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Laufendes und lenkbares Schaukelgestell für Schaukelpferde und sonstige
durch Schaukeln fortzubewegende Vorrichtungen. Die Erfindung bezweckt, das altbeliebte
Schaukelpferd aus seiner Gebundenheit an den Fleck zu erlösen und es dadurch zu
einem geradezu idealen Spielzeug zu machen. An Versuchen, dies Problem zu lösen,
hat es nicht gefehlt, doch wird im vorliegenden Falle das Ziel mit besonders einfachen
Mitteln. erreicht. Die der Erfindung am nächsten kommenden Lösungen benutzen verschieden
geformte, drehbare Hebel, die unter den Kufen hervorragen, so daß sie sich beim
Schaukeln wider den Boden stemmen und dadurch das Schaukelpferd ruckweise vorwärts
stoßen. Auch im günstigsten Falle, bei serienweiser Anordnung kleinerer Hebel längs
der Kufen, wird nur ein geräuschvolles Hoppeln erreicht, das
für
den Boden schädlich und für das spielende Kind bedenklich werden kann. Bei vorliegender
Erfindung rollt das Schaukelgestell auf dem Boden, und zwar bei Vor- und Rückwärtsschaukeln,gleichmäßig
und stetig. Durch . einseitiges Ausschalten des Fortbeweguings. mechanismus läßt
es sich genau so lenken wie die erwähnten Hebelschaukeln.
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Der Grundgedanke der Erfindung ist die , Verwendung eines spiralig
geformten Rollkörpers zur Verwandlung der Abwärtsbewegung der Kufen beim Schaukeln
in eine fortschreitende Bewegung. Diese Rollkörper sind längs der Kufen in gesetzmäßig
durch die Krümmung der Kufen und Größe der Rollkörper bedingten Abständen angebracht.
In j Abb. z ist ein Ausführungsbeispiel als Schaukelpferd in der Gesamtansicht dargestellt.
Zwischen den zweckmäßigerweise aus je zwei parallelen Teilen bestehenden Kufen u,
die durch Querstreben miteinander starr verbunden sind, sind die möglichst reibungslos
drehbaren Rollkörper b angebracht. c ist der Zügel und dient zum Lenken durch Ausschalten
der Rollkörper. Abb. z dient zur Erläuterung der Wirkungsweise der Rollkörper. ,
Ihr wirksamer Teil ist eine Spirale p (in der Abb. 2 doppelt ausgezogen), die die
Eigenschaft hat, daß die Verbindungslinie von 0 und dem Berührungspunkte einer jeden
Tangente u oder ul an diese Spirale von dem ! auf diese betreffende Tangente aus
o gefällten Lot v oder v1 um einen stets gleichen Winkel a abweicht. Der Winkel
muß einerseits genügend groß sein, um bei Druck von oben ein Abrollen einzuleiten,
wobei auch zu berücksichtigen ist, daß beim Rückwärtsschaukeln der Druck nicht genau
senkrecht, sondern ein wenig im gleichen Sinne geneigt wirkt. Anderseits darf der
Winkel nicht so groß sein, daß ein Abgleiten des Rollkörpers auch auf glattem Boden
stattfinden kann. Er wird je nach dem gewählten Material für den Rollkörper verschieden
sein. Die in dem Beispiel der Abb. a dargestellte Spirale ist eine für einen Winkel
a von 15' berechnete logarithmische Spirale. Bei gegebenem Punkte A würde
die größte Ausnutzbarkei,t I der Kurve bis D reichen. Diese wirksamste i Form (für
einen Winkel a = 15') wäre dann durch die Spirale von A bis D und
die Linie t
begrenzt. Durch andere als geradlinige Begrenzung bei t (Ausbuchtung
nach rechts), läßt sich eine Form konstruieren, deren. Schwerpunkt auf v liegt,
die also von selbst die günstigste Lage einnimmt- bzw. in diese nach erfolgter Betätigung
zurückkehrt, wodurch die Grundlagen für die Konstruktion, des einfachsten Beispiels
vorliegender Erfindung gegeben sind. Nun läßt sich aber der Rollkörper auch symmetrisch
ausgestalten, wird also durch die spiraligen Linien p und g und außerdem zwecks
Abrundung durch den kleinen Bogen s begrenzt. Hier muß eine beliebige Vorrichtung,
wie sie ähnlich schon bei Hebelschaukeln verwendet worden ist, z. B. eine geeignet
angebrachte schwache Feder, den Rollkörper in seiner günstigsten Stellung festhalten
bzw. ihn nacherfolgter Betätigung in diese zurückführen. Wird durch eine weitere
Vorrichtung eine Änderung der Lage des Rollkörpers in dem Sinne bewirkt, daß dessen
Spitze t spiegelbildlich zu v, dem Lot, auf die Unterlage zu liegen kommt, so rollt
der Körper auf die Kurve g ab, es tritt also Rückwärtslaufen ein. Bei diesen und
ähnlichen Konstruktionen muß die immer durch 0 gehende Achse so hoch über dem unteren.
Rande der Kufe liegen, wie,es der Entfernung von 0 bis zum nächsten Punkte des spiraligen
Randes entspricht. Um ein gleichmäßiges Übergreifen der Bewegung von einem Rollkörper
auf den nächsten zu gewährleisten, muß beim Aufhören der Wirkung des einen Rollkörpers
der benachbarte sogleich in Tätigkeit treten oder besser noch kurz vorher, die Spitze
des letzteren muß also den Boden bereits berühren. Diese beiden Forderungen -Abstand
der Achse vom Rande und gegenseitige Wechselbeziehungen der Rollkörperbestimmen
den Abstand der Rollkörper voneinander.
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Eine weitere Möglichkeit für die Form des Rollkörpers ist die Verbindung
der Spiralen und g mit einem Kreisbogen y. Der Vorteil ist verminderte Reibung der
Gesamtbelvegung. Ohne den Kreisbogen schleifen die Kufen neben dem gerade wirkenden
Rollkörper auf dem Boden, hier aber rollt das Schaukelgestell auf dem Kreisbogen
Y, der natürlich genügend weit über den Kufenrand hervorragen muß, bis der benachbarte
Rollkörper ausgewirkt hat und der zweitnächste in Funktion tritt. Dies könnte auch
durch besondere Rollen erreicht werden, vermehrt aber dann die Zahl der Achsen und
stört beim Lenken. Im dargestellten Beispiel ist der Kreisbogen doppelt so lang
konstruiert, als die spiralige Rollfläche von A bis C- lang ist, mit Rücksicht auf
das Umkehren der Schaukelbewegung, das gerade dann erfolgen kann, wenn der Punkt
E eines Rollkörpers den Boden berührt, d. h. wenn der etwa links benachbarte Rollkörper
ausgewirkt hat und nun der rechts benachbarte in Funktion tritt, ohne daß der betrachtete
Rollkörper in seine Ruhelage zurückkehren kann. Der Abstand der Rollkörper voneinander
wird in diesem Falle durch die Überlegung gegeben, daß die Spitze eines Rollkörpers
in dem Augenblick den Boden erreichen muß, wenn zwei vorhergehende mit den Kreisbögen
Boden
berühren. Für alle Formen gilt: sind die Kufen Kreisbögen, so bleibt der Abstand
der Rollkörper gleich. Verlaufen sie, was des erschwerten Umkippens wegen vorzuziehen
ist, nach den Enden zu flacher, so vergrößern sich ihre Abstände voneinander allmählich.
Je stärker die Kufen gekrümmt sind, um so größer ist die Anzahl der möglichen Rollkörper,
um so größer auch die Laufgeschwindigkeit des Schaukelgestells. Aber auch das Vergrößern
des Winkels a bewirkt eine Erhöhung der Geschwindigkeit.
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Abb. 3 und 4. zeigen eine praktische Ausführungsform für einen mit
einem Kreisbogen kombinierten Rollkörper symmetrischer Form, also für Vor- und Rückwärtslaufen
mit nur rollender Reibung. a sind die Kufen; b ist ein Rollkörper, d dessen
Achse; e sind deren Lager; ,1 ist die Befestigungsstelle, etwa ein Bolzen, für eine
zur Feder g gehende biegsame Verbindung h, etwa eine Schnur; i ist
die Befestigungsstelle für eine Abzweigung k von dem über alle Rollkörper hinweglaufenden
Zügel c; Z ist ein umlegbarer Hebel mit der ihm als Anschlag dienenden Abbiegung_m,
dem Haken n, an dem die Feder o -befestigt ist, und der Öse o, an der eine beliebig
konstruierte, nicht gezeichnete Vorrichtung zum Umlegen aller Hebel einer Seite
angreift, z. B. eine an den Kufenenden über Rollen laufende Schnur, die einerseits
alle Hebel L miteinander verbindet, anderseits an einem an beliebiger Stelle angebrachten
Hebel, etwa in der Nähe des Fußes, befestigt ist, durch dessen Umlegen alle Hebel
l ebenfalls umgelegt werden. Bei dieser Konstruktion bietet sich außer der Möglichkeit,
durch Ziehen am Zügel c, die Reitfigur zu lenken, wobei die Rollkörper in die Höhe
gedreht werden, was außerdem noch beliebig abgestuft werden kann, auch noch die
Möglichkeit, die Rollkörper der einen Kufe nach rückwärts, die der anderen nach
vorwärts laufen zu lassen, wodurch das gesamte Schaukelgestell sich auf dem Fleck
umdrehen muß.
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Die Zügel c laufen zweckmäßigerweise an den hinteren Enden der Kufen
über Rollen nach innen zur anderen Kufe hin, um miteinander verbunden zu werden.
Bei gleichzeitigem Ziehen an beiden Zügelenden wird der Zügel lediglich ,angespannt
und bietet dem Schaukelnden einen festen Halt.
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Zum Umlegemechanismus ist zu erwähnen, daß der Winkel, um den die
Spitze des Rollkörpers nach vorn gedreht werden muß, nicht etwa, wenn a gleich 15°
gewählt wird, 30'
betragen muß, sondern es kommen noch beiderseits die Winkel
hinzu, die die Tangente an die Kufe unterhalb der Achse d mit dem Boden bildet,
wenn die Spitze des Rollkörpers diesen berührt, bei sich ändernder Krümmung der
Kufen also verschiedene Winkel, so daß dann die neue Lage zur alten nicht spiegelbildlich
in bezug auf eine durch den Krümmungsmittelpunkt der betreffenden Kufenstell:e und
die Achse d gehende Linie ist. In Beispiel der Abb. 3 ist angenommen, daß die Krümmung
nach links abnimmt, was in der Konstruktion von m und n berücksichtigt
ist. Bei spiegelbildlicher Stellung müßte die neue Zugrichtung der Feder (gestrichelt
dargestellt) durch ml gehen. Zweckmäßig werden an den Kufen noch Sperren angebracht,
etwa hinter dem Bolzent, um ein Überdrehen des Rollkörpers zu verhindern.
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Sämtliche konstruktiven Einzelheiten können durch andere ersetzt werden;
das Prinzip der Erfindung gestattet eine unerschöpfliche Fülle von Abänderungen
und ermöglicht den verschiedensten Ansprüchen . gerecht werdende Konstruktionen,
von der einfachsten, nur vorwärts laufenden bis zur Luxusausstattung mit Kugellagern
und gummibelegten Rollkörpern, von langsam laufenden bis zu größere Geschwindigkeiten
entwickelnden »Rennpferden«, Irgendwelcher besonderer Kraft bedarf die Betädgung
des Schaukelgestells nicht, denn außer der beliebig gering zu machenden Reibung
ist nur der unerhebliche Widerstand der Federn zu überwinden, die entsprechend schwach
gewählt werden müssen.
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Ein Klappern beim Schaukeln ist nicht zu biefürchte'n, denn die Rollkörper
stoßen nicht auf den Boden auf, sondern streifen ihn infolge der ständigen Fortbewegung
an, was bei präziser Konstruktion auch ohne Gummibelag nahezu geräuschlos geschehen
muß.