DE4211719A1 - Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo aus pflanzlichem Ausgangsmaterial - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo aus pflanzlichem AusgangsmaterialInfo
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Description
Indigo wird als einer der ältesten bekannten Farbstoffe
schon seit Jahrtausenden eingesetzt.
Die Verwendung erfolgt auch heute noch in großem Umfang in
verschiedenen Bereichen der Färbetechnik, insbesondere für
das Färben von Textilien.
Seit dem 19. Jahrhundert sind chemisch-synthetische
Herstellungsverfahren bekannt, nach denen zur Zeit die
überwiegende Menge des eingesetzten Farbstoffes erzeugt
wird.
Durch verschiedene Reagentien (z. B. durch Verküpen mit
Natriumdisulfit) wird der Farbstoff in eine wasserlösliche
Form gebracht. Durch Umkehren des Prozesses während des
Färbens lagert sich der Farbstoff auf den Fasern an.
Die genannten Verfahren benutzen teilweise toxische Roh
stoffe und sind mit einem hohen Energieaufwand verbunden.
Die entstehenden Färberei-Abwässer sind umweltbelastend.
In der letzten Zeit sind deshalb verschiedene Wege, Indigo
aus pflanzlichen Rohstoffen herzustellen, wiederentdeckt
und weiterentwickelt worden. Hervorzuheben ist insbesondere
die Fermentation von Blättern des Färberwaids (Isatis tinc
toria). Es konnte gezeigt werden, daß dies durch Bakterien
erfolgt, die das Enzym Indoxyl-β-D-glucosidase produzieren
(Ortwin Meyer und Mitarbeiter, ausgestellt auf der Leipzi
ger Frühjahresmesse 1992).
Dabei werden in den Pflanzen enthaltene Vorstufen wie
Indoxyl-β-D-glucosid (Indican), gespalten, wodurch Indoxyl
entsteht, das nach Oxidation zu Indigotin dimerisiert.
Dabei entsteht jedoch - ähnlich wie bei den historischen
Verfahren, ein Gemisch aus Indigotin und übrigen Pflanzen
bestandteilen, das für den technischen Einsatz nur bedingt
geeignet ist. Eine Extraktion mit organischen Lösungsmit
teln ist möglich, führt jedoch wieder zu Energieaufwand und
Chemikalieneinsatz.
Der beschriebenen Erfindung liegt die Absicht zugrunde. Bei
der Herstellung und Anwendung des Farbstoffes auf den Ein
satz umweltbelastender Chemikalien vollständig zu verzich
ten und die Prozeßschritte: "Abtrennen der Pflanzenmasse"
sowie "Plazierung auf der Textilfaser" dementsprechend zu
modifizieren.
Es wurde erkannt, daß der Übergang vom gut wasserlöslichen
Ausgangsstoff Indoxyl-Glucosid zum wasserunlöslichen
Fermentationsprodukt Indigotin ein geeignetes Trennkri
terium darstellt. Es werden deshalb die wasserlöslichen
Vorstufen in Lösung gebracht und soweit vorgereinigt, daß
alle nicht benötigten Pflanzenbestandteile, die auf ein
geeignetes nach der Fermentation eingesetztes mechanisch
physikalisches Verfahren zur Indigoabtrennung ansprechen
würden, entfernt sind.
Sowohl zum Reinigen der Vorstufe als auch zum Abtrennen des
Indigotins eignen sich insbesondere Techniken, die auf
Sedimentation, Filtration, Zentrifugalkraft, Adhäsion oder
einer Kombination dieser Effekte beruhen.
Das Abscheiden des Indigotins kann auch direkt durch Umspu
len des zu färbenden Gutes während der Fermentation erfol
gen, an der sich ein Teil des Farbstoffs anlagert.
Das beschriebene Verfahren ermöglicht es in großtechnischem
Umfang, Indigo in technischer Qualität aus nachwachsenden
Rohstoffen mit umweltschonenden Methoden herzustellen. Es
ist damit bekannten Verfahren in diesen Bereichen über
legen.
Das direkte Färben im Fermentationsbad verringert die mit
bekannten Verfahren verbundenen Abwasserprobleme.
- - Im gesamten Prozeß werden keinerlei Hilfsstoffe synthetischen Ursprunges zugeführt, so daß ein hohes Maß an ökologischer Verträglichkeit gewährleistet ist.
- - Die Abfallprodukte entsprechen in Art und Menge nahezu der natürlichen Pflanzenmasse, so daß ein Ausbringen auf landwirtschaftlich genutzte Flächen ohne Bedenken erfolgen kann.
- - Prozeßenergie wird im wesentlichen neben dem Betrieb der mechanischen Aggregate nur für die erste Extrak tion benötigt, wozu die ansonsten ungenutzte Abwärme des Motors in der Erntemaschine eingesetzt werden kann.
- - Da der Prozeß mit ungetrockneter Grünmasse erfolgt, wird kein oder nur sehr wenig Prozeßwasser benötigt.
- - Trotz der geringen ökologischen Belastung entsteht ein Produkt mit hoher Reinheit und somit günstigen tech nischen Eigenschaften.
- - Da an mehreren Stellen im Prozeß definierte Fraktionen der Pflanzenmasse vorliegen, kann die Gewinnung von weiteren interessierenden Inhaltsstoffen mit verrin gertem Aufwand erfolgen. So etwa könnte Indoxyl als Vorstufe für weitere Farbstoffvarianten nach der enzymatischen Spaltung, aber vor der Oxidation abgetrennt werden.
Ein geeignetes Verfahren zur Realisierung des Konzepts
wird im Folgenden beschrieben und in Fig. 1 schematisch
dargestellt:
Die geernteten Pflanzenteile werden ohne vorhergehende
Trocknung in einer geeigneten Vorrichtung - etwa einer
Hammermühle (1) - zerkleinert und erhitzt (2), wodurch die
Vorstufen gemäß Anspruch 1 in Lösung gehen. Um zu vermei
den, daß die Gärung während des Transports des Erntegutes
einsetzt - was dazu führen würde, daß Indigo bei den Reini
gungsschritten verloren geht - kann das Zerkleinern und
Erhitzen gemäß Anspruch 3 direkt auf der Erntemaschine
erfolgen. Dabei kann die Abwärme des Antriebsmotors (3) zum
Heizen genutzt werden.
Durch Filtration und Sedimentation erfolgt die in Anspruch
1 genannte und in Anspruch 4 näher bestimmte Abtrennung
suspendierter und kolloidaler Pflanzenbestandteile. Dies
kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß ein Dekanter (4)
eine grobe Trennung in flüssige und feste/schwerere
Bestandteile vornimmt. Der Feststoffanteil wird in einer
Filterbandpresse (5) weiter entwässert. Die Flüssigfraktion
von Nr. (4) und (5) werden nach einer Vorfiltration (6)
einer Ultrafiltration (7) gemäß Anspruch 4 zugeführt. Die
Retentate können jeweils an geeigneter Stelle nochmals in
den Prozeß zurückgeführt werden.
Eine anschließende Umkehrosmose (8) nach Anspruch 5 kann
bei Bedarf durch Aufkonzentration die Fermentationsbedin
gungen verbessern und die zu verarbeitenden Volumina redu
zieren.
Im Fermenter (9) werden unter geeigneten Bedingungen ein
Enzym zum Spalten des Indoxylglucosides sowie ein Oxidans
für den weiteren Reaktionsverlauf zugegeben.
Es entsteht wasserunlösliches Indigotin, das ausfällt und
somit nach Anspruch 4 - etwa durch erneute Ultrafiltration
(10) - abgetrennt werden kann. Die Trenngrenze ist dabei
nach Anspruch 1 weniger scharf als bei (7) zu wählen,
so daß durch (10) keine Verunreinigungen zurückgehalten
werden, die die Stufe (7) passieren konnten. Somit ist
gewährleistet, daß im Retentat neben dem Indigo nur wasser
lösliche Bestandteile und kleinste Mengen des zugesetzten
Enzymes vorhanden sind.
Wenn notwendig, kann dieses Produkt durch anschließendes
Entwässern und Trocknen weiter aufbereitet werden.
Die Fermentation kann nach Anspruch 6 anstatt in einem
eigenem Fermenter auch direkt in einer Färbeflotte, wie sie
in der Textilverarbeitung eingesetzt wird, erfolgen. Dabei
lagert sich ein Teil des entstehenden Indigotins direkt an
der zu färbenden Faser an, der andere Teil kann wie oben
beschrieben aufbereitet werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo
aus pflanzlichem Ausgangsmaterial,
gekennzeichnet dadurch, daß
- - als Ausgangssubstrat ein Material eingesetzt wird, das direkt aus der Frischmasse geeigneter Pflanzen gewonnen wird;
- - die Pflanzenzellen mechanisch oder mittels Dampf aufgeschlossen werden;
- - in diesem Substrat durch Erhitzen, Kochen oder Dampfbehandlung - gegebenenfalls unter Überdruck - wasserlösliche Indigovorstufen zur Lösung gebracht werden;
- - daraus durch geeignete Verfahren vor der Fermenta tion suspendierte und/oder kolloidale Pflanzen bestandteile abgetrennt werden;
- - dieses Substrat einer geeigneten Fermentation unterworfen wird, während der aus den Vorstufen Indigotin entsteht;
- - aus dem Fermentationsprodukt das in suspendierter und/oder kolloidaler Form vorliegende Indigotin durch geeignete Verfahren abgetrennt wird;
- - die jeweiligen Trennverfahren zur Reinigung und zum Abtrennen des Indigotins so aufeinander ab gestimmt werden, daß im zu fermentierenden Sub strat keine Pflanzenbestandteile mehr enthalten sind, die nachher mit dem Indigotin abgetrennt würden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet dadurch, daß
- - als Ausgangsmaterial die Indoxyl-β-d-Glucosid enthaltenden Blätter des Färberwaids Isatis tinc toria eingesetzt werden;
- - während der Fermentation ein von Bakterien produ ziertes Enzym Indoxyl-β-d-Glucosidase das Indoxyl aus den Vorstufen abspaltet;
- - das Indoxyl anschließend oxidiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2,
gekennzeichnet dadurch, daß
- - zum Vermeiden von Gärverlusten der Aufschluß und/oder das Erhitzen direkt auf der Erntemaschine durchgeführt werden;
- - dabei zum Erhitzen die Abwärme des Antriebsmotors dieser Maschine eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3,
gekennzeichnet dadurch, daß
- - zum Reinigen des Fermentationssubstrates Geräte eingesetzt werden, die auf Sedimentation, Flieh kraft oder Filterwirkung beruhen, insbesondere Zentrifugen, Dekanter, Hydrozyklone sowie Filtra tionseinrichtungen verschiedener Bauart sowie Kom binationen dieser Verfahren;
- - als letzter Reinigungsschritt eine Ultrafiltration mit einer Trenngrenze bei einem Molekulargewicht von ca. 400 atomaren Masseeinheiten oder größer eingesetzt wird mit einer bevorzugt für hydrophile Substanzen - insbesondere auch Indoxyl-Glucosid - durchlässigen Membran;
- - zur Optimierung der Filtration schleimstoffab bauende Enzyme eingesetzt werden;
- - das Abtrennen des Indigos ebenfalls durch Sedimen tation, Fliehkraft oder Filterwirkung mit den oben genannten oder anderen geeigneten Geräten erfolgt.
5. Verfahren nach 1 bis 4,
gekennzeichnet dadurch, daß nach der Reinigung des
Substrates eine Aufkonzentration der Indigovorstufe
durch Umkehrosmose an einer dafür undurchlässigen
Membran erfolgt.
6. Verfahren nach 1 bis 5,
gekennzeichnet dadurch, daß die Fermentation auch
direkt in Kontakt mit dem einzufärbenden Gut derart
erfolgt, daß sich der Farbstoff direkt darauf anla
gert, wenn die Oberfläche eine ausreichende Affinität
zu Indigo aufweist.
7. Verfahren nach 1 bis 6,
gekennzeichnet dadurch, daß einzelne Teilfraktionen
aus dem Prozeß als Ausgangspunkt für die Isolation
weiterer Pflanzeninhaltsstoffe dienen können.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4211719A DE4211719A1 (de) | 1992-04-08 | 1992-04-08 | Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo aus pflanzlichem Ausgangsmaterial |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4211719A DE4211719A1 (de) | 1992-04-08 | 1992-04-08 | Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo aus pflanzlichem Ausgangsmaterial |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4211719A1 true DE4211719A1 (de) | 1993-10-14 |
Family
ID=6456335
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE4211719A Withdrawn DE4211719A1 (de) | 1992-04-08 | 1992-04-08 | Verfahren zur Herstellung von technisch reinem Indigo aus pflanzlichem Ausgangsmaterial |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4211719A1 (de) |
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