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Verfahren zur Herstellung kalt zu formender Gegenstände. Es ist bekannt,
geformte Gegenstände- in der Weise herzustellen, daß man möglichst innige, homogenisierte
Gemische von Harzen beliebiger Art, Pechen, Wachsarten, Paraffin, fetten Ölen und
mit Füllkörpern, wie Kreide, Schwerspat, Kaolin, Kieselgur, Ton, Magnesia, Glimmer,
gebrannten Erden bzw. faserigen Stoffen, wie Papierfasern, Zellulose, Holzmehl,
Asbest, Torf, Korkmehl usw., gegebenenfalls unter Zusatz von irgendwelchen färbenden
Stoffen, einer Pressung oder Prägung unterwirft. Die unbedingt erforderliche Plastizität
der Mischungen wird entweder durch entsprechende Erhitzung oder aber durch Mitverwendung
flüssiger Bindemittel, wie fetter Öle, Lacke u. dgl. erzielt.
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Jede'. HHeißpressung, beansprucht die Formen ndestens so , lange,
bis eine hinreichende Durchwärmung der eingebrachten Mischung stattgefunden hat.
Wenn dies auch bei kleineren Objekten verhältnismäßig schnell zu erreichen ist,
so wächst die erforderliche Zeit doch mit zunehmender Größe der Formlinge schnell
an, weil die Wärmeleitfähigkeit der Mischungen durchweg eine nur geringe ist. Derart
werden für die Herstellung einer bestimmten Zahl solcher Artikel relativ zahlreiche
Formen gebraucht, was das Verfahren wesentlich verteuert. Abgesehen hiervon sind
auch sonst die Einrichtungen für eine Heißformung sehr kostspielig in der Anscliaffung
und im Betrieb.
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Es ist daher schon vielfach versucht, die Heißformung durch eine Kaltformung
zu ersetzen. Hierbei treten aber leicht andere Schwierigkeiten ein, welche vor allem
in der mangelnden Plastizität der kalten Mischungen ihre Ursache haben, da sich:
ja deren Bindemittel im festen Zustande befindet. Es ist zwar möglich, durch Zugabe
von fetten Ölen oder Lacken bessere Plastizität auch in der Kälte zu erreichen.
Es zeigt sich hierbei. aber auch, daß besonders bei Verwendung saugfähiger Füllkörper,
nicht nur relativ große Mengen der Öle oder Lacke erforderlich sind, was an sich
den Produkten unerwünschte Eigenschaften gibt, sondern daß vor allem auch beim Pressen
Entmischungen eintreten, welche das Öl bzw. das Verdünnungsmittel der Lacke an die
Oberfläche treihen. Demgemäß fühlen sich solche Preßlinge feucht und fettig an,
kleben außerdem in den Formen und können aus diesen nur schwierig herausgenommen
werden.
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Zweck der vorliegenden Erfindung ist insbesondere die Vermeidung der
beim kalten Formen auftretenden Sc'hwerigkeiten, und zwar dadurch, daß die notwendige
Plastizität nicht durch Verwendung oder Mitverwendung fetter Öle bzw. die Verdünnungsmittel
irgendwelcher Lacke angestrebt wird, sondern durch eine besondere, und zwar trockene
Vorbereitung der .5onst kalt nicht formbaren Gemische. Es hat sich nämlich gezeigt,
daß man einer trockenen, fein gepulverten und sonst nur für Heißpressung geeigneten
Mischung die für eine kalte Formung erforderliche Plastizität mit Leichtigkeit in
der Weisse erteilen kann, daß man ihr nachträglich ein festes Gleitmittel zusetzt.
Dieses umhüllt die einzelnen Teilchen der Mischung und vermindert deren gegenseitige,
sonst sehr ,große Reibung so weit, daß nunmehr bereits in der Kälte, also ohne die
sonst erforderliehe
Erwärmung, die- für Preezwecke erforderliche
Plastizität erlangt wird. Als solche reibungsvermindernde - Stoffe ührb,en sieh
u. a. als brauchbar erwiesen: Talkum, Speckstein, Graphit, fettsaure Salze, gewisse
Fettsäuren, einige Wachse usw.
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Diese Art des Zusatzes an sich bekannter Mischungsbestandteile ist
neu und hat auch eine technische Wirkung, die nicht vorauszusehen war. Während es
sonst bei jedem Zusatz unbedingt darauf ankam, ihn als möglichst homogenen Mischungsbestandteil
an.-zuwenden, wird bei dem erst nachträglich zugesetzten Gleitmittel und gerade
auch' durch diese nachträgliche Vermischung angestrebt und auch erreicht, daß zwar
eine feine Verteilung erfolgt, welche aber von einer homogenen Einverleibung noch
weit entfernt ist. Die Folge davon ist die Inkrustierung der vorher für sich homogenisierten
Mischungsbestandteile, die nunmehr gegeneinander leichter verschiebbar werden und
die Masse -jetzt dem Druck eines Stempels gegenüber gefügiger machen, als sie vorher,
also ohne den nachträglichen Zusatz, war. Mit anderen Worten, .es erlangt also die
ursprünglich kalt nicht verpreßbare Masse infolge des nachträglichen `Zusatzes der
Gleitmittel nunmehr die für eine kalte Formung erforderliche Plastizität.
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Der auf die angegebene neue Weise erreichte Effekt ist praktisch unabhängig
von der Zusammensetzung der homogenisierten Grundmischung, sofern diese nur trocken
und möglichst fein gepulvert ist. Der erforderliche Zusatz an Gleitmittel schwankt
natürlich, wobei die Art des reibungsvermindernden Zusatzes und der für die Kaltpressung
verfügbare bzw. gewünschte Druck eine Rolle spielen. Als Anhalt für die Höhe des
ungefähren Bedarfs mag die Angabe dienen, daß .eine an sich kalt nicht verpreßbare
homnogenisierte Mischung dies ohne weiteres zuläßt, wenn ihr nachträglich etwa 5
Prozent Talkumpulver, natürlich feinster Beschaffenheit, einverleibt werden. Es
ist selbstverständlich, daß auch die als Gleitmittel in Betracht kommenden Stoffe
in Mischung untereinander zur Verwendung gelangen können, also z. B. Gemische von
Wachs mit Paraffin oder Paraffin mit Talkum usw. Ausschlaggebend ist hierbei außer
der Erreichung der gewünschten Wirkung vor allem natürlich auch die Frage des Preises.
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Die Herstellung der Grundmischungen selbst ändert sieh nicht. Sofern
als: Bindemittel flüssige Harze oder Lacke benutzt sind, muß für eine gute Trocknung
gesorgt werden, worauf dann weitgehendste Zerkleinerung folgt. Erst jetzt darf das
Gleitmittel selbisit zugefügt werden, dessen Zerteilung lediglich durch einen trockenen
Mischprozeß erfolgt, so daß eine Einverleibung in den vorher, homogenisierten Verband
der eigentlichen Mischungsbestandteile nicht stattfindet. Temperaturerhöhungen sind
beim Verteilen der Gleitmittel zu vermeiden. Die präparierten Mischungen selbst
sind durchaus lagerbeständig, können versandt werden und lassen sich auch noch nach
längerer Zeit anstandslos verarbeiten.
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Die beschriebene Plastifizierung von Preßmisc'hungen bietet überdies
auch Vorteile für eine Heißpressung, insofern nämlich die Formung sehr erheblich
abgekürzt werden kann, was bei größeren Objekten sehr ins Gewicht fällt. Denn es
ist in keiner Weise nötig, die Gegenstände so lange in der Form zu belassen, bis
die Hitze in die innersten Partien eingedrungen ist, sondern es ist bereits ausreichend,
wenn der PYOzeß nur so lange ausgedehnt wird, bis die äußeren Partien erweichen.
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Betont sei, daß die in vielen Fällen übliche Nacherhitzung- der fertig
gepreßten Stücke in Trockenschränken natürlich auch bei Objekten aus plastifizierten
Massen erfolgen kann. Wie denn überhaupt, abgesehen von den Vorteilen bei der Formung,
das Verhalten der plastifizierten Massen im übrigen das gleiche ist wie bei den
bislang üblichen Mischungen.