DE4230679A1 - Verfahren zur kontinuierlichen Klärschlammtrocknung - Google Patents
Verfahren zur kontinuierlichen KlärschlammtrocknungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur thermischen Trocknung von Klärschläm
men unter Verwendung eines Trockners mit rotierenden Einbauten. In der Literatur
wird eine große Anzahl von Vorrichtungen und Verfahren für die Klärschlamm
trocknung beschrieben. Eine Übersicht findet sich z. B. in dem Artikel von Prof. U.
Möller, Abwassertechnik, Heft 1, Seiten 12-18, 1991. Kontinuierliche Verfahren
werden vorwiegend in Drehrohrtrocknern, Schneckenmaschinen, Scheibentrocknern
oder Dünnschichttrocknern durchgeführt. Während der Trocknung durchläuft der
Klärschlamm im Bereich von 40 bis 60 Gew.-% Feststoff eine klebrig viskose
Phase, die auch als Leimphase bezeichnet wird. In dieser Leimphase neigt das
Produkt zu Anbackungen und Klumpenbildung, so daß die Trocknung erschwert
wird und kritische Betriebszustände auftreten können. Aus diesem Grund wird
üblicherweise ein Teil des getrockneten Feststoffes am Ende des Trockners
abgezweigt, zurückgeführt und mit der ankommenden Klärschlammpaste vermischt,
so daß der Feststoffgehalt im Trocknungsapparat immer oberhalb der kritischen
Zusammensetzung der Leimphase liegt. Ein weiteres Problem besteht darin, daß die
Wasserverdampfung im Klärschlamm aufgrund der geschlossenen Zellen der Bio
masse behindert wird. Zur Entfernung des gebundenen Wassers müssen daher die
Zellen erst aufgebrochen werden.
Ausgehend von dieser Problemstellung liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein kontinuierlich arbeitendes Verfahren zur thermischen Klärschlammtrocknung zu
entwickeln, das ohne Verschlechterung der Energiebilanz eine Reduzierung des
apparativen Aufwandes zuläßt (niedrigere Investitionskosten).
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein mechanisch auf 15 bis
30 Gew.-% entwässerter Klärschlamm in einem einzigen Durchlauf kontinuierlich
durch einen selbstreinigenden Paddelschneckentrockner mit gegensinnig rotierenden
Wellen bei einer Drehzahl von 100 bis 600 min-1 gefördert wird, bei dem die Wellen
derart mit Paddelelementen mit einem Anstellwinkel von 50 bis 200 bestückt sind,
daß in axialer Richtung ein Mahlspalt von 1 bis 10 mm gebildet wird, in dem der
Klärschlamm zerrissen und die Kapillarzellen aufgebrochen werden, und daß die
Trocknerleistung und die Verweilzeit im Paddelschneckentrockner bei einer
Heizmitteltemperatur von 200 bis 300°C so eingestellt werden, daß der Klär
schlamm zu einem rieselfähigen Granulat mit mindestens 50 Gew.-%, vorzugsweise
80 bis 95 Gew.-%, Trockensubstanz aufkonzentriert wird.
Vorzugsweise wird die Drehzahl auf einen Wert im Bereich von 300 bis 400 min-1
eingestellt.
Zur Erhöhung der Trockenleistung mittels konvektiver Trocknung kann dem Paddel
schneckentrockner zusätzlich ein beheiztes Inertgas oder Heißdampf zugeführt
werden.
Weiterhin kann die Trocknung in bekannter Weise dadurch verbessert werden, daß
im Paddelschneckentrockner ein Vakuum von 50 bis 500 mbar aufrechterhalten
wird. Das Vakuum hat auch den Vorteil, daß die Zellstrukturen der Biomasse
leichter aufbrechen und das gebundene Wasser besser verdampfen kann.
Eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß ein auf 15 bis
20 Gew.-% entwässerter Klärschlamm zuerst in einem gewendelten Strömungsrohr
bei gleichzeitiger Einspeisung von heißem Inertgas oder -dampf auf 25 bis
30 Gew.-% aufkonzentriert wird und der aufkonzentrierte Klärschlamm anschlie
ßend im nachgeschalteten Paddelschneckentrockner auf die gewünschte Endkonzen
tration gebracht wird.
Mit der Erfindung werden folgende Vorteile gegenüber den konventionellen Klär
schlammtrocknungsverfahren erzielt:
- - Es handelt sich um ein reines kontinuierliches Durchlaufverfahren. Eine Rückführung von getrocknetem Feststoff zur Verbesserung der Rieselfähig keit und zur Vermeidung der kritischen Leimphase ist nicht erforderlich.
- - Die Paddelschnecke granuliert die Klärschlammklumpen. Schaumbildung und Anbackungen werden vermieden.
- - Aufgrund der hohen mechanischen Beanspruchung in den relativ schmalen Scherspalten (Zerreißen und Mahlen) im vorderen Teil der Paddelschnecke und durch die Verwirbelung im offenen Kanal der Paddelschnecke wird ein sehr guter Wärmeübergang zwischen dem Heizmantel der Paddelschnecke und dem noch in der Leimphase befindlichen Klärschlamm erreicht. Im Mahlspalt werden auch die Kapillarzellen im Klärschlamm zerstört bzw. aufgebrochen und damit die Wasserverdampfung weiter verbessert.
- - Das Verfahren kann mit Hilfe verschiedener Verfahrensparameter, z. B. Vakuum, Inertgas/Heißdampf, an verschiedenartige Aufgaben angepaßt werden (flexible Handhabung).
- - Die zur Durchführung des Verfahrens erforderlichen Apparaturen sind relativ preiswert, so daß nur relativ niedrige Investitionskosten anfallen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläu
tert Es zeigen:
Fig. 1 einen Längsschnitt durch einen zweiwelligen Paddelschneckentrock
ner,
Fig. 2 einen Querschnitt durch den Paddelschneckentrockner gemäß Fig. 1
und
Fig. 3 ein Verfahrensschema, bei dem dem Paddelschneckentrockner ein
gewendeltes Strömungsrohr zur Vorkonzentrierung vorgeschaltet ist.
Gemäß den Fig. 1 und 2 besteht der Paddelschneckentrockner aus einem Gehäuse 1,
in dem zwei gegensinnig rotierende Wellen 2 und 3 gelagert sind. Der Paddel
schneckentrockner steht auf einem Sockel 4 und wird über ein Getriebe 5 von einem
Motor 6 angetrieben. An den Wellen 2 und 3 sind über den Umfang und die Länge
gleichmäßig verteilt, senkrecht zur Achse Paddeln 7 so dicht hintereinander ange
ordnet, daß dazwischen nur ein enger Mahlspalt s von wenigen Millimetern (1 bis
10 mm) verbleibt. Die Paddelflächen sind dabei nicht parallel zu der zur Achse
senkrechten Ebene (normalen Ebene) orientiert, sondern sind ähnlich wie Ventila
torflügel mit einem Anstellwinkel von 5° bis 20° aus der normalen Ebene heraus
geschwenkt. Dadurch wird erreicht, daß die Paddelschnecke selbstfördernd ist. Die
Paddel 7 schaben die Innenfläche des Gehäuses 1 und auch sich selbst gegenseitig
ab, so daß Anbackungen von Produkt vermieden werden. Der Paddelschnecken
trockner ist mit einem Heizmantel versehen (nicht gezeigt), der mit einem Tempe
riermedium beschickt wird.
Vor der Behandlung im Paddelschneckentrockner wird der Klärschlamm mit Hilfe
mechanischer Methoden, z. B. mit einer Filterpresse, auf 15 bis 30 Gew.-% Feststoff
entwässert. Der entwässerte Klärschlamm wird dem Paddelschneckentrockner durch
den Eintragsstutzen 8 zugeführt. Der eintretende Klärschlamm wird von den
Paddeln 7 zerrissen, im Paddelschneckenkanal herumgewirbelt und zum Kanalaus
gang weiter gefördert. Über den Heizmantel wird gleichzeitig die zur Verdampfung
des Wassers erforderliche Wärme zugeführt. Während des Durchlaufens der kriti
schen Leimphase schaben die Paddeln 7 das klebrige Produkt laufend von den
Wänden ab und reinigen sich gegenseitig. Im Mahlspalt s zwischen den Paddeln
werden die Klärschlammfladen einer hohen Scherbeanspruchung unterzogen und
dabei zermahlen. Es wurde gefunden, daß dieser Mahleffekt erst bei relativ hohen
Drehzahlen von 100 bis 600 min-1 wirksam wird. Eine weitere Verbesserung der
Leistungsfähigkeit kann erreicht werden, wenn man in der zweiten Hälfte der
Paddelschnecke Stauscheiben anbringt oder die Paddeln einen negativen Anstell
winkel erhalten. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß die Granulierung des
Klärschlammes schon in der ersten Hälfte der Paddelschnecke erfolgt. Bedingt
durch die hohe Drehzahl und die Förderwirkung der Paddeln bewegt sich das
Granulat dann schnell durch die zweite Hälfte des Apparates und hat nicht genügend
Verweilzeit, bis auf den geforderten Wert abzutrocknen. Der Füllgrad der Schnecke
geht in diesem Abschnitt gegen Null. Mit obengenannten Maßnahmen wird diesem
Effekt entgegengesteuert. Statt dieser Maßnahmen kann auch eine zweite Paddel
schnecke mit anderer Drehzahl und anderer Neigung dahintergeschaltet werden,
wobei die erste Schnecke die Vortrocknung (bis 50 Gew.-% Trockengut) und Granu
lierung, die zweite Schnecke die Nachtrocknung übernimmt als Nachtrockner
kommt statt einer Paddelschnecke auch ein Fließbettrockner in Frage, der eine große
Wärmeübergangsfläche besitzt.
Vorzugsweise wird der Paddelschneckentrockner mit einer Drehzahl im Bereich von
300 bis 400 mm-1 betrieben. Die hohe Drehzahl sorgt auch dafür, daß das klebrige
Produkt immer wieder von den Paddeln 7 mitgenommen wird und über den
gesamten Kanalumfang an die beheizten Wände geschleudert wird, wodurch die
Wärmeeintragung und damit die Trocknung verbessert wird. Der Mahleffekt bewirkt
zusätzlich ein Aufbrechen der Klärschlammzellenstruktur, so daß auch das
Kapillarwasser aus dem Klärschlamm entfernt werden kann. Am Ende des Kanals
erhält man ein festes Granulat, das über den Stutzen 9 ausgetragen wird. Die
entstehenden Brüden werden über den Stutzen 10 abgeführt.
Zusätzlich kann von einer konvektiven Trocknung Gebrauch gemacht werden. Zu
diesem Zweck wird dem Eintragstutzen 8 ein beheiztes Inertgas oder Heißdampf
zugeführt, das den Trockner ebenfalls durch den Brüdenstutzen 10 wieder verläßt.
Das Verfahren kann auch bei vermindertem Druck (Vakuum) durchgeführt werden,
was zu einer Verbesserung des Wirkungsgrades führt. Dabei wurde auch beobachtet,
daß das Aufbrechen der Zellen im Klärschlamm erleichtert wird, was ebenfalls zur
Erhöhung der Verdampfungsgeschwindigkeit beiträgt. Unter diesen Bedingungen
kann auf die Zuspeisung von heißem Inertgas oder Heißdampf (konvektive Trock
nung) verzichtet werden, was zu einer deutlichen Verbesserung der Energiebilanz
führt. Ein Vakuum im Bereich von 50 bis 500 mbar wird mit Hilfe einer handelsüb
lichen, an den Paddelschneckentrockner angeschlossenen Vakuumpumpe erzeugt.
Gemäß einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens, die anhand von Fig. 3
beschrieben wird, wird ein auf 15 bis 20 Gew.-% mechanisch entwässerter Klär
schlamm in einem dem Schneckentrockner 11 vorgeschalteten, gewendelten Strö
mungsrohr 12 thermisch auf 25 bis 30 Gew.-% aufkonzentriert. Dieser vorkonzen
trierte Klärschlamm wird dann in den Paddelschneckentrockner 11 eingespeist und
wie oben beschrieben zu dem fertigen Klärschlammgranulat mit einem Trockensub
stanzgehalt von mindestens 50 Gew.-% getrocknet. Der Heizmantel 13 des Paddel
schneckentrockners 11 ist mit Zu- und Abführungen 14, 15 für die Heizflüssigkeit
versehen. Das gewendelte Strömungsrohr 12 weist ebenfalls einen Heizmantel mit
Zuführungen und Abführungen 16, 17 auf. Der mechanisch entwässerte Klär
schlamm wird mittels einer Monopumpe 18 in das beheizte Strömungsrohr 12 geför
dert. Gleichzeitig wird über die Zuführung 19 ein heißes Inertgas oder Heißdampf in
das Strömungsrohr 12 eingespeist, so daß sich darin eine Ringströmung ausbildet
Die Wirkung des Inertgases bzw. des Heißdampfes besteht darin, den pastösen Klär
schlamm durch das Strömungsrohr 12 zu treiben, die Wärmeeintragung über die
Wand und über die Konvektion zu verbessern und das für die Ausdampfung wichti
ge Partialdruckgefälle zu erhöhen.
Der erhitzte, aufkonzentrierte aber immer noch pastöse Klärschlamm gelangt
anschließend zusammen mit dem Inertgas in den Paddelschneckentrockner 11, in
dem die Endtrocknung erfolgt. Die entstandenen Brüden und das Inertgas bzw. der
Heißdampf werden durch die Brüdenaustragsleitung 10 einem Kondensator 20 Zuge
führt, in dem die kondensierbaren Teile niedergeschlagen werden. Das Kondensat
wird im nachgeschalteten Abscheider 21 von der gasförmigen Phase abgetrennt und
über die Ventile 22, 23 entnommen. Die gasförmigen Anteile werden über die
Leitung 24 abgesaugt. Das Klärschlammgranulat mit dem gewünschten Trockensub
stanzgehalt wird, wie zuvor beschrieben, am Austragsstutzen 9 des Paddel
schneckentrockners 11 entnommen.
Claims (5)
1. Verfahren zur thermischen Trocknung von Klärschlämmen, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein vorher mechanisch auf 15 bis 30 Gew.-% entwässerter
Klärschlamm in einem einzigen Durchlauf ohne Teilrückführung von ge
trocknetem Gut kontinuierlich durch einen selbstreinigenden Paddel
schneckentrockner (11) mit gegensinnig rotierenden Wellen (2, 3) bei einer
Drehzahl von 100 bis 600 min-1 gefördert wird, bei dem die Wellen (2, 3)
derart mit Paddelelementen (7) bestückt sind, daß in axialer Richtung ein
Mahlspalt s von 1 bis 10 mm gebildet wird, in dem der Klärschlamm zerris
sen und die Kapillarzellen aufgebrochen werden, und daß die Trocknerlei
stung und die Verweilzeit im Paddelschneckentrockner (11) bei einer Heiz
mitteltemperatur von 200 bis 300°C so eingestellt werden, daß der Klär
schlamm zu einem rieselfähigen Granulat mit mindestens 50 Gew.-%,
vorzugsweise mit 80 bis 95 Gew.-%, Trockensubstanz aufkonzentriert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehzahl in
einem Bereich von 300 bis 400 min-1 eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich
ein beheiztes Inertgas oder Heißdampf in den Paddelschneckentrockner (11)
eingespeist wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß im Paddel
schneckentrockner (11) ein Vakuum von 50 bis 500 mbar aufrechterhalten
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein auf 15 bis
20 Gew.-% entwässerter Klärschlamm zuerst in einem gewendelten Strö
mungsrohr (12) bei gleichzeitiger Einspeisung (19) von heißem Inertgas oder
-dampf auf 25 bis 30 Gew.-% aufkonzentriert und der aufkonzentrierte
Klärschlamm anschließend in den nachgeschalteten Paddelschneckentrock
ner (11) überführt wird.
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