadel einbringbar ist. Hierzu wird die
Injektionsnadel durch den Dichtring hindurchgestochen.
Der beim Einbringen der Probe bzw. einer anderen Flüs
sigkeit in den Aufnahmeraum entstehende Überdruck wird
über eine zweite Injektionsnadel, die sich ebenfalls
durch die Dichtung erstreckt, abgeführt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Küvette
zur mikroskopischen oder makroskopischen Beobachtung einer biologischen
Probe (vorzugsweise Kleinlebewesen unter Schwerelosig
keit) zu schaffen, die es ermöglicht, eine biologische
Probe nach Zusammenbringen mit einer wäßrigen Lösung
unter Bedingungen der Schwerelosigkeit zuverlässig
mikroskopisch oder makroskopisch zu beobachten.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird mit der Erfindung eine
Küvette mit den Merkmalen des Anspruchs 1 vorgeschla
gen. Die Merkmale vorteilhafter Ausgestaltungen sind
jeweils in den Unteransprüchen angegeben.
Bei der erfindungsgemäßen Küvette ist der Aufnahmeraum
des Gehäuses in einen im folgenden "Beobachtungsraum"
genannten Teil und einen im folgenden "Vorratsraum"
bezeichneten Teil unterteilt. Bei dieser Ausgestaltung
der Erfindung ist zwischen den beiden Gehäusehälften
eine Zwischenwand angeordnet, die sich bis zwischen die
Dichtungsflächen der Gehäusehälften erstreckt. Die Zwi
schenwand erstreckt sich darüber hinaus zweckmäßiger
weise auch bis in einen Durchgangskanal hinein, wo sie
an einem diesen verschließenden Verschlußkörper, insbe
sondere aus biologisch inertem Silikongummi, anliegt.
Damit wird auch der innenliegende Anteil des Durch
gangskanals bis zum Verschlußkörper (innerer Durch
gangskanal) durch die Zwischenwand zweigeteilt, so daß
zwei innere Durchgangskanäle entstehen, die zu den bei
den Räumen, nämlich dem Beobachtungsraum und dem Vor
ratsraum führen. In der Zwischenwand, und zwar vorzugs
weise in dem sich in den inneren Durchgangskanälen
erstreckenden Bereich der Zwischenwand, ist mindestens
eine Verbindungsöffnung ausgebildet, die für eine Strö
mungsverbindung sowohl für die Gas- als auch für die
Flüssigkeitsanteile der Probe sorgt.
Zur Überführung einer Flüssigkeit (wäßrige Lösung) aus
dem Vorratsraum in den die Probe beinhaltenden Beobach
tungsraum, in dem sich vorzugsweise das Beobachtungs
fenster befindet, ist vorgesehen, daß im
Vorratsraum ein Kolben angeordnet ist, der dicht an den
den Vorratsraum begrenzenden Wänden und gleitend ver
schiebbar im Vorratsraum angeordnet ist. Aus dem Gehäu
se herausgeführt ist ein Betätigungsorgan für den Kol
ben, das sich durch den entsprechenden Durchgangskanal
und den Verschlußkörper hindurch erstreckt. Bei Betäti
gung des Kolbens mittels des Betätigungsorgans wird die
wäßrige Lösung (beispielsweise Nährlösung mit Zell- und
Gewebekulturen, biochemische Aktivatoren oder chemische
Fixation) aus dem Vorratsraum über die Verbindungsöff
nung in den Beobachtungsraum umgefüllt.
Zwecks Druckausgleichs im Beobachtungsraum beim Ein
bringen eines Probenanteils über die Verbindungsöffnung
aus dem Vorratsraum sind in der Zwischenwand mehrere
Übertrittsöffnungen ausgebildet, die ein Überströmen
von Flüssigkeit und/oder ein Entweichen von Gas aus dem
Beobachtungsraum zurück in den Vorratsraum in den Be
reich hinter den Kolben ermöglichen. Bei Gas im Be
obachtungsraum können andere Bestandteile der Probe,
insbesondere Flüssigkeit, nur verzögert über die Über
trittsöffnungen aus dem Beobachtungsraum entweichen. In
diesem Fall sind in der Zwischenwand mehrere derartiger
Übertrittsöffnungen vorgesehen, da im schwerelosen Zu
stand beim Umpumpen der Probe vom Vorratsraum in den
Beobachtungsraum nur zu Beginn der Umhüllung eine sym
metrische (Flüssigkeits-)Front des umgefüllten Proben
materials vorliegt. Unter Schwerelosigkeit lassen sich
nämlich die beiden Phasen Gas und Flüssigkeit nicht
voneinander trennen. Damit die Entlüftung des Beobach
tungsraums während des gesamten "Umpump-Vorganges" ge
währleistet ist, sind die Entlüftungsöffnungen in Be
wegungsrichtung des Kolbens oder in der "Strömungs
richtung", in der der Probenanteil in den Beobachtungs
raum eindringt, verteilt in der Zwischenwand angeord
net, damit auch dann, wenn die in Strömungsrichtung
ersten Übertrittsöffnungen durch Flüssigkeit verschlos
sen sind, noch nicht verschlossene Übertrittsöffnungen
vorhanden sind. Durch entsprechende Wahl der Positionen
der Übertrittsöffnungen in Strömungsrichtung und quer
dazu kann für eine gewisse Vergleichmäßigung der "Strö
mungsfront" gesorgt werden.
Nach dem Umpumpen befindet sich die wäßrige Lösung zu
sammen mit der Probe im Beobachtungsraum, während der
in Beobachtungsrichtung dahinterliegende Vorratsraum
von Gas und Flüssigkeit erfüllt ist. Es läßt sich aber
nicht verhindern, daß die Innenwand des Vorratsraums
mit Flüssigkeit beschlagen ist. Das Beschlagen der
Innenwände des Vorratsraums mit Flüssigkeit kann jedoch
den mikroskopischen Strahlengang beeinträchtigen. Des
halb wird bei der Erfindung dafür gesorgt, daß sich in
dem durch den Kolben von der Durchgangsbohrung abge
trennten Teil des Vorratsraums (Teil des Vorratsraums
hinter dem Kolben bei Betätigung desselben zwecks Über
führung des flüssigen Probenanteils) Flüssigkeit in
ausreichender Menge befindet. Bei dieser Flüssigkeit
handelt es sich um den Teil der wäßrigen Lösung, der
beim Umpumpen durch die Übertrittsöffnungen aus dem
Beobachtungsraum in den hinter dem Kolben befindlichen
Teil des Vorratsraums fließt. Durch Kleinhalten des mit
Gas (Luft) gefüllten Volumens des Beobachtungsraums im
Verhältnis zum Volumen des Vorratsraums ist damit die
Menge an Flüssigkeit im in Verschiebungsrichtung des
Kolbens hinter diesem angeordneten Teil des Vorrats
raums nach dem Bewegen des Kolbens in Richtung auf die
Durchgangsbohrung damit wesentlich vergrößert, so
daß es im Beobachtungsbereich nicht mehr zu einem Be
schlagen der Innenwände kommt, weshalb Störungen des
mikroskopischen Strahlengangs verhindert werden.
Die erfindungsgemäße Küvette weist vorzugsweise ein
Gehäuse aus einem polierfähigen und optisch transparen
ten sowie für die Probe inerten Material auf, bei dem
es sich beispielsweise um ein Kunststoffmaterial wie
Macrolon, Polystyrol oder Plexiglas handelt, wobei das
Material des Gehäuses insbesondere physiologisch inert
ist. Für die Untersuchung von weißlichtempfindlichen
Proben kann auch rotgefärbtes Material, beispielsweise
rotes Plexiglas verwendet werden. Das Gehäuse besteht
konstruktiv aus zwei Gehäusehälften, die vorzugsweise
als flache Schalen mit einander zugewandten Vertiefun
gen ausgebildet sind. In dem Gehäuse ist der zweige
teilte Aufnahmeraum ausgebildet. Im zuvor genannten
Spezialfall wird dieser Aufnahmeraum von den beiden
Vertiefungen gebildet. Jede Gehäusehälfte ist mit einer
Dichtfläche versehen, wobei die beiden Dichtflächen der
Gehäusehälften einander zugewandt sind und sich zwi
schen den beiden Dichtflächen neben der Trennwand eine
Dichtung befindet. Bei dieser Dichtung handelt es sich
zweckmäßigerweise um einen Dichtungsmaterialfilm aus
einem flüssigen bis viskosen Material. Vorteilhafter
weise wird als Dichtung eine Silikonpaste (Baysilone
von der Firma Bayer) eingesetzt. Hierbei wird zur Ab
dichtung der beiden Gehäusehälften die Adhäsionswirkung
ausgenutzt. Die beiden Dichtflächen sind dabei plan
ausgebildet. Die Silikonpaste ist ein nicht wasserlös
liches viskoses Material, was auch in der Isolatortech
nik eingesetzt wird.
Die Zugänglichkeit des Probenraums von außen wird vor
zugsweise durch mindestens einen Durchgangskanal ge
währleistet, der in einer Gehäusehälfte oder, zweige
teilt, zwischen den beiden Gehäusehälften ausgebildet
ist. In dem Durchgangskanal ist ein Verschlußkörper,
insbesondere ein Septum aus Silikongummi, eingesetzt.
Der Verschlußkörper bzw. das Material, aus dem der Ver
schlußkörper besteht, hat die Eigenschaft, ein Manipu
lationswerkzeug, das durch den Verschlußkörper hin
durchgeschoben wird, dicht zu umschließen. Als Manipu
lationswerkzeuge kommen insbesondere längliche Gerät
schaften wie Injektionsnadeln in Frage. Mit Hilfe die
ser Art von Verschlußkörper ist es möglich, eine Probe
in den Aufnahmeraum einzubringen oder in den Aufnahme
raum, in dem sich bereits eine Probe befindet, ein be
stimmtes Mittel einzubringen, um das weitere Verhalten
der Probe zu untersuchen. In beiden Fällen muß beim
Einbringen der Probe bzw. einer zusätzlichen Flüssig
keit oder sonstigen Materie für eine Entlüftung des
Aufnahmeraums gesorgt werden, was zweckmäßigerweise
durch eine (zweite) sich durch den Verschlußkörper hin
durch erstreckende Injektionsnadel erfolgt. Die Injek
tionsnadeln werden also vorzugsweise nach dem Zusammen
bau der Küvette durch den bereits positionierten Ver
schlußkörper eingeführt (gestochen) und aus diesem nach
der Behandlung wieder herausgezogen. Auch bei einer
anderen Art der Befüllung der Küvette ist die Verwen
dung eines wie oben beschriebenen Verschlußkörpers von
Vorteil. Nachdem der Aufnahmeraum nämlich bei noch
nicht verschlossenem Durchgangskanal befüllt worden
ist, kann der Durchgangskanal mittels des Verschlußkör
pers samt sich durch diesen erstreckender Injektions
nadel verschlossen werden. Im Anschluß daran wird die
Injektionsnadel herausgezogen und der Durchgangskanal
ist wieder dicht verschlossen. Das Material des Ver
schlußkörpers macht es nämlich möglich, daß der dichte
Verschluß auch nach Herausziehen des Manipulationswerk
zeuges noch gewährleistet ist.
Nachfolgend wird anhand der Figuren ein Ausführungs
beispiel der Erfindung näher erläutert. Im einzelnen
zeigen:
Fig. 1 und 2 eine Draufsicht und einen Längsschnitt durch
eine Kultur- und Beobachtungsküvette gemäß
einem Ausführungsbeispiel der Erfindung, mit in
einen Beobachtungsraum und einen Vorratsraum
unterteiltem Aufnahmeraum.
Anhand der Fig. 1 und 2 wird nachfolgend ein Ausfüh
rungsbeispiel einer Kultur- und Beobachtungsküvette
näher beschrieben. Die in Draufsicht in Fig. 1 gezeigte
Küvette 50 ist, wie sich aus Fig. 2 ergibt, mit einem
zweiteiligen Gehäuse 52 versehen, das eine obere Ge
häusehälfte 54 und eine untere Gehäusehälfte 56 mit
einer dazwischenliegenden Trennwand 57 aufweist. Zwei
Vertiefungen 58, 60 in den beiden Gehäusehälften 54, 56
bilden einen Aufnahmeraum der Küvette 50, der durch die
Trennwand 57 in einen Vorratsraum 61 und in einen
Beobachtungsraum 63 unterteilt ist. Die Trennwand 57
erstreckt sich bis in einen Durchgangskanal 64 hinein,
in dem ein Verschlußkörper 66 angeordnet ist, der aus
einem Silikongummiseptum besteht. Die Trennwand 57
grenzt bis an diesen Verschlußkörper 66 an und er
streckt sich im übrigen bis zwischen die beiden
Gehäusehälften 54, 56. In diesen Randbereichen befindet
sich die Trennwand 57 zwischen den einander gegenüber
liegenden planen und parallelen Dichtungsflächen 70 der
beiden Gehäusehälften 54, 56, wobei zwischen den jewei
ligen Dichtungsflächen 70 und der Trennwand 57 als
Dichtungsmittel wiederum hochviskose wasserunlösliche
Silikonpaste angeordnet ist.
In der zusammen mit der Trennwand 57 den Beobachtungs
raum 63 bildenden oberen Gehäusehälfte 54 ist durch
Planschliff derselben ein Beobachtungsfenster 72 mit
einer zentralen Durchbrechung 74 ausgebildet, die von
einer innenliegenden semipermeablen Membran 76 ver
schlossen ist. Diese Membran 76 ist für Kleinmoleküle
(O₂, CO₂) durchlässig. Die Membran 76 ist durch einen
Spannring 78 gehalten, der innen an den die Vertiefung
in der oberen Gehäusehälfte 54 begrenzenden Seiten
flächen mit Kraft anliegt. Durch das Beobachtungs
fenster 72 läßt sich die Probe im Beobachtungsraum 63
in Richtung des Pfeils 80 beobachten (mit bloßem Auge
oder mit lichtoptischen Systemen, wie beispielsweise
Mikroskopen).
In dem Vorratsraum 61, der in Richtung des Pfeils 80,
also in Beobachtungsrichtung betrachtet, hinter dem
Beobachtungsraum 63 angeordnet ist, befindet sich ein
Kolben 82, der verschiebbar und dicht in dem Vorrats
raum 61 angeordnet ist. An dem Kolben 82 ist ein Betä
tigungsorgan 84 zum Bewegen des Kolbens 82 befestigt.
Das Betätigungsorgan 84 ist ein Kunststoff-Kapillar
schlauch, der durch eine Durchgangsbohrung 86 im Kolben
82 hindurchgeführt ist. Das aus dem Kolben 82 heraus
ragende eine Ende des Kapillarschlauchs ist klemmend im
Kolben 82 festgelegt, indem in das Ende ein Glaskonus
88 eingesteckt ist. Der Kapillarschlauch (Betätigungsorgan 84)
erstreckt sich ausgehend vom Kolben 82 durch
den Vorratsraum 61 und weiter durch den Durchgangskanal
64 sowie den Verschlußkörper 66 bis außerhalb des Ge
häuses 52. Durch Ziehen an dem außerhalb des Gehäuses
52 liegenden Ende des Kapillarschlauches wird der Kol
ben 82 (einmalig) aus einer Ausgangsposition, in der er
sich an dem dem Verschlußkörper 66 abgewandten Ende des
Probenraums 61 befindet, in eine Endposition gebracht,
in der der Kolben 82 dem Durchlaßkanal 64 bzw. dem Ver
schlußkörper 66 zugewandt ist.
Im sich in den Durchlaßkanal 64 erstreckenden Bereich
der Trennwand 57 ist eine Verbindungsöffnung 90 ausge
bildet, über die der Probenraum 61 mit dem Beobach
tungsraum 63 verbunden ist. Durch Ziehen an dem Betäti
gungsorgan 84 wird durch den Kolben 82 Probenflüssig
keit aus dem Vorratsraum 61 über die Verbindungsöffnung
90 in den Beobachtungsraum 63 "gepumpt". Zur Druckent
lastung des Beobachtungsraums 63 sind in der Trennwand
Übertrittsöffnungen 92 ausgebildet, die durch Ausbil
dung mit einem kleinen Durchmesser bevorzugt für die
Gasphase im Beobachtungsraum 63 durchlässig sind, für
die Gasphase also einen wesentlich geringeren Strö
mungswiderstand als für die Flüssigkeitsphase bilden.
Wie man insbesondere anhand von Fig. 1 erkennen kann,
sind diese Übertrittsöffnungen 92, über die der Be
obachtungsraum 63 mit dem Vorratsraum 61 verbunden ist,
verteilt über die dem Verschlußkörper 66 abgewandte
Hälfte der Trennwand 57 angeordnet. Auf die Funktion
der Übertrittsöffnungen 92, die derart im Querschnitt
bemessen sind, daß im wesentlichen nur Gaskomponenten
hindurchgelassen werden, wird nachfolgend eingegangen.
Ein besonderes Problem im schwerelosen Zustand ist die
Trennung der Gas- von der Flüssigphase beim Austausch
von Gas gegen Flüssigkeit im Beobachtungsraum 63 der
zweikammerigen Küvette 50. Zu Beginn der Umfüllung
tritt eine weitgehend symmetrische Flüssigkeitsfront,
bezogen auf die Eintrittsöffnung, in den Beobachtungs
raum ein. Bei horizontaler Lage der (flachen) Küvette
50 verhält sich die Flüssigkeit annäherend gleich wie
unter Schwerelosigkeit, da die Benetzungskräfte (gege
ben durch die Oberflächenspannung, deren Ursache die
van-der-Waalschen Kräfte sind) gegenüber dem hydrosta
tischen Druck unter 1 g (Erdbeschleunigung) die Ober
hand haben. Die Form der Flüssigkeitsfront unterliegt
jetzt einem labilen Gleichgewichtszustand, d. h. eine
ihrer Seiten eilt, den Benetzungskräften folgend, der
anderen Seite voraus. Somit werden manche der Über
trittsöffnungen 92, die den Übertritt der Gasphase in
den Teilraum 94 in Bewegungsrichtung des Kolbens 82
hinter diesen gewährleisten sollen, für das Gas ver
schlossen; es würde nur noch Flüssigkeit übertreten.
Durch besondere Anordnung der Übertrittsöffnungen 92
geeigneter Dimension wird dies verhindert; damit ist
ein nahezu vollständiges Verdrängen der Luft aus dem
Beobachtungsraum unter Schwerelosigkeitsbedingungen
gewährleistet. Der Effekt beruht darauf, daß das Vor
eilen der einen Seite der Flüssigkeitsfront beim Pas
sieren einer Übertrittsöffnung 92 in der Trennwand 57
der Küvette 50 leicht verzögert wird, da die von Flüs
sigkeit überdeckten Übertrittsöffnungen 92 für die
Flüssigkeit einen größeren Widerstand bilden als die
noch "freiliegenden" Übertrittsöffnungen für die diese
umgebende Gasphase, so daß der Druckausgleich über ein
Entweichen von Gas und diese freiliegenden Übertritts
öffnungen 92 erfolgt, was zur Folge hat, daß die andere
nacheilende Seite der Flüssigkeitsfront wieder schnel
ler vorrückt. Die Symmetrie der Flüssigkeitsfront ist
dann wieder so weit hergestellt, daß durch die weiter
hinten angeordneten Übertrittsöffnungen 92 der Trenn
wand 57 noch vor Ende der Kolbenbewegung sämtliches
Gas, das wegen des Viskoseunterschieds zur Flüssigkeit
etwa 100 mal reibungsärmer als Flüssigkeit ist, in den
Teil 94 des Vorratsraums 61 übergetreten ist.
Ohne besondere Maßnahmen beschlagen nach dem Umschich
ten der Flüssigkeit die Innenflächen des jetzt teilwei
se mit Luft gefüllten Vorratsraums 61 mit Flüssigkeit.
Dieses wird durch einen relativ großen Vorratsraum, der
beim Zusammensetzen der Küvette auch hinter dem Kolben
mit Wasser gefüllt wird und durch Verkleinerung des
Luftvolumens im Beobachtungsraum 63, z. B. durch einen
dickeren Agarfilm auf der semipermeablen Membran 76,
vermieden. Nach dem Umschichten befindet sich damit im
Vorratsraum 61 im Bereich hinter dem Beobachtungsfeld
Wasser in ausreichender Menge, was ein Beschlagen und
damit eine Störung des mikroskopischen Strahlenganges
verhindert. Bei vollständig mit Flüssigkeit ausgefüll
tem Beobachtungsraum 63 befindet sich der Kolben 82
daher noch nicht in seiner Endlage, so daß bei weiterer
Kolbenverschiebung Wasser über die Übertrittsöffnungen
in den in Verschiebungsrichtung hinter dem Kolben 82
angeordneten Teilraum gelangt.
Die Merkmale der hier beschriebenen und in den Figuren
gezeigten Küvette 50 lassen sich zusammenfassend wie
folgt darstellen:
- 1. Das Gehäuse der Küvette besteht aus polierfähi gem, optisch transparentem, gegebenenfalls färb barem und physiologisch unschädlichem Material.
- 2. Die Küvette ist zweikammerig ausgeführt.
- 3. Im Gehäuse ist ein Beobachtungsfenster für Über sichten (Makroskopie) und für mikroskopische Be obachtungen ausgebildet.
- 4. Alternativ kann die Vorder- oder Rückseite des Gehäuses mit einer semipermeablen Membran versehen sein. Die semipermeable Membran sichert die für das Überleben der Organismen wichtige O₂-Durchläs sigkeit in den Probenraum und garantiert das Aus treten von CO₂ aus dem Probenraum.
- 5. Die Verwendung von zwei flachen schüsselförmigen Gehäusehälften mit planen Berührungsflächen und Silikonpaste als Dichtungsmaterial dazwischen bringt eine Teilvakuumdichtigkeit (mindestens 40% und vorzugsweise < 60% von einer Atmosphäre ent sprechend 300 bis 600 mb Differenzdruck).
- 6. Die Küvette wird mit einem Septum aus Silikongummi als Verschlußkörper verschlossen.
- 7. Der Verschluß der Küvette erfolgt nach dem Befül len der Kammer mit Flüssigkeit mittels des Ver schlußkörpers; hierbei findet eine Druckentlastung des Aufnahmeraums mittels mindestens einer sich durch das Septum hindurch erstreckenden Injek tionsnadel statt.
- 8. Durch das Verschlußseptum lassen sich bis zu vier Injektionsnadeln einstechen, wobei bevorzugt zwei Injektionsnadeln für den Beobachtungsraum und zwei für den Vorratsraum vorgesehen sind. Damit läßt sich jeder Teil des Probenraums befüllen und dabei entlüften.
- 9. Der eine der beiden Teilräume der Küvette ist mit einem Kolben für eine einmalige Betätigung mittels Zugseil (Kapillarschlauch) ausgerüstet.
- 10. Das Zugseil ist durch das Verschlußseptum hin durchgeführt.
- 11. Bei der Betätigung des Kolbens im Zustand der Schwerelosigkeit erfolgt ein vollständiger Ersatz der Gas- durch die Flüssigphase im Beobachtungs raum der Küvette, und zwar durch in bestimmter Weise angeordnete Übertrittsöffnungen, die über einen Teil der Trennwand, nämlich dem dem Einlaß des Beobachtungsraums abgewandten Teil der Trenn wand verteilt angeordnet sind und einen bevorzugt zum Durchtritt von Gas vorgesehenen Durchmesser aufweisen.
- 12. Es wird der Rückfluß der umgeschichteten Flüssig keit durch Kleinhaltung des Durchmessers der Über trittsöffnungen für die Gasphase in der Trennwand für die beiden Küvettenhälften vermieden (Aus nutzung der Kapillarkräfte). Die Dauerbelastbar keit dieser Durchtrittssperre im an sich kommuni zierenden System ist gegeben, und zwar weit über der Erdbeschleunigung g.
- 13. Das Beschlagen der inneren Flächen des Teilraums hinter dem Kolben (nach der Umschichtung der Flüs sigkeit wie oben beschrieben) durch Einbringen von Flüssigkeit auch in den konstruktiv bedingt freien Raum hinter dem Kolben sowie durch Kleinhalten des Luftvolumens im Beobachtungsraum durch einen zu sätzlichen Agarfilm beim Zusammenbau bzw. Be schicken der Küvette wird vermieden. Durch Ziehen des Kolbens befindet sich dann in Beobachtungs richtung hinter dem Beobachtungsraum Flüssigkeit, die eine gleichmäßige Ausleuchtung des Beobach tungsobjekts gewährleistet. Nach der Umschichtung befindet sich also noch eine ausreichende Menge an Restflüssigkeit (Wasser) im Vorratsraum. Wäre dies nicht der Fall, würden sich mikroskopisch kleine Tröpfchen auf den Innenflächen des Vorratsraums bilden, was das mikroskopische Bild des Objekts teilweise unkenntlich machen würde.
- 14. Alternativ kann in dem den Kolben aufweisenden Vorratsraum Flüssigkeit gegen Flüssigkeit teilwei se ausgetauscht werden (Einbringung von bioche misch aktivierenden Substanzen in dem Beobach tungsraum oder von chemischen Fixiermitteln), wobei die Übertrittsöffnungen zuvor mit Silikonpaste verschlossen werden.
Claims (9)
1. Küvette zur mikroskopischen oder makroskopischen
Beobachtung einer biologischen Probe, mit
- - zwei dichtend aneinander anliegenden Gehäuse hälften (54, 56), die einen Aufnahmeraum für die zu untersuchende Probe bilden,
- - einem Beobachtungsfenster (72) in der einen Gehäusehälfte (54) zum optischen Einblick in den Aufnahmeraum und
- - einer Dichtung zwischen den beiden Gehäusehälf ten (54, 56), die mit Injektionsnadeln (28) zum Aufnahmeraum hin durchstechbar ist und vor, während sowie nach dem Durchstechen dichtend gegenüber dem Aufnahmeraum verschließt,
- - wobei eine Injektionsnadel (28) das Einbringen der Probe in den Aufnahmeraum und eine andere Injektionsnadel (28) ein Abführen des dabei entstehenden Überdrucks aus dem Aufnahmeraum gestattet,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - eine Trennwand (57) den Aufnahmeraum in einen Vorratsraum (61) für eine wäßrige Lösung und in einen Beobachtungsraum (63) für die zu unter suchende Probe unterteilt und
- - der Vorratsraum (61) einen Kolben (82) auf weist, der den Vorratsraum (61) in zwei beid seitig des Kolbens (82) angeordnete Teilräume unterteilt und der aus einer Anfangslage in eine Endlage verschiebbar ist und
- - dabei die wäßrige Lösung, die vor der Proben untersuchung in den in Verschiebungsrichtung vor dem Kolben (82) angeordneten Teilraum ein geführt wurde, aus diesem Teilraum durch eine Verbindungsbohrung (90) in der Trennwand (57) in den Beobachtungsraum (63) drückt, wo die wäßrige Lösung die im Beobachtungsraum (63) befindliche Gasphase durch wegen des Viskosi tätsunterschiedes von Gas und Flüssigkeit für die Gasphase bevorzugt durchlässige Übertritts öffnungen (92) der Trennwand (57) in den in Verschiebungsrichtung hinter dem Kolben (82) angeordneten Teilraum des Vorratsraums (61) verdrängt,
- - so daß in der Endlage des Kolbens (82) der Be obachtungsraum (63) gasfrei mit der wäßrigen Lösung ausgefüllt und die biologische Probe unter Bedingungen der Schwerelosigkeit unge stört von Gasblasen beobachtbar ist.
2. Küvette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Gehäusehälften (54, 56) einen Kanal
(64) zwischen sich einschließen, der den Aufnahme
raum mit dem Außenraum der Küvette (50) verbindet
und der durch einen mit den Injektionsnadeln (28)
durchstechbaren Verschlußkörper (66), der insbe
sondere aus biologisch inertem Silikongummi be
steht, verschlossen ist.
3. Küvette nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kolben (82) mit Hilfe eines durch den Ver
schlußkörper (66) geführten, flexiblen Betäti
gungsorgan (84) verschiebbar ist.
4. Küvette nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Betätigungsorgan (84) ein flexibler
Schlauch ist, der durch eine Durchgangsbohrung
(86) des Kolbens (82) hindurchgeführt ist und der
an dem dem Verschlußkörper (66) abgewandten Ende
der Durchgangsbohrung (86) mittels eines konusför
migen Halteteils (88) abgedichtet und gegen die
Innenwand der Durchgangsbohrung (86) klemmend ge
halten ist.
5. Küvette nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Beobachtungsfenster (72)
eine Aussparung aufweist, die von einer semi
permeablen Membran (76) überspannt ist, die einen
Diffusionsaustausch von Sauerstoff und Kohlen
dioxid gewährleistet und bevorzugt aus Tetrafluor
ethylen besteht.
6. Küvette nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Dichtung im Bereich außer
halb des Verschlußkörpers als hochviskose, biolo
gisch inerte Silikonpaste ausgebildet ist.
7. Küvette nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Übertrittsöffnungen (92)
in Bewegungsrichtung des Kolbens (82) verteilt
angeordnet sind.
8. Küvette nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die beiden Gehäusehälften (54,
56) als flache Schalen mit einander zugewandten,
den Aufnahmeraum bildenden Vertiefungen ausgebil
det sind.
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