DE4105917A1 - Verfahren zur verarbeitung fotografischer materialien - Google Patents
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Description
Fotografische Verarbeitungsverfahren werden üblicherweise kontinuierlich durch
geführt. Dazu ist es erforderlich, daß die fotografischen Verarbeitungsbäder,
beispielsweise Entwicklungsbäder, Bleichbäder, Fixierbäder, Stopbäder, Stabi
lisierbäder oder Bleichfixierbäder ständig entsprechend der Menge des zu
verarbeitenden fotografischen Materials regeneriert werden, damit stets die
gewünschte Konzentration an Verarbeitungschemikalien erhalten bleibt. Da bei den
meisten fotografischen Verarbeitungsschritten Chemikalien aus dem Material oder
aus dem Verarbeitungsbad freigesetzt werden, die bei Anreicherung sich störend
bemerkbar machen können, wird die Regenerierlösung in einer Menge zugesetzt, die
größer ist als die, die das Material ohnehin aus dem Bad transportiert, so daß ein
Überlauf entsteht. Dieser Überlauf wird aus ökonomischen und ökologischen Grün
den gesammelt, gereinigt, chemisch aufbereitet und dem System erneut zugeführt.
Um die Chemikalienverluste möglichst gering zu halten, gehört es zum Stand der
Technik, daß das Fotomaterial, bevor es den Chemikalientank verläßt, von an
haftender Flüssigkeit befreit wird. Man verwendet dazu unterschiedliche Methoden,
z. B. einseitig oder beidseitig aufliegende Gummilippen ("Abstreifer"), eine
Vakuumabsaugung oder eine Druckluftabblasung. Alle drei Verfahren haben auch
bei optimaler Einstellung und geometrischer Anpassung einen Wirkungsgrad von
höchstens 50 bis 70%. Bei keinem der genannten Verfahren werden die Chemi
kalien, die sich nicht auf der Oberfläche des Materials sondern in den Emul
sionsschichten befinden, entfernt oder von der Verschleppung zurückgehalten.
Hier treten demnach nennenswerte Verluste an Chemikalien auf, die erst bei den
nachfolgenden Wässerungsstufen aus dem Material entfernt werden und dabei in das
Abwasser gelangen.
Aufgabe der Erfindung war es, diese Verluste möglichst quantitativ zu verhindern
und somit ein nahezu vollständiges Recycling fotografischer Verarbeitungsbäder zu
ermöglichen.
Aus DE-A-40 11 613 ist es bekannt, die aus den Chemikalienbädern verschleppten
Chemikalien durch eine nachgeschaltete Wässerung in einem Mehrkammersystem
aufzufangen und die sich in bestimmten Kammern anreichende Flüssigkeit durch
Umkehrosmose oder Eindampfung aufzukonzentrieren und danach dem Kreislauf
wieder zuzuführen. Dieses Verfahren ist verfahrenstechnisch und apparativ
aufwendig und wenig effizient, da der Ablauf der chemikalienbeladenen Wässer
immer aus der mittleren von drei oder fünf Kammern erfolgt.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird nun so gelöst, ohne daß sich die Nachteile des
zuvor behandelten Standes der Technik ergeben, daß man das fotografische Material
im Anschluß an das Behandlungsbad durch eine ansteigende Kammer, die das foto
grafische Material eng umschließt, von unten nach oben führt und von oben her mit
Wasser beaufschlagt, das der Schwerkraft entsprechend dem Lauf des fotografischen
Materials entgegenströmt. Die Kammer, im Idealfall ein der Geometrie des foto
grafischen Materials im Querschnitt angepaßtes Rohr, das vorzugsweise senkrecht
angeordnet ist, kann in die Behandlungsflüssigkeit eintauchen oder vorzugsweise
kurz darüber enden.
Pro m2 in der Kammer befindlichen Material weist diese ein Volumen von 1000 bis
5000 cm3 auf. Die ansteigende Kammer hat vorzugsweise über ihre Länge stets den
gleichen Querschnitt; ihre Länge ist so an die Transportgeschwindigkeit des
Materials anzupassen, daß sich eine Verweilzeit innerhalb der Kammer von 6 bis
60s ergibt. Bei einer Geschwindigkeit von 1 m/min sollte die Kammer eine Länge
zwischen 10 und 100 cm besitzen.
Bei schneller laufender Maschine und bei einer zur Verfügung stehenden Raum
höhe, die eine Kammer in der erforderlichen Länge nicht zuläßt, kann die Kammer
gestaffelt sein und sich neben dem die Verarbeitungschemikalien enthaltenden Tank
befinden, wobei das verwendete Wasser durch Pumpen wieder auf das erforderliche
Niveau gebracht wird.
In einer vereinfachten Ausführungsform, die aber dennoch zuverlässig die gestellte
Aufgabe erfüllt, kann auf die Seitenwände der Kammer, die den Kanten der Ma
terialbahn am nächsten kommen, verzichtet werden. Damit gestaltet sich das Ein
fächeln besonders einfach. Durch die Belegung der beiden verbleibenden Wände
z. B. mit einem Schaumstoff besteht keine Gefahr, daß das aufgebrachte Wasser seit
lich aus der nun offenen Kammer austritt, da es durch die Oberflächenspannung
bzw. die Kapillarkräfte innerhalb der Kammer gehalten wird.
Erfindungsgemäß gelangt das nun mit Chemikalien beladene Wasser aus der
Kammer in den Chemikalientank, über dem sie angeordnet ist. Die dadurch bedingte
Verdünnung des Chemikalienbades wird ausgeglichen, indem man die zur Regenie
rung des Bades benötigten Chemikalien in möglichst konzentrierter Form als
Flüssigkonzentrat oder sogar als Feststoff zugibt. Weiterhin kann die Verdünnung
dadurch ausgeglichen werden, daß das Chemikalienbad selbst permanent an eine
Konzentrierungseinheit, z. B. eine Verdampfereinheit, eine Umkehrosmose oder eine
Ultrafiltration, angeschlossen ist, durch die ständig ein Teil des Chemikalienbades
geführt wird.
Die Innenseiten der Wässerungskammer sind vorteilhafterweise mit einem Material
ausgekleidet, das die Oberfläche des fotografischen Materials nicht schädigt,
beispielsweise mit Schaumstoff, Polyamidplüsch, Polyamidnetz, Polypropylenp
lüsch, Polypropylentuch, Edelstahlnetz oder feinst durchbrochenes Edelstahlblech.
Die ausgekleidete Oberfläche ist vorzugsweise der Emulsionsschichtseite des Ma
terials zugewandt. Der Zwischenraum zwischen diesen Auskleidungsmaterialien
und der Kammerwand kann durch kapillaraktive Substanzen wie Cellulosefasern
oder Silikagel ausgefüllt sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet mit ausgezeichneter Effizienz, wenn pro
m2 fotografisches Material mit einer Emulsionsschicht von 10 µm mit 10 bis 400 ml
Wasser, vorzugsweise 50 bis 200 ml Wasser und insbesondere 75 bis 150 ml
Wasser, befeuchtet wird. Für Fotomaterialien mit anderen Schichtdicken ändert sich
der Wert entsprechend.
10 m2 eines üblichen Colornegativpapieres wurden bildmäßig belichtet, entwickelt,
gebleicht und fixiert, wobei zwischen Entwickeln und Bleichen ein Stopbad und
eine erste Wässerung, zwischen Bleichen und Fixieren eine zweite Wässerung und
nach dem Fixieren eine dritte Wässerung vorgesehen waren. Das verwendete
Bleichbad wies dabei eine Konzentration von 112 g des Eisenammonium
komplexsalzes der Ethylendiamintetraessigsäure (NH4-Fe-EDTA) auf. Nach dem
Bleichbad wurde das Material wie üblich mit Gummilippen abgestreift. In
Abänderung des üblichen Verfahrens durchlief das Colorpapier nach dem Bleichbad
einen Wässerungstank mit 8 l Inhalt, der während der Verarbeitung keine
Frischwasserzufuhr erfuhr. Nach Verarbeitung der 10 m2 Colornegativpapier wurde
die Konzentration an NH4-Fe-EDTA in dieser Wässerungsstufe bestimmt und
daraus auf die Wirksamkeit der Abstreiferlippen geschlossen.
Analytisch wurde eine Konzentration von 8,2 g NH4-Fe-EDTA/l bestimmt.
Es wurde wie im Beispiel 1 verfahren, jedoch mit dem Unterschied, daß das 8,9 cm
breite Fotomaterial nach Passieren des Bleichbadtanks und der Gummilippen durch
ein 60 cm langes Rohr mit einer lichten Weite von 3 mm, und einer Breite von
10 cm, das mit einem Polypropylengewebe ausgekleidet war, mit einer Geschwin
digkeit von 1 ml/min geführt wurde. Das Rohr war senkrecht über dem Bleichbad
angebracht und tauchte in das Bleichbad nicht ein. Der Abstand zum Bleichbad
betrug 5 cm. Am oberen Ende des Rohres wurde pro m2 Colorpapier eine Menge
von 70 ml <Wasser aufgegeben. Nach dieser Passage durchlief das Papier wiederum
den Wässerungstank mit 8 l Inhalt, der nicht mit Frischwasser ergänzt wurde. Nach
Verarbeitung von 10 m2 Papier wurde analytisch in dieser Wässerung erneut die
Konzentration an NH4-Fe-EDTA bestimmt: 410 mg/l. Das erfindungsgemäße Ver
fahren ist somit 20mal effektiver als der konventionelle Abstreifer.
Es wird wie im Beispiel 2 verfahren, jedoch mit dem Unterschied, daß das 8,9 cm
breite Fotomaterial zwischen zwei parallel angeordneten Platten von 60 cm Länge
und 10 cm Breite durchgeführt wird. Die Platten sind jeweils auf der dem Foto
material zugewandten Seite mit Schaumstoff von 1,5 mm Dicke ausgekleidet. Das
Material liegt an beiden Platten bzw. am Schaumstoff an.
Wie im Beispiel 2 wurde die Effizienz der Kammer über die Konzentration an
NH4 Fe EDTA in der nachfolgenden Wässerung bestimmt: 470 mg/l.
Claims (6)
1. Verfahren zur Behandlung eines fotografischen Materials mit einem Bad, das
wenigstens eine Verarbeitungschemikalie enthält, dadurch gekennzeichnet,
daß man das fotografische Material im Anschluß an das Behandlungsbad
durch eine ansteigende Kammer, die das fotografische Material eng
umschließt, von unten nach oben führt und von oben her mit Wasser
beaufschlagt, das der Schwerkraft entsprechend dem Lauf des fotografischen
Materials, entgegenströmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer pro
m2 darin befindliches Material ein Volumen von 1000 bis 5000 cm3 hat.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kammer über
ihre Länge stets den gleichen Querschnitt hat und die Länge so an die
Transportgeschwindigkeit des Materials angepaßt ist, daß sich eine
Verweilzeit innerhalb der Kammer von 6 bis 60 s ergibt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß pro m2 fotogra
fisches Material 10 bis 400 ml Wasser in der Kammer auf das fotografische
Material aufgebracht werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenwände
der Kammer in Nachbarschaft zu den Kanten des Materials fehlen.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser nach
Passieren der Kammer in das Chemikalienbad, mit dem das Fotomaterial
behandelt wurde, läuft und die dadurch erzeugte Verdünnung des Chemi
kalienbades durch Aufkonzentrieren des Bades wieder ausgeglichen wird.
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