DE4203709C2 - Vorrichtung zur dynamischen Prüfung eines mehrteiligen Prüflings durch definierte und reproduzierbare Schockbelastung - Google Patents
Vorrichtung zur dynamischen Prüfung eines mehrteiligen Prüflings durch definierte und reproduzierbare SchockbelastungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Prüfvorrichtung gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Der Stand der Technik zur Schockerzeugung für Prüfobjek
te ist durch Fallturmanlagen mit einem (seil-)geführten
Fallhammer gekennzeichnet, wie sie im Prinzip in der US
3.426.578 und dem DE-GM 69 34 387 beschrieben werden.
Fallturmanlagen nach dem Stand der Technik erlauben
Schockanregungen bis ca. 10.000 g bei Stoßzeiten im Be
reich von µs, abhängig von der Fallhöhe, der Masse des
Fallhammers sowie seiner Formgebung, dem Material und
dem Aufprallmedium. Für niedrigere Schockbeschleunigun
gen ist auch ein Pendelhammer-Prüfstand wie er z. B. in
der JP 63-11 33 42 A oder in der DE-AS 11 53 918 be
schrieben wird, einsetzbar. Ein Sensor zur Schockmessung
ist in der JP 63-28 44 51 A erwähnt, allerdings nicht
appliziert am Fallhammer oder am Prüfling, sondern an
einem neutralen Zwischenstück. Die US 3 331 236 be
schreibt einen Prüfstand, bei dem das Prüfobjekt an ei
nem Arm definierter Länge um einen Drehpunkt beschleu
nigt und auf einen Amboß aufgeschlagen wird. Die resul
tierenden Schockbelastungen werden dort mit mehreren auf
dem Prüfobjekt verteilt angebrachten Kraftmessern regi
striert.
Die Messung der örtlichen Druckbelastungen an einem Test
objekt mittels piezoelektrischer Folien wird in der
US 4 691 556 dargestellt. Das Prinzip der Führung eines
Fallhammers an zwei parallelen Stäben ist der US 2 846 869
entnehmbar. Eine auf die Prüfung von Sicherheitsgurten
ausgerichtete Anwendung ist in der DE-Z: Materialprüfung 8
(1966) Nr. 1, S. 24 beschrieben: Ein Halbgurt mit den
beidseitigen Befestigungen wird durch ein Fallgewicht ei
ner niederenergetischen Zugbelastung ausgesetzt.
Der Stand der Prüftechnik von Gurtschlössern im Zusammen
wirken mit Gurtstrammern ist dadurch gekennzeichnet, daß
von jeder Serie von Gurtstrammern und zugehörigen Gurt
schlössern eine statistisch hinreichende Anzahl ausgelöst
wird, um so die sichere Schließfunktion des Gurtschlosses
zu prüfen.
Bei dieser Vorgehensweise können nur die bauartbedingten
Sollbelastungen - aber keine Überlasten - erzeugt werden.
Diese sind jedoch notwendig, um die tatsächlichen Funk
tionsgrenzen des Schlosses zu ermitteln bzw. um gewünsch
te Sicherheitsreserven für definierte Überlastbereiche ge
zielt realisieren und nachweisen zu können.
Ist der Prüfling ein Gurtschloß, dann muß bei der Funk
tionsprüfung unterschieden werden zwischen der hochener
getischen Schockbelastung durch den Strammvorgang und der
Belastung durch das Abfangen des Insassen.
Der in der Regel am Boden oder am Sitz des Pkw montierte
Gurtstrammer zieht im Crashfall den üblicherweise als
Peitsche bezeichneten Befestigungsteil für das Gurtschloß
in einer sehr kurzen Zeitspanne scharf an, um den norma
lerweise lose angelegten Sicherheitsgurt straff zu span
nen. Bei diesem Strammvorgang, der z. B. durch Federkraft
oder pyrotechnisch ausgelöst wird, treten an den Einzel
elementen (Peitsche, Gurtschloß, Gurtzunge) sehr hohe
Schockbelastungen auf, die jedoch keine Fehlfunktionen
verursachen dürfen. Im Crashfall muß sichergestellt sein,
daß das Gurtschloß während der Schockbelastung durch den
Strammvorgang und während der zeitlich nachfolgenden Be
lastung durch die Zugspannung in den Gurten, verursacht
durch das Abfangen des Insassen, zuverlässig geschlossen
bleibt. Danach muß es sich leicht öffnen lassen.
Die erfindungsgemäße Prüfvorrichtung bezieht sich aus
schließlich auf die hochenergetische Schockprüfung für
stark schockbelastete mehrteilige Bauelemente, vorzugs
weise für Gurtschlösser im Wirkungsverbund mit Gurtstram
mern (auch Gurtstraffer genannt) . Bei Steigerung der o.g.
Spitzenbeschleunigung auf 3- bis 4fache Werte kann der Fall
hammer zu störenden Eigenschwingungen angeregt werden,
die die Reproduzierbarkeit des Schocks nicht mehr gewähr
leisten und damit das Einsatzfeld einschränken. Ferner
treten an der Aufprallfläche des Hammers nach wenigen
Schocks Materialverformungen und Risse auf, die die wei
tere Nutzung des Hammers ausschließen. Gleiches gilt für
das Prallmedium.
Ziel der Erfindung ist daher eine Prüfvorrichtung, die
die Simulation der betriebstypischen wie der überhöhten
Schockbelastungen und die Prüfung mehrteiliger Prüflinge
schnell, einfach und vergleichsweise billig ermöglicht,
wobei die Schockbelastungen quantitativ und zuverlässig
reproduzierbar sein müssen.
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch eine Vor
richtung gemäß Anspruch 1. Dadurch ist die Schockbela
stung separat an jedem Bauteil der Funktionsgruppe quan
titativ erfaßbar und kontrollierbar, um die Absolutlast
werte für jedes Bauteil zu gewinnen und um den Schockab
bau in den Bauteilen entsprechend ihrem konstruktiven
Verbund quantitativ erfassen und kontrollieren zu können
(Wirkungskette).
Durch die konstruktiven Maßnahmen zur Verringerung der
Eigenschwingungen des Fallhammers wird eine gute Repro
duzierbarkeit der Schockbelastung erreicht.
Die vorliegende Erfindung wird anhand von 2 Zeichnungen
näher erläutert; es zeigen:
Fig. 1 den Fallhammer 2 mit adaptiertem Prüfling 1
und Beschleunigungsaufnehmer 7,
Fig. 2 den Prüfstand mit der Aufzeichnungs- und
Auswerteanordnung.
Die Prüfstandsanordnung besteht aus einer Fallturmanlage
mit Fallhammer 2 und Seilführung 10 mit Gleithülsen 11.
Die reproduzierbare hohe Schockbelastung wird durch die
Formgebung und die Materialauswahl des Fallhammers 2 und
durch die Materialauswahl des Prallmediums 14 bestimmt.
Der Prüfling 1 wird z. B. mittels Verschraubung 3 entweder
direkt am Fallhammer 2, oder an einem mit dem Fallhammer
verschraubten Adapterstück 8 fixiert, was montagetechni
sche Vorteile hat. Der Prüfling 1 besteht in der Regel aus
mehreren Funktionsteilen 4, 5 und 6, die jedes mit wenig
stens je einem Beschleunigungsaufnehmer 7 bestückt sind.
Der Fallhammer 2 trägt ebenfalls einen Beschleunigungsauf
nehmer 7. (Fig. 1).
Diese Anordnung der Beschleunigungsaufnehmer 7 ermöglicht
es, den Grundschock sowie die in den Funktionsteilen 4, 5,
6 (und ggf. folgenden) eingeleiteten Schockwirkungen quanti
tativ zu erfassen, das Schockübertragungsverhalten zu analy
sieren und ggf. gezielt konstruktive Maßnahmen zu ergreifen,
um erkannte Schwachstellen zu beheben oder um den Prüfling
bezüglich seiner schockgesicherten Funktionsfähigkeit zu
optimieren.
Der Fallhammer 2 ist kompakt, d. h. "aus einem Stück", mit
integrierten Seilführungen 10, konusförmig und bezüglich
seiner Hochachse um 180° im wesentlichen symmetrisch, um
Taumelbewegungen zu minimieren.
Der Schwerpunkt ist durch Hohlformung 12 (z. B. Ausdrehen)
des oberen Fallhammerteils deutlich tiefer gelegt, d. h.
zur Prallfläche hin verschoben, um Kippbewegungen des Fall
hammers 2 beim Aufprall zu vermindern. Die Prallfläche ist
leicht sphärisch mit einem Radius R von ca. 150-200 mm
geformt. (Fig. 1). Die Masse des Fallhammers sowie die kon
struktiven Maße hängen stark von dem Verwendungszweck ab.
Im vorliegenden Anwendungsfall liegt die Masse bei ca. 10 kg,
die Maße in Fig. 1 geben weitere Hinweise. Die sehr speziel
len Anforderungen an das Material bezüglich Härte, Zähigkeit,
Vermeidung von Rißbildung und Abplattung der Prallfläche im
Dauerbetrieb werden von einem niedrig legierten, hochfesten
Vergütungsstahl z. B. gemäß Klassifizierung 1.6959 nach DIN
17 007 erfüllt. Das Prallmedium 14 ist Verbrauchsmaterial,
es kann zum schnellen und preiswerten Austausch z. B. als
Scheibe im Scheibenhalter oder als schnell wechselbarer
Block aus unlegiertem Baustahl hergestellt sein.
Die zum Fallturm gehörigen Hub-, Sicherungs- und Ausklink
vorrichtungen sind Stand der Technik.
Zur Messung des Grundschocks am Fallhammer 2 sowie an den
Funktionsteilen 4, 5, 6 und ggf. weiteren, werden Schock
beschleunigungsaufnehmer 7, vorzugsweise piezoresistiver Art,
eingesetzt. Die Meßsignale der Beschleunigungsaufnehmer 7
durchlaufen die Verstärker 16, werden danach von einem Rech
ner mit Analog/Digitalwandler 18 erfaßt und auf einem ex
ternen digitalen Speicher 15 zur weiteren Auswertung abge
speichert. Der Darstellung der Meßsignale dienen der Bild
schirm 17, sowie der Drucker 19 und der Plotter 20 (Fig. 2).
Je nach Prüfobjekt kann es wichtig sein, mit welchem Ende
der Prüfling 1 am Fallhammer 2 fixiert wird. Wenn eine sol
che Lageabhängigkeit besteht, sind mehrere Meßreihen mit
den gebotenen Anordnungen (upside down und umgekehrt)
durchzuführen.
Claims (8)
1. Vorrichtung zur dynamischen Prüfung eines mehrteiligen
Prüflings durch definierte und reproduzierbare Schock
belastung, mit einem über eingebaute Gleithülsen in
vertikalen Führungen gelagerten Fallhammer, an dem eine
Einrichtung zum Befestigen eines Endes eines Prüflings
vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Fallhammer (2) und mindestens an einem
Teil (4, 5, 6) des Prüflings (1) jeweils mindestens ein
mit einer Signalverarbeitungseinrichtung (15 bis 20)
verbundener Beschleunigungsaufnehmer (7) vorgesehen ist
und daß der Fallhammer (2) in seinem oberen Bereich eine
Materialausnehmung aufweist, die so angebracht ist, daß
der Schwerpunkt des Fallhammers in Richtung auf seine
Unterseite verschoben ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fallhammer (2) mit Ausnahme der Gleithülsen (11)
einstückig ausgebildet ist.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fallhammer (2) im wesentlichen konisch geformt
ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fallhammer (2) im wesentlichen symmetrisch
zu seiner Hochachse ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fallhammer (2) in seinem untersten Bereich
eine sphärische Prallfläche aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die sphärische Prallfläche einen Radius (R) von
ca. 150-200 mm aufweist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fallhammer (2) aus einem niedrig legierten,
hochvergüteten Stahl gefertigt ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Stahl mit der Klassifizierung 1.6959 nach
DIN 17007 verwendet wird.
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