Die Erfindung betrifft offenporige Formteile für den Baustoffbe
reich auf der Basis eines duromeren Polyurethans als Bindemittel
für körniges Material sowie seine Herstellung nach dem Gießverfah
ren und seine Verwendung als Baustoff.
In der Zeitschrift "ADAC Motorwelt" werden im Heft 2 von 1993 auf
den Seiten 6, 7 und 8 Pflastersteine beschrieben, die den Regen
durchlassen. Insbesondere wird auch über einen "Filterstein" aus
zusammengesetzten kleinen Kieselsteinen berichtet, der wie ein
durchlässiger Schwamm Regenwasser genau dort versickern läßt, wo es
fällt. Er eignet sich nicht nur für Parkplätze, sondern auch für
Geh- und Radwege.
Es sollte ein derartiger wasserdurchlässiger Stein oder
- allgemeiner ausgedrückt - ein Formteil für den Bausektor entwic
kelt werden, der auf einfache Weise herzustellen und zu verlegen
ist, sowie eine hohe Qualität sowohl bezüglich der mechanischen
Eigenschaften als auch bezüglich seines Umweltverhaltens aufweist.
Die erfindungsgemäße Lösung ist den Patentansprüchen zu entnehmen.
Sie besteht im wesentlichen in der Auswahl eines geeigneten
Isocyanat-Reaktivharzes als Bindemittel für ein körniges Material,
welches trotz eines Staubanteiles noch gut benetzt wird, so daß
letztlich nach dem Aushärten des Isocyanat-Reaktivharzes zu einem
duromeren Polyurethan ein offenporiges Formteil erhalten wird, das
ein Porenvolumen von 30 bis 50 Vol.-% und eine hohe Wasserdurch
lässigkeit hat, wobei das Wasser nach einer Kontaktzeit von 7 Tagen
nicht oder nicht nennenswert verändert wird.
Das duromere Polyurethan entsteht also durch Härtung eines
Isocyanat-Reaktivharzes. Dieses besteht zumindest aus den Kompo
nenten Polyol, Polyisocyanat, Katalysator und Thixotropiermittel.
Darüber hinaus können auch noch Additive zugesetzt werden, z. B.
Füllstoffe, Adsorbentien, oberflächenaktive Stoffe, Pigmente,
Flammschutzmittel, Stabilisatoren usw.
Prinzipiell sind alle Polyole, die bereits zur Polyurethan
herstellung bekannt sind, auch für die vorliegende Erfindung
geeignet. In Betracht kommen insbesondere die an sich bekannten
Polyhydroxy-Polyether des Molekulargewichtsbereiches von 60 bis
10 000, vorzugsweise 70 bis 6 000, mit 2 bis 10 Hydroxylgruppen pro
Molekül. Derartige Polyhydroxypolyether werden in an sich bekannter
Weise durch Alkoxylierung von geeigneten Startermolekülen erhalten,
z. B. von Wasser, Propylenglykol, Glycerin, Trimethylolpropan, Sor
bit, Rohrzucker usw. Geeignete Alkoxylierungsmittel sind ins
besondere Propylenoxid und eventuell auch Ethylenoxid.
Es kommen aber auch die üblichen Polyester-Polyole des Molekular
gewichts-Bereiches von 400 bis 10 000 in Frage, wenn sie 2 bis 6
Hydroxylgruppen enthalten. Das ist besonders dann der Fall, wenn es
auf eine hervorragende Stabilität gegen Licht- und Wärmeeinwirkung
ankommt. Geeignete Polyester-Polyole sind die an sich bekannten
Umsetzungsprodukte von überschüssigen Mengen an mehrwertigen Alko
holen der als Startermoleküle bereits beispielhaft genannten Art
mit mehrbasischen Säuren, wie beispielsweise Bernsteinsäure,
Adipinsäure, Phthalsäure, Terephthalsäure oder beliebigen Gemischen
derartiger Säuren. Verwendet werden können auch Partialester von
gesättigten und ungesättigten Fettsäuren mit
Polyhydroxyverbindungen sowie deren eth- oder propoxylierte Deri
vate. Bevorzugt wird ein Polyesterdiol aus Hexandiol und
Adipinsäure.
Schließlich können auch Prepolymere mit OH-Gruppen eingesetzt wer
den, also Oligomere aus Polyisocyanaten und Polyolen in starkem
Überschuß.
Als Polyisocyanate sind alle mehrwertigen aromatischen und
aliphatischen Isocyanate geeignet. Vorzugsweise enthalten sie im
Mittel 2 bis höchstens 4 NCO-Gruppen. Beispielsweise seien als ge
eignete Isocyanate genannt: 1,5-Naphthylendiisocyanat, 4,4'-Di
phenylmethandiisocyanat (MDI), hydriertes MDI (H12MDI), Xylylen
diisocyanat (XDI), Tetramethylxylylendiisocyanat (TMXDI), 4,4'-
Diphenyldimethylmethandiisocyanat, Di- und Tetraalkyldiphenyl
methandiisocyanat, 4,4'-Dibenzyldiisocyanat, 1,3-Phenylendi
isocyanat, 1,4-Phenylendiisocyanat, die Isomeren des Toluylendiiso
cyanats (TDI), gegebenenfalls in Mischung, 1-Methyl-2,4-diiso
cyanato-cyclohexan, 1,6-Diisocyanato-2,2,4-trimethylhexan, 1,6-Di
isocyanato-2,4,4-trimethylhexan, 1-Isocyanatomethyl-3-isocyanato-
1,5,5-trimethyl-cyclohexan (IPDI), chlorierte und bromierte Diiso
cyanate, phosphorhaltige Diisocyanate, 4,4'-Diisocyanatophenylper
fluorethan, Tetramethoxybutan-1,4-diisocyanat, Butan-1,4-diisocya
nat, Hexan-1,6-diisocyanat (HDI), Dicyclohexylmethandiisocyanat,
Cyclohexan-1,4-diisocyanat, Ethylen-diisocyanat, Phthalsäure-bis-
isocyanatoethylester. Weitere wichtige Diisocyanate sind Trimethyl
hexamethylendiisocyanat, 1,4-Diisocyanatobutan, 1,12-Diisocyanato
dodecan und Dimerfettsäure-diisocyanat. Interesse verdienen teil
weise verkappte Polyisocyanate, welche die Bildung selbstvernetzen
der Polyurethane ermöglichen, z. B. dimeres Toluylendiisocyanat.
Schließlich können auch Prepolymere eingesetzt werden,
also Oligomere mit mehreren Isocyanatgruppen. Sie werden be
kanntlich bei einem großen Überschuß von monomerem Polyisocyanat in
Gegenwart von z. B. Diolen erhalten. Im allgemeinen werden aroma
tische Isocyanate bevorzugt.
Bevorzugt werden die Polyole und Polyisocyanate als Zweikomponen
ten-Gießharz eingesetzt, wobei ein niedermolekulares Polyisocyanat
und ein gleichfalls verhältnismäßig niedermolekulares Polyol erst
kurz vor ihrer Verwendung gemischt werden. Das Polyisocyanat wird
mit einem bis zu 50%igem Überschuß an Isocyanat, bezogen auf das
Polyol eingesetzt, vorzugsweise mit einem 10 bis 30%igem Über
schuß.
Als Katalysatoren werden zinnorganische Verbindungen eingesetzt.
Darunter werden Verbindungen verstanden, die sowohl Zinn als auch
einen organischen Rest enthalten, insbesondere Verbindungen, die
eine oder mehrere Sn-C-Bindungen enthalten. Zu den zinnorganischen
Verbindungen im weiteren Sinne zählen z. B. Salze wie Zinnoctoat und
Zinnstearat. Zu den Zinnverbindungen im engeren Sinne gehören vor
allem Verbindungen des vierwertigen Zinns der allgemeinen Formel
Rn+1SnX3-n, wobei n eine Zahl von 0 bis 2 ist, R eine Alkylgruppe
und/oder eine Arylgruppe darstellt und X schließlich eine Sauer
stoff-, Schwefel- oder Stickstoff-Verbindung bedeutet. Zweckmäßi
gerweise enthält R mindestens 4 C-Atome, insbesondere mindestens 8.
Die Obergrenze liegt in der Regel bei 12 C-Atomen. Vorzugsweise ist
n = 0 oder 1 sowie eine Mischung von 1 und 0. Vorzugsweise ist X
eine Sauerstoff-Verbindung, also ein zinnorganisches Oxid,
Hydroxid, Carboxylat oder Ester einer anorganischen Säure. X kann
aber auch eine Schwefel-Verbindung sein, also ein zinnorganisches
Sulfid, Thiolat oder Thiosäureester. Bei den Sn-S-Verbindungen sind
vor allem Thioglykolester interessant, z. B. Verbindungen mit fol
genden Resten:
-S-CH2-CH2-O-CO-(CH2)10CH3 oder
-S-CH2-CH2-O-CO-CH2-CH(C2H5)-CH2-CH2-CH2-CH3.
Derartige Verbindungen erfüllen eine weitere Auswahlregel: Das Mo
lekulargewicht der zinnorganischen Verbindung soll vorzugsweise
über 400, insbesondere über 600 liegen.
Eine bevorzugte Verbindungsklasse stellen die Dialkyl-ZinnIV-
Carboxylate dar (X = O-CO-R1). Die Carbonsäuren haben 2, vor
zugsweise wenigstens 10, insbesondere 14 bis 32 C-Atome. Es können
auch Dicarbonsäuren eingesetzt werden. Als Säuren seien ausdrück
lich genannt: Adipinsäure, Maleinsäure, Fumarsäure, Terephthal
säure, Phenylessigsäure, Benzoesäure, Essigsäure, Propionsäure
sowie insbesondere Capryl-, Caprin-, Laurin-, Myristin-, Palmitin-
und Stearin-Säure. Konkrete Verbindungen sind Dibutylzinn-diacetat,
-dilaurat, Dioctylzinn-diacetat, -dilaurat.
Auch Zinnoxide und -sulfide sowie -thiolate sind brauchbar. Kon
krete Verbindungen sind: Bis(tributylzinn)oxid, Dibutylzinndi
dodecylthiolat, Dioctylzinndioctylthiolat, Dibutylzinn-bis(thio
glykolsäure-2-ethyl-hexylester), Octylzinn-tris(thioglykolsäure-
2-ethyl-hexylester), Dioctylzinn-bis(thioethylenglykol-2-ethyl-
hexoat), Dibutylzinn-bis(thioethylenglykollaurat), Dibutylzinn
sulfid, Dioctylzinnsulfid, Bis(tributylzinn)sulfid, Dibutylzinn-
bis(thioglykolsäure-2-ethylhexylester), Dioctylzinn-bis(thio
glykolsäure-2-ethylhexylester), Octylzinn-tris(thioglykolsäure-
2-ethyl-hexylester), Dioctylzinn-bis(thioethylenglykol-2-
ethylhexoat) und Dibutylzinn-bis(thioethylenglykollaurat),
Dioctylzinndidodecylthiolat, Dioctylzinn-bis(thioethylenglykol-2-
ethylhexoat), Trioctylzinn-thioethylenglykol-2-ethylhexoat sowie
Dioctylzinn-bis(thiolatoessigsäure-2-ethylhexylester), Bis(β-
methoxycarbonyl-ethyl)zinn-bis(thiolatoessigsäure-2-ethylhexyl
ester), Bis(β-acetyl-ethyl)zinn-bis(thiolatoessigsäure-2-ethyl
hexylester), Zinn(II)-octylthiolat und Zinn(II)-thioethylenglykol-
2-ethylhexoat.
Außerdem seien noch genannt:
Dibutylzinndiethylat, Dihexylzinndihexylat, Dibutylzinndiacetyl
acetonat, Dibutylzinndiethyl-acetylacetat, Bis(butyldichlorzinn)-oxid,
Bis(dibutylchlorzinn)sulfid, Zinn(II)-phenolat, Zinn(II)-
acetylacetonat, wobei als weitere β-Dicarbonylverbindungen genannt
seien: Acetylaceton, Dibenzoylmethan, Benzoylaceton, Acetessig
säureethylester, Acetessigsäure-n-propylester, alpha,gamma-Di
phenyl-acetessigsäureethylester und Dehydraacetsäure.
Der Katalysator wird vorzugsweise dem Polyol zugesetzt. Seine Menge
richtet sich nach seiner Aktivität und den Reaktionsbedingungen.
Sie liegt vorzugsweise im Bereich von 0,01 bis 0,5 Gew.-%, bezogen
auf das Polyol.
Das Suspendierhilfsmittel dient vor allem dazu, den Staub und die
Füllstoffe in dem Isocyanat/Polyol-Reaktivharz zu stabilisieren.
Dazu ist zunächst deren Benetzung sehr wichtig. Außerdem soll das
Absetzen der Teilchen verhindert werden. Im engen Zusammenhang da
mit steht der Thixotropiereffekt des Isocyanat/Polyol-Reaktiv
harzes: Beim Mischen mit dem körnigen Material und beim Gießen in
die Formen soll es möglichst dünnflüssig sein. Sobald jedoch die
äußeren Kräfte nachlassen, soll es möglichst zähflüssig sein, damit
es in den Formen nicht nach unten fließt.
Konkrete Stoffe, die diese Aufgaben lösen, sind
- - Bentonite, also verunreinigte Tone, die durch Verwitterung
vulkanischer Tuffe entstanden sind, insbesondere "Bentone",
- - hochdisperse Kieselsäure, also eine Kieselsäure mit über 99,8
Gew.-% an SiO2, die durch Hydrolyse von Siliciumtetrachlorid in
einer Knallgasflamme hergestellt wurde, insbesondere "Aerosil",
- - ein Gemisch aus Kieselsäure und Polyethylenfasern, insbesondere
amorphe Kieselsäure und fibrilierte Polyethylenfasern
(Sylothix-53),
- - gehärtetes Ricinusöl, allein oder zusammen mit Ethylen-bis-
stearamid bzw. Bis(stearproyl-palmitoyl)ethylendiamin
(Hoechst-Wachs-C).
Das Suspendierhilfsmittel wird in einer Menge von bis zu 10 Gew.-%
eingesetzt, insbesondere von 0,5 bis 5%, bezogen auf das Polyol.
Mit Vergrößerung des Staubanteils des Kies/Sandgemisches ist auch
seine Menge zu vergrößern. Dies führt sowohl zu einer besseren
Benetzung des Staubes als auch zu einer besseren Bindung des
Staubes im nicht ausgehärteten sowie im ausgehärteten Gemisch aus
Isocyanat/Polyol-Reaktivharz und körnigem Material. Daher wird so
wohl der Staubanteil in der Luft als auch die Lagerstabilität der
Formteile im Wasser verbessert. Das Suspendierhilfsmittel wird
ebenfalls vorzugsweise dem Polyol zugesetzt.
Daneben kann das Isocyanat/Polyol-Reaktivharz auch noch weitere
Additive enthalten. Dazu zählen in erster Linie die Füllstoffe. Sie
dienen nicht nur dazu, das Volumen zu vergrößern, sondern auch zur
Verbesserung von technischen Eigenschaften, insbesondere des
Fließverhaltens und der Benetzung des Staubanteils. Als Füllstoffe
eignen sich Carbonate, insbesondere Kalkspat, Kalkstein, Kreide und
gecoatetes Calciumcarbonat und Magnesium/Calcium-Carbonat-Doppel
salze wie Dolomit, Sulfate wie Barium- und Calciumsulfat, Oxide wie
Aluminiumoxid, Silikate wie Kaolin, Feldspat, Wallostonit, Glimmer,
Ton und Talkum sowie Siliciumdioxid, Kieselgur, Graphit oder Glas
fasern. Die Füllstoffe werden ebenfalls vorzugsweise der Polyol
komponente zugesetzt, und zwar in einer Menge von bis zu 70 Gew.-%,
vorzugsweise 10 bis 60 Gew.-%, bezogen auf die Harzkomponente.
Dem Polyol wird auch ein Mittel zur Bindung von Wasser zugesetzt,
insbesondere Alkali-Aluminium-Silikate (Zeolith-L-Paste). Ihr An
teil beträgt bis zu 10 Gew.-%, vorzugsweise 1 bis 5 Gew.-%, bezogen
auf das Polyol.
Das Polyol kann auch spezielle Additive wie Dispersionsmittel, Ver
dickungsmittel oder Thixotropiermittel enthalten, falls das Sus
pensionshilfsmittel diesbezüglich unbefriedigende Eigenschaften
aufweist.
Die Additive werden auf bekannte Art und Weise in das Polyol ein
gemischt. Man erhält auf diese Art und Weise das sogenannte Harz.
Auch dem Polyisocyanat können Additive zugesetzt werden. Jedoch ist
es nicht üblich, d. h. der Härter besteht vorzugsweise aus dem
Polyisocyanat.
Das Isocyanat/Polyol-Reaktivharz wird als organisches Bindemittel
anstelle der sonst üblichen anorganischen Bindemittel verwendet,
z. B. anstelle von Zement. Der Zuschlagstoff sowie die Zusätze sind
analog zu denen, die im Baustoffbereich üblich sind.
Als Zuschlag dienen körnige Materialien, insbesondere Mineralien.
Es handelt sich dabei um gebrochene und/oder ungebrochene Ge
steinskörper. Ihre chemische Zusammensetzung ist neben den Korn
merkmalen von untergeordneter Bedeutung. Es kann sich um Stoffe wie
Siliciumdioxid, Silikate, Kohle, Kalkstein oder Schlacken handeln.
Bevorzugt wird Siliciumdioxid in Form von Sand und Kies. Insbeson
dere ist Quarzsand geeignet, der zu über 85% aus Quarz besteht.
Seine Körnchen sind weitgehend abgerundet und haben einen
Durchmesser von 0,06 bis 2 mm. Entsprechende Materialien mit einem
Durchmesser von mehr als 2 mm werden als Kies bezeichnet. Für den
vorliegenden Fall ist der Feinkies mit einer Korngröße von 2 bis
6,3 mm von besonderer Bedeutung.
Es wird ein Kies/Sandgemisch eingesetzt, dessen Teile
einen max. Durchmesser von 6,3, vorzugsweise 4 mm haben. Entschei
dend für das erfindungsgemäße Verfahren ist, daß auch körnige Ma
terialien mit einem Durchmesser unter 1 mm verwendet werden können,
und zwar mit einem Gewichtsanteil bis zu 10 Gew.-%. Davon kann die
Hälfte einen Durchmesser von weniger als 0,2 mm haben. Es ist also
möglich, ein Kies/Sandgemisch mit einem Staubanteil von 5 Gew.-% zu
verwenden. Die Korngrößenverteilung wird auf bekannte Weise durch
Siebanalyse bestimmt.
Ein hoher Anteil an Fein- und Mittelsand verringert allerdings die
Durchlässigkeit für Wasser. Durch Variation des Anteils läßt sich
gezielt die Wasserdurchlässigkeit einstellen. Ein Formteil aus ei
ner Mischung von 2 Sandfraktionen mit einem Durchmesser von 0,20
bis 1,0 und 1,0 bis 2,0 im Verhältnis 1 : 1 ist praktisch
wasserundurchlässig. Der Staubanteil kann auch bereits als Füll
stoff in das Isocyanat/Polyol-Reaktivharz eingearbeitet sein.
Bei geeigneter Korngrößenverteilung braucht also das ursprüngliche
Kies/Sandgemisch nur gewaschen zu werden, um z. B. alle organischen
und alle quellbaren Bestandteile zu entfernen. Ein Absieben der
Staubanteile ist unter Umständen nicht notwendig. Das gewaschene
Kies/Sandgemisch wird mit heißer Luft getrocknet und schließlich in
Silos unter üblichen Umweltbedingungen gelagert. Vorzugsweise wird
das Kies/Sandgemisch jedoch noch vor der Lagerung mit einem Teil
des Polyols gemischt, insbesondere wenn das Gemisch einen hohen
Staubanteil hat. Das Polyol kann auch noch weitere Komponenten
enthalten wie Füllstoffe, Suspendierhilfsmittel und Katalysator.
Diese Vorbehandlung führt zu einer vollständigen Benetzung des
Kies/Sand/Staubgemisches und damit zu einer vollständigen
Ummantelung der einzelnen Partikel. Dadurch wird nicht nur der
Staubanteil in der Luft während der Herstellung der Formteile ver
ringert, sondern auch die Stabilität der Formteile gegenüber Wasser
bei deren Lagerung erhöht.
Das Massenverhältnis von körnigem Material zu Isocyanat/Polyol-
Reaktionsharz liegt vorzugsweise unter 20 : 1, insbesondere unter
17 : 1, wobei die Harzkomponente im Isocyanat/Polyol-Reaktionsharz
50% an Füllstoff enthält. Bei einem Kies/Sandgemisch mit 20 Gew.-%
an Partikeln unter 1,6 mm Durchmesser verringert sich das Verhält
nis auf ca. 10 : 1. Ist der Staubanteil in einem Kies/Sandgemisch
mit einer Körnung zwischen 1,6 und 4,0 so hoch, daß die Wasser
durchlässigkeit praktisch 0 ist, so werden gleiche Teile an
Isocyanat/Polyol-Reaktionsharz und körnigem Material benötigt.
Als Zusatz kommen ähnliche Produkte in Frage wie z. B. beim Beton,
um bestimmte zusätzliche Effekte zu erreichen, z. B. Pigmente zur
Anfärbung, Glasfasern zur Verstärkung und scharfkantige Materialien
zur Rutschfestausrüstung.
Aus dem Isocyanat/Polyol-Reaktionsharz und den körnigen Materialien
so wie gegebenenfalls weiteren Zusätzen werden die offenporigen
Formteile hergestellt, und zwar im Prinzip nach dem Gießverfahren.
Dazu werden zunächst die beiden Komponenten des Isocyanat/Polyol-
Reaktionsharzes dosiert und gemischt, nämlich das Polyol zusammen
mit dem Katalysator, dem Suspendierhilfsmittel und gegebenenfalls
Additiven als erste Komponente und dem Polyisocyanat als zweite
Komponente.
In der Regel werden dann diese Isocyanat/Polyol-Reaktionsharze so
wie das körnige Material und gegebenenfalls weitere Zusätze bei
Raumtemperatur dosiert und gemischt, bis die festen Bestandteile
von dem Harz benetzt sind. Diese Formmasse wird dann drucklos unter
Rütteln in die Form mit den gewünschten Dimensionen gegossen. Bei
länglichen Formen kann es vorteilhaft sein, einen Druck von z. B. 15
N/cm2 anzuwenden. Zusätzlich kann zur Verstärkung ein Vlies, ein
Geflecht oder eine Matte aus Glas oder Metall eingelegt werden. Es
ist auch möglich, oberflächlich eine Schicht aus dekorativem Mate
rial aufzubringen, z. B. weiße Kieselsteine. Es ist ebenfalls mög
lich, eine Schicht aus Aktivkohle-Granulat einzubauen, um eine
Sperrschicht in dem Formteil zu erhalten. Die Formen werden in der
Regel nicht vorgewärmt. Sie sind mit einem handelsüblichen Trenn
mittel versehen.
Zur Härtung werden die Formen mit ihrem Inhalt auf 80 bis 150°C
erwärmt, was z. B. in einem Umluftofen geschehen kann. Die Erwärmung
kann bis zu 2 Stunden dauern, vorzugsweise bis zu einer Stunde,
insbesondere bis zu 10 Min. Dabei beginnt die Erwärmzeit mit dem
Einfüllen der Formmasse in die Formen und endet mit dem Entformen.
Zweckmäßigerweise wird vor dem Entformen nicht auf 25°C abgekühlt,
vorzugsweise nicht auf 50, insbesondere überhaupt nicht, d. h. es
wird praktisch bei der Reaktionstemperatur entformt. Entformt wird,
wenn kein flüchtiges Isocyanat mehr vorhanden ist und die Formteile
soweit gehärtet sind, daß sie sich ohne Schwierigkeit handhaben
lassen. Dazu zählt nicht nur das Entformen, sondern auch der
Transport, die Lagerung und gegebenenfalls eine Nachbearbeitung der
Formteile. Die Festigkeiten der Formteile nehmen noch innerhalb
eines Tages merklich zu. Diese Nachhärtungszeit hängt von der La
gertemperatur, von der Feuchtigkeit (Luftfeuchtigkeit, flüssiges
Wasser) und den Dimensionen des Formteils ab.
Bei den Formen handelt es sich um Dauerformen. Sie brauchen nicht
jedes Mal nach ihrer Benutzung gereinigt zu werden, sondern viel
mehr erst nach ca. 10- oder gar nach 20facher Benutzung.
Die Anlage zur Herstellung der Formteile ist vorzugsweise für ein
kontinuierliches halbautomatisches Chargen-Verfahren ausgelegt.
Die so hergestellten Formteile haben hervorragende Eigenschaften,
die vor allem auf dem Polyurethan-Bindemittel und seiner Verteilung
in dem körnigen Material beruhen.
Das Polyurethan-Bindemittel ist gegenüber Wasser praktisch inert.
Die Wasserqualität wird auch nach 7tägiger Kontaktzeit nicht be
einflußt. Das gilt nicht nur für die Farbe, den Geruch, die Klar
heit und die Oberflächenspannung des Wassers, sondern vor allem
auch für seinen Gehalt an Aminen. Die Formteile eignen sich daher
als Ausrüstungsgegenstände zur Trinkwassergewinnung.
Das Polyurethan-Bindemittel ist in dem körnigen Material so ver
teilt, daß ein Porensystem entsteht. Das Porenvolumen beträgt bis
zu 60 Vol.-%, vorzugsweise 30 bis 50 Vol.-%, berechnet als Volumen
der Poren, bezogen auf das Volumen der Formteile. Dementsprechend
sind die Formteile um etwa bis zur Hälfte leichter als entsprechend
dimensionierte kompakte Formteile mit Zement als Bindemittel. Auch
die Wärmeleitfähigkeit wird durch die Poren reduziert.
Das Porensystem ist offen, d. h. die Formteile sind permeabel. Sie
lassen Gase und Flüssigkeiten durch, z. B. flüssiges oder gasför
miges Wasser, Luft oder polare Flüssigkeiten. Die Wasserdurchläs
sigkeit ist hoch, und zwar schon bei geringem oder gar keinem
Druck, so daß Regenwasser ohne Stauungen versickern kann.
Die Wasserdurchlässigkeit kann gezielt durch geeignete Wahl der
Korngröße und Korngrößenverteilung variiert werden. Das gilt sowohl
bezüglich der Porenvolumen insgesamt als auch bezüglich der Poren
größenverteilung über den Querschnitt des Formteils. Solch ein
asymmetrisches Porensystem läßt sich aufbauen, indem man z. B. auf
eine Schicht aus mittelkörnigem Material (1 bis 3 mm) eine zweite
Schicht aus grobkörnigem Material 3 bis 10 mm aufbringt. Eine
Schicht mit kleinkörnigem Material (0,3 bis 1,0 mm) darf nur sehr
dünn sein, damit die Durchlässigkeit nicht praktisch auf 0 redu
ziert wird.
Durch die gleichmäßige Verteilung des PUR-Bindemittels im körnigen
Material werden gute mechanische Eigenschaften erzielt. Die Fe
stigkeit der Formvorteile ist für ein organisches Bindemittel er
staunlich günstig. Das gilt sowohl für die Druckfestigkeit und
Zugfestigkeit als auch für die Biegefestigkeit. Die Schlagzähigkeit
ist außerordentlich hoch. Falls diese Werte für spezielle Einsatz
gebiete nicht ausreichen sollten, lassen sie sich durch Verstär
kungsmittel noch erhöhen. Die hohen Festigkeitswerte können durch
Auswahl geeigneter Ausgangsstoffe und durch Zusatz von Stabilisa
toren über Jahre weitgehend konstant gehalten werden. So läßt sich
z. B. die Hydrolysestabilität durch Verwendung eines Polyether-
Polyols anstatt eines Polyester-Polyols wesentlich verbessern.
Aufgrund dieser wertvollen Eigenschaften der offenporigen Formteile
eignen sie sich für Einsatzgebiete, in denen ein Permeat drucklos
entfernt werden soll, z. B. Wasser durch Versickern. Konkrete Ein
satzgebiete sind im Baustoffbereich zu finden, insbesondere
- - im Bereich des Garten- und Landschaftsbaus in Form von Gehweg
platten, Baumeinfassungen, Kantensteine, Beläge für Terrassen,
Ausstellungs- und Sportstätten, z. B. Tennisplätze oder als Be
lag für einen Wäschetrockenplatz,
- - im Bereich der Landwirtschaft in Form von Bodenbelägen für
Stallungen und Platten für Gülle-Sickergruben,
- - im Baubereich in Form von Rohren und Platten zur Drainage und
zum Schutz von Kellerräumen gegen Druckwasser, atmungsaktiven
Mauersteinen und Platten für Kleinkläranlagen und zum Gruben
ausbau als Alternative zu Vulkangestein sowie in Form von
Vollsteinen als Ersatz für Leichtbetonsteine und schließlich in
Form von Pflastersteinen für Parkplätze, Hausvorplätze und Ga
ragenböden.
Nach dem konkreten Einsatzgebiet richten sich nicht nur die Zusam
mensetzung der Formteile und deren Porensystem, sondern auch deren
geometrische Abmessungen. Formteile mit einfachen geometrischen
Abmessungen sind Platten, Maurersteine und Fliesen. Es sind aber
auch kompliziertere Formen ohne Schwierigkeiten herzustellen, z. B.
L-Steine, Hohlkammersteine, Rohre, Blumentröge, Formsteine für eine
Hangbepflanzung und sogar Tische und Bänke.
Die erfindungsgemäßen Platten und Maurersteine können Dimensionen
von bekannten mineralisch gebundener Bausteinen und Bauplatten ha
ben, also z. B. die von Blocksteinen, von Plansteinen sowie von
Bauplatten und Bauplanplatten aus Porenbeton. Eine typische Abmes
sung für eine derartige Bauplatte ist z. B. 740 × 240 × 75 mm (Länge
× Höhe × Dicke). Wie die bekannten Bauteile können auch die
erfindungsgemäßen Formteile an ihren Stirn-Flächen und -Seiten
ausgebildet sein, z. B. ebenflächig, mit Aussparungen und/oder mit
Nut- und Feder-Ausbildung. Ebenso können sie auch z. B. mit Beton
stahlmatten bewehrt sein. Die erfindungsgemäßen Formteile können
aber auch Abmessungen von üblichen nichtporigen Bausteinen und
Bauplatten haben. Die Abmessungen von Gehwegplatten sind dann z. B.
40 × 40 × 5 cm oder 60 × 40 × 5 cm. Die Höhe der Platten kann durch
Stege auf das Doppelte oder Dreifache erweitert werden. Es handelt
sich dabei dann um Hohlkammerplatten. Pflastersteine haben die ty
pischen Abmessungen von 60, 80, 100, 120 und 140 mm Höhe sowie eine
max. Länge von 280 mm.
Die Dimensionen der beanspruchten Formteile können auch Segmente
von Kreisflächen mit unterschiedlichem Durchmesser darstellen. Sie
werden ringförmig um eine Pflanze gelegt und nach und nach ent
sprechend dem Wachstum der Pflanze wieder entfernt.
Beispiel
Die Erfindung wird nun im einzelnen an Hand eines Beispieles be
schrieben:
Das Isocyanat/Polyol-Reaktivharzgemisch wird aus den beiden Kompo
nenten Polyol (Harz) und Polyisocyanat (Härter) hergestellt. Das
Harz setzt sich zusammen aus 33 Gew.-% Polypropylendiol und 10
Gew.-% Polyethertriol, 10 Gew.-% Zeolith-Paste, 45% Kreide, 1,6%
an pyrogener Kieselsäure sowie weniger als 1% an
Dibutylzinnlaurat.
3 Gew.-Teile dieses Harzes werden mit 1 Gew.-Teil des
Polyisocyanats Diphenylmethan-4,4-diisocyanat mit einer Funktiona
lität von 2,7 bei Raumtemperatur mit einem dynamischen Mischer ge
mischt. Man erhält so das Isocyanat/Polyol-Reaktivharz.
Aus 1 Gew.-Teil dieses Isocyanat/Polyol-Reaktivharzes und 16
Gew.-Teilen eines Kies/Sandgemisches wird die Füllmasse durch Mi
schen bei Raumtemperatur unter Rütteln hergestellt. Das
Kies/Sandgemisch enthält 95 Gew.-% an Partikeln mit einem Durch
messer von 1 bis 4 mm und 5 Gew.-% an Partikeln mit einem Durch
messer von < 1 mm.
Die Füllmasse wird bei Raumtemperatur unter Rütteln in die Form
gegossen, die mit einem Teflonspray beschichtet ist. Zusätzlich
wird ein definierter Druck angewendet.
Die Härtung erfolgt bei 140°C in ca. 10 Min. in einem Umluftofen.
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wird entformt.