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Backenzähne für künstliche Gebißteile. Der menschliche Unterkiefer
macht beim Kauen außer dem zentralen Zubiß folgende schiebende Hauptbewegungen:
1. Rückbiß, a. Seitenbiß, entweder links oder rechts, und 3. Vorbiß.
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Ferner macht er noch dazwischenliegende sogenannte intermediäre Bewegungen.
Da die Backenzähne, sowohl die Prämolaren als auch die polaren, auf der Kaufläche
mit Höckern versehen sind, sind diese Höcker in der Natur derartig angeordnet, daß
sie die obengenannten Bewegungen nicht wesentlich stören. Weil die obengenannten
Kaubewegungen nicht in einer zur Kauebene K-k (Abb. 7)
parallelen Ebene stattfinden,
sondern in einer y bis 5o° geneigten Ebene G-G, so sind die Höcker der Backenzähne
von geneigten Flächen H-H begrenzt, welche der Neigung der beiden seitlichen Gelenkhöcker
g des Oberkiefers angepaßt sind.
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Bei den Kulturvölkern, welche größtenteils von weich gekochter Nahrung
leben, kommen die obengenannten idealen Zustände nur äußerst selten rein vor, denn
die in den Kieferknochen festgewurzelten, natürlichen Zähne können mehr oder weniger
große Abweichungen vom Idealzustand vertragen, ohne daß dadurch die Kautätigkeit
stark beeinträchtigt würde oder daß dabei Zähne losgerissen würden.
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Bei der Herstellun2- von künstlichem Ersatt
von verlorengegangenen
Zähnen sollte jedoch erreicht werden, daß die obenbenannten drei Bißarten in idealem
Zustand in möglichster Reinheit streng technisch erreicht «-erden.
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Man sollte annehmen, es wäre das einfachste zur Herstellung künstlicher
Backenzähne, beliebige Naturzähne zu kopieren, wie man es bisher auch schon gemacht
hat, und dann mit reinen zentralen auf und ab gehenden Schließbewegungen allein
zu kauen. Es hat die Praxis aber ergeben, daß dann nur eine relativ geringe Kauwirkung
erzielt werden kann.
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Versuche ergaben dann, daß man wohl bei der Konstruktion künstlicher
Backenzähne möglichst nahe an die Form der natürlichen Backenzähne herantreten soll,
aber dieselben in der technische,) Konstruktion noch vervollkommnen muß, insbesondere
weil der große Unterschied zwischen den natürlichen und den künstlichen Backenzähnen
darin liegt, daß die natürlichen Backenzähne im Kiefer verankert sind und daher
die ganze Muskelkraft aushalten können, was bei künstlichen Backenzähnen nicht der
Fall ist, deren Gebißplatten bei Verlust der natürlichen Zahnwurzeln nur mehr oder
weniger lose auf der Kieferschleimhaut aufruhen. Das Bestreben der Erfindung geht
dahin, die reine Werkzeugkraft künstlicher Backenzähne zu erhöhen, um damit die
infolge des loseren Sitzes derselben gegenüber den Naturzähnen schlechtere Ausübungsmöglichkeit
der Naturkraft (Muskelkraft) möglichst wieder wettzumachen.
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Die Erfindung betrifft künstliche Backenzähne, die nicht nach der
Natur kopiert sind, sondern so konstruiert sind, daß die eingangs genannten drei
Bißbedingungen in technisch vollendeter Weise gesichert sind, wobei durch zusätzliche
Verbesserungen gegenüber den Naturzähnen und den bisherigen künstlichen Backenzähnen
die Werkzeugsarbeit der künstlichen Backenzähne wieder erhöht wird. Es hat sich
bei Versuchen gezeigt, daß die Form der einzelnen Backenzähne dabei wie in der Natur
nicht gleich ist, sondern die Backenzähne, welche nebeneinander sitzen, in ihrer
Form gewissermaßen voneinander abhängig sind. Deshalb ist es zur Erzielung eines
richtig konstruierten Backenzahnes nicht zulässig, einen einzelnen Backenzahn zu
konstruieren, sondern sämtliche Backenzähne sollten in zwei zusammenhängenden Einheiten
hergestellt «-erden, und zwar eine Einheit mit den acht oberen linken und rechten
Backenzähnen und eine zweite Einheit mit den acht unteren linken und rechten Backenzähnen.
Diese Einheiten kann man dann nach Fertigkonstruktion halbieren, so daß man vier
Gebißteile erhält, von denen jede aus vier miteinander zusammenhängenden Backenzähnen
besteht. Bemerkt sei aber hierbei noch, daß der dritte Molar in jedem künstlichen
Gebißteil nicht zur Verwendung kommt, rla gewöhnlich kein Raum für ihn vorhanden
ist. `'Will man Einzelzähne erzielen, so können diese vier Viererblöcke in sechzehn
einzelne Backenzähne aufgeteilt ,werden.
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Bei der Erfindung ist jeder Backenzahn auf eine Urform aufgebaut,
welche auf der Kaufläche mindestens eine stumpfe Ecke aufweist, die durch drei Flächen
begrenzt ist, von denen die eine Fläche als Gleitfläche des im anderen Kiefer gegenüberliegenden
Zahnes beim Rückbiß, eine andere Fläche beim Vorbiß und die dritte Fläche beim Seitenbiß
dient, zur Erzielung einer der Natur ähnlichen, aber geometrisch genaueren Führung
für die verschiedenen Bißbewegungen. Dabei sind die Gleitflächen für den Seitenbiß
durch die Vorbißflächen in verschieden gestaltete, nicht tiii'_einanrier zusammenhängende
Teile unterteilt, um die Werkzeugarbeit der künstlichen "Zähne möglichst auf das
Niveau derjenigen der Naturzähne zu bringen. Diese drei Flächen bilden im Oberkiefer
positive Ecken und im Unterkiefer negative Ecken. Die Zeichnung dient zur Erklärung
des Erfindungsgegenstandes, und zwar zeigt: Abb. i eine geometrische Konstruktionsart
der Urform der zu einem Unterkiefer ge-. hörigen oberen Backenzähnegebißteile, Abb.2
die Urform einer stumpfen positiven Ecke für einen Oberkiefer geeignet, mit den
drei Bißführungsflächen geometrisch konstruiert im Grundriß, Abb.3 dieselbe im Schnitt,
Abb.4 die Urform einer stumpfen negativen Ecke für einen Unterkiefer geeignet, mit
den drei Bißführungsflächen geometrisch konstruiert im Grundriß, Abb. 5 dieselbe
im Schnitt.
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Abb. 6 zeigt, wie ein dem natürlichen Umriß eines der vier Gebißteile
entsprechender Umriß aus dem Ergebnis der Konstruktionsarbeit nach Abb. i herausgearbeitet
werden kann.
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Abb. ; zeigt Teile eines Artikulators mit eingezeichneten Haifischzahnmessern
zur mechanischen Konstruktion der Urform der Backenzähne eines Oberkiefers.
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Abb.8 zeigt einen Zahn des Messers in Seitenansicht, Abb.9 denselben
in Vorderansicht, Abb. io schematisch im Grundriß die horizontale Lage der Messerzähne
zueinander, Abb. i i eine Urform eines mit dem Artikulator erzeugten unteren Gebißteiles
in geometrische Figuren zerlegt,
Abb. 12 ein Oberkiefergipsmodell
rechts mit den geometrischen Figuren, links dieselben den natürlichen Gestalten
genähert, Abb. 13 den zugehörigen Unterkieferblock und Abb. 14 einen vollendeten
Gebißteil eines Unterkiefers am Modell.
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In Abb. i entsprechen die Punkte C den natürlichen Kiefergelenken
g, i (Abb. 7) und die Punkte R den Rotationszentren, welche beim Artikulator hinter
den Gelenken g, i in gemeinsamen geometrischen Zentren des Üffnungswinkels und des
Seitenbißwinkel_s des Gebisses liegen, und durch welche die Achsen für die normalen
Seitenbißbewegungen nach links und rechts also geometrisch bestimmbar sind. Verbindungslinien
der Punkte C und R (Abb. i) bilden meistens einen Winkel rc von 15'. Er kann aber
auch zwischen 5 und 3o° betragen. Hierbei ist der am Artikulator verstellbare Winkel
ß für die Kinnführung (Abb. 7) mit 33° angenommen. Er kann auch größer oder kleiner
sein. Die Punkte C, C, 1 (Abb. i) sind die drei Hauptpunkte des Unterkieferdreiecks,
wobei J die Berührungsstelle der mittleren Schneidezähne 2 miteinander (Abb. i und
7) bedeutet. Die Punkte M und I' sind die Zentren für die Bestimmung des einem natürlichen
Gebiß entsprechenden oberen Zahnbogens 3 ( ' Abb. i).
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Über den Punkten 11 1i1 links und rechts werden die graduell
größer werdenden zwanzig Strecken Z abgetragen, und aus den Punkten R links und
rechts konzentrische Kreisbogen d., ausgehend von den Endpunkten der Strekken Z
gezogen. Die rechten und linken Kreisbogen d. schneiden sich in regelmäßigen Abständen
in der Nähe der Zahnkurve 3. Durch diese Schnittpunkte 5 wird eine dritte Serie
von Kreisbogen 6 aus den seitlich liegenden Punkten L nach rechts und nach links
gezogen. Man erhält so je einen genau geometrischen Grundriß eines plastischen Gebildes
A als Urform für einen linken und einen rechten oberen Gebißteil, welcher stumpfe
positive Ecken (Höcker) 7 und stumpfe negative Ecken (Gruben) 8 gleicher Gestaltung
aufweist und j e von drei Flächen begrenzt ist (Abb. 2 und 5).
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Hierbei dienen von jeder Ecke die den Flächen 9 entsprechenden Flächen
des anderen Kiefers als Führungsflächen bei Vorbiß, die Flächen io als solche beim
Seitenbiß und die Flächen i i als solche beim Rückbiß. Für den anderen Kiefer genügt
ein Spiegelbild des Gebildes A.
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Ein solches plastisches Gebilde als Urform mit stumpfen Ecken und
den drei Führungsflächen 9, io, i i läßt sich nach dem Schema der Abb. i in plastischer
Masse, z. B. in Wachs, Gips usw. zu einem Modell, z. B. durch Schnitzen, gestalten,
aus dem dann ein Gebißteil, wie ihn Abb. 6 zeigt, entsprechend dem Umriß a5 des
natürlichen Gebißteiles reit den Urformen der Backenzähne herausgearbeitet wird,
welche letzteren dann durch weitere Handbearbeitung, Abrunden, Versehen mit Gruben
und Scharten von Hand zu einem Modell entsprechend dem in Porzellanzahnmasse zu
gießenden Gebißteil gestaltet werden. Will man Modelle für einzelne Backenzähne
haben, so schneidet man die Gebißteile in einzelne Zähne auseinander.
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Die Herstellung der Urformen läßt sich aber mit Hilfe eines Artikulators
bedeutend einfacher mechanisch erzielen. Hierzu wird in den unteren Gipsblock eines
bekanntery Artikulators, z. B. eines solchen nach dem Patent 29307d., von welchem
in Abb. 7 nur die Teile 12 und 13 des Unterteils und g, 1d. und 15 des Oberteiles
dargestellt sind, eine Doppelreihe von Haifischzahnmessern 16 befestigt (Abb. 7
und io) entsprechend den negativen Ecken 8 derart, daß die Spitzen 17 den negativen
Ecken 8 entsprechen. In Abb. io stellen die dicken Punkte die Spitzen 17 dieser
Zahnmesser dar, welche letzteren in ein Schema nach Abb. i eingetragen sind. Die
Zähne der Messer (Abb. 8 und 9) haben parallele Seitenflächen i$ und einen nach
hinten allmählich abfallenden schneideartiger. Dachfirst i9 und fallen nach vorn
senkrecht in den Flächen 2o ab. Die Schneiden i9 liegen in Richtung der [.-Bogen.
Die Spitzen 17 liegen ferner auf einem konkaven Bogen B-ß (Abb. 7), welcher
ungefähr einer mittleren natürlichen Zahnreihe entspricht mit einem Radius von 15
bis 2o cm. Die Dachfirsten i g sind alle nach einem Punkte P ausgerichtet, der etwa
i cm vor der Nasenspitze 21 liegt und am Artikulator bestimmt ist (Abb.7). Diese
neue Hobelmesserform ermöglicht die mechanische Herstellung eines Modells zu dem
Oberkiefer.
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Wird im Oberteil des Artikulators ein Gipsblock 22 (Abb. i2) befestigt
und werden mit diesem über den Hobelmessern 16 Bewegun. gen entsprechend Linksbiß,
Rechtsbiß, Vor-. biß und intermediären Kieferbewegungen ausgeführt mit einem anatomisch
genauen Artikulator, so erhält man wieder ein plastisches Gebilde mit positiven
und negativen Ecken entsprechend dem Gebilde A der Abb. i, wie dies Abb. 12 rechts,
bei dem aber schon überflüssige Teile weggeschnitten sind, so daß an Stelle der
drei Reihen nach Abb. i nur noch zwei Reihen übrig sind, darstellt. An diesen sind
wiederum positive Ecken 7 und negative Ecken 8, die j e von drei Flächen 9,-i0 und
ii gebildet sind. Zeichnet
man auf ein plastisches Gipsgebilde einer
unteren Zahnreihe nach Abb. 13 die Verlängerungen der Kanten 23 (Abb. ii) auf die
korrespondierenden Flächen, so ist das erhaltene Bild, unter Annahme einer einseitigen
Beleuchtung, zu vergleichen mit einer Doppelreihe von Stäben von rechteckigem Querschnitt,
die alle schräg einwärts nach unten einem unter der Mittellinie gelegenen Zentrum
zustreben, In Abb. i streben sie, weil dies eine obere Zahnreihe darstellt, alle
schräg vorwärts einem über der 'Mittellinie gelegenen Zentrum zu. Die zwei Reihen
Stäbe liegen verschieden hoch, so daß zwei Arten von Treppen entstehen, erstens
zwei Längstreppen in der Richtung der zukünftigen Zahnreihe oder des Zahnbogens
3 und ,zweitens sechs Quertreppen. Dies zeigt, daß man das Gefüge A auch durch die
Zusammenleimung von Stäben konstruieren könnte. Im Molarenbereich ist zwischen j
e z wei i Quertreppen (Abb. 1:2 rechts) eine durchgehende a ununterbrochene zickzackförmige
Fläche 2q., ebenso zwischen den ersten Molaren und den zweiten Prämolaren und ebenso
zwischen ersten und zweiten Prämolaren.
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Wichtig ist aber, daß die Gleitflächen i i (Abb. 12 rechts) für den
Seitenbiß in verschieden gestaltete, nicht miteinander zusammenhängende Teile ioa
bis Jod (Abb. 6) unterbrochen sind, während sie bei bisherigen künstlichen Backenzähnen
eine einzige Fläche bilden. Durch die Unterbrechungen entstehen neue Arbeitskanten,
welche die Werkzeugkraft der Backenzähne gegenüber den bisherigen künstlichen .
Bakkenzähnen erhöhen und sie möglichst auf die Höhe derjenigen natürlicher, festgewachsener
Zähne bringen.
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Von dem plastischen Gebilde, wie es in Abb.12 rechts als Teil eines
Oberkiefers, in Abb. 13 links als der zugehörige Teil eines L Interkiefers nach
den Gipsmodellen dargestellt ist, wird alles, was außerhalb der Zahnumrißlinie 25
(Abb. 6 und 13) liegt, weggeschnitten, so daß man Formen nach Abb. 12 links und
13 rechts erhält. An diesen werden dann alle Furchen und Gruben vertieft und alle
Kanten und Ecken abgerundet, worauf man das Gießmodell nach Abb. 14 erhält, dessen
Kaufläche noch mit Grübchen 26 versehen ist.
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Es haben Versuche ergeben, daß es von Vorteil ist, wenn man die Kaufläche
der beiden Prämolaren 27 des Oberkiefers (.,bb. 12) zu ihren Körpern horizontal
derart nach vorn verdreht, daß deren der Zunge zuliegende 1.-iöcker 28 beim zentralen
Zubiß in Gruben der beiden unteren Prämolaren greifen, anstatt wie bei bisherigen
Gebissen in den leeren Zwischenraum zwischen zwei benachbarten unteren Zähnen. Durch
diese Verdrehung wird die Wirksamkeit beim zentralen Zubiß erhöht.