DE4420505C1 - Verfahren zur Herstellung eines Jagdgeschosses mit Hohlspitze - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Jagdgeschosses mit HohlspitzeInfo
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Description
Für die Jagd taugliche Geschosse sollen nach Möglichkeit ei
nen Ausschuß erzielen, gleichzeitig aber auch genügend Energie im
Ziel abgeben, damit ein Abspringen des Wildes vermieden wird. Die
Energieabgabe im Ziel ist einem Geschoß nur über seine Quer
schnittsfläche bzw. über seine Fragmente möglich. Geschosse, die
ihre Form nicht ändern, können nur durch Taumeln eine größere
Fläche in Schußrichtung zeigen. Da dieses Verhalten bei unter
schiedlichen Zielwiderständen nicht gut steuerbar ist, scheidet
es jagdlich aus.
Aus dem Stand der Technik sind Geschosse bekannt, deren
Querschnitt sich im Ziel durch ein sogenanntes Aufpilzen ver
größert. Dazu gehören Teilmantelgeschosse mit einem Mantel aus
einer Kupferlegierung oder aus Kupfer-Nickel-platiertem Fluß
stahl und einem Kern aus einer Bleilegierung. Damit ein sicheres
Aufpilzen auch bei geringen Zielwiderständen und geringen Ziel
geschwindigkeiten gewährleistet ist, muß dieser Kern aus sehr
weichem Blei gefertigt sein. Hierbei ist die gewünschte Funktion
- sicheres Aufpilzen und nicht völliges Zerlegen des Geschosses
im Ziel - nur in einem schmalen Bereich von miteinander korres
pondierenden Zielgeschwindigkeiten und Zielwiderständen möglich.
Bei höheren Zielwiderständen und/oder höheren Zielgeschwindigkei
ten vergrößern diese Geschosse oft ihren Querschnitt zu stark und
es fehlt deshalb, besonders bei stärkerem Wild, an Eindringtiefe.
Gelegentlich zerlegen sich diese Geschosse sogar völlig in klein
ste Splitter. Um dieses zu verhindern, weisen einige Geschosse
einen zweiteiligen Kernaufbau auf. Sie besitzen vorne einen Kern
aus weichem Blei und hinten einen Kern aus Hartblei. Der weiche,
vordere Kern deformiert sich im Ziel und der hintere Kern dringt
tief ein, bzw. liefert den vom Jäger gewünschten Ausschuß. Der
artige Geschosse sind in der Herstellung sehr kostenaufwendig und
daher teuer. Ein weiterer Nachteil aller Bleikerngeschosse ist,
daß sie einen Teil ihrer Masse fein verteilt im Wildkörper zu
rücklassen. Dies kann bei nicht sachgerechter Behandlung des
Wildbrets zu einer unerwünschten, toxischen Bleiaufnahme beim
Verzehr führen.
Zur Vermeidung dieses Nachteiles wurden bleifreie Jagdge
schosse entwickelt, die einen massiven Körper aus Kupfer oder
einer Kupferlegierung besitzen. Da diese Materialien im Vergleich
zu Blei sehr hart sind, müssen Hohlspitzkonstruktionen vorgesehen
werden, damit derartige Geschosse im Ziel durch Aufspreizen ihrer
Spitzen überhaupt eine Querschnittsvergrößerung erfahren.
In der US-PS 5,131,123 ist ein Verfahren zur Herstellung ei
nes Hohlspitzgeschosses beschrieben. Zu Beginn dieses Verfahrens
werden Stücke von einem Kupferstangenmaterial abgelängt, die
weichgeglüht und im Anschluß daran auf Länge und Durchmesser ka
libriert werden. Diesen Verfahrensschritten schließt sich das
Ausformen der Hohlspitze im Geschoßkörper an. Dazu kommen in meh
reren, nacheinandergeschalteten Stationen Preßstempel zum Ein
satz, die in eine der Stirnseiten des Geschoßkörpers eingedrückt
werden, wobei die Hohlspitze nach und nach tiefer ausgeformt
wird, bis ihre endgültige Tiefe und Konfiguration erreicht ist.
Daran schließen sich noch weitere Verfahrensschritte an, in denen
das Geschoß seine endgültige Form erhält.
Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß zur Her
stellung des Geschosses eine Vielzahl von Arbeitsschritten er
forderlich ist. Insbesondere die Ausformung der Hohlspitze ist
sehr aufwendig.
Weiterhin sind aus dem militärischen Bereich Mantelgeschosse
bekannt, die einen gesinterten Kern aus Wolfram aufweisen. Hier
bei wird das Sinterverfahren benutzt, um das sehr harte und sprö
de Wolframmaterial einfacher bearbeiten zu können. Der fertige
Wolframkern hat eine sehr große Härte und ein großes spezifisches
Gewicht bei relativ kleinem Durchmesser. Dies ergibt eine sehr
hohe Querschnittsbelastung und deshalb einen guten Panzerplatten
durchschlag. Derartige Geschosse sind für die Jagd unbrauchbar.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Herstellungs
verfahren für ein mit einer Hohlspitze versehenes Jagdgeschoß zur
Verfügung zu stellen, welches nur wenige Arbeitsschritte erfor
dert, wobei insbesondere die Hohlspitzkonstruktion in nur einem
Arbeitsschritt ausgeformt wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das
gesamte Geschoß auf pulvermetallurgischem Wege aus Metallpulver
hergestellt und anschließend kalibriert wird, wobei während des
Pulverpressens die Hohlspitzkonstruktion eingebracht wird, die
während des Kalibrierens zur endgültigen Geschoßspitze umgeformt
wird.
Dieses Verfahren erfordert bis zum Vorliegen des fertigen Ge
schosses im wesentlichen nur drei Arbeitsschritte, nämlich das
Pressen, Sintern und Kalibrieren. Die nach dem Stand der Technik
recht aufwendige Ausformung der Hohlspitzkonstruktion erfolgt da
bei während des ohnehin erforderlichen Pressens, so daß hierzu
kein gesonderter Arbeitsschritt erforderlich ist.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird in die Matrix
des Metallpulvers, wofür vorzugsweise Kupferpulver zum Einsatz
kommt, mindestens ein schweres Element, wie z. B. Wolfram, ein
gelagert.
Die nach dem Stand der Technik bekannten Geschosse aus Kupfer
bzw. aus einer Kupferlegierung haben den Nachteil einer geringen
Querschnittsbelastung, da diese Materialien gegenüber einer Ge
samtdichte von etwa 10 g/cm³ bei Mantelgeschossen nur eine Dichte
von etwa 8,8 g/cm³ besitzen. Daher müssen diese Geschosse, wenn
ihr Gewicht beibehalten werden soll, länger ausgeführt werden.
Daraus resultiert eine Verschlechterung des außen- und zielbal
listischen Verhaltens, weil die Drallstabilisierung nur in einem
engen Bereich von Geschoßlänge und Rotationsgeschwindigkeit
optimal ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren bringt hier Vorteile, da sich
in die Kupfermatrix zur Erhöhung der Gesamtdichte schwere Elemen
te, wie z. B. Wolfram, einbetten lassen, obwohl diese keine Le
gierung mit dem Basismaterial eingehen. Auf diese Weise sind Ge
samtgeschoßdichten erreichbar, die annähernd denen konventionel
ler Mantelgeschosse entsprechen.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat auch Vorteile hinsicht
lich des Dichte- und damit Festigkeitsverlaufes im Geschoß, der
sich beim einachsigen Pressen im Geschoßkörper einstellt. Es hat
sich gezeigt, daß damit ein relativ hartes Geschoßheck erreichbar
ist, was sich, wie im Stand der Technik bereits ausgeführt, posi
tiv auf die Eindringtiefe und den Ausschuß des Geschosses aus
wirkt.
Ein weiterer Vorteil ist nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erzielbar, wenn die Innenwandung der Preßmatrize vor dem Preßvor
gang mit einem Gleithilfsmittel, insbesondere Graphit oder Bor
nitrid, z. B. durch Besprühen, versehen wird. Abgesehen davon,
daß dadurch das Pulver während des Pressens an der Matrizenwan
dung besser gleitet, lagern sich dabei auch Graphit- bzw. Bor
nitridteilchen auf der Geschoßoberfläche bzw. im oberflächennahen
Bereich ab, wodurch beim Gebrauch die Reibung zwischen Lauf und
Geschoß reduziert wird.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbei
spieles näher erläutert. In der dazugehörigen Zeichnung zeigt:
Fig. 1.1 einen Pyramidenstempel zum Einbringen einer
Hohlspitzkonstruktion während des Pressens eines
Geschoßkörpers in Seitenansicht und Draufsicht,
Fig. 1.2 den Pyramidenstempel nach Fig. 1.1 um 90° gedreht,
Fig. 2.1 eine andere Ausführungsform eines Pyramidenstempels
ebenfalls in Seitenansicht und Draufsicht,
Fig. 2.2 den Pyramidenstempel nach Fig. 2.1 um 90° gedreht
und
Fig. 3 einen Schnitt durch einen Stempel zum Kalibrieren
der Geschoßspitze sowie die dazugehörige Kalibrier
matrize im Schnitt.
Als Basismaterial für das herzustellende Geschoß kommt ein
schweres Elektrolyt-Kupferpulver mit einer maximalen Korngröße
von 200 µm und einer dendritischen Kornform zur Anwendung. Auf
grund der Korngröße und der Kornform sind mit diesem Pulver hohe
Grünfestigkeiten und Gründichten erzielbar. Diesem Kupferpulver
werden 15% Wolfram-Metallpulver HC 1000 zugemischt. Die fertige
Mischung wird dann einem Preßwerkzeug dosiert zugeführt, welches
von oben mit einem Pyramidenstempel, wie in den Fig. 1.1-2.2
dargestellt, geschlossen wird. Der Preßdruck wird von unten mit
tels eines zylindrischen Unterstempels aufgebracht. Er beträgt
ca. 560 MPa. Nach Beendigung der Verdichtung wird der pyramiden
förmige Oberstempel hochgefahren und der Grünling mit dem Unter
stempel nach oben ausgestoßen. Nach Entnahme des Grünlings durch
ein Handlingsystem wird der Unterstempel zur Vorbereitung des
nächsten Preßvorganges wieder in Nullage gefahren.
Die Ausformung der Hohlspitzkonstruktion erfolgt während des
Preßvorganges mittels des pyramidenförmigen Oberstempels. Der in
den Fig. 2.1 und 2.2 gezeigte Pyramidenstempel mit Absatz hat
den Vorteil, daß die Grünlinge im oberen Bereich nicht so dünn
wandig sind und somit wesentlich stabiler werden. Es empfiehlt
sich aber generell, der Pulvermischung etwa bis zu 1 Gew.-%
Preßhilfsmittel zuzugeben, da dadurch die Festigkeit der dünn
wandigen Kanten in dem Bereich der eingepreßten Pyramide steigt.
Nach dem Pressen werden die Grünlinge chargenweise in einem
Schutzgasofen mit Wasserstoffatmosphäre etwa zwei Stunden gesin
tert. Die Sintertemperatur beträgt etwa 1000°C.
Da die Geschoßkörper nach dem Sintervorgang über ihre Länge
etwas im Durchmesser variieren, müssen sie im Anschluß an das
Sintern kalibriert werden. Die Sinterlinge werden dazu einem
Preßwerkzeug zugeführt, welches schematisch in Fig. 3 dargestellt
ist. Die Beladung erfolgt von oben. Das Preßwerkzeug wird dann
mit einem Oberstempel geschlossen, der die Negativkonturen der
Geschoßspitze besitzt. Der Umform- bzw. Kalibrierdruck von etwa
820 MPa wird durch einen nicht dargestellten Unterstempel aufge
bracht. Während des Kalibriervorganges erhält die Geschoßspitze
durch den Oberstempel ihre endgültige Form, wobei die zuvor beim
Pressen in den Geschoßkörper eingebrachte pyramidenförmige Ver
tiefung zusammengedrückt wird. Wie aus Fig. 3 hervorgeht, ist der
Oberstempel mit einem mittig angeordneten Stahlstift ausgestat
tet. Während des Kalibrierens wird das Material der Geschoßspitze
um diesen Stahlstift gepreßt. Auf diese Weise erhält das Geschoß
eine nach vorn geöffnete Hohlspitze. Nach dem Kalibrieren wird
das fertige Geschoß aus dem Preßwerkzeug ausgestoßen.
Zur Verbesserung des zielballistischen Verhaltens kann das
Geschoß nach dem Kalibrieren noch weichgeglüht werden. Dadurch
ergibt sich im Ziel ein im Durchmesser größerer Geschoßrestkör
per.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung eines Jagdgeschosses mit Hohl
spitze, dadurch gekennzeichnet, daß das gesamte Geschoß auf
pulvermetallurgischem Wege aus Metallpulver hergestellt und
anschließend kalibriert wird, wobei während des Pulverpressens
die Hohlspitzkonstruktion eingebracht wird, welche während des
Kalibrierens zur endgültigen Geschoßspitze umgeformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Erhöhung der Gesamtdichte des Geschosses mindestens ein schweres
Element, wie z. B. Wolfram, dem Metallpulver, insbesondere
Kupferpulver, zugemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die Innenwandung der Preßmatrize vor dem Preßvorgang mit einem
Gleithilfsmittel, insbesondere Graphit oder Bornitrid, versehen
wird.
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