DE4123845A1 - Pharmazeutische verpackungseinheit enthaltend plasminogenaktivatoren zur mehrfachbolusgabe - Google Patents
Pharmazeutische verpackungseinheit enthaltend plasminogenaktivatoren zur mehrfachbolusgabeInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine pharmazeutische
Verpackungseinheit enthaltend Plasminogenaktivatoren zur Mehrfach
bolusgabe.
Die Erfindung betrifft eine pharmazeutische Verpackungseinheit zur
Behandlung von thromboembolischen Erkrankungen, wobei die Ver
packungseinheit im wesentlichen zwei Bestandteile umfaßt, und der
erste Bestandteil eine pharmazeutisch übliche Darreichungsform
eines Proteins mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung mit
einer gegenüber t-PA verlängerten Halbwertszeit ist, wobei die
Darreichungsform in einem oder mehreren Behältnissen vorliegen
kann, und der zweite Bestandteil aus einem Hinweis zur Applikation
dieses Proteins in Form einer fraktionierten Gabe von zwei oder
mehreren Bolusinjektionen besteht.
Die thrombolytische Therapie des Herzinfarktes ist eine effektive,
medizinisch gut erprobte und belegte Therapie zur Beseitigung von
Verschlußthromben in den Koronararterien des Herzens. Das gen
technologisch hergestellte t-PA (tissue-type plasminogen
activator) ist zur Therapie dieser Erkrankung weltweit im Einsatz
und hat sich als effektiv zur Auflösung koronarer Thromben erwie
sen (Verstraete et al., Lancet II 1985; 965-969). Durch früh
zeitige Lysetherapie des Herzinfarktes kann die residuale
Herzfunktion nach Herzinfarkt im Vergleich zu anderen Therapien
verbessert werden (Armstrong et al., J. Am. Coll. Cardiol. 1989;
13: 1469-1476) und eine höhere Überlebensrate gegenüber anderen
Therapien erzielt werden (Wilcox et al., Lancet 11, 1988;
525-539).
Große Thrombolysestudien mit insgesamt mehreren tausend Patienten
zeigen, daß eine rasche Einleitung der Thrombolyse mit früh
zeitiger Reperfusion des Myokardgewebes zu einer Rettung von
Myokardgewebe und damit zu einem Anstieg der Überlebensrate führt
(GISSI-study-group, Lancet I, 1986; 397-401). Aus diesem Grunde
ist es notwendig, die thrombolytische Therapie zu einem Zeitpunkt
einzuleiten, zu dem das hinter dem Koronarverschluß gelegene
Gewebe noch nicht irreversibel geschädigt ist.
Prinzipiell besteht bei der Behandlung eines Koronarverschlusses
das Problem, einen möglicherweise auftretenden Wiederverschluß des
Infarktgefäßes nach erfolgreicher initialer Thrombolyse zu vermei
den. Für t-PA (Alteplase) konnte dieser nachteilige Effekt be
obachtet werden (Chesebro et al., Circulation 1987; 76: 142-154).
Der Wiederverschluß des Infarktgefäßes führt zu erhöhter
Morbidität und Mortalität (Ohman et al., Circulation 1990; 82:
781-791). Zur Verhinderung von Wiederverschlüssen werden Sub
stanzen verschiedener pharmakologischer Wirkprinzipien, wie
Heparin (Bleich et al., Am. J. Cardiol. 1990; 66: 1412-1417) und
Acetylsalicylsäure (Hsia et al., H. Engl. J. Med. 1990; 323: 1433-
1437) eingesetzt. Auch die zeitlich verlängerte Infusion von t-PA
(Alteplase) soll durch eine längere Thrombolysedauer den Wieder
verschluß des Infarktgefäßes verhindern (Gold et al., Circulation
1986; 73: 347-352; Verstraete et al., Am. J. Cardiol. 1987; 60:
231-237; Johns et al., Circulation 1988; 78: 546-556).
Rekombinant hergestelltes t-PA (rt-PA) wurde bereits in präliminä
ren Studien an wenigen Patienten als Doppel- oder Mehrfachbolus
verabreicht. Zwar wurden kurzfristig, d. h. bis 90 Minuten nach der
ersten Bolusgabe hohe Auflösungsraten der Thromben gefunden;
aufgrund der hohen Dosen wurde jedoch eine extensive, systemische
Plasminogen-Aktivierung mit nachfolgender, fast völliger Re
duzierung des Fibrinogens (nur noch 15.5 bis 5.2% des Ausgangs
wertes) beobachtet (3. Am. Coll. Cardiol. 1991, 17(2), 152A).
Diese an sich unerwünschte Reduzierung des Fibrinogenspiegels
stellt insofern einen Nachteil dar, als bei Notoperationen eine
hohe Blutungsneigung besteht, und eine intensive Überwachung des
Patienten notwendig ist. Ferner wurde bei Doppel- oder Dreifach
bolusgabe von rt-PA nachteilig eine Reokklusionsneigung, d. h. ein
Wiederverschluß des Gefäßes, beobachtet (Circulation 1990, 82(4),
Suppl. III 538, abstract 2137; Br. J. Haematol., 1991, 77, Suppl.
1, 47, abstract P080). Diese nachteiligen Eigenschaften sind aller
Voraussicht nach auf die sehr kurze Halbwertszeit von rt-PA
zurückzuführen. Für Alteplase wurde ebenfalls eine Studie durchge
führt, in der die Mehrfachbolusgabe näher untersucht wurde
(Coronary Artery Desease, 1990, 1(1), 83-88).
Das bisher zur koronaren Thrombolyse genutzte t-PA hat eine Halb
wertszeit von etwa 3-6 Minuten (Garabedian et al., J. Am. Coll.
Cardiol. 1987; 9: 599-607), was zur Sicherstellung des Throm
bolyseerfolgs eine relativ langdauernde Infusion zur Aufrechter
haltung effektiver Plasmaspiegel voraussetzt. Ein Nachteil der
kurzen Halbwertszeit von t-PA liegt in der Notwendigkeit zur
längerdauernden Infusion der Substanz (30 Minuten bis 6 Stunden)
mit der Folge von Handling-Nachteilen in der Notfallsituation und
der Möglichkeit zur Auflösung haemostatischer Plaques und den
damit verbundenen Blutungsrisiken (Marder and Sherry, N. Engl. J.
Med. 1988; 318: 1512-1520).
Das pharmakokinetische Profil von rt-PA (Alteplase) ist typischer
weise durch ein Zwei- oder sogar Dreikompartimentmodell charakte
risiert (Thromb. Haemost. 1989, 61, 497-501). Am wichtigsten ist
dabei die initiale Halbwertszeit, da sie mit 66% zur Gesamtfläche
unter der Kurve (area under the curve = AUC) beiträgt. Daher wird
diese Halbwertszeit als die dominante Halbwertszeit bezeichnet.
Bei von t-PA abgeleiteten Plasminogen-Aktivatoren mit verlängerter
Halbwertszeit ist naturgemäß auch das pharmkokinetische Profil
verändert. Die Bezeichnung "verlängerte Halbwertszeit" bezieht
sich dabei auf die dominante Halbwertszeit, die charakteristisch für
das pharmakokinetische Profil ist, weil sie quantitativ am meisten
zur Gesamt-AUC beiträgt. Die Bestimmung der Halbwertszeit erfolgt
nach dem aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren (Pharmoco
kinetics, Ch. 2, Marcel Dekker, New York 1982).
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, eine neue Applikations
form für Proteine mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung zu
finden, die die oben geschilderten Nachteile aus dem Stand der
Technik nicht aufweist. Insbesondere sollte eine pharmazeutische
Darreichungsform zur Verfügung gestellt werden, die eine möglichst
einfache und schnelle Verabreichung von Plasminogenaktivatoren
zur effektiven Behandlung von thromboembolischen Krankheiten
ermöglicht.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß Proteine mit
plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung dann erfolgreich bei der
Behandlung von Koronarverschlüssen eingesetzt werden können, wenn
die eingesetzten Proteine eine gegenüber t-PA verlängerte Halb
wertszeit besitzen und die Applikation in Form einer fraktionier
ten Gabe von zwei oder mehreren Bolusinjektionen erfolgt. Die
Bolusgabe ist eine intravenöse Schnellinjektion und insbesondere
deshalb vorteilhaft, weil einerseits die Zeit vom Beginn der
klinischen Symptomatik bis zur Behandlung, und andererseits auch
die Zeit vom Behandlungsbeginn bis zur Auflösung des Koronar
thrombus verkürzt wird und damit mehr Myokardgewebe vor einer
irreversiblen Zerstörung gerettet werden kann.
Als Proteine mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung können
solche Plasminogenaktivatoren eingesetzt werden, die gegenüber
t-PA eine verlängerte Halbwertszeit besitzen. Wie oben bereits
erwähnt beträgt die Halbwertszeit von t-PA im menschlichen Plasma
ungefähr 3-6 Minuten. Bevorzugt im Sinne der vorliegenden Er
findung werden solche Plasminogenaktivatoren eingesetzt, die eine
gegenüber dem t-PA mindestens um den Faktor 2, vorzugsweise 3-7
und insbesondere 3-5 verlängerte Halbwertszeit besitzen. Insbeson
dere sollte die Halbwertszeit mindestens etwa 10 Minuten, insbe
sondere 10-40, 10-25 oder 10-15 Minuten betragen. Bevorzugt werden
solche Proteine verwendet, deren Halbwertszeit um den Faktor 3-30,
insbesondere 5-20 länger ist als die Halbwertszeit von t-PA.
Als Proteine mit plaminogenaktivator-ähnlicher Wirkung seien
beispielhaft die folgenden Plasminogen-Aktivatoren genannt: LY
210825 (K2P aus "syrian hamster cell line", circ. 1990, 82,
930-940); DeltaFE3x und DeltaFE1x (K1K2P aus "chinese hamster ovary
cells", Blood 1988, 71, 216-219); DeltaFEK1 (K2P aus "mouse C127
cells", J. Cardiovasc. Pharmacol. 1990, 16, 197-203); E-6010 (Jap.
Circ. J. 1989, 53, p. 918); t-PA-Varianten (Thromb. Haemost. 1989,
62, p. 542); K2P und D-K2P (Thromb. Haemost. 1989, 62, p. 393);
MB-1018 (FK2K2P, Thromb. Haemost. 1989, 62, p. 543); FK2P (FASEB
J. 1989, 3, A1031, abstract 4791); Deltalx (Circulation 1988, 4,
II-15); KlK2P (Thromb. Res. 1988, 50, 33-41); FK1K2P (J. Biol.
Chem. 1988, 263, 1599-1602). Insbesondere werden rekombinante
Plasminogen-Aktivatoren vom Typ K2P, wie z. B. BM 06.022 (bekannt
aus EP-A-03 82 174) eingesetzt. Weitere t-PA-Muteine dieser Art
sind in den folgenden Patentanmeldungen beschrieben:
EP-A-01 96 920, EP-A-02 07 589; AU 61 804/86; EP-A-0,231,624;
EP-A-02 89 508; JP 6 31 33 988; EP-A-02 34 051; EP-A-02 63 172;
EP-A-02 41 208; EP-A-02 92 009; EP-A-02 97 066; EP-A-03 02 456;
EP-A-03 79 890.
Als Plasminogenaktivatoren kommen prinzipiell solche, insbesondere
rekombinant hergestellte Derivate des t-PA in Frage, die im
wesentlichen diejenigen Proteinbereiche des natürlichen Proteins
umfassen, die für die Fibrinolyse der Thromben zuständig sind.
Dabei können auch solche Derivate des t-PA verwendet werden, die
Deletionen oder Substitutionen einzelner oder mehrerer Aminosäuren
in der Sequenz des t-PA aufweisen, solange die Halbwertszeit
solcher Derivate gegenüber t-PA im obigen Sinne verlängert ist.
Insbesondere sind dies t-PA-Derivate vom Typ K2P.
Beispielhaft für die im Sinne der vorliegenden Erfindung in Frage
kommenden Plasminogenaktivatoren wurde der in der Europäischen
Patentanmeldung EP-A-03 82 174 näher beschriebene Plasminogen
aktivator K2P (BM 06.002) verwendet. Er besteht aus den Kringel 2
und Protease-Domänen des humanen t-PA und liegt wegen seiner
Expression in Escherichia-Coli-Zellen in unglycosilierter Form
vor. Die spezifische Aktivität von K2P beträgt 5 50 000 +/- IU/mg
(= 550 +/-200 KU/mg). K2P wird zur thrombolytischen Therapie
thrombembolischer Krankheiten (Herzinfarkt, Lungenembolie, Hirn
schlag und andere gefäßverschließende Erkrankungen) eingesetzt.
Die fehlende Glycosilierung führt zu einer herabgesetzten
Clearance und resultiert in einer gegenüber dem t-PA um mindestens
den Faktor 3-4 verlängerten Halbwertszeit. Die verlängerte
Halbwertszeit macht die Anwendung der Substanz als klinisch
wünschenswerte Mehrfach-Bolusapplikation möglich. Der thrombolyti
sche Effekt der Bolusgabe der Substanz wurde in verschiedenen
Tiermodellen untersucht. Dabei zeigte sich eine ungefähr um den
Faktor 5 erhöhte thrombolytische Wirksamkeit verglichen mit Alte
plase. Besonders beeindruckend war dabei die im Vergleich zu
Alteplase und anderen Thrombolytika rasche Eröffnung von thrombo
tisch verschlossenen Gefäßen, was eine gegenüber anderen Thrombo
lytika verminderte Zeit zur Gefäßeröffnung und damit eine raschere
Wiederdurchblutung des infarzierten Myocardgewebes bedeutet.
Aufgrund der verbesserten pharmakokinetischen Eigenschaften von
K2P kann die effektive zu applizierende Dosis verringert und K2P
kann als i. v. Mehrfachbolusinjektion verabreicht werden. Damit
wird eine sehr schnelle maximale Reperfusionsrate erreicht.
Weiterhin kann durch die Verabreichung eines Doppel- oder Mehr
fachbolus die Durchblutungsverschlechterung in der Koronararterie
nach Reperfusion (Reokklusionsneigung) signifikant verringert oder
verhindert werden. Zusätzlich ist nach Doppel- oder Mehrfachboli
der Abfall des Plasmafibrinogens geringer als nach der Einmal
bolusinjektion der gleichen Gesamtdosis.
Neben der raschen Eröffnung von thrombotisch verschlossenen Ge
fäßen ist die Verhinderung des Wiederverschlusses der eröffneten
Gefäße von großer klinischer Bedeutung, da ein erneuter Verschluß
des Infarktgefäßes zu einem klinisch bedeutsamen Reinfarkt mit den
daraus resultierenden klinischen Komplikationen führen kann.
Die Applikation von K2P als Bolus in äquieffektiver Dosis im
Vergleich zur Infusion von Alteplase führt im Tiermodell zu einer
überraschend schnellen Eröffnung der Infarktgefäße und ermöglicht
damit eine schnelle Durchblutung des infarzierten Myocardgewebes.
Im Lichte der gegenwärtigen Kenntnisse über die Thrombolyse ist
dieser beobachtete Effekt aus klinischer Sicht als sehr positiv zu
werten.
Das Problem des Wiederverschlusses von thrombolysierten Infarkt
gefäßen tritt nach den tierexperimentellen Daten auch unter dem
Einmal-Bolus von K2P in einem Maße auf, das mit anderen Thrombo
lytika vergleichbar ist. Überraschenderweise zeigt sich, daß eine
Aufteilung der Gesamtdosis an K2P in zwei oder mehrere zeitlich
versetzt injizierte Boli das Auftreten von Durchblutungsver
schlechterungen in der Koronararterie nach Reperfusion zu ver
ringern oder sogar zu verhindern mag.
Der zeitliche Abstand zwischen einer ersten und einer darauf
folgenden Bolusinjektion ist indikationsabhängig und kann zwischen
20 Minuten und 2 Stunden, vorzugsweise 30-90 Minuten betragen.
Die Injektionsdauer an sich ist relativ kurz und beträgt in Ab
hängigkeit von dem zu applizierenden Volumen etwa 0,5-3 Minuten,
wobei eine Infusionsrate von etwa 5-10 ml/min. vorteilhaft ist.
Zur Herstellung der pharmazeutischen Darreichungsform bezüglich
des Proteins mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung werden die
üblichen pharmazeutischen Hilfs- oder Zusatzstoffe verwendet.
Ferner können Stabilisierung- oder die bekannten Solubilisierungs
mittel, wie z. B. basische Aminosäuren (Arginin, Lysin oder
Ornithin) zugesetzt werden. Die Darreichungsform kann in lyophili
sierter Form oder als gebrauchsfertige Injektionslösung vorliegen.
Die Bolusinjektion kann intravenös, intramuskulär oder auch sub
cutan erfolgen, wobei die i.v. -Injektion bevorzugt ist.
Bei der Herstellung der pharmazeutischen Verpackungseinheit können
die zu verabreichenden Mengen des Proteins für die Zwei- oder
Mehrfachbolusinjektion vorzugsweise in zwei oder mehreren ge
trennten Behältnissen, wie z. B. in Ampullen, zur Verfügung ge
stellt werden. Prinzipiell ist es auch möglich, eine Multidose-Dar
reichungsform zur Verfügung zu stellen, aus der die jeweils
gewünschte Menge des Proteins durch Abziehen auf eine geeignete
Spritze entnommen werden kann. Die Ampullen können die bereits
injektionsfertige Lösung oder alternativ ein Lyophilisat des
Proteins, und gegebenenfalls weitere pharmazeutisch übliche Hilfs- oder
Trägerstoffe enthalten. Die Lyophilisate werden mit üblichen
Injektionslösungen kurz vor der Applikation versetzt, so daß eine
Lösung entsteht, die direkt appliziert werden kann.
Die Menge des Proteins mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung
kann in dem ersten und zweiten Behältnis in Abhängigkeit der
jeweiligen Bedürfnisse gleich oder auch verschieden sein. In der
Regel werden Mengen von je 3-20 MU verwendet. Bevorzugt wird für
die erste Bolusinjektion eine größere Menge des Proteins verab
reicht als für die zweite Bolusinjektion. Insbesondere werden
Mengen von 5-20 MU, insbesondere 5-15 MU für die erste und 3-15 MU,
insbesondere 3-10 MU für die zweite Bolusinjektion verwendet.
Besonders bevorzugt verwendet man etwa 10 MU für die erste und
etwa 5 MU für die zweite Injektion. Die kumulative Dosis liegt
bevorzugt im Bereich von 15-40 MU.
Für die Versuche wurde ein Hundemodell zur Simulation des Herz
infarktes benutzt. Erwachsene Beaglehunde beiderlei Geschlechts
wurden mit Barbiturat narkotisiert, intubiert und künstlich be
atmet. Es wurden arterielle und venöse Katheter gelegt, um den
Blutdruck zu kontrollieren, Substanzen zu verabreichen oder Blut
proben zu entnehmen. Der Brustkorb wurde eröffnet und das Herz
wurde dargestellt. Ein kurzer Abschnitt des Ramus circumflexus der
Arteria coronaria sinistra wurde isoliert und präpariert. An
schließend wurde die Koronararterie mit folgenden Instrumenten von
proximal nach distal versehen: Einem elektromagnetischen Kopf zur
Messung des Blutflusses in der Herzkranzarterie, eine Stimulations
elektrode, eine einstellbare Schraube und einen Faden. Die Spitze
der Stimulationselektrode wurde durch die Wand der Herzkranz
arterie durchgeführt und innerhalb des Gefäßes so gelegt, daß die
Nadelspitze mit der Innenfläche des Gefäßes in Berührung kam. Die
Schraube wurde so eingestellt, daß 90% der reaktiven Hyperämie in
Folge einer kurzfristigen Durchblutungsunterbrechung der Koronar
arterie ausgeschaltet wurden.
Der Thrombus in der Koronararterie zur Auslösung des Herzinfarktes
wurde nach der ursprünglich von Romson et al. (Thromb. Res. 1980;
17: 841-853) beschriebenen Methode gebildet. Die Methode wurde in
der modifizierten Fassung von Shebuski et al. (J. Pharmacol. Exp.
Ther. 1988; 246: 790-796) angewendet. Über die Stimulationselek
trode wurde ein 150 mikro Ampere Gleichstrom an die Koronararterie
angelegt und so lange aufrechterhalten bis der Blutfluß in der
Koronararterie auf 0 ml/min abfiel und mindestens 3 Minuten dort
blieb. Anschließend durfte der Thrombus noch 30 Minuten altern. In
dieser Zeit wurden die Tiere heparinisiert in einer Dosis von 1000
units/Tier/Stunde. 30 Minuten nach Thrombusbildung wurde das
Fibrinolytikum oder das Lösungsmittel als eine 1-minütige i. v.
Bolusinjektion sechs Tieren pro Gruppe verabreicht. BM 06.022
wurde in vier Dosen verabreicht: 50, 100, 140 und 200 KU/kg.
Alteplase wurde ebenfalls in vier Dosen gegeben: 200, 800, 1130
und 1600 KU/kg (= 2 mg/kg). Die spezifische Aktivität von Alteplase
betrug 8 00 000 IU/mg (= 800 kU/mg). Plasmaproben wurden vor und
wiederholt nach Injektion der Fibrinolytika gewonnen, um die
Konzentration der Aktivität von BM 06.022 oder Alteplase nach der
Methode von Verheÿen et al. (Thromb. Haemostas. 1982; 48: 266-269)
zu bestimmen. Eine Reperfusion wurde angenommen, falls
mindestens 33% des Ausgangsblutflusses in der Koronararterie
wiedererreicht wurden. Entsprechend wurde die Zeit bis zur Reper
fusion vom Beginn der Injektion bis zum Erreichen dieses Blut
flusses definiert. In je einer weiteren Versuchsgruppe wurde BM
06.022 in einer Dosis von 140 KU/kg und Alteplase in einer Dosis
von 800 KU/kg (= 1 mg/kg) intravenös über 90 Minuten als Dauer
infusion verabreicht (10% der Gesamtdosis als initialer i. v.
Bolus).
Abb. 1 zeigt die Dosis-Wirkungsbeziehung für die Reperfusion
srate nach Bolusinjektion von BM 06.022 oder Alteplase. Eine
100%ige Reperfusionsrate (6 von 6 Tieren) wurde mit i. v. Bolusin
jektion von 200 KU/kg bei BM 06.022 erreicht. Bei der gleichen
Dosis reperfundierte keines der mit Alteplase injizierten Tiere.
Zur Erzielung des gleichen, maximalen Effektes war eine Injektion
von 1600 KU/kg (= 2 mg/kg) Alteplase notwendig. Diese Injektions
dosis ist ungefähr doppelt so hoch wie die gegenwärtig in der
Klinik als Infusion eingesetzte Dosis von Alteplase (ca. 1 mg/kg).
Die höhere thrombolytische Potenz von BM 06.022, wie sie durch die
Linksverschiebung der Dosiswirkungskurve veranschaulicht wird,
kann durch die verbesserten pharmakokinetischen Eigenschaften von
BM 06.022 (siehe Abb. 2) erklärt werden. Die Gesamtplasma-Clearance
von BM 06.022 beträgt 4.4 ± 0.4 und die von Alteplase
20.4 ± 2.0 ml/min-1·kg-1. Damit ist die Gesamtplasma-Clearance
(ein Maß für die Entfernung einer Substanz aus dem Plasma) von
BM 06.022 ca. 4,6fach langsamer als die von Alteplase. Weiterhin
wurde gefunden, daß Alteplase nach Infusion eine zwei mal höhere
Reperfusionsrate als nach Einmal-Bolusinjektion der gleichen Dosis
(800 KU/kg) erreichte. BM 06.022 in einer Dosis von 140 KU/kg
zeigt die gleiche Reperfusionsrate (4 von 6 Tieren) nach Injektion
und nach Infusion, aber die Zeit bis zur Reperfusion war nach
Injektion signifikant kürzer (Tabelle 1).
Die Ergebnisse zeigen, daß Alteplase günstigere thrombolytische
Erfolge nach Infusion als nach Injektion aufweist. Dieser Befund
deckt sich mit der klinischen Praxis, in der Alteplase üblicher
weise als Infusion verabreicht wird (Chesebro et al., Circulation
1987; 76: 142-254). Die langsamere Elimination von BM 06.022 im
Vergleich mit Alteplase aus dem Plasma führte zu einer höheren
thrombolytischen Potenz von BM 06.022. Dadurch ist nicht nur eine
Dosisverringerung möglich, sondern es findet sich nach einmaliger
i. v. Bolusinjektion überraschenderweise eine schnellere Reperfu
sion als nach Infusion.
Für die Versuche in Beispiel 2 wurde das gleiche Hundemodell der
Koronararterien-Thrombose wie in Beispiel 1 beschrieben benutzt.
Im Gegensatz zu den Versuchen in Beispiel 1 war jedoch das Throm
busalter bei Verabreichung der Substanzen eine Stunde anstatt nur
30 Minuten. BM 06.022 wurde entweder als eine einmalige i. v.
Bolusinjektion oder als eine Doppel-Bolus-Injektion jeweils über 1
Minute verabreicht. Die Einmal-Bolus-Dosis betrug 140 oder 280 KU/kg.
In den beiden Gruppen mit der Doppel-Bolus-Verabreichung
betrug die erste Bolus-Dosis 140 KU/kg jeweils, gefolgt von dem
zweiten Bolus in einer Dosis von 140 oder 50 KU/kg BM 06.022
44 Minuten später. Jede der vier Versuchsgruppen bestand aus sechs
Hunden. Zusätzliche Parameter für die Auswertung waren das Maximum
des koronaren Blutflusses, das nach Reperfusion gemessen wurde, und
der koronare Blutfluß bei Beendigung des Versuches drei Stunden
nach Injektion. Weiterhin wurde die kumulative Patencyzeit berech
net; darunter versteht man die Summe der Zeitintervalle nach
Reperfusion, in denen ein koronarer Blutfluß vorhanden war. Das
Tiermodell ist so angelegt, daß typischerweise nach Reperfusion
zyklische Flowvariationen mit Reokklusion auftreten. Bei Versuchs
ende wurde der Restthrombus entnommen und sein Feuchtgewicht
gemessen.
In beiden Gruppen mit Einmal-Bolus-Injektion betrug die Reper
fusionsrate vier von sechs Tieren. In den Doppel-Bolus-Gruppen war
sie höher und betrug sechs von sechs oder fünf von sechs Tieren
(Tabelle 2). Die in Tabelle 3 dargestellten Ergebnisse für die
kumulative Patencyzeit, den koronaren Blutfluß und das Restthrom
busgewicht zeigen, daß eine Doppel-Bolus-Verabreichung von
BM 06.022 signifikant die kumulative Patencyzeit verlängert, signifi
kant den koronaren Blutfluß erhöht, dieser auch bei Versuchsende
signifikant erhöht geblieben ist und das Rest-Thrombusgewicht
signifikant im Vergleich mit der Einmal-Bolus-Injektion von
140 KU/kg erniedrigt hat. Abb. 3 zeigt, daß eine Erhöhung der
Einmal-Bolus-Injektion von 140 auf 280 KU/kg den koronaren Blut
fluß nicht deutlich verbessern kann. Es werden immer noch starke
zyklische Flowvariationen beobachtet. In Abb. 4 ist dagegen
zu erkennen, daß die Doppel-Bolus-Verabreichung von 140 und 140 KU/kg
BM 06.022 den koronaren Blutfluß deutlich im Vergleich mit
der Einmal-Bolus-Injektion von 140 KU/kg BM 06.022 verbessert. Der
gleiche Effekt auf den koronaren Blutfluß kann auch durch die
Doppel-Bolus-Verabreichung von 140 und 50 KU/kg BM 06.022 erzielt
werden (Abb. 5). Wie Tabelle 4 zeigt, verhindert die Auf
teilung einer Gesamtdosis von 280 KU/kg auf 140 und 140 KU/kg
anstatt der Einmal-Bolus-Injektion der gleichen Gesamtdosis an
BM 06.022 den signifikanten Abfall des Plasmafibrinogens.
Die Ergebnisse zeigen, daß die Verschlechterung des koronaren
Blutflusses nach Reperfusion, die an diesem Modell in Simulation
von Patienten mit Reokklusionsneigung intrinsisch auftritt, durch
die Einmal-Bolus-Injektion selbst in der höheren Dosis nicht
verhindert werden kann. Dagegen ist die Verabreichung eines
Doppel-Bolus überraschenderweise in der Lage, sowohl die kumula
tive Patencyzeit zu verlängern als auch den Flow quantitativ zu
erhöhen und bis zum Versuchsende erhöht aufrechtzuerhalten.
Zusätzlich hat die Doppel-Bolus-Injektion den überraschenden
Vorteil eines geringeren Abfalls des Plasmafibrinogens im Gegen
satz zur Einmal-Bolus-Injektion derselben Gesamtdosis. Die Höhe
des Zweitbolus in der Doppel-Bolus-Verabreichung kann dabei
variabel gestaltet werden, ohne den Erfolg einzuschränken.
Abb. 1 stellt den thrombolytischen Dosiswirkungsbereich von
BM 06.022 und Alteplase nach 1minütiger i. v. Injektion an Hunden
mit Koronarthrombose dar. Die Reperfusionsrate (%) bedeutet den
Prozentsatz reperfundierter Hunde innerhalb einer Dosisgruppe
(n=6 pro Dosis). Die Dosiswirkungskurven wurden mit Hilfe einer
halblogarithmischen Regressionsanalyse erstellt. Die Alteplase
gruppe ohne Reperfusion (bei 200 KU/kg) wurde von der Regression
sanalyse ausgeschlossen.
Abb. 2 zeigt den pharmakokinetischen Vergleich der Plasma
konzentrations-Zeitkurven für die Aktivität von BM 06.022 und
Alteplase an anästhesierten Hunden. Eine 1-minütige i. v. In
jektion von 140 KU/kg BM 06.022 oder 800 KU/kg (= 1 mg/kg) Alte
plase wurde sechs Hunden pro Substanz verabreicht. Die Daten
stellen den arithmetischen Mittelwert dar. Die Ausgangskonzentra
tion wurde von den nachfolgend gemessenen Konzentrationen abgezo
gen.
Abb. 3 zeigt den Zeitverlauf des koronaren Blutflusses vor und
nach einer einmaligen i. v. Bolusinjektion mit 140 oder 280 KU/kg
BM 06.022 zum Zeitpunkt t = 0 Minuten. Die Daten sind Mittel
werte + SEM; n = 4 reperfundierte Hunde pro Gruppe. Pre stellt den
Ausgangsblutfluß dar.
Abb. 4 zeigt den Zeitverlauf des koronaren Blutflusses vor und
nach einer Einmal i. v. Bolusinjektion von 140 KU/kg BM 06.022
n-4) zum Zeitpunkt t = 0 Minuten oder einer Doppel-Bolus-Injektion
von 140 und 140 KU/kg BM 06.022 (n = 6) zum Zeitpunkt t = 0 und
t-44 Minuten. Die Daten sind Mittelwerte + SEM; Pre ist der Aus
gangsblutfluß.
Abb. 5 stellt den Zeitverlauf des konoaren Blutflusses vor
und nach Doppel-Bolus-Verabreichung von 140 und 140 KU/kg (n = 6)
oder 140 und 50 KU/kg BM 06.022 (n = 5) zum Zeitpunkt t = 0 und
t-44 Minuten. Die Daten stellen den Mittelwert + SEM dar; Pre ist
der Ausgangsblutfluß.
Claims (11)
1. Pharmazeutische Verpackungseinheit zur Behandlung von throm
boembolischen Erkrankungen, umfassend im wesentlichen zwei
Bestandteile, wobei der erste Bestandteil eine pharmazeutisch
übliche Darreichungsform eines Proteins mit plasminogen
aktivator-ähnlicher Wirkung mit einer gegenüber t-PA ver
längerten Halbwertszeit in einem oder mehreren Behältnissen
ist, und der zweite Bestandteil aus einem Hinweis zur
Applikation dieses Proteins in Form einer fraktionierten Gabe
von zwei oder mehreren Bolusinjektionen besteht.
2. Verpackungseinheit gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Protein mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung
eine um den Faktor 2-30 verlängerte Halbwertszeit gegenüber
t-PA aufweist.
3. Verpackungseinheit gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Halbwertszeit 10-30 Minuten beträgt.
4. Verpackungseinheit gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Protein K2P ist.
5. Verwendung eines Proteins mit plasminogenaktivator-ähnlicher
Wirkung und einer gegenüber von t-PA verlängerten Halbwerts
zeit zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von
thromboembolischen Erkrankungen, dadurch gekennzeichnet, daß
die Applikation des Proteins in Form einer fraktionierten
Gabe von zwei oder mehreren Bolusinjektionen erfolgt.
6. Verwendung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
fraktionierte Gabe zwischen einer ersten und einer zweiten
Bolusinjektion innerhalb eines Zeitabstandes von 10 Minuten
bis zu 3 Stunden erfolgt.
7. Verwendung gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Zeitabstandes 30 Minuten bis zu 2 Stunden beträgt.
8. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 5-7, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Protein mit plasminogenaktivator-ähnlicher
Wirkung vom Typ K2P ist.
9. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 5-8, dadurch gekenn
zeichnet, daß pro Einzelbolusinjektion eine Menge von 3-30 MU
appliziert wird.
10. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 5-9 zur Herstellung
eines Arzneimittels zur Behandlung des Herzinfarkts, der
Lungenembolie, des Hirnschlags oder zur Behandlung von akuten
oder chronischen, arteriellen, venösen oder peripheren Ver
schlußkrankheiten.
11. Verfahren zur Herstellung eines Arzneimittels enthaltend ein
Protein mit plasminogenaktivator-ähnlicher Wirkung und einer
gegenüber von t-PA verlängerten Halbwertszeit zur Behandlung
von thromboembolischen Erkrankungen, dadurch gekennzeichnet,
daß eine das Protein enthaltende übliche pharmazeutische
Darreichungsform zusammen mit dem Hinweis zur Applikation in
Form einer fraktionierten Gabe von zwei oder mehreren Bolus
injektionen zur Verfügung gestellt wird.
Priority Applications (15)
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8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: ROCHE DIAGNOSTICS GMBH, 68305 MANNHEIM, DE |
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8131 | Rejection |