DE4341381A1 - Strahlenschutzmaterial und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Strahlenschutzmaterial und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Fasermaterial zur Her
stellung von Glasfasern, welche die Eigenschaften
herkömmlicher Glas- und Mineralfasern besitzen und
zusätzlich zur Abschirmung von Beta-, Gamma-, Rönt
gen- und Mikrowellenstrahlung dienen und ein
Verfahren zur Herstellung dieser Fasern sowie von
Strahlenschutzmaterial aus diesem Glasfasern.
Bei der Anwendung von Strahlungsquellen im Bereich
der Beta-, Gamma-, Röntgen- und Mikrowellenstrah
lung ist es notwendig, sowohl Strahlungsquellen als
auch exponierte Personen mit einem Strahlenschutz
zu versehen.
In der Medizintechnik ist es hierzu üblich, zum
Schutz vor Beta-, Gamma- und Röntgenstrahlen
Strahlenschutzmatten und Strahlenschutzbausteine
aus metallischem Blei einzusetzen.
Weiterhin ist der Schutz vor Gamma- und Röntgen
strahlen mittels Strahlenschutzgläsern bekannt.
Derartige Schutzmaßnahmen sind für die Anwendung
bei Materialprüfungen sowie in der Kern- und Medi
zintechnik üblich. Dabei werden spezielle kompakte
Flachgläser eingesetzt.
Zum Schutz vor Mikrowellen wird ausschließlich das
Abschirmprinzip angewendet, indem durch elektrisch
leitende Materialien, insbesondere Metalle, ein Kä
fig um die Strahlungsquelle gelegt wird.
Bei den bekannten Schutzmaßnahmen ist nachteilig,
daß die Schutzmaterialien nur eine geringe Flexibi
lität aufweisen und deshalb zum Schutz von Personen
und anderen Lebewesen nur bedingt geeignet sind. Im
Stand der Technik ist es auch bekannt, Textil-, Me
tall- und Verbundprodukte zur Abschirmung elektro
magnetischer Strahlung einzusetzen. Dabei werden
Metalle ein- oder mehrlagig auf Fasern, Garne oder
textile Flächen aufgetragen.
Diesen Materialien haftet der Nachteil an, daß zu
ihrer Herstellung ein hoher Aufwand erforderlich
ist.
Zur Abschirmung von entstehender Röntgenstrahlung
werden für Bildröhren spezielle Gläser mit, je nach
Hersteller unterschiedlicher Zusammensetzung ver
wendet. Derartige Bildröhrengläser haben mit fort
schreitender Entwicklung der Fernseh- und Computer
technik eine ständige Erhöhung der Absorbtionsei
genschaften erfahren. Auch hinsichtlich der Formge
bung ist das Viskositäts/Temperatur-Verhalten die
ser Gläser für die ursächlich angewendeten
Schleuder- und Preßtechnologien optimiert worden.
Nach dem Einsatz der Bildröhren zum Zweck der Bild
wiedergabe, fallen diese als Recyclingglas mit un
terschiedlicher Zusammensetzung und verschiedenar
tiger Färbung an. Eigene Versuche zeigten, daß
diese, an sich für andere Zwecke hergestellten
Bildröhrengläser, die Eigenschaft besitzen, sich
hervorragend zu Glasfasern verarbeiten zu lassen.
Die Eignung von Bildröhrengläsern und deren Einsatz
als Ausgangsmaterial zur Erzeugung von Glasfasern
ist bisher nicht bekannt.
Diese Fasern besitzen im unterschied zum Recycling
glas eine einheitlich weiße Färbung. Weiterhin be
sitzen sie alle Eigenschaften herkömmlicher Glasfa
sern und darüber hinaus die zusätzliche Eigenschaft
zur Abschirmung von Beta-, Gamma-, Röntgen- und Mi
krowellenstrahlung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Fa
sermaterial anzugeben, das zu flexiblen
Gegenständen verarbeitet werden kann, kostengünstig
herstellbar ist und im gesamten Bereich der Beta-,
Gamma-, Röntgen- und Mikrowellenstrahlung
abschirmend wirkt.
Erfindungsgemäß gelingt die Lösung der Aufgabe da
durch, daß als Ausgangsmaterial für das Fasermate
rial recyceltes Glas, vorzugsweise Bildröhrenglas,
verwendet wird und daß das Fasermaterial zu Glasfa
sern, nachfolgend Recyclingfasern genannt, verar
beitet wird sowie daß die Recyclingfasern als Zwi
schenprodukt insbesondere zur Herstellung von
Strahlenschutzmaterialien dienen.
Die bevorzugten Anwendungen des erfindungsgemäßen
Faser- sowie Strahlenschutzmaterials liegen auf dem
Gebiet der Abschirmung von Beta-, Gamma-, Röntgen-
und Mikrowellenstrahlung. Sie sehen vor, daß die
Recyclingfasern zu Flächen- und Volumengebilden, zu
Geweben oder zu Formkörpern verarbeitet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung des
Faser- sowie Strahlenschutzmaterials sieht vor, daß
als Ausgangsmaterial recyceltes Glas, vorzugsweise
Bildröhrenglas, verwendet wird, das mittels an sich
bekannter Verfahren zu fadenförmigen Zwischenpro
dukten verarbeitet wird, die dann beliebig weiter
konfektionierbar sind.
Eine zweckmäßige Ausgestaltung des erfindungsgemä
ßen Verfahrens sieht vor, daß als Recyclingglas
Bildröhrenglas verwendet wird, welches zunächst in
die Bestandteile Konus- und Schirmglas getrennt,
gereinigt, anschließend gebrochen und gegebenen
falls klassiert wird. Danach erfolgt die Verarbei
tung zu Recyclingfasern mit an sich bekannten
Umformverfahren.
Die Bestandteile dieses Recyclingglases können da
bei einzeln oder in einem bestimmten Mischungsver
hältnis verarbeitet werden.
Möglich ist weiterhin der Einsatz anderer Recy
clinggläser, insbesondere der Einsatz von Glasab
fällen, Fritten, Produktionsrückständen und Bruch,
die bei der Herstellung strahlenabsorbierender Glä
ser sowie bei der üblichen Bleiglasproduktion an
fallen.
Ferner ist es möglich, daß zur Einstellung des Vis
kositäts/Temperatur-Verhaltens und/oder des ge
wünschten Absorbtionskoeffizienten und/oder spe
zieller weiterer Eigenschaften Zusatzstoffe in Form
von Blei-, Barium-, Strontium- und weiteren Verbin
dungen einzeln oder gemischt zugegeben werden.
Die erfindungsgemäße Recyclingfaser und das
erfindungsgemäße Herstellungsverfahren zeichnen
sich insbesondere durch folgende Vorteile aus:
- - Die Reststrahlung wird im gesamten Bereich der Beta-, Gamma-, Röntgen- und Mikrowellenstrahlung auf ein sehr geringes Maß reduziert.
- - Durch die Verwendung von Recyclingglas wird neben der erfindungsgemäßen Nutzung des Faser- sowie Strahlenschutzmaterials zusätzlich ein Beitrag zur Entsorgung von Problemstoffen und damit zur Umwelt entlastung geleistet.
- - Es können Ausgangsmaterialien unterschiedlicher Zusammensetzung verarbeitet werden, weil bei Ein haltung der Viskositäts/Temperatur-Forderungen durch die Verarbeitung der Materialien zu Fasern die exakte Einhaltung der stets gleichen Mischungen für die Ausgangsstoffe nicht in jedem Fall erfor derlich ist. Im Gegensatz dazu ist es bei kompakten Materialien z. B. infolge der vom Mischungsverhält nis und von den eingesetzten Ausgangsstoffen abhän gigen Färbung des Erzeugnisses unbedingt erforder lich, stets die gleichen Ausgangsmaterialien zu verwenden. Dadurch wird bei den erfindungsgemäßen Fasern einerseits der Herstellungsaufwand enorm gesenkt, und andererseits werden die Anwendungsmög lichkeiten stark erweitert.
- - Zur Herstellung der Recyclingfasern aus dem ange gebenen Fasermaterial sind alle Formgebungsverfah ren auf der Grundlage der Zieh-, Blas- und Schleudertechnologie zur Herstellung von Glasfasern und Glasseide geeignet. Die Anwendung der Erfindung ist damit kostengünstig möglich.
- - Die erfindungsgemäßen Recyclingfasern dienen vorwiegend als Zwischenprodukt. Sie können zu Strahlenschutzmaterial, beispielsweise in Form von Filz, Roving, Gaze und Gewebe für Schutzbekleidung, Schutztextilien, Matten, Nähgewirkmatten, als Ver stärkungsmaterial und dergleichen weiterverarbeitet werden. Besonders geeignete Anwendungsgebiete sind auch der Einsatz von Wolle als Stopfwolle zum Aus füllen von Hohlräumen und von Gaze als Trägermate rial für andere Werkstoffe.
Auch für die Anwendung als spezielle Formkörper er
geben sich vielfältige Möglichkeiten dieser
Strahlenschutzmaterialien. Formkörper sind bei
spielsweise in Form von Platten, Formsteinen, Pali
saden u. ä. zum Aufstellen von Strahlenschutzwänden
einsetzbar.
- - Die Recyclingfasern können sowohl amorph als auch kristallin vorliegen.
Die Erfindung soll im folgenden anhand eines
Ausführungsbeispieles näher erläutert werden. In
der zugehörigen Zeichnung zeigen:
Fig. 1 den prinzipiellen Aufbau einer für die
Entsorgung vorgesehenen Bildröhre und
Fig. 2 eine schematische Darstellung des Ab
laufes des erfindungsgemäßen Herstellungspro
zesses.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Recycling
faser erfolgt im Beispiel aus dem Glas von zu
entsorgenden Bildröhren, von der in Fig. 1 eine
dargestellt ist. Derartige Bildröhren fallen beim
Recycling von Geräte- und Elektronikschrott in grö
ßerem Umfang an.
In Fig. 2 ist das Verfahren zur Herstellung des
erfindungsgemäßen Faser- sowie Strahlenschutzmate
rials dargestellt. Unabhängig von ihrer Zusammen
setzung werden die Bildröhren in Konusglas KG und
Schirmglas SG an der Lötnaht Z getrennt und der
Schrott von den Glasteilen entfernt. Die Glasarten
Konusglas KG und Schirmglas SG werden separiert und
von den Reststoffen (z. B. Leuchtschichten, Schich
ten am Konusglas, . . . ) befreit. Bei monochromen
Bildröhren werden nach der Reinigung beide Glasar
ten wie Konusglas KG weiterverarbeitet. Anschlie
ßend werden Konusglas KG und Schirmglas SG jeweils
einem Brecher zugeführt und klassiert. Erforderli
chenfalls werden weitere Zusatzstoffe zugefügt.
Im näher ausgeführten Beispiel wird eine Fraktion
aus Schirmglas SG mit einer Körnung zwischen 16 bis
32 mm ohne weitere Zusatzstoffe zu Recyclingfasern
verarbeitet.
Die gewichtsbezogene Zusammensetzung des Fasermate
rial beträgt:
63,0% SiO₂
8,5% Na₂O
1,5% MgO
11,0% BaO
3,5% Al₂O₃
0,2% CeO₂
8,6% K₂O
3,5% CaO
Die Ziehtemperatur beträgt 1295°C. Dabei wird ein Faserband aus Recyclingfasern mit 800 tex und einem Elementarfadendurchmesser von 10 . . . 12 µm erzeugt. Dieses Material dient als Zwischenprodukt zur Her stellung von Strahlenschutzmatten.
8,5% Na₂O
1,5% MgO
11,0% BaO
3,5% Al₂O₃
0,2% CeO₂
8,6% K₂O
3,5% CaO
Die Ziehtemperatur beträgt 1295°C. Dabei wird ein Faserband aus Recyclingfasern mit 800 tex und einem Elementarfadendurchmesser von 10 . . . 12 µm erzeugt. Dieses Material dient als Zwischenprodukt zur Her stellung von Strahlenschutzmatten.
Eine derartige Strahlenschutzmatte mit einer Dicke
von 15 mm und einer Dichte von 0,31 g/cm³ erreicht
folgende Absorbtionswerte:
- - Röntgenstrahlung 91% (CuK α; 25 keV)
- - Gammastrahlen 8% (J-131; 364 KeV)
Diese Absorbtionswerte entsprechen etwa denen einer
2 mm starken Kompaktglasplatte aus Schirmglas.
Claims (9)
1. Fasermaterial als Ausgangsmaterial zur Herstel
lung von Recyclingfasern, dadurch gekennzeichnet,
daß als Fasermaterial recyceltes Glas, vorzugsweise
Bildröhrenglas, verwendet wird.
2. Fasermaterial nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß weitere Zusätze in Form von von Blei-
Barium-, Strontium- und weiteren Verbindungen ein
zeln oder gemischt zugegeben werden.
3. Fasermaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als Recyclingglas Bildröhren
glas verwendet wird, wobei vor der Zerfaserung die
Bestandteile Konus- und Schirmglas in einem vom
Verwendungszweck bestimmten Verhältnis eingesetzt
werden.
4. Fasermaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die daraus erzeugten
Recyclingfasern zu Strahlenschutzmaterial zur Ab
schirmung von Beta-, Gamma-, Röntgen- und Mikrowel
lenstrahlung verarbeitet sind.
5. Strahlenschutzmaterial nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Glasfasern zu gewirrten
Flächen- und Volumengebilden verarbeitet sind.
6. Strahlenschutzmaterial nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Glasfasern zu Gewebe verar
beitet sind.
7. Strahlenschutzmaterial nach Anspruch 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Glasfasern zu Formkörpern
verarbeitet sind.
8. Verfahren zur Herstellung von Strahlenschutzma
terial, gekennzeichnet durch die Verfahrens
schritte:
- - Reinigen, Brechen und Klassieren von Recycling glas;
- - Erzeugen von Recyclingfasern mittels an sich be kannter Formgebungsverfahren;
- - Auftrommeln von Recyclingfasern zu gewirrten Flä chen- und Volumengebilden;
- - textile Verarbeitung von Recyclingfasern zu Gewe ben und
- - Pressen und/oder Sintern von Recyclingfasern zu Formkörpern.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeich
net, daß als Recyclingglas Bildröhrenglas verwendet
wird, welches vor der Verarbeitung in die Bestand
teile Konus- und Schirmglas getrennt wird und die
Bestandteile in einem vom Verwendungszweck be
stimmten Verhältnis gemischt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934341381 DE4341381C2 (de) | 1993-12-04 | 1993-12-04 | Verwendung von recyceltem Bildröhrenglas |
Applications Claiming Priority (1)
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---|---|---|---|
DE19934341381 DE4341381C2 (de) | 1993-12-04 | 1993-12-04 | Verwendung von recyceltem Bildröhrenglas |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4341381A1 true DE4341381A1 (de) | 1995-06-08 |
DE4341381C2 DE4341381C2 (de) | 1997-12-18 |
Family
ID=6504188
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934341381 Expired - Fee Related DE4341381C2 (de) | 1993-12-04 | 1993-12-04 | Verwendung von recyceltem Bildröhrenglas |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4341381C2 (de) |
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Also Published As
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---|---|
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