DE4314023A1

DE4314023A1 - Perücken und Haarersatz aus monofilen Fasern auf der Basis von Polyester und Verfahren zu deren Herstellung

Info

Publication number: DE4314023A1
Application number: DE19934314023
Authority: DE
Inventors: Klaus Mueller
Original assignee: Bergmann & Co KG GmbH
Current assignee: Bergmann & Co KG GmbH
Priority date: 1993-04-29
Filing date: 1993-04-29
Publication date: 1994-11-10
Anticipated expiration: 2013-04-30
Also published as: DE4314023C2; JPH06313213A

Description

Die Erfindung betrifft Perücken und Haarersatz aus mono filen Fasern aus thermoplastischen Kunststoffen auf der Basis von Polyester, deren Struktur und/oder Oberfläche durch chemische oder physikalische Behandlung aufgerauht ist sowie Verfahren zu deren Herstellung.

Kunsthaare sollen in ihrem Erscheinungsbild und hinsicht lich der Pflegehandhabung dem natürlichen Haar ähnlich sein. Somit sind einerseits Fasern mit einer dem natür lichen Haar ähnelnden Lichtreflektion und andererseits thermischer Beständigkeit gefragt. Ein diesen Ansprüchen entsprechendes Kunsthaar aus monofilen Fasern hoher Tempe raturbeständigkeit, dessen Struktur und/oder Oberfläche durch chemische oder physikalische Behandlung aufgerauht ist, wird in der EP 0 173 925 bereits beschrieben. Die nach diesem Verfahren aufgerauhten Polyesterfasern besaßen zwar gegenüber den vorher zur Verfügung stehenden Kunsthaaren hinsichtlich Aussehen und thermischer Beständigkeit gewisse Vorteile, es hat sich jedoch herausgestellt, daß dieses Kunsthaar für den Endverbraucher nicht in gewünschter Weise pflegeleicht ist. Das Haar läßt sich schlecht kämmen, klebt leicht zusammen, wenn kein Gleitmittel aufgetragen wird, und das Haar wird demzufolge beim Kämmen überdehnt, wodurch sich der optische Effekt einer Verfilzung (Negerkrause) ergibt. Das nach der genannten Patentschrift hinsichtlich Struktur und Oberfläche aufgerauhte Polyesterhaar kann nur in kurzen Haarlängen verarbeitet werden. Langhaarperücken weisen jedoch den Mangel schlechter Kämmbarkeit und des Zusammenbackens bzw. Zusammenklebens der einzelnen Fasern auf.

Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Kunsthaar auf der Basis von Polyester zu schaffen, das nicht nur thermi sche Beständigkeit mit einem dem Naturhaar ähnelndem Aus sehen vereinigt, sondern darüberhinaus ohne Schwierigkeiten auch bei großen Haarlängen gut kämmbar ist und hohe Gleit fähigkeit aufweist.

Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß

A) die Faser auf der Basis von Polyester 5 bis 15 Gew.%
a) Polyethylen,
b) Polypropylen,
c) Teflon,
d) Polyamide,
e) Polyacryle und deren Derivate, insbesondere Modacryle und/oder
f) Polyvinylchlorid

aufweist oder

B) daß Polyesterfasern mit Fasern aus den Stoffen a), b), c), d) e) und/oder f) kombiniert sind.

Ferner ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Her stellung von derartigen Perücken und Haarersatzteilen, wobei gemäß A) Polyestergranulat mit 5 bis 15 Gew.% eines Granulats aus den Kunststoffen a), b), c), d), e) und/oder f) vermischt wird, das Gemisch zu Fasern verarbeitet wird und deren Struktur und/oder Oberfläche in an sich bekannter Weise durch chemische oder physikalische Behandlung aufge rauht wird oder gemäß B) Polyesterfasern, deren Struktur und/oder Oberfläche in an sich bekannter Weise durch chemi sche oder physikalische Behandlung aufgerauht ist, mit Fasern aus den Stoffen a), b), c), d), e) und/oder f) alternierend nebeneinanderliegend angeordnet werden.

Zweckmäßig enthalten die Polyesterfasern gemäß A) 5 bis 10 Gew.% der Stoffe a), b), c), d), e) und/oder f). Von den angegebenen Zusatzstoffen a) bis f) sind Polyamide, Poly acrylate und insbesondere Polyacrylnitril, speziell die Modacryle besonders bevorzugt. Die genannten Stoffe können einzeln oder in Kombination in dem Polyester enthalten sein.

Gemäß der Alternative B) handelt es sich nicht, wie bei A), um eine durch den Zusatz der Stoffe a) bis f) einheitlich modifizierte Polyesterfaser, sondern um eine Kombination von Polyesterfasern mit den davon abweichenden Fasern a), b), c), d), e) und/oder f). Die zur Kombination mit den Polyesterfasern vorgesehenen Faserarten können entweder einzeln oder in beliebigen Gemischen mit den Polyester fasern zu Perücken und Haarersatz verarbeitet sein. Zweck mäßig liegt der Anteil an Polyesterfasern in dem für Perücken und Haarersatz bestimmten Fasergemisch bei mindestens 50 Gew.-Teilen. Vorzugsweise werden Acrylat fasern oder Polyamidfasern mit den Polyesterfasern kombi niert.

Zur Herstellung der Perücken und Haarersatzteile wird dem Polyestergranulat ein Granulat aus den Kunststoffen a), b), c), d), e) und/oder f) entweder einzeln oder in beliebigen Gemischen in einem Anteil von 5 bis 15 Gew.% beigemischt. Das Granulatgemisch wird dann in an sich bekannter Weise verarbeitet und zu Fasern versponnen. Struktur und/oder Oberfläche der erhaltenen Fasern werden anschließend durch an sich bekannte Verfahren (siehe EP 0 173 925) durch chemische oder physikalische Behandlung aufgerauht. Dabei erfolgt vorzugsweise eine Behandlung der Faseroberfläche mit Alkali oder eine Laserstrahlbehandlung. Mechanische Aufrauhverfahren sind gleichfalls zur Erzeugung von Uneben heiten auf der Faseroberfläche geeignet.

Gemäß Ausführungsform B) wird die Struktur und/oder Ober fläche von Polyesterfasern in an sich bekannter Weise (siehe EP 0 173 925) durch chemische oder physikalische Behandlung, insbesondere Alkalibehandlung oder Laserstrahl behandlung, sowie mechanische Behandlung aufgerauht. Diese Polyesterfasern werden dann mit Fasern aus a) Polyethylen, b) Polypropylen, c) Teflon, d) Polyamiden, e) Polyacrylen und deren Derivaten, beispielsweise Polyacrylaten oder Polyacrylnitril, insbesondere Modacrylen und/oder f) Polyvinylchlorid nebeneinanderliegend in alternierender Reihenfolge angeordnet. Die so hergestellten Perücken und Haarersatzteile weisen danach ein Gemisch verschiedenarti ger Fasern auf. Es ist besonders vorteilhaft, die aufge rauhten Polyesterfasern in Kombination mit bis zu 30 Gew.- Teilen Polyacryl-, Polyamid- oder Polyvinylchloridfasern in alternierend nebeneinanderliegender Anordnung zu Perücken und Haarersatzteilen zu verarbeiten.

Die Perücken und Haarersatzteile gemäß der Erfindung zeich nen sich durch hervorragende Eigenschaften aus. Durch die Beimischung von Polyethylen, Polypropylen, Teflon, Poly amiden, Polyacrylen und deren Derivaten und/oder Polyvinyl chlorid zu dem Polyestergranulat in den angegebenen Mengen von 5 bis 15 Gew.% wird nach Verarbeitung zu Fasern ein modifiziertes Polyesterhaar erhalten, dessen Gleitfähigkeit erheblich erhöht ist, so daß der Kamm durch das Haar "flutschen" kann. Daher kann das Haar nie überdehnt werden und es bildet sich keine Negerkrause. Während reines Poly esterhaar eine gewisse Transparenz aufweist, wird durch die Einarbeitung eines oder mehrerer der Polymeren a) bis f) eine Reduzierung des Durchscheineffektes erreicht. Das modifizierte Polyesterhaar ist weich und angenehm zu frisieren. Durch die chemische oder physikalische Ober flächenbehandlung der modifizierten Polyesterfasern wird deren diffuse Lichtbrechung noch erhöht, so daß die Ähn lichkeit mit natürlichem Haar noch verstärkt wird. Die Herabminderung des Durchscheineffektes von Polyester wird durch die Modifizierung gemindert, was sich insbesondere vorteilhaft bei blonden Farben und Graumelierungen aus wirkt. Bei diesen hellen Tönen scheint im Gegenlicht das Pigmentierungsmittel des Polyesters (TiO₂) bläulich und gibt somit besonders grauen Tönen einen bläulichen touch, während die Natur einen gelblichen touch kennt. Diese Farb verschiebung kann durch die Modifizierung der Polyester faser gemäß der Erfindung vermieden werden und dadurch das natürliche Aussehen erhöht werden.

Ahnliche Effekte werden auch durch die erfindungsgemäße Faserkombination gemäß der Ausführungsform B) erreicht. Indem Polyesterfasern mit Fasern aus Polyethlyen, Poly propylen, Teflon, Polyamiden, Polyacrylen und deren Deriva ten, insbesondere Modacrylen und/oder Polyvinylchlorid kombiniert werden, ergibt sich ein Haargemisch, das ähnliche Qualitäten wie das angegebene Kunsthaar aus modifizierten Polyesterfasern aufweist. Auch hier wird die Gleitfähigkeit des Haars und damit die gute Kämmbarkeit erhöht. Durch den Einbau anderer Fasertypen in das Polyesterhaar kann der Glanz des Haars erhöht werden. Auch hier wird durch den Einbau der von Polyester abweichenden Fasern der Durchscheineffekt des Polyesters gemindert und es kann die sonst bei hellen Farbtönen oft schwierige natürliche Farbgebung erreicht werden.

Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung:

Beispiel 1

Polyestergranulat wurde mit 10 Gew.% Polyamidgranulat ver mischt und das Gemisch zu Fasern verarbeitet. Die erhalte nen modifizierten Fasern wurden anschließend durch Behand lung mit Alkalilauge bei Temperaturen von 95 bis 100°C auf gerauht.

Das erhaltene modifizierte Polyesterhaar wurde zu einer Langhaarperücke verarbeitet. Das Kunsthaar zeichnete sich durch erhöhte Gleitfähigkeit aus und war in hervorragender Weise zu kämmen, ohne jegliche Überdehnung des Haars.

Beispiel 2

Polyestergranulat wurde mit je 5 Gew.% Teflon und Poly acrylnitril in granulierter Form vermischt und das Gemisch zu Fasern verarbeitet. Die Oberfläche der erhaltenen modi fizierten Fasern wurde anschließend durch Laserbehandlung aufgerauht.

Das erhaltene Kunsthaar war außerordentlich pflegeleicht und aufgrund seiner hervorragenden Gleitfähigkeit sehr gut kämmbar. Es trat keinerlei Zusammenbacken der einzelnen Fasern auf.

Beispiel 3

Polyestergranulat wurde mit je 3 Gew.% Polyethylen, Poly propylen und Polyvinylchlorid (in Granulatform) versetzt und das Gemisch zu Fasern verareitet. Die Oberfläche der so erhaltenen modifizierten Fasern wurde durch mechanische Be handlung aufgerauht.

Das danach erhaltene modifizierte Polyesterhaar war weich und geschmeidig, zeigte auch bei großen Längen hervor ragende Gleitfähigkeit und es trat keinerlei Verfilzung oder Überdehnung auf. Das modifizierte Polyesterhaar zeich nete sich durch schönen Glanz aus.

Beispiel 4

60 Gew.-Teile Polyesterfasern wurden mit 30 Gew.-Teilen Polyethylenfasern und 10 Gew.-Teilen Polyacrylatfasern zu einer Langhaarperücke verarbeitet, deren Oberfläche durch Laserbehandlung aufgerauht war, wobei die einzelnen Faser arten jeweils alternierend nebeneinanderliegend angeordnet wurden.

Das aus diesem Fasergemisch zu einer Perücke verarbeitete Kunsthaar war gut kämmbar und zeichnete sich durch hohe Gleitfähigkeit und starke diffuse Lichtbrechung aus.

Beispiel 5

70 Gew.-Teile Polyesterfasern, deren Oberfläche durch Alkalibehandlung aufgerauht war, wurden mit 10 Gew.-Teilen Polyethylenfasern und 20 Gew.-Teilen Modacrylfasern jeweils alternierend nebeneinanderliegend angeordnet zu einer Langhaarperücke verarbeitet.

Das aus diesem Fasergemisch zu einer Perücke verarbeitete Kunsthaar zeigte hervorragende Gleitfähigkeit, war gut kämmbar ohne jegliche Überdehnung.

Claims

1. Perücken und Haarersatz aus monofilen Fasern aus thermoplastischen Kunststoffen auf der Basis von Polyester, deren Struktur und/oder Oberfläche durch chemische oder physikalische Behandlung aufgerauht ist, dadurch gekenn zeichnet, daß

aufweist oder

B) daß Polyesterfasern mit Fasern aus den Stoffen a), b), c)′ d) e) und/oder f) kombiniert sind.

2. Perücken und Haarersatz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gemäß A) 5 bis 10 Gew.% der Stoffe a), b), c), d), e) und/oder f) in den Fasern auf der Basis von Polyester enthalten sind.

3. Perücken und Haarersatz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gemäß B) mindestens 50 Gew.-Teile Poly esterfasern mit den Fasern aus den Bestandteilen a), b), c), d), e) und/oder f) in nebeneinanderliegender Anordnung kombiniert sind.

4. Verfahren zur Herstellung von Perücken und Haarersatz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gemäß A) Poly estergranulat mit 5 bis 15 Gew.% eines Granulats aus den Kunststoffen a), b), c), d), e) und/oder f) vermischt wird, das Gemisch zu Fasern verarbeitet wird und deren Struktur und/oder Oberfläche in an sich bekannter Weise durch chemi sche oder physikalische Behandlung aufgerauht wird.

5. Verfahren zur Herstellung von Perücken und Haarersatz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gemäß B) Poly esterfasern, deren Struktur und/oder Oberfläche in an sich bekannter Weise durch chemische oder physikalische Behand lung aufgerauht ist, mit Fasern aus den Stoffen a), b), c), d), e) und/oder f) alternierend nebeneinanderliegend ange ordnet werden.

6. Verfahren zur Herstellung von Perücken und Haarersatz nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die aufge rauhten Polyesterfasern in Kombination mit bis zu 30 Gew.- Teilen Polyacryl, Polyamid- und/oder Polyvinylchloridfasern alternierend nebeneinanderliegend angeordnet werden.

7. Verfahren zur Herstellung von Perücken und Haarersatz nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgerauh ten Polyesterfasern in Kombination mit bis zu 40 Gew.-Teilen Modacrylfasern alternierend nebeneinanderliegend angeordnet werden.