DE4401416C2 - Verfahren zur graduellen Fahrweisenklassifikation und dieses anwendendes Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren zur graduellen Fahrweisenklassifikation und dieses anwendendes KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur graduellen
Fahrweisenklassifikation zwischen ruhiger und dynamischer Fahr
weise nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie auf ein
dieses Verfahren zur Fahrweisenadaption wenigstens eines Steu
er- oder Regelsystems anwendendes Kraftfahrzeug nach dem Ober
begriff des Patentanspruchs 7.
Während früher Fahrzeugregelsysteme üblicherweise als fest ab
gestimmte Logikbausteine gestaltet wurden, ist es für moderne
Kraftfahrzeuge bekannt, fahrweisenadaptionsfähige Steuer- oder
Regelsysteme einzusetzen. Damit läßt sich ein gegebenes Kraft
fahrzeug individuell durch eine entsprechende Anpassung der
Eingangsparameter des Steuer- oder Regelsystems bezüglich der
von diesem beeinflußten Fahrzeugfunktion an die vom jeweiligen
Benutzer bevorzugte Fahrweise anpassen. Für einen Fahrer, der
eine eher ruhige Fahrweise bevorzugt, kann sich beispielsweise
das Fahrzeug komfortbetont und/oder verbrauchsoptimiert verhal
ten, während es bei Benutzung durch einen Fahrer mit einer eher
dynamischen Fahrweise auf ein sportliches Fahrverhalten ab
stimmbar ist.
Bei einem aus der Patentschrift US 4 853 720 bekannten fahrwei
senadaptiven Motorsteuersystem ist die gewünschte Fahrweise
durch einen Wahlschalter auf eine der drei Varianten sportlich,
komfortbetont oder verbrauchsorientiert einstellbar. Die Motor
steuerung erfolgt dann in Abhängigkeit von dieser Einstellung
sowie von ausgewählten Meßwerten der Fahrzeugsensorik.
Bei aus der Offenlegungsschrift DE 38 17 495 A1 bekannten Steu
erungssystemen für elektronisch steuerbare Fahrzeugfunktionen,
wie z. B. Sitzeinstellungssteuerung oder Motorsteuerung, ist
ebenfalls die Möglichkeit vorgesehen, diese Funktionen an das
Verhalten des jeweiligen Benutzers anzupassen. Dabei wird das
Verhalten des Benutzers nicht von außen fest vorgegeben, son
dern vom System selbst durch Erfassung der im Lauf der Zeit
durch den Benutzer vorgenommenen Betätigungen der verschiedenen
Fahrzeugelemente erlernt. Zur Adaption einer Motorsteuerung
wird dabei überwacht, wann der Benutzer das Getriebe manuell
schaltet und in welcher Weise er jeweils das Gaspedal betätigt,
wobei gleichzeitig die momentane Fahrzeuggeschwindigkeit und
-beschleunigung erfaßt wird. Die erhaltenen Daten können mit
vorab für eine Anzahl von Kategorien möglicher Fahrweisen abge
speicherten Daten durch eine Prozessoreinheit verglichen und
dementsprechend der jeweilige Benutzer in eine bestimmte Fahr
weisenkategorie eingereiht werden. Dieser Kategorie kann ein
Code zugeordnet werden, den die Prozessoreinheit erkennt, wo
nach die Motorsteuerung in Abhängigkeit von der dem Benutzer
zugeordneten Fahrweise eingestellt wird.
Ein weiteres Verfahren zur Fahrweisenklassifikation und ein
selbiges für eine Motorsteuerung verwendendes Kraftfahrzeug ist
in der Patentschrift US 5 189 621 offenbart. Dabei werden u. a.
die Meßgrößen Fahrzeuggeschwindigkeit, Motorwinkelgeschwindig
keit, Drosselklappenwinkel und Drosselklappenwinkelgeschwindig
keit während der Fahrt durch entsprechende Sensorik erfaßt.
Durch eine Fuzzy-Logik-Auswertung wird diesen erfaßten Meßwer
ten eine von drei vorgesehenen Fahrweisentypen zugeordnet, näm
lich eine normale, eine aktive oder eine sportliche Fahrweise.
Das Verhalten der Motorsteuerung wird dann in Abhängigkeit von
der ermittelten Fahrweise und gegebenenfalls auch von ermittel
ten Fahrzeugumgebungsbedingungen, z. B. Fahren im Stau oder auf
einer Autobahn, eingestellt. Bei diesem Verfahren können rasche
Beschleunigungen des Fahrzeugs aufgrund eines plötzlich auftau
chenden Hindernisses zu einer eigentlich nicht erwünschten Ein
stellung einer sportlichen Fahrweise führen, weshalb eine ent
sprechende optische oder akustische Warnanzeige vorgesehen ist.
Zur Erleichterung der Fahrweisenklassifikation wird in einer
Variante vorgeschlagen, eine Meßgrößenerfassung zwecks Fahrwei
senklassifikation nur in bestimmten Fahrzuständen vorzunehmen,
in denen der Fahrer die Fahrweise auch tatsächlich weitgehend
frei gestalten kann, und als derartige Meßgrößen die Geschwin
digkeit der Gaspedalbetätigung, insbesondere beim Fahrzeugstart,
und/oder der Bremspedalbetätigung beim Abstoppen des Fahrzeugs
heranzuziehen.
In der Offenlegungsschrift DE 42 15 406 A1 ist innerhalb eines
Steuersystems zum Schalten eines automatischen Getriebes eine
Fahreridentifikationseinrichtung vorgesehen, mit der ein Fahrer
nach seiner Fahrweise stufenlos von ökonomisch bis sportlich/
leistungsorientiert eingestuft werden kann. Als Fahrweisenmerk
male können u. a. die Drosselklappenstellung und deren Ände
rungsgeschwindigkeit, Fahrzeuggeschwindigkeit und -beschleuni
gung, Lenkwinkel und Bremsschalterzustand verwendet werden.
Diese Meßgrößen werden mit Fuzzy-Logikregeln nach bestimmten
Gewichtungen verarbeitet, woraus sich dann eine einzige Kenn
zahl ergibt, die den Fahrer in seiner Fahrweise zwischen ökono
misch und sportlich einstuft. Entsprechend dieser Einstufung
erfolgt die Einstellung des Schaltverhaltens des Getriebes.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung
eines Verfahrens der eingangs genannten Art sowie eines dieses
Verfahren anwendenden Kraftfahrzeuges zugrunde, mit denen eine
zuverlässige Fahrweisenklassifikation zwischen ruhiger und dy
namischer Fahrweise und unter Ausnutzung dieser Klassifikation
eine zuverlässige Adaption eines oder mehrerer Steuer- oder Re
gelsysteme des Kraftfahrzeuges auf die jeweilige Fahrweise er
möglicht ist.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruches 1 sowie durch ein Kraftfahrzeug mit den Merk
malen des Patentanspruches 7 gelöst. Durch das Verfahren wird
die Fahrweise separat hinsichtlich des Beschleunigungsverhal
tens, des Bremsverhaltens und des Lenkverhaltens klassifiziert.
Dieses Vorgehen berücksichtigt, daß die Fahrweise mit einer
einzigen Kennziffer meist nicht zufriedenstellend klassifizier
bar ist. Es hat sich vielmehr gezeigt, daß es hierzu zweckmäßig
ist, die Längs- und die Querdynamik getrennt zu betrachten und
darüber hinaus die Längsdynamik hinsichtlich Beschleunigungs-
und Bremsverhalten zu unterscheiden. Denn eine dynamische Fahr
weise ist gegenüber einer ruhigen Fahrweise dadurch charakteri
siert, daß schnell beschleunigt, spät, aber kräftig gebremst
und in Kurven hohe Querbeschleunigungen zugelassen werden. Tat
sache ist hierbei, daß ein Fahrer nicht etwa den Fahrpedal-,
Bremspedal- oder Lenkradwinkel regelt, die seine Stellgrößen
darstellen, sondern der Regelvergleich findet mit den Fahrzeug
beschleunigungen in Längs- und Querrichtung statt, über die er
optisch und haptisch Rückmeldung bekommt. Die Heranziehung die
ser Merkmale führt folglich zu einer zuverlässigeren Fahrwei
senklassifikation, als wenn hierzu die Werte der Stellgrößen
herangezogen werden. Aus diesen drei ermittelten Kennziffern
läßt sich dann in bestmöglicher Weise die für das jeweils anzu
passende Steuer- oder Regelsystem entscheidende Information
auswählen. Gegenüber der Verwendung einer einzigen Kennziffer
zur Fahrweisenbeurteilung erlaubt dies eine detailliertere
Fahrweisenadaption, die insbesondere auf die speziellen Erfor
dernisse des jeweiligen Steuer- oder Regelsystems einzugehen
vermag, indem zu dessen Adaption nur eine oder zwei dieser
Kennziffern oder aber die drei Kennziffern in einer für das zu
adaptierende System speziell vorgebbaren Gewichtung Verwendung
finden. Damit können unterschiedliche Steuer- oder Regelsysteme
in verschiedener Weise jeweils optimal adaptiert werden.
Eine Ausgestaltung der Erfindung nach Anspruch 2 hat den Vor
teil, daß ein einmaliges, singuläres Fahrverhalten, beispiels
weise aufgrund eines plötzlich auftretenden Hindernisses, nicht
sofort zu einer entsprechend deutlichen, die Fahrweisenklassi
fikation verfälschenden Beurteilung der Fahrweise führt. Viel
mehr führt die Mittelwertbildung über eine Mehrzahl von jeweils
zuletzt bestimmten Kennziffereinzelwerten zu einer Glättung des
zeitlichen Verlaufs der jeweiligen Kennzifferbestimmung.
Eine bevorzugte Art der Ermittlung von Einzelkennzifferwerten
ist durch die Merkmale des Anspruchs 3 angegeben. Insbesondere
ist hierbei vorgesehen, die Kennziffereinzelwertermittlung nur
unter bestimmten Fahrbedingungen vorzunehmen, deren Vorliegen
durch Überwachen entsprechender Meßwerte abgefragt wird. Auf
diese Weise läßt sich die Fahrweisenklassifikation auf Fahrzu
stände beschränken, in denen die individuelle Fahrweise eines
Fahrers am deutlichsten zum Ausdruck kommt und nicht durch äu
ßere Umstände weitestgehend eingeschränkt ist. Die fahrweisen
indikativen Meßwerte werden dann durch Vergleich mit dem vorab
abgespeicherten Meßgrößen/Fahrweisen-Kennfeld für die betref
fende Kennziffer in einen zugehörigen Kennziffereinzelwert für
die entsprechende Fahrweise bezüglich Beschleunigen, Bremsen
oder Lenken ausgewertet. Diese Auswertung erfolgt vorzugsweise
unter Verwendung einer Fuzzy-Logik gemäß Anspruch 4. Erkannte
Sondersituationen, wie z. B. ein ASR- oder ABS-Regeleingriff
oder das Befahren einer Wegstrecke mit sehr starker Steigung
oder sehr starkem Gefälle, d. h., mit über einem entsprechend
vorgebbaren Grenzwert liegendem Fahrbahnneigungswinkel, lassen
sich anschließend in vorbestimmter Weise durch geeignete Kenn
zifferwerterhöhung oder -erniedrigung berücksichtigen.
Für die Ermittlung der Beschleunigungs- und/oder der Bremskenn
ziffer ist in Weiterbildung der Erfindung gemäß Anspruch 5 eine
fahrweisenabhängige Meßgröße durch die Zeitdauer gebildet, in
der sich die Fahrzeuggeschwindigkeit ab dem Zeitpunkt der Akti
vierung der entsprechenden Kennziffereinzelwertermittlung um
jeweils 10 km/h erhöht bzw. erniedrigt. Dies beruht auf der Er
kenntnis, daß kleinere Geschwindigkeitsschwankungen im allge
meinen nicht signifikant für das Beschleunigungs- oder Brems
verhalten sind, sondern eher der Einhaltung einer gewissen Ge
schwindigkeit dienen. Schwankungen in diesem Geschwindigkeits
bereich sagen weniger über die Dynamik der Fahrweise aus, als
vielmehr über die Nervosität des Fahrers oder eine kurze
Schreckreaktion. Bei wesentlich größeren Geschwindigkeitsunter
schieden als 10 km/h ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß
beim Beschleunigen ein Tempolimit oder ein vorausfahrendes
Fahrzeug den Fahrer nicht mehr frei agieren läßt. Auch im
Bremsfall enthalten längere Manöver zuviel an für die Fahrwei
senklassifikation unerwünschtem Umgebungseinfluß. Die Beschrän
kung der Fahrweisenklassifikation bezüglich Beschleunigungs-
und Bremsverhalten auf den Geschwindigkeitsänderungsbereich von
10 km/h stellt daher einen günstigen Kompromiß zwischen diesen
Extremen dar, der eine sehr geeignete Information über die
Fahrweise bereitstellt.
Eine vorteilhafte Fahrweisenklassifikation ergibt sich, wenn
zur Kennzifferermittlung die in Anspruch 6 genannten Kriterien
herangezogen werden. Dies erlaubt eine sehr zuverlässige Beur
teilung des eigentlichen Fahrweisentyps unter weitgehender
Eliminierung von situationsbedingten oder in Manipulations
absicht vorgenommenen Fahraktionen. So unterbleibt eine Bewer
tung seltener Fahrsituationen, wie z. B. Rückwärtsfahren. Ebenso
unterbleibt die Einschätzung von hektischen oder nervösen Fahr
aktionen, die im allgemeinen fahrweisenuntypische Maßnahmen
darstellen, als dynamisch. Als fahrweisenindikative Meßgrößen
werden solche ausgewählt, die sich bezüglich eines gesamten
Fahrmanövers integral verhalten und daher nicht oder nur schwer
durch singuläre Fahraktionen zur absichtlichen Beeinflussung
der Fahrweisenbewertung manipulierbar sind. Des weiteren
erfolgt in dieser Ausgestaltung eine getrennte Behandlung von
als sicherheitskritisch erkannten Manövern, um deren geson
derter Stellung hinsichtlich der Fahrweisenbeurteilung Rechnung
zu tragen. Mit diesen Maßnahmen läßt sich eine hohe Trenn
schärfe zwischen ruhiger und dynamischer Fahrweise erzielen.
Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist in der
Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben.
Die einzige Figur zeigt ein Blockdiagramm eines Teils einer
fahrzeugelektrischen Anlage mit fahrweisenadaptiven Steuersy
stemen.
In der Figur ist ein Teil einer fahrzeugelektrischen Anlage
dargestellt, der als Steuer- oder Regelsysteme eine Antriebs-
Schlupf-Regelung (ASR), ein elektronisches Gaspedal, ein Motor-
Getriebe-Managementsystem (MGM) sowie ein Feder-Dämpfer-System
beinhaltet. Für jedes dieser Systeme ist eine zentrale Einheit
(3, 6, 8, 10) vorgesehen, die der Einfachheit halber auch für
den Fall von eigentlichen Regelsystemen im folgenden als Steu
ergerät bezeichnet ist. Das ASR-Steuergerät (3) steuert Dros
selklappe und Bremsen (2), das E-Gas-Steuergerät (6), die Dros
selklappe (7), das MGM-Steuergerät (8) den Motor und das Ge
triebe (9) und das Feder-Dämpfer-Steuergerät (10) die Fahrzeug
niveauregulierung (11). Den Steuergeräten (3, 6, 8, 10) sind
eingangsseitig die erforderlichen Ausgangssignale einer Fahr
zeugsensorik (1) zugeführt, die die erforderlichen Meßgrößen
erfaßt, wie sie sich während einer Fahrt durch das Verhalten
eines Fahrers (5) ergeben. Zudem verfügt das Kraftfahrzeug in
nicht explizit gezeigter Weise über ein Antiblockiersystem
(ABS).
Des weiteren besitzt die fahrzeugelektrische Anlage eine Ein
heit zur Fahrweisenadaption (4), deren Ausgangssignale ein
gangsseitig auf Eingangsparameter der Steuergeräte (3, 6, 8,
10) dergestalt einwirken, daß letztere in ihrem Steuerverhalten
auf eine bestimmte, graduell zwischen einer sehr ruhigen und
einer sehr dynamischen Fahrweise liegenden Fahrweise angepaßt
werden. Je nach von der Fahrweisenadaptionseinheit (4) vorgege
bener Fahrweise steuern die Steuergeräte (3, 6, 8, 10) ihre je
weils zugehörigen Stellelemente (2, 7, 9, 11) daher auf unter
schiedliche Weise. So verhalten sich bei vorgegebener ruhiger
Fahrweise die ASR stabil, die E-Gas-Regelung unempfindlich, das
Feder-Dämpfer-System komfortbetont und das MGM nach verbrauchs
optimierten Schaltkennlinien, während sich andererseits bei
vorgegebener dynamischer Fahrweise die ASR traktionsstark, die
E-Gas-Regelung empfindlich, das Feder-Dämpfer-System sportlich
abgestimmt und das MGM nach sportlich ausgelegten Schaltkennli
nien verhalten. Zwischen diesen beiden Extremen läßt sich je
weils graduell in einer Vielzahl von Stufen oder stufenlos das
für die jeweils ermittelte Fahrweise passende Steuer- oder Re
gelverhalten einstellen.
Die Fahrweise, auf die die Steuergeräte (3, 6, 8, 10) abgestimmt
werden, wird anhand von ausgewählten Ausgangssignalen der Fahr
zeugsensorik (1) von der Fahrweisenadaptionseinheit (4) ermit
telt, wozu dieser die erforderlichen, unten näher angegebenen,
fahrweisenindikativen Sensorsignale zugeführt sind. Die Fahr
weisenadaptionseinheit (4) ermittelt aufgrund dieser zugeführ
ten Meßwerte die jeweilige Fahrweise anhand einer Klassifika
tion nach dem nachfolgend näher beschriebenen Verfahren. Dieses
ist als Programm in einem Speicher der Fahrweisenadaptionsein
heit (4) abgelegt, wobei die Fahrweisenadaptionseinheit (4)
auch die weitere, zur beschriebenen Fahrweisenklassifikation
erforderliche Hardware beinhaltet, die aus üblichen, dem Fach
mann geläufigen Komponenten aufgebaut ist und daher hier nicht
näher aufgezeigt zu werden braucht.
Das Verfahren sieht zur Fahrweisenklassifikation die separate
Ermittlung einer Kennziffer über das Beschleunigungsverhalten,
genauer über das Längsbeschleunigungsverhalten, einer Kennzif
fer über das Bremsverhalten und einer Kennziffer über das Lenk
verhalten, d. h. das Querbeschleunigungsverhalten, vor. Dabei
entsprechen höhere Kennziffern einer dynamischeren Fahrweise.
Als von der Fahrzeugsensorik (1) erfaßte fahrweisenindikative
Meßgrößen werden für die Ermittlung jeder der drei Kennziffern
die Raddrehzahlen vorne links und rechts, der Zustand einer
ASR-Informationslampe, das on-line identifizierbare Leistungs
gewicht des Fahrzeugs sowie optional der Zustand der Rückfahr
leuchte erfaßt. Zusätzlich werden zur Ermittlung der Beschleu
nigungskennziffer die Drosselklappenvorgabe und optional die
Stellung eines Kick-Down-Schalters, für die Ermittlung der
Bremskennziffer der Zustand des Bremslichtschalters und optio
nal eine Information über den Zustand der ABS-Regelung sowie
für die Ermittlung der Lenkkennziffer optional der Lenkradwin
kel und ebenfalls optional die Querbeschleunigung erfaßt. Die
als optional bezeichneten Meßgrößenerfassungen können dabei
jeweils mit entsprechender Sensorik erfolgen, soweit diese in
der Fahrzeugsensorik (1) vorhanden ist. Andernfalls werden die
entsprechenden Meßwerte indirekt aus den Messungen der Raddreh
zahlen und/oder der Drosselklappenvorgabe errechnet. Diesbezüg
liche Ungenauigkeiten beeinflussen das Klassifikationsergebnis
nicht signifikant. Wird die Information über die Rückfahrleuch
te weggelassen, so werden auch rückwärts gefahrene Fahrmanöver
klassifiziert. Obgleich das Verfahren dafür grundsätzlich nicht
ausgelegt ist, entsteht dadurch kein oder nur ein vernachläs
sigbar geringer Fehler.
Für die Ermittlung einer jeden Kennziffer läuft folgendes Aus
wertungsschema ab. Es werden während der Fahrt spezifisch für
die einzelnen Kennziffern ausgewählte Meßgrößen auf den mögli
chen Beginn eines auszuwertenden Fahrmanövers hin überwacht.
Nach erkanntem Beginn eines derartigen Fahrmanövers werden wäh
rend dieses Manövers die fahrweisenindikativen Meßgrößen, die
für die Ermittlung der jeweiligen Kennziffer benötigt werden,
erfaßt. Diese Meßgrößenerfassung wird beendet, sobald wenig
stens eines von ebenfalls kennzifferspezifisch vorgewählten Ab
bruchkriterien erfüllt ist. Die erfaßten Meßwerte werden dann
anhand eines für die jeweilige Kennziffer vorgegebenen Meßgrö
ßen/Fahrweisen-Kennfeldes zur Ermittlung der gesuchten, fahr
weisenklassifizierenden Kennziffer ausgewertet. Daraufhin wer
den gegebenenfalls vorliegende Sonderfälle berücksichtigt. An
schließend wird die betreffende Kennziffer durch Mittelung über
eine vorgegebene Anzahl von zuletzt bestimmten Einzelwerten für
diese Kennziffer ermittelt, so daß eine gewisse Glättung im
zeitlichen Kennzifferverlauf und Unabhängigkeit von einem even
tuell singulären Fahrmanöver erzielt wird.
Soweit liefert das Auswertungsschema bereits zutreffende Resul
tate für den Fall, daß in den Signalverläufen der Meßgrößen
signifikante Veränderungen vorliegen. Bei Fahrten mit konstan
ter Geschwindigkeit auf einer geraden Strecke bleibt hingegen
der solchermaßen bestimmte Kennzifferwert konstant. Eine derar
tige fehlende Fahrdynamik wird daher zusätzlich durch eine ent
sprechende allmähliche Verringerung der Kennziffer in Richtung
auf eine ruhige Fahrweise hin berücksichtigt, wobei dieser Re
duktionsalgorithmus nur der Beschleunigungs- und Lenkkennzif
ferbestimmung zugeordnet ist. Bei der Bremskennzifferermittlung
ist er hingegen nicht sinnvoll, da hier kein derartiges Zeit
verhalten vorliegt. Die Kennzifferwertreduktion wird geschwin
digkeitsabhängig nach unten auf einen geschwindigkeitsabhängi
gen Minimalwert begrenzt, so daß das Fahren mit einer zwar kon
stanten, aber hohen Geschwindigkeit mit anwachsender Geschwin
digkeit zunehmend als dynamische Fahrweise beurteilt wird.
Die oben angesprochenen Kernfelder sind als Kennfelder in Fuz
zy-Logik mit zweidimensionalem Merkmalsraum realisiert. In die
sen Kennfeldern spiegeln sich die Ergebnisse von verschiedenen
Fahrversuchen wieder, die mit einer Vielzahl unterschiedlicher
Versuchspersonen ermittelt werden und möglichst den gesamten
Merkmalsraum abdecken. Aus diesen Versuchsfahrten lassen sich
auch Kriterien für die Auswahl von Merkmalen, d. h. von geeigne
ten Meßgrößen für die Fahrweisenklassifikation, ableiten. So
muß die Trennschärfe zwischen ruhiger und dynamischer Fahrweise
so groß wie möglich sein. Manche Merkmale sind im normalen
Straßenverkehr wenig fahrweisenspezifisch, sondern häufig von
den äußeren Fahrbedingungen dominiert. Dies schränkt die Anzahl
von zur Fahrweisenklassifikation verwendbaren Meßgrößen ein und
gibt Randbedingungen vor, die während der Ermittlung einer
Fahrweisenkennziffer einzuhalten sind. Die gemessenen Größen
müssen widerspruchsfrei von der Fahrerdynamik geprägt sein, wo
bei sich hektische oder nervöse Fahreraktionen nicht auswirken
dürfen. Jedes Merkmal muß häufig genug auftreten, damit sich
eine Vergleichsbasis aufbauen läßt, wobei nur Fahrsituationen
bewertet werden, die zum regelmäßigen Erfahrungsbereich gehö
ren. Das Rückwärtsfahren wird deshalb vorzugsweise ausgeklam
mert, da dieses Manöver selten gefahren wird und meist durch
vorsichtiges Fahren unter erschwerter. Bedingungen charakteri
siert ist, weshalb es wenig über die Fahrweise aussagt. Sicher
heitskritische Manöver, wie im Fall einer ASR-Regelung, werden
nur im Wiederholungsfall beurteilt, da der erste Regeleingriff
auf einem Fahrfehler oder dem Herantasten an die Straßengrif
figkeit beruhen kann. Als auszuwertende Merkmale kommen des
weiteren nur solche in Betracht, die sich nicht bewußt oder un
bewußt individuell manipulieren lassen, wobei integrale Merkma
le, z. B. gemittelte Größen über ein gesamtes Fahrmanöver, be
sonders manipulationssicher sind. Wird als Beispiel das Sperren
von Gängen beim Automatikgetriebe betrachtet, so kann sich die
jeweilige Kennziffer in unerwünschter Weise erhöhen, wenn die
Gangwechselhäufigkeit ohne Beachtung der jeweiligen Zweckmäßig
keit bewertet wird. Diese Zweckmäßigkeit läßt sich jedoch nur
schwer beurteilen, da ihr Grund im späteren Sensorsignalverlauf
nicht immer sichtbar wird. Dies wird vorliegend dadurch berück
sichtigt, daß das Sperren von Gängen selbst nicht bewertet
wird. Wenn nach dem Sperren ein Beschleunigungsvorgang ohne
Zwangsrückschaltung beginnt, fällt die mittlere Beschleunigung
höher aus, was ganz automatisch mit einer höheren Beschleuni
gungskennziffer honoriert wird. Die durch diese Versuchsfahrten
vorab gewonnenen Ergebnisse sind wie gesagt als Vorabinforma
tion in Form von Fuzzy-Kennfeldern in der Fahrweisenadaptions
einheit (4) abgespeichert.
Jedes Meßgrößen/Fahrweisen-Fuzzy-Kennfeld wird hierbei durch
zwei Punktmengen mit jeweils ellipsenförmigem Einzugsbereich
generiert. Die eine Menge beschreibt den Merkmalsbereich für
einen ruhigen Fahrtyp, die andere denjenigen für einen dynami
schen Fahrtyp. Für eine auszuwertende Meßgröße wird der Abstand
zu den generierenden Punkten bestimmt und daraus ein Zugehörig
keitsgrad zu der zur ruhigen bzw. zu derjenigen zur dynamischen
Fahrweise gehörigen Menge ermittelt. Über anschließende Defuz
zifikation wird dann jeweils ein Kennziffereinzelwert für jedes
zu bewertende Fahrmanöver erhalten, der zwischen den beiden Ex
tremwerten ruhiger und dynamischer Fahrweise interpoliert.
Durch Geraden wird der zulässige Wertebereich der Kennfelder
begrenzt. Ein Vorteil eines solchen Kennfeldes besteht weiter
hin darin, daß es leicht zu skalieren ist, um es beispielsweise
auf einen anderen Fahrzeugtyp mit einem anderen Leistungsge
wicht zu transformieren. Hierfür brauchen lediglich die Lage
der generierenden Punkte und die Grenzgeraden verschoben zu
werden. Alternativ ist es möglich, mit Kennfeldern mit mehr als
zwei Eingangsmerkmalen zu arbeiten, was dann jedoch nicht mehr
so leicht graphisch zu interpretieren ist. Eine sequentielle
Verknüpfung erscheint daher angebrachter. Grundsätzlich ist es
des weiteren alternativ möglich, mehr als zwei generierende
Punktmengen zu verwenden.
Die Beurteilung eines einzelnen Manövers liefert wie gesagt je
weils einen Kennziffereinzelwert. Durch die Mittelung mehrerer
Einzelmanöver wird der Zeitverlauf der Kennziffern geglättet.
Zur Durchführung dieser Mittelung ist ein Speicher vorgesehen,
der sich mit einer variablen Zahl von Einzelwerten füllen läßt.
Eine jeweilige Speicherinformation enthält hierbei den Zeit
punkt des Fahrmanöverendes sowie den zugehörigen Kennzifferein
zelwert. Ab Fahrtbeginn füllt sich der Speicher mit jedem wei
teren ausgewerteten Manöver bis zu einer vorgegebenen Maximal
zahl. Danach wird immer das älteste Element überschrieben. Die
vorgegebene Maximalzahl an Speichereinträgen bestimmt folglich
die Dynamik der gemittelten Kennziffer, d. h. eine größere maxi
male Speicheranzahl macht die zeitliche Veränderung der gemit
telten Kennziffer träger. Des weiteren wird für die Mittelung
ein Zeitfenster vorgegeben, um zu alte Werte zu entfernen, so
daß das Ergebnis möglichst aktuell bleibt. Dabei wird eine Mi
nimalzahl von beibehaltenen Speichereinträgen größer als eins
vorgegeben, um zu verhindern, daß etwa ein einzelnes Meßergeb
nis den Mittelwert allein bestimmt. Weiterhin ist als eine an
wählbare Funktion die Elimination des jeweils kleinsten Spei
cherelementes vorgesehen, um zu berücksichtigen, daß ein sport
licher Fahrer im öffentlichen Straßenverkehr häufig nicht jedes
Manöver so dynamisch fahren kann, wie er eigentlich möchte; die
minimale Anzahl an Speichereinträgen wird dadurch nicht unter
schritten. Aus den jeweils verbleibenden Speichereinträgen wird
dann die neue Kennziffer als Mittelwert berechnet und zur wei
teren Glättung das neue Ergebnis mit dem alten Mittelwert ver
knüpft.
Im folgenden wird auf die jeweilige Ermittlung der Beschleuni
gungs-, Brems- und Lenkkennziffer getrennt und detailliert ein
gegangen.
Als Kriterien für einen Beginn eines auszuwertenden Fahrmanö
vers zur Ermittlung der Beschleunigungskennziffer wird geprüft,
ob erstens kein Beschleunigungsmanöver momentan aktiv ist, ob
zweitens die Änderungsgeschwindigkeit der Drosselklappenvorgabe
einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet und ob drittens
nicht der Rückwärtsgang eingelegt ist. Bei Bejahung dieser drei
Meßgrößenabfragen während einer Fahrt, d. h. wenn die entspre
chenden Meßgrößen die vorgewählten Freigabewerte erreicht haben,
wird dann die Aktivierung einer Beschleunigungskennzifferer
mittlung während des anschließenden Fahrmanövers freigegeben.
Daraufhin werden als fahrweisenindikative Meßgrößen durch die
Fahrzeugsensorik (1) folgende Größen ermittelt: die Zeitdauer,
in der sich die Fahrzeuggeschwindigkeit sich seit Manöverbeginn
um 10 km/h erhöht; die mittlere Drosselklappenvorgabe; die ma
ximale Fahrzeugbeschleunigung; die maximale Änderungsgeschwin
digkeit der Drosselklappe; die ASR-Regelzeit; die Kick-Down-Be
tätigungszeit während der ersten 10 km/h an Geschwindigkeitszu
wachs; und die Zeitdauer, bis die Drosselklappenvorgabe erst
mals nicht mehr steigt. Die Erfassung dieser Meßgrößen wird be
endet, wenn als entsprechend überwachte Stoppwerte entweder ei
ne Rücknahme der Drosselklappenvorgabe erfolgt, die Drossel
klappe geschlossen ist, der Rückwärtsgang eingelegt wird oder
ein zweiter kräftiger Gasstoß erfolgt.
Die Klassifizierung erfolgt nach folgenden Kriterien. Primär
wird die Anfangsgeschwindigkeit eines Beschleunigungsmanövers
in Verbindung mit der Zeitdauer für einen Geschwindigkeitszu
wachs von 10 km/h ausgewertet. Jedem Wertepaar ist über ein
Fuzzy-Kennfeld ein Wert zugeordnet, der die Beschleunigungs
fahrweise beurteilt. Über das Leistungsgewicht wird das Kenn
feld an den vorliegenden Fahrzeugtyp angepaßt. Das Kennfeld ist
durch die Fahrwiderstände geprägt, damit auch bei höheren Ge
schwindigkeiten die umsetzbaren Beschleunigungen zu entspre
chenden Kennzifferwerten führen. Der Anfahrbereich ist etwas
unempfindlicher gestaltet, da auch ein ruhiger Fahrer im Ver
kehrsfluß mitschwimmt und ohne diese Maßnahme ständig überbe
wertet würde. Einflüsse von Schaltvorgängen werden nicht expli
zit berücksichtigt. Ein dynamischer Fahrer erzwingt eine Rück
schaltung schon vor dem Beschleunigungsmanöver, wodurch eine
schnellere Geschwindigkeitserhöhung um 10 km/h erreicht wird,
als wenn die Rückschaltung erst durch das Fahrpedal ausgelöst
wird. Um die Leistungsgrenze des Motors zu berücksichtigen,
führt entweder die mittlere Drosselklappenvorgabe oder die
Kick-Down-Betätigungszeit zu einer Kennzifferwerterhöhung.
Andererseits führt eine übermäßige Beschleunigung bei einer
Talfahrt zu einer Reduktion des Wertes der Beschleunigungskenn
ziffer. Auf Fahrstrecken mit niederen Reibwerten wird die ASR-
Regelzeit ausgewertet. Hierbei wird so vorgegangen, daß das er
ste Fahrmanöver mit ASR-Regelung unberücksichtigt bleibt und
erst die Folgemanöver in Abhängigkeit von der mittleren Dros
selklappenvorgabe und der ASR-Regelzeit kennziffererhöhend wir
ken. Dies bewirkt, daß die Klassifikation des Beschleunigungs
verhaltens unabhängig vom Herantasten an die Straßengriffigkeit
bleibt. Steigt die Geschwindigkeit um mindestens 1 km/h, jedoch
nicht über die Grenze von 10 km/h, und wird dabei eine ASR-Re
gelung aktiviert, wird die maximale Änderungsgeschwindigkeit
der Drosselklappe ausgewertet.
Anhand dieser Kriterien ist das zugehörige Kennfeld aufgebaut,
wobei der Fachmann ohne Schwierigkeiten die jeweils anwendungs
fallabhängige, wertemäßig konkretisierte Realisierung vorzuneh
men vermag, weshalb hierauf an dieser Stelle nicht weiter ein
gegangen zu werden braucht. Durch Vergleich der entsprechenden
Meßwerte mit dem Kennfeld ergibt sich der jeweilige Kennziffer
einzelwert. Die dergestalt ermittelten Kennziffereinzelwerte
werden zur Ermittlung der Beschleunigungskennziffer in der oben
beschriebenen Weise abgespeichert und gemittelt, wobei ein
Zeitfenster von 10 Minuten, eine Minimalzahl von zugehörigen
Speichereinträgen gleich zwei und - im Fall eines Automatik
getriebes - eine Maximalzahl von zugehörigen Speichereinträgen
gleich vier gewählt und jeweils der wertemäßig kleinste
Speichereintrag eliminiert wird. Für den Fall eines Handschalt
getriebes wird eine Maximalzahl von zugehörigen Speicher
einträgen gleich acht gewählt, da durch den manuellen Schalt
vorgang die Anzahl der Einzelmanöver steigt.
Zur Ermittlung der Bremskennziffer wird der Beginn eines auszu
wertenden Fahrmanövers dann erkannt, wenn als vorgewählte Frei
gabewerte kein Bremsmanöver momentan aktiv, der Bremslicht
schalter angeschaltet und kein Rückwärtsgang eingelegt ist so
wie weiterhin festgestellt wird, daß das Fahrzeug rollt. Die
für die Bewertung des Fahrmanövers hinsichtlich des Bremsver
haltens erfaßten, fahrweisenindikativen Meßgrößen bestehen aus
der Zeitdauer, die zur Verzögerung des Fahrzeugs um 10 km/h be
nötigt wird, sowie der ABS-Regelzeit während des gesamten
Bremsmanövers. Das Ende des auszuwertenden Fahrmanövers wird
erkannt, sobald entweder der Bremslichtschalter ausschaltet,
das Fahrzeug steht oder der Rückwärtsgang eingelegt wird.
Die Klassifikation hinsichtlich des Bremsverhaltens setzt folg
lich voraus, daß das Fahrzeug um wenigstens 10 km/h verzögert
wurde. Über einen Gewichtungsfaktor aus der Verzögerungszeit
für die ersten 10 km/h an Fahrzeugverzögerung wird dann ein
Bremskennziffer-Einzelwert ermittelt. Die ABS-Regelzeit führt
zu einer Erhöhung des Kennziffereinzelwertes. Wie für die ASR-
Regelzeiten im obigen Fall der Beschleunigungskennzifferermitt
lung gilt auch hier entsprechend, daß nur Folgemanöver mit ABS-
Regelung Einfluß auf die Klassifikation des Bremsverhaltens
haben. Die konkrete wertemäßige Realisierung vermag der Fach
mann wiederum problemlos anwendungsfallbezogen in nicht näher
auszuführender Weise vorzunehmen. Für die Mittelung über die
Bremskennziffer-Einzelwerte ist ein Zeitfenster von 10 Minuten,
eine Minimalzahl an Speichereinträgen gleich zwei und eine Ma
ximalzahl von Speichereinträgen gleich vier gewählt. Bei der
Ermittlung der Bremskennziffer wird das wertemäßig kleinste
Element nicht unterdrückt, da hier der Effekt, daß ein Fahrer
aufgrund anderer Verkehrsteilnehmer nicht so bremsen kann, wie
es seiner Fahrweise entspricht, nicht signifikant häufig
auftritt.
Zur Ermittlung der Lenkkennziffer wird auf den Beginn eines
auszuwertenden Fahrmanövers geschlossen, wenn folgende Bedin
gungen erfüllt sind, d. h. folgende Freigabewerte vorliegen: es
ist kein Lenkmanöver momentan aktiv, der Lenkradwinkel ist be
tragsmäßig größer als ein geschwindigkeitsabhängig vorgegebener
Schwellwert, das Fahrzeug rollt und es ist kein Rückwärtsgang
eingelegt. Liegen diese Bedingungen vor, werden während des an
schließenden Fahrmanövers die folgenden, für das Lenkverhalten
fahrweisenindikativen Meßgrößen durch die Fahrzeugsensorik (1)
erfaßt: die maximal auftretende Querbeschleunigung und die
hierbei auftretende Längsbeschleunigung sowie die Fahrzeugge
schwindigkeit in diesem Zeitpunkt, die maximale Fahrzeugverzö
gerung und die ASR-Regelzeit während des gesamten Lenkmanövers.
Das Ende des auszuwertenden Fahrzeugmanövers zur Lenkkennzif
ferermittlung wird erkannt, sobald als entsprechend vorgewählte
Stoppwerte entweder der Betrag des Lenkradwinkels unter einen
geschwindigkeitssabhängig vorgegebenen Schwellwert fällt, das
Fahrzeug steht oder der Rückwärtsgang eingelegt ist.
In der Auswertung für die Lenkklassifikation wird aus der er
mittelten maximalen Querbeschleunigung und der zugehörigen
Fahrzeuggeschwindigkeit über das entsprechende Kennfeld ein
Wert ermittelt, welcher der Querbeschleunigung, wie sie der
Fahrer empfindet, möglichst nahe kommt. Übersteigt dieser Wert
einen vorgegebenen Schwellwert oder dauert das Lenkmanöver lan
ge genug an, wird das Manöver ausgewertet. Zudem muß erfüllt
sein, daß beim Lenken nicht zu stark gebremst wird, da bei sol
chen Manövern das Bremsen dominiert und der Lenkvorgang nicht
mehr zu einem normalen Manöver, das über das Lenkverhalten Auf
schluß gibt, zu zählen ist. Mit dem Ergebnis aus diesem ersten
Kennfeld wird über ein zweites Kennfeld die zugehörige Längsbe
schleunigung eingerechnet. Eine ASR-Regelung während des Lenk
manövers führt zu einer Erhöhung des Lenkkennziffer-Einzelwer
tes. Wie im Fall der Ermittlung der Beschleunigungskennziffer,
wird auch hier das erste Manöver mit ASR-Eingriff nicht ausge
wertet, sondern erst die Folgemanöver. Wiederum kann, ohne
hierauf näher eingehen zu müssen, die konkrete wertemäßige Aus
gestaltung dieses Verfahrensabschnittes dem Fachmann unter Be
rücksichtigung des jeweiligen Anwendungsfalles und der üblichen
Regeln der Fuzzy-Logik überlassen bleiben. Zur Ermittlung der
Lenkkennziffer folgt schließlich eine Mittelung der entspre
chenden Einzelwerte mittels eines Zeitfensters von fünf Minu
ten, einer Minimalzahl an Speichereinträgen von drei Einzelwer
ten und einer Maximalzahl an Speichereinträgen von zehn Einzel
werten, wobei der kleinste Wert jeweils weggelassen wird.
Mit dieser spezifischen und in Bremsverhalten, Beschleunigungs
verhalten und Lenkverhalten gegliederten Fahrweisenklassifika
tion vermag die Fahrweisenadaptionseinheit (4) die jeweiligen
Steuergeräte (3, 6, 8, 10) zugehöriger Steuer- oder Regelsyste
me des Fahrzeugs in ihren Steuerungseigenschaften gezielt an
die jeweils ermittelte Fahrweise anzupassen, wobei je nach
Steuergerät nur eine oder zwei der separat ermittelten drei
Kennziffern oder aber alle drei mit einer vorgegebenen Gewich
tung zur Einstellung der diesbezüglichen Parameter der Steuer
geräte herangezogen werden. Selbstverständlich vermag der Fach
mann Modifikationen der oben beschriebenen Anordnung und des
Fahrweisenklassifikationsverfahrens im Rahmen der Erfindung
vorzunehmen, insbesondere können gegebenenfalls weitere Steuer
systeme oder aber nur ein Teil der gezeigten Steuersysteme von
der Fahrweisenadaptionseinheit in ihren Steuerungscharakteri
stika beeinflußt sein. Erfindungsgemäß wird die Fahrweisenklas
sifikation unter Verwendung der Ausgangssignale einer vorhande
nen Fahrzeugsensorik durchführt, ohne daß im allgemeinen zu
sätzliche Sensorik benötigt wird. Der Fahrweisenadaptionsein
heit sind ausgewählte Sensorsignale zuführbar, die hinsichtlich
der Fahrweise besonders aussagekräftig sind. Die Erfindung er
laubt folglich mit vorhandener Fahrzeugsensorik und einer zu
sätzlichen fahrweisenauswertenden und fahrweiseneinstellenden
Einheit eine Adaption der vorhandenen Steuer- oder Regelsysteme
des Kraftfahrzeuges gezielt mittels einer Kennziffer über das
Beschleunigungsverhalten, einer solchen über das Bremsverhalten
sowie einer solchen über das Lenkverhalten des jeweiligen Fah
rers.
Claims (7)
1. Verfahren zur graduellen Fahrweisenklassifikation zwischen
ruhiger und dynamischer Fahrweise, bei dem
- - während der Fahrt fahrweisenindikative Meßgrößen durch Fahrzeugsensorik abgetastet werden und
- - mittels wenigstens eines Teils der erfaßten Meßwerte unter Verwendung eines jeweils zugehörigen, vorab abgespeicher ten Meßgrößen/Fahrweisen-Kennfeldes wenigstens eine Fahr weisen-Kennziffer ermittelt wird,
- - separat eine Beschleunigungskennziffer über das Beschleu nigungsverhalten, eine Bremskennziffer über das Bremsver halten und eine Lenkkennziffer über das Lenkverhalten er mittelt werden, mit denen die Eingangsparameter für Steuer- oder Regelgeräte verschiedener fahrweisenadaptiver Steuer- oder Regelsysteme eines Kraftfahrzeuges in für das jeweilige Steuer- oder Regelgerät spezifisch vorgebbarer Abhängigkeit von der Beschleunigungs-, der Brems- und/oder der Lenkkennziffer einstellbar sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die jeweilige Kennziffer als Mittelwert über eine vorgegebene
Anzahl zuletzt ermittelter Kennziffereinzelwerte gebildet wird,
wobei die Kennziffereinzelwerte in zeitlichen Abständen in Ab
hängigkeit von den jeweils erfaßten Sensorikmeßwerten ermittelt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
zur Ermittlung eines Kennziffereinzelwertes folgende Schritte
durchgeführt werden:
- - Überwachen der Sensorikmeßwerte auf Vorliegen vorgewählter Freigabewerte für die Aktivierung einer Kennziffereinzel wertermittlung,
- - Erfassen der Momentanwerte der für die betreffende Kenn ziffer fahrweisenindikativen Meßgrößen, sobald die Frei gabewerte vorliegen,
- - Überwachen der Meßwerte auf Vorliegen vorgewählter Stopp werte für die Deaktivierung des laufenden Momentanwerter fassungsvorgangs und Stoppen dieses Vorgangs, sobald we nigstens einer der Stoppwerte vorliegt,
- - Ermitteln des Kennziffereinzelwertes durch Vergleich der erfaßten Momentanwerte mit den im zugehörigen Meßgrößen/ Fahrweisen-Kennfeld abgespeicherten Werten und
- - bei Erkennen einer Sondersituation, insbesondere das Vor liegen einer ASR- oder ABS-Regelung oder eines übermäßigen Fahrbahnsteigungs- oder -gefällewinkels Erhöhen oder Er niedrigen des ermittelten Kennziffereinzelwertes um einen in Abhängigkeit von der erkannten Sondersituation vorgeb baren Betrag.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die Meßgrößen/Fahrweisen-Kennfelder als Fuzzy-Logik-Kennfelder
gebildet sind, wobei sie jeweils durch wenigstens zwei Punkt
mengen generiert werden, von denen die eine eine ruhige und die
andere eine dynamische Fahrweise repräsentieren, und wobei für
die Meßwerte die Abstände zu den generierenden Punkten und
daraus ein Zugehörigkeitsgrad zu der einen bzw. anderen Menge
bestimmt sowie mittels Defuzzifikation ein graduell zwischen
dem die ruhigste Fahrweise und dem die dynamischste Fahrweise
repräsentierenden Wert liegender Kennziffereinzelwert erhalten
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
für die Ermittlung der Beschleunigungskennziffer und der Brems
kennziffer eine fahrweisenindikative Meßgröße durch die Zeit
dauer gegeben ist, in der sich die Fahrzeuggeschwindigkeit ab
dem Zeitpunkt der Aktivierung einer Kennziffereinzelwertermitt
lung um 10 km/h erhöht bzw. erniedrigt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
zur Kennzifferermittlung folgende Klassifikationskriterien
herangezogen werden:
- - keine Bewertung von als selten auftretend erkannten Fahraktionen, insbesondere Rückwärtsfahrten,
- - keine Bewertung von als hektisch oder nervös erkannten Fahraktionen als dynamisch,
- - Auswahl solcher fahrweisenindikativer Meßgrößen, die sich bezüglich eines Fahrmanövers integral verhalten, und getrennte Behandlung von als sicherheitskritisch erkannten Manövern.
7. Kraftfahrzeug mit
- - einer Fahrzeugsensorik (1) und mehreren fahrweisenadapti ven Steuer- oder Regelsystemen, von denen jedes ein Stell element (2) und ein Steuer- oder Regelgerät (3) umfaßt, wobei das Stellelement vom Steuer- oder Regelgerät in Ab hängigkeit von Ausgangssignalen der Sensorik gesteuert wird, und
- - einer Fahrweisenadaptionseinheit (4), der fahrweisenindi kative Ausgangssignale der Sensorik zuführbar sind und die in Abhängigkeit der zugeführten Signale eine zugehörige Fahrweise ermittelt sowie von der ermittelten Fahrweise abhängige Ausgangssignale zur Einstellung von das Steuer- oder Regelverhalten beeinflussenden Eingangsparameterwer ten für die Steuer- oder Regelgeräte erzeugt,
- - die Fahrweisenadaptionseinheit (4) die jeweilige Fahrweise mittels des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 ermittelt, wobei sie die Ausgangssignale zur Einstellung der Eingangsparameterwerte für die Steuer- oder Regelge räte (3) in für das jeweilige Steuer- oder Regelgerät spe zifisch vorgebbarer Abhängigkeit von der Beschleunigungs-, der Brems- und/oder der Lenkkennziffer erzeugt.
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